Brutales Geschäft

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Hoffi
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Beitrag: # 126980Beitrag Hoffi
2.5.2004 - 14:54

Am gestrigen Abend des 15. März 2004 wurde ich von einer freudigen Nachricht in Kenntnis gesetzt. In einem Telefonat mit Didi Thurau wurde mir erzählt, dass Nicolas Portal einen Vertrag bei R.A.G.T. Semences – MG Rover unterschrieben hat und er mit sofortiger Wirkung das Team wechseln wird. Das Angebot von RAGT habe ihm gefallen und so war er mit seiner Entscheidung genau so glücklich, wie wir, denn wir hatten einzig gehofft, dass ein Wechsel einer der beiden ohne großes Theater und mit Stil über die Bühne geht, es sich also niemand groß benachteiligt oder hintergangen fühlt. Dieses ist uns aufgrund von kooperativen Verhandlungspartnern – dabei spreche ich von dem Management der französischen Equipen, aber auch vor allem von Portal und seinem Manager – sehr gelungen, wie ich, sowie auch Klaus-Peter Thaler und Didi Thurau der Meinung sind. Wir erhalten zusätzlich noch eine Ablösesumme von 12.000 Euro, deren Höhe unser Interesse allerdings nicht war.

Unser Kader umfasst nun 21 Rennfahrer, ist also im Gegensatz zu größeren Teams immer noch voll konkurrenzfähig – auch von den Qualität her. Trotzdem schließe ich weitere Transaktionen nicht aus und dabei spreche ich nicht nur von Ab- sondern auch von Zugängen, die noch kommen könnten. Derartige Geschäfte sind jedoch von den Sponsoren abhängig. Präsentieren wir uns in Zukunft gut, ist es nicht auszuschließen, noch ein paar kleinere Geldgeber an Bord zu ziehen, die unsere personelle Situation verbessern könnten – dies könnte aber auch genau so gut andersrum laufen. Ein brutales Geschäft eben.

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3. Etappe
Auf den 168 km zwischen Tarquinia und Foligno waren viele längere, dafür aber nicht sehr steile anstiege zu überqueren, die die größte Schwierigkeit des heutigen Tagesabschnittes aufwiesen und ein ständiges, wenn auch flaches, Auf und Ab verursachen.

Aufgrund der zu flachen Anstiege, war unser Motto heute wieder auf Francisco Gutierrez Alvarez und die Sprints ausgerichtet, wir glaubten nicht, dass sich in der Gesamtwertung etwas großartiges tun würde. Giuliano Figueras sollte sich deshalb in Acht nehmen, aber nicht attackieren.


Einer frühen, erfolgreichen Attacke Guido Trentins (COF) folgten nach ein paar Kilometern José Azevedo (USP), Christophe Brandt (LOT) und Mario Aerts (MOB). Ihr Vorsprung kletterte schnell auf fünf Minuten und stieg seit dem immer weiter, kontinuierlich an. Bis auf fast sechs Minuten kamen sie vor dem Feld weg – und zu diesem Zeitpunkt, waren nur noch 60 km zurückzulegen.

Ein Problem für uns. Da wir das Leadertrikot in unseren Reihen trugen, mussten wir nun für das Tempo sorgen – doch zu spät. Die vier vorne waren zu stark und ohne Mitarbeit anderer Teams waren wir im Peloton auf verlorenem Posten. Von sechs Minuten konnten wir den Rückstand auf den letzten Kilometern nur noch auf knapp vier Minuten senken.

Unter den bis zum Ende zusammengebliebenen vier Mann vorne holte sich der Belgier Christophe Brandt den Tagessieg. Im Sprint des Feldes ging Giuliano (14.) unter, Francisco hatte aufgrund des zu hohen Tempos gar keine Möglichkeit, vorne mitsprinten zu können.

Bild
Brandt gewann vor Trentin und Aerts und übernahm die Gesamtführung.

Ergebnis:
1 Christophe Brandt (LOT) 4:07:12
2 Guido Trentin (COF) s.t.
3 Mario Aerts (MOB) s.t.
4 José Azevedo (USP) s.t.
5 Daniele Bennati (PHO) + 4:02
6 Danilo Hondo (GST) s.t.
7 Thor Hushovd (C. A.) s.t.
8 Angelo Furlan (ALB) s.t.
9 Jan Svorada (LAM) s.t.
10 Mauro Santambrogio (LIB) s.t.

Gesamtwertung:
1 Christophe Brandt (LOT) 13:15:34
2 Giuliano Figueras (ALT) + 2:46
3 Danilo Hondo (GST) + 3:23
4 Jens Voigt (CSC) + 3:24
5 Juan Fuentes (SAE) + 3:26
6 Angelo Furlan (ALB) s.t.
7 Thor Hushovd (C. A.) + 3:27
8 Romans Vainsteins (LAM) s.t.
9 Laurent Lefèvre (BLB) s.t.
10 Allan Davis (LIB) s.t.

Oh Mann, war das ein Horrortag für uns. Das gelb-rote Trikot verloren, mehr als zweieinhalb Minuten Rückstand und im Sprint des Feldes total untergegangen. Wir konnten nur froh sein, dass Azevedo, Aerts und Trentin in der Gesamtwertung schon fast zehn Minuten Rückstand hatten und so für das Klassement nicht mehr infrage kommen.
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Hoffi
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Beitrag: # 127021Beitrag Hoffi
2.5.2004 - 17:59

Tirreno-Adriatico
4. Etappe
Die 174 km von Foligno nach Ortezzano ähneln vom Höhenprofil her auf den ersten Blick dem gestrigen Tagesabschnitt – weisen aber auf dem zweiten Blick einige Unterschiede auf. Zwar sind heute ebenfalls, zwei lange, aber flachere Anstiege zu überqueren, nach 120 km wartete jedoch ein steiler und knapp fünf Kilometer langer Berg auf das Feld, nach dessen ungefähr ebenso langen Abfahrt es aber die restlichen 50 km flach ins Ziel geht.

Ob Giuliano Figueras versucht, am letzten, angesprochenen, Anstieg, Brandt zu attackieren, wird man sehen, denn angesichts der vielen nach dem Berg noch zurückzulegenden Strecke, bedarf es ein äußerst gutes Gefühl, um aus einer Attacke etwas zu machen. Fühlt sich Giuliano nicht Top, bringt ein Angriff nichts. Und dann tritt Francisco Gutierrez Alvarez auf unseren Plan, der im Falle eines Massensprints den noch nicht eingefahrenen Etappensieg erspurten soll.


Die Ausreißer – oder zumindest diejenigen, die es versuchten – waren heute von äußerster Prominenz. Tyler Hamilton und Ivan Basso waren nach dem ersten Anstieg auf einmal um ein paar Sekunden dem Feld enteilt. Aufgrund von Uneinigkeiten zwischen dem Amerikaner und seinem Beerber bei CSC war die Zeit an der Spitze jedoch nur von kurzer Dauer.

Länger hielt hingegen schon Viatcheslav Ekimov aus. Zu Rennhälfte war der Russe dem Feld enteilt und als es in den letzten Anstieg ging, dem Feld immer noch 30 Sekunden voraus. Dann folgte die abgesprochene Attacke Giulianos, die jedoch keine Wirkung hatte. Die Lotto-Mannschaft um den Führenden Brandt, die sich kurz vor dem Anstieg an die Spitze des Feldes geschoben hatte (ich vermute, dass sie eine derartige Attacke Giulianos geahnt hatten) und so Giuliano hinterher gingen. Die gewollte Wirkung des Angriffs blieb aus, aber immerhin war am Gipfel Ekimov wieder eingefangen und die nun gewarnte Mannschaft von Lotto-Domo hielt das Tempo nun hoch, sodass ein Massensprint folgen musste.

Auf den letzten Kilometern feierten wir eine Premiere bei der Zwei-Meere-Rundfahrt: Erstmals ging Francisco den Sprint aus einer vielversprechenden Position an – und siehe da. Er gewann vor Furlan und Hondo. Erstmals bei dieser Rundfahrt zeigte sich auch Robbie McEwen vorne; er kam jedoch nur auf Rang fünf.

Bild
Bei einer erneuten äußerst knappen Entscheidung war diesmal Francisco der glückliche Sprinter.

Ergebnis:
1 Francisco Gutierrez Alvarez (ALT) 4:22:35
2 Angelo Furlan (ALB) s.t.
3 Danilo Hondo (GST) s.t.
4 Fabio Baldato (ALB) s.t.
5 Robbie McEwen (LOT) s.t.

Gesamtwertung:
1 Christophe Brandt (LOT) 17:38:09
2 Giuliano Figueras (ALT) + 2:46
3 Danilo Hondo (GST) + 3:22
4 Angelo Furlan (ALB) s.t.
5 Jens Voigt (CSC) + 3:24

Neben der vom Veranstalter gewonnen Siegprämie erhielten wir nun auch vom Sponsor 20.000 Euro. Grund ist das angesprochene Ziel des Sponsors, sich hier vorne zu präsentieren. Platzieren wir einen Fahrer unter den Top fünf der Gesamteinzelwertung, warten weitere 20.000 Euro auf uns. In der Wertung veränderte sich nichts großartiges, einzig die Sprinter verringerten die Abstände auf Brandt aufgrund der Zeitbonifikation im Ziel.
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Beitrag: # 127127Beitrag Hoffi
3.5.2004 - 14:31

Tirreno-Adriatico
5. Etappe
Den heutigen Tagesabschnitt kann man durchaus als einen für die Gesamtwertung gefährlichen einstufen. Denn die 182 km von Monte San Giusto nach Rapagnano warten mit ein paar Anstiegen auf die Fahrer. Von diesen werden wohl die letzten beiden entscheidend. Zunächst eine drei Kilometer lange Steigung 18 km vor dem Ziel, dann ein 2,5 km langer Schlussanstieg, beide Anstiege weisen eine 3,5prozentige Steigung auf.

Angesichts dieser Anstiege, haben wir uns die heutige Etappe für Giuliano Figueras im Kalender für die Gesamtwertung angestrichen. An den bereits beschriebenen beiden Steigungen soll er seine Chancen nutzen.


CSC-Fahrer Maximilian Sciandri machte sich nach wenigen Kilometern als Solist auf den Weg und bekam nach einigen Minuten des Alleinseins Unterstützung von Juan Fuentes (SAE), Juan Miguel Mercado (QSD), Guido Trenti (FAS) und Alberto Contador (LIB).

Die Anwesenheit von Fuentes (sechster im Gesamtklassement mit dreieinhalb Minuten Rückstand) in der Spitzengruppe veranlasste uns jedoch schon früh, das Heft in die Hand zu nehmen und die fünf Mann nicht all zu weit wegfahren zu lassen – aus Brandt haben wir gelernt. Höchstens eine Minute kamen die Ausreißer weg, doch im Laufe der Zeit mussten wir uns aus der Nachführarbeit zurückziehen – mangels Unterstützung. Kein anderes Team war daran interessiert, den Vorsprung der Gruppe einigermaßen im Zaum zu halten.

Erst als die Minute aufgrund der Einstellung unserer Führungsarbeit zu dreieinhalb Minuten mutierten, mischte sich die Lotto-Mannschaft vorne mit ein – und auch wir schickten mit Thomas Liese und Roger Hammond zwei Mann mit nach vorne.

Die dreieinhalb Minuten schmolzen seit dem wie Eis in der Sonne dahin. Und als es in die letzte Steigung ging, waren die Fünf gerade im Sinne, eingeholt zu werden, als Giuliano seine Attacke fuhr und zu unserem Glück hingen sich noch Mercado, Fuentes und Trenti hinten dran, sodass er wenigstens ein paar Mitstreiter hatte, die ihm bei der Tempoarbeit halfen. 30 Sekunden betrug der Vorsprung, den – das überraschte mich – Lotto-Domo nicht weltbewegend verringern konnte.

Bis zum Schlussanstieg (2,5 km vor dem Ziel) waren immerhin noch 23 Sekunden über geblieben und dann trat Giuliano noch einmal richtig rein, hängte seine Mitstreiter, die später allesamt vom Feld gestellt werden sollten, noch ab und vergrößerte seinen Vorsprung auf das große Peloton. Das Feld wurde von Robbie McEwen angeführt, auf Rang drei landete Uros Murn.

Bild
Bild
Wir feierten mit Giuliano den zweiten Etappensieg (oben), während McEwen den Sprint des Hauptfeldes gewann.

Ergebnis:
1 Giuliano Figueras (ALT) 4:26:31
2 Robbie McEwen (LOT) + 0:30
3 Uros Murn (PHO) s.t.
4 Robert Hunter (RAB) s.t.
5 Daniele Bennati (PHO) s.t.

Gesamtwertung:
1 Christophe Brandt (LOT) 22:05:11
2 Giuliano Figueras (ALT) + 2:10
3 Danilo Hondo (GST) + 3:22
4 Angelo Furlan (ALB) s.t.
5 Juan Fuentes (SAE) + 3:24

Durch den Etappensieg konnte Giuliano den Rückstand auf knapp über zwei Minuten verringern, ob der Gesamterfolg jedoch noch drin ist, erscheint mir trotzt der morgigen noch ausstehenden Königsetappe als äußerst fraglich. Doch auch wenn es nicht der Gesamtsieg werden wird – viel wichtiger wäre die Erkenntnis, dass die Form für Mailand – San Remo stimmt. Und ob er nun erster oder zweiter wird, ist dahingehend meiner Meinung nach egal – doch dazu muss er auch erst mal den Silberrang halten.
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Beitrag: # 127291Beitrag Hoffi
4.5.2004 - 10:05

Tirreno-Adriatico
6. Etappe
Heute stand die Königsetappe der Zwei-Meere-Rundfahrt auf dem Programm. Einen heißen Trip von Teramo aus über 174 km durch die Abruzzen in die nur ein paar Kilometer entfernte Kleinstadt Torricella Sicura wurde von vielen Experten erwartet. Viele kleinere und auch meist nicht so steile Anstiege warteten auf die Fahrer, aber auch zwei lange, wenn auch in der ersten Rennhälfte zu überquerenden Berge. Die letzten 50 km waren jedoch im Gegensatz zu den bereits vorher zu überquerenden Anstiegen relativ flach und warteten nur mit ein paar kleinen, flacheren Anstiegen. Interessant konnte jedoch die Zielgeraden noch einmal werden: der letzten Kilometer ist ansteigend.

Unser Vorhaben des heutigen Tages war klar und lautete, alles auf die Karte Gesamtklassement zu setzen und Giuliano Figueras wenn nicht auf den ersten Rang, dann wenigstens noch ein wenig näher an Brandt heran zu bringen.


Nach knapp 15 km hatten sich mit Marzio Bruseghin (FAS), Koos Moerenhout (LOT), Jan Hruska (LIB), Sergio Barbero (LAM) und Bert Grabsch (PHO) fünf Fahrer vom Feld gelöst und angesichts eines nach kurzer Zeit auf sechs Minuten angestiegenen Vorsprungs auf das Peloton, setzten die Entkommenen eine erste Duftmarke und schienen es wohl wirklich ernst zu meinen mit dem Kampf um den Etappensieg.

Während die Spitzengruppe ihren Vorsprung immer weiter ansteigen lässt und dieser zwischenzeitlich acht Minuten betrug, lösten sich aus dem Feld am ersten der beiden langen Berge, weitere sechs Fahrer. Caucchioli (ALB), Galparsoro (EUS), Bertoletti (LAM) und eine Credit-Agricole-Armada mit Botcharov, Salmon und Leblacher gingen den Ausreißern hinterher, teilten sich jedoch noch am selbigen Anstieg in zwei Dreier-Gruppen auf. Einzig Salmon konnte dem hohen Tempo der beiden Bergspezialisten Caucchioli und Botcharov noch folgen.

Wir sahen hingegen noch keine ernsthafte Gefahr für das Gesamtklassement. Zwar war der Vorsprung der fünf Mann vorne auf zehn Minuten angestiegen, doch vertrauten wir noch dem Phänomen des „Ausreißer-Einbruchs“ auf den letzten Kilometern und machten aufgrund dessen auch noch keine Anstalten, die Nachführarbeit voll zu übernehmen.

Am langen Anstieg fiel dann vorne aus der Spitzengruppe Grabsch zurück – währenddessen im Feld weiter eine Attacke auf die nächste folgte. So sprangen zunächst die in deutschen Diensten stehenden Mario Aerts und Thomas Ziegler weg und schlossen zu der Gruppe mit Leblacher, Galparsoro und Bertoletti, ehe selbiges Vorhaben auch Jörg Jaksche durchzog.

Als uns am Gipfel dann wieder ein Rückstand zur Spitzengruppe gemeldet wurde, schockte es mich – zwölf Minuten Vorsprung hatte die Spitzengruppe auf das große Feld. Und es waren „nur“ noch 90 km zurückzulegen. Nun waren wir gefordert und kümmerten uns um die Tempoarbeit, das Problem war jedoch, dass wir kein Team zum kooperieren hatten. Lotto hatte mit Moerenhout einen Mann vorne dabei und konnte sich auf die faule Haut legen. Und auch sonst waren alle ambitionierten Teams vorne mit einem Fahrer vertreten – eine äußerst ungünstige Situation für uns.

So war es auch kaum verwunderlich, dass wir den Rückstand nur minimal verkürzen konnten und so „Plan B“ greifen musste. Am letzten ernst zu nehmenden Anstieg (nehmen den auf dem letzten Kilometer noch heraus), einer kürzeren, aber dafür um so steileren Steigung, 60 km vor dem Ziel, trat Giuliano noch einmal richtig in die Pedale und zusammen mit David Etxebarria (EUS), Denis Lunghi (ALB), May van Heeswijk (USP), Marco Serpellini (GST) und Denis Menchov (IBB) konnte er schon schnell zu der Gruppe mit Jaksche und Co aufschließen. Doch die zwölf Mann waren sich uneinig.

Richtig weg kamen sie deshalb nicht und 20 km vor dem Ziel war deshalb Schluss. Doch wenigstens ein gutes hatte Der Angriff von Giuliano: Lotto-Domo war gezwungen, für Tempo zu sorgen, denn die Gefahr, dass Giuliano an Brandt in der Gesamtwertung hätte vorbeigehen können, war durchaus nicht klein. So wurde der Rückstand auf die Spitzengruppen auch stark verringert.

Da das Tempo im Laufe der Zeit aber wieder abfiel, attackierte Giuliano noch einmal am letzten Anstieg – jedoch zu einem Zeitpunkt, wo schon alles zu spät war. Auf der Zielgeraden wurde er zudem noch von den Sprintern Zabel (zeigte sich erstmals nach fünf schwachen Tagen vorne), McEwen und Bennati überrumpelt. Zuvor hatte sich Koos Moerenhout den Etappensieg vor Sergio Barbero gesichert – mit immer noch mehr als sieben Minuten vor dem Feld.

Bild
Der Sprint des Feldes: Zabel vor McEwen und Bennati (mein Freund hatte den Auftrag sich um das Feld mit Fotos zu kümmern, musste die vorderen Gruppe deshalb außer acht lassen und konnte mir aus diesem Grund auch keine Fotos von vorne zusenden.

Ergebnis:
1 Koos Moerenhout (LOT) 5:02:30
2 Sergio Barbero (LAM) s.t.
3 Marzio Bruseghin (FAS) s.t.
4 Jan Hruska (LIB) s.t.
5 Pietro Caucchioli (ALB) + 4:02
6 Aleksandr Botcharov (C. A.) + 4:32
7 Benoît Salmon (C. A.) s.t.
8 Erik Zabel (MOB) + 7:18
9 Robbie McEwen (LOT) s.t.
10 Daniele Bennati (PHO) s.t.
11 Giuliano Figueras (ALT) s.t.
12 Denis Lunghi (ALB) s.t.
13 Janek Tombak (COF) s.t.
14 David Etxebarria (EUS) s.t.
15 Max Van Heeswijk (USP) s.t.

Gesamtwertung:
1 Koos Moerenhout (LOT) 27:12:03
2 Sergio Barbero (LAM) s.t.
3 Christophe Brandt (LOT) + 3:33
4 Jan Hruska (LIB) + 4:37
5 Benoît Salmon (C. A.) s.t.
6 Giuliano Figueras (ALT) + 5:05
7 Marzio Bruseghin (FAS) + 6:15
8 Danilo Hondo (GST) + 6:17
9 Angelo Furlan (ALB) s.t.
10 Daniele Bennati (PHO) + 6:24

Durch den Etappensieg übernahm Moerenhout auch die Gesamtführung, aber auch noch Salmon, Hruska und Barbero konnten sich vor Giuliano schieben, der auf den sechsten Rang zurückfiel – womit die 20.000 Euro der Top-5-Prämie futsch wäre. Was, so muss ich ehrlich gestehen, eindeutig mein Fehler wäre. Wir haben die Führenden in den Spitzengruppen nicht ernst genug genommen und deren Qualitäten unterschätzt. So haben wir zu spät die Nachführarbeit begonnen und sind nur noch aus Verzweiflung hinterher gefahren. Auch die Attacken von Giuliano waren ehrlicherweise gesagt Verzweiflungstaten – doch wichtiger ist: Seine Form stimmt.
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Hoffi
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Beitrag: # 127295Beitrag Hoffi
4.5.2004 - 10:41

Tirreno-Adriatico
7. Etappe
Zum Abschluss der Rundfahrt müssen noch einmal 162 km rund um die adriatische Hafenstadt San Benedetto del Tronto zurückgelegt. Dabei sind auf den ersten Kilometern zwei durchaus längere Anstiege in den Ausläufern der Abruzzen zu überqueren, ehe danach die Strecke flach ins Ziel führt.

Da in der Gesamtwertung wohl schon der letzte Keks gegessen ist, setzen wir noch einmal alles auf unsere Trumpfkarte im Sprint, Francisco Gutierrez Alvarez. Allerhöchstens wird Giuliano Figueras versuchen, einer eventuellen Gruppe mitzugehen, die mit Erfolgschancen ausgestattet ist.


Eine solche Gruppe schien sich nach nur wenigen Kilometern bilden zu können. Ivan Basso (CSC), Salvatore Commesso (SAE) und Santiago Perez Fernandez (PHO) hatten attackiert und Giuliano war ihnen hinterher gegangen. Die Lotto-Mannschaft setzte jedoch sofort nach und ließ nicht außer Sicht.

Am ersten Anstieg, den die Ausreißer noch vor dem Peloton erreichten, beschloss Basso dann, auf eigene Faust die Sache zu entscheiden. Unwiderstehlich zog er seinen Begleitern weg – niemand konnte folgen und so wurden die drei kurzzeitigen Verfolger Bassos noch am selben Anstieg wieder eingeholt.

Doch der Italiener vorne konnte seinen Vorsprung nicht über 3:30 Minuten ausbauen und auf den letzten flachen Kilometern stiegen seine Chancen gen Null. Lotto-Domo hatte das Ruder seit Anfang an übernommen – und das nur durch die Attacke von Giuliano. Er hatte uns also einen fast freien Tag beschert.

Nachdem Basso 20 km vor dem Ziel wieder nur einer unter vielen war, machten wir uns an die Sprintvorbereitung – die belgische Equipe immer noch vorne, mit McEwen in ihren Reihen, der natürlich dasselbe Vorhaben wie auch Francisco verfolgte. Doch 8 km vor Toresschluss ging Lotto plötzlich aus der Führungsarbeit, denn Radio Tour hatte eine überraschende, für uns aber freudige Nachricht gemeldet: „35 Fahrer konnten dem Tempo nicht mehr stand halten. Daniele Bennati, Danilo Hondo und auch Christophe Brandt, sowie Koos Moerenhout sind unter ihnen.“, hatte es geheißen. Sofort übernahmen wir das Tempo, denn wir witterten zwar nicht mehr den Sieg, aber Platz fünf in der Gesamtwertung – gleichbedeutend mit 20.000 Euro.

Die 35 Fahrer kamen nicht ran, Brandt sollte sogar noch aus dieser Gruppe zurückfallen und im Sprint das Feldes wurde es eine haarscharfe Angelegenheit zwischen Francisco und Jan Svorada – mit besserem Ende für letzteren. Erik Zabel zeigte sich erneut vorne und wurde dritter – seine Form für Mailand – San Remo scheint ordentlich zu sein. Zu den Abgefallenen: Die Gruppe verlor am Ende mehr als zwei Minuten, Brandt gar 4:30.

Bild
Jan Svorada gewinnt vor Francisco und Zabel.

Ergebnis:
1 Jan Svorada (LAM) 3:57:02
2 Francisco Gutierrez Alvarez (ALT) s.t.
3 Erik Zabel (MOB) s.t.
4 Robbie McEwen (LOT) s.t.
5 Olaf Pollack (GST) s.t.

Gesamtwertung:
1 Sergio Barbero (LAM) 31:09:51
2 Koos Moerenhout (LOT) + 1:31
3 Jan Hruska (LIB) + 4:36
4 Benoît Salmon (C. A.) s.t.
5 Giuliano Figueras (ALT) + 5:05
6 Angelo Furlan (ALB) + 5:31
7 Francisco Gutierrez Alvarez (ALT) + 5 :49
8 Erik Zabel (MOB) + 5:54
9 Jan Svorada (LAM) + 6:10
10 Thor Hushovd (C. A.) + 6':13
11 Robbie McEwen (LOT) + 6:34
12 Aleksandr Botcharov (C. A.) + 6:40
13 Jens Voigt (CSC) + 6:56
14 Laurent Lefèvre (BLB) s.t.
15 Mario Aerts (MOB) + 7:10

Durch den Zeitverlust Moerenhouts (auf zwei zurückgefallen) und Brandts (ganz aus den Top-Platzierungen hinausgepurzelt) hat sich im Gesamtklassement noch einmal einiges verändert. So konnte Giuliano auf Rang fünf vorrücken und noch die 20.000 Euro sichern. Bei den Sonderwertungen waren Furlan vor Hondo (Sprint), sowie Fuentes vor Basso (Berg) erfolgreich. Wir konnten uns dort nirgendwo gut platzieren.

Fazit: Neben dem Geldgewinn durch Giulianos fünften Rang ist die Erkenntnis, dass er in Richtung Weltcup eine gute Form hat, wichtiger als ein Sieg bei der Tirreno-Adriatico, die wir insgesamt als ein gutes Rennen abharken können. Beide Prämien gewonnen und zwei Etappensiege eingefahren sind ein sehr gutes Ergebnis, das uns für die Zukunft weiter hoffen lässt – vor allem für Giuliano und Francisco. Roger Hammond, wie geplant nicht in Erscheinung getreten, hat seine Beine noch einmal stark verbessert, für ihn beginnt dann die heiße Saisonphase in zwei Wochen mit dem GP E3.
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Beitrag: # 127457Beitrag Hoffi
4.5.2004 - 21:19

Nach der am heutigen (20. März) Nachmittag zu Ende gegangenen Tirreno-Adriatico fahren Klaus-Peter Thaler und ich mit einem Teil der Mannschaft nach Mailand zum ersten Weltcuprennen, während sich der andere Teil nach Deutschland zu Didi Thurau auf den Weg macht, wo dann fleißig mit dem restlichen Teil der Mannschaft trainiert wird. Einzig Alejandro Valverde fuhr heute morgen zusammen mit einem Spezialtrainer, den Alejandro noch aus Jugendzeiten kannte und mit ihm schon gut gearbeitet hat, nach Andalusien in die Sierra Nevada, wo er sich mit speziellem Bergtraining auf die Tour de France bzw. die Vuelta vorbereitet. Am 26. März (Mittwoch), nach sechs Tagen also, kehrt er jedoch wieder nach Deutschland zurück, da er sich noch einen Tick Rennhärte beim Criterium International (ab. 28. März) holen will und dementsprechend dort startet.

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Bild

Heute, 22. März, stand das erste ganz große Rennen der Saison an. Die 293 km zwischen Mailand und San Remo waren die ersten Weltcupkilometer des Jahres und dementsprechend angespannt waren alle. Wie jedes Jahr vermuteten die Experten, dass das Rennen wieder ein Kampf zwischen den Sprintern und den Ausreißern, die ihre Chance auf den letzten 60 km – wie immer – suchen sollen, werden würde. Denn auf den letzten Kilometern warten fünf giftige Anstiege auf die Fahrer, allen voran die Cipressa (nach 270 km, der längste und schwerste der angesprochenen fünf) und der Poggio (nach 290 km, hier fiel im vergangenen Jahr die Entscheidung). Nicht zu vergessen, aber doch eher mit einer geringen bis gar keiner Chance, das Rennen zu entscheiden, ist der Passo di Turchino – und das trotzt 20 km Länge des Anstieges. Jedoch erweckt seine zu geringe Steilheit (nur knapp vier Prozent) und der Zeitpunkt des Gipfels (nach 143 km) keinen Anlass für die Top-Leute, hier das Rennen entscheiden zu wollen.
Doch schon vor dem Start, warteten die erstem Überraschungen: Paolo Bettini, Vorjahressieger und Top-Favorit musste das Rennen aufgrund einer Grippe absagen, Mario Cipollinis (Sieger 2002) Domina-Vacanze-Mannschaft konnte wegen Fahrermangel nicht am Geschehen teilnehmen.

Francisco Gutierrez Alvarez und Giuliano Figueras waren unsere beiden Trümpfe in Norditalien. Für Giuliano, der als Saisonziel den Weltcup anstrebt ist es eines der wichtigsten Rennen der Saison, da er hier zu hause ist und er sich so seinen Landsleuten besser beweisen kann als nirgendwo anders. Und das will er, denn unter den vielen starken italienischen Berufsradfahrern ist Giuliano noch einer der unbekannteren – und das will er natürlich ändern. Die konkrete Vorbereitung – wenn auch nicht spezifisch, da selbige auch den weiteren Frühjahrsrennen galt bzw. gilt – auf dieses Rennen lief seit Mitte Januar und begann mit der Tour Down Under. Neben dem harten Training hatte er sich bis hier hin nur noch die Tirreno-Adriatico als Zwischenziel ausgesucht. Zwar wollte er beide gewinnen, landete am Ende jedoch jeweils auf Rang fünf, doch bewies er beide male sehr gute Form. Vor allem zwischen dem tyrrhenischen und adriatischen Meer zeigte er sich in starker Verfassung, was er mir in einem Vier-Augen-Gespräch noch einmal ausdrücklich erklärte und mir sagte, in absoluter Top-Form zu sein. Bei Francisco sieht die Welt schon ein wenig anders aus. Seine Form ist zwar gut, lange aber auch noch nicht sehr gut – wäre auch schlecht wenn, da seine Hauptsaisonziele erst im Juni beginnen und von der Tour über die Vuelta bis Paris-Tours verlaufen. Außerdem sind die kleinen Anstiege kurz vor dem Ziel überhaupt nicht seine Welt und dort den Anschluss zum Peloton zu halten, sehe ich selbst auch als ein extrem schwieriges Unterfangen an. Vorraussetzung für eine Top-Platzierung bei ihm ist natürlich eine Massenankunft, die Giuliano verhindern will. Wir planen also zweigleisig. Mit Andy Flickinger, Xavier Florencio, Thomas Liese und Yuri Krivtsov haben wir außerdem noch eine extrem starke Helfer-Equipe in Italien dabei, die mit Gruppen mitgehen und eventuell für Tempo im Feld sorgen sollen.


Nach anfänglich gescheiterten Attacken verschiedener Fahrer und verschiedener Gruppen, denen wir mit Yuri und Thomas immer einen unserer Fahrer hinterherschickten, entwickelte sich das Rennen zu einem langweiligen Herumtrödeln von 160 Mann, die sich in Richtung Süden bewegten. Man fühlte sich nicht wie bei Mailand-San Remo, sondern wie bei irgendeinem Kirmesrennen, bei dem keiner so richtig Lust hatte, sich zu überanstrengen oder seinen Körper zu hart zu belasten. Dies kam uns natürlich nur entgegen. Kein Tempo machen bedeutete nicht so viel arbeiten und sich die Körner für das Finale aufbewahren – anscheinend dachten so wohl alle Teams.

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Das Feld fuhr lange Zeit geschlossen Richtung Mittelmeer.

Derartige Langweile verbreitete sich auf den ersten 230 km, erst auf den letzten sechzig, als der Capo Mele angefahren wurde, machte sich Unruhe im Feld breit und erste Favoriten, begannen, sich vorne im Feld zu platzieren. Doch weder am angesprochenen Capo Mele, noch am direkt nach dessen Abfahrt folgenden Anstieg Capo Cervo, passierte entscheidendes. Die Favoriten beäugten und belauerten sich einzig – und das Tempo wurde natürlich immer höher. Kein Team wollte Risiko gehen und namenlosen Ausreißern jetzt noch eine Chance bieten.

Am Capo Berta, dem nächsten, 40 km vor dem Ziel zu überquerenden Anstieg, konnte Davide Rebellin seine Beine nicht länger im Griff halten und attackierte. Alle namhaften Favoriten sprangen wie auf Knopfdruck hinter. Eine dreizehnköpfige Spitzengruppe bildete sich daraus, neben Rebellin waren auch Camenzind, Astarloa, Kessler oder auch Bartoli unter diesen. Wir spekulierten noch. Giuliano ging nicht mit, obwohl er hätte hinterher gehen können. Wir vermuteten, dass der Zeitpunkt von Rebellins Attacke zu früh für eine Entscheidung war und so hatten wir Xavier Florencio als Aufpasser der Gruppe hinterhergeschickt.

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13 Fahrer hatten sich am Capo Berta gelöst – die Favoriten darunter.

Nach der Abfahrt des drittletzten Anstieges waren noch zwölf Kilometer zu fahren, ehe die Cipressa auf die Fahrer wartete. Doch bis zu diesem Anstieg, waren die Ausreißer fast wieder eingeholt – aber nur fast, denn am Gipfel des Cipressa waren sie wieder vor dem Feld – Zeit dafür, dass bei uns die Alramglocken läuteten. Die Tempoarbeit zogen wir nun durch, trotzt eines Mannes vorne an de Spitze, aber Giuliano, so muss man ehrlicherweise sagen, hat wohl am Poggio, als auch im Spurt mehr als Xavier zu bieten.

Bis zum Poggio hatten wir den Rückstand bis auf ein paar Sekunden verringert und gingen nun aus der Führungsarbeit, da Giuliano die Arbeit nun selbst in die Hand nahm und mit seinen vergleichsweise noch frischen Beinen zur Spitzengruppe aufschloss – mit Michael Boogerd, der sich wie Giuliano bis hierhin zurückgehalten hatte, im Schlepptau. Die Spitzengruppe hielt sich bis zum Gipfel vorne und ging in mehreren kleinen Grüppchen, von Matthias Kessler angeführt, über den letzten Gipfel des Tages. Giuliano war ganz vorne mit dabei.

Doch wie man das Rennen kennt, kam auf der Abfahrt vom Poggio wieder alles enger beisammen und bis zum Ziel wuchs die erste Gruppe auf 21 Fahrer an – wir hatten Xavier und Giuliano dabei. Eine perfekte Ausgangsposition für den Sprint der Gruppe, der das Rennen entscheiden sollte, denn die Sprinter im Hauptfeld kamen nicht mehr ran, so viel stand fest. Dass Giuliano schnelle Beine hat, ist bekannt, doch die Favoriten waren eher Vicioso, Pozzato und vor allem Astarloa, der sich bis hierhin enorm stark präsentierte. Und so machte Giuliano auch das taktisch beste, was er machen konnte: Er suchte sich das Hinterrad des Weltmeisters aus und ging den Sprint auch aus dieser Position an.

Was sich dann auf den letzten 200 Metern abspielte, war der reinste Wahnsinn. Astarloa war der erste, der aus dem Sattel ging, Giuliano direkt dahinter. Vicioso hatte jedoch auf der vom Ziel aus gesehen linken Seite die meiste Fahrt aufgenommen und lag vorne, doch Astarloa kassierte ihn schnell und 80 Meter vor dem Ziel, ging Giuliano dann hinter Astarloa weg und gewann mit ein paar Zentimetern Vorsprung. Er hatte die noch größere Kraft, die aufgrund des erst späten Attackierens und ausgenutzten Windschattens zustande kam, perfekt genutzt und den Spanier geschlagen. Moreni wurde noch vor Vicioso dritter. Xavier, den ich selbst für nicht so stark gehalten hatte, wurde noch sensationeller sechster.

Bild
Giuliano gewann vor Astarloa und Moreni.

Ergebnis:
1 Giuliano Figueras (ALT) 7:56:25
2 Igor Astarloa (COF) s.t.
3 Cristian Moreni (ALB) s.t.
4 Angel Vicioso (LIB) s.t.
5 Filippo Pozzato (FAS) s.t.
6 Xavier Florencio (ALT) s.t.
7 Matthias Kessler (MOB) s.t.
8 Davide Rebellin (GST) s.t.
9 Michael Boogerd (RAB) s.t.
10 Michele Bartoli (CSC) s.t.
11 Daniele Nardello (MOB) s.t.
12 Oscar Camenzind (PHO) s.t.
13 Eddy Mazzoleni (SAE) s.t.
14 Xavier Zandio (IBB) s.t.
15 Kim Kirchen (FAS) s.t.
16 Oscar Pereiro (PHO) s.t.
17 David Moncoutie (COF) s.t.
18 Didier Rous (BLB) s.t.
19 Sergio Barbero (LAM) s.t.
20 Mario Aerts (MOB) + 2:19
21 Denis Lunghi (ALB) s.t.
22 Marcus Zberg (GST) + 2:58
23 Erik Zabel (MOB) s.t.
24 Jan Svorada (LAM) s.t.
25 Fabio Baldato (ALB) s.t.

Weltcupstand:
1 Giuliano Figueras (ALT) 100
2 Igor Astarloa (COF) 70
3 Cristian Moreni (ALB) 50
4 Angel Vicioso (LIB) 40
5 Filippo Pozzato (FAS) 36
6 Xavier Florencio (ALT) 32
7 Matthias Kessler (MOB) 28
8 Davide Rebellin (GST) 24
9 Michael Boogerd (RAB) 20
10 Michele Bartoli (CSC) 16

Wir haben bis zum Ende spekuliert – und gewonnen. Am Ende hatte Giuliano im Gegensatz zu denjenigen, die schon von Anfang an vorne in der Spitzengruppe dabei waren (und dazu zählten alle Top-Favoriten) einfach die stärkeren Beine und da er auch ein passabler Sprinter ist, hat er am Ende gewonnen. Einfach Wahnsinn! Das ist unser erster ganz großer Sieg und bei uns ist natürlich nun Euphorie angesagt. Doch bevor wir alle nur Giuliano feiern, möchte ich auch ein riesiges Lob an Xavier loswerden. Er hat seine Arbeit gemacht und dass er am Ende noch die Kraft hat, sich besser als ein Boogerd oder Rebellin zu platzieren – alle Achtung. Wie auch vor dem Rest des Teams.
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Daveto
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Beitrag: # 127476Beitrag Daveto
4.5.2004 - 22:22

Einfach super dieser AAR! Ich liebe ihn! :lol:

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directeur sportif
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Beitrag: # 127484Beitrag directeur sportif
5.5.2004 - 0:32

dito

auch wenn ich es dir immer noch etwas übel nehme, dass du nicolas (einer meiner lieblingsfahrer) einfach so "verscherbelt" hast. :wink:

wünschen würde ich mir, dass du bei dem beginn einer rundfahrt (oder tagesrennen) noch ein blick auf die favoriten (der anderen teams) wirfst und eine kleine einschätzung bzw. prognose abgibst. das hat mir ja besonders beim ram gefehlt.
so, damit habe ich - hoffentlich - den wunderschönen aar zum letzten mal unterbrochen.

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Dani
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Beitrag: # 127487Beitrag Dani
5.5.2004 - 7:00

ich hab mr diesen AAR lang angesehen und du hast mich jetzt endgültig überzeugt er ist klasse :P :P :P :P mach so weiter
R.I.P. Andi Matzbacher

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Hoffi
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Beitrag: # 127532Beitrag Hoffi
5.5.2004 - 15:38

Katalanische Woche

Während Klaus-Peter Thaler und ich aus San Remo wieder zurück nach Deutschland gereist, sind ist Didi Thurau nach Spanien zur Setmana Catalana gefahren – mit einem Teil des Teams, das er in Deutschland betreute und dessen Training wir nun zusammen mit den Italien-Rückkehrern übernehmen.

Didi wird in Nordspanien vor allem auf Joaquin Rodriguez Oliver bauen können, der versuchen soll, in seinem Heimatland zu gewinnen – es ist von ihm selbst auch ein persönliches Ziel gewesen, vollste Konzentration und Anstrengung seinerseits ist also vorprogrammiert. Des weiteren haben wir noch Christian Werner, der ebenfalls versuchen soll, sich im Gesamtklassement weit vorne zu platzieren und Dean Podgornik (für die Sprints) mit ambitionierten Zielen dabei. Auch Yuri Krivtsov, vorgestern noch bei Mailand-San Remo am Start, hat sich kurzfristig entschlossen, in Katalonien zu starten.

Doch für Joaquin wird es ein sehr hartes Unterfangen werden, sich den Gesamtsieg zu sichern, da die Konkurrenz enorm stark ist. So sind Iban Mayo, Alexandre Vinokourov und Christophe Moreau die Top-Favoriten, während neben Joaquin wahrscheinlich auch noch Virenque, Brusegin, Pecharroman, Moos, Leipheimer, Rasmussen, Casagrande, Pellizotti, Pereiro, Gonzalez Jimenez oder auch Cadel Evans Ambitionen pflegen. Allen voran sind natürlich die zahlreichen Spanier nicht außer Acht zu lassen.


1. Etappe
Die letzten 50 der heute rund um Lloret del Mar zu fahrenden 149 km, machten heute die Schwierigkeit der Etappe aus, da diese mit ein paar durchaus längeren Anstiegen auf das Feld warteten und sogar eine Bergwertung mit 10 km Anstieg unter diesen war.

Wir rechneten heute noch nicht mit einem Tagesabschnitt für das Gesamtklassement – trotzt der vielen Hügel zum Ende. Ein Sprint war doch wahrscheinlicher und so setzten wir alles in Dean Podgornik.


Doch schon vorher, zeigten wir uns mit Yuri Krivtsov vorne, denn er ging einer Attacke Derepas’ (FDJ), der außerdem noch Serpellini (GST) folgte, mit. Die drei hatten relativ schnell einen hohen Vorsprung herausgefahren, worum sich das Feld nicht scherte. Sie ließen die Entkommenen fahren.

Nach 25 km trennte sich jedoch die Gruppe, denn an einer kleinen Hügelkette war Serpellini das Tempo seiner beiden Mitstreiter wohl zu langsam und er versuchte es auf eigene Kappe. Sein Vorsprung auf die Verfolger blieb wie deren ihrer auf das Peloton: konstant steigend – bis die letzten 60 km anbrachen. Denn mit denen folgte der Einbruch der beiden Verfolger und so konnten diese an der Bergwertung nach 110 km wieder eingefangen werden – der Gerolsteiner-Mann war jedoch noch immer 10 Minuten entfernt.

Da nun Yuri wieder im Feld, war überlegten wir, ob wir uns an der Führungsarbeit beteiligen wollen, doch der Entschluss stand nach nur wenigen Sekunden: Nein. Erstens, da Serpellini sich den Etappensieg wohl nicht mehr nehmen lassen würde (es waren „nur“ noch 40 km zu fahren) und zweitens, da er wohl keine große Gefahr für die Gesamtwertung werden wird, da seine Fähigkeiten in den Bergen, die Rundfahrt wohl entscheiden werden, einfach nicht groß genug sind.

So überließen wir die Nachführarbeit anderen und bis zum Ziel konnte der Rückstand auf 7:40 Minuten verkürzt werden. Somit feierte Serpellini Saisonsieg Nummer eins für sein neues Team und im Spurt des Feldes stellte Dean Podgornik unter Beweis, dass er sich zu einem ganz großen Sprinter mausern kann, denn besiegte Hondo, Zabel und Co und wurde zweiter, im Feld erster.

Bild
Serpellini feierte seinen Sieg mit über sieben Minuten Vorsprung.

Ergebnis:
1 Marco Serpellini (GST) 3:44:11
2 Dean Podgornik (ALT) + 7:46
3 Thor Hushovd (C. A.) s.t.
4 Erik Zabel (MOB) s.t.
5 Francesco Chicchi (FAS) s.t.

Die Gesamtwertung ist, da die Organisatoren für Etappensiege keine Zeitgutschriften verteilen, exakt die selbe.

Mit unserem Rennen dürfen wir durchaus zufrieden sein. Unter den Sprintern war Dean der Beste – ein guter Ausblick für die nächsten Tage. Und Serpellini wird im Klassement letztendlich wohl nicht reißen, also keine Gefahr für Joaquin darstellen.
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Beitrag: # 127578Beitrag Rad-Fan
5.5.2004 - 18:11

@Hoffi: Dein AAR ist wirklich super, sehr schön zulesen und sehr ausfürlich.
Allerdings sehe ich deine Bilder seit gestern nicht mehr :cry:
Sonst habe ich sie immer gesehen.

Gruß Rad-Fan

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Hoffi
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Beitrag: # 127592Beitrag Hoffi
5.5.2004 - 20:10

Hmmh, komisch, da ich sie noch sehe, einzig nur länger als normal für einen DSL-Anschluss laden.
Was siehst du denn anstatt der Bilder?
Und: Hat noch jemand anderes selbiges Problem?
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Daveto
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Beitrag: # 127593Beitrag Daveto
5.5.2004 - 20:12

Also ich habe das Problem nicht.

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Beitrag: # 127623Beitrag Rad-Fan
5.5.2004 - 21:55

Anstatt der Bilder sehe ich nur rote kleine Kreuze.

PS: Ich sehe keine Bilder mehr, ab der 5. Etappe bei der Rundfahrt Tirreno-Adriatico!

Gruß Rad-Fan

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directeur sportif
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Beitrag: # 127636Beitrag directeur sportif
5.5.2004 - 23:02

alle bilder sind einwandfrei zu sehen.

edit: schön, dass mein wunsch (kurzer blick auf die favoriten) berücksichtigt wurde/wird. :D

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Beitrag: # 127662Beitrag Rad-Fan
6.5.2004 - 9:48

So, jetzt sehe ich die Bilder auch, weiß nicht woran das lag.

PS: Mit Bildern liest sich der wirklich klasse ;)

Gruß Rad-Fan

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Hoffi
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Beitrag: # 127689Beitrag Hoffi
6.5.2004 - 14:00

directeur sportif hat geschrieben:alle bilder sind einwandfrei zu sehen.

edit: schön, dass mein wunsch (kurzer blick auf die favoriten) berücksichtigt wurde/wird. :D
ICh bin doch über jede konstruktive Kritik froh und versuche diese so gut wie möglich zu berücksichtigen ;)


Katalanische Woche
2. Etappe
Die heutigen 159 km von Lloret del Mar nach Empuriabrava ähneln dem gestrigen Tagesabschnitt, da sie ebenfalls sehr hügelig waren und gerade auf den letzten 60 km mit zwei Bergwertungen (die letzte nach 133 km, also 26 km vor dem Ziel), deren Anstiege eine Länge von bis zu 10 km erreichen, auf die Fahrer warteten und wohl die größte Schwierigkeit der heutigen Etappe darstellten.

Der zwei durchaus schweren Bergwertungen am Ende zum Trotz, setzten wir alles auf die Karte Dean Podgornik. Zwar sollte Joaquin an den Bergwertungen sehen, vorne mit dabei zu sein und falls eine gefährliche Gruppe geht, hinterher zu trampeln, doch eine eigene Attacke sollte er nicht fahren.


Andreas Klöden (MOB), Guido Trenti (FAS) und Art Vierhouten (LO)T schickten wir Christian Werner hinterher, da wir die Gruppe für eine durchaus gefährliche in Richtung Tagessieg werteten – und zu Anfang bestätigte sich auch unsere Behauptung, denn nach 30 gefahrenen Kilometern hatte das Feld, das wie auf einem „Kirmesrennen“ unterwegs war, schon einen Rückstand von neun Minuten.

Zu Rennmitte übernahm dann die Gerolsteiner-Mannschaft um den Führenden Serpellini die Tempoarbeit und konnte den Rückstand zeitweise auf unter sieben Minuten verringern, doch aufgrund von mangelnder Unterstützung brachen sie ihr Unternehmen dann wieder. Kein Team half – wir brauchten nicht, da wir Christian Werner vorne hatten.

Doch als es dann vorne in die erste der letzten beiden schweren Bergwertungen ging und Klöden vorne seinen Kontrahenten wegzog und Christian mit seinen Mitstreiter am selbigen Anstieg auch noch entkräftet wie mutlos einbrachen und sie dementsprechend vom Peloton kassiert wurden, schalteten wir uns mit in die Nachführarbeit ein. Noch knapp vier Minuten auf einen seit mehr als 100 km vorne fahrenden Solisten auf 50 km gutzumachen, sollte nun nicht mehr die Schwierigkeit darstellen.

Und wir im Feld pokerten mit den anderen Teams richtig. Drei Kilometer vor dem Ziel, mitten in den Sprintvorbereitungen, war Klöden wieder unter uns und vollste Konzentration galt nun dem Endspurt. Dean hatte eine gute Position aufgrund einer perfekten Vorbereitung und kämpfte so mit dem anderen Youngster Francesco Chicci um den Sieg – und war erfolgreich. Den Top-Leuten Hondo, Hushovd oder Zabel blieb nur ein unter Wert geschlagener Sprint.

Bild
Dean siegte vor Chicci und dem Hondo, Zabel und Hushovd waren als Favoriten ganz schwach.

Ergebnis:
1 Dean Podgornik (ALT) 4:04:49
2 Francesco Chicchi (FAS) s.t.
3 Danilo Hondo (GST) s.t.
4 Nicola Gavazzi (SAE) s.t.
5 Fabio Baldato (ALB) s.t.

Gesamtwertung:
1 Marco Serpellini (GST) 7:49:31
2 Dean Podgornik (ALT) + 7:15
3 Francesco Chicchi (FAS) s.t.
4 Thor Hushovd (C. A.) s.t.
5 Danilo Hondo (GST) s.t.

Da die Sprinter vor dem restlichen Feld noch mit 30 Sekunden Vorsprung gewertet wurden, verringerte sich der Rückstand zu Serpellini. Der Etappensieg war ungemein wichtig für uns, denn ohne einen solchen wollten wir hier nicht wegfahren, zu dem ist und war das Rennen für die Präsentation unseres Teams im Land des Co-Sponsors bei dem ersten großenspanischen Rennen dieser Saison eine ganz wichtige Angelegenheit. Wir haben uns hier bisher immer vorne gezeigt – auf der Strecke wie auch im Ziel – und somit Eroski ihre Unterstützung ein wenig zurückgezahlt und uns vor allem auf weitere spanische Sponsoren aufmerksam gemacht. Eine gute Gesamtplatzierung könnte da noch extrem weiterhelfen. Dass der Gewinn des Sprinttrikots, in dessen Wertung Dean nun Führender ist (er hatte das Jersey heute nur getragen, weil Serpellini im Führungstrikot unterwegs war), kein Nachteil in derartiger Hinsicht wäre, ist natürlich auch klar.
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Beitrag: # 127690Beitrag Summertime2
6.5.2004 - 14:04

Ich bin zwar erst seit heute angemeldet verfolge dieses Forum jedoch schon etwas länger und habe mir den Bericht immer durchgelesen und muss sagen Respekt! Ist richtig gut zu lesen! Viel erfolg noch! :D
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Beitrag: # 127698Beitrag RedRobi
6.5.2004 - 14:32

das Problem mit den roten Kreuzen bei den Bildern lieg wahrscheinlich daran,dass die jenigen einen Modem Anschluß haben und deshalb der Seitenaufbau etwas länger dauert und nach einer gewissen Zeit die Bilder nicht geladen werden. Einfach mal rechte Maustaste und dann Bilder anzeigen,dann gehts.

Zu deinem AAR,Hoffi: Ohne Worte
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Hoffi
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Beitrag: # 127721Beitrag Hoffi
6.5.2004 - 16:52

Katalanische Woche
3. Etappe
Die 175 km zwischen Castello d’Empuries und Parets de Vallés waren wohl die vom Profil her „einfachsten“ der gesamten Rundfahrt, da nur zwei kleinere Bergwertungen, eine am Anfang, eine nach 150 km, zu überwinden waren.

Wie fast jedes Team erwarteten auch wir einen Massensprint, so waren wir natürlich wieder gewollt, Dean Podgornik vorne zu platzieren. Zudem wollten wir unsere Kräfte für die morgige Königsetappe aufsparen und so wenig Arbeit wie nötig verrichten.


Das Rennen startete mit einer Flucht von vier Fahrern: Tirrreno-Sieger Barbero, Ballan (beide LAM), erneut der Angriffslustige Klöden (MOB) und Beat Zberg (GST). Schnell wuchst ihr Vorsprung auf zehn Minuten an und im Feld wurde sich angesehen – aber nichts gemacht. Auch wir wollten erst die Nachführarbeit übernehmen, doch als 100 km vor dem Ziel die beiden Balearen-Fahrer Zandio und Lastras wegfuhren, schickten wir Christian Werner hinterher, womit wir uns natürlich die Verfolgungsarbeit vom Leib hielten.

Doch im Feld sah man sich immer noch nicht gezwungen, zu arbeiten. Erst am letzten Anstieg erhöhte man das Tempo und stellte die drei Verfolger, worauf auch wir uns mit einmischten und versuchten, den Vorsprung der vier Mann vorne zu reduzieren.

Aber ein sonderlich großes Resultat sprang letztendlich nicht heraus. Noch mehr als acht Minuten retteten die völlig erschöpften Durchhalter vorne nach Parets de Vallés. Im Sprint gewann der favorisierte Beat Zberg von Gerolsteiner vor Barbero, der derzeit seinen dritten Frühling erleben zu scheint. Im Spurt des geschlagenen und designierten Hauptfeldes war Isaac Galvez vor Thor Hushovd der Schnellste. Dean konnte dann aus einem schlecht vorbereiteten Sprint nicht mehr als Rang 11 herausholen.

Mein Freund von der Sportfoto-Agentur, der mir sonst seine Schnappschüsse zusendet, war heute krank und konnte so nicht aufs Motorrad steigen, sondern musste das Bett hüten. Dementsprechend kann ich euch natürlich auch keine Bilder der heutigen Etappe liefern. Ich hoffe aber, dass er zur morgigen Königsetappe wieder auf den Beinen – oder auf dem Motorrad – steht.

Ergebnis:
1 Beat Zberg (GST) 4:14:02
2 Sergio Barbero (LAM) s.t.
3 Andreas Klöden (MOB) s.t.
4 Alessandro Ballan (LAM) s.t.
5 Isaac Galvez (IBB) + 8:16
6 Thor Hushovd (C. A.) s.t.
7 Fabio Baldato (ALB) s.t.
8 Nicola Gavazzi (SAE) s.t.
9 Tom Boonen (QSD) s.t.
10 Erik Zabel (MOB) s.t.

Gesamtwertung:
1 Beat Zberg (GST) 12:11:20
2 Andreas Klöden (MOB) s.t.
3 Sergio Barbero (LAM) s.t.
4 Alessandro Ballan (LAM) s.t.
5 Marco Serpellini (GST) + 0:29
6 Dean Podgornik (ALT) + 7:43
7 Thor Hushovd (C. A.) s.t.
8 Francesco Chicchi (FAS) s.t.
9 Fabio Baldato (ALB) s.t.
10 Nicola Gavazzi (SAE) s.t.

Eine völlig missratene Etappe für uns und wahrscheinlich auch für so manch anderes Team – vor allem für diejenigen, die die Kletterer in ihren Reihen haben und auf der morgigen Berg- und Königsetappe den Gesamtsieg sichern zu wollen. Kein Mayo, kein Vinokourov, kein Hamilton und auch kein Joaquin Rodriguez können gegen einen Beat Zberg oder Andreas Klöden an einem 25 km langen Anstieg fast acht Minuten rausholen. Das ist unmöglich. So kann Joaquin nur noch versuchen, irgendwie unter die besten zehn oder fünf zu fahren – mehr scheint angesichts der Tatsachen und Zeitabstände nicht mehr drin zu sein.
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Hoffi
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Beitrag: # 127927Beitrag Hoffi
7.5.2004 - 14:32

Katalanische Woche
4. Etappe
Heute galt es also. Die Königsetappe von Castello d’Empuries über 149 km hinauf zum Col de Pal. Nach 130 hügeligen Kilometern (drei kleinere Bergwertungen), geht es auf den letzten 20 km stur und stramm bergauf. Vor der Rundfahrt wurde zwar gesagt, dass hier die Entscheidung über den Gesamtsieg fällt, doch ist angesichts der derzeitigen Situation aufgrund von Ausreißern, die sich auf für die Gesamtwertungen eher unwichtigen Etappen einen hohen Vorsprung herausgefahren haben und in den Bergen auch nicht so schlecht zurecht kommen, als dass sie einen solchen Vorsprung noch aus der Hand geben würden.

Fünf Fahrer haben einen derartigen Vorsprung, der sich auf fast 7:30 Minuten beläuft und einzig Andrea Ballan (LAM) werden die Favoriten eine solche Zeit abnehmen können – und das ist auch das Ziel von Joaquin Rodriguez. Er sollte um den Etappensieg zusammen mit Hamilton und Mayo kämpfen und versuchen, sich in der Gesamtwertung so nah wie möglich an die Ausreißer heranzuschieben, um morgen vielleicht noch einmal eine große Chance zu nutzen. Sonst geht nur noch Christian Werner mit Ambitionen in die Etappe, denn er soll seine Form testen und versuchen, so weit wie möglich vorne mit anzukommen.


An der ersten Bergwertung nach ein paar Kilometern hatte sich Marcos Serrano (LIB) vom Feld gelöst, mehr als 1:30 Minuten ließ man den Spanier jedoch nicht entkommen. Gerolsteiner um den Gesamtführenden Beat Zberg hatte das Zepter in die Hand genommen und hielt den Abstand zu Serrano konstant gering.

Nach 70 km entschied sich Marzio Bruseghin, im Vorfeld als Mitfavorit angesehen, hinterher zu gehen und so schloss er zum Führenden der Etappe nach ein paar Minuten Verfolgung auf. Doch Bruseghin hatte der Sprudel-Truppe von Hans-Michael Holczer wohl Angst gemacht und so erhöhten diese das Tempo und stellten die Entkommenen nach 90 km.

An der vorletzten Bergwertung (nach 100 km, die letzte sollte dann der Schlussanstieg darstellen) zeigten sich Iban Mayo, Alexandre Vinokourov und Christophe Moreau erstmals vorne – wir spekulierten mit Joaquin noch und glaubten, dass es die Konkurrent nicht ernst meinte. Und wir lagen richtig. Mayo und Co ließen sich nach ein paar Kilometern wieder einfangen, einzig versuchte vorne erneut Bruseghin zu entkommen, doch erneut wurde sein Vorhaben von Gerolsteiner unterbunden, denn am Fuße des Col de Pal war Schluss mit Lustig.

Gerolsteiner wurde von der Führungsarbeit abgelöst, Euskaltel platzierte sich mit Mayo und Laiseka. Aber auch Joaquin schlief nicht und blieb in Lauerposition. Während sich das Tempo immer mehr steigerte, beäugte sich die Konkurrenz, doch nach wenigen Kilometer unterbrach Tyler Hamilton selbiges mit einem Angriff – doch Mayo, Moreau und Co (Joaquin unter ihnen) konnten folgen. Das ganze Feld wurde durch den Angriff auseinandergezogen und –genommen. Als sich das Tempo jedoch wieder reduzierte, trat Joaquin zu einem – meiner Meinung nach – genau richtigen Zeitpunkt in den Pedale. Und einzig Mayo ging sofort hinterher.

Mit ein paar Sekunden Vorsprung zogen die beiden zum Gipfel hoch, ehe Tyler Hamilton aufschloss und vorbeizog. Mayo konnte hinterher gehen, aber das schaffte Joaquin nicht mehr. Eine Schwächephase hatte ihn heimgefallen; das konnten wir am Ende mit fug und recht behaupten, nachdem er sich zwei Kilometer wieder fing und näher an die beiden an der Spitze liegenden Stars herankam. Aber nur näher, aufschließen konnte er nicht. Dafür aber die von hinten – hauptsächlich in Person von Christophe Moreau – heranjagende Konkurrenz vom Leibe halten und den dritten Platz auf den Gipfel retten.

Vorne holte sich Hamilton im Spurt den Sieg vor Mayo. Als Joaquin dann im Ziel war, galt das Interesse nur noch Zberg und Klöden. „Wo waren sie abgeblieben?“, war die Frage. Doch schon in der größeren, nach Joaquin kommenden Gruppe waren sie dabei. Klöden wurde gar hinter Landis noch fünfter und verlor wie Zberg nur 1:49. Der Rundfahrt-Sieg für den Schweizer.

Bild
Hamilton bewies bei seinem Sieg wie auch der Zweite Mayo eine schon sehr gute Form in Richtung Tour de France. Hinten Joaquin (dritter).

Ergebnis:
1 Tyler Hamilton (PHO) 4:16:05
2 Iban Mayo (EUS) s.t.
3 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) + 0:29
4 Floyd Landis (USP) + 1:49
5 Andreas Klöden (MOB) s.t.
6 Christophe Moreau (C. A.) s.t.
7 Franco Pellizotti (ALB) s.t.
8 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) s.t.
9 Francesco Casagrande (LAM) s.t.
10 Beat Zberg (GST) s.t.
11 Marcos Serrano (LIB) s.t.
12 José Antonio Pecharroman (QSD) s.t.
13 Axel Merckx (LOT) s.t.
14 Richard Virenque (QSD) s.t.
15 Oscar Pereiro (PHO) s.t.

Gesamtwertung:
1 Beat Zberg (GST) 16:29:14
2 Andreas Klöden (MOB) s.t.
3 Marco Serpellini (GST) + 3:26
4 Sergio Barbero (LAM) + 4:03
5 Iban Mayo (EUS) + 6:26
6 Tyler Hamilton (PHO) s.t.
7 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) + 6:56
8 Richard Virenque (QSD) + 8:15
9 Christophe Moreau (C. A.) s.t.
10 Axel Merckx (LOT) s.t.
11 Marzio Bruseghin (FAS) s.t.
12 José Antonio Pecharroman (QSD) s.t.
13 Marcos Serrano (LIB) s.t.
14 Francesco Casagrande (LAM) s.t.
15 Isidro Nozal (LIB) s.t.

Wie erwartet, konnte einzig Ballan von den in der Gesamtwertung mit viel Vorsprung auf die Konkurrenz liegenden Fahrern den Vorsprung nicht verteidigen – er verlor fast eine viertel Stunde und purzelte ganz aus den vorderen Platzierungen raus. Seine vier Kontrahenten und ehemaligen Mitstreiter verteidigten den Rückstand und so beginnt die Liste der Top-Favoriten erst mit Iban Mayo auf Rang fünf – Joaquin ist siebter und so vor einem Casagrande, Moreau oder Pecharroman. Eine sehr gute Leistung, wir sind mit ihm zufrieden. Mit Christian Werner hingegen nicht, denn er fiel aus der großen, mehr als 20 Fahrer umfassenden und von Landis angeführten Gruppe noch heraus und liegt im Klassement nun auf Rang 25. Er kann mehr.
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