Vielleicht eine der turbulentesten Wochen, an die ich mich erinnern kann. Viel gefordert, natürlich nicht alles erreicht. Tolle Erfolge, aber auch bittere Momente.
Wenn man die Wochenwertung für sich entscheidet, gleichzeitig einer der beiden ärgsten Verfolger vom Pech verfolgt ist, sollte man eigentlich zufrieden sein. Demgegenüber steht ein größerer Rückstand bei Harada und - am schwerwiegendsten - de facto der Verlust der besten Wurst. Klassiker kann mit 4 alpinen Technikrennen und einem Langlaufsprint auch noch verloren gehen.
Im teaminternen Power-Ranking steht Granerud natürlich weiter an 1. Der 100er in der WW gestern Abend war eigentlich schon verbucht, und dennoch kann ich glücklich sein, dass es dem Norweger bei seinem Fast-Schanzenrekord nicht so wie vor einem Jahr dem kommentierenden Leyhe erging. Dann wäre es jetzt schon vorbei. Die Zakopane-Delle scheint überwunden, auch wenn Polen in 3 Wochen schon wieder wartet. HEG liegt bei aktuell ca. 70% der maximal erreichbaren Punkte. Wenn die Form so bleibt, blicke ich den noch 15 Einzel- und 6 Team-Springen gelassen entgegen.
Fillon Maillet hat sich im zweiten Oberhof-Teil und zuletzt vor allem in Antholz mit 32 von möglichen 39 Punkten auf die 2 geschoben und agiert nun auch wie ein Teamkapitän. Die Pause vor der WM kommt zur Unzeit, aber die Laufform ist ansteigend, während beim Schießen sogar noch Potenzial nach oben besteht. Als dritter Sportler des Teams nun auch dreistellig, dabei ist erst knapp mehr als die Hälfte der Saison absolviert. Gleichzeitig wurden die ersten drei Teamevents und von QFM auch ein paar Einzelstarts regelrecht versemmelt. Da geht noch einiges.
Diggins konnte zwar nur 8 Punkte beisteuern und dürfte mit wiederkehrenden Norwegerinnen und der Tour in den Beinen auf absteigendem Ast sein, dennoch ist ihre Bedeutung nicht von der Hand zu weisen. Sie wird hoffentlich noch bis Ulricehamn (auch wenn dort die Schwedinnen viele Punkte mitnehmen), Nove Mesto sehe ich trotz Führung im GWC bei ihr nicht. In den verbleibenden 4-5 Distanzrennen mit Freistilanteil sind schon ein paar Top5-Plazierungen ausreichend, dazu kommt noch Zubrot aus vereinzelten Sprints (ggf. auch mit Unterstützung durch Caldwell).
Chevalier fällt dank ihres männlichen Pendants auf den teaminternen 4. Rang zurück. Erstes Podium seit Anfang Dezember, dazu drei der letzten Rennen in den Top5 beendet. Ihre Staffelleistung hätte sie sich besser für den Massenstart aufgehoben, oder aber Bescond, Braisaz und Simon kriegen zur WM mal gemeinsam ihre Bestform hin. Für einen Viertrundenpick liegt sie weit über dem Soll und lässt zudem hoffen, dass es auch in der zweiten Saisonhälfte so weitergeht.
An 5. Stelle folgt bereits Breezy Johnson. Wenn man hier das Haar in der Suppe suchen will, dann dass sie ihre Serie an dritten Plätzen nicht ausbauen konnte. Oder im Super-G zwischen jenseits der Top30 und Ausfall fährt. Dann aber lieber Weltklasse in der Abfahrt als in sämtlichen Speedrennen zwischen 10 und 15. 19 Punkte aus Crans Montana sind gern genommen, Garmisch wartet schon als eine von noch 4 Abfahrten, was natürlich das Potenzial für den Rest der Saison etwas schmälert. Aber darf man das einer Athletin aus Runde 8 ankreiden...
Lamparter rutscht durch sein DNS auf Platz 6, hat aber das Potenzial, in Seefeld wieder Richtung Diggins aufzusteigen. Wenn ich sehe, was die sprungstarken Riiber, Watabe und Yamamoto aus Lahti mitgenommen haben, wäre das auch für den Österreicher im Bereich des Möglichen gewesen. Er hat dem Team schon gefehlt. Warum nach fast 4 Wochen Pause vor Val di Fiemme direkt wieder ein Durchschnaufen nötig war, sei mal dahingestellt, vielleicht steckte auch eine Krankheit oder Verletzung dahinter. Wenn es aber der Frische für die restliche Saison dienlich war, hoffe ich auf einen starken (weil wichtigen) ersten Sprung beim Heimspiel in Seefeld, um mit Rückenwind in das Triple und die letzten 15 Wettkämpfe zu gehen.
Problematisch bzw. unglücklich wird es auf den beiden übrigen Plätzen.
Ustiugov liegt durch den Horrorsturz von Kryenbühl auf der 7, obwohl die Leistung das fast nicht rechtfertigt. Zwar geteilte viertbeste Laufzeit in seinem Heat mit Friedrich Moch, der hatte aber auch den Skiathlon in den Beinen und wurde nicht von Bolshunov gezogen. Dazu auf 10 km eine Minute hinter Roethe und sogar 25 Sekunden gegen den direkten Konkurrenten Maeki kassiert. Wie er die letzte 0 getilgt hat, ist schon etwas kurios. In den nächsten Wochen wird das kaum für Punkte reichen, ein paar Resthoffnungen bleiben für die WM, aber realistisch kann ich aktuell nicht auf die Unterstützung des Russen bauen.
Der Sturz von Kryenbühl wird sehr wahrscheinlich der Tiefpunkt der Saison bleiben. Solche Stürze mag man schon als neutraler Zuschauer nicht sehen, erst recht nicht mit einem Bezug dazu (und sei er noch so banal wie SKI). Durch die Wechselhektik um Matt habe ich mich hier auch aller Chancen und einer von acht Disziplinen beraubt, scheint doch kaum jemand überhaupt in der Lage, ein Handicap von 30 Punkten bis zum Saisonende aufzuholen.
Es war tatsächlich der beste Moment, als der Schweizer gestern Abend schon Entwarnung bei Instagram gab. Von "nur Saisonende" war bei den Bildern nicht wirklich auszugehen.
Alles in allem läuft die Saison weiterhin nahe am Optimum. Das unten gezeigte Optimalteam ist natürlich hypothetisch. Allein auf Laegreid wäre ich niemals gekommen, auch wenn er im Nachhinein ein ähnliches Jahr 19/20 als Indikator hatte wie 12 Monate zuvor Johannes Dale. Also schon mal schauen, wer da im Frühling aus Norwegen was andeutet...
Team | Pkt. | Alpin M | P. | Alpin F | P. | Langlauf M | P. | Langlauf F | P. | Skispringen | P. | N. Kombi | P. | Biathlon M | P. | Biathlon F | P. |
Draft | 574 | Kryenbühl* | 14 | Johnson | 52 | Ustjugow | 3 | Diggins | 104 | Granerud | 183 | Lamparter | 58 | Fillon M. | 100 | Chevalier-B. | 60 |
Realistisch | 693 | Odermatt | 84 | Johnson | 52 | Maltsev | 52 | Diggins | 104 | Granerud | 183 | Lamparter | 58 | Fillon M. | 100 | Chevalier-B. | 60 |
Optimal | 833 | Odermatt | 84 | Johnson | 52 | Yakimushkin | 68 | Diggins | 104 | Granerud | 183 | Lamparter | 58 | Laegreid | 145 | H.Oeberg | 139 |
Insofern stehe ich zu meinem Erstrundenpick (auch wenn der dem Trio Oeberg/Eckhoff/Olsbu weiter hinterherläuft), weil ich eine Alternative wie Chevalier bei den Männern nicht gesehen habe. Ergänzt man die beiden sehr starken Biathleten durch die vier perfekten Picks in den Runden 3, 5, 7 und 8, bin ich eigentlich nur an einer Stelle im Draft abgebogen, die mich ein wenig nervt. Marco Odermatt stand aber trotz seines Potenzials aufgrund der Disziplin Alpin M nicht bei den Alternativen zu Ustiugov (obwohl ich auch Langlauf M generell lieber spät picke). Das wiederum hätte entweder Yakimushkin in Runde 6 oder bei einem Fehlpick nach den Rückzügen der Skandinavier vor Davos die Einwechslung von Maltsev zur Folge gehabt. Mit knapp 120 Punkten mehr ließe sich der Rest der Saison dann ganz entspannt verfolgen.
Tatsächlich sehe ich mich im Gegensatz zu Schumi nämlich nicht zu 70% vorne, sondern schiebe lieber ihm die Favoritenrolle zu. Aus nur 12 Wettkämpfen, darunter 5 mit der Mannschaft - muss man erstmal 93 (möglich: 154) Punkte in einer Woche machen. Vermutlich beurteilt man sein eigenes Team subjektiv aber auch immer etwas schlechter als das der Konkurrenz.
Am meisten Sorge bereitet mir tatsächlich die 5 von Schumi bei Victor Goldman. Neben den fünf Siegern (davon Watabe und Johansson ganz frisch und möglicherweise nun stark im Aufwind) ist da nämlich auch noch eine Biathletin, die zweimal ganz kurz vor ihrem ersten Sieg stand. Auch Zenhäusern und ganz besonders Shiffrin als bisherige Saisonsieger fahren eigentlich bislang weit unter ihrem Potenzial (warten wir mal diese Woche ab). Dazu kommt Retivykh, der bislang immer - wenn gefordert - zur Stelle war und noch 7 Gelegenheiten hat. Für seine bisherigen 58 Punkte brauchte er gerade mal 6. Kalla schließlich war der perfekte Wechsel für den offenen Slot, hat noch 6 Distanzrennen sowie eine Staffel und ist bei Titelkämpfen immer zu beachten.
Wenn man hier zumindest etwas Negatives sehen will, dann die Frage, ob Laegreid seine beeindruckende Konstanz beibehalten wird können. Tut er das, bräuchte ich vermutlich deutlich mehr Vorsprung.