Der Gipfelstürmer

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

Benutzeravatar
Mor!tz
Beiträge: 359
Registriert: 17.7.2008 - 14:45
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6754273Beitrag Mor!tz
6.2.2009 - 14:32

Kapitel 6 - Fortschritte!?

12.07.2008 Bodensee-Cup


6.30 Uhr. Mit einem Schlag war Moritz hellwach. Es war Samstag. Heute fand der Bodensee-Cup statt. Warum war er so früh aufgewacht? Hatte er vergessen, den Wecker auszuschalten? Nein. Warum war er dann so früh aufgewacht? Weil er so aufgeregt war? Egal. Er fühlte sich Topfit.
Trotzdem war er so aufgeregt wie nur selten zuvor. Heute würde er sein erstes Radrennen fahren. Vielleicht würde er gewinnen, doch das war eher unwahrscheinlich. Vielleicht würde er auch versagen. Nein, daran wollte er jetzt nicht denken.
Es gab noch einen zweiten Grund, warum er aufgeregt war. Wegen ebendiesem Grund war er eigentlich noch viel aufgeregter als wegen des Rennens. Vielleicht würde Regine kommen.
Er wusste nicht einmal, ob sie wirklich kommen würde, doch dieses „vielleicht“ lies bei ihm alle Sicherungen durchbrennen. Doch was, wenn sie nicht kommen würde? Machte er sich nicht zu große Hoffnungen?
Moritz ertappte sich bei dem Gedanken, nicht zum Rennen zu gehen. Wovor hatte er Angst? Er würde diese Chance nicht verstreichen lassen.

Er begann, seine Sachen zu packen. Essen, Trinken, sein Trikot und seine Schuhe. Was brauchte er noch? Er packte seinen Helm ein, nahm Duschzeug mit und glaubte immer noch, etwas vergessen zu haben. Nur was? Seine Sonnenbrille brauchte er vielleicht. Er packte auch seine normale Sportbrille ohne Tönung ein. Er schaute aus dem Fenster. Hier war das Wetter gut, aber wer wusste schon, ob es so bleiben würde.
Eine Brille hatte er schon immer gebraucht. Seine Eltern hatten sich immer gewundert, warum ihr Sohn so oft Gläser umstieß. Als Teenager war dann herausgekommen, dass er mit dem linken Auge nur sehr schlecht sah. Ohne Brille sah er zwar relativ scharf, hatte allerdings kein Räumliches Sehvermögen und konnte deshalb Abstände nur sehr schwer einschätzen.
Hatte er jetzt alles?
Um dreiviertel 11 nahm er seinen Rucksack und fuhr nach Faurndau zur Sporthalle. Fabian war bereits da. Ralph und Peter fehlten noch.

„Guten Morgen“, begrüßte er ihn. „Morgen“, gab sich Fabian wortkarg. Kurze Zeit standen sie schweigend nebeneinander. Dann brach Fabian das Schweigen: „Na, schon aufgeregt?“ „Ziemlich“, gab Moritz zu. Immerhin war es sein erstes Rennen. Da wäre doch jeder aufgeregt. Warum Moritz noch aufgeregt war, sagte er natürlich nicht.
„Ich auch“, gestand Fabian. „Es ist auch erst mein drittes Rennen.“
In diesem Moment kam ein älterer roter VW-Bus auf den Parkplatz gefahren. Hinter dem Steuer saß Ralf und winkte ihnen zu. Als er parkte sah Moritz, dass Ralfs Rad schon auf dem Fahrradträger montiert war. Sie montierten auch ihre Fahrräder, und währenddessen kam Peter. Dann fuhren sie los.

Nachdem Ralf auf die zur Schnellstraße ausgebaute B10 gefahren war gab er ihnen eine Mappe nach hinten. „Schaut euch schon mal die Streckenbeschreibung an.“
Das erste, was Moritz auffiel, war ein großes rotes Logo auf der ersten Seite: „Wir danken dem Team Antivir für seine Unterstützung.“ Unwillkürlich musste er an das Casting denken. Er hatte noch keine Rückmeldung bekommen, außer einer Empfangsbestätigung. Vielleicht hatte das Team sogar Scouts dort und er konnte sich das Casting sparen. Wunschträume…
Warum war er eigentlich nicht schon früher auf die Idee gekommen, dass das Team Antivir bei einem Rennen so in ihrer Nähe anwesend sein musste?
Fabian riss ihn aus seinen Gedanken. „Schaut mal, die Strecke:“

Bild

Die Strecke begann in der Konstanzer Innenstadt. Dann führte sie in Richtung des Fährhafens. Kurz davor bog sie ab in Richtung Mainau. An den großen Parkplätzen der Insel Mainau vorbei führte die Strecke weiter Richtung Radolfzell und bog dann links ab. Der sogenannte Bodanrück würde einige Steigungen bieten. Auf der Anderen Seite ging es dann über die B33 zurück Richtung Konstanz. Vorbei an der Kreuzung zum Reichenau-Damm bis zur Schänzlebrücke.
Von dort führte die geradeaus Richtung Schweiz und bog dann ab, um an der Grenze entlang zurück zum Start zu führen.
Gesamtlänge 126km. Moritz Schluckte. Hatte er sich zuviel vorgenommen?
Noch etwas fiel ihm auf: Das Radrennen nutzte sämtliche Straßen, die nach Konstanz führten. Wie sollte das funktionieren?
Nützliche Informationen:

Anfahrt:

Während des Bodensee-Cups ist die Zufahrt nach Konstanz nur in einer Einbahnstraße möglich. Das Radrennen blockiert eine Straßenseite. An wenigen Stellen kann der Verkehr kurzzeitig angehalten werden, um einen reibungslosen Ablauf des Rennens zu garantieren. Die Zufahrt nach Konstanz erfolgt über Allensbach, die Abfahrt über Litzlstetten. Einige kleinere Straßen sind komplett gesperrt. Eine Liste können sie auf www.bodensee-cup.de einsehen.
...
So ein Rennen zu organisieren musste ganz schön kompliziert sein. Wer auch immer dafür zuständig war. Moritz wollte nicht mit ihnen tauschen.
Inzwischen waren sie fast in Konstanz angekommen. Moritz entdeckte vor ihnen eine Straßensperre. Hier kam die Streckenführung an den See zurück. Als sie nach Konstanz hinein fuhren, überholten sie einige Radfahrer, die auf der Strecke unterwegs waren. Sie parkten auf einem großen Parkplatz und stiegen aus. Da sie noch genug Zeit hatten beschlossen sie erst einmal zum Start zu gehen und sich ihre Startunterlagen abzuholen. Vielleicht würden sie sich das Finale des U23 Rennens anschauen.

Benutzeravatar
Mor!tz
Beiträge: 359
Registriert: 17.7.2008 - 14:45
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6754568Beitrag Mor!tz
8.2.2009 - 17:04

„Ich möchten mein papiers für das race“ Nicht unbedingt richtig, aber der Mann schien verstanden zu haben, worum es ihm ging. „Voila, Monsieur. La course commence à deux heures et demi.“ Wenigstens konnte der Deutsche besser Französisch, als er Deutsch…
Arthur Gaillard hatte zwar in der Schule Deutsch gelernt, aber das reichte eben nicht. Er hatte es zu stark schleifen lassen, jetzt bemerkte er das Resultat.
Er war froh, dass er das hinter sich hatte. Bei seiner nächsten Aufgabe würde er Radfahren müssen… Und das ging in Deutschland genauso wie in Frankreich. Das konnte er viel besser als Deutsch!

Eigentlich war es schon fast sträflich, während der Tour de France zu einem Radrennen zu gehen. Noch dazu so weit weg, dass er nicht heute Abend wieder daheim sein würde. Diese Chance hatte er sich allerdings auch nicht entgehen lassen wollen. Heute und Morgen würde er sowieso nicht viel verpassen.
Seit zwei Jahren fuhr Arthur für ein kleines französisches Nachwuchsteam aus Oyonnax, seinem Heimatort im französischen Jura. Dort im „Plastics Vallé“, wo das Zentrum der französischen Kunststoffindustrie lag, hatte er bei einem kleinen Nachwuchsrennen den ersten Platz belegt. Er hatte nicht damit gerechnet. Eigentlich hatte das niemand, aber als es darauf ankam, hatte er alles richtig gemacht.
Was dann allerdings kam, damit hätte er noch viel weniger gerechnet.
Nach der Siegerehrung kam ein Mann zu ihm. Arthur erkannte ihn sofort. Erst kurz zuvor hatte er ihn im Fernsehen bewundert, und jetzt stand er vor ihm. Er schüttelte dem neuen französischen Meister die Hand. Vor ihm stand Sylvain Chavanel! Damals war er natürlich noch nicht französischer Meister gewesen. Aber trotzdem.
Chavanel hatte ihn im Namen seines deutschen Teams zu einem Radrennen am Bodensee eingeladen. Eingeladen, das hieß er bekam die Anreise im TGV und zwei Hotelübernachtungen bezahlt. Anders wäre er sicherlich nie zu diesem Renne gekommen.
Arthur Gaillard war zufrieden. Mit 19 Jahren war er soweit, dass ein Profi-Team Interesse an ihm hatte. Anders konnte er sich das nicht erklären. Und das Interesse musste groß sein.
Natürlich war sein größter Traum, irgendwann einmal die Tour de France zu fahren, vielleicht sogar zu gewinnen. Aber bis dahin würde noch viel Zeit vergehen. Ein Ziel, das um einiges leichter zu erreichen wäre, war ein Sieg bei der Tour de l’Ain, dem Radrennen seines Departements.

Konstanz gefiel ihm. Er hatte noch genug Zeit. Er würde sich noch das Finale des U19 Rennens anschauen. Und dann würde er es ihnen zeigen!
Bild
Die Imperia im Konstanzer Hafen mit den Alpen im hintergrund

Benutzeravatar
Mor!tz
Beiträge: 359
Registriert: 17.7.2008 - 14:45
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6754759Beitrag Mor!tz
9.2.2009 - 17:03

Nachdem der junge Franzose gegangen war, war Moritz an der Reihe. Er bekam die Startnummer 113. Der Name von Tobias war durchgestrichen und darunter stand sein Name. Naja, seine Startnummer musste ja auch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen…
„Die ersten Fahrer werden jetzt gleich auf die Zielgerade einbiegen“, rief der Streckensprecher in sein Mikrofon: „Es handelt sich um den Lokalmatador Thomas Rapp und den Fahrer mit der Nummer 67, dass ist Simon Greidler aus der Schweiz.“
Moritz ging näher an die Absperrung um besser sehen zu können. Das Publikum begann zu jubeln und zwei Radfahrer kamen in sein Blickfeld. Einer der beiden eröffnete den Sprint.
„Und das sieht gut aus für unseren Lokalmatador! Auf geht’s, Thomas!“
Der Konstanzer hatte den Schweizer bereits so weit distanziert, dass dieser jetzt die Beine hochnahm. Die Zuschauer jubelten immer lauter und Moritz machte sich mit Fabian zusammen auf den Weg um sich umzuziehen. Peter war irgendwie verschwunden…

„Alle Teilnehmer des U23 Rennens werden gebeten, sich an den Start zu begeben. Wir werden das Rennen in 5 Minuten starten.“
Moritz war furchtbar aufgeregt. Trotzdem fühlte er sich gut. Hier am Start zu stehen in seinem Rot-grauen Trikot, das war schon ein tolles Gefühl. Erst jetzt tauchte Peter wieder auf. Er gab keine Antwort auf die Frage, wo er gewesen war. „Ok, Jungs. Die Konstanzer, das sind die mit den hellblauen Trikots, werden heute alles geben. Ich denke, dass sie die ganze Zeit Tempo machen werden. Ich erwarte, dass ihr mich mit Getränken von einem Begleitmotorrad versorgt. Je nach dem, wie das Rennen läuft, sag ich euch, was ihr tun sollt.“
Woher nahm sich dieser Idiot das Recht, sie so herumzukommandieren. Moritz wollte gerade etwas erwidern, aber Fabian stieß ihn an und raunte nur „Sag nichts…“
Direkt vor sich entdeckte Moritz den jungen Franzosen von vorher. In einem giftgrünen Trikot mit der Startnummer 311. Seine eigene Startnummer, nur umgekehrt. Ein Zeichen? Ach was, an so etwas glaubte er nicht. Ein Zeichen wofür überhaupt. Das war doch alles Schwachsinn.
Der Franzose war sehr klein, aber er wirkte unheimlich stark.
Der Startschuss ertönte. Wie in Trance fuhr Moritz los. Bereits nach der ersten Kurve zog das Tempo stark an. Peter war zwar ein Idiot, aber er hatte recht gehabt. Fünf Fahrer in hellblauen Trikots hatten sich an die Spitze gesetzt und diktierten jetzt dass Tempo. Mit 40 km/h jagten sie durch die Stadt. Moritz fuhr vorsichtig weiter nach vorne. Es war gar nicht so einfach, seine Position im Feld zu verändern. Er ordnete sich im vorderen Drittel neben Fabian ein. Vor ihm fuhr weiterhin der junge Franzose.
Sie kamen immer weiter aus der Stadt heraus und die Zuschauer wurden weniger. Kaum hatten sie die Stadt verlassen, nahmen die Konstanzer das Tempo heraus. Etwas langsamer passierten sie die Blumeninsel Mainau. Kurz darauf ging es nach rechts ab. Jetzt würde es etwas hügeliger werden. Die längste Steigung der Strecke lag vor ihnen. Moritz hatte das Gefühl gegen eine Wand zu fahren. Sofort verlor er zahlreiche Plätze. Er hatte die Rampe unterschätzt und nicht weit genug runter geschaltet, weshalb er kurz aus dem Sattel gehen musste. Auf einmal kam es ihm vor, als wäre die Straße flach. Ohne Probleme fuhr er wieder nach vorne. Moritz nahm einen Schluck aus seiner Flasche und überquerte den höchsten Punkt der Strecke. Hier standen wieder einige Zuschauer und jubelten ihnen zu.
Ein Schrei ging durch das Feld. Wie aus dem nichts fuhren plötzlich drei Fahrer des Schweizer Teams, das vorher beim U19 Rennen den 2. Platz belegt hatte, an der Spitze und zogen das Tempo an. Den Grund erkannte Moritz erst jetzt. Ein Fahrer mit gelb-schwarzem Trikot hatte sich abgesetzt. Scheinbar war sich niemand sicher, ob man ihn wieder einholen könnte, wenn er erst einmal weg war.
Sie näherten sich wieder dem Stadtgebiet. Die Konstanzer setzten sich wieder zu fünft an die Spitze und holten so den Ausreißer wieder zurück, was allerdings eigentlich der Verdienst der Schweizer gewesen war. Die Konstanzer hatten scheinbar vor, immer durch die Stadt zu zeigen, was sie konnten.
Die zweite Runde verlief ruhig, sobald keine Fans mehr an der Strecke standen nahm das Tempo merklich ab. Moritz ließ sich zurückfallen, um Trinkflaschen für Fabian und Peter zu holen. Inzwischen hatte er herausgefunden, wer der Kapitän der Konstanzer war. Er war ein riesenhafter Kerl, der sich bisher als einziger seines Teams nicht an der Führungsarbeit beteiligt hatte.
Kurz bevor sie das dritte Mal über die Ziellinie fuhren, trat einer der Konstanzer an – und blamierte sich auf der Zielgeraden. Geistesgegenwärtig ergriffen die Schweizer die Initiative und holten ihn noch vor der Ziellinie zurück ins Feld.
Sie befanden sich jetzt in der fünften Runde. Moritz fühlte sich immer noch gut. Fabian tippte ihn an und gab ihm noch eine Trinkflasche. Auf einmal war Peter neben ihnen. „Hey Fabian: Wenn einer weggeht, gehst du mit. Mal sehen, wie unsere Konkurrenten reagieren.“ Fabian schien nichts dagegen zu haben sich als Versuchskaninchen benutzen zu lassen und fuhr weiter nach vorne. Am letzten Anstieg der Strecke passierte es. Einer der Konstanzer attackierte. Fabian war nicht der einzige, der sich an sein Hinterrad heftete. Einer der Schweizer ging ebenfalls mit. Vor sich konnte Moritz kurz den Bodensee erahnen. Dann ging es um eine Kurve.
Bild

Gerrit
Beiträge: 584
Registriert: 11.7.2007 - 14:43
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6754771Beitrag Gerrit
9.2.2009 - 17:58

Der Teil hat mir sehr gefallen. War auch schöne Spannung drin. Freu mich auf den 2. Teil ;)

Benutzeravatar
Mor!tz
Beiträge: 359
Registriert: 17.7.2008 - 14:45
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6754993Beitrag Mor!tz
11.2.2009 - 17:38

Das Feld bog auf die Zielgerade ein. Noch eine Runde.
Arthur fuhr vorsichtig weiter nach vorne. Jetzt galt es!
Als sie über die Ziellinie fuhren, konnte er am Straßenrand einen Mann mit einem Schild erkennen. Darauf stand der Abstand der Ausreißer: 1’15’’
Wie auf Kommando gingen alle Konstanzer in die Führung. Ruckartig wurde das Tempo erhöht. Schon zwei kurven später mussten die ersten Fahrer reißen lassen. Arthur fühlte sich prima. Vor sich konnte er kurz den Bodensee erahnen, bevor die Strecke eine weitere Kurve machte. Jetzt musste er aufpassen. Keine Sekunde durfte er seine Konkurrenten aus den Augen lassen. Er wusste nicht, wie gut seine Gegner waren, aber sie wussten auch nicht, wie gut er war. Er war sich inzwischen ziemlich sicher, wer seine stärksten Gegner waren.
Rechts von ihm rauschten große Parkplätze vorbei. Noch eine Kurve, dann würde es bergauf gehen.
Vor ihm tauchte die Kurve auf. Er ordnete sich direkt hinter den Konstanzern ein und fuhr um die Kurve. Ungefähr 20 Fahrer waren noch übrig.
In dem Moment, als sich der Konstanzer vor ihm verabschiedete trat er an. Er hatte das Gefühl zu fliegen. Dieses Gefühl dauerte allerdings nur ganz kurz an. Kurz darauf brannten seine Beine. Unermüdlich trat er weiter in die Pedale. Er drehte sich kurz um.
Hinter ihm war nur ein Fahrer, dahinter klaffte eine Lücke. Er hatte sich tatsächlich abgesetzt. Er ging wieder in den Sattel und versuchte das Tempo zu halten.


Moritz hatte das Gefühl, seine Beine wären explodiert. Er hatte es tatsächlich geschafft. Eigentlich hatte er angreifen sollen, aber der Franzose hatte ihm das abgenommen. Kurz entschlossen war er ihm gefolgt. Kein anderer Fahrer hatte versucht mitzuziehen. Der Franzose winkte ihn vorbei und Moritz ging in die Führung. Er musste kurz schlucken, als er aus dem Windschatten ging und war froh, nicht allein zu sein. Sie erreichten den höchsten Punkt der Strecke und warfen sich in die kurze Abfahrt zur nächsten Rampe. Seine Beine brannten, aber Moritz hatte das Gefühl nach mehr geben zu können. Als es wieder bergauf ging erhöhte er seine Trittfrequenz.
Dann kam die nächste Abfahrt vor sich konnte er einen Fahrer in hellblauen Trikot entdecken. Sie hatten die Ausreißer schon fast eingeholt. Zumindest einen von ihnen.
Dem Franzosen schien seine Tempoverschärfung zu gefallen. Er zog vorbei und erhöhte die Geschwindigkeit erneut. Moritz heftete sich an sein Hinterrad. Er würde ihn nicht ziehen lassen!
Eine längere und zwei kürzere Rampen lagen noch vor ihnen. Schon ging es wieder bergauf. Sie hatten den Konstanzer jetzt fast eingeholt. Etwas weiter vorne fuhren Fabian und der Schweizer. Er nahm einen letzten Schluck aus seiner Trinkflasche. Jetzt war sie leer. Er schaute auf den Tacho: 110km, also noch knapp 15km zu fahren. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie der Konstanzer seine Trinkflasche zur Seite warf. Aber nicht etwa zum Straßenrand, nein, in die Mitte der Straße!
Der Franzose vor ihm konnte nicht mehr ausweichen und fuhr über die Flasche. Dann ging alles viel zu schnell.
Moritz hörte das Geräusch von Metall, das über Asphalt rutschte. Dann spürte er einen stechenden Schmerz am linken Knie. Er hatte vor Schreck die Augen zugemacht. Als er sie wieder öffnete fand er sich auf dem Asphalt wieder. Sein Fahrrad lag neben ihm. Der Franzose lag in der Mitte der Straße und blutete am Arm. In diesem Moment rauschten fünf Radfahrer an ihnen vorbei. Peter war dabei, der Kapitän der Konstanzer auch.
Moritz schaute zu seinem Knie, das inzwischen brannte. Er hatte eine große Schürfwunde, aber sonst schien nichts zu sein. Er rappelte sich auf und trat vorsichtig auf. Es tat höllisch weh, aber es schien nichts Schlimmeres passiert zu sein. Was war mit dem Franzosen?

Moritz verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als ihn der Schmerz beim Auftreten erneut durchzuckte. Er machte einen Schritt auf den Franzosen zu. „Alles in Ordnung?“
Der Franzose stand auf und zog ebenfalls eine Grimasse. „Take your bike!“
Wie auf Kommando drehte sich Moritz um und hob sein Fahrrad auf. Der Franzose saß schon fast wieder im Sattel. Also tat er es ihm gleich. Noch einmal versicherte sich der Franzose, dass Moritz wieder im Sattel war, dann fuhr er los.
In einem wahnsinnigen Tempo erklommen sie den letzten Anstieg und warfen sich in die Abfahrt. Wie viel Zeit hatten sie verloren?
Als der Franzose Moritz ein Handzeichen gab, nahm er sich ein Beispiel an ihm. Er steckte seine ganze Wut in die Beine und schaltete in den höchsten Gang. Wenigstens den Konstanzer, der Schuld an ihrem Sturz war, wollte er wieder einholen.
5 Kilometer bis ins Ziel. Das Schild tauchte am Straßenrand auf. Vor sich konnte Moritz den Konstanzer sehen. Er musste sich zusammenreißen, um nicht dem Drang, ihn vom Rad zu stoßen, nachzugeben.
Der Franzose hatte immer noch nicht genug. Unerbittlich trat er in die Pedale. Moritz hatte Mühe sich hinter ihm zu halten. Trotzdem übernahm er weiterhin einen Teil der Führungsarbeit. Zugegeben, es war nur ein kleiner Teil, die meiste Zeit fuhr der Franzose im Wind. Durch diese unermüdliche Arbeit fuhren sie kurz darauf an Fabian und seinem Schweizer Begleiter vorbei. Noch 3 Kilometer.

Zwischen den Häusern tauchte die Schänzlebrücke auf. Auf der Brücke sah er gerade noch die Spitzengruppe. Irgendjemand hatte angegriffen. Moritz war das egal. Was viel wichtiger war: sie hatten sie fast wieder eingeholt. Als sie die Brücke hoch fuhren machte der Franzose kurz schlapp. Moritz merkte, dass sein Begleiter nicht mehr konnte und übernahm die Führung. Vor ihm baute sich groß und gelb der Grenzübergang auf. Sie bogen um die Kurve. Sie waren jetzt parallel zur Schweizer Grenze. Erstaunlich, dass ihm das gerade jetzt auffiel. Vor sich konnte er einige Radfahrer entdecken. Er nahm die jubelnden Zuschauer am Straßenrand nicht mehr wahr, er dachte nur noch an eines: Die kriegen wir!
Ein Kreisverkehr, dann waren sie auf der Zielgeraden. Jetzt konnte er es genauer erkennen. Alle fünf Fahrer der Gruppe vor ihnen waren noch zusammen. Er hatte sie fast.

Benutzeravatar
Megamen 1
Beiträge: 964
Registriert: 26.10.2007 - 22:10

Beitrag: # 6755008Beitrag Megamen 1
11.2.2009 - 18:43

Das perfekte Ende: Du nimmst den Konstanzer am Unterlenker und schmeisst ihn in den Graben! Aber im Sprint kannste dann nicht mehr mitwirken...

Andy92
Beiträge: 468
Registriert: 29.6.2008 - 19:53
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6755011Beitrag Andy92
11.2.2009 - 18:50

Ich würde ihn wüst beschimpfen und neben ihm über die Ziellinie fahren - damit alle Zuschauer seine Schandtat erfahren.
Bild
Bild
Bild

Benutzeravatar
Mor!tz
Beiträge: 359
Registriert: 17.7.2008 - 14:45
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6755091Beitrag Mor!tz
12.2.2009 - 13:48

Geht leider nicht mehr, er hat ihn doch schon überholt...
Wenn dann müsste er im Ziel auf ihn warten... Mal sehen, wie ich das löse

Benutzeravatar
Mor!tz
Beiträge: 359
Registriert: 17.7.2008 - 14:45
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6755808Beitrag Mor!tz
16.2.2009 - 15:44

Irgendwer eröffnete den Sprint. Es war ihm egal. Noch 20 Meter trennten sie von den Fahrern vor ihnen. Vorne streckte irgendjemand die Hände in die Luft. Er würde es nicht mehr schaffen.
Er winkte den Franzosen vorbei. Die Aufholjagd war zum Großteil sein Verdienst, er hatte den 6. Platz verdient. Der Franzose fuhr neben ihn.
Moritz erwartete, dass er ihn überholte, doch nichts geschah. Dann streckte der Franzose ihm die Hand hin. Glücklich ergriff er sie. Gemeinsam fuhren sie ins Ziel.
„Bon travail“ – „Gute Arbeit“, lobte Moritz ihn.
„Du auch!“ antwortete dieser. „Arthur Gaillard“, stellte er sich vor. Moritz schüttelte ihm die Hand. „Moritz Frei“

Kurz darauf fuhr Fabian ins Ziel. Er erkundigte sich nach Moritz’ abschneiden. Wer hatte eigentlich gewonnen? Moritz wollte sich gerade auf den Weg machen, um das herauszufinden, als der Franzose sich noch einmal zu Wort meldete: „Wir mussen sagen zu die …Euh… We should go to the race commissars to tell them what happened. “ Moritz war immer noch wütend. Es war zum Verzweifeln, sie konnten das doch nicht beweisen.
Trotzdem gingen sie zur Rennaufsicht und Moritz erzählte, was passiert war.
„Ja, ich weiß. Einer unserer Streckenposten hat es gesehen. Es steht noch nicht fest, was wir machen, aber wahrscheinlich wird er disqualifiziert. Ihr Ergebnis wird dadurch leider nicht besser, aber mehr können wir nicht machen.“
Natürlich konnte Moritz das verstehen, was sollten sie auch sonst tun. Trotzdem ärgerte er sich. Vielleicht hätte er ein besseres Ergebnis erreichen können. Vielleicht auch nicht. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er 6. geworden war. Ein sechster Platz in seinem ersten Rennen, das war viel mehr als er erwartet hatte. Eigentlich sollte er zufrieden sein. Aber er war nicht zufrieden. Die Ungewissheit nagte an ihm. Was wäre passiert, wenn sie nicht gestürzt wären?
„Lassen sie ihre Wunden versorgen“, riet der Verantwortliche ihnen noch. „Mehr kann ich leider nicht für sie tun.“

„Bevor wir mit der Siegerehrung beginnen, müssen wir noch etwas bekannt geben: Der Teilnehmer mit der Startnummer 96, Roman Rabe, musste aufgrund einer extremen Unsportlichkeit disqualifiziert werden.“
Unruhe kam auf. Gemurmel machte sich im Publikum breit. Die öffentliche Bloßstellung verschaffte Moritz ein wenig Genugtuung.
Die Siegerehrung begann mit Platz 10.
„Den 8. Platz belegt Fabian Schmidt vom Radteam Staufen, herzlichen Glückwunsch!“
Fabian hatte sich also gegen seinen letzten Begleiter durchsetzen können.
„Es gibt keinen siebten Platz, sondern einen gemeinsamen 6. Platz. Arthur Gaillard und Moritz Frei, herzlichen Glückwunsch!“
Auf einmal fiel sein ganzer Ärger von ihm ab. Jetzt konnte er sich über seinen 6. Platz freuen. Vom Rest der Siegerehrung nahm er nicht viel wahr. Peter war dritter geworden. Ein Schweizer hatte vor dem Konstanzer gewonnen.
„Wir danken dem Team Antivir für seine Unterstützung bei sämtlichen Rennen, die wir im Rahmen des Bodensee-Cups austragen. Im Namen von Team Antivir darf ich noch etwas verkünden. Wie sie vielleicht wissen, hat das Team Antivir ein Casting für Nachwuchstalente ausgerufen. Ich habe die Ehre, die ersten fünf zu diesem Casting einzuladen.“
Die ersten fünf. Verdammt, warum war er nur 6. Alles nur, wegen dieses Idioten! Er schaute noch einmal ins Publikum, bevor er die Bühne verließ.
„Herr Frei, einen Moment bitte.“ Moritz drehte sich um. Hinter ihm stand ein Mann mit Anzug. Er schien um die 40 zu sein, doch seine Haare ergrauten bereits. „Mein Name ist Paul Fuhrer, ich bin Chefscout vom Team Antivir. Gratulation, ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sie wieder so viel aufholen würden. Ich habe gesehen, was passiert ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich freue mich auch sie zu unserem Casting einzuladen.“

Benutzeravatar
Megamen 1
Beiträge: 964
Registriert: 26.10.2007 - 22:10

Beitrag: # 6755877Beitrag Megamen 1
16.2.2009 - 21:01

Herzlichen Glückwunsch und viel Glück fürs Casting, und achja: lass den Italiener mit dem du gefahren bist auch noch einladen, damit ihr dann Freunde und später evtl. auch Teamkollegen werdet. Nur ne Idee

Andy92
Beiträge: 468
Registriert: 29.6.2008 - 19:53
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6755894Beitrag Andy92
16.2.2009 - 22:11

Es war ein Franzose, nur so zur Info, Megamen ;).

Schöner Handlungsverlauf, auch wenn die Karriere etwas zu schnell voranschreitet. Aber die Story ist ja Fiktion - da ist sowas erlaubt.
Bild
Bild
Bild

Benutzeravatar
Mor!tz
Beiträge: 359
Registriert: 17.7.2008 - 14:45
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6756977Beitrag Mor!tz
23.2.2009 - 14:14

13.07.2008

Algerier, Marokkaner, Tunesier, dunkelhäutige Afrikaner… Und doch waren sie alle Franzosen. In Frankreich geboren, ausgestattet mit der Französischen Staatsbürgerschaft in Frankreich aufgewachsen. Trotzdem wurden sie hier nicht als Franzosen gesehen. Sie hatten fremd klingende Namen, eine andere Hautfarbe oder eine andere Religion, als die „normalen“ Franzosen. Wieder einmal wurde ihm das große Problem seiner Nation bewusst. Integriert hieß nicht akzeptiert. Leider. Ein Gutes hatte sein Weg durch das Getto von Oyonnax. Wenn er die vielen französischen Ausländer hier sah, die größtenteils von Sozialhilfe lebten, weil sie keine Jobs bekamen, dann wurde ihm immer bewusst, wie gut es ihm ging. Wie dankbar er sein sollte und wie viel Glück er im Leben hatte.
Er lies das Getto hinter sich und erreichte langsam eine bessere Wohngegend. Müde schob er sein Fahrrad in die Garage. Über 12 Stunden hatte die Zugfahrt gedauert. Er war erschöpft, aber er war endlich wieder daheim…
Noch einmal erinnerte er sich an das gerade gesehene. Doch seine Erinnerung ging nicht nur 10 Minuten zurück, sie ging viel weiter.

Der achtjährige Junge lief durch das Getto von Oyonnax. Sein Vater war Sozialhilfeempfänger, seine Mutter arbeitete in einem Supermarkt an der Kasse. Der Junge wusste zwar, dass es auch noch eine andere Welt gab und dass sie nur ein paar Straßen entfernt lag, aber er wusste nicht, wie man dort hinkam. Denn dass war sein Traum. Dort zu leben, wo die Häuser keine Betonklötze mit hunderten Bewohnern waren, wo die Nachbarn Arbeit hatten und nicht den halben Tag neben dem Hauseingang saßen. Dort, wo kleine Kinder nicht wissen mussten, wie man sich verteidigte.
Er hatte es eilig und so sah er die Jugendlichen nicht, die auf einer Parkbank saßen und rauchten. Von denen sollte er sich fernhalten, hatte seine Mutter ihm eingeschärft. „Hey Kleiner, komm her!“ Angst durchfuhr den Jungen. Er begann zu rennen, doch er wusste genau, dass er gegen die Großen keine Chance hatte.
Dann erblickte er seine Rettung. An einer Hauswand lehnte ein altes Fahrrad.

Arthur Gaillard erinnerte sich nicht oft an seine Kindheit. Sein Vater hatte irgendwann Arbeit gefunden. Von da an war es für sie steil bergauf gegangen. Mit elf zog er um.
Das Fahrradfahren, das hatte er im Getto gelernt, und dort war es auch gewesen, wo seine Leidenschaft dafür entstanden war.

Bevor er ins Bett ging gab es noch etwas zu erledigen. Immerhin war er Franzose. Außerdem war er Radsportler, es war also eine moralische Verpflichtung, zumindest nach den Ergebnissen der Tour de France zusehen.

Die gestrige Flachetappe war wie erwartet im Sprint ausgegangen. Mark Cavendish hatte sich den Sieg vor Daniele Bennati und Robbie McEwen geholt. Die Etappe von heute versprach mehr Spannung. Er hatte sie aufgenommen und wollte sie sich jetzt anschauen, ohne vorher die Ergebnisse zu kennen.

Le Tour de France – Etappe 9

Die 9. Etappe der Tour de France führte von Toulouse über 222km durch die Pyrenäen nach Bagneres de Bigorres. Die Fahrer mussten dabei mit dem Col de Peyresourde und dem Col d’Aspin gleich 2 Berge der 1. Kategorie überqueren. Kurz davor wartete noch der Col des Ares auf sie. Nach einer 25km langen Abfahrt folgte schließlich das Ziel in Bagneres de Bigorres. Heute würde sich zeigen, was der Sieg des Deutschen Gesamtführenden in Super-Besse wert war.
Bild
Bei strahlendem Sonnenschein begaben sich 196 Fahrer auf die Strecke. Nach nur 10km bildete sich die erste und einzige Ausreißergruppe des Tages. Der Franzose Cédric Hervé wagte es zusammen mit Rick Verbrugghe, Sebastian Lang und Thomas Peterson. Zuerst lies Verbrugghe seine Begleiter stehen und setzte sich allein an die Spitze. Als die Strecke dann über einige Hügel führte wurde der Belgier von seinen Begleitern wieder gestellt.
Als das Quartett nach 65km den zweiten Zwischensprint des Tages passierte hatte es schon einen Vorsprung von rund 4 Minuten. Die Ausreißer arbeiteten gut zusammen und vergrößerten ihren Vorsprung Stück für Stück.
Nach ungefähr 110km erreichten die vier den Anstieg zum Col des Ares. 6,1km mit einer durchschnittlichen Steigung von 4,6% lagen vor ihnen. Nichts gegen das, was noch vor ihnen lag.
Weil der Vorsprung der Ausreißer inzwischen auf über 10 Minuten angestiegen war, übernahmen die Teams CSC und Astana jetzt die Tempoarbeit im Feld. Der Belgier Rick Verbrugghe fuhr virtuell im Gelben Trikot. Dass es allerdings bei diesem „virtuell“ bleiben würde war ziemlich sicher. Aufgrund des hohen Tempos im Hauptfeld bildete sich bereits jetzt ein Grupetto mit ungefähr 60 Fahrern.
Am Gipfel des Col des Ares holte sich der Amerikaner Thomas Peterson 20 Punkte in der Bergwertung.
Als ungefähr 9 Minuten Später das Hauptfeld den Gipfel erreichte versuchten mehrere Fahrer sich noch die restlichen Bergpunkte zu holen. Erstaunlicherweise war auch der Gesamtführende Markus Fothen darunter. Scheinbar ahnte der Deutsche, heute sein Gelbes Trikot zu verlieren und wollte so wenigstens seine Führung in der Bergwertung weiter ausbauen. Als das Peloton wieder im Tal ankam, war der Rückstand bereits auf 7 Minuten geschmolzen.

Mit noch immer 6 Minuten Vorsprung gingen die Ausreißer jetzt in den Anstieg zum Col de Peyresourde. 15,3km mit einer durchschnittlichen Steigung von 6,1% waren zu bezwingen.
Bild
Das Feld machte jetzt unter der Führung von Astana und CSC ordentlich Zeit gut. Kehre für Kehre arbeiteten sich die Fahrer nach oben. Immer kleiner wurde der Vorsprung der Ausreißer vor dem Feld. Als der Gipfel in Sicht kam war es für Sebastian Lang zu Ende. Die verbliebenen 3 Ausreißer hatten immerhin noch 2’30’’ Vorsprung, doch ins Ziel würde das sicher nicht reichen.
Cédric Hervé gewann die Prestigeträchtige Bergwertung auf dem Col de Peyresourde. Wieder stritten sich einige Fahrer aus dem Hauptfeld um die restlichen Punkte. Es gab immerhin noch 14 Punkte zu holen. Wieder konnte der Gesamtführende Fothen sich durchsetzen, knapp vor Cadel Evans.
Auf der Abfahrt ins Tal machte das Hauptfeld weiter Zeit gut. Noch in der Abfahrt wurde Sebastian Lang vom Feld geschluckt. Seine 3 verbliebenen Kollegen hatten nur noch 1’30’’ Vorsprung, als sie die 13km bis zum Col d’Aspin in Angriff nahmen.
8km vor dem Gipfel ergriff der 4. des Gesamtklassements die Initiative. Als der letzte Ausreißer sich ins Peloton zurückfallen ließ startete der Russe Denis Menchov einen Angriff. Mehrere seiner Konkurrenten versuchten ihm zu folgen. Darunter auch der 2. der Gesamtwertung, Jurgen Vandenbroeck. Schließlich wollte auch Alberto Contador nicht länger zusehen. Der Vorsprung dieser Gruppe wuchs schnell. Deshalb startete 3km später auch Carlos Sastre einen Angriff. Erst jetzt griff der Mann im Gelben Trikot ins Renngeschehen ein. Zusammen mit Sylvain Chavanel hängte er sich hinter Sastre. Schnell hatten sie ihre Konkurrenten wieder eingeholt. Einzig Denis Menchov war immer noch alleine unterwegs. Der Russe gewann vor Alberto Contador die letzte Bergwertung des Tages und warf sich in die Abfahrt. 20km vor dem Ziel hatte er ca. 20 Sekunden Vorsprung vor Alberto Contador, welcher seinerseits noch einmal 20 Sekunden vor einer Verfolgergruppe um Carlos Sastre und Jurgen Vandenbroeck unterwegs war. Der Führende, Markus Fothen war auf den letzten Kilometern um einiges nach hinten gefallen, doch sein Teamkollege Sylvain Chavanel hatte ihn noch nicht aufgegeben. Unermüdlich arbeitete er für seinen Kapitän und konnte so tatsächlich wieder zu Sastre aufschließen. 10km vor dem Ziel hatten sie Contador fast eingeholt und nur noch 30 Sekunden Rückstand auf Denis Menchov. Trotz unermüdlicher Arbeit des Franzosen konnten die 5 Fahrer weder Contador noch Menchov einholen. So fuhr Menchov in aller Seelenruhe über den Zielstrich. Auch Alberto Contador konnte noch einen kleinen Vorsprung ins Ziel bringen. Nur 6 Sekunden hinter ihm sprintete Samuel Sánchez Gonzalez auf Platz 3.
BildBild
Fothen durfte sein Gelbes Trikot also einen weiteren Tag behalten, jetzt hatte er allerdings nur noch 18 Sekunden Vorsprung auf Alberto Contador.

Nach der Siegerehrung wurden noch einige Fahrer interviewt.

Denis Menchov: „Ich bin überglücklich. Es ist einfach super gelaufen. Bis zum Schluss war ich nicht sicher, ob es reichen würde, aber die vielen Fans am Ortseingang haben mich noch einmal beflügelt.“

Markus Fothen: „Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, noch einmal so weit aufholen zu können. Ohne Sylvain hätte ich das sicher nicht geschafft. Überhaupt hätte ich nicht gedacht, das Gelbe Trikot noch einen Tag verteidigen zu können.“

Ergebnis:
1 Denis Menchov RABOBANK 5h31'13
2 Alberto Contador ASTANA + 22
3 Samuel Sánchez Gonzalez EUSKALTEL - EUSKADI + 28
4 Sylvain Chavanel TEAM ANTIVIR s.t.
5 Jurgen Vandenbroeck SILENCE - LOTTO s.t.
6 Carlos Sastre TEAM CSC - SAXO BANK s.t.
7 Markus Fothen TEAM ANTIVIR s.t.
8 Vladimir Efimkin AG2R LA MONDIALE + 1'17
9 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE s.t.
10 Juan José Cobo SCOTT - AMERICAN BEEF s.t.

Gesamtklassement:
1 Markus Fothen TEAM ANTIVIR 35h58'05
2 Alberto Contador ASTANA + 18
3 Jurgen Vandenbroeck SILENCE - LOTTO + 24
4 Denis Menchov RABOBANK + 25
5 Carlos Sastre TEAM CSC - SAXO BANK + 1'21
6 Samuel Sánchez Gonzalez EUSKALTEL - EUSKADI + 1'50
7 Sylvain Chavanel TEAM ANTIVIR + 2'05
8 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE + 2'11
9 Juan José Cobo SCOTT - AMERICAN BEEF + 2'45
10 Linus Gerdemann TEAM COLUMBIA + 2'51

Bergwertung:
1 Markus Fothen TEAM ANTIVIR 67
2 Alberto Contador ASTANA 52
3 Denis Menchov RABOBANK 50
4 Carlos Sastre TEAM CSC - SAXO BANK 49
5 Rik Verbrugghe COFIDIS, LE CRÉDIT PAR TÉLÉPHONE 44

Sprintwertung:
1 Daniele Bennati LIQUIGAS 0 136
2 Mark Cavendish TEAM COLUMBIA 0 127
3 Thor Hushovd CRÉDIT AGRICOLE 0 105
4 Robbie McEwen SILENCE - LOTTO 0 104
5 Erik Zabel TEAM MILRAM 0 100
Zuletzt geändert von Mor!tz am 24.2.2009 - 15:02, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Mor!tz
Beiträge: 359
Registriert: 17.7.2008 - 14:45
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6757124Beitrag Mor!tz
24.2.2009 - 14:48

Sie war nicht da gewesen. Natürlich, sie hatte nie zugesichert zu kommen, aber trotzdem war Moritz enttäuscht. Nach dem Rennen am Samstag hatte er sie nirgends entdecken können, aber zumindest bei der Siegerehrung hätte doch sie ihn entdecken müssen. Schließlich war er zu dem Schluss gekommen, dass sie einfach nicht da war.

Das war vor zwei Tagen gewesen. Heute war Montag. Er vermisste sie, er hatte das Bedürfnis mit ihr zu reden. Er wollte sie sehen, er wollte einfach nur bei ihr sein. Ohne groß zu überlegen ging er zu ihr und klingelte. Als Regine die Tür öffnete hatte er das Gefühl, die Sonne würde aufgehen. Dabei schien sie doch schon eine ganze Weile. „Hast du Lust ein Eis essen zu gehen?“
Wie dumm war denn das? Aber ihm fiel nun mal nichts Besseres ein.
„Äh… Klar, warum nicht“, stimmte Regine zu. Also gut, dachte sich Moritz. Gehen wir ein Eis essen.

Als sie schließlich im Eiscafé saßen wusste er nicht, was er sagen sollte. Immerhin schien sie ihn zu mögen, sonst wäre sie sicher nicht mit ihm Eis essen gegangen. Aber er mochte sie nicht nur, er liebte sie. Inzwischen war er sich dessen ganz sicher.
„Tut mir leid, dass ich am Samstag nicht kommen konnte, wie war es denn?“ Endlich hatte er etwas über das er reden konnte. „Eigentlich war es ganz gut… Naja, bis ich gestürzt bin…“ „Wie, du bist gestürzt?“ „Ein anderer Fahrer hat seine Wasserflasche so blöd auf die Straße geworfen, dass ich und ein anderer gestürzt sind.“ „Hast du dich verletzt?“ Regine wirkte tatsächlich besorgt. Moritz spürte, wie sein Herz warm wurde. Sie machte sich tatsächlich Sorgen um ihn. „Nein, nur eine Schürfwunde… Aber es lässt mich nicht los, ich weiß nicht, ob mehr drin gewesen wäre…“ Interessierte sie das überhaupt? Hatte sie vielleicht nur gefragt um ein Gesprächsthema zu finden? „Jetzt sag schon, was ist genau passiert?“
Sie wirkte ehrlich interessiert. Also gut, dachte er sich und begann zu erzählen.

„Und die haben dich wirklich zu ihrem Casting eingeladen?“ „Ja….“ Moritz konnte es eigentlich auch noch nicht glauben. Er war schließlich gerade mal ein Rennen gefahren. Dort hatte es fünf Fahrer gegeben, die besser als er gewesen waren. „Das ist ja eine Wahnsinns Chance für dich…“

Irgendwann verließen sie das Eiscafé und gingen in den Park. Den ganzen Nachmittag saßen sie einfach nur da und redeten. Die Zeit verging wie im Fluge. Erst als sie Hunger bekamen merkten sie, wie viel Zeit vergangen war. Kurz entschlossen bestellten sie sich eine Pizza und blieben noch eine ganze Weile im Park sitzen. Als es zu dämmern begann begleitete er sie nach Hause.

„Es war schön heute“, sagte Regine. „Ja, fand ich auch…“ „Tschüss, und danke für die Pizza.“ „Danke für’s reden…“

Moritz war glücklich. Er konnte es nicht beschreiben und er wusste auch nicht wieso. Doch das war ihm eigentlich egal. Er war glücklich.

Benutzeravatar
Mor!tz
Beiträge: 359
Registriert: 17.7.2008 - 14:45
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6757274Beitrag Mor!tz
25.2.2009 - 15:48

14.07.2008 Le Tour de France – Etappe 10

Wie erwartet musste der Deutsche Markus Fothen heute sein Gelbes Trikot abgeben. Am Ende verlor der 26-jährige fast 2 Minuten auf die Spitze. Der Etappensieg ging unterdessen an Jurgen Vandenbroeck, der sich hauchdünn vor Alberto Contador durchsetzte.
Die 10. Etappe der diesjährigen Tour de France führte über 157km von Pau nach Hautacam. Dabei wurden sowohl der Wallfahrtsort Lourdes und der Zielort der letzten Etappe, Bagneres de Bigorre durchquert. Außerdem mussten die Fahrer heute den Col de Tourmalet überqueren. Es folgte schließlich eine Bergankunft in Hautacam.
Am Französischen Nationalfeiertag trug zum Leidwesen der Fans kein Franzose den Sieg davon. Zu groß war der Siegeswille der Favoriten. Im Schlussanstieg nach Hautacam bewies der Spanier Alberto Contador eindrucksvoll seine Kletterkünste. Nur der junge Belgier Jurgen Vandenbroeck konnte ihm folgen. Kurz vor dem Ziel überraschte dieser seinen spanischen Begleiter und sicherte sich um eine Radlänge den Etappensieg. Markus Fothen konnte dabei nur noch zuschauen. Er verlor die Gesamtführung an Alberto Contador, konnte aber das Bergtrikot verteidigen. Morgen folgt ein Ruhetag, auf den sich die Fahrer sicher freuen. Der Kampf um den Gesamtsieg scheint indessen schon fast entschieden. Einzig Denis Menchov und Jurgen Vandenbroeck haben noch realistische Chancen, den Spanier an der Spitze zu verdrängen. Nach Contadors bisherigen Leistungen scheint es eher unwahrscheinlich, dass der Gesamt Fünfte, Carlos Sastre, seine zwei Minuten Rückstand noch aufholen kann.

Ergebnis:
1 Jurgen Vandenbroeck SILENCE - LOTTO 5h05'00
2 Alberto Contador ASTANA s.t.
3 Andy Schleck TEAM CSC - SAXO BANK + 27
4 Cadel Evans SILENCE - LOTTO s.t.
5 Denis Menchov RABOBANK s.t.
6 Mikel Astarloza EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
7 Vladimir Efimkin AG2R LA MONDIALE s.t.
8 Carlos Sastre TEAM CSC - SAXO BANK + 57
9 José Angel Gomez Marchante SCOTT - AMERICAN BEEF s.t.
10 Franco Pellizotti LIQUIGAS s.t.

Gesamtwertung:
1 Alberto Contador ASTANA 41h03'23
2 Jurgen Vandenbroeck SILENCE - LOTTO + 6
3 Denis Menchov RABOBANK + 34
4 Markus Fothen TEAM ANTIVIR + 1'34
5 Carlos Sastre TEAM CSC - SAXO BANK + 2'00
6 Samuel Sánchez Gonzalez EUSKALTEL - EUSKADI + 3'06
7 Vladimir Efimkin AG2R LA MONDIALE + 3'22
8 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE + 3'45
9 Juan José Cobo SCOTT - AMERICAN BEEF + 4'01
10 Linus Gerdemann TEAM COLUMBIA + 4'25

Bergwertung:
1 Markus Fothen TEAM ANTIVIR 89
2 Alberto Contador ASTANA 87
3 Denis Menchov RABOBANK 72


Benutzeravatar
Megamen 1
Beiträge: 964
Registriert: 26.10.2007 - 22:10

Beitrag: # 6757323Beitrag Megamen 1
25.2.2009 - 18:49

Da sieht man mal wieder, wie unglaublich logisch der rsm ist(oder deine db) :roll:
Aber mach weiter so, toller AAR!

Benutzeravatar
mad
Beiträge: 201
Registriert: 13.8.2008 - 10:10

Beitrag: # 6757336Beitrag mad
25.2.2009 - 19:26

Was ist daran nicht logisch? Van Den Broeck war letztes Jahr 7. beim Giro, falls du den meinst...
"Von all den Dingen die mir verloren gegangen sind, habe ich am meisten an meinem Verstand gehangen..." - Ozzy Osbourne

Benutzeravatar
Megamen 1
Beiträge: 964
Registriert: 26.10.2007 - 22:10

Beitrag: # 6757339Beitrag Megamen 1
25.2.2009 - 19:44

und 2. bei der Tour? Lol. Soll ich dir mal sagen, wen der da geschlagen hat?
Alberto Contador
Andy Schleck
Cadel Evans
Denis Menchov
Mikel Astarloza
Vladimir Efimkin
Carlos Sastre
Und noch viele Andere. Beim Giro isses nochmal nen Tick anders, außerdem wurde er da 7., nicht Etappensieger vor Contador und Gesamnt 2.!

PS
Beiträge: 8233
Registriert: 4.7.2007 - 18:51
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6757343Beitrag PS
25.2.2009 - 19:57

Er war Ausreißer!

Zu Moritz. Für eine Bergetappe von dem Ausmaß war das ein wenig zu wenig.
Pe Es - Sieger Giro 2010, 3. TdF 2011, 3. Giro 2013, 2. TdF 2015, 2. Giro 2017, 3. Vuelta 2017, Sieger Vuelta 2023
Etappensiege: Vuelta Etappe 18+19 2008; Giro Etappe 7 2010; Giro Etappe 19 2011; Vuelta Etappe 3+5 2011; Giro Etappe 3 2013; Giro Etappe 8 2016; Tour Etappe 9 2016; Giro Etappe 18 2017; Tour Etappe 17 2017; Vuelta Etappe 12 2018; Tour Etappe 13 2019; Giro Etappe 12 2020; Giro Etappe 14+20 2021; Tour Etappe 14 2021; Vuelta Etappe 7+15 2021

Benutzeravatar
arkon
Beiträge: 1462
Registriert: 28.6.2005 - 21:07
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6757346Beitrag arkon
25.2.2009 - 20:03

find ich nicht. repititive bergetappen ohne beteiligung eines charakters kann man auch auf cyclingnews.com im archiv nachlesen. interessiert soviel wie der reissack.
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

Benutzeravatar
Andi91
Beiträge: 521
Registriert: 23.1.2006 - 17:06
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6757350Beitrag Andi91
25.2.2009 - 20:25

Megamen 1 hat geschrieben:und 2. bei der Tour? Lol. Soll ich dir mal sagen, wen der da geschlagen hat?
Alberto Contador
Andy Schleck
Cadel Evans
Denis Menchov
Mikel Astarloza
Vladimir Efimkin
Carlos Sastre
Und noch viele Andere. Beim Giro isses nochmal nen Tick anders, außerdem wurde er da 7., nicht Etappensieger vor Contador und Gesamnt 2.!
Schon was von Tagesform und Fitness gehört?

Kann ja sein, dass sich einige der Favoriten nicht optimal auf die Tour vorbeteiten konnten...

Andy92
Beiträge: 468
Registriert: 29.6.2008 - 19:53
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6757354Beitrag Andy92
25.2.2009 - 20:44

Ich weiß schon, warum Vandenbroeck so stark ist: Anfangswert von Kl78 und Potential 7, dann hatt er im Juli wohl 81-82 - das zum RSM.
Zur Story: Passt schon. Dürfte bei den meisten Artikeln zwar nur der erste Absatz sein (der Fachbegriff ist mir leider gerade entfallen), wenn es um so eine Bergetappe geht. Trotzdem steht ja nach wie vor Moritz im Mittelpunkt der Story und nicht die Tour 2008, sondern seine Karriere als Radsportler.
Bild
Bild
Bild

Antworten