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39. Tirreno-Adriatico
„Nur durch ein Wunder zu schlagen“
Die Konkurrenz hofiert Paolo Bettini nach seinem Gesamtsieg bereits als Unbesiegbaren
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„Der Tirreno-Sieg wird wertlos, falls ich weitere, wichtige Rennen schwach fahre“: Paolo Bettini.
San Benedetto del Tronto – Selbst die italienischen Gazetten hatte Paolo Bettini weichgekocht. Als „Bettinissimo“ titulierte die La Gazzetta dello Sport den Weltcupsieger der vergangenen beiden Jahre. „Einen Bettini in derart guter Verfassung zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir noch nie erlebt.“ Lobeshymnen aus den heimischen Medien überhäuften den Quick.Stepler nach seinem Gesamtsieg bei der Tirreno-Adriatico, doch der 29-Jährige selbst bleibt Realist: „Wir stehen noch am Anfang der Saison und ein Sieg bei der Tirreno gewinnt – vor allem in den Medien – an Wertlosigkeit, wenn ich bei den ganz großen Rennen erfolglos fahre.“
Doch nach Bettinis überzeugender Vorstellung in Mittelitalien kalkuliert kaum noch jemand mit eben jenem – aus der Sicht des Italieners – negativen Fall, vor dem der zweifache Etappensieger eindringlich warnt. Selbst Michael Boogerd, im vergangenen Jahr bei den Weltcuprennen stets Bettinis ärgster Widersacher und Gesamtzweiter der Tirreno, prophezeit aufgrund von „mangelnder adäquater Konkurrenz“ aufkeimende Langeweile. „Allein bei Mailand-San Remo muss ein Wundern geschehen, um – nach bisherigen Leistungen zu urteilen – ihn zu schlagen.“
Würde man den italienischen Medien Glauben schenken, fällt ein potentieller Kandidat für den Sieg in San Remo bereits jetzt kategorisch heraus: Mario Cipollini. Der 37-Jährige musste vorrangig heute harsche Kritik einstecken, und das trotz eines Etappensieges auf dem zweiten Tagesabschnitt. Allerdings kam „Super Mario“ auf dem heutigen Schlusstag nicht über den siebten Platz hinaus und musste die gesamte – im Vorfeld der Rundfahrt von den Gazetten noch als „nicht konkurrenzfähig“ bezeichnet – den Vortritt lassen.
Jan Svorada hieß der glückliche Sieger der Abschlussetappe, im Massensprint triumphierte der Tscheche vor Stefano Zanini, Steven de Jongh und Fred Rodriguez, die GBC-Fraktion mit Bennati und Bucciero konnte ebenso wenig wie Cipollini in die Entscheidung eingreifen. Svorada zeigte sich freilich glücklich nach dem Rennen. „Ich bin froh, heuer erstmals ein delektables Ergebnis herausgefahren zu haben“, so Svorada.
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Traditionsgemäß startet und endet die Schlussetappe (162 Kilometer) in San Benedetto del Tronto. Nach 97 Kilometern mit ein paar moderaten Steigungen erreicht das Peloton erneut die Stadt am adriatischen Meer, in der noch vier Runden à neun Kilometer gefahren werden. Besonders prekär: Ein Teil dieser Runde führt an der Küste entlang, wo eine massive Windeinwirkung programmiert ist.
Der Rennverlauf
Anders als in den Tagen zuvor, prasselten die banalen, tagtäglichen Angriffe von die Flucht suchenden Fahrern bereits kurz nach dem Start auf den großen Fahrerpulk nieder. Nach 15 Kilometer hatte sich herauskristallisiert, dass eine dreiköpfige Spitzengruppe das Rennen anführte: Dierckxsens, Monfort (beide Landbouwkrediet) und Andrle (Liberty Seguros) hatten den Kampf um die Spitzenpositionen gewonnen.
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Dierckxsens, Monfort und Andrle bildeten die Spitzengruppe nach 15 Kilometern.
Wenige Sekunden hinter dem Führungs-Trio hatte sich ein Verfolger-Duo formiert, Kaiser (Action-ATI) und Monier (Cofidis) setzten den Spitzenreitern nach. Zunächst noch mit einem geringen Rückstand, der jedoch im Laufe des Rennens parallel zur Anzahl der gefahrenen Kilometer konstant anstieg.
Dieses Szenario spielte sich bis zu zur ersten, kleinen Bergwertung eines ansonsten flachen Terrains ab, dort betrug der Rückstand des Pelotons 7.45 Minuten, die beiden Verfolger hatten noch ein Vier-Minuten-Polster auf das große Feld. Doch von dieser Bergwertung an drehte sich der Rennverlauf auf den Kopf: Domina Vacanze und Quick.Step engagierten sich nun intensiver in der Verfolger der fünf vor dem Feld fahrenden Pedaleuren.
50 Kilometer später – ebenso viele waren auch noch zurückzulegen – hatten sich die Abstände bereits fast halbiert; das Peloton jagte den Ausreißern nun noch mit einem Rückstand von 4.20 Minuten nach – Tendenz: stark fallend. Kurze Zeit später fanden sich die Verfolger im Hauptfeld wieder, 45 Kilometer vor dem Ziel wurden sie gestellt.
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Um die beiden Verfolger war es 45 Kilometer vor dem Ziel geschehen.
Um Dierckxsens, Monfort und Andrle, die bisher stets kooperativ miteinander umgingen, sollte es jedoch noch einmal knapp werden. Als der Rückstand 20 Kilometer vor dem Ziel die 1.30-Minuten-Grenze unterschritten hatte, schaltete sich Quick.Step aus der Nachführarbeit aus – jedwede von den Spitzenreitern ausgehende Gefahr auf die Gesamtführung von Bettini war gebannt. Domina Vacanze präsentierte sich fortan allein an der Spitze, ehe auch sie die Arbeit einstellten und andere Teams mit ähnlichen Ambitionen zur Mitarbeit aufforderten.
Einzig folgte ihnen jedoch die GBC-Mannschaft um Bennati und Bucciero, so dass das Peloton wieder angetrieben wurde und dessen Rückstand wieder schmolz. Doch erst auf der vier Kilometer langen Zielgeraden – 1500 Meter vor Rennende – wurden die Drei auch tatsächlich eingeholt, mitten im Kampf der Sprinter um die besten Positionen.
Als Sieger daraus schien de Jongh (Rabobank) vorzugehen, am Hinterrad des GBC-Express (Bucciero vor Bennati) ging der Niederländer den Spurt an – und wurde am Ende dennoch nur Dritter. Einen Svorada (Lampre) in bestechlicher Verfassung und einen Zanini (Quick.Step), der das Hinterrad Svoradas zwar hielt, jedoch nie imstande dazu war, es zu passieren, musste de Jongh noch den Vortritt lassen.
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Jan Svorada sicherte sich den Etappensieg am Schlusstag.
Enttäuschend endete das Rennen für GBC und Cipollini: Bennati erreichte am Ende einzig den sechsten Platz – der Taktik, den Sprint von vorne aus anzugehen, musste er letztendlich Tribut zollen –, „Super Mario“ musste sich aufgrund kapitaler Fehler in der Sprintvorbereitung gar nur mit Platz sieben zufrieden geben.
Resultate
Tageswertung
1 Jan Svorada (Lampre) 3.22.42
2 Stefano Zanini (Quick.Step) gl. Zeit
3 Steven de Jongh (Rabobank) gl. Zeit
4 Fred Rodriguez (Acqua & Sapone) gl. Zeit
5 Dario Pieri (Saeco) gl. Zeit
6 Daniele Bennati (GBC) gl. Zeit
7 Mario Cipollini (Domina Vacanze) gl. Zeit
8 Paolo Bettini (Quick.Step) gl. Zeit
9 Graeme Brown (Panaria) gl. Zeit
10 Antonio Bucciero (GBC) gl. Zeit
11 Salvatore Commesso (Saeco) gl. Zeit
12 Denis Lunghi (Alessio) gl. Zeit
13 Francisco Ventoso (Saunier Duval) gl. Zeit
14 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) gl. Zeit
15 Michael Boogerd (Rabobank) gl. Zeit
Gesamtwertung
1 Paolo Bettini (Quick.Step) 26.10'33
2 Michael Boogerd (Rabobank) + 0.44
3 Michele Scarponi (GBC) + 2.06
4 Denis Lunghi (Alessio) + 2.25
5 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) + 3.06
6 Bert de Waele (Landbouwkrediet) + 3.33
7 Oscar Mason (Vini Caldirola) + 4.38
8 Frank Vandenbroucke (Fassa Bortolo) + 4.40
9 Jörg Jaksche (CSC) gl. Zeit
10 Dario Frigo (Fassa Bortolo) gl. Zeit
11 Ruggero Marzoli (Acqua & Sapone) + 5.28
12 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) + 5.37
13 Emanuele Sella (GBC) + 5.45
14 Wladimir Belli (Lampre) + 5.48
15 Cédric Vasseur (Cofidis) + 5.59
Sprintwertung:
1 Paolo Bettini (Quick.Step) 49
2 Michael Boogerd (Rabobank) 34
3 Denis Lunghi (Alessio) 26
Bergwertung:
1 Mauro Gerosa (Vini Caldirola) 8
2 David Navas (Illes Balears) 8
3 Massimo Ianetti (Domina Vacanze) 7
Nachwuchswertung (U25):
1 Michele Scarponi (GBC) 28.12.39
2 Gianpalo Caruso (Liberty Seguros) + 3.30
3 Emanuele Sella (GBC) + 3.40
Teamwertung:
1 Quick.Step-Davitamon (Belgien) 78.51.27
2 Rabobank (Niederlande) + 3.02
3 Team GBC (Spanien) + 5.22