SdC-Brief an die UCI
Verfasst: 4.12.2004 - 19:09
Die Fahrergewerkschaft SdC fordert alle Fahrer dazu auf, folgenden Brief an den Weltverband UCI per Unterschrift zu signieren.
Erklärung der Fahrergewerkschaft SdC zur Situation im Radsport
Die Mitglieder der Sindicato de Ciclistas (Fahrergewerkschaft) stellen fest, dass die in dieser Saison eingetretene Situation im Radsport nicht länger haltbar für die Berufsradfahrer ist.
In mehreren Beratungen unter aktiven Fahrern und auch einem Medienvertreter sind wir einstimmig zu der Entscheidung gekommen, dass die Verursachung dieser gegenwärtigen Verfassung des Profi-Radsports allein bei dem Weltverband „Union de Cycliste International“ (UCI) liegt. In jüngster und entfernter Vergangenheit wurden fatale Fehler mit untragbaren Konsequenzen bei entscheidenden Maßnahmen und Regelungen getätigt, unter deren Folgen die Sportart bis dato massiv gelitten hat.
So hat die UCI mit ihren ‚Reformen‘ zu Beginn des Jahres 2004 bezüglich des Radsports nicht nur dafür gesorgt, dass etliche Profi-Radsportler ihren Job verloren haben, die Verkürzung des Saisonkalenders von fast 300 Renntagen auf genau 10 Renntage hat dem Radsport die Basis entzogen und läuft dem Interesse sämtlicher Radsportler, aber auch der Zuschauer, Medien und aller mit dem Radsport verbundenen Menschen zuwider.
Ein weiteres Beispiel sind die bisherigen Resultate der Untersuchungskomission Doping-Verdacht/-Vergehen (UKDVV). Die Komission musste mit Erschrecken feststellen, wie der UCI-Dopingbeauftragte Olaf Ludwig – von „rechtlichen Problemen“ sprechend – den anwesenden Mitgliedern über die Korruptheit der UCI berichtete.
Ein Fahrer einer aktiv am Weltcup teilnehmenden Mannschaft, der bereits mehrfach auffällig geworden war, schloss mit der UCI-Antidoping Behörde einen geheimen Vertrag ab, der ihm zusicherte, dass die UCI bei ihm und seinem Team keine Kontrollen bis zum nächsten Weltcuprennen durchführen darf. Wir bekamen dafür ein recht hohes Sponsorengeld. Die beiden Firmen, die das Team sponsern, schienen nicht unbegingt am sauberen Sport Interesse zu haben, sondern nur auf Erfolg aus zu sein. Wir unterzeichneten den Vertrag und so kam es dazu, dass die Fahrer dieser Mannschaft bisher noch nicht von der UCI kontrolliert wurden.
Die UCI stellt sich als Dachverband einer großen, populären Sportart vollkommen desolat dar. Die Struktur der UCI hat sich verselbstständigt und die daraus resultierenden Handlungen unterliegen keinerlei Korrektiv. Die demokratische Organisation und Legitimation der momentanen UCI-Spitze darf zumindest in Frage gestellt werden und wird von uns nicht anerkannt!
Die Fahrergewerkschaft „Sindicato de Ciclistas“ (SdC) als Vertretung aller Profiradsportler fordert die UCI zu weitreichenden Reformen auf!
Bis zum Freitag vor dem Start des Weltcuprennens Paris-Tours um 24:00 Uhr erwarten wir, die Radprofis, Gesprächs- und Reformbereitschaft der UCI auf Grundlage unserer Forderungen. Falls diese Frist verstreichen sollte, werden wir unsererseits Konsequenzen ziehen, die wie folgt aussehen:
1. Die im UCI-Weltcup teilnehmenden Teams ziehen sich mit sofortiger Wirkung aus dem Weltcup zurück.
2. Die Austragung der folgenden Rennen wird der UCI entzogen, das ausstehende Rennen – Paris-Tours – wird von der Fahrergewerkschaft ausgetragen.
3. Die Fahrergewerkschaft wird einen eigenständigen Saisonwettbewerb ausloben.
4. Die Gründung eines eigenen Fahrer-Verbandes.
5. Sämtliche Verträge mit der UCI werden aufgelöst.
6. Weitere Maßnahmen behalten wir uns vor!
Die Forderungen im Einzelnen:
Rücktritt von Verbandspräsident Hein Verbruggen und Antidopingbeautragtem Olaf Ludwig, um den Weg für weitere Reformen zu ebnen.
Einsetzung eines demokratisch legitimierten dreiköpfigen Vorstands in der UCI:
- Wahl des Vorstands, zur Stimmabgabe sind ausschließlich die Fahrer berechtigt.
- Rechenschaftspflicht gegenüber den Fahrern, Teams und Verbänden.
- Eingriffsmöglichkeit in die UCI-Legislative durch die Fahrer.
Einsetzung einer unabhängigen Antidopingkommission, deren Unabhängigkeit von der UCI gewährleistet sein muß.
Offenlegung der Dopingtestergebnisse zwecks größerer Transparenz.