Ausgabe 2, Donnerstag, 15. Januar 2004-01-25
Der große Teamcheck
Gerolsteiner
Als erstes Team wollen wir Gerolsteiner in unserem Teamcheck behandeln. Hier sehen sie das Mannschaftsfoto, dass bei der Teampräsentation gemacht wurde.
Ziele: Das deutsche Team, das unter der gemeinsamen Leitung von Hans-Michael Holzcer und Ex-Profi Udo Bölts steht, hat es sich für 2004 zum Ziel gemacht, die herausragende Leistung aus dem Vorjahr (einer Topplatzierung in der Teamweltrangliste) zu verteidigen und sich in der ersten Division weiter zu etablieren.
Stärken: Das Team hat keinen Star. Wie sagte Berti Vogts noch so schön: „Die Mannschaft ist der Star“. Und das trifft auf Gerolsteiner zu. Sie verfügen mit Georg Totschnig einen Fahrer, der - wenn er in guter Form ist – in den Bergen mithalten kann. Darüberhinaus hat Gerolsteiner mit Michael Rich und Uwe Peschel zwei ganz starke Zeitfahrer, die immer für Etappensiege gut sind und das Team im Mannschaftszeitfahren stärken können. Zudem kann man mit Davide Rebellin einen Klassikerspezialisten, der in der Weltspitze ganz weit nach vorne fahren kann, aufweisen. Auch in der Sprinterfraktion hat Gerolsteiner mit dem prominentestem Neuzugang Danilo Hondo noch eine weitere Schippe draufgelegt, denn auch der junge Robert Förster und Olaf Pollack sind ernstzunehmende Sprinter. Mit Sven Montgomery ist ein guter Klassementfahrer zu Gerolsteiner gestoßen, der versuchen wird beim Giro d’Italia beim Kampf ums rosafarbene Trikot mitzumischen.
Schwächen: Totschnig, Rich, Peschel, Rebellin, Hondo, Montgomery, Förster sind alles gute Fahrer, die Gerolsteiner zu einem Superteam machen. Doch nach diesen Fahrern kommt erst mal fast gar nichts mehr. Der Kader von Gerolsteiner ist in der Breite zu unqualitativ um stetig vorne mitzufahren. Die genannten Fahrer können aber auch nicht den kompletten Rennkalender durchfahren, auch sie brauchen Pausen um fit zu sein, wenn es drauf an kommt. Es wird ganz wichtig sein, wie die Fahrer die danach kommen drauf sind. Wenn zum Beispiel Faresin, Serpellini (ein weiterer Neuzugang), Haselbacher und die Brüder Zberg gute Leistungen zeigen, kann Gerolsteiner wieder oben mitmischen. Ansonsten sieht’s eher düster aus.
Transferpolitik: Gerolsteiner hat im Personal auf jeden Fall zugelegt. Ganz entscheidend ist hier jedoch die Frage, wie sich die neuen etablieren und ob sie die von ihnen erwartete Leistung erfüllen können.
Prognose: Dieses Jahr steht Gerolsteiner auf der Kippe. Können sie die gute Leistung des letzten Jahres wiederholen, wäre das schon ein großer Erfolg. Es kann aber auch ganz bitter werden, wenn zum Beispiel Rebellin nicht die Leistung der letzten Saison bringen kann und somit eine der Stützen des Teams zerbricht. Wichtig wird auch ob Hondo die Erwartungen, die an ihn gestellt werden (beim Kampf ums Grüne Trikot bei der Tour 04 ganz oben dabei zu sein), erfüllen kann. Wenn nicht steht Gerolsteiner mit leeren Händen da!
Kader: Robert Foerster, Markus Fothen, Uwe Hardter, Sven Krauss, Danilo Hondo, Sebastian Lang, Thomas Ziegler, Fabian Wegmann, Michael Rich, Volker Ordowski, Uwe Peschel, Olaf Pollack, Torsten Schmidt, Ronny Scholz (ALL), René Haselbacher (AUT), Gianni Faresin (ITA), Sven Montgomery (SUI), Davide Rebellin (ITA), Marco Serpellini (ITA), Marcel Strauss (SUI), Georg Totschnig (AUT), Peter Wrolich (AUT), Beat Zberg, Markus Zberg (SUI)
Team CSC
Ziele: Das dänische Team CSC hat sich die Klassiker sowie die Tour de France zum Saisonhöhepunkt erklärt. Um bei den prestigereichen Eintagesrennen eine große Rolle zu spielen verfügt das Team von Bjarne Riis endlich über die nötige Breite im Kader. Mit Jörg Voigt kann man sich über den wohl besten Deutschen für (flache) Eintagesrennen freuen. Ein wenig schmerzen tut natürlich der Abgang von Kapitän Tyler Hamilton, der zu Phonak abwanderte.
Stärken: Mit Michele Bartoli, Jens Voigt, Maximilian Sciandri, Jens Voigt und auch Andrea Peron ist die Breite an Eintagesrennenspezialisten sehr groß. Neben Jörg Jaksche hat CSC mit Carlos Sastre, Peter Lüttenberger und Ivan Basso zudem noch weitere gute Männer für die Berge. Doch damit kommen wir auch schon zu ihren
Schwächen: CSC hat keinen klaren Kapitän mehr. Nach Hamilton kommen mit Sastre und Basso Fahrer, die etwa gleichstark sind. Bei beiden reicht das Potenzial aber eher nicht aus um ein ernsthaftes Wörtchen bei der Tour mitzureden. Jörg Jaksche wird auf jeden Fall ein wichtiger Helfer sein, doch er kann – genau wie Peter Lüttenberger – nicht bei den großen Bergziegen mithalten.
Transferpolitik: CSC hat sich für 2004 verbessert. Es ist zwar schwer auszumachen ob der Verlust von Tyler Hamilton ausgeglichen werden kann. Dafür müssen aber die anderen Neuen Erfolge feiern können.
Prognose: CSC ist gut genug um 2004 ganz erfolgreich zu werden. Wenn Sastre und Basso zur Tour in Topform sind können sie gemeinsam Hamilton wenigsten ein bisschen ersetzen. Von Voigt werden Etappensiege bei den großen Rundfahrten erwartet und wenn er die Leistung aus den letzten Jahren zeigt, wird er die Erwartungen wohl erfüllen können.
Cofidis – Credit par Telephone
Ziele: In der neuen Saison kann Cofidis die Weltmeister aus Hamilton von 2003 aufweisen. Neben David Millar (Zeitfahrweltmeister) fährt nun auch Igor Astarloa für das französische Team. Millar wird vor allem bei Zeitfahren eingesetzt werden und soll auch mal wieder bei der Tour Siege einfahren. Mit Astarloa haben sie einen Mann der bei Klassikern ganz weit nach vorne fahren kann.
Stärken: David Millar bewies im letzten Jahr – bei der WM - leider zu spät, dass er wohl der beste Zeitfahrer der Welt ist. Wenn er seine Form vom Spätsommer 2003 beibehalten kann, wird er 2004 wieder der Topfavorit bei Zeitfahren sein. Igor Astarloa wird diese Saison viele Siege einfahren können, doch dafür muss er auch vom Team unterstützt werden. Mit dem zweiten großen Neuzugang Stuart O’Grady hat Cofidis auch endlich wieder einen Topsprinter, zu denen sich Janek Tombak nicht zählen darf. Der Este ist aber gut genug um dieses Jahr erfolgreich zu werden.
Schwächen: Bei Cofidis gibt es das gleiche Problem wie bei Gerolsteiner. Nach den eben genannten Fahrer kommt noch David Moncoutie, doch danach ist eher Masse als Klasse angesagt.
Transferpolitik: Cofidis hat zwar zwei Stars verpflichtet, aber dafür haben sie auch einige Spieler ziehen lassen müssen. Wenn Astarloa und O’Grady Siege einfahren werden, wird man sicherlich einer der Transfersieger der Saison sein. Ansonsten wird es schwer!
Liberty Seguros
Ziele: Die Tour de France wurde auf der Pressekonferenz zum Hauptziel Nummer Eins für das Nachfolgeteam von Once. Doch auch die Vuelta im heimatlichen Spanien, soll natürlich Priorität haben, denn hier sind die Erwartungen fast doppelt so hoch. Und das Team, das auch weiterhin von Manolo Saiz betreut wird, hat mit Roberto Heras einen Ausnahmekletterer verpflichtet. Zwar ging Joseba Beloki zu Brioches La Boulangerè, doch dieser Abgang wird zu verkraften sein, da Heras im Gebirge vor allem im letzten Jahr um einiges stärker war als Beloki. Zeitfahrspezi Igor Gonzales de Galdeano blieb dem Team auch weiterhin erhalten, mit dem Abgang von Jörg Jaksche fehlt wiederum ein Helfer in den Bergen.
Stärken: Heras ist einer der ganz Starken im Hochgebirge. Wenn er topfit ist, kann er auf einem Level mit Armstrong, Ullrich und Co. fahren und diesen bei der Tour auch mächtig zusetzen. Bei der Vuelta hingegen wird sich Heras anders präsentieren, denn er geht dort als Topfavorit und Titelverteidiger an den Start. Außerdem hat Liberty ein starkes Zeitfahrteam, aus dem Gonzales de Galdeano noch einmal heraussticht.
Schwächen: Libertys Schwäche ist leicht auszumachen. Sie sind zu unflexibel bei Klassikern, wie das allerdings bei fast allen anderen spanischen Teams auch der Fall ist. Die Kapitäne für Tagesrennen sind Sprinter Allan Davis und Angel Vicosio, doch diese beiden müssten eine gehörige Schippe drauflegen um 2004 eine ernsthafte Rolle spielen zu können. Manolo Saiz hat ein Team mit vielen durchschnittlichen Fahrern, die aber das Talent haben, diese Saison zu Leistungsträgern zu werden.
Transferpolitik: Beloki ging und Heras kam. Doch Beloki und Heras sind verschieden Fahrertypen, man kann keinen Vergleich zwischen den beiden aufstellen. Heras wird in den Bergen seine Chancen haben und beim Zeitfahren geht’s für ihn nur um Schadensbegrenzung. Heras ist als Kapitän einer der Schwächsten Zeitfahrer in diesem Team und das ist kurios. Ausgenommen Heras hat sich Once nicht wirklich verstärkt. Mit Azevedo ging sogar ein Helfer am Berg zum Mitkonkurrent US Postal. Jaksche ging zu CSC. Wer bleibt übrig? Nur de Galdeano und Serrano? Oder können sich junge Talente aufdrängen und das Spitzenduo Heras und Galdeano unterstützen? Das ist die Frage, an der sich die Leistung der nächsten Saison von Liberty Seguros scheiden wird.
Prognose: Wichtig wird es sein, dass man nicht alle Verantwortung auf Roberto Heras schiebt. Auch die anderen müssen ihr Leistungspotenzial voll ausschöpfen. Ansonsten wird es sehr schwer für Liberty dieses Jahr erfolgreich zu sein, denn es gibt noch andere Rennen als die Tour und die Vuelta, wo Liberty aber wohl zu den Topmannschaften gehört.
Exklusives Kurzinterview mit Jose Azevedo
RaSpo-Aktuell: Guten Tag, Herr Azevedo! Sind sie bereit für den Saisonstart
Jose Azevedo: (lacht) Das käme wohl ein bisschen früh, zurzeit bin ich noch total in der Vorbereitung
RaSpo-Aktuell: Aber die Tour Down Under startet doch bereits in Kürze!
Jose Azevedo: Jaa. (lacht erneut) Aber dort werde ich nicht starten. Nach meinem Saisonplan geht es Ende Februar richtig los!
RaSpo-Aktuell: Sowas ist man doch eigentlich nur von Superstars gewohnt.
Jose Azevedo: Bin ich denn keiner?
RaSpo-Aktuell: Das wollte ich sie gerade fragen ...
Jose Azevedo: Hehe, nun ja, ich denke schon. Zumindest nach dieser Saison wird man mich als solcher anerkennen.
RaSpo-Aktuell: Aha, interessant. Was versprechen sie sich von der Rolle als Helfer von Lance Armstrong.
Jose Azevedo: Helfer? Wie?
RaSpo-Aktuell: Sie wurden doch als Ersatz für Roberto Heras verpflichtet, oder?
Jose Azevedo: Naja, ich will mich nicht mit Roberto vergleichen lassen. Ich denke sein Wechsel war ein Fehler. Das Arbeitsklima hier bei US Postal ist optimal!
RaSpo-Aktuell: Verspüren sie keine Sympathie mehr für ihren Ex-Rennstall Once bzw. Liberty Seguros?
Jose Azevedo: Nein! Das Kapitel ist abgehakt.
Die Vorletzte
Hallo Mirko Celestino! Was wären sie geworden, wenn sie nicht Radprofi geworden wären?
- Industriehandelskaufmann.
Was mögen sie an Frauen
- Ihr gutes Aussehen (teilweise zumindest)
Und was mögen sie nicht an Frauen
- Ihre unendlichen Einkaufstouren!
Den nächsten Teil des Megachecks gibt es in der Ausgabe vom 19.1.2004