4. Etappe: Santander – Burgos
Das Profil gab zwar schon an, dass es einen steilen und schweren Anstieg zu bezwingen galt, aber mit Veränderungen im GK hatte wohl trotzdem keiner gerechnet. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Nach 35 Kilometern stand der erste Sprint des Tages an und es sollte auch der einzige Sprint bleiben, an dem Sprinter beteiligt waren. Cipollini versuchte es mit einer ganz neuen Taktik, die er wohl gestern Usov abgeguckt hatte, denn er ging den Sprint von vorne an und begann früh das Tempo hochzuhalten, so dass hinter ihm eine kleine Lücke riss. Das Loch konnten die anderen Sprinter nicht mehr schließen und so gewann Mario den Meta Volante vor Svorada und Galvez.
Wie oben bereits angedeutet begann dann am Fuß des Anstiegs zum Puerto del Escudo bei Kilometer 48 der Kampf um die Gesamtwertung. Eröffnet wurde das Spiel durch Cadel Evans (Telekom), der herzhaft in die Pedale trat und versuchte dem Feld zu entkommen. Diese Gelegenheit nutzten dann zwei absolute Topfavoriten um die Konkurrenz zu schocken. Joseba Beloki (Once) und Francesco Casagrande (Lampre) setzten sich an Evans’ Hinterrad und das Trio verschwand hinter der nächsten Ecke.
Jetzt war hinten die Hölle los. Beloki und Casa durfte man nicht fahren lassen und so gingen die Favoriten selbst nach vorn um zu arbeiten. Mayo, Sevilla und Ullrich taten am meisten.
Doch auch deren Arbeit half nichts der Vorsprung des Trios wurde größer und größer, das Tempo immer höher und Casagrande ging nochmals aus dem Sattel. Er wollte es wohl wissen. Beloki blieb problemlos am Rad, aber Evans musste reißen lassen.
Am Gipfel gab es keinen Sprint um die Punkte, nein Beloki überließ Casagrande die Führung und das Duo fuhr sitzend über den Zielstrich. 2’30 später kam auch Cadel Evans endlich völlig außer Atem oben an, als dritter und immernoch 1’40 vor der nächsten Verfolgergruppe (mit u.a. Mayo, Sevilla, Vinokourov, Ullrich, Mercado und Belli) die dem Feld entflohen war.
In der Abfahrt fuhr Ullrich dieser Gruppe dann davon.
Ihm war das Tempo wohl zu niedrig, doch was dieser Angriff bringen sollte verstanden trotzdem die wenigsten, denn grade als er zu Evans aufschloß kam die Gruppe auch schon wieder von hinten heran. Bei Kilometer 80 auf dem nächsten Hügel ließ Beloki wieder Casagrande die Bergpunkte holen. Die Rennsituation war nun wie folgt:
Beloki, Casagrande <- 3’50 -> Gr. Ullrich <- 4’53 -> Feld
Nach und nach verringerten sich die Abstände, aber das Feld würde wohl nicht mehr herankommen an die Verfolgergruppe geschweige denn die beiden Führenden.
Es wurde spannend. Die Verfolger kamen durch die Arbeit des vierköpfigen Telekom-D-Zuges immer näher an Beloki und Casagrande heran. In den Sprecherkabinen bei Eurosport wurde wild spekuliert ob es reichen würde und es sollte sehr sehr knapp werden. Noch 2 Kilometer vor dem Ziel sah es sehr gut aus für das Duo an der Spitze, doch sie waren sich wohl sehr sicher und begannen schon früh mit der Taktiererei. 500 Meter vor dem Ziel war das Feld dann bereits verdächtig nah und mit einem gehörigen Tempoüberschuss rasten noch drei Fahrer auf den letzten 100 Metern am „Duo des Tages“ vorbei. David Etxebarria hatte die Nase vorn vor Di Luca, Sacchi, Beloki und Casagrande.
Das Feld kam mit 4’02 Verspätung ins Ziel und einige haderten mit ihrem Schicksal:
„Jetzt wird’s aber wirklich eng.“, hörte man Roberto Heras seufzen.
Etappenergebnis:
1 David Etxebarria EUSKALTEL - EUSKADI 3h58'25
2 Danilo Di Luca SAECO - MACCHINE PER CAFFE s.t.
3 Fabio Sacchi SAECO - MACCHINE PER CAFFE s.t.
4 Joseba Beloki ONCE - EROSKI s.t.
5 Francesco Casagrande LAMPRE s.t.
6 Viatcheslav Ekimov US POSTAL SERVICE s.t.
7 Josep Jufre Pou COLCHON RELAX - FUENLABRADA s.t.
8 Andreas Klöden TEAM DEUTSCHE TELEKOM s.t.
9 Cédric Vasseur COFIDIS s.t.
10 Alexandre Vinokourov TEAM DEUTSCHE TELEKOM s.t.
Gesamtwertung:
1 Joseba Beloki ONCE - EROSKI 12h13'50
2 David Etxebarria EUSKALTEL - EUSKADI + 5
3 Alexandre Vinokourov TEAM DEUTSCHE TELEKOM + 24
4 Cadel Evans TEAM DEUTSCHE TELEKOM s.t.
5 Giuseppe Guerini TEAM DEUTSCHE TELEKOM s.t.
...
8 Oscar Sevilla KELME - COSTA BLANCE s.t.
9 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
13 Jan Ullrich TEAM BIANCHI + 43
16 Juan Miguel Mercado IBANESTO.COM + 1'11
18 Francesco Casagrande LAMPRE + 1'19
29 Aitor Gonzalez Jimenez FASSA BORTOLO + 4'09
39 Igor Gonzalez de Galdeano ONCE - EROSKI + 4'13
75 Roberto Heras US POSTAL SERVICE + 4'57
81 Francisco Mancebo IBANESTO.COM + 5'13
165 Levy Leipheimer RABOBANK + 7'21
170 Richard Virenque QUICKSTEP - DAVITAMON + 7'39
Punktewertung:
1 Danilo Di Luca SAECO - MACCHINE PER CAFFE 36
2 David Etxebarria EUSKALTEL - EUSKADI 36
3 Alexandre Usov PHONAK HEARING SYSTEMS 26
Bergwertung:
1 Carlos Sastre TEAM CSC 25
2 Francesco Casagrande LAMPRE 22
3 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 22
Jungprofi:
1 Adolfo Garcia Quesada KELME – COSTA BLANCA 12h14’14
2 David Zabriskie US POSTAL SERVICE + 30
3 Iker Camano PHONAK HEARING SYSTEMS + 1’33
Mannschaftswertung:
1 TEAM DEUTSCHE TELEKOM 36h46’15
2 EUSKALTEL – EUSKADI + 4
3 KELME – COSTA BLANCA + 30
Stimmen nach dem Rennen:
Etxebarria: „Danke Telekom, dass ihr mir das ermöglicht habt!“
Beloki: „Das wichtigste ist die Gesamtwertung, und das Trikot hab ich jetzt erstmal sicher. Mal sehen ob ich das nochmal hergebe...“ (grinst)
Heras: „Jetzt wird’s aber wirklich eng. Ich hatte nicht erwartet, dass wir da nicht mehr rankommen. Der Angriff von Casagrande kam so früh, ich dachte der spinnt. Jetzt bin ich der Dumme!“
Gonzalez Jimenez: „Im falschen Moment geschlafen und den richtigen Zug nicht erwischt. Das wird im Radsport sofort bestraft! Ich bin stinksauer! Hoffentlich kann ich im Zeitfahren wieder was zurückholen.“
Ullrich: „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass heute schon Attacken kommen, aber was soll’s, ich hab nichts verloren. Schade ist es für Roberto und Aitor. Die hatten sich sehr viel vorgenommen glaube ich...“