Was war eigentlich mit Movistar los? Die haben mich doch sehr enttäuscht bei dieser Tour. Überhaupt mal Zeit für einen kleinen Rückblick, dabei sind das jedoch meine persönlichen Ansichten
Ag2r La Mondiale
Tja, durchwachsen würde ich sagen. Platz 3 in der Teamwertung, damit wird man sicherlich zufrieden sein, aber sonst? Jean-Christophe Peraud wird Zehnter in der Gesamtwertung, von einem Etappensieg waren sie aber weit entfernt. Persönlich hatte ich mir von Nicolas Roche mehr erhofft, der sich aber wohl auf die Vuelta konzentriert und wieder unter die Top Ten will.
Astana
Für Astana lief die Tour ganz gut, aber nur bis zur Etappe nach Saint-Flour. Vinokourov lag gut in der Gesamtwertung und schnupperte hinauf nach Super Besse am Gelben Trikot, wurde aber kurz vor dem Ziel wieder eingeholt. Am nächsten Tag stürzte er dann schwer und musste die Tour aufgeben. Die anderen Astana-Profis hatten also freie Fahrt, machten aber relativ wenig daraus. Einzig Maxim Iglinskiy zeigte mit einer starken Leistung hinauf zum Galibier eine Art Trotz-Reaktion. Ein starker Auftritt übrigens von Andrey Zeits. Nach einem ordentlichen Giro 2009 war er bei dieser Tour erneut konstant in den Bergen, dafür wurde er mit einem Vertrag bis 2015 belohnt.
BMC Racing Team
Tour-Sieg durch Cadel Evans! Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Einfach eine grandiose Mannschaftsleistung, einzig im Finale der Hochgebirgsetappen war niemand an Evans' Seite, aber auch diese Schwäche konnte er kompensieren. Klasse Tour, immer auf der Höhe des Geschehens, dazu der Etappensieg an der Mûr de Bretagne. Einfach grandios!
Cofidis, le Crédit en Ligne
Tja, was hat Cofidis gezeigt? Ein zweiter Etappenplatz von David Moncoutié in Lourdes, ein paar ordentliche Auftritte vom jungen Tony Gallopin in den Sprints. Und Rein Taaramäe wird Zwölfter der Gesamtwertung sowie Zweiter der Nachwuchswertung. Doch gerade von Moncoutié hatte man sich nach seinen Vuelta-Auftritten mehr erhofft. Ingesamt war das Team für den angestrebten Etappensieg zu inaktiv. Vielleicht fehlten doch Fahrer wie Vogondy oder Kevyn Ista im Kader. Warum waren die eigentlich nicht dabei?
Europcar
Neben der Mannschaft von Cadel Evans DIE Mannschaft dieser Tour. Thomas Voeckler erobert in Saint-Flour das Gelbe Trikot und trägt es, wie schon 2004, für zehn Tage. Erst hinauf nach Alpe d'Huez muss er es abgeben, aber Pierre Rolland rettet den Tag und holt sich dort den prestigeträchtigen Etappenerfolg. Dazu gewinnt Rolland das Weiße Trikot. Etwas enttäuscht wird Anthony Charteau sein, der eigentlich sein Bergtrikot aus dem Vorjahr verteidigen wollte. Aber diese Mannschaft hat Spaß gemacht und hat sich noch tiefer in die Herzen der Fans gefahren.
Euskaltel - Euskadi
Da ist er, der angestrebe Etappensieg der Basken! Und dann noch in Luz-Ardiden, Pyrenäen-Wallfahrtsort für baskische Fans. Dennoch wurde es nichts mit dem erhofften Podestplatz in Paris. Wobei, eigentlich ja schon: Sammy Sánchez gewinnt das Bergtrikot und, wie ich finde, ganz verdient. Er war einfach der Beste, Etappensieg in Luz-Ardiden, Zweiter nach Alpe d'Huez. Einzig am Galibier hat er richtig geschwächelt. Schade der Zeitverlust auf den ersten beiden Etappen, aber ohne den hätte man ihn nach Luz-Ardiden wohl nicht so einfach fahren lassen.
FDJ
Gab es mal eine Etappe, wo kein Fahrer von FDJ in der Spitzengruppe war? Ich glaube, nicht... Dennoch ist (leider) kaum etwas bei rausgesprungen. Sandy Casar war Etappendritter in Saint-Flour, Jérémy Roy erreichte den gleichen Platz in Lourdes. In der Gesamtwertung überrascht der junge Arnold Jeannesson mit Platz 15, dazu trug er zwei Tage das Weiße Trikot, Roy immerhin für einen Tag das des besten Bergfahrers. Fazit: viele starke und couragierte Auftritte, für die man sich aber nichts kaufen kann. Immerhin ist Jérémy Roy der kämpferischste Fahrer dieser Tour.
Garmin – Cérvelo
Es ging gut los für die Mannschaft Garmin: Der Sieg im Mannschaftszeitfahren, das Gelbe Trikot für Thor Hushovd und der erste Etappenerfolg für Tyler Farrar. Danach wurde es ein wenig ruhiger, Weltmeister Hushovd gewann überraschend die Etappe in Lourdes über den Col du Tourmalet und die Etappe in Gap gegen seinen Landsmann Boasson Hagen. In der Gesamtwertung fuhr Tom Danielson am konstantesten und wurde Neunter, auch Christian Vandevelde und Ryder Hesjedal platzierten sich auf den Rängen 17 und 18 noch gut, dazu kam der Sieg in der Teamwertung. Ein bisschen Wehmut gibt es da aber vermutlich doch: Keine Chance im Kampf um das Grüne Trikot und auch David Millar war im Zeitfahren ganz weit weg von seinen früheren Leistungen.
HTC-Highroad
Tja, 6 von 21 Etappen gewonnen, dazu das Grüne Trikot und wahrscheinlich doch nicht ganz zufrieden. Denn eigentlich hatte man auch mit einem Top Ten-Platz von Tony Martin gerechnet. Doch der musste wohl zu viel für Cavendish arbeiten und hatte auch so nicht seine Top-Form am Berg. So wird Peter Velits als 19. bester seines Teams, dieses Mal sogar mit Berg-Punkten! Jetzt wird geguckt, wie es mit dem Team nächstes Jahr weitergeht.
Katusha Team
Katusha hat ohne die großen Stars des Teams eine mittelmäßige Leistung gezeigt. Der junge Galimzyanov konnte einige starke Sprints hinlegen, musste dann aber ausscheiden. In der Gesamtwertung war hingegen gar nichts zu sehen von den Russen, dennoch wird man 7. in der Teamwertung. Gusev als 23. der Beste, aber gerade von Vladimir Karpets hatte man sich mehr erhofft als Platz 28. Dazu ganz weit weg von einem Etappensieg. Negativ-Highlight: Der positive Dopingbefund von Alexandr Kolobnev!
Lampre-ISD
Cunego wird (für mich überraschend) 7. dieser Tour, ich hätte ihn nicht mal unter den Top 15 gesehen. Aber er fuhr, gerade im Hochgebirge, konstant knapp hinter der Spitzengruppe. Mehr aber auch nicht: Er war fast immer dran, aber nie in der Lage, jemanden zu attackieren. Vom Rest des Teams war gar nichts zu sehen. Petacchi mal mit einem zweiten Etappenplatz in Châteauroux, sonst in den Massensprints meist vorher schon abgehängt. Auch Hondo und Bertagnolli ohne Akzente, vom Rest war eh kaum was zu erwarten.
Leopard – Trek
Die Schleck-Brüder zogen aus, um Alberto Contador zu schlagen und es gelang ihnen furios. Dennoch wurde es nichts mit dem angestrebten Tour-Sieg und das hatte man in den Pyrenäen selbst verschuldet. Aus Angst vor Zeitverlust kein Zeitgewinn! In den Alpen dann das Husarenstück von Andy Schleck: Eine 60-Kilometer-Flucht über den Col d'Izoard hinauf zum Col du Galibier, das erinnert an die 60er und 70er. Blöderweise hatte er auf der Etappe nach Gap eine Minute auf Evans verloren, sodass ihm auch diese grandiose Fahrt nichts mehr nutzte. Zwar übernahm Andy das Gelbe in Alpe d'Huez, im Zeitfahren wurden ihm aber klar seine Grenzen aufgezeigt. Insgesamt stehen da also ein Etappensieg und die Plätze 2 und 3 in der Gesamtwertung. Ob sie damit zufrieden sein werden, können sie nur selber wissen, aber es wäre mehr drin gewesen in diesem Jahr. Für mich übrigens Fabian Cancellara ein wenig enttäuschend: Im Zeitfahren ganz weit weg, auch wenn etwas vom Wetter benachteiligt, aber auch sonst war nicht viel zu sehen vom Schweizer. Auch kurios: der Zeitfahr-Weltmeister war im Zeitfahren als Achter schlechter platziert als auf der Schlussetappe in Paris, wo er Fünfter wurde.
Liquigas-Cannondale
Ivan Basso wird 8. in der Gesamtwertung, doch damit wird er sicher nicht zufrieden sein. Irgendwer hat es hier schon geschrieben: Contador schwächelt, dazu der Giro-Verzicht, da musste eigentlich mehr kommen vom zweimaligen Giro-Sieger. Nach dem Galibier lag er eigentlich auch noch ganz ordentlich, aber hinauf nach Alpe d'Huez ging er dann flöten und im Zeitfahren konnte er noch nie was rausholen. Und der Rest? Sylvester Szmyd mal wieder mit sehr guten Helferdiensten, Daniel Oss zeigt vielversprechendes in den Massensprints. Das könnte mal einer werden. Ach ja: Fabio Sabatini gewinnt die Rote Laterne!
Movistar Team
Das war ja mal gar nichts! Zwar gewinnt Rui Costa die Etappe in Super Besse und José Joaquin Rojas war bis zum Schluss im Kampf um's Grüne Trikot Cavendish's Hauptkonkurrent, aber das eigentliche Metier, die Gesamtwertung war dieses Mal ganz weit weg. David Arroyo wird 36., zweitbester ist schon Rojas auf Rang 80. Da steckt wohl der tragische Unfall von Xavier Tondo noch in den Knochen, dennoch sehe ich da auch niemanden, der in den Grand Tours was reißen könnte. Da muss Valverde nächstes Jahr einiges wieder gutmachen.
Omega Pharma-Lotto
Eine gute Tour für dieses Team, auch wenn wohl noch mehr drin gewesen wäre, wenn Jurgen van den Broeck Paris erreicht hätte. Trotzdem: drei Etappensiege durch Philippe Gilbert, André Greipel und Jelle Vanendert, dazu alle Trikots (abgesehen von Weiß) mindestens einmal getragen, abgesehen von einer richtig guten Gesamtplatzierung alles dabei. Mit einer besseren Sprintvorbereitung wären für Greipel auch mehr Etappensiege möglich gewesen, der kam einfach zu oft von zu weit hinten. Ob er dann Cavendish hätte gefährden können, ist eine andere Sache.
Quick Step Cycling Team
Sylvain Chavanel gestürzt, Tom Boonen gestürzt und sogar ausgestiegen, es ging nicht gut los für Quick Step in der ersten Woche. So musste es die zweite Garde richten und die machte das gar nicht mal so schlecht. Zwar kam kein Etappensieg heraus, aber Kevin de Weert bestätigte mit Platz 13 seinen starken Auftritt aus dem letzten Jahr. Der Belgier macht sich langsam zum Klassement-Fahrer. Auch Dries Devenyns war zum Anfang der Tour stark, hielt beispielsweise an der Mûr de Bretagne lange mit den Besten mit. Am Ende fehlte ihm die Substanz für drei Wochen. Gerald Ciolek gelang es hingegen erneut, sein Potential und seine Fähigkeiten als Rennfahrer zu verstecken.
Rabobank Cycling Team
Ein Flopp! Robert Gesink galt als Podiumskandidat und schon fast sicherer Sieger der Nachwuchswertung, erst recht, nachdem er bereits in Châteauroux das Weiße Trikot übernahm. Doch im Hochgebirge gelang dem langen Niederländer, auch wegen eines schweren Sturzes, gar nichts mehr, er beendete die Tour schließlich recht unauffällig als 33. Immerhin konnte Luis León Sánchez seinen ingesamt dritten Tour-Etappensieg feiern. Rabobank fehlt immer mehr ein Oscar Freire, der auch als Einzelkämpfer eine ganze Tour retten konnte.
RadioShack
Das Team ging mit Brajkovic, Horner, Klöden und Leipheimer mit vier potentiellen Kapitänen an den Start. Leider erreichte davon nur einer das Ziel in Paris, Levi Leipheimer genoss seine Freiheiten gründlich und belegte einen herausragenden 31. Platz. Nach der ersten Woche war Klöden noch gut platziert, während Horner und Brajkovic schon in den Krankenhäusern lagen. Doch auch Klöden wurde ein Sturz zum Verhängnis, während Leipheimer bei seinem Tour de Suisse-Sieg wohl einfach zu früh ihn Form war. In der Gesamtwertung zeigte sich Haimar Zubeldia als 16. noch einmal ganz ordentlich, dennoch kann man bei RadioShack mit dieser Tour nicht zufrieden sein.Von einem Etappensieg war man übrigens ganz, ganz weit weg.
Saur-Sojasun
Das Ziel waren die Top 15 für Jérôme Coppel und das wurde mit dem 14. Platz und fast acht Minuten Vorsprung auf Platz 16 souverän erreicht. Der Franzose gilt als eines der größten Rundfahrertalente in Frankreich und schlug sich bei seiner ersten Grand Tour wacker. Der Rest des Teams zeigte die erwartet offensive Fahrweise, mit einem Wertungstrikot oder gar einem Etappensieg wurde es aber nichts.
Saxo Bank – Sungard
Das Unternehmen
Double Giro/Tour von Alberto Contador platzte spätestens hinauf zum Galibier. Der Spanier, der für ihn völlig ungewohnt in zahlreiche Stürze bereits in der ersten Woche verwickelt war, wurde durch den frühen Zeitverlust unter Druck gesetzt und setzte hinauf zur Mûr de Bretagne ein erstes Ausrufezeichen, nicht kampflos aufstecken zu wollen. Doch im Hochgebirge machte dem Spanier sein schmerzendes Knie zu schaffen, so wurde es nicht einmal was aus dem angestrebten Etappensieg oder einem Podestplatz. Und da die Devise im Team Alles für Contador lautete, war von seinen Teamkollegen auch nichts zu sehen. Nur Nicki Sörensen sorgte für einen der leider zahlreichen spektakulären Stürze dieser Tour.
Sky Procycling
Ein einziges Auf und Ab bei dieser Tour für die britische Mannschaft. Das Weiße Trikot für Geraint Thomas, der Etappenerfolg von Edvald Boasson Hagen in Lisieux, am nächsten Tag stürzt Bradley Wiggins schwer und muss aufgeben. Nach den Pyrenäen trägt allerdings Rigoberto Uran das Weiße Trikot und Boasson Hagen gewinnt in Pinerolo seine zweite Etappe. In den Alpen kann Uran aber nicht mehr mit und fällt noch auf Rang 24 zurück. Immerhin wird Boasson Hagen noch einmal Zweiter beim Sprint in Paris. Also ingesamt zwei Etappensiege und ein Geraint Thomas, der sich langsam zum Rundfahrer mausert. Dennoch ein bisschen Wehmut, da mit Bradley Wiggins ein Podiumsplatz durchaus in Reichweite gewesen wäre. Ein weiterer möglicher Etappensieg von Juan Antonio Flecha endete auf der Straße.
Vacansoleil
Der Tour-Neuling überzeugte mit einer starken Fahrweise. Romain Feillu bis zu seinem Ausstieg stark in den Sprints, Johnny Hoogerland lag gut im Kampf um die Bergwertung, doch dieser endete mit einem Flug in den Stacheldrahtzaun. Auch der junge Hoffnungsträger Thomas de Gendt, der in den ersten zwei Wochen noch durch seine Sturzverletzungen gehandicapt war, überzeugte in der letzten Woche mit Platz 6 in Alpe d'Huez und Platz 4 im Zeitfahren. Das wird mal ein ganz Großer! Auch Rob Ruijgh zeigt als 21. der Gesamtwertung erneut seine Rundfahrer-Qualitäten. Vacansoleil darf nächstes Jarh wiederkommen.