Jahr 2010 - Paris Nizza - Etappe 5
Er fühlte sich nackt ohne sein Wertungstrikot. Bisher war es ihm gar nicht so bewusst gewesen, dass er es abgeben musste. Aber jetzt hier im Startbereich, wo er seinen Blick umherschweifen ließ und dieser schließlich Feillu im Bergtrikot zeigte, ja, da wurde es ihm bewusst. Er hatte es verloren. Erst das Zeitfahren, jetzt das Trikot. Das wurmte ihn zwar, aber heute war ja auch noch ein Tag und die Anweisungen vom Sportlichen Leiter waren klar. “Reiß aus und versuch dir Punkte zu sammeln”, sagte ihm Didier in der Teambesprechung. Auf der einen Seite freute sich Tim, dass er heute keine Helferdienste für Pierrick verrichten musste, aber auf der anderen Seite setzte das ganze Team heute viel Vertrauen in ihn und die “Operation Bergtrikot”, was ihn ein wenig nervös machte. Denn das zeigen des Sponsors durch gerade solche Aktionen wie Kämpfe um die Wertungstrikots oder Ausrisse standen bei Bbox schon immer im Vordergrund. Er musste es einfach schaffen, den Sprung an die Spitze zu machen, oder wenigstens den Abstand zu verringern.
Natürlich ging er mit der Pflicht an den Start es wenigstens zu versuchen und so war es auch kein Wunder, dass er bereits den ersten Angriff lancierte. Bald gesellten sich Jerome Pineau, Nico Sijmens, Brice Feillu, Lorenzo Bernucci , Gutierrez Gutierrez und Zahner zu ihm. Somit war die erste Gruppe des Tages gefunden, welche sich zunächst einen Vorsprung erkämpfen wollte, um dem Feld vielleicht ein Schnippchen zu schlagen. In die kleine, aber steile Steigung, in die sie unmittelbar nach der Attacke kamen, erhöhte Sicard (Euskaltel) noch einmal das Tempo für seinen Kapitän Samuel Sanchez, mehr kam jedoch nicht nach.
Zwei Kilometer nachdem Euskaltel das Tempo wieder verringerte, wurde die Gruppe wieder eingefangen, da AG2R nicht damit einverstanden war, dass eine Gruppe ohne eigene Beteiligung los ging. Das Feld war also wieder vereint und Tim orientierte sich, nachdem er eingeholt wurde wieder an die Spitze des Feldes, um eine eventuelle Folgeattacke von einem AG2R Fahrer zu kontern. Er wartete bereits eine ganze Weile, bis dann aber jemand ganz anderes attackierte, in Form von Edvald Boasson Hagen. 17! Fahrer versuchten sich abzusetzen und lösten sich später in zwei Gruppen auf. Vorne die acht Fahrer, unter denen auch Tim Clausen zu erkennen war und 30 Sekunden dahinter die restlichen 9 Fahrer, die noch einmal 30 Sekunden auf das Peloton hatten. Aber auch diese Gruppenkombination fand keine Freunde im Hauptfeld. So war es dann auch kein Wunder, dass beide Gruppen kurze Zeit später wieder mit dem Hauptfeld vereint waren.
Schließlich konnte sich nach einer weiteren Serie von Attacken aber eine starke sechs - köpfige Gruppe absetzen. Neben Tim Clausen, der unter letztem Aufwand seiner Kräfte den Sprung schaffte, bildeten Russ, Marcato, Vanendert, Vaikannen und Duran Aroca den Rest eben dieser Gruppe. Am Anstieg zur Bergwertung der zweiten Kategorie verlor Tim jedoch den Anschluss zur Gruppe. Ab einem gewissen Punkt konnte er dem Tempo von Matthias Russ einfach nicht mehr folgen und ließ sich kopfschüttelnd zurückfallen. An seiner Stelle konnten drei weitere Fahrer ihren Platz in der Gruppe sichern. Fuglsang, Feillu und Boasson Hagen konnten nämlich die Gunst der Stunde nutzen und aus dem Peloton nach vorne springen. Diese 8 Mann Gruppe setzte sich dann immer weiter ab, bis sie schließlich einen Vorsprung von 5Minuten bei noch 100 übrig gebliebenen Kilometern hatten. Mit diesem Vorsprung erreichten sie also die zweite Bergwertung des Tages. Hinten attackierte Remi Pauriol mit Christian Knees im Schlepptau, wobei weder Euskaltel noch ein anderes Team das Tempo verschärften. Tim hatte sich während dessen wieder seinen Helferaufgaben gewidmet und übergab seinem Kapitän Pierrick eine weitere Trinkflasche. Überhaupt war das am heutigen Tag sehr wichtig. Denn bei beinahe 40Grad war es äußert wichtig , dass die Flüssigkeitszufuhr nicht versagte. Daran dachten auch die Fahrer in der Spitzengruppe, denn diese versorgten sich alle noch einmal vor der Abfahrt mit Flaschen um in der Abfahrt und der gegenüberliegenden Steigung nicht unter einer Dehydrierung zu leiden.
50 Kilometer vor dem Ziel hatte die Gruppe zwar immer noch vier Minuten Vorsprung, aber die beiden Fahrer die versucht hatten in die Gruppe vorzustoßen, waren gescheitert und lagen jetzt zwischen dem Führungsoktett und dem Hauptfeld. Allerdings hatte all dies nur noch wenig zu sagen, als 15Kilometer vor dem Ziel der Gesamtführende Samuel Sanchez attackierte. Der einziger der schnell genug reagierte und den Angriff konterte war Pierrick Fedrigo.
Nur konnte der die Lücke nie ganz schließen und hing im Anstieg zum vorletzten Berg 40 Sekunden hinter dem Spanier in einer Gruppe mit Fuglsang, Casar, Txurukka und Boasson Hagen fest. Von hinten kamen außerdem Pierre Roland und Yury Trofimov heran. Die Situation sah also wie folgt aus: Sanchez, 40Sekunden dahinter eine 7 köpfige Gruppe mit drei Bbox Fahrern und ein Stückchen dahinter lag das Peloton. Der vorletzte Anstieg war kurz und leicht zu bewältigen, die Abfahrt dahinter hatte allerdings einwenig mehr zu bieten. Es gab einige steile Passagen, die auch Kurven beinhalteten. Viele Fahrer aus dem Peloton hatten damit Probleme, aber die Männer die vorne um den Etappensieg kämpften, kamen alle gut durch die Abfahrt und das anschließende Flachstück in den vier Kilometer langen Schlussanstieg. Dort gelang es Rolland und Trofimov sich aus der Verfolgergruppe, die wohl an ihre Grenzen angelangt war, zu lösen. Einzig und allein David Moncoutie schaffte den Sprung zu den beiden Bbox Fahrern. Allerdings nutzte ihm das auch nichts mehr, denn an der Spitze des Rennens konnte Samuel Sanchez ganz ohne Probleme den Sieg einstreichen. Erst eine Minute dahinter kamen Moncoutie, Rolland und Trofimov, in genau dieser Reihenfolge, in das Ziel. Eine viertel Minute dahinter schafften es Le Mevel, Nocentini und Fedrigo den Abstand im Gesamtklassement nicht allzu stark anwachsen zu lassen.
Die Bilder zur Etappe :
Die Etappenwertung:
1. Samuel Sanchez Gonzalez Euskaltel 5h01'16"
2. David Moncoutie Cofidis + 56"
3. Pierre Rolland Bbox + 56"
4. Yury Trofimov Bbox + 56"
5. Rinaldo Nocentini AG2R + 1'12"
6. Christophe le Mevel FDJeux + 1'12"
7. Pierrick Fedrigo Bbox + 1'20"
8. Joaquim Rodriguez Katusha + 1'36"
9. Vladimir Efimkin AG2R + 2'00"
10. Alberto Contador Astana + 2'08"
Die Gesamtwertung:
1. Samuel Sanchez Euskaltel 19h18'52"
2. Pierrick Fedrigo Bbox + 2'20"
3. David Moncoutie Cofidis + 2'25"
4. Sylvain Chavanel Quick-Step + 3'05"
5. Pierre Rolland Bbox + 3'07"
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8. Yury Trofimov Bbox + 3'25"
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13. Denis Menchov Rabobank + 4'37"
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23. Levi Leipheimer Radio Shack + 5'59"
*edit : könnte mir eventuell einer sagen wie ich die Kreise unter den Fahrern wegbekomme? Wäre sehr nett
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