Verfasst: 2.8.2010 - 15:52
Bevor ich zu dieser Inception – Methode komme, noch ein, zwei andere Beispiele.
Regeneration und Erholung ; In einer mehrwöchigen Rundfahrt wohl genauso wichtig wie Kletter- und Zeitfahrqualitäten, sowie Glück und Taktik. Ersteres kann man beim Gegner nicht beeinflussen, Zweiteres nur bedingt. Bleibt somit die Regeneration und Erholung um den Kontrahenten zu schädigen. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Giro d'Italia. Das war ein Jahr nach meinem Wechsel, von dem bereits erwähnten Continental-Team, zu einem Höherklassigen. Dort war ich zwar ebenfalls noch nicht Kapitän, hatte aber meine Freiheiten. Zunächst sollte ich noch ein Jahr lernen und die Belastungen einer solchen Rundfahrt kennenlernen. Für die Gesamtwertung hatte ich mir nichts ausgerechnet. Durch einen Defekt verlor ich auch bereits in der ersten Woche eine Menge Zeit. Mein Ziel war somit ein Etappensieg. Ein Teilabschnitt in der Mitte der Rundfahrt bot sich perfekt für mich an. Zwar würden die Favoriten sich am Schlussanstieg einen Schlagabtausch liefern, doch bereits zuvor warteten einige Anstiege, in denen ich Minuten an Vorsprung ansammeln konnte. Bereits am Etappenvorabend schaute ich mir das Profil genauestens an und merkte mir die entscheidenden Passagen. Es folgte noch eine Besprechung mit meinem sportlichen Leiter und dann sollte ich früh zu Bett gehen. Ich hatte als einziger in unserem Team ein Einzelzimmer, das machte mir aber nicht viel aus. Mit Vorfreude und ein wenig Nervosität ging ich schlafen.
Ein Knall weckte mich. Danach war es wieder still. Auf dem Weckerdisplay stand in leuchtend roten Buchstaben 02:35. Gerade als ich erneut zu dösen begann, hörte ich dieses Geräusch erneut. Und noch einmal. Und noch einmal. Es klang wie an Silvester. Ein Feuerwerkskörper. Nicht die Raketen, die mit einem zischen gen Himmel empor steigen und sich dann in allen möglichen Farben ausbreiten. Viel mehr war es einer dieser Böller, die Jugendliche durch die Luft schmeißen, in Briefkästen stecken und durch Fensterscheiben werfen. Im Augenblick einer Sekunde stand ich aufrecht in einem Zimmer. Ich hörte Glas zerspringen und kurz darauf wieder eine Explosion dieser Böller. Es war nah. Und laut. Flüche und Fußgetrappel verrieten mir, dass meine Zimmernachbarn ebenfalls auf waren. Gerade als ich den Hotelflur betrat, wies mich ein Betreuer unserer Mannschaft zurück ins Zimmer. Bleib da , sagte er. Einen Moment lang blieb ich noch an der Tür stehen. Unser Kapitän Mario Pedersoli kam mit wutentbranntem Gesicht ebenfalls in den Gang gestürmt. Diese verdammten Idioten! , schrie er. Anscheinend wollte er zur Treppe, doch unser Betreuer hielt auch ihn auf. Lass das Mario. Wir klären das. Vince und Ivan sind schon unten. Geh rüber zu Frederico und schlaf da. Du brauchst die Ruhe. Alessandro , fügte er mit einem Blick ins innere des Raumes hinzu: geh in mein Zimmer. Nimm deine Schlafsachen mit. Rasch ging ich zurück zu meinem Bett. Eine Minute später kam Mario dazu. An dem Abend lehrte er mich, dass nicht nur Rad fahren den Sieg einer Rundfahrt ausmacht.
Diese verdammten Deppen.
Wen meinst du?
Die, die nachts zu unseren Hotels kommen und uns den Schlaf rauben wollen. Manchmal kommen Sie nur mit Autos und hupen, manchmal schreien sie nur die ganze Nacht und manchmal werfen sie Steine, Feuerwerkskörper und so ein Scheiß – wie jetzt.
Das passiert öfter?
Meistens vor einer wichtigen Etappe.
Damit du dich nicht ausruhen kannst?
Genau deswegen. Sie haben Angst zu verlieren, Angst, erholt könnten wir sie schlagen. Ivan, Vince und Bortelli kümmern sich um die, verzeih mir, aber ich brauch Schlaf.
Mario, haben wir auch so Deppen?
Nein, haben wir nicht.
Gut.
Natürlich war das gelogen.
--
Eine Woche nichts, Wacken ruft mich.
Regeneration und Erholung ; In einer mehrwöchigen Rundfahrt wohl genauso wichtig wie Kletter- und Zeitfahrqualitäten, sowie Glück und Taktik. Ersteres kann man beim Gegner nicht beeinflussen, Zweiteres nur bedingt. Bleibt somit die Regeneration und Erholung um den Kontrahenten zu schädigen. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Giro d'Italia. Das war ein Jahr nach meinem Wechsel, von dem bereits erwähnten Continental-Team, zu einem Höherklassigen. Dort war ich zwar ebenfalls noch nicht Kapitän, hatte aber meine Freiheiten. Zunächst sollte ich noch ein Jahr lernen und die Belastungen einer solchen Rundfahrt kennenlernen. Für die Gesamtwertung hatte ich mir nichts ausgerechnet. Durch einen Defekt verlor ich auch bereits in der ersten Woche eine Menge Zeit. Mein Ziel war somit ein Etappensieg. Ein Teilabschnitt in der Mitte der Rundfahrt bot sich perfekt für mich an. Zwar würden die Favoriten sich am Schlussanstieg einen Schlagabtausch liefern, doch bereits zuvor warteten einige Anstiege, in denen ich Minuten an Vorsprung ansammeln konnte. Bereits am Etappenvorabend schaute ich mir das Profil genauestens an und merkte mir die entscheidenden Passagen. Es folgte noch eine Besprechung mit meinem sportlichen Leiter und dann sollte ich früh zu Bett gehen. Ich hatte als einziger in unserem Team ein Einzelzimmer, das machte mir aber nicht viel aus. Mit Vorfreude und ein wenig Nervosität ging ich schlafen.
Ein Knall weckte mich. Danach war es wieder still. Auf dem Weckerdisplay stand in leuchtend roten Buchstaben 02:35. Gerade als ich erneut zu dösen begann, hörte ich dieses Geräusch erneut. Und noch einmal. Und noch einmal. Es klang wie an Silvester. Ein Feuerwerkskörper. Nicht die Raketen, die mit einem zischen gen Himmel empor steigen und sich dann in allen möglichen Farben ausbreiten. Viel mehr war es einer dieser Böller, die Jugendliche durch die Luft schmeißen, in Briefkästen stecken und durch Fensterscheiben werfen. Im Augenblick einer Sekunde stand ich aufrecht in einem Zimmer. Ich hörte Glas zerspringen und kurz darauf wieder eine Explosion dieser Böller. Es war nah. Und laut. Flüche und Fußgetrappel verrieten mir, dass meine Zimmernachbarn ebenfalls auf waren. Gerade als ich den Hotelflur betrat, wies mich ein Betreuer unserer Mannschaft zurück ins Zimmer. Bleib da , sagte er. Einen Moment lang blieb ich noch an der Tür stehen. Unser Kapitän Mario Pedersoli kam mit wutentbranntem Gesicht ebenfalls in den Gang gestürmt. Diese verdammten Idioten! , schrie er. Anscheinend wollte er zur Treppe, doch unser Betreuer hielt auch ihn auf. Lass das Mario. Wir klären das. Vince und Ivan sind schon unten. Geh rüber zu Frederico und schlaf da. Du brauchst die Ruhe. Alessandro , fügte er mit einem Blick ins innere des Raumes hinzu: geh in mein Zimmer. Nimm deine Schlafsachen mit. Rasch ging ich zurück zu meinem Bett. Eine Minute später kam Mario dazu. An dem Abend lehrte er mich, dass nicht nur Rad fahren den Sieg einer Rundfahrt ausmacht.
Diese verdammten Deppen.
Wen meinst du?
Die, die nachts zu unseren Hotels kommen und uns den Schlaf rauben wollen. Manchmal kommen Sie nur mit Autos und hupen, manchmal schreien sie nur die ganze Nacht und manchmal werfen sie Steine, Feuerwerkskörper und so ein Scheiß – wie jetzt.
Das passiert öfter?
Meistens vor einer wichtigen Etappe.
Damit du dich nicht ausruhen kannst?
Genau deswegen. Sie haben Angst zu verlieren, Angst, erholt könnten wir sie schlagen. Ivan, Vince und Bortelli kümmern sich um die, verzeih mir, aber ich brauch Schlaf.
Mario, haben wir auch so Deppen?
Nein, haben wir nicht.
Gut.
Natürlich war das gelogen.
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Eine Woche nichts, Wacken ruft mich.