Die Thomas-Diskussion sehe ich vom Draft recht unabhängig. Fultz und alle Wing-Prospects können ohne Probleme mit ihm zusammenspielen, wenn sie den Pick traden und sofort All In gehen wollen, gehört er natürlich dazu. Sportlich schadet er also so oder so nicht.
Ich kann aber auch die Stimmen verstehen, die sich schwer tun, ihm 5 Jahre lang über 30 Millionen zu zahlen. Aber am Ende können die Celtics ihn fast nicht für nichts ziehen lassen. Dafür war er zu grandios. Und die Celtics sind auch ganz sicher nicht mit ihm besser als ohne ihn, auch Ty Lue wurde da in meinen Augen falsch verstanden. Dass es leichter ist, ein Team zu verteidigen, zu dem man 100 Spiele Film hat, als eines, zu dem man 0 Spiele Film hat, ist irgendwie logisch. Legt sich aber halt auch wieder, sobald die 0 ein bisschen größer wird.
Und selbst wenn man berücksichtigt, dass sie Thomas gegen Fultz eintauschen würden, man muss mit den Millionen ja auch erstmal etwas sinnvolleres anstellen. Immerhin könnten die Celtics Hayward einen Max geben und dann Thomas ebenfalls. Diese Möglichkeit hätten sie bei einem teamfremden Spieler ja nicht. Man würde also etwas Geld sparen, um später Crowder, Bradley oder sonst wen leichter verlängern zu können. Alleine, ich habe auch schon oft gelesen, dass sie einen der beiden loswerden müssen, um Cap Room für Hayward zu schaffen (was man absolut machen sollte, weil Hayward viel besser ist). Und dann stellt sich das Problem wahrscheinlich erst in zwei, drei Jahren so richtig. Und wer weiß, was bis dahin noch passiert.
Abgesehen davon, dass die Celtics mit Hayward, Thomas und einem guten Fultz (spätestens in Jahr 2), richtig, richtig gut sind. Wenn sie Bradley/Crowder und noch zwei, drei Bank-Spieler (Johnson, Jerebko und Olynyk z.B.) verlieren, aber dafür Hayward und Fultz kommen, ist Al Horford ihr viertbester Spieler. Al Horford wäre sogar ein sehr, sehr guter drittbester Spieler für einen Contender. Und wenn dann Crowder/Bradley die Nr. 5 ist und danach Brown, Smart, Rozier und ihre Übersee-Prospects kommen, dann ist das von 4-10 ein absolutes Championship-Team. Thomas und Hayward als Second und Third Banana wären fast schon überqualifiziert und es fehlt ihnen nur noch der absolute Superstar.
Ob sie nun Thomas behalten (oder Hayward bekommen, was ja auch keinesfalls sicher ist) oder nicht, alles wird davon abhängen, ob sie irgendwoher den einen Spieler bekommen. Den hat jedes Championship-Team außer den Pistons in den letzten 40 (?) Jahren gehabt. Klar gibt es auch kleine Ausreißer, wie die '08-Celtics, oder Mavs, aber Pierce-Garnett-Allen darf man auch nicht kleiner reden als sie waren, weil es ein bisschen gedauert hat, bis sie in der richtigen Situation waren und ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie absolut überragend Nowitzki 2011 spätestens ab der Lakers-Serie war. Ein Spieler auf dem Niveau fehlt den Celtics noch.
Irgendwoher braucht man also diesen absoluten Star (also so Top 5-7) und die bekommt man im Draft, mit Glück in Trades oder als Free Agent, aber nur, wenn man schon einen hat (siehe Durant und LeBron). Bessere Aussichten im Draft als die Celtics kann man in den nächsten beiden Jahren nicht haben (und in meinem Szenario kämen sogar noch Picks für Bradley/Crowder dazu) und bei Brown als Vorjahrespick sehe ich auch noch viel Potential, wenn es die Möglichkeit eines Trades (George, Butler, Davis?) gibt, haben die Celtics die meisten Assets die sie in die Waagschale werfen können (+ ein so gutes Team, dass dieser Star wohl resignen würde) und die Free Agency ist wie gesagt nichts, wodurch man den ersten absoluten Star bekommt.
Ich glaube, die Celtics haben wirklich alles getan, was ein NBA-Team tun kann, um einen Titel zu gewinnen. Jetzt müssen sie die richtigen Entscheidungen treffen und dafür braucht es ein Quäntchen Glück und das kann niemand garantieren.
Ich finde da die Pre-Draft-Diskussionen immer schwierig, weil ich schon nicht weiß, wie gut die Spieler bisher waren, von einer möglichen Entwicklung in der NBA ganz zu schweigen.
Von daher kann ich auch nicht mehr beitragen, als dass Fultz von den meisten vorne gesehen wird. Simmons sprach davon, dass er ein sicheres Ding irgendwo zwischen Wall und Durant ist. Wenn das so ist, müssen (müssen!) die Celtics ihn draften. Alleine, zumindest an dieser Einschätzung habe ich dann doch so meine Zweifel (Simmons hat auch schon Ball für ein sicheres Ding gehalten, bis Fox ihn im NCAA-Tournament abgekocht hat, Simmons ist ein Homer jenseits von gut und böse und überhaupt ist Player Progression sicher nicht sein Fachgebiet. Aber ansonsten mag ich ihn weiterhin).
Aber ich habe über Fultz eigentlich noch nichts schlechtes gelesen, was sein Spiel angeht. Kritische Stimmen beziehen sich hauptsächlich darauf, dass sein Team so mies war, aber es ist halt immer noch ein Teamsport. Anthony Davis, anyone?
Also wahrscheinlich ist Fultz richtig, richtig gut. Nach dem oben gesagten dürften die Celtics den Pick nur traden, wenn sie glauben, im Gegenzug einen Spieler zu bekommen, der der beste Spieler eines Championship-Teams sein kann (was mir, glaube ich, erst beim Schreiben dieses Beitrags richtig klar geworden ist, aber dafür ist das Forum ja da). Alles andere haben sie schon, können sie diesen Sommer unabhängig vom Pick bekommen und bekommt man sonst auch in jedem anderen Sommer irgendwie. Nur die (potentiell) besten Spieler eines Championship-Teams sind wirklich selten.
George traue ich das vielleicht zu, bei Butler tue ich mich schon sehr schwer. Sonst scheint niemand ernsthaft auf dem Markt zu sein. Wahrscheinlich ist es einfach das beste, den Pick zu behalten (und dann ggf. zur Deadline nach einem Deal zu suchen, wenn die Pacers und Bulls noch traden wollen und der Pick einfach nicht mehr da ist, dann wird man sich auch über etwas anderes einigen).
Was ich gar nicht nachvollziehen könnte, wäre runterzutraden und jemanden wie Saric mitzunehmen. Die Celtics brauchen viel, aber sie brauchen nicht noch mehr Spieler, die die Plätze 4-10 im Roster einnehmen können. Die sind schon da. Dass sie manchmal etwas wenig tief aussehen, liegt daran, dass diese Spieler derzeit die Plätze ab 2,5 besetzen und deshalb hinten einer oder zwei zu fehlen scheint. Aber ein guten Spieler und ein guten Prospect macht da keinen Sinn. Entweder einen richtig guten Spieler oder den besten Prospect.
Ich würde sie aber, um gekonnt den Bogen zum nächsten Thema zu schlagen, nicht für verrückt halten, wenn das in ihren Augen Ball wäre. Wie gesagt, sportlich kann ich nichts eigenes beitragen, nur die Fragezeichen von anderen wiederholen.
Aber vom Vater würde ich es nicht abhängig machen. Wenn Ball der beste Spieler ist, dann muss man den draften. Ich hätte auch wenig Lust, mir von Papa zukünftig jede Entscheidung kommentieren zu lassen, aber noch weniger Lust hätte ich, nicht den besten Spieler zu haben.
Und von Lonzo selbst habe ich charakterlich nichts negatives gehört. Der lässt sich halt von seinem Vater wahrscheinlich morgens die Kleider rauslegen, aber da wäre er auch nicht der erste 19-jährige, der von einem dominanten Vater etwas erdrückt wird. Nochmal, der ist 19 und wahrscheinlich seit er 12 ist der berühmteste Mensch fast überall wo er hingeht. Da machen andere Prospects (in anderen Sportarten) schlimmeres, als sich nicht gegen den Vater aufzulehnen, der einen doch auch recht weit gebracht hat.
Gerade wenn er nich bei den Lakers landet und mal ein bisschen Abstand kriegt, kann sich da noch viel entwickeln.
Ihm den Charakter oder die Führungsqualitäten abzusprechen, finde ich da einfach verfrüht. Porzingis war nicht bei den 76ers, Curry nicht bei den Grizzlies. Hätte die irgendein Celtics-Fan nicht gerne im Team? Eli Manning hat in der NFL noch viel heftigeren Scheiß abgezogen, auch da würde man in Boston sicher zustimmen, dass das die sportliche Entwicklung nicht gestört hat
Auf dem Platz wirft, meines Wissens, Lonzo auch niemand vor, dass er dieses "Me/We first" verkörpert. Zumal das ja ohnehin von seinem Vater kommt. Recht viele Experten sehen ihn doch eher als einen der besten Passer aller Zeiten mit dem es eine absolute Freude sein sollte, Basketball zu spielen.
Das ändert nichts daran, dass ich den Vater auch für ein Problem halte. Aber an erster Stelle muss es um die sportlichen Qualitäten des Sohnes gehen. Erst wenn man sich da im Vergleich unsicher ist, sollte der Vater eine Rolle spielen.
Aber so unterschiedlich sind die Standpunkte, glaube ich, auch gar nicht. Wenn Lonzo ein Top-20-Spieler in der NBA wird, wird auch der Vater nicht verhindern, dass das Team davon profitiert. Wenn er das nicht wird, wird der Vater die Probleme noch vergrößern. Deshalb schließt es sich in meinen Augen nicht aus, dass man Ball draftet, wenn man ihn für den absolut besten vorhanden Spieler im Draft hält und es ansonsten lieber sein lässt. Und wegen des zweiten Satzteils muss man alles hinterfragen, was der Vater abzieht,