Drei Klassiker sind auch eine Tour

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

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Alejandro V.
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Beitrag: # 434250Beitrag Alejandro V.
11.6.2007 - 20:51

Porto Sagunto, 22. Februar 2006

Die letzte Vorbereitungsrundfahrt in spanischen Gefilden bot Rolf die Chance, sich mit einem starken Team zu beweisen: Stefan Schumacher war nominell als Kapitän geplant, obwohl Jörg Jaksche, Wim van Huffel, Christophe Brandt oder Koldo Gil diese Rolle ebenso übernehmen könnten. Als Helfer komplettierten Andreas Matzbacher, der nach eigenen Angaben aber nicht einmal ansatzweise in Form war, Laurens Ten Dam und Maarten Wynants das Team, wobei letzterer sich im Sprint am Abschlusstag versuchen sollte. Mit diesem Team setzte sich Rolf dem Druck aus, mindestens zwei Fahrer unter die ersten zehn der Gesamtwertung zu führen und wenn möglich einen Etappensieg zu holen.

Das zweite Unterfangen scheiterte vorerst auf dem ersten Teilstück, das rund um Calp führte und einen schweren Anstieg kurz vor dem Ziel beinhaltete. Einige kleine spanische Teams zeigten sich mal wieder in Fluchtgruppen, letztlich ging eine Gruppe mit lediglich zwei Fahrern: Adlfo Garcia Quesada und Constantino Zaballa.

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Die beiden lösten sich aber erst recht spät, am zweitletzten Anstieg des Tages, aus dem Feld und somit nahm man den Angriff durchaus ernst. Rolf beorderte Andreas und Laurens in die Führung, um den Rückstand nicht zu groß werden zu lassen - man hatte ja noch etwas vor. Trotz aller Mühen nahm das Spitzenduo immerhin zwei Minuten mit in den letzten Anstieg, der die Entscheidung bringen sollte. Stefan wollte nicht, wie noch bei der Tour de Mediterranéen, auf Attacken anderer warten, sondern stieflete alleine den Spitzenreitern her. Im Feld reagierte niemand auf die Attacke von Stefan, der bis zur Passhöhe den Abstand zu Quesada und Zaballa auf eine Minute reduzieren konnte und der deutlich bessere Zeitfahrer war. Rolf trieb Stefan an, in der Hoffnung, er würde es bis nach voirne schaffen, da er der sprintstärkste war, aber der Vorsprung schmolz nur langsam. Zu allem Überfluss rückten die Verfolger auch wieder näher heran, da Euskaltel die Führungsarbeit übernahm und ein hohes Tempo anschlug. Stefan versuchte, mit einem langen Sprint an die Spitzenreiter heran zu kommen, was ihm leider nicht mehr ganz gelang - als Zaballa jubelnd die Ziellinie überquerte, hatte es Schumi mit Ach und Krach in den Windschatten von Quesada geschafft.

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Immerhin hat er somit allen anderen Favoriten schon einmal Zeit abgenommen, da die Verfolger erst 40 Sekunden nach Zaballa das Ziel erreichten und Stefan noch acht Sekunden Zeitbonifikation einstreichen konnte.

Somit war das Ziel für den zweiten Tag klar abgesteckt: In Porto Sagunto sollte Stefan das Führungstrikot übernehmen und es möglichst bis zum Rundfahrtsende nicht mehr herschenken. Die Etappe bot dafür sicherlich nicht die besten Voraussetzungen, denn es wartete nur ein, wenn auch langer und schwerer, Anstieg zu Rennmitte. Rolf wollte dennoch versuchen, das Rennen dort zu entscheiden, wenn es die Rennsituation noch zuließ. Zu Etappenanfang machten sich sieben Fahrer auf den Weg, darunter mit Marcos Serrano ein prominenter Name.

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Die Gruppe harmonierte gut und nahm einen großen Vorsprung mit den Anstieg, der, wenn es nach Rolf ginge, am Gipfel aufgebraucht ist. Lediglich Jörg Jaksche und natürlich Stefan wurde keine Führungsarbeit zugestanden, aber Christophe, Wim und Koldo legten ein Höllentempo vor. Einer nach dem anderen platzte hinten ab und alsbald geriet auch as gelbe Trikot in Schwierigkeiten. Caisse d'Epargne schickte umgehend alle verfügbaren Helfer zu Zaballa, während vorne ABN weiter kurbelte. Der Rückstand von ehemals sieben Minuten wurde wenigstens uaf zwei zusammen gefahren, aber dennoch war Rolf nicht ganz zufrieden: Immer noch waren rund zwanzig Fahrer in der Gruppe um Stefan, obwohl er gehofft hatte, dass sich nur noch die absoluten Favoriten in einer kleinen Gruppe am Gipfel befinden würden. Das erfreuliche an der großen Gruppe: ABN stellte mit fünf Fahrern ein Viertel der "Überlebenden", das unerfreuliche: Die Abstände waren geringer als erwartet, so dass nach und nach wieder Fahrer aufschließen konnten. Zu allem Unglück rutschte Chistophe auch noch in einer Kurve weg und fand sich prompt auf dem Asphalt wieder:

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Der Aufschlag war relativ heftig und Christophe ließ sich noch kurz vom Renndoktor behandeln, ehe er enttäuscht in einer abgehängten Gruppe weiterfuhr. Vorne waren aber immer noch sechs Fahrer aus der anfänglichen Spitzengruppe und die Verfolger waren sich nicht mehr einig. Rolf hatte keine Lust, dass seine Jungs die Arbeit machen, zumal er alle vier noch für die Kapitänsrolle in Betracht zog. So verbummelte man mehrere Kilometer, in denen der Vorsprung wieder auf zwei Minuten anwuchs. Erst viel zu spät realisierte Caisse d'Epargne, das Zaballa in die Favoritengruppe zurückgebracht hatte, dass das Führungstrikot auf dem Spiel stand und konnte den Vorsprung nicht gänzlich abbauen. Die Fahrer vorne waren wohl ob der schwankenden Zeitmessungen etwas verwirrt, freuten sich aber sichtlich, als sich der Erfolg ihres Unternehmens abzeichnete. Nun wurden einzelne Attacken gesetzt, die aber allesamt von Matthias Russ zugefahren wurden, da er sich im Sprint die besten Chancen ausrechnete. So kam es auch, denn Vincente Ballester, der die letzte Attacke fuhr, leistete ihm vortreffliche Hilfe: Russ saugte sich dreihundert Meter vor dem Ziel an Ballester an, um von dessen Hinterrad zum unangefochtenen Etappensieg durchzustarten. Addy Engels sicherte sich den zweiten Rang und das damit verbundene gelbe Trikot, da er gestern mit Sanchéz & Co. das Ziel erreichte.

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Mit 56 Sekunden Rückstand erreichte auch das erste Feld das Ziel, wo Ronny Scholz den Sprint der Verfolger gewann. Schumi wurde immerhin elfter und konnte so noch ein paar Punkte für die Punktewertung ergattern, während er in der Gesamtwertung einen Rückstand von 30 Sekunden aufwies. "Mal sehen, ob und wann er die Gesamtführung übernehmen kann", dachte sich Rolf, als er das Klassement las. Insgesamt war er mit den ersten beiden Tagen zufrieden, wobei er auch noch reichlich Steigerungspotenzial bei seinen Fahrern ausgemacht hatte.

1. Etappe:
1 Constantino Zaballa CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 3h49'54
2 Adolfo García Quesada ANDALUCIA - PAUL VERSAN s.t.
3 Stefan Schumacher ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.
4 Francisco Ventoso SAUNIER DUVAL - PRODIR + 40
5 Samuel Sánchez G. EUSKALTEL - EUSKADI s.t.

2. Etappe:
1 Matthias Russ GEROLSTEINER 3h36'40
2 Addy Engels QUICKSTEP - INNERGETIC s.t.
3 Vicente Ballester COMUNIDAD VALENCIANA s.t.
4 Denis Kudashev RELAX - GAM s.t.
5 Jordi Riera Valls 3 MOLINOS RESORT s.t.

Gesamtwertung:
1 Addy Engels QUICKSTEP - INNERGETIC 7h26'50
2 Matthias Russ GEROLSTEINER s.t.
3 Constantino Zaballa CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 15
4 Jordi Riera Valls 3 MOLINOS RESORT + 20
5 Adolfo García Quesada ANDALUCIA - PAUL VERSAN + 21
...
8 Stefan Schumacher ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 31

Punktewertung:
1 Addy Engels QUICKSTEP - INNERGETIC 32

Bergwertung:
1 Vicente Ballester COMUNIDAD VALENCIANA 20
Bill Simmons über den WAS-ATL-Trade: "There's only one silver lining: the chance that Bibby and Rashard Lewis will run their high screen in Washington and immediately get attacked by cadaver-sniffing dogs."

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Alejandro V.
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Beitrag: # 434291Beitrag Alejandro V.
12.6.2007 - 13:35

Alt del Campello, 24. Februar 2006

So langsam wollte Rolf nicht mehr wahr haben, was hier passierte. Die Ausreißererfolge an den ersten beiden Tagen waren ja schön und gut, aber wenigstens für die dritte Etappe hatte er sich fest vorgenommen, das Rennen so zu bestimmen, dass eine größere Gruppe gemeinsam das Ziel erreichen würde. Zu Beginn begaben sich wieder einmal die Spanier auf eine lange Flucht, an deren Ende wohl nur theoretisch der Sieg wartete. Immerhin harmonierte das Septett gefällig und konnte den Zeitabstand somit deutlich vergrößern.

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Im Feld ließ man es eher gemütlih angehen und Quickstep schlug auch ein eher gemäßigtes Tempo an. Erst zu Rennmitte sollte wieder Bewegung ins Feld kommen, denn nachdem das Tempo schon einige Kilometer zuvor gesteigert wurde, gab es jetzt den nächsten Angriff: Sergio Domínguez, Rubén Pérez Moreno und Aitor Osa attackierten eingangs einer ruppigen Steigung und konnten dem verdutzten Feld sofort ein paar Meter abringen. Die Erschöpfung war den Spitzenreitern deutlich anzumerken, denn trotz sichtlicher Bemühungen konnten sie nicht verhindern, dass das Verfolgertrio immer näher an sie heran rückte und sie in der Ebene, nur wenige Kilometer vom letzten Berg des Tages entfernt, endgültig gestellt wurden. Das Trio hatte aber nicht die Absicht, sich lange in der Gruppe aufzuhalten und löste sich schnell von den übrigen Begleitern, die sich die Serpentinen hinauf quälten und doch vom Feld zu Mitte des Anstieges gestellt wurden. Als sich das Peloton und die ehemaligen Spitzenreiter zusammen schlossen, nutzten Samuel Sanchéz und José Antonio Pecharroman die Gunst der Minute und traten an. Alle Favoriten, Schumi inbegriffen, hatten nicht mit dem Angriff gerechnet und konnten kaum mehr rechtzeitig reagieren. Rolf spannte einige Fahrer vors Feld, wusste in dem Moment aber innerlich schon, dass die Entscheidung gefallen war.

Sanchez und Pecharroman schlossen kurz vor dem Ziel zum Spitzentrio auf und legten eine letzte Pause vor dem Endspurt ein. Sanchéz, auf dem papier ohnehin bester Sprinter der Gruppe, bekam seinen Spurt von Pérez sehr gut angezogen und schien sich gegen Pecharroman behaupten zu können, als dieser seinen Turbo zündete und sich um Millimeter am Profi von Euskaltel vorbei schob, um den Tagessieg zu feiern. In der Gesamtführung fehlten dem Spanier aber noch sieben Sekunden auf Addy Engels, der mit de Feld ins Ziel rollte und seine knappe Führung vor Russ behaupten konnte.

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Alle Experten, Rolf eingeschlossen, zweifelten aber daran, dass der junge Belgier nach dem vierten Teilstück dieses Trikot noch tragen würde, stand doch die einzige Bergankunft auf dem Programm, die die Fahrer hinauf zum Alt de Campello führen sollte. Nach Begutachtung des Klassements hatte Rolf noch drei Eisen im Feuer: Selbstverständlich Stefan, der nur eine halbe Minute Rückstand auf das gelbe Trikot aufwies, sowie Jörg Jaksche und Koldo Gil, die beide 1'19'' hinter Engels auf den Plätzen 34 und 35 der Gesamtwertung rangierten. Alle anderen waren heute als Helfer eingeteilt, die dieses Trio möglichst gut bis zur finalen Kletterpartie bringen sollten. Dementsprechend entsandte Rolf auch keinen seiner Fahrer in die Fluchtgruppe, die sich mit prominenten Namen kurz hinter Alzira formierte: So waren der US-Amerikaner Levi Leipheimer und die spanische Kletterziege David Arroyo in dieser Gruppe.

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Jedoch hatten alle einen Rückstand von fünf oder mehr Minuten im Klassement, so dass sich niemand ernsthaft bemühte, das Quintett schnell zu stellen. Eher konzentrierte man sich im Peloton darauf, die Hügelkette zu Rennmitte für ein erstes Ausscheidungsfahren zu benutzen. Dieses fand allerdings mit eher mäßigem Erfolg statt, da Quickstep, die Initiatoren dieser Aktion, nicht die starken Fahrer hatte, um ein wirklich hohes Tempo vorzugeben. Stattdessen mündete dieses merkwürdige Unterfangen in einer Attacke am letzten Hügel, an der sich auch Christophe Brandt beteiligte. Rolf wollte heuteunbedingt den Etappensieg und vielleicht war das ja die entscheidende Gruppe. Auf dem letzten Flachstück vor Beginn des Schlussanstieges schloss Christophe alleine zum Duo Leipheimer/Arroyo auf, das sich in den Bergen von den übrigen Mitstreitern lösen konnte. Trotz der klangvollen Namen schienen sie aber mit der Kraft am Ende, denn Christophe hatte wenig Probleme, die beiden in der ersten Kehre des Anstieges stehen zu lassen. Der Vorsprung auf die Favoritengruppe war aber alles andere als groß, so dass er bei der ersten Attacke ebenfalls geschluckt wurde. Diese initiierte Iban Mayo und Rolf wollte seinen Augen kaum trauen, als sich nur Jörg Jaksche an das Hinterrad des Kletterspezialisten heftete. Auch Christophe wollte das Tempo halten, letztenendes reichte es aber nur für eine kleine Hilfe gegenüber seinem deutschen Kapitän.

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Die beiden fuhren ein gutes Tempo und konnten ihren Vorsprung konstant ausbauen, was den Topfavoriten des heutigen Tages, Samuel Sanchéz, dazu verleitete, seinerseits eine Attacke zu starten. Nach Luft japsend versuchten Pecharroman und Koldo Gil, das Hinterrad des Spaniers zu halten, der in kürzester Zeit zu dem Spitzenduo aufschloss. Rolf fragte über Funk nach, was mit Schumi sei, er müsse doch mitgehen. Die Antwort kam von Wim und war äußerst ernüchternd: "Bei ihm sind die Beine leer. Ich fahre mit ihm gemeinsam den Berg rauf, aber wir haben schon den Kontakt zur ersten großen Gruppe verloren." Obwohl es Rolf leid tat, verschwendete er nur kurz einen Gedanken an Schumi, ehe er sich wieder dem Renngeschehen zuwandte. Jörg übernahm logischerweise keinerlei Führungsarbeit, die vorzugsweise Iban Mayo machte. Hinter ihnen rückten Koldo und Pecharroman Meter für Meter näher, was gerade Sanchéz sichtlich nervös machte. Endgültig keine Lust mehr auf die Taktischen Spielchen verspürte er, als die Nachricht von einem Vorstoß Addy Engels' zu ihm durchdrang. Urplötzlich trat er an und ließ Jörg völlig desillusioniert stehen. Sechshundert Meter vor dem Ziel konnte Jörg auch dem Antritt Mayos nicht folgen und musste sogar noch kämpfen, um nicht den dritten Rang zu verlieren, denn Pecharroman rückte unaufhaltsam näher, konnte die Lücke aber nicht mehr ganz schließen. Vorne holte sich Sanchéz den Etappensieg und endlich das gelbe Trikot, das er sich mit seinen Leistungen an den letzten beiden Tagen mehr als verdient hatte.

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Im Ziel gratulierte Rolf erst einmal Jörg und Koldo zu der tollen Fahrweise, ehe er an Schumi denken musste. Die erste große Gruppe rreichte das Ziel, mit dabei Christophe und Wim, der Rolf berichtete, dass er mit Einverständnis von Schumi nach vorne gefahren sei. Rolf nickte und als er über Wims Schulter blickte, konnte er seinen Schützling auch schon sehen: Erschöpft und mit dreieinhalb Minuten Rückstand kam er auf dem Berg an, was ihn in der Gesamtwertung weit zurück warf. Immerhin konnte er sich mit Jörg für dessen gute Leistung freuen und war selber auch nicht extrem enttäuscht: "Ich hatte heute einen richtig schlechten Tag, das passiert mal. Besser hier, als bei Paris-Nizza." Dort wollte er glänzen, denn gestern Abend kündigte er im Mannschaftshotel an, bei dem Rennen zur Sonne am Ende unter den ersten fünf sein zu wollen. Jetzt war aber erst einmal Regeneration angesagt, denn morgen stand ja noch eine Etappe auf dem Program...

3. Etappe:
1 José Antonio Pecharroman COMUNIDAD VALENCIANA 4h00'06
2 Samuel Sánchez G. EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
3 Aitor Osa ASTANA s.t.
4 Rubén Pérez Moreno EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
5 Sergio Domínguez R. 3 MOLINOS RESORT s.t.

4. Etappe:
1 Samuel Sánchez G. EUSKALTEL - EUSKADI 4h11'30
2 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 9
3 Jörg Jaksche ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 19
4 José Antonio Pecharroman COMUNIDAD VALENCIANA + 32
5 Constantino Zaballa CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
6 Izidro Nozal Vega ASTANA + 51
7 Koldo Gil ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 1'01
...
41 Stefan Schumacher ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 3'28

Gesamtwertung:
1 Samuel Sánchez G. EUSKALTEL - EUSKADI 15h39'13
2 José Antonio Pecharroman COMUNIDAD VALENCIANA + 44
3 Constantino Zaballa CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 52
4 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 1'21
5 Addy Engels QUICKSTEP - INNERGETIC + 1'27

Punktewertung:
1 Samuel Sánchez G. EUSKALTEL - EUSKADI 58

Bergwertung:
1 Vicente Ballester COMUNIDAD VALENCIANA 20
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Alejandro V.
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Beitrag: # 435739Beitrag Alejandro V.
18.6.2007 - 16:53

Lokeren, 25. Februar 2006 (Omloop Het Volk, Vuelta Valenciana)

Die Spannung rund um Gent war förmlich zum Greifen. Der erste wichtige Nordklassiker des Jahres stand an und damit auch die erste echte Bewährungsprobe für zahlreiche Fahrer und Teams, die sich zu den Spezialisten dieser Renngattung zählten, unter anderem auch ABN. Eddy betreute heute und morgen in Kuurne das Team mit der leisen Hoffnung, einen Podestplatz zu erreichen. Immerhin konnte er aus dem vollen schöpfen, was seine Teamaufstellung anbelangte: Nick Nuyens war klarer Kapitän, ihm würden Servais Knaven, Erik Zabel, Max van Heeswijk, Karsten Kroon, Nico Eeckhout, Aart Vierhouten und Bas Giling zur Seite stehen. Großer Favorit war selbstredend Tom Boonen, der wie im Vorjahr das Double anpeilte.

So groß die Spannung vorher war, so überraschend langsam begann das Rennen: Die einzelnen Teams formierten sich im Feld und beäugten einander kritisch, um schon das leiseste Anzeichen einer Schwäche ausnutzen zu können. Diese Rennphase nutzten gleich mehrere Fahrer, um eine gut funktionierende Fluchtgruppe zu bilden, deren prominentestes Mitglied Danilo Hondo vom kleinen Team Lamonta war.

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Quickstep ließ anstandshalber zwei Fahrer die Nachführarbeit übernehmen, allerdings ohne den echten Willen, die Spitzengruppe wieder schnell zu stellen. Vielmehr konzentrierte man sich nun eher darauf, die ersten Kopfsteinpflasterpassagen mehr oder weniger heil zu überstehen, was den meisten auch gelang. Lediglich Erik Dekker musste eine kurze Schrecksekunde hinnehmen, als sein Vorderrad wegrutschte und er sich auf dem Boden wiederfand. Allerdings versuchte niemand, aus dieser Situation Kapital zu schlagen, so dass man auf den Niederländer wartete, ehe die Verfolgung der Spitzenleute aufgenommen wurde. Eddy wollte hier ein offensives Rennen fahren und schickte daher Bas, Aart und Nico nach vorne, um gemeinsam mit Fahrern von Quickstep sowie Davitamon Tempo zu machen. Der Vorsprung der Ausreißer sank rapide und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie zu Rennmitte gestellt wurden. Wer jetzt aber dachte, dass man kurz wieder zu Kräften kommen wolle, täuschte sich: Doug Ollerenshaw von Health Net überraschte viele Kollegen mit seiner Attacke und setzte sich vorerst ab.

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Das Peloton war offenkundig kurze Zeit perplex, besann sich dann aber wieder und nahm erneut die Verfolgung auf. Die Hügel und Pflasterpassagen wurden zahlreicher, härter und länger, wodurch das Feld ordentlich ausgesiebt wurde: Als Ollerenshaw 60 Kilometer vor Lokeren zu den Favoriten zurück fiel, bestand das Feld aus lediglich 36 Fahrern. Eddy konnte sich freuen, denn zusammen mit Quickstep war ABN das einzige Team, das noch keinen zurückgefallenen Fahrer beklagen musste. Nick gab per Funk durch, dass er sich gut fühlen würde und forderte eine härtere Gangart. Sofort spannten sich auch Max und Karsten vor die Gruppe, aus der einer nach dem anderen hinten abplatzte. Eddy verfolgte eine zweigleisige Strategie: Nick sollte auf den letzten Pflasterpassagen eine Attacke wagen. Sollte er sich nicht entscheidend lösen können, würde für Erik gefahren werden, dem die Teilnahme an der Ruta del Sol sichtlich gut getan hatte. Diese Planspiele wurden aber völlig über den Haufen geworfen, als Boonen dreizig Kilometer vor dem Ziel aus der Gruppe schoss. Sofort klemmten sich Nick, Klier, van Petegem, Flecha und Hincapie an sein Hinterrad, mussten aber sichtlich kämpfen, um Anschluss zu halten. Nick und Andreas Klier fielen leicht zurück und kehrten trotz aller Anstrengungen nicht mehr in die Spitzengruppe zurück.

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Dort hatte Boonen nun leichtes Spiel, denn er konnte in Seelenruhe auf den Sprint warten. Zwar probierte es Flecha einmal mit einem kurzen Antritt, der aber sehr schnell verpuffte. Das Verfolgerduo konnte den Abstand zwar immer um eine Minute herum halten, entscheidend näher rückten sie aber nicht. Das Quartett rollte geschlossen in Lokeren ein, wo Boonen deutlich demonstrierte, dass er auf keinen Sprint angewiesen war: Zwei Kilometer vor dem Ziel attackierte er nochmals, um sich seiner Begleiter zu entledigen und einen klaren Solosieg zu feiern.

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Flecha gewann das Spurtduell gegen Hincapie, während van Petegem bei Boonens Attacke reißen lassen musste und alleine das Ziel erreichte. Erst knappe zwei Minuten nach Boonen schaffte es auch Nick als Sechster ins Ziel, knapp geschlagen von Klier. Die Mannschaftsleistung von ABN freute Eddy: Alle Fahrer kamen unter den ersten 30 ins Ziel, wobei Erik und Servais gemeinsam als 14. bzw. 16. in Lokeren eintrafen.

Omloop Het Volk
1 Tom Boonen QUICKSTEP - INNERGETIC 5h36'10
2 Juan Anotnio Flecha RABOBANK + 44
3 George Hincapie DISCOVERY CHANNEL s.t.
4 Peter van Petegem DAVITAMON - LOTTO + 1'20
5 Andreas Klier T - MOBILE + 1'52
6 Nick Nuyens ABN AMRO - DHL - CHOCOLADE JACQUES s.t.
7 Erik Dekker RABOBANK + 2'27
8 Steffen Wesemann T - MOBILE s.t.
9 Roger Hammond DISCOVERY CHANNEL s.t.
10 Leon van Bon DAVITAMON - LOTTO s.t.


Nach dem Rennen telefonierte Eddy kurz mit Rolf, da heute ja auch die Vuelta Valenciana ihr Ende fand. Auf dem Rundkurs um Valencia sei, so Rolf, aber nichts spektakuläres geschehen. Stefan und Maarten waren die vorgesehenen Sprinter und konnten mit den Rängen vier und sieben auch überzeugen. Siegreich war Angel Edo vor Isaac Galvez.

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5. Etappe:
1 Angel Edo ANDALUCIA - PAUL VERSAN 3h42'42
2 Isaac Gálvez CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
3 Allan Davis ASTANA s.t.
4 Stefan Schumacher ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.
5 Francisco Ventoso SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
6 Samuel Sánchez G. EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
7 Maarten Wynants ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.

Gesamtwertung Endstand:
1 Samuel Sánchez G. EUSKALTEL - EUSKADI 19h21'55
2 José Antonio Pecharroman COMUNIDAD VALENCIANA + 44
3 Constantino Zaballa CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 52
4 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 1'21
5 Addy Engels QUICKSTEP - INNERGETIC + 1'27
6 Adolfo García Quesada ANDALUCIA - PAUL VERSAN s.t.
7 Jörg Jaksche ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 1'35
8 Izidro Nozal Vega ASTANA + 2'15
9 Koldo Gil ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 2'25
10 Aitor Osa ASTANA + 2'27

Punktewertung:
1 Samuel Sánchez G. EUSKALTEL - EUSKADI 68
2 José Antonio Pecharroman COMUNIDAD VALENCIANA 59
3 Constantino Zaballa CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 49
4 Stefan Schumacher ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES 47

Bergwertung:
1 Nicolas Fritsch SAUNIER DUVAL - PRODIR 20
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Alejandro V.
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Beitrag: # 436251Beitrag Alejandro V.
21.6.2007 - 13:01

Kuurne, 26. Februar 2006 (Kuurne-Brüssel-Kuurne)

Nachdem der Het Volk ja schon ganz passabel lief, wurde es für Eddy und die Mannschaft nun ernster: Der Sponsor hat den zweiten belgischen Kopfsteinklassiker als eines der wichtigeren Rennen deklariert, nun erwartete man auch eine entsprechende Leistung. Im Grunde startete für ABN das gleiche Team wie am Vortag, lediglich Aart Vierhouten wurde durch Marcel Sieberg, der sich möglichst in Fluchtgruppen einbringen sollte, ersetzt. Auch die Favoriten entsprachen denen vom Het Volk: Boonen galt es zu schlagen, was unter anderem Flecha, van Petegem und Hincapie verhindern wollten.

Das Rennen begann recht unruhig und vor allem mit einem sehr ordentlichen Tempo, weshalb sich Anfangs niemand absetzen konnte oder wollte. Erst nach fünfzig gefahrenen Kilometern entkam eine Gruppe dem Feld, in der sich auch Marcel befand.

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Leider waren seine Begleiter, namentlich Dyudya, Larsson, Colli, Guerini, Martias, Ingels und Bak, nicht gerade für diese Art von Rennen geeignet, so dass der Vorsprung nie wirklich groß wurde. Bereits dreizig Kilometer nach der Attacke fand sich Marcel enttäuscht im Peloton wieder, wo er Nick unterstützte. Zeit, um dem gescheiterten Fluchtversuch hinterher zu trauern gab es ohnehin nicht, denn pünktlich mit den ersten Paveés setzte sich Quickstep an die Spitze des Feldes und forcierte das Tempo. Gerade, als das Feld so richtig in Fahrt gekommen zu sein schien, fuhr beinahe allen ein Schreck in die Glieder: Im vorderen Drittel des Feldes kam ein Adjutant Flechas zu Fall und riss fast alle hinter ihm fahrenden mit auf den Boden, während sich vorne noch zwanzig Mann halten konnten. Da zu den Sturzopfern unter anderem Flecha, Erik Dekker, Wesemann, Klier und van Petegem zählten, stampfte man vorne lieber das Tempo ein und wartete. Glücklicherweise kam niemand ernsthaft zu Schaden und einige konnten sich durch die Warterei auch ein weig erholen, ehe alles wieder beisammen war und Quickstep erneut das Tempo forcierte, was eine erhebliche Selektion zur Folge hatte:

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In dieser neuen Spitzengruppe, die rund dreizig Fahrer umfasste,waren Quickstep und ABN vollzählig vertreten, während Rabobank immerhin noch die Hälfte aller gestarteten Fahrer vorne unterbrachte. Wesemann und Klier hingegen waren auf sich alleine gestellt und auch van Petegem hatte mit van Bon lediglich einen Helfer an seiner Seite. Eddy probierte eine ähnliche Taktik wie gestern und gab die Anweisung, dass sich fünf Fahrer an der Tempoarbeit beteiligen sollten. Schon mit Beginn des nächsten Anstieges, der zu allem Überfluss gepflastert war, zeigte diese Maßnahme Wirkung: Beinahe ein Drittel der Gruppe, darunter viele Fahrer von Quickstep, musste reißen lassen. Van Heeswijk und Kroon taten sich bei der Tempoarbeit besonders hervor und drückten den großen Gang Meter für Meter durch.

Vierzig Kilometer vor Kuurne machten alle einen erleichterte Eindruck, als das Tempo allmählich gedrosselt wurde. Mit Erik und Max hatte Eddy zwei Sprinter vorne, die mit Glück auch einen Boonen schlagen konnten - wieso sollte er da mit aller Gewalt die Gruppe auseinander fahren? Eddy konnte diesen Gedanken noch eben so beenden, als er laut fluchte: Boonen wollte sich anscheinend bei dieser Konkurrenz nicht auf einen Sprint einlassen, weswegen er eine humorlose und vor allem unerwartete Attacke fuhr. Nick besaß als einziger von ABN die Kraft, dem Antritt zu folgen und fand sich folgerichtig in der neu entstandenen Favoritengruppe wieder: Neben Boonen und Nick konnten sich auch Flecha, Dekker, Wesemann und Hincapie behaupten.

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Alle Hoffnungen wollte Eddy aber noch nicht aufgeben, denn die Spitzengruppe war sich uneins: Boonen und Nick sahen angesichts der doppelten Rabobankvertretung keinerli Notwendigkeit, sich an der Führungsarbeit zu beteiligen, was besonders Flecha verärgerte. Hincapie und Wesemann rollten ein paar mal in die Führung, allerdings auch nicht mit letzter Entschlossenheit. Das Glück des Sextetts war, dass sich bei Boonens Attacke die komplette Gruppe aufgelöst hatte und dementsprechend meistens die Fahrer alleine unterwegs waren, an eine organisierte Verfolgung war da nicht zu denken.

So kam es, dass die Vororte von Kuurne zuerst von den sechs Spitzenfahrern passiert wurden, die einen beruhigenden Vorsprung von einer Minute auf die nächsten beiden Verfolger hatte. Flecha war es jedoch irgendwann leid, Nick und Boonen mit durchzuziehen und attackierte. Boonen, Hincapie sowie Wesemann sprangen mit, während Nick am Ende seiner Kräfte war - ein Schicksal, das er mit Dekker teilte. Beide sahen nur noch müde den Konkurrenten hinterher, die die letzten zehn Kilometer zu viert in Angriff nahmen. Boonen war das aber noch nicht genug, denn sechs Kilometer vor dem Ziel attackierte er zum zweiten mal an diesem Tage. Jetzt konnte ihm keiner mehr folgen und die restlichen Kilometer gerieten zur Triumphfahrt, die er mit dem Vorsprung von einer Minute auf das Verfolgertrio beendete.

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George Hincapie sicherte sich den zweiten Rang und hatte sich schon halbwegs erholt, als Nick knapp hinter Dekker die Ziellinie als sechster und knappe drei Minuten nach Boonen überquerte. Eddy war mit diesem Resultat zufrieden und erstaunt über die Leistungen seiner anderen Schützlinge: Erik kam zwar "nur" als 14., aber eine halbe Minute vor einem heute indisponiert fahrenden van Petegem ins Ziel, der sich an dem Spurt seiner Gruppe, den Kroon gewann, nicht beteiligte. Fünf Pedaleure mit dem grün-gelben Trikot landeten schließlich unter den besten dreizig - zwar nicht ganz so gut wie gestern, aber alles in allem war Eddy sehr zufrieden mit dem Wochenende und betrachtete es als gelungenen Monatsabschluss.

Kuurne Brüssel-Kuurne
1 Tom Boonen QUICKSTEP - INNERGETIC 4h51'16
2 George Hincapie DISCOVERY CHANNEL + 1'01
3 Juan Antonio Flecha RABOBANK s.t.
4 Steffen Wesemann T-MOBILE TEAM s.t.
5 Erik Dekker RABOBANK + 2'47
6 Nick Nuyens ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.
7 Frederic Guesdon FRANÇAISE DES JEUX + 4'15
8 Andreas Klier T-MOBILE TEAM + 5'09
9 Roger Hammond DISCOVERY CHANNEL s.t.
10 Leon Van Bon DAVITAMON - LOTTO s.t.
...
14 Erik Zabel ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 8'54
15 Karsten Kroon ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 9'25
17 Peter Van Petegem DAVITAMON - LOTTO s.t.
Bill Simmons über den WAS-ATL-Trade: "There's only one silver lining: the chance that Bibby and Rashard Lewis will run their high screen in Washington and immediately get attacked by cadaver-sniffing dogs."

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Beitrag: # 437704Beitrag Alejandro V.
26.6.2007 - 7:40

Amsterdam, 28 Februar 2006

Nach den stressigen letzten Tagen des Februars war das Führungstrio von ABN froh, sich mal wieder in der Teamzentrale treffen und den vergangenen Monat analyisieren zu können. Aus einem Gespräch Joops mit den Vertretern der Sponsoren ging hervor, dass man bisher nicht gerade begeistert über das Abschneiden des Teams war. Verständlich, da kein Sieg gelang und lediglich zwei zweite Plätze zu Buche standen. Auf jeden Fall wurde bei den ersten wichtigen Rennen ein besseres Auftreten verlangt, dazu auch Siege bei kleineren Rennen.

Eddy war ebenfalls unzufrieden, denn nach seiner Meinung fuhr lediglich Haussler über den Erwartungen. Natürlich war noch kein Fahrer in Topform, aber Eddy sah es als durchaus alarmierend an, dass Nick Nuyens bei den beiden Nordklassikern in Belgien relativ chancenlos gegen die Konkurrenz war. Um den Forderungen des Sponsors zu entsprechen, wurde allgemein eine offensivere Fahrweise vereinbart: So wollte man mehr Fahrer in Fluchtgruppen platzieren und, sollte man bei einer Rundfahrt ein Wörtchen um den Gesamtsieg mitsprechen können, nicht mehr auf die Attacken der Konkurrenz warten, sondern selber handeln.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Treffens war die Planung für den März: Die erste Monatshälfte würde von den ProTour-Rennen dominiert werden, die zweite diente zur Vorbereitung auf die Klassiker im April, dem erklärten Saisonziel des Teams. Das Memorial Fayt-le-Franc und die drei Tage von Westflandern, bei denen nach Wunsch des Sponsors ein Etappensieg das Ziel war, würde Nico Eeckhout als Sprintkapitän bestreiten, während Jörg Jaksche als Siegkandidat für das kurze Zeitfahren nominiert wurde. Die Doppelspitze bei Paris-Nizza sollten entgegen älteren Planungen Schumi und Kroon mimen, wobei zweiterer eigentlich für Tirreno-Adriatico vorgesehen war. Erik und Max würden beide in Frankreich starten, da sie sich dort mit Boonen und Petacchi messen könnten. In Italien stand Jörg als Kapitän fest, nachdem Koldo seinen Wunsch auf eien Startverzicht äußerte. Bei den Vorbereitungsrennen gegen Ende März waren die üblichen Verdächtigen als Kapitäne geplant: Schumi, Karsten und Nick.

Desweiteren erörterte man auch die Form der Konkurrenz: Die Spezialisten auf hügeligem Terrain lieferten beinahe durchgehend starke Ergebnisse. So konnte sich Davide Rebellin mit einem Etappensieg auch den Gesamtsieg der Voltao Algarve vor Bertagnolli und Sinkewitz sichern, was wiederum sein Konkurrent Bettini nicht lange auf sich sitzen ließ und den GP Lugano für sich entschied. Jens Voigt gewann die Premiere der Tour of California, obwohl Gerolsteiner dort das dominierende Team war: Sechs Etappensiege durch Lang, Haselbacher und Wrölich sprachen eine deutliche Sprache.

Resultate 16. - 28. Februar

Voltao Algarve
Etappensiege: Pavel Padrnos, Davide Rebellin, Robbie McEwen, Bernhard Eisel (2)
Endstand:
1. Davide Rebellin GEROLSTEINER
2. Leonardo Bertagnolli COFIDIS + 0'14
3. Patrik Sinkewitz T-MOBILE s.t.

Tour du Haut Var
1. Christophe Moreau AG2R
2. Francesco Bellotti CREDIT AGRICOLE s.t.
3. Pierrick Fédrigo BOUYGUES TELECOM s.t.
4. Maxime Monfort COFIDIS s.t.
5. Sylvain Chavanel COFIDIS s.t.
6. Simon Gerrans AG2R s.t.
7. David Moncoutié COFIDIS + 0'32

Classic Haribo
1. Enrico Gasparotto LIQUIGAS
2. Pedro Horrillo RABOBANK s.t.
3. Peter van Petegem DAVITAMON - LOTTO s.t.

Tour of California
Etappen: Sebastian Lang (2), René Haselbacher (2), Peter Wrölich (2), Kirk O'Bee, Miguel Angel Perdiguero
Endstand:
1. Jens Voigt TEAM CSC
2. Thorsten Hiekmann GEROLSTEINER + 0'34
3. Scott Moninger HEALTH NET + 0'44

GP Chiasso
1. Enrico Gasparotto LIQUIGAS
2. Maxime Monfort COFIDIS s.t.
3. Daniele Nardello T-MOBILE s.t.

GP Lugano
1. Paolo Bettini QUICKSTEP - INNERGETIC
2. Paolo Tiralongo LAMPRE CAFFITA s.t.
3. Sylvain Chavanel COFIDIS s.t.
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Alejandro V.
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Beitrag: # 439035Beitrag Alejandro V.
30.6.2007 - 16:55

Fayt-le-Franc, 1. März 2006 (Memorial Fayt-le-Franc)

Joop leitete die Mannschaft bei dem kleinen belgischen Klassiker, der beinahe dasselbe Teilnehmerfeld wie die wenige Tage später beginnenden drei Tage von Westflandern bot. Als Teamkapitän fungierte Nico Eeckhout, der zusammen mit Jeremy Hunt von Unibet.com auch als Hauptfavorit für den Sieg galt. Zu seiner Unterstützung radelten David Kopp, Bert de Waele, Christophe Brandt, Ilzo Keisse, Eric Baumann und Joost Posthuma mit - bei weitem nicht die Topbesetzung, aber für die Veranstalter war das Team trotzdem gut genug, dass es im Vorfeld groß angepriesen wurde und Joop unzählige, eigentlich nicht gewünschte, PR-Termine bescherte.

Das Wetter im Startort Dour war alles andere als ideal, was Joop aber zum Anlass nahm, seine Schützlinge auf das vorzubereiten, was ihnen bei den Nordklassikern blühen würde. Direkt nach dem Startschuss sammelten sich alle Pedaleure von ABN im Vorderteil des Feldes, gewillt, das Rennen bei diesem ungemütlichen Wetter möglichst schnell zu Ende zu bringen. Den gleichen Gedanken hatten offenbar vier Fahrer, die sich sofort auf und davon machten und auch keine zeitnahe Tempoverschärfungim Feld fürchten mussten: Lilian Jégou, Lubor Tesar, Bart Dockx und Valery Kobzarenko.

Bild

Unibet kontrollierte das gemächliche Tempo im Peloton und ließ die Differenz zur Spitzengruppe sogar auf zehn Minuten anwachsen, ehe man sich dazu durchrang, eien ernsthafte Verfolgung aufzunehmen. Auch von ABN beteiligten sich zwei, drei Fahrer, ohne allerdings ihr letztes zu geben. Anscheinend hatte sich das Spitzenquartett maßlos übernommen, denn der Vorsprung schmolz ebenso schnell, wie er gestiegen war, was dazu führte, dass sich etliche Profis verdutzt ansahen, als man vierzig Kilometer vor dem Tagesziel die Gruppe stellen konnte. Von nun an war wieder Tempokontrolle angesagt, was bis zur Markierung der letzten zehn Kilometer auch wunderbar funktionierte. Dort versuchte es der alte Haudegen Michael Blaudzun noch einmal, im Schlepptau Eric Leblacher von der äußerst aktiven FDJ-Mannschaft. Joop sah in diesem Angriff aber keinen Grund zur Besorgnis und fühlte sich bestätigt, als das Do lediglich fünf Sekunden Vorsprung auf den letzten Kilometer mitnahm. Nico konnte sich idealerweise am Hinterrad von Hunt platzieren und bekam quasi von der gesamten Unibet-Mannschaft den Sprint angezogen.

Der Schrecken war groß. Als sich Nico aus dem Windschatten von Hunt löste, sah er den Abstand zum Spitzenduo und hämmerte wie verrückt in die Pedale, denn es waren noch gute zwanzig Meter Differenz zu Leblacher auszumachen. Dabei überdrehte Nico und musste erst hilflos mit ansehen, wie sich Blaudzun den Sieg vor Leblacher holte, um dann zu allgemeinem Verdruss bei ABN auch noch die Podiumsplatzierung an einen wiedererstarkten Jeremy Hunt zu verlieren.

Bild

Joop konnte nicht zufrieden sein, da eindeutig der Sieg das Ziel war. Wenigstens konnte er sich mit zwei Dingen trösten: Erstens würde Nico mit der Form ein gewichtiges Wörtchen in Massensprints bei den drei Tagen von Westflandern mitreden und zweitens würden auch ganz bestimmt wichtigere Rennen als das Memorial Fayt-le-Franc kommen...

Memorial Fayt-le-Franc:
1 Michael Blaudzun TEAM CSC 3h26'28
2 Eric Leblacher FRANÇAISE DES JEUX s.t.
3 Jeremy Hunt UNIBET.COM s.t.
4 Nico Eeckhout ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.
5 Enrico Poitschke TEAM MILRAM s.t.
6 Hilton Clarke NAVIGATORS INSURANCE s.t.
7 Lloyd Mondory AG2R PREVOYANCE s.t.
8 Simon Gerrans AG2R PREVOYANCE s.t.
9 Lenaïc Olivier AGRITUBEL s.t.
10 Gorik Gardeyn UNIBET.COM s.t.
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Alejandro V.
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Beitrag: # 443534Beitrag Alejandro V.
9.7.2007 - 23:30

Ichtegem, 5. März 2006 (Drei Tage von Westvlaanderen)

Nach der Enttäuschung in Fayt-le-Franc brannte Joop darauf, den Sponsorwunsch bei der kleinen belgischen Rundfahrt zu erfüllen und den ersten Saisonsieg einzufahren. Ein Etappensieg sollte es also sein, wofür Joop nichts dem Zufall überlassen wollte: Nico Eeckhout würde der Sprintkapitän sein, assistiert von Maarten Wynants. Jörg Jaksche war für das Zeitfahren vorgesehen, das er trotz nicht gerade überragender Form als Favorit bestreiten sollte. Zunächst standen aber die Sprinter im Vordergrund, denn die ersten beiden Etappen boten kaum topographische Herausforderungen. Drei Hügel wurden als Bergwertung gezeichnet, was immerhin für einen Ausreißversuch sorgte, der aber von Anfang an keine Chance bot, auch wirklich die Etappe zu gewinnen.

Im Peloton machten es sich ABN und Unibet an der Spitze bequem und ließen Arekeev die Bergwertungen holen, ehe man zur Aufholjagd blies und das Spitzentrio rechtzeitig vor dem Ziel stellte. Eeckhout klemmte sich ans Hinterrad von Hunt und konnte diesen auch mühelos überspurten, nur um dann zu merken, dass er in die Falle von Unibet getappt war: Marco Zanotti klebte den gesamten Sprint über an Eeckhouts Hinterrad, um hundert Meter vor dem Ziel in Führung zu gehen und die Etappe zu gewinnen. balducci und überraschenderweise Fedrigo konnten sich ebenfalls vor einem enttäuschten Eeckhout platzieren, der dennoch seine Chancen für die nächste Etappe sah.

Bild

Erwartungsgemäß verlief auch die zweite Etappe nach dem bekannten Schema: Diesmal setzte sich ein Quartett ab, in dem Hervé Duclos-Lassalle Arekeev das Bergtrikot entreißen konnte, ehe man sich wieder für einen Massensprint präparierte. Nico suchte sich das Hinterrad von Zanotti aus, aber als der Sprint eröffnet wurde, wirkte Nico alles andere als spritzig. So kam es, dass er Zanottis Hinterrad nicht halten konnte und schlussendlich nur vierter wurde, während Marco Zanotti seinen zweiten Tagessieg einfahren konnte.

Bild

natürlich war Nico nicht zufrieden, aber er musste einsehen, dass er nicht die Form hatte, um einen guten Sprinter wie Zanotti ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Jörg hingegen hatte sehr wohl die Form für einen Sieg im abschließenden Zeitfahren, was ja auch erklärtes Ziel von Joop war. Zunächst durfte im abschließenden Zeitfahren, in dem Vandevelde als Topfavorit neben Jörg galt, Marcel Sieberg lange Zeit das Klassement anführen, ehe er von eben diesem Vandevelde überholt wurde. Jörg eröffnete das letzte Drittel des Zeitfahrens und kurbelte sein Pensum in atemberaubendem Tempo herunter.

Bild

Atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes, denn im letzten Streckenteil merkte Joop, dass Jörg kontinuierlich abbaute, nachdem er am Anfang loslegte wie die Feuerwehr. Mit schmerzverzerrtem Gesicht quälte sich Jörg über den letzten Kilometer, jeder Tritt schien in ihm höllische Schmerzen auszulösen. Die ganze Zeit wanderte Joops Blick von Jörg zur mitlaufenden Uhr und wieder zurück. Im einen Moment dachte Joop, dass Jörg locker gewinnen würde, im nächsten, dass er nie im Leben an Vandevelde heran kommt. Umso erleichterter war er, als Jörg endlich das Schild, das die letzten hundert Meter signalisierte, passierte und noch fünfzehn Sekunden Zeit hatte, um auch die Ziellinie zu überqueren. Joop sprang aus seinem Auto, um in den Zielbereich zu rennen, denn Jörg konnte sich tatsächlich mit neun Sekunden vor Vandevelde behaupten und war damit dem ersten Saisonerfolg für ABN sehr nahe. Als Joop hastig einen Blick auf die Strecke warf, blieb ihm beinahe das Herz stehen...

Andrea Peron fuhr ein unerwartet starkes Zeitfahren und gefährdete ernsthaft die Zeit von Jörg. Es würde verdammt eng werden, als sich Peron in der letzten Kurve verbremste, ein paar Tritte auslassen musste und die Faust auf den Lenker schlug, als er im Ziel mit knappen fünf Sekunden Rückstand ankam. Nun konnte wirklich niemand mehr den Sieg von Jörg in Gefahr bringen, denn es folgten nur noch Sprinter, die sich nicht einmal die Mühe machten, alles zu geben. Dem Wunsch des Sponsors ist Rechnung getragen worden, man hatte den Etappensieg und sogar den Gesamtsieg erreicht. Nach den Siegerehrungen fuhr Joop möglichst schnell ins Hotel, um den Prolog von Paris-Nizza zu sehen, der heute ebnfalls auf dem Programm stand. Vielleicht könnte man ja noch einen Sieg von ABN bejubeln...

1. Etappe
1 Marco Zanotti UNIBET.COM 5h21'52
2 Gabriele Balducci ACQUA & SAPONE s.t.
3 Pierrick Fédrigo BOUYGUES TELECOM s.t.
4 Nico Eeckhout ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.
5 Kirk O'Bee HEALTH NET - MAXXIS s.t.

2. Etappe
1 Marco Zanotti UNIBET.COM 4h06'25
2 Hilton Clarke NAVIGATORS INSURANCE s.t.
3 Enrico Poitschke TEAM MILRAM s.t.
4 Nico Eeckhout ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.
5 Kirk O'Bee HEALTH NET - MAXXIS s.t.

3. Etappe
1 Jörg Jaksche ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES 18'10
2 Andrea Peron TEAM CSC + 5
3 Christian Vandevelde TEAM CSC + 9
4 Fabien Sanchez COFIDIS, LE CREDIT PAR TELEPHONE + 16
5 Mathieu Heijboer COFIDIS, LE CREDIT PAR TELEPHONE + 17

Gesamtwertung
1 Jörg Jaksche ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES 9h46'27
2 Andrea Peron TEAM CSC + 5
3 Christian Vandevelde TEAM CSC + 9
4 Fabien Sanchez COFIDIS, LE CREDIT PAR TELEPHONE + 16
5 Mathieu Heijboer COFIDIS, LE CREDIT PAR TELEPHONE + 17
6 Lars Ytting Bak TEAM CSC + 23
7 Michael Blaudzun TEAM CSC s.t.
8 Dominique Cornu BODYSOL - WIN FOR LIFE - JONG VLAANDEREN s.t.
9 Johan Van Summeren DAVITAMON - LOTTO + 24
10 Stef Clement BOUYGUES TELECOM + 29

Punktewertung
1 Marco Zanotti UNIBET.COM 50

Bergwertung
1 Hervé Duclos Lassalle COFIDIS, LE CREDIT PAR TELEPHONE 12
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Beitrag: # 443554Beitrag arkon
10.7.2007 - 0:39

glückwunsch. selten hab ich in einem aar so auf den ersten erfolg hingefiebert... gerade diese lange durststrecke hat mich zum lesen gezwungen. jetzt wünsch ich dir aber mal mehr glück für die heiße phase der frühjahrssaison, auf das du bei den großen klassikern mehr als nur mitrollst...
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

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Alejandro V.
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Beitrag: # 443845Beitrag Alejandro V.
10.7.2007 - 15:47

Danke, glaube mir, ich habe es selber kaum noch ausgehalten. Habe mich vor dem AAR nie groß mit dem RMP 2006 beschäftigt, das kommt dann davon, wenn man auf schwer spielt...


Belleville, 7. März 2006 (Paris - Nizza)

Mit einem durchaus ansprechenden Aufgebot bestritt ABN unter Eddys Leitung seine ProTour-Premiere: Erik Zabel und Max van Heeswijk war ein Sprintsieg durchaus zuzutrauen, während sich Stefan Schumacher und Karsten Kroon im Gesamtklassement weit vorne einbringen sollten. Lediglich Helferdienste sollten Ilzo Keisse, Andreas Matzbacher, Christophe Brandt und Kai Reus verrichten. Stefan bescheinigte sich selber eine Form, die "für das Treppchen reichen könnte", was Eddy aber keinesfalls erwartete, war doch die Konkurrenz mit Samuel Sanchez, Christophe Moreau oder Davide Rebellin alles andere als zweitklassig.

Einen ersten Schlagabtausch gab es bereits beim Prolog, der durch einen recht steilen Anstieg zu Beginn das Feld selektierte. Stefan wagte sich als erster der Favoriten auf die Strecke, um die bis dahin geltende Bestzeit von Gustav Erik Larsson zu schlagen. Den Anstieg steckte Schumi recht locker weg, versteuerte sich aber zweimal in der Abfahrt. Dennoch sah alles nach einer starken Zeit aus, als er sich dem Ziel näherte:

Bild

Auf den letzten Metern gab er noch einmal alles, was er hatte, um zufrieden den Zielstrich zu überqueren, wo er es nicht glauben konnte: Eine Sekunde Rückstand auf Larsson, was bedeutete, dass er nach dem Anstieg zehn Sekunden auf den Schweden verloren hatte. Plötzlich war nichts mehr zu sehen wom zufriedenen Schumi, der er noch nach der Zielpassage war, stattdessen machte sich in ihm Enttäuschung breit. Wenigstens konnte er auf viele Favoriten schon ein paar Sekunden gewinnen, auf einen verlor er aber gleich zehn: Christophe Moreau machte sich als einer der letzten Fahrer auf die Strecke und pulverisierte geradezu die Zeiten, die David Zabriskie aufgestellt hatte: sechzehn Sekunden Vorsprung auf der Bergkuppe, deren fünf waren es noch im Ziel - eine ganz starke Vorstellung des Franzosen.

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Lediglich Jens Voigt vermoche noch, an die Fabelleistung des Franzosen heranzureichen, musste sich aber wie alle anderen auch geschlagen geben, in seinem Fall mit der Winzigkeit von einer Sekunde.

So spektakulär der Schlagabtausch beim prolog war, so spektakulär erhoffte man sich auch den erwarteten Massensprint in St. Amand Montrond: Mit Erik, Tom Boonen, Alessandro Petacchi, Bernhard Eisel und Baden Cooke war die Sprinterriege außerordentlich stark. Anscheinend wollte niemand mit einem Ausreißversuch den Sprintern Probleme bereiten, geradezu ehrfürchtig erstarrten die Nachfahren Jacky Durands beim Anblick der Topsprinter. Lediglich bei der Bergwertung kam Bewegung ins Feld, wobei gleich einige prominente Namen ihre Ansprüche anmeldeten: Bobby Julich kassierte die vier Punkte und das Trikot vor Josep Jufre Pou und Danilo di Luca. Im Sprint selber hielt es Eddy wie immer: Da er nicht die Fahrer dabei hatte, mit denen er einen Sprintzug aufbauen konnte, sollten sich Erik und Max die Hinterräder ihrer ärgsten Konkurrenten suchen. Erik setzte sich direkt hinter Boonen, der seinerseits den Sprint von Teamkollegen angezogen bekam. Als Boonens letzter Anfahrer ausschwenkte, schien Bonnen die gesamte Energie, die in seinem Körper steckte, in Beschleunigung umwandeln zu können und ehe sich Erik versah, war Boonen weit weg. Immerhin konnte Ete selber alle anderen Konkurrenten mühelos in Schach halten und so einen starken zweiten Platz einfahren.

Bild

Ein ähnliches Szenario wurde auf dem zweiten richtigen Teilstück erwartet, wobei hier immerhin eine Ausreißergruppe auf sich aufmerksam machte: Erwin Thijs sammelte unterwegs fünf Bergpunkte und schloss damit das einzig sinnvolle Unterfangen der Ausreißer erfolgreich ab, da an einen Etappensieg bei der Konkurrenz nicht zu denken war. Nach der üblichen Verfolgungsjagd konnte man überraschenderweise rechtzeitig die Ausreißer stellen, um den Massensprint zu forcieren. Wieder bauten sich die gleichen Sprintzüge wie gestern auf, wieder hatte Erik das Hinterrad von Boonen und wieder schien der junge Belgier nicht zu schlagen, als er plötzlich auf dem Asphalt wegrutschte, nachdem er das Rad seines Vordermanns und Anfahrers touchiert hatte. Etliche Fahrer waren unfähig auszuweichen, so auch Erik, Max und Schumi von ABN, die sich allesamt auf dem Hosenboden wiederfanden. Immerhin hatte es Karsten geschafft, dem ganzen Chaos aus Rädern und Fahrern auszuweichen und sich das Hinterrad von Allan Davis zu sichern. An zweiter Stelle liegend wagte es Karsten sogar, aus dem Windschatten zu gehen, musste aber feststellen, dass das keine gute Idee war und sich mit Rang vier begnügen. Den Tagessieg sicherte sich Bernhard Eisel vor Davis und Dean, wodurch er auch das grüne Trikot eroberte.

Bild

Immerhin kamen fast alle Fahrer beim Sturz mit dem Schrecken davon, aber ein paar mussten das Rennen aufgeben, unter ihnen auch der hervorragende Rundfahrer Denis Menchov, dessen Saisonpremiere damit gründlich misslang. Stefan spürte keine Folgen und konzentrierte sich vielmehr auf die nächste anstehende Etappe nach St. Etienne, wo es das erste mal zwischen den Favoriten um den Gesamtsieg zur Sache gehen würde. Erik war zwar traurig, denn er selber hatte sich durchaus den Etappensieg zugetraut, konnte sich aber damit trösten, dass übermorgen noch einmal eine Sprintetappe auf dem Plan stand. So, wie man sich hier bisher präsentieren konnte, hielt Eddy einen Tageserfolg für durchaus wahrscheinlich.

Prolog
1 Christophe Moreau AG2R PREVOYANCE 8'11
2 Jens Voigt TEAM CSC + 1
3 David Zabriskie TEAM CSC + 5
4 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 6
5 Bradley Mc Gee FRANÇAISE DES JEUX s.t.
...
9 Stefan Schumacher ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 10

1. Etappe
1 Tom Boonen QUICKSTEP - INNERGETIC 4h36'02
2 Erik Zabel ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.
3 Bernhard Eisel FRANÇAISE DES JEUX s.t.
4 Baden Cooke UNIBET.COM s.t.
5 Alessandro Petacchi TEAM MILRAM s.t.
6 Max Van Heeswijk ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.

2. Etappe
1 Bernhard Eisel FRANÇAISE DES JEUX 4h49'57
2 Allan Davis ASTANA s.t.
3 Julian Dean CREDIT AGRICOLE s.t.
4 Karsten Kroon ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES s.t.
5 Fred Rodriguez DAVITAMON - LOTTO s.t.

Gesamtwertung
1 Christophe Moreau AG2R PREVOYANCE 9h34'10
2 Jens Voigt TEAM CSC + 1
3 David Zabriskie TEAM CSC + 5
4 Bradley Mc Gee FRANÇAISE DES JEUX + 6
5 Bert Grabsch PHONAK HEARING SYSTEM + 9
...
8 Stefan Schumacher ABN AMRO-DHL-CHOCOLADE JACQUES + 10

Punktewertung
1 Bernhard Eisel FRANÇAISE DES JEUX 45
2 Allan Davis ASTANA 38
3 Julian Dean CREDIT AGRICOLE 32

Bergwertung
1 Erwin Thijs UNIBET.COM 5
2 Bobby Julich TEAM CSC 4
3 Maryan Hary BOUYGUES TELECOM 4
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