Die Karriere des Rot Rigo [L-B-L 2008]

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

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Grabba
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Beitrag: # 438452Beitrag Grabba
28.6.2007 - 20:33

Dieser Post hat etwas verdammt Romantisches und versetzt mich als Leser wirklich in eine Art Träumerei... Also ich bin gerade echt sprachlos begeistert von diesem Beitrag. Klasse. :)

RotRigo
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Beitrag: # 438559Beitrag RotRigo
29.6.2007 - 11:26

24.4.2006 (Atlanta Airport) – Erfolgreich in der Michael-Week:
In einer Stunde heben wir ab und fliegen wieder in Richtung Heimat. Leider hatte ich während der Woche wenig Zeit und, ehrlich gesagt, auch nicht die Muse euch zu schreiben. Deshalb folgt hier ein kurzer Wochen-Rückblick:

Dienstag, 18.4.2006:
Nach einem ewig langen Flug, auf dem ich es doch noch schaffte einzuschlafen, war ich überglücklich die erste Etappe der Tour of Georgia im Hauptfeld beendet zu haben. Besonders schön: David konnte im Massensprint den dritten Rang erreichen!

Mittwoch, 19.4.2006:
Der zweite recht ruhige Renntag in Folge und ich hatte noch nicht einmal Probleme im Feld zu bleiben. Mein Zustand hatte sich gebessert aber David wurde leider nur zehnter im Sprint. In Deutschland hat das aber sicher fast niemand mitbekommen, denn in Europa fand an diesem Mittwoch der Fleche Wallone statt. Sieger dort: Michael Boogerd! Der Holländer konnte sich mit einer Minute Vorsprung vor Damiano Cunego und Danilo Di Luca durchsetzen.
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Donnerstag, 20.4.2006:
Die dritte Etappe wartete mit einem 32 Kilometer langen Einzelzeitfahren (Sieger: David Zabriskie vor Sebastian Lang) auf uns und ich war am Ende selbst überrascht, wie gut ich mich erholt hatte. Der sechste Rang im Zeitfahren war ein erstaunlich gutes Ergebnis und spülte mich plötzlich in den Kampf um die Gesamtwertung hinein.

Freitag, 21.4.2006:
Die erste Bergetappe und ich wurde immer besser. Zwar hielt ich am Ende nicht mit den drei schnellsten mit, aber Rang 10 und 30 Sekunden Rückstand auf Sieger Brandt sowie meinen „Zwillingsbruder“ Andy Schleck reichten für den zweiten Platz in der Gesamtwertung – hinter Hugo Pena und vor eben jenem Andy Schleck.
In Europa ging an diesem Freitag die viertägige Rundfahrt Giro del Trentino zu Ende. Unser Italiener Andrea Moletta konnte sich dort die letzte Etappe sichern, der Gesamtsieg aber ging an Panaria’s Mexikaner Perez Cuapio. Schade, dass dieses Team nicht beim Giro antreten darf. Sie haben im Trentin scheinbar ein tolles Feuerwerk abgebrannt. Deutlich besser als ihre Wildcard-Konkurrenten Selle Italia und Barloworld, die letztlich den Zuschlag bekamen.

Samstag, 22.4.2006:
Die Bergankunft auf dem Bald Mountain hatte es, auch dank der vier anderen Pässe die überquert werden mussten, ordentlich in sich. Am Fuß des Schlussanstiegs bestand unsere Spitzengruppe, in der ich mich fast problemlos hatte halten können, daher nur noch aus zehn Mann – inklusive Pena, aber exklusive Schleck. Dann folgte die furchtlose Attacke von Tom Danielson. Der Amerikaner von Discovery Channel wollte den Sieg und holte ihn sich in beeindruckender Manier. Er fuhr den gesamten Schlussanstieg von vorn und kam 1’45 vor uns ins Ziel. Das bedeutete für ihn den Etappen- und Gesamtsieg. Er hatte dem Druck stand gehalten, der in Amerika beim Heimrennen auf seinen Schultern lag – bravo!
Ich selbst wurde am Ende Etappenvierter, konnte durch eine Tempoverschärfung in der Mitte des Anstiegs aber dafür sorgen, dass Pena sich verabschieden musste und behielt somit den zweiten Gesamtrang. Ein tolles Ergebnis und deutlich mehr als von mir erwartet worden war. Ich kann zufrieden sein!
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Auf der Jagd nach Danielson - chancenlos und trotzdem stark!

Sonntag, 23.4.2006:
Während die Amerikaner auf der Schlussetappe in Alpharetta ihren Gesamtsieger Tom Danielson feierten krönte in Belgien bei Lüttich-Bastogne-Lüttich ein anderer seine tolle Woche: Michael Boogerd gewann den schweren Berg-Klassiker mit riesigem Vorsprung als Solist und löste somit meinen Teamkollegen Davide Rebellin als Ardennen-König ab. Für den Holländer ist das jetzt im Alter von 34 Jahren endlich der Lohn für jahrelange Arbeit. Endlich kann auch er sicher sein in die Geschichte einzugehen. Er, das ewige Talent, hat es geschafft!
Soweit bin ich noch nicht, aber bis ich 34 bin kann ich auch noch ein paar Jahre fahren…

Endstand – Giro del Trentino:
1 Julio Alberto Perez Cuapio CERAMICA PANARIA - NAVIGARE 18h31'35
2 Patxi Vila LAMPRE - FONDITAL + 1'19
3 Franco Pellizotti LIQUIGAS + 1'56
4 Riccardo Riccò SAUNIER DUVAL - PRODIR + 2'25
5 Andrea Tonti ACQUA & SAPONE - CAFFÈ MOKAMBO + 2'52

Endstand – Tour of Georgia:
1 Tom Danielson DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM 26h48'27
2 Rot Rigo GEROLSTEINER + 1'02
3 Victor Hugo Peña PHONAK HEARING SYSTEMS + 1'58
4 Leonardo Piepoli SAUNIER DUVAL - PRODIR + 2'42
5 Juan Manuel Gárate QUICK STEP - INNERGETIC + 3'07

Ergebnis – Lüttich-Bastogne-Lüttich:
1 Michael Boogerd RABOBANK 7h11'08
2 Samuel Sánchez Gonzalez EUSKALTEL - EUSKADI + 3'05
3 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 3'12
4 Danilo Di Luca LIQUIGAS s.t.
5 Mirko Celestino TEAM MILRAM s.t.
6 Patrik Sinkewitz T-MOBILE TEAM s.t.
7 Paolo Bettini QUICK STEP - INNERGETIC + 4'36
8 Frank Schleck TEAM CSC + 5'49
9 Karsten Kroon TEAM CSC + 6'08
10 Martin Perdiguero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.


Wie man sehen kann befinde ich mich also gar nicht mal in so schlechter Form, auch wenn ich das vor einer Woche ganz anders erwartet habe. Trotzdem bleibt mein Terminplan wohl so stehen, wie er ist. Das heißt, dass ich in zwei Tagen schon wieder im Rennsattel sitze und die Rheinland Pfalz-Rundfahrt bestreite. Am 1. Mai folgt dann mein Heimrennen am Henninger Turm und danach gibt es endlich wieder eine zweiwöchige Pause, die ich zunächst zum regenerieren und dann zum fleißigen Training nutzen werde, bevor es mit der Volta Catalunya weiter geht.
Zuletzt geändert von RotRigo am 3.7.2007 - 10:17, insgesamt 1-mal geändert.

RotRigo
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Beitrag: # 439769Beitrag RotRigo
2.7.2007 - 21:56

30.4.2006 (Kaiserslautern) – Eine Woche in der Pfalz:
Nach der Woche in Amerika verbrachte ich diese Woche wieder in der Heimat – zumindest fast. Wie geplant stand ich zwei Tage nach meiner Rückkehr bereits am Start der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt in Kaiserslautern, wo ich mich auch jetzt, nach dem Ende der letzten Etappe, wieder befinde. Die Woche ganz in der Nähe meiner Heimat hat Spaß gemacht. Erstens gab es keine schweren Berge, die einem das Leben schwer machen konnten und zweitens war ich mal wieder an der Seite meines Freundes Fabian Wegmann unterwegs. Wir radelten die ganze Woche Seite an Seite und kamen nach und nach immer besser in Tritt. Abends verbrachten wir meistens noch eine Stunde in irgendeiner Pfälzer Bar und hatten einfach unseren Spaß. Auch Matthias Russ und Markus Fothen waren fast immer dabei. Doch Fabian wäre nicht Fabian, wenn er nicht doch irgendwann in der Woche auch mal Zeit für sich hätte haben wollen. Ich war schon fast verwundert, dass er sich diese Auszeit nie nahm, als er dann am letzten Tag doch noch das Handtuch warf. „Wisst ihr was Jungs, ich hab jetzt die Nase voll. Ich mach mich mal aus dem Staub!“, rief er Matthias und mir zu. Dass diese Szene nicht Abends in der Bar spielte, brauche ich euch wohl kaum zu erklären: Sie spielte sich etwa 10 Kilometer vor dem Ziel der Schlussetappe ab und mit „aus dem Staub machen“ meinte Fabian „angreifen“ – seine Art sich eine „Auszeit“ zu nehmen.
Dass Fabian es dann sogar schaffte diese „Auszeit“ aus dem Stress im Peloton sinnvoll zu nutzen und den Etappensieg in Kaiserslautern abzustauben, ist natürlich phenomenal und irgendwie typisch für ihn!
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Den Gesamtsieg von Markus Eichler aus dem Team Regiostrom Senges konnte Fabian durch den Sieg zwar nicht mehr gefährden, aber das war auch gar nicht seine Absicht. Er wollte einfach mal für einige Minuten aus dem Feld verschwinden – verständlich, oder?

Endstand – Rheinland Pfalz Rundfahrt:
1 Markus Eichler TEAM REGIOSTROM - SENGES 21h17'15
2 Maarten Den Bakker TEAM MILRAM + 6
3 Yon Bru Pascal KAIKU + 18
4 Fabian Wegmann GEROLSTEINER s.t.
5 Christian Knees TEAM MILRAM + 24

RotRigo
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Beitrag: # 439782Beitrag RotRigo
2.7.2007 - 22:18

1.5.2006 (Frankfurt am Main) – Das Heimrennen der Heimrennen:
Ich bin im April bereits einige Rennen in Deutschland gefahren und irgendwie kann man sie alle natürlich als Heimrennen bezeichnen. Schließlich leben wir in einer globalisierten Welt und alles wird nur noch international betrachtet. Aber ein echtes Heimrennen ist doch eigentlich ein Rennen, bei dem man quasi vor der eigenen Haustür fährt – also so richtig in der Heimat. Für mich ist dieses spezielle Heimrennen der Klassiker „Rund um den Henninger Turm“. Das Frankfurter Rennen führt zwar nicht hier durch Darmstadt, aber welches Profi-Rennen tut das schon? Die Anstiege vom Henninger Turm, zum Beispiel der Feldberg, liegen oft genug auf den gemeinsamen Trainingsrunden von Fabian und mir, wenn er gerade bei seiner Freundin in Frankfurt ist. Ich denke auch das ist ein Grund, dieses Rennen „mein Heimrennen“ zu nennen. Dazu kommt, dass es wohl kaum ein Rennen auf der Welt gibt, bei dem ich meinen Namen öfter in diesem Format auf der Straße lesen darf:
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Dass ich zu diesem Rennen immer mit einem kleinen Funken Hoffnung antrete, ich könne am Ende derjenige sein, der ganz oben auf dem Podest steht, ist nur logisch. Doch beim Henninger Turm sind eigentlich eher die Endschnellen Jungs gefragt und vielleicht mit Abstrichen die Spezialisten für die Hügel-Klassiker. Ein Rundfahrer wie ich wird es hier immer schwer haben – vor allem wenn der Saison-Höhepunkt und somit die Top-Form noch zwei Monate entfernt ist. Wie gesagt: Trotzdem besteht immer ein kleiner Funken Hoffnung, der den Wille zur Bestleistung stärkt.
Heute aber sollte diese Hoffnung nicht gestillt werden. Ich fuhr zwar ein starkes Rennen und konnte mich bis zur Zielgerade in der ersten Gruppe halten, aber der Sprint war eine Nummer zu schwer für mich. Am Ende reichte es zu Platz sechs.
Trotzdem oder gerade deswegen kann man den heutigen Tag für unsere Mannschaft als vollen Erfolg werten. Denn nicht nur ich landete am Ende ein Top-10-Resultat, nein auch Fabian und Ronny (Scholz) konnten sich vorne platzieren – Plätze 5 und 7. Doch das beste kommt zum Schluß: Als ob die Plätze 5, 6 und 7 nicht genug wären hatte einer noch etwas mehr vorsorgen wollen um die Mineralwasser-Sponsoren beim Bier-Rennen zufrieden zu stellen – Stefan Schumacher spurtete was seine Beine hergaben und schob sein Vorderrad auf den allerletzten Metern noch an Axel Merckx und Jens Voigt vorbei zum Sieg! Ein grandioses Finish von unserem netten Glatzkopf!
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Ergebnis – Rund um den Henninger Turm:
1 Stefan Schumacher GEROLSTEINER 5h06'59
2 Axel Merckx PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
3 Jens Voigt TEAM CSC s.t.
4 Matthias Kessler T-MOBILE TEAM s.t.
5 Fabian Wegmann GEROLSTEINER s.t.
6 Rot Rigo GEROLSTEINER s.t.
7 Ronny Scholz GEROLSTEINER s.t.
8 Luca Paolini LIQUIGAS s.t.
9 Markus Eichler TEAM REGIOSTROM - SENGES s.t.
10 Steffen Weigold TEAM LAMONTA s.t.


Ich verabschiede mich jetzt in Richtung Siegesfeier und melde mich morgen mit ein paar weiteren Neuigkeiten aus der Welt des Radsports zurück. Prost!

RotRigo
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Beitrag: # 439865Beitrag RotRigo
3.7.2007 - 11:23

2.5.2006 (Darmstadt) – Der Giro steht vor der Tür:
Nach mehr als zwei Wochen voller Rennen habe ich mir heute mal einen Ruhetag gegönnt. Gemütlich sitze ich jetzt zu Hause auf dem Sofa, blättere in Fachmagazinen und surfe durch das Internet. Alles ist voll mit Vorberichten zum Giro 2006. Was bleibt mir also anderes übrig, als euch auch ein bisschen davon zu erzählen?
Wenn man von Giro-Vorberichten spricht, dann sollte man immer mit den Nachberichten von mindestens zwei anderen Rennen beginnen: Dem Giro del Trentino und der Tour de Romandie. Besonders letztere könnte in diesem Jahr eine Rolle spielen. Denn während im Trentin diesmal kaum ein Giro-Favorit zu sehen war, tummeln sich in den Top Ten des Romandie-Resultats umso mehr. Neben Vorjahressieger Gilberto Simoni standen zum Beispiel auch Vuelta-Sieger Botero und Vorjahres-Giro-Zweiter Pereiro am Start. Beide hatten, genau wie Simoni, angekündigt die Romandie als Vorbereitung auf den ersten Saisonhöhepunkt zu nutzen.
Den besten Eindruck im Verlauf der Woche machte aber ein anderer: Oscar Sevilla von T-Mobile fuhr die Konkurrenz in den Bergen eindrucksvoll in Grund und Boden. Der Spanier sicherte sich in Leysin nach einem spannenden Zweikampf mit Simoni seinen ersten Etappensieg und legte einen Tag später in Sion den zweiten nach – im gelben Trikot versteht sich.
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Oscar Sevilla bei seinem Sieg gegen Simoni in Leysin (links) und tagsdrauf in Gelb auf dem Weg zu Sieg Nummer zwei in Sion

Das abschließende Zeitfahren rund um Lausanne konnte ihn schließlich nicht mehr in Gefahr bringen, ließ aber aufblitzen, dass auch Savoldelli, Pereiro und Cioni sich in einer guten Form befinden (Plätze 2, 4 und 5). Einzig Zeitfahr-Weltmeister Botero hielt sich da noch etwas bedeckt: In Top-Form hätte mehr als der zehnte Platz drin sein müssen!
Viel kann man aus dem reinen Ergebnis dieses Rennens natürlich nicht herauslesen, da man bei Rundfahrten vor den GT’s nie genau weiß, ob die GT-Favoriten an ihre absoluten Grenzen gegangen sind, aber ansatzweise lassen sich sicher ein paar Vermutungen stellen. Simoni beispielsweise hat in Leysin ganz offensichtlich einen Form-Test machen wollen, konnte gegen Sevilla auf dem letzten Kilometer aber nicht bestehen. Ähnliches gilt für Cioni, der im Schlussanstieg zunächst ebenfalls versuchte an den beiden Protagonisten dran zu bleiben, dann aber doch wieder in die große Gruppe zurück fiel.
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Dario Cioni allein auf dem Weg nach Leysin

Endstand – Tour de Romandie:
1 Oscar Sevilla T-MOBILE TEAM 16h36'50
2 David Moncoutié COFIDIS, LE CRÉDIT PAR TÉLÉPHONE + 2'23
3 Antonio Colom CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 2'30
4 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 4'22
5 Dario David Cioni LIQUIGAS + 6'10
6 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 6'20
7 Sérgio Paulinho ASTANÁ TEAM + 6'34
8 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 6'51
9 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 6'53
10 Tom Danielson DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 7'03


Eigentlich müsste man Sevilla nun als Giro-Favoriten bezeichnen, doch der Spanier ließ im Ziel in Lausanne verlauten, dass die Italien-Rundfahrt von Anfang an gar nicht auf seinem Speiseplan gestanden hätte. Profitierte er bei seinem Sieg also vielleicht doch davon, dass er im Gegensatz zu Simoni und co in den roten Bereich gehen durfte?
Eine viel größere Enttäuschung als die Absage von Sevilla stellt für die Tifosi die Absage von Titelverteidiger Ivan Basso dar. Der CSC-Kapitän, der dieses Jahr die Tour gewinnen möchte, (was er ja ohnehin nicht schafft, weil ich dort sein werde) fühlt sich nicht in der Verfassung um beim Giro bestehen zu können und „möchte die Vorbereitung lieber professionell als leichtsinnig bestreiten“. Ich hoffe die Tifosi werden ihn verstehen!
Kommen wir jetzt zu denjenigen Giro-Favoriten, die auch wirklich antreten werden:
Da ist zunächst Gilberto Simoni. Der Saunier Duval-Kapitän will „den Giro um jeden Preis zum vierten mal gewinnen“. Als sein größter Konkurrent wird dabei sein ehemaliger Teamkollege und großer Erzfeind Damiano Cunego gehandelt. Als Simoni 2004 zum letzten mal gewann, waren die beiden beste Freunde und Cunego leistete großartige Arbeit für seinen Kapitän. Doch im Verlauf des Jahres hatte es Streit zwischen den beiden gegeben, der dafür sorgte, dass Simoni nun nicht mehr für Lampre unterwegs ist und beide ihre eigenen Chefs spielen dürfen. Cunego befindet sich, genau wie Simoni, in Top-Form, stellte dies aber nicht in der Romandie, sondern bei den Ardennen-Klassikern unter Beweis: Platz zwei beim Fleche und Platz drei in Lüttich. Neben den beiden italienischen Streit-Hähnen werden auch Pereiro (Vorjahr: 2.) und Karpets (Vorjahr: 4.), sowie Botero, Cioni und Savoldelli absolut zu beachten sein. Gespannt darf man sein, inwiefern Carlos Sastre es schafft, bei CSC die Kapitänsrolle von Basso zu übernehmen. Er ist sicher in Bestform auch ein Mann für die Top-Platzierungen! Außerdem will Iban Mayo, der nach dem dritten Platz bei der Vuelta 2004 bei keiner GT mehr vorn zu sehen war, endlich sein Comeback starten und ein gewisser Danilo Di Luca, seineszeichens ProTour-Sieger 2005 und eigentlich ein Spezialist für die Ardennen-Klassiker, hat angekündigt bei diesem Giro zu beweisen, dass er ein kompletter Rennfahrer ist und auch dreiwöchige Rundfahrten auf dem Podest beenden kann – immerhin einen 15. Platz hat er bei der letzten Tour de France ja schon erreicht.

In der Sprinter-Garde werden sich Alessandro Petacchi und Tom Boonen wohl um die meisten Etappensiege streiten, denn sowohl Weltmeister Thor Hushovd (gebrochene Hüfte) als auch Robbie McEwen (andere Pläne) stehen nicht am Start. Vielleicht liegt hier auch die Chance für unsere Mannschaft einmal erfolgreich zu sein. Sowohl Frösi, als auch David sind jedenfalls heiß auf die Giro-Sprints.
Trotzdem heißt der Mannschafts-Kapitän bei Gerolsteiner Davide Rebellin. Erstens ist er Italiener, zweitens verfügt er über viel Erfahrung und drittens spekuliert die ganze Mannschaft auf einen möglichen Sieg von ihm während der dritten Etappe in Namur! Ich drücke ihm die Daumen und werde wohl fast jeden Tag kurz mit Fabian telefonieren, der ebenfalls zu unserem Giro-Kader gehört.

RotRigo
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Beitrag: # 439870Beitrag RotRigo
3.7.2007 - 11:57

7.5.2006 (Darmstadt) – Giro-Telegramm Nr. 1:
Zwei Tage ist der Giro d’Italia 2006 jetzt alt und vier Fahrer mussten das Rennen inzwischen schon verlassen. Als heute das Ziel in Charleroi nur noch knapp 1000 Meter entfernt war und der Massensprint vorbereitet wurde kam es im Hauptfeld zu einem schweren Massensturz, von dem fast das halbe Feld betroffen war. Unter anderem musste auch Paolo Savoldelli aus dem Sattel, aber außer ein, zwei Schürfwunden ist dem Italiener nichts passiert. Schlimmer für ihn ist da wohl, dass zwei seiner Teamkollegen den Weg zur Ziellinie nicht mehr schafften: Stijn Devolder und Roger Hammond mussten das Rennen beide verletzt aufgeben. Zu den beiden Discovery-Jungs gesellten sich Amael Moinard von Credit Agricole und die italienische Sprinter-Hoffnung von Lampre Daniele Bennati.
Den Sprint gewann, als Ergebnis des entstandenen Tohuwabohus an der Flame Rouge, eine andere italienische Sprinter-Hoffnung, die eigentlich den Sprint von Tom Boonen anziehen wollte, dann aber plötzlich niemanden mehr am Hinterrad hatte, als Bennati neben ihm zu Boden ging: Filippo Pozzato. Mit deutlichem Vorsprung und fast ungläubig rollte er mit erhobener Faust über den Zielstrich.
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In der Gesamtwertung veränderte das Tages-Ergebnis kaum etwas. Zwar konnte Pozzato durch den Etappensieg auf Rang vier vor rücken, doch das Rosa Trikot bleibt weiter auf den Schultern von Santiago Botero. Der Kolumbianer hatte gestern den knapp zehn Kilometer langen Prolog absolut souverän mit elf Sekunden Vorsprung vor Oscar Pereiro gewonnen und konnte somit gleich zu Beginn seine großen Ambitionen unterstreichen: „Ich habe gesagt, dass ich hier um den Gesamtsieg kämpfen will und das werde ich jetzt auch tun!“, gab er daraufhin im Interview zu Protokoll.
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Eine echte Blöße gab sich beim Prolog jedoch kaum einer der Favoriten. Einzig Michele Scarponi verlor 52 Sekunden und scheint somit nicht in bester Verfassung zu sein.

Ergebnis – 1.Etappe – Giro d’Italia:
1 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS 10'05
2 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 11
3 Dario David Cioni LIQUIGAS + 12
4 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 15
5 Manuel Beltran DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 19

Ergebnis – 2. Etappe – Giro d’Italia:
1 Filippo Pozzato QUICK STEP - INNERGETIC 4h42'26
2 Luciano Pagliarini SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
3 Enrico Gasparotto LIQUIGAS s.t.
4 Tom Boonen QUICK STEP - INNERGETIC s.t.
5 Danilo Napolitano LAMPRE - FONDITAL s.t.

Gesamtwertung – Giro d’Italia nach 2 Etappen:
1 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS 4h52'31
2 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 11
3 Dario David Cioni LIQUIGAS + 12
4 Filippo Pozzato QUICK STEP - INNERGETIC + 14
5 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 15
...
7 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 21
9 Danilo Di Luca LIQUIGAS + 23
16 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 26
21 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 30
22 Carlos Sastre TEAM CSC + 31
41 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 36
116 Michele Scarponi ASTANÁ TEAM + 52

RotRigo
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Beitrag: # 441519Beitrag RotRigo
6.7.2007 - 17:01

10.5.2006 (Darmstadt) – Zu Besuch in Belgien:
Eigentlich wollte ich mich schon vorgestern wieder melden – während der Übertragung der dritten Giro-Etappe, die in Namur endete und für unser Team den ersten Höhepunkt darstellen sollte. Als ich am Montag aber aufgewacht bin, klingelte das Telefon und Fabian’s Freundin Gabi war dran. Sie fragte mich, ob ich Lust hätte sie nach Belgien zu begleiten und da es regnete und mich das Training nicht so wahnsinnig lockte sagte ich sofort zu. Eine Stunde später saßen wir gemeinsam in ihrem Auto und fuhren spontan nach Namur zum Etappenziel, wo wir uns einige hundert Meter vor der Ziellinie im Anstieg postierten um Fabian und die Anderen anzufeuern. Schließlich war dieser Tag als derjenige eingeplant, an dem Team Gerolsteiner seinen Etappensieg feiern könnte.
Den ganzen Tag über regnete es wie aus Eimern und es war schweinisch kalt, so dass wir froh waren, uns dick angezogen zu haben. Niemand hätte mich an diesem Tag zu einer Ausfahrt begeistern können und umso größer war mein Mitleid mit meinen Teamkollegen. Als die Jungs schließlich näher kamen war ich aufgeregt wie ein kleiner Junge. Würde die Taktik aufgehen? Konnten Schumi und Fabian den Sieg von Davide vorbereiten? Sie konnten nicht!
An unserer Position sah es zwar nicht wirklich schlecht aus, doch zum Ziel hin, wurde deutlich, dass ein anderer Mann den Sieg holen würde: Michael Boogerd! Der Holländer hatte seine Form aus den Ardennen-Klassikern scheinbar perfekt konserviert und war somit auch heute unschlagbar. Absolut unwiderstehlich sprintete er dem Ziel entgegen und verwies die ambitionierten Italiener auf die Plätze - Davide wurde hinter Di Luca und Cunego und vor Scarponi vierter.
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Gabi konnte trotzdem stolz auf ihren Fabian sein. Er hatte alles richtig gemacht und Davide im entscheidenen Moment perfekt lanciert. Einzig Davide’s Kraft reichte nicht um Boogerd zu bezwingen. Fabian selbst wurde sogar ebenfalls noch Sechster!
Am Abend der Etappe saß ich dann mit Gabi zum Essen am Mannschaftstisch und die Stimmung war trotz des geplatzten Traums vom Etappensieg recht gut. „Noch ist der Giro jung! Wir haben noch viele Möglichkeiten!“, war die allgemein verbreitete Meinung. Angesichts der guten Stimmung beschlossen wir später dann sogar auch die Nacht noch im Mannschaftshotel zu verbringen um auch bei der letzten belgischen Giro-Etappe am Dienstag noch dabei sein zu können, bevor sich die Jungs am ersten Ruhetag nach Italien verabschieden würden.
Für großes Gelächter am Tisch sorgte dabei das Thema Bettenverteilung. Die Mannschaft war, um Fabian zu ärgern, der Meinung, dass Gabi nicht bei ihm im Zimmer schlafen dürfe. „Kein Sex während einer großen Landesrundfahrt“ war die Devise und die Sprüche brachen einfach nicht ab. „Rot wird sie schon nicht gleich schwängern“ oder „Sei nicht traurig Fabian, du findest bestimmt schnell ne Neue“ sind nur zwei Beispiele für das, was über die Lippen aller Anwesenden ging. Gabi und ich spielten das Spiel eine Zeit lang hervorragend mit und Fabian traute seinen Augen kaum, als Gabi sich plötzlich einfach so auf meinen Schoß setzte.
Erst als er, sie, David Kopp und ich hinauf zu den Zimmern gingen und ich meine Tasche auf Fabians Bett schmiss um zu signalisieren, dass er sich schleunigst auf den Weg in Gabi’s Bett machen sollte, schien er endgültig zu verstehen, dass wir alle nur Spaß gemacht hatten. Er wirkte tatsächlich ein wenig erleichtert!
David und ich mussten noch eine ganze Weile lachen, bevor ich schließlich das Licht ausschaltete und sagte: „David, schlaf jetzt, morgen geht’s weiter!“
Am nächsten Morgen kam Fabian mit einem breiten Grinsen und sehr guter Laune aus seinem Zimmer und David rief ihm zu: „Aber nicht, dass du denkst ich böte dir in den drei Wochen jetzt auch jede Nacht so einen Service an!“

Ich habe das Gefühl, dass der Besuch von Gabi und mir im Team für gute Stimmung gesorgt hat und bin froh, dem Team somit auch ein wenig beim Bezwingen des Giro’s geholfen zu haben.
Die vierte Etappe absolvierten Gabi und ich schließlich im Teamwagen und konnten so noch einmal ganz nah an den Jungs dran sein. Wir befüllten Trinkflaschen, gaben sie durch die Fenster hinaus und ich nahm für Holczer einige Telefonate entgegen. Leider reichte es auch heute nicht für einen Gerolsteiner-Sieg, aber im Massensprint hatte damit auch niemand wirklich gerechnet. Frösi ist noch nicht in Top-Form und für David und Fabian sind die Petacchi’s und Boonen’s dieser Welt einfach eine Nummer zu groß, wenn es auf flache Zielgeraden geht. Dass die zwei Zimmer-Kollegen schließlich die Plätze acht und neun belegten war stark genug!
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Alessandro Petacchi gewinnt in Hotton

Inzwischen sind Gabi und ich wieder in Südhessen angekommen und ich war heute sogar schon wieder eine Runde trainieren, während meine „Taxi-Fahrerin“ wieder über ihren Büchern hängt. Es war ein schöner spontaner Kurztrip!

Ergebnis – 3.Etappe – Giro d’Italia:
1 Michael Boogerd RABOBANK 4h43'17
2 Danilo Di Luca LIQUIGAS s.t.
3 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL s.t.
4 Davide Rebellin GEROLSTEINER s.t.
5 Michele Scarponi ASTANÁ TEAM s.t.
6 Fabian Wegmann GEROLSTEINER s.t.

Ergebnis – 4.Etappe – Giro d’Italia:
1 Alessandro Petacchi TEAM MILRAM 4h43'55
2 Filippo Pozzato QUICK STEP - INNERGETIC s.t.
3 Claudio Corioni LAMPRE - FONDITAL s.t.
4 Enrico Gasparotto LIQUIGAS s.t.
5 Olaf Pollack T-MOBILE TEAM s.t.

Gesamtwertung:
1 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS 14h19'43
2 Filippo Pozzato QUICK STEP - INNERGETIC + 2
3 Danilo Di Luca LIQUIGAS + 11
4 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
5 Dario David Cioni LIQUIGAS + 12

Punktewertung:
1 Filippo Pozzato QUICK STEP - INNERGETIC 45
2 Danilo Di Luca LIQUIGAS 33
3 Enrico Gasparotto LIQUIGAS 30
4 Fabian Wegmann GEROLSTEINER 28
5 Alessandro Petacchi TEAM MILRAM 28

RotRigo
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Beitrag: # 442255Beitrag RotRigo
7.7.2007 - 18:08

14.5.2006 (Salou – Katalonien) – Aussortierung beim Giro:
Während ich bei meinen letzten Renneinsätzen nur sehr wenig Zeit hatte, mich vor Ort vorzubereiten, konnte ich diesmal schon zwei Tage vor dem Beginn der Katalonien-Rundfahrt nach Spanien fliegen. Dass ich hier gestern und heute die ersten beiden bergigen Etappen des Giro auf spanisch schauen musste und somit den Kommentar kaum verstand machte nichts aus – er war ohnehin überflüssig. Das was in Italien passiert ist ließ sich auch ohne Worte gut erkennen:
Nachdem Paolo Savoldelli durch den Sieg seines Teams im Mannschaftszeitfahren das Rosa Trikot übernommen und Alessandro Petacchi einen Tag später seinen zweiten Etappensieg gefeiert hatte, zeigte auf dem Weg nach Saltara ein anderer Italiener allen, wo der Hammer hängt. Damiano Cunego heißt der Mann. Der Lampre-Kapitän wirkte bei seinem Antritt auf der Mittelgebirgsetappe von Cesena nach Saltara fast ein wenig sauer und einige hielten die Attacke rund 30 Kilometer vor dem Ziel für eine Verzweiflungstat. Irgendwie war diese Einschätzung auch nachvollziehbar, denn Cunego hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 3’03 Rückstand auf Savoldelli. Doch die Experten hatten sich getäuscht. Es war keine idiotische Verzweiflungstat des Trentiners, sondern ein wohlüberlegter Schachzug, der wunderbar aufging, weil auch Savoldelli und sein Team sich täuschen ließen und die Attacke als Verzweiflungstat abhakten.
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Einzig Gilberto Simoni, Iban Mayo und Michael Boogerd versuchten Cunego zu verfolgen, aber auch sie konnten ihn nicht mehr einholen. Cunego’s Vorsprung wuchs stetig an und am Ende konnte er tatsächlich die Gesamtführung übernehmen. Ein Wahnsinns-Coup!
Cunego hatte auf einer Mittelgebirgsetappe all die Zeit wieder zurückgeholt, von der die Experten schon als Todesstoß für ihn gesprochen hatten und von der viele behaupteten, dass sie zu groß sei um sie in den Bergen noch aufholen zu können.
Doch Cunego ist noch nicht satt. Einen Tag später stand die erste Bergankunft am Passo Lanciano an und somit war der erste (vorhersehbare) direkte Schlagabtausch der Favoriten zu erwarten. Den Anfang machte schließlich Gilberto Simoni mit einer Attacke gleich zu Beginn des Anstiegs. Das Feld wurde von einer auf die andere Sekunde gesprängt und es entstand über ein, zwei Kilometer hinweg ein großes Durcheinander, bis sich die Gruppen gebildet hatten, die nun jeweils gemeinsam dem Ziel entgegen fuhren. Ganz vorn war dabei folgende Gruppe zu sehen:
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Iban Mayo, Gilberto Simoni, Damiano Cunego, Dario Cioni, Paolo Savoldelli und Felix Cardenas (von vorne) bestimmten nun das Rennen, wobei letzterer bald reißen lassen musste und in die nächste Gruppe zurück fiel. Knapp zwei Kilometer war es dann auch um Savoldelli geschehen und so darf man nach dem heutigen Tag wohl von einem Quartett der Top-Favoriten sprechen, dem einer ganz klar vorne ansteht: Damiano Cunego. Anstatt einfach nur sein Rosa Trikot zu verteidigen, zog er auf dem letzten Kilometern noch einmal das Tempo stark an und flog seinen Gegnern davon. Mit elf Sekunden Vorsprung holte er den zweiten Sieg in Folge!
Bild
Die großen Verlierer des Tages dürften Santiago Botero, Oscar Pereiro, Carlos Sastre und vor allem Vladimir Karpets sein, die allesamt den Sprung in die erste Gruppe verpassten und mehr als 90 Sekunden einbüßen mussten – Karpets sogar fast vier Minuten!

Ergebnis – 5.Etappe – Giro d’Italia:
1 Discovery Channel Pro Cycling Team 54'56
2 Team CSC + 47
3 T-Mobile Team + 1'08
4 Barloworld + 1'11
5 Caisse D'Epargne - Illes Baleares + 1'20
6 Gerolsteiner s.t.

Ergebnis – 6.Etappe – Giro d’Italia:
1 Alessandro Petacchi TEAM MILRAM 5h00'36
2 Filippo Pozzato QUICK STEP - INNERGETIC s.t.
3 Matthieu Ladagnous FRANÇAISE DES JEUX s.t.
4 David Kopp GEROLSTEINER s.t.
5 Olaf Pollack T-MOBILE TEAM s.t.

Ergebnis – 7.Etappe – Giro d’Italia:
1 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL 6h29'11
2 Michael Boogerd RABOBANK + 1'40
3 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
4 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
5 Dario David Cioni LIQUIGAS + 2'17

Ergebnis – 8.Etappe – Giro d’Italia:
1 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL 4h20'26
2 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 11
3 Dario David Cioni LIQUIGAS s.t.
4 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
5 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'05
6 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 1'34
...
10 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
11 Felix Cardénas BARLOWORLD + 1'51
14 José Rujano SELLE ITALIA - SERRAMENTI DIQUIGIOVANNI s.t.
16 Frank Schleck TEAM CSC s.t.
17 Carlos Sastre TEAM CSC s.t.
34 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 3'57

Gesamtwertung:
1 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL 31h07'30
2 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 1'07
3 Dario David Cioni LIQUIGAS + 1'18
4 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 1'54
5 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 2'07
6 Manuel Beltran DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 2'57
7 José Luis Rubiera DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 3'09
8 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 3'14
9 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 3'19
10 Carlos Sastre TEAM CSC + 3'23
11 Michael Boogerd RABOBANK + 3'30
12 Frank Schleck TEAM CSC + 3'50
13 José Rujano SELLE ITALIA - SERRAMENTI DIQUIGIOVANNI + 4'06
14 Benjamin Noval DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 4'26
15 Thomas Lövkvist FRANÇAISE DES JEUX + 5'09
...
25 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 6'40

Punktewertung:
1 Filippo Pozzato QUICK STEP - INNERGETIC 68
2 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL 67
3 Alessandro Petacchi TEAM MILRAM 53

Bergwertung:
1 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL 18
2 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI 11
3 Frédéric Finot FRANÇAISE DES JEUX 9


Für mich persönlich beginnt also morgen mit der Volta Catalunya der erste ernsthafte Leistungstest. Dort werde ich bis auf Basso alle meine Konkurrenten für die Tour de France treffen und ich bin gespannt, wie ich im Vergleich zu ihnen aussehe. Außerdem können Markus, Levi und ich das Zusammenspiel der Dreier-Spitze ein wenig proben, denn Holczer hat dieses Rennen ganz bewusst in unser aller Programm eingebaut. Er meint, dass wir so die Möglichkeit bekommen richtig zusammenzuwachsen – gerade durch das Mannschaftszeitfahren zum Auftakt. Ich hoffe wir werden ihn nicht enttäuschen!

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Beitrag: # 442966Beitrag RotRigo
9.7.2007 - 11:41

17.5.2006 (Sant Carles de la Rapita) – Drei Rennen – kein Erfolg:
Unsere ersten drei Etappen hier in Spanien waren wirklich zum Vergessen. Vor der morgigen, vorentscheidenden, Bergankunft am Coll de Pal bin ich deshalb relativ nervös. Zwar habe ich selbst in den letzten Tagen keine Probleme gehabt, aber irgendwie fehlt mir ein wenig das Glück. Beim eröffnenden Mannschaftszeitfahren beispielsweise konnten wir zwar lange Zeit alle zusammen bleiben, dafür aber waren wir 58 Sekunden langsamer als das Siegerteam von Alexandre Vinokourov: Astana. Der Grund hierfür liegt wohl darin, dass Levi, Markus und ich nicht rechtzeitig das Tempo erhöhten und ein paar Teamkollegen opferten, sondern zu lange mit zu wenig Einsatz fuhren. So waren wir am Ende noch nicht mal völlig am Ende, hatten aber die Etappe verloren.
Bild
Auch die folgenden zwei Flachetappen verliefen für unsere Mannschaft alles andere als erfolgreich. Während Stefan Schumacher im Sprint von Cambrils wenigstens noch mit reinhalten konnte, dann aber viel zu langsam war und auf Platz elf landete, stoppte unsere Sprinter heute ein Massensturz auf der Zielgeraden. Peter Wrolich war schließlich auf Platz 49 (!) unser bester Mann des Tages. Besonders tragisch im Zusammenhang mit dem Sturz ist, dass unser Dauerpechvogel Levi Leipheimer ebenfalls zu Boden ging. In dieser Saison scheint er die Stürze magisch anzuziehen. Er hat uns zwar versichert, dass es ihm einigermaßen gut gehe, aber ich glaube wirklich sehen, wie sehr es ihn erwischt hat, werden wir erst morgen.
Wahrscheinlich werden Markus und ich dann zu zweit versuchen müssen, der Konkurrenz Zeit abzunehmen.

In Italien stand heute schon der zweite Ruhetag auf dem Programm. Morgen werden die Favoriten dort wieder gefordert sein, weil die Organisatoren zum 54 Kilometer langen und ziemlich flachen Einzelzeitfahren laden, aber in den letzten beiden Tagen konnten sich mal wieder die Anderen zeigen. In Termoli holte Alessandro Petacchi dabei sehr deutlich seinen dritten Etappensieg und tagsdrauf konnte sich Stefano Garzelli als Solist durchsetzen. Er rettete in Peschici 1’18 Vorsprung vor dem Feld ins Ziel, nachdem er schon ziemlich früh mit einer Gruppe ausgerissen war. Für den Gesamtsieger von 2000 dürfte dieser Sieg große Genugtuung bedeuten nachdem er in letzter Zeit von den Medien immer wieder auf dem absteigenden Ast dargestellt wurde. Garzelli ist immer noch ein großer Fahrer, auch wenn er nicht mehr um die Gesamtwertung einer GT kämpfen kann!

Ergebnis – 1. Etappe - Vuelta Catalunya:
1 Astana Team 16'08
2 Cofidis, Le Crédit par Téléphone + 8
3 Team CSC + 18

Ergebnis – 2. Etappe - Vuelta Catalunya:
1 Xavier Florencio BOUYGUES TELECOM 4h47'38
2 Josep Jufre DAVITAMON - LOTTO s.t.
3 Philippe Gilbert FRANÇAISE DES JEUX s.t.

Ergebnis – 3. Etappe - Vuelta Catalunya:
1 Jaan Kirsipuu CRÉDIT AGRICOLE 3h49'37
2 Sebastian Siedler TEAM MILRAM s.t.
3 Angel Vicioso ASTANÁ TEAM s.t.

Gesamtwertung – Vuelta Catalunya:
1 Angel Vicioso ASTANÁ TEAM 8h53'19
2 Luis Leon Sanchez Gil ASTANÁ TEAM + 4
3 David Etxebarria ASTANÁ TEAM s.t.
...
63 Rot Rigo GEROLSTEINER + 1'02

Ergebnis – 9. Etappe – Giro d’Italia:
1 Alessandro Petacchi TEAM MILRAM 3h01'34
2 Enrico Gasparotto LIQUIGAS s.t.
3 Filippo Pozzato QUICK STEP - INNERGETIC s.t.
4 Olaf Pollack T-MOBILE TEAM s.t.
5 Danilo Napolitano LAMPRE - FONDITAL s.t.

Ergebnis – 10. Etappe – Giro d’Italia:
1 Stefano Garzelli LIQUIGAS 4h48'26
2 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 1'18
3 Michael Boogerd RABOBANK s.t.
4 Frank Schleck TEAM CSC s.t.
5 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
6 Davide Rebellin GEROLSTEINER s.t.

Gesamtwertung – Giro d’Italia:
1 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL 38h58'36
2 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 1'19
3 Dario David Cioni LIQUIGAS + 1'30
4 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 2'06
5 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 2'19
...
8 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 3'26
9 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 3'31
11 Carlos Sastre TEAM CSC + 3'35
25 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 6'52

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Beitrag: # 443147Beitrag RotRigo
9.7.2007 - 17:11

18.5.2006 (Irgendwo bei La Molina) – Aus dem Nebel aufgestiegen:
Ich habe gestern ja bereits angekündigt, das heute auf dem Coll de Pal die Vorentscheidung in der Gesamtwertung der Vuelta Catalunya fallen würde. Durch unser schlechtes Mannschaftszeitfahren war auch klar, dass Markus und ich alle anderen würden abhängen müssen, wenn wir die Gesamtführung ins Ziel holen wollten – und das wollten wir!
Das Wetter in den Pyrenäen sorgte allerdings nicht wirklich für gute Laune und Motivation. Im Tal hatten wir knapp 20° und bewölkten Himmel, aber in den Anstiegen wurde es immer kälter und vor allem sehr, sehr neblig.
Die lange Anfahrt zu den zwei Anstiegen des Tages, Coll de Montaup und Coll de Pal konnte man daher zwar noch als „locker“ betrachten, die Quälerei im Anstieg allerdings war hart – zu hart vor allem für Levi. Unser dritter Kapitän litt schon im Flachen unter den Folgen des gestrigen Sturzes und verabschiedete sich dann zu Beginn des ersten Anstiegs von Markus und mir. Levi wünschte uns viel Glück und wir hofften, dass auch er genug Glück haben würde um das Gruppetto zu halten. Am Ende konnte er das schaffen, aber eine Bergankunft an der Seite unseres Sprinters Peter Wrolich mit mehr als 31 Minuten Rückstand zu beenden, das ist nicht das was der Amerikaner wirklich will!
Wir hatten also den Coll de Montaup erreicht und so langsam wurde es spannend.
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Ich hielt mich am Ende des ersten Drittels auf und versuchte den Überblick zu bewahren, während Sven Montgomery, Stefan Schumacher und Beat Zberg an der Spitze gemeinsam mit den Astana und den Caisse d’Epargne-Jungs das Tempo kontrollierten. Nach und nach überholte ich einige Fahrer, die das Tempo nicht mehr halten konnten und nach hinten durchgereicht wurden. Als wir dann die Wolkengrenze und den dichten Nebel erreichten wurde es fast ein wenig unheimlich. Die Gruppe wurde immer dünner und wenn gerade mal kein Zuschauer in der Nähe war, was immer öfter vor kam, war es mucksmäuschen still. Ich hörte nur noch meinen Atem, den Atem meiner direkten Nachbarn und das Summen unserer Laufräder. Caisse d’Epargne hatte inzwischen ein sehr hohes Tempo angeschlagen und unsere Helfer mussten sich alle verabschieden. Doch leider fehlten mir kurz vor dem Gipfel des Montaup nicht mehr nur die Helfer: Auch Markus bekam jetzt Probleme und musste reißen lassen. Die Gruppe, in der ich den Gipfel schließlich überquerte, bestand nur noch aus 15 Fahrern – darunter natürlich fast nur große Namen der Kletter-Szene.
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In der Abfahrt hatte ich etwas Angst, weil die Sichtweiten nicht sehr groß waren und ich den Berg noch nie gefahren war. Doch Gott sei Dank legten auch Antonio Colom und David Arroyo, die von Caisse d’Epargne für das Tempo verantwortlich waren, keinen großen Wert auf hohes Risiko. Somit konnten einige Fahrer von hinten aufschließen und ich war froh gesund unten an zu kommen. Leider waren unter den „Zurückgekommenen“ weder Markus Fothen noch Sven Montgomery dabei und so begann das Finale am Coll de Pal für mich als „Einzelkind“. Einen großen Nachteil stellte diese Situation für mich allerdings nicht dar, denn schon nach wenigen Kilometern hätte ich meine Helfer ohnehin wieder hinter mir lassen müssen: Alejandro Valverde hatte attackiert!
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Der spanische Meister ist einer meiner Konkurrenten im Kampf um die Tour und will sicher auch hier in Katalonien den Sieg abstauben. Dass ich auf diesen Angriff reagieren musste war klar und so legte ich alle meine Körner in die Verfolgung – egal wen ich am Hinterrad mitziehen würde. Über die Jungs am Hinterrad musste ich mir allerdings keine großen Gedanken machen, denn schon nach kurzer Zeit war ich der alleinige Verfolger von Valverde.
Die Spanier feierten mich fast genauso frenetisch an, wie ihren Landsmann und irgendwie war es eine schöne Erinnerung an meinen Vuelta-Start vor anderthalb Jahren.
Ich fixierte das rot-gelbe Trikot von Valverde in meinem Blick und gab nun weiter Vollgas. Tritt um Tritt konnte ich den Abstand zum schmelzen bringen und pünktlich zur Flame Rouge hatte ich das Hinterrad von Valverde erreicht, der sichtlich am Ende war.
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Der Nebel war nun extrem dicht und ich spürte, dass es mein Tag werden würde. Ein Sprint gegen Valverde war mir zu gefährlich - egal was für Grimassen der Spanier vorher zieht, er hat grundsätzlich die höhere Endgeschwindigkeit als ich. Außerdem wollte ich Zeit auf den Spanier gut machen, da ich in der Gesamtwertung fast 30 Sekunden zurück lag.
Noch einmal konzentrierte ich mich auf meine Beine und ließ die Pedale quietschen. Valverde hatte keine Chance an mir dran zu bleiben und schließlich feierte ich den Etappensieg mit neun Sekunden Vorsprung.
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Die Gesamtführung hat zwar jetzt Valverde übernommen, aber ich habe bewiesen, dass ich heute der Stärkste war und ich denke damit ist die Aufgabe eines „ernsthaften Formtests“ perfekt erfüllt – ich bin zufrieden!
Markus kam übrigens gemeinsam mit Sven Montgomery und Stefan Schumacher in der dritten größeren Gruppe am Coll de Pal an – mit 9’21 Rückstand. Ob das heute seine Leistungsgrenze war, weiß ich nicht, zufrieden war er jedenfalls eher weniger…

Ergebnis – 4. Etappe – Volta Catalunya:
1 Rot Rigo GEROLSTEINER 6h14'56
2 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 9
3 Alberto Contador ASTANÁ TEAM + 1'57
4 Tom Danielson DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
5 Denis Menchov RABOBANK s.t.
6 José Enrique Gutiérrez Cataluña PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
7 Patxi Vila LAMPRE - FONDITAL + 2'43
8 David Arroyo CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 2'51
9 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM + 2'58
10 Leonardo Piepoli SAUNIER DUVAL - PRODIR + 4'07

Gesamtwertung – Volta Catalunya:
1 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 15h08'52
2 Rot Rigo GEROLSTEINER + 15
3 Alberto Contador ASTANÁ TEAM + 1'20
4 Tom Danielson DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'48
5 Denis Menchov RABOBANK s.t.
6 José Enrique Gutiérrez Cataluña PHONAK HEARING SYSTEMS + 1'55
7 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM + 2'25
8 David Arroyo CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 2'48
9 Patxi Vila LAMPRE - FONDITAL + 2'50
10 Ivan Parra Pinto COFIDIS, LE CRÉDIT PAR TÉLÉPHONE + 4'00

RotRigo
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Beitrag: # 443943Beitrag RotRigo
10.7.2007 - 17:58

18.5.2006 – Teil 2 (Irgendwo bei La Molina) – Neue Tendenzen in Italien:
Wegen dem ganzen Trubel rund um meinen Etappensieg hatte ich vorhin nicht die Zeit noch ein paar Worte über das Einzelzeitfahren beim Giro zu verlieren. Jetzt aber liege ich in meinem Bett und ich denke, dass ich euch das nicht vorenthalten sollte. Schließlich hat sich in Italien das Blatt ziemlich extrem gewendet!
Das Zeitfahren war 54 Kilometer lang und weitgehend flach. Dass Damiano Cunego dort seinen Vorsprung nicht ausbauen würde, war daher abzusehen, aber nach seinen Auftritten in den letzten Tagen, waren sich eigentlich alle einig, dass er Rosa nicht mehr abgeben würde. Das Zeitfahren aber bewies das Gegenteil:
Zwei Fahrer absolvierten die Strecke in einer ganz anderen Welt, wie der Rest und konnten sich somit deutlich durchsetzen. Zwischen dem Zweitplatzierten und dem Dritten, Dario Cioni, lagen am Ende fast zwei Minuten und das war im Vergleich zu den Anderen sogar noch sehr wenig. Damiano Cunego beispielsweise verlor als Etappen-19. mehr als fünf (!) Minuten auf den Sieger und war, als er die Flame Rouge sah, sicher froh, dass er die Schmach fast hinter sich hatte.
Bild
Interviews wollte der enttäuschte Italiener danach keine geben, aber ich denke er wird morgen schon wieder drüber hinweg sein und in den Bergen wieder voll angreifen können.
Wer sind nun aber die zwei Jungs, die den Rest des Feldes blass werden ließen und nun auch im Gesamtklassement an der Spitze stehen? Es sind Paolo Savoldelli und Santiago Botero. Während der kolumbianische Zeitfahr-Weltmeister mit 33 Sekunden Vorsprung vor dem Italiener die Etappe gewann, übernahm dieser wiederum das Rosa Trikot - somit konnten beide feiern und wir dürfen uns für die Bergetappen auf packende Rennen freuen, wenn die Kletterer versuchen die Männer an der Spitze der Gesamtwertung zu attackieren.
Bild
Schon früh konnte Botero den vor ihm gestarteten Pereiro überholen - Savoldelli brauchte für Beltran etwas länger.

Ergebnis – 11. Etappe – Giro d’Italia:
1 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS 1h06'49
2 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 33
3 Dario David Cioni LIQUIGAS + 2'27
4 Manuel Beltran DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 3'39
5 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 3'52
...
8 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 4'06
11 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 4'43
19 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 5'14
20 Carlos Sastre TEAM CSC + 5'24
44 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 6'50

Gesamtwertung – Giro d’Italia:
1 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM 40h08'17
2 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 34
3 Dario David Cioni LIQUIGAS + 1'05
4 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 2'22
5 Manuel Beltran DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 3'56
6 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 3'57
7 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 4'45
8 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 5'17
9 José Luis Rubiera DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 5'27
10 Carlos Sastre TEAM CSC + 6'07
11 Thomas Lövkvist FRANÇAISE DES JEUX + 6'33
12 José Rujano SELLE ITALIA - SERRAMENTI DIQUIGIOVANNI + 6'55
13 Frank Schleck TEAM CSC + 7'14
14 Stefano Garzelli LIQUIGAS + 7'44
15 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 7'52
Zuletzt geändert von RotRigo am 10.7.2007 - 19:22, insgesamt 1-mal geändert.

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tobikaka
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Beitrag: # 443968Beitrag tobikaka
10.7.2007 - 18:44

Wie immer, deine letzten Beiträge sind sehr gut beschrieben....
RotRigo hat geschrieben: Schon früh konnte Botero den vor ihm gestarteten Botero überholen - Savoldelli brauchte für Beltran etwas länger.
Aber wie ist das möglich :lol: 8O
tobikaka***
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Beitrag: # 444013Beitrag RotRigo
10.7.2007 - 19:23

lalalalala... Ich weiß gar nicht wovon du sprichst... ;)

nico2603
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Beitrag: # 444381Beitrag nico2603
11.7.2007 - 13:38

mach einfach weiter so rot, wir werden diesen AAR immer lieben!!!

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Beitrag: # 444662Beitrag RotRigo
11.7.2007 - 21:15

19.5.2006 (Manlleu) – hin und her und hin und her:
Der heutige Tag steht für unsere Mannschaft wohl unter dem Motto „zu früh gefreut“. Sowohl beim Giro, als auch hier in Spanien sah es eine Zeit lang so aus, als ob wir einen Etappensieg feiern könnten, doch sowohl beim Giro, als auch hier in Spanien endete das Rennen leider anders. Während Davide am letzten Anstieg der zwölften Giro-Etappe von Livorno nach Sestri Levante attackierte, war ich der Hoffnungsträger auf dem Weg von Lliva nach Manlleu. Für Davide ging es dabei um den lang ersehnten Etappensieg und für mich ging es darum, Alejandro Valverde abzuhängen und die Gesamtführung zu übernehmen. Doch innerhalb von Minuten gingen beide Vorhaben in die Hose. Denn während ich mich kurz nach meiner eigenen Attacke dem Gegenangriff von Valverde beugen musste und letztendlich sogar deutlich Zeit gegen den Spanier verlor, litt Davide darunter, dass Cunego gestern so viel Zeit im Zeitfahren verloren hatte. Der Lampre-Kapitän steht seit gestern Abend unter großem Druck, den neuen Rückstand auf Savoldelli und Botero möglichst schnell wett zu machen, was ihn dazu verleitete auch auf dieser Mittelgebirgsetappe zur Attacke zu blasen.
Bild
Cunego holte Davide kurz vor der Bergwertung ein und noch sah es so aus, als bestünde die Chance, dass unser Klassiker-Kapitän die Etappe gewinnen könnte. Doch Cunego war unaufhaltbar und Davide leider schon am Ende. Für die letzten 500 Meter bis zum Kulminationspunkt reichte seine Kraft nicht mehr aus und so musste er Cunego ziehen lassen, der schließlich allein die Abfahrt hinunter jagte und in Sestri Levante seinen dritten Etappensieg holte – 34 Sekunden vor Simoni und Cioni, die als einzige einigermaßen folgen konnten und wohl auch Cunego’s Haupt-Konkurrenten um den Gesamtsieg bleiben. Savoldelli und Botero wirken im Anstieg einfach zu schwach.

Ich persönlich habe den Gesamtsieg hier in Katalonien jetzt abgeschrieben. Ich werde morgen vielleicht noch einmal angreifen, aber Valverde war heute dermaßen stark, dass ich nicht glaube, eine Chance gegen ihn zu haben. So stark, wie ich gestern am Coll de Pal war, so leer waren die Akkus heute. Vor der Attacke fühlte ich mich zwar gut, aber schon nach wenigen Metern merkte ich, dass meine Regenerationsfähigkeit noch nicht auf Top-Niveau ist. Vielleicht ist das ja sogar ein gutes Zeichen für meinen behutsamen Formaufbau – schließlich sind es noch knapp zwei Monate bis zur Tour!

Ergebnis – 12. Etappe – Giro d’Italia:
1 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL 4h16'08
2 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 34
3 Dario David Cioni LIQUIGAS s.t.
4 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 1'27
5 Mirko Celestino TEAM MILRAM s.t.
...
8 Davide Rebellin GEROLSTEINER s.t.
9 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
26 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.

Gesamtwertung – Giro d’Italia:
1 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM 44h25'52
2 Dario David Cioni LIQUIGAS + 4
3 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 34
4 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 35
5 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 2'52
6 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 4'45
7 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 5'17

Ergebnis – 5. Etappe – Volta Catalunya:
1 Philippe Gilbert FRANÇAISE DES JEUX 4h04'47
2 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 27
3 Bradley McGee FRANÇAISE DES JEUX + 1'43
4 Jens Voigt TEAM CSC s.t.
5 Tom Danielson DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
...
13 Rot Rigo GEROLSTEINER s.t.

Gesamtwertung – Volta Catalunya:
1 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 19h14'00
2 Rot Rigo GEROLSTEINER + 1'37
3 Alberto Contador ASTANÁ TEAM + 2'42
4 Tom Danielson DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 3'10
5 Denis Menchov RABOBANK s.t.

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Beitrag: # 444692Beitrag RotRigo
11.7.2007 - 21:56

20.5.2006 (Lloret de Mar) – Kein Grund zum Feiern:
Während ich gestern noch ganz gut damit leben konnte, den Kampf um die Gesamtwertung gegen Valverde verloren zu haben, ist meine Stimmung heute deutlich schlechter. Der Grund dafür heißt Alberto Contador, ist Spanier und fährt für das Astana-Team. Nach der gestrigen Etappe hatte ich noch 1’05 Vorsprung auf ihn und fühlte mich relativ sicher auf Rang zwei der Gesamtwertung. Doch heute setzte Contador mir, in Zusammenarbeit mit Valverde und Philippe Gilbert, der nach gestern auch heute wieder bärenstark fuhr und die zweite Etappe in Folge gewann, ordentlich zu. Wieder war es der letzte Anstieg vor dem Ziel und wieder fühlte ich mich besser, als meine Beine es mir dann letztlich bestätigten. Als Gilbert zur Attacke bließ und Contador an sein Hinterrad sprang, war ich gefordert, konnte aber einfach nicht folgen. Die Beine machten zu und ich war froh in der ersten größeren Gruppe bleiben zu können. Das Trio des Tages flog uns davon und holte sage und schreibe fast zwei Minuten heraus! Mein zweiter Gesamtrang ist somit nun Schnee von gestern und so langsam bekomme ich sogar Angst, dass es morgen so weiter geht und auch Danielson mich noch vom Podest verdrängt…
Bild
Meine Gruppe verlor 1'48 auf das Trio an der Spitze, in dem Gilbert erneut den Sieg erringen konnte.

Beim Giro sorgte die Ankunft in La Thuile ebenfalls für einen Schlagabtausch der Favoriten und dank des Colle San Carlo, der kurz vor dem Ziel überquert werden musste, konnte man das hier auch vor der Etappe schon erwarten. Was allerdings die wenigsten erwartet hatten ist, dass Cunego heute tatsächlich am Berg eine Niederlage einstecken musste. Am Ende handelte es sich dabei zwar nur um 55 Sekunden, aber immerhin hat er nun wohl doch einen ernsthaften Gegner am Berg: Gilberto Simoni.
Ausgerechnet der Ziehvater und große Erzfeind des Lampre-Kapitäns konnte Cunego am Colle San Carlo abhängen und die Etappe gewinnen!
Bild
Für Cunego war das sicher ein Schlag in die Magengrube, für die Tifosi aber das Beste was passieren konnte. Das große Duell, dass ohnehin schon das Land in zwei Lager teilt, scheint nun wohl tatsächlich auch das Duell um den Giro-Sieg zu werden. Dass dem so ist, sieht man, wenn man einen Blick auf das Ergebnis und den Verlauf der heutigen Etappe wirft. Während ein mutiger Iban Mayo wenigstens noch versucht hatte, den beiden Italienern zu folgen und am Ende mit 1’50 den Rückstand wenigstens einigermaßen in Grenzen halten konnte, mussten Cioni, Savoldelli, Botero und co bereits 3’20 schlucken. Auf den folgenden Etappen werden wir also wahrscheinlich ein heißes Duell um den Sieg und einen großen Kampf um Platz drei sehen – spannend wird’s auf jedenfall!

Ergebnis – 6. Etappe – Volta Catalunya:
1 Philippe Gilbert FRANÇAISE DES JEUX 3h59'33
2 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
3 Alberto Contador ASTANÁ TEAM s.t.
4 Xavier Florencio BOUYGUES TELECOM + 1'48
5 Angel Vicioso ASTANÁ TEAM s.t.
...
23 Rot Rigo GEROLSTEINER s.t.

Gesamtwertung – Volta Catalunya:
1 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 23h13'27
2 Alberto Contador ASTANÁ TEAM + 2'44
3 Rot Rigo GEROLSTEINER + 3'31
4 Tom Danielson DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 5'04
5 Denis Menchov RABOBANK s.t.

Ergebnis – 13. Etappe – Giro d’Italia:
1 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR 5h43'26
2 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 55
3 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 1'50
4 Danilo Di Luca LIQUIGAS + 3'20
5 Luis Perez Rodriguez COFIDIS, LE CRÉDIT PAR TÉLÉPHONE s.t.
6 Dario David Cioni LIQUIGAS s.t.

Gesamtwertung – Giro d’Italia:
1 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL 50h10'36
2 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 1'14
3 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 2'02
4 Dario David Cioni LIQUIGAS + 2'06
5 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 2'36
6 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 5'41

nico2603
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Beitrag: # 444821Beitrag nico2603
12.7.2007 - 8:56

das ist ja wohl ein hammergeiles bild von simoni am berg!!!!!!!!!!!!

RotRigo
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Beitrag: # 446028Beitrag RotRigo
14.7.2007 - 16:43

21.5.2006 (Barcelona) – Erst rollen dann schauen:
Die Volta Catalunya endete heute in der katalanischen „Hauptstadt“ Barcelona Gott sei Dank mit einem Massensprint. Meine Ängste sogar den dritten Gesamtrang noch abgeben zu müssen konnte ich vergessen, als das Feld geschlossen über alle Bergwertungen rollte. Valverde konnte den ganzen Tag seinen Gesamtsieg auskosten und die Attacken verpufften unter dem Diktat von Caisse d’Epargne. Ich hielt mich einfach den ganzen Tag in der Nähe von Contador und Danielson auf und genoß eine entspannte Ausfahrt, die erst auf den letzten Kilometern interessant wurde, als der Massensprint vorbereitet wurde. Ich staunte nicht schlecht, als ich dann im Ziel, mit noch immer recht ruhigem Puls, ankam und auf die Anzeigetafel schaute: Valverde hatte tatsächlich den Sieg errungen!
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Der Spanier krönte eine tolle Woche mit einem Bilderbuch-Sprint, in dem er tatsächlich sogar Leute wie Erik Zabel und Oscar Freire schlagen konnte – respekt!

Nach dem Ausrollen verabschiedete ich mich dann sofort in den Mannschaftsbus um mit den Jungs gemeinsam Giro zu schauen. Wir freuten uns auf eine Bergetappe über den Großen St. Bernhard und den Simplonpass, die zwar im Tal endete, aber auf Grund der schweren Anstiege trotzdem einige Spannung versprach. Außerdem hatte Ronny uns informiert, dass er heute versuchen würde in eine Spitzengruppe zu kommen.
Als wir den Fernseher einschalteten war er dann auch gleich der erste, den wir zu sehen bekamen. Ronny hatte die Ankündigungen wahr gemacht und am St. Bernhard attackiert. Doch leider konnte er keine Begleiter finden und so musste er das gesamte Flachstück zwischen den zwei Alpenriesen allein bestreiten, was ihn zermürbte und jetzt am Simplon dafür sorgte, dass er wieder gestellt wurde – nach 130 Kilometern an der Spitze mit maximal 12 Minuten Vorsprung!
Das Rennen der Favoriten konnte eröffnet werden und es war schließlich Iban Mayo, der als erster die Nerven verlor. Seiner beherzten Attacke, 15 Kilometer vor dem Gipfel, folgte zunächst nur Santiago Botero, doch als dann kurz darauf auch Savoldelli versuchte nachzusetzen hielt es keinen mehr im Sattel. Alle, die sich noch Gedanken um eine Top-Platzierung machen, gingen hinterher und einer schien es besonders ernst zu meinen: Gilberto Simoni. Der Gesamtzweite zog den Antritt immer noch durch, als Mayo und Botero schon eingeholt waren und setzte sich von der Gruppe ab. Vor allem Mayo, Savoldelli und Cunego versuchten anschließend Simoni zurück zu holen, doch alles was sie machten hatte keine Wirkung. Cunego schien heute nicht die Kraft zu haben, das Feld zu verlassen um allein die Verfolgung aufzunehmen und auch Mayo traute sich keinen weiteren Antritt mehr zu.
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Erst spät vor dem Gipfel konnte Pereiro noch einmal das Tempo erhöhen, doch auch sein Versuch scheiterte und Simoni’s Vorsprung wuchs weiter an. Am Gipfel des Simplon-Pass hatte der Saunier-Kapitän ein Guthaben von etwa 3 Minuten angesammelt und die Italiener am Straßenrand waren nicht mehr zu halten. Würde Simoni seinem großen Kontrahenten heute eine Lehrstunde erteilen? Er würde! Simoni holte auf der langen Abfahrt sogar noch eine weitere Minute gegen die große Verfolgergruppe heraus und siegte in Domodossola absolut überlegen. War das schon die Entscheidung im Duell der Volkshelden?
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Ergebnis – 7. Etappe – Volta Catalunya:
1 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 3h05'54
2 Xavier Florencio BOUYGUES TELECOM s.t.
3 Jaan Kirsipuu CRÉDIT AGRICOLE s.t.
4 Angel Vicioso ASTANÁ TEAM s.t.
5 Erik Zabel TEAM MILRAM s.t.

Endstand – Volta Catalunya:
1 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 26h19'11
2 Alberto Contador ASTANÁ TEAM + 2'54
3 Rot Rigo GEROLSTEINER + 3'41
4 Tom Danielson DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 5'14
5 Denis Menchov RABOBANK s.t.
6 José Enrique Gutiérrez Cataluña PHONAK HEARING SYSTEMS + 5'21
7 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM + 5'51
8 David Arroyo CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 6'14
9 Patxi Vila LAMPRE - FONDITAL + 6'16
10 Philippe Gilbert FRANÇAISE DES JEUX + 6'34

Ergebnis – 14. Etappe – Giro d’Italia:
1 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR 5h30'07
2 Stefano Garzelli LIQUIGAS + 4'11
3 Danilo Di Luca LIQUIGAS s.t.
4 José Luis Rubiera DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
5 Manuel Beltran DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.

Gesamtwertung – Giro d’Italia:
1 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR 55h41'37
2 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 3'17
3 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 5'19
4 Dario David Cioni LIQUIGAS + 5'23
5 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 5'53
6 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 8'58
7 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 10'04
8 José Rujano SELLE ITALIA - SERRAMENTI DIQUIGIOVANNI + 12'14
9 Stefano Garzelli LIQUIGAS + 12'51
10 Danilo Di Luca LIQUIGAS + 13'03



Morgen Abend geht unser Flug von Barcelona zurück nach Frankfurt und dann werde ich mich wieder einige Tage zu hause aufhalten – zum trainieren und um euch von den entscheidenden Giro-Etappen zu berichten!

Sleepy
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Beitrag: # 446337Beitrag Sleepy
15.7.2007 - 11:31

Lieber Rot,

auch ich verfolge deinen AAR nun schon seit langer Zeit und wollte dir jetzt endlich mal ein Lob dafür aussprechen.

Es ist bewundernswert, wie du dieses Stück herrlichster Radsportliteratur über solange Zeit aufrecht erhalten konntest und kannst und ich hoffe, dass wir noch lange RotRigos Rennfahrer-Karriere genießen können.

Alles Gute weiterhin!

Sleepy

RotRigo
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Beitrag: # 446484Beitrag RotRigo
15.7.2007 - 16:59

23.5.2006 (Darmstadt) – Gnädiger Dominator:
Bevor wir gestern Abend in den Flieger gestiegen sind, haben wir uns den ganzen Tag über Barcelona angeschaut. Ich muss sagen, dass es mir wirklich gut gefallen hat dort!
Auf die gestrige Giro-Etappe konnte ich sowieso gut verzichten, denn es handelte sich um eine Flachetappe, an deren Ende mal wieder Alessandro Petacchi im Massensprint jubeln durfte.
Inzwischen bin ich wieder in der, nicht ganz so pompösen und eindrucksvollen, Heimat angekommen und habe mir heute nur eine kleine, seichte Trainingsrunde angetan. Pünktlich zum Etappen-Finale am Monte Bondone saß ich deshalb wieder vor dem Fernseher und konnte mich beeindrucken lassen von dem wahrscheinlich neuen Giro-Sieger. Gilberto Simoni hatte schon sehr früh in den Schlussanstieg hinein attackiert und stiefelte von da an dem Feld davon. Niemand konnte ihm folgen und so holte er nach und nach allein die Ausreißer ein, die bis dahin das Rennen bestimmt hatten und zu denen auch Danilo Di Luca, der Gesamtzehnte sowie Frank Schleck, der Gesamtsechzehnte, gehörten.
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Unter den Verfolgern kam es dann zu einem klassischen Ausscheidungsfahren der weiteren Favoriten, bei dem Damiano Cunego eine weitere Niederlage einstecken musste. Der „Prinz“, wie ihn die Italiener nennen, bezahlte heute für seine Husarenritte zu Beginn der Rundfahrt und musste nach Simoni auch seinen nächsten Kontrahenten ziehen lassen: Paolo Savoldelli.
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Der Kapitän von Discovery Channel wurde von den Fans seines Rennstalls den Berg hinauf getragen und konnte Cunego am Ende um fast eine Minute distanzieren, was für neue Spannung zwischen den Beiden im Kampf um Rang zwei sorgen dürfte. Jetzt, wo der Gesamtsieger mit Gilberto Simoni trotz drei weiterer Bergankünfte festzustehen scheint, ist das für das öffentliche Interesse an den letzten Etappen sicher sehr wichtig!
Den Etappensieg sicherte sich heute übrigens trotzdem nicht Gilberto Simoni. Der Italiener wurde mit 28 Sekunden Rückstand zweiter und es wirkte fast wie eine gnädige Geste, dass er den Stärksten der frühen Ausreißergruppe nicht einholte: Roberto Laiseka hatte in Anwesenheit besonders vieler Basken einen tollen Tag erwischt und durfte sich am Ende tatsächlich über einen hochverdienten Sieg freuen.
Bild

Ergebnis – 15. Etappe – Giro d’Italia:
1 Alessandro Petacchi TEAM MILRAM 4h06'51
2 Danilo Napolitano LAMPRE - FONDITAL s.t.
3 Luciano Pagliarini SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
4 Enrico Gasparotto LIQUIGAS s.t.
5 Filippo Pozzato QUICK STEP - INNERGETIC s.t.

Ergebnis – 16. Etappe – Giro d’Italia:
1 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 4h56'56
2 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 28
3 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 3'04
4 Frank Schleck TEAM CSC + 3'15
5 Walter Pedraza SELLE ITALIA - SERRAMENTI DIQUIGIOVANNI s.t.
6 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 3'51
7 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL s.t.
8 Dario David Cioni LIQUIGAS + 4'37
9 Danilo Di Luca LIQUIGAS s.t.
10 Luis Perez Rodriguez COFIDIS, LE CRÉDIT PAR TÉLÉPHONE s.t.
11 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
12 Gianpaolo Caruso ASTANÁ TEAM s.t.
13 José Rujano SELLE ITALIA - SERRAMENTI DIQUIGIOVANNI s.t.
14 Felix Cardénas BARLOWORLD + 5'20
15 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
16 Michele Scarponi ASTANÁ TEAM s.t.
17 Michael Boogerd RABOBANK s.t.
18 Carlos Sastre TEAM CSC s.t.
19 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE s.t.
20 Francisco Perez Sanchez CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 5'49
21 Stefano Garzelli LIQUIGAS + 6'27
22 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 6'59

Gesamtwertung – Giro d’Italia:
1 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR 64h45'40
2 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 6'52
3 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 7'59
4 Dario David Cioni LIQUIGAS + 9'44
5 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 10'57
6 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 13'19
7 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 13'39
8 José Rujano SELLE ITALIA - SERRAMENTI DIQUIGIOVANNI + 16'35
9 Danilo Di Luca LIQUIGAS + 17'24
10 Frank Schleck TEAM CSC + 18'08

RotRigo
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Beitrag: # 450918Beitrag RotRigo
23.7.2007 - 15:50

Die Telekom hat mir mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht - eine Woche war ich ohne Internet. Weitergespielt und -geschrieben habe ich trotzdem. :)

24.5.2006 (Darmstadt) – Spanischer Schmutz verdrängt italienischen Glanz:
Die 17. Giro-Etappe führte die Jungs heute auf 132 Kilometern über den Passo delle Erbe hinauf zum „Plan de Corones“, dem Kronplatz. Die drittletzte Bergankunft ließ im weiten Rund einen erneuten Triumpf von Gilberto Simoni erwarten, doch der Mann in Rosa ließ, wie schon gestern, eine Ausreißergruppe entwischen, die für ihn nicht wirklich gefährlich war.
Genau wie gestern war wieder Roberto Laiseka von Euskaltel unter den „Flüchtigen“ zu entdecken und ihn begleiteten mit Garzelli, Belli und Perez Sanchez drei weitere bekannte Namen.
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Die Gruppe lief gut und kam am Schlussanstieg mit großem Vorsprung an. Zwar wartete der Kronplatz mit hohen Steigungsprozenten auf die Fahrer, doch es sah die ganze Zeit gut für das Spitzen-Quartett aus. Die größte Gefahr stellte eine Zeit lang der Gesamt-Dritte Paolo Savoldelli dar, der in der Abfahrt vom Passo delle Erbe attackiert und somit das Rennen der Favoriten eröffnet hatte. Zunächst ließ man auch ihn ein wenig fahren, doch kaum war der Schlussanstieg erreicht wurde es Simoni zu bunt. Er griff an und setzte sich sofort locker vom Feld, und somit auch von Cunego, ab. Er erreichte Savoldelli, verschnaufte kurz an dessen Hinterrad und ließ dann auch den Falken stehen.
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Simoni wirkte im Finale so, als sei er durch die Attacke von Savoldelli beleidigt worden und wolle es diesem jetzt zurück zahlen. Er schenkte seinen Kontrahenten noch einmal viel, viel Zeit ein und klopfte seinen Giro-Sieg noch einmal ein Stück fester – auch wenn er erneut großzügig genug war um einem der Ausreißer den Sieg zu überlassen: Perez Sanchez konnte 25 Sekunden vor dem Duo Simoni-Laiseka retten und gewann somit die wohl schwerste Bergankunft dieses Giro’s.
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Savoldelli konnte mit seinem Ritt übrigens trotzdem zufrieden sein, denn nachdem Simoni ihn abgehängt hatte, konnte der Discovery-Kapitän sein Tempo weiter fahren und alle anderen GK-Konkurrenten weiter distanzieren, so dass er jetzt vor Cunego auf Rang zwei liegt!


Leider stand aber nicht nur beim Giro auf dem Kronplatz heute ein Spanier ganz oben. Auch sämtliche Titelblätter internationaler Sportzeitschriften bildeten ein spanisches Duo ab, dem im Moment eher nicht zu feiern zu Mute sein dürfte: Eufemiano Fuentes und Manolo Saiz heißen die beiden Männer, die gestern mit ihrer Festnahme durch die spanische Polizei für Aufruhr sorgten. Die Beiden seien des Sport-Betrugs überführt worden, bekommt man heute überall zu lesen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, was ich von der Geschichte zu halten habe, aber es sieht so aus, als habe Saiz versucht mit Fuentes’ Hilfe in den letzten Jahren seine Teams nicht ganz legal zu Siegen zu führen. Die Frage, die sich mir stellt, ist, inwiefern auch seine Fahrer in den Fall verwickelt sein könnten? Ich befürchte, dass uns der Fall, den die Spanier „Operacion Puerto“ (Operation Bergpass) nennen, noch ein bisschen beschäftigen wird!

Ergebnis – 17. Etappe – Giro d’Italia:
1 Francisco Perez Sanchez CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 4h23'07
2 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR + 25
3 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
4 Wladimir Belli SELLE ITALIA - SERRAMENTI DIQUIGIOVANNI + 1'27
5 Stefano Garzelli LIQUIGAS + 1'57
6 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 3'10
7 Eddy Mazzoleni T-MOBILE TEAM + 4'42
8 José Rujano SELLE ITALIA - SERRAMENTI DIQUIGIOVANNI + 5'06
9 Dario David Cioni LIQUIGAS s.t.
10 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL s.t.
11 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
12 Michael Boogerd RABOBANK s.t.
13 Luis Perez Rodriguez COFIDIS, LE CRÉDIT PAR TÉLÉPHONE s.t.
14 Felix Cardénas BARLOWORLD s.t.
15 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
16 Óscar Pereiro Sio CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
17 Carlos Sastre TEAM CSC + 5'39

Gesamtwertung – Giro d’Italia:
1 Gilberto Simoni SAUNIER DUVAL - PRODIR 69h09'00
2 Paolo Savoldelli DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 10'56
3 Damiano Cunego LAMPRE - FONDITAL + 11'45
4 Dario David Cioni LIQUIGAS + 14'37
5 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 15'50

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