Die Karriere des Rot Rigo [L-B-L 2008]

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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bayerchecker06
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Beitrag: # 396369Beitrag bayerchecker06
7.11.2006 - 11:28

Klasse das es weiter geht :D
Jetzt wirds nochmal spannend ums Gelbe Trikot!!!
[mcol]BERGZIEGEN '09[mcol]Ballan[mcol]Gerdemann[mcol]Sanchez Gil[mcol]Nocentini[mcol]Gutierrez P.[mcol]Boom[mcol]Garate[mcol]Voeckler[mcol]Clerc[mcol]Usov[mcol]D.Martin[mcol]Hammond

RotRigo
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Beitrag: # 396435Beitrag RotRigo
7.11.2006 - 19:10

22.8.2005 (Deutschland-Tour) – Ein Traumtag für Team Gerolsteiner:
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Das Einzelzeitfahren über 31 Kilometer von Ludwigshafen nach Weinheim musste natürlich die Entscheidung bringen und schon am Frühstücks-Tisch sah Markus extrem motiviert aus. Er schaute ständig an die Wand und wankte dabei mit dem Kopf. Innerlich ging er die Strecke wohl schon zum x-ten mal durch und wenn man ihn ansprach dauerte es eine halbe Ewigkeit bis er reagierte. Viele Trainer würden nun sicher sagen, dass er zu verbissen war, doch das Feuerwerk, das er später auf der Strecke abbrannte gab Markus in seiner Vorbereitung recht. Er fuhr vom Start weg vollgas und hatte bereits an der ersten Zwischenzeit 42 Sekunden auf Michael Boogerd herausgefahren. Natürlich war zu diesem Zeitpunkt der Sieg noch nicht in trockenen Tüchern, doch als er 9 Kilometer später bereits mit 2’10 vor dem Holländer lag war die Entscheidung gefallen und es ging für Markus „nur“ noch um den Etappensieg.
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Natürlich hört es sich komisch an, wenn man sagt es ging für ihn nur noch um den Etappensieg, doch wenn man bedenkt, wer bis zu dem Zeitpunkt als Markus im Ziel eintraf die Führung inne hatte, dann versteht man, dass Markus gerne darauf verzichtete die Bestzeit zu fahren: Es war Michael Rich. Unser alter Zeitfahr-Hase war auf der flachen Strecke mal wieder über sich hinaus gewachsen und hatte die gesamte Konkurrenz meilenweit abgehängt - selbst der Zweitschnellste Paolo Savoldelli musste auf den 31 Kilometern fast eine Minute schlucken!
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Ob Markus auf den letzten Metern schließlich absichtlich ein wenig Tempo heraus nahm, oder ob er einfach platt war werden wir wohl nicht erfahren. Sicher ist jedoch, dass es für ihn locker zum Gesamtsieg und für Michael um zehn Sekunden zum Etappensieg reichte.
Spannung kam hingegen im Kampf um den zweiten Platz der Gesamtwertung noch einmal auf. Michael Boogerd, der mit einem ordentlichen Polster von 1’48 auf Miguel Perdiguero ins Zeitfahren gestartet war, erlebte auf der Zeitfahrmaschine einen rabenschwarzen Tag und schien nun fast schon zu bereuen, dass er gestern so früh attackiert hatte. Von Kilometer zu Kilometer schmolz sein Vorsprung und erst als sich Perdiguero in den letzten Kurven von Weinheim verbremste und fast zu Fall kam konnte der Holländer im gelben Trikot aufatmen – wenigstens den zweiten Gesamtrang hatte er um 13 Sekunden ins Ziel gerettet.
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Morgen wird es nun noch einmal spannend. Denn noch hat Perdiguero die Chance durch einen Etappensieg und die eine oder andere Sekunde an einem Zwischensprint Platz zwei zu erobern.

Ich selbst versuchte am Anfang des Zeitfahrens volles Tempo zu fahren, musste aber schon an der ersten Zwischenzeit einsehen, dass es nicht für viel reichen würde und so brachte ich mich nur noch sehr unmotiviert ins Ziel. Immerhin reichte es für Platz 18 mit drei Minuten Rückstand auf Michael und einen zwölften Rang in der Gesamtwertung. Das ist natürlich eigentlich ein enttäuschendes Ergebnis, doch in Wirklichkeit habe ich mich schon längst damit abgefunden, dass diese Deutschland-Tour für mich kein positives Ende nehmen würde und so ist es mir inzwischen sogar relativ egal. Eine Top-15-Platzierung mit scheinbar höchstens 80%iger Form ist immerhin etwas und wenigstens habe ich die Tortur nun überstanden. Morgen werde ich die Schlussetappe noch zu Ende bringen und dann geht es erstmal in den Urlaub – mir fehlt einfach die Kraft um durch weiteres Training noch einmal in Form zu kommen!

Ergebnis:
1 Michael Rich Gerolsteiner 32'58
2 Markus Fothen Gerolsteiner + 10
3 Paolo Savoldelli Discovery Channel + 56
4 Gustav Larsson Fassa Bortolo + 1'33
5 Jan Hruska Liberty Seguros + 1'40
6 Miguel Perdiguero Phonak Hearing Systems + 1'51
7 Brian Vandborg Team CSC + 2'13
8 Roberto Petito Fassa Bortolo + 2'21
9 Davide Rebellin Gerolsteiner + 2'25
10 Chris Horner Saunier Duval + 2'28
...
18 Rot Rigo Gerolsteiner + 3'04
26 Michael Boogerd Rabobank + 3'26

GK:
1 Markus Fothen Gerolsteiner 33h37'02
2 Michael Boogerd Rabobank + 2'37
3 Miguel Perdiguero Phonak Hearing Systems + 2'50
4 Kim Kirchen Fassa Bortolo + 6'02
5 Frank Schleck Team CSC + 9'01
6 Paolo Savoldelli Discovery Channel + 10'13
7 Davide Rebellin Gerolsteiner + 12'00
8 Wim Van Huffel Davitamon - Lotto + 12'35
9 Thomas Lövkvist Française des Jeux + 14'39
10 Francisco Mancebo Illes Balears + 15'16
11 Sergio Ghisalberti Domina Vacanze + 16'23
12 Rot Rigo Gerolsteiner + 16'35
13 Chris Horner Saunier Duval + 18'11
14 Fabian Wegmann Gerolsteiner + 19'29
15 Leonardo Piepoli Saunier Duval + 19'44

Punkte:
1 Miguel Perdiguero Phonak Hearing Systems 108
2 Markus Fothen Gerolsteiner 73
3 Peter Wrölich Gerolsteiner 73
4 Davide Rebellin Gerolsteiner 68
5 Oscar Freire Rabobank 64

Berg:
1 Michael Boogerd Rabobank 32
2 Davide Rebellin Gerolsteiner 28
3 Miguel Perdiguero Phonak Hearing Systems 27

nico2603
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Beitrag: # 396617Beitrag nico2603
9.11.2006 - 14:27

fährt rot nun doch nicht die vuelta????

RotRigo
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Beitrag: # 397263Beitrag RotRigo
14.11.2006 - 19:27

@nico: Sorry, aber das Vuelta-Thema hat sich auf Grund der Rennpunkte erledigt...

23.8.2005 (Deutschland-Tour) – Sattgefahren:
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Auf dem Weg ins Ziel der diesjährigen Deutschland-Tour regnete es wie in Strömen. Dennoch konnte meine Vorfreude auf den heutigen Abend nicht geschmälert werden und ich unterhielt mich lange Zeit mit unserem neuen D-Tour-Sieger Markus Fothen. Vorfreude auf den heutigen Abend? Ja, genau! Schließlich sollte es eine kleine Mannschaftsfeier geben, um Markus’ Sieg sowie noch einmal die großen Leistungen von Totsche bei der Tour zu ehren und außerdem sollte heute Abend für mich eine längere Regenerations-Pause anbrechen. Die nächsten fünf Tage werde ich nämlich ohne jedes Training zu Hause verbringen und dann geht es gemeinsam mit Fabian Wegmann in den Urlaub nach Kairo in Ägypten. Wir sollen entspannen und noch einmal etwas Kraft tanken um dann gegebenenfalls Ende September wieder zur WM oder den Herbstklassikern zurück zu kehren. Vielleicht können wir dort dann noch einmal für gute Ergebnisse sorgen. Im aktuellen Zustand jedenfalls kann vor allem ich keine Leistung mehr bringen – ich bin richtig ausgequetscht!
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Besser geht es da scheinbar Markus. Er fühlt sich nach der D-Tour noch immer sehr fit und es laufen Gespräche mit der Teamleitung ob er sogar noch die Vuelta dran hängt. Dort sind wir mit Titelverteidiger Totschnig und dem zweiten Kapitän Levi Leipheimer zwar eigentlich schon ganz gut vertreten, doch Holczer möchte sich wohl noch eine Option offen lassen. Zumal Levi momentan noch an einer Grippe zu leiden hat und Totsche’s Form nach den anstrengenden Monaten Juni und Juli ebenfalls nicht unbedingt eine Bank sein soll ist das vielleicht auch ganz verständlich – schließlich will man zumindest annähernd an das 2004er Ergebnis anknüpfen. Eine Wiederholung der Ereignisse dürfte aber ausgeschlossen sein…
Naja, wir werden sehen, was die Jungs in Spanien reißen können. Hoffentlich kann ich in Ägypten das Renngeschehen verfolgen!

Zur heutigen letzten Etappe brauche ich eigentlich nicht mehr viel zu erzählen. Es war ein flaches Teilstück, dass durch den starken Regen leider (bis auf das Ziel in Bonn) wenig Zuschauer an die Strecke lockte und auch kaum Fahrer zu einer großen Flucht animierte. So rollte das Feld fast die gesamte Strecke geschlossen dem Finale entgegen, wo sich einmal mehr der Gesamtdritte Miguel Angel Martin Perdiguero als Sieger in Szene setzen konnte. Durch einen starken Schlussspurt sicherte er sich D-Tour-Etappensieg Nummer zwei, holte das Punktetrikot und kam noch einmal bis auf drei Sekunden an den Gesamtzweiten Michael Boogerd heran, der das Bergtrikot ein letztes mal verteidigen konnte.
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Ergebnis:
1 Miguel Perdiguero Phonak Hearing Systems 3h36'56
2 Kurt-Asle Arvesen Team CSC s.t.
3 Fred Rodriguez Davitamon - Lotto s.t.
4 Salvatore Commesso Lampre - Caffita s.t.
5 Baden Cooke Française des Jeux s.t.

GK:
1 Markus Fothen Gerolsteiner 37h13'58
2 Michael Boogerd Rabobank + 2'37
3 Miguel Perdiguero Phonak Hearing Systems + 2'40
4 Kim Kirchen Fassa Bortolo + 6'02
5 Frank Schleck Team CSC + 9'01

Punkte:
1 Miguel Perdiguero Phonak Hearing Systems 133
2 Peter Wrölich Gerolsteiner 87
3 Oscar Freire Rabobank 78
4 Markus Fothen Gerolsteiner 73
5 Davide Rebellin Gerolsteiner 68

Berg:
1 Michael Boogerd Rabobank 32
2 Davide Rebellin Gerolsteiner 31
3 Miguel Perdiguero Phonak Hearing Systems 27
4 Markus Fothen Gerolsteiner 27
5 Leonardo Piepoli Saunier Duval 18

nico2603
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Beitrag: # 397354Beitrag nico2603
15.11.2006 - 15:05

also hatte ich doch recht mit meiner prognose bezüglich der vuelta, totzdem schade

mach weiter so rot

RotRigo
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Beitrag: # 397406Beitrag RotRigo
15.11.2006 - 16:43

26.8.2005 (Noch daheim) – Starke Vuelta:
Als ich heute Abend einen Blick auf die Meldeliste für die Vuelta geworfen und dazu auch noch einen Artikel im Internet gelesen habe war ich froh, dass ich mir diese drei Wochen nicht auch noch antun werde. Denn in diesem Jahr ist nicht nur die Strecke so schwer wie üblich, sondern auch die Konkurrenz ist sehr groß! Aus den Top 10 des letzten Jahres (siehe 1. Seite des Threads) fehlt außer mir nur der Neuntplatzierte Denis Menchov und dafür kommen mit Jan Ullrich (!!!), Andreas Klöden, Michael Rasmussen, Santiago Botero, Roberto Heras, Levi Leipheimer, Christophe Moreau, Jose Azevedo und Manuel Beltran einige Hochkaräter, sowie mit Damiano Cunego, Alejandro Valverde und eben unserem frisch gebackenen D-Tour-Sieger Markus Fothen einige hoffnungsvolle Rundfahrt-Talente hinzu. Totsche wird es sehr schwer haben seinen Titel zu verteidigen!
Einzig Lance Armstrong wäre ein Name gewesen, der die Liste noch hätte erweitern können. Doch ich bin froh, dass er nicht startet, denn es wäre traurig gewesen, wenn ich die Chance auf ein Duell mit dem größten Rundfahrer der letzten Jahre in dessen letzter Rundfahrt einfach so verschenkt hätte. So weiß ich nun aber, dass ich in meiner Planung nichts falsch gemacht habe und kann übermorgen früh zufrieden in den Urlaub fliegen – mit den Ergebnissen des vorabendlichen Prologs in der Hand und der Hoffnung auf eine ordentliche ägyptische Vuelta-Berichterstattung im Hinterkopf.

RotRigo
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Beitrag: # 397431Beitrag RotRigo
15.11.2006 - 17:25

27.8.2005 (Vuelta a Espana – Prolog) – Föthchen wie im Flug:
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Die Protagonisten des ersten Tages: oben v.l.n.r.: Jan Ullrich, Georg Totschnig; unten v.l.n.r.: David Zabriskie, Markus Fothen, Santiago Botero.

Ich habe mich heute den ganzen Tag darauf gefreut den Prolog zu sehen, da ich befürchte, dass es fürs Erste meine letzte Chance ist die Vuelta live am TV zu verfolgen. Als ich dann den Fernseher pünktlich zu Übertragungsbeginn einschaltete war ich doch etwas enttäuscht: Einer meiner Hauptgründe die Vuelta zu verfolgen war bereits im Ziel! Markus Fothen hatte bei der Startnummer-Vergabe als „Nachrücker“ die Startnummer 9 erhalten und musste daher als erster Gerolsteiner-Mann auf die Strecke gehen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die TV-Kamera’s noch Deckel auf der Linse und so kam es leider nicht zu bewegten Bildern von der Fahrt des Tages. Fahrt des Tages? Ja, Fahrt des Tages! Denn Markus konnte heute nach seiner tollen Leistung von der Deutschland-Tour noch eins drauf setzen und erzielte eine frühe Bestzeit, die man getrost als sensationell einstufen kann. In 11’34 war er letztlich auch als alle im Ziel eingetroffen waren 28 Sekunden schneller als der Kolumbianer Santiago Botero und hatte den Prolog deutlich gewonnen! Ein Jan Ullrich ließ sich dann später im Eurosport-Interview sogar dazu hinreißen unseren ersten Gold-Trikot-Träger dieser Vuelta mit Worten wie „ich muss den Hut ziehen“ oder „diese Zeit hätte ich niemals erreichen können“ zu loben und Weltmeister Totsche war „einfach happy, dass Markus so gut drauf ist!“, und fügte hinzu: „Mir nimmt das etwas den Druck und das Team ist nun doch mit einer starken Doppelspitze ausgestattet.“
Totsche selbst landete beim Prolog mit 37 Sekunden Rückstand auf Fothen auf einem sehr starken achten Rang. Mit ihm darf man also durchaus wieder rechnen.
Ich bin gespannt was die nächsten Tage so bringen, aber wenn man das Ergebnis des Prologs betrachtet, sieht es fast so aus, als ob die beiden deutschen Teams in Spanien mit ihren Doppelspitzen das Feld kurz und klein fahren könnten!

Ergebnis:
1 Markus Fothen Gerolsteiner 11'34
2 Santiago Botero Phonak Hearing Systems + 28
3 David Zabriskie Team CSC + 29
4 Erik Dekker Rabobank + 32
5 Jan Ullrich T-Mobile Team + 34
6 Christophe Moreau Credit Agricole + 35
7 Andreas Klöden T-Mobile Team + 36
8 Georg Totschnig Gerolsteiner + 37
9 Victor Hugo Pena Phonak Hearing Systems + 39
10 Peter Van Petegem Davitamon - Lotto s.t.
...
12 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 41
14 Roberto Heras Liberty Seguros s.t.
17 Thomas Dekker Rabobank + 42
28 Izidro Nozal Liberty Seguros + 47
36 Alejandro Valverde Illes Balears + 51
44 José Azevedo Discovery Channel + 52
48 Iban Mayo Euskaltel - Euskadi + 53
51 Damiano Cunego Lampre - Caffita + 54
53 Oscar Sevilla T-Mobile Team s.t.
64 Manuel Beltran Discovery Channel + 56
84 Michael Rasmussen Rabobank + 59
158 Levi Leipheimer Gerolsteiner + 1'09


Levi tat mir heute besonders leid. Die Kamera's blieben leider ziemlich lange bei ihm und so konnte die ganze Welt sehen, wie sehr er sich quälte. Die Grippe setzt ihm wohl immer noch zu! Hoffentlich geht es ihm bald besser...

RotRigo
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Beitrag: # 398230Beitrag RotRigo
20.11.2006 - 19:17

28.8.2005 (Vuelta a Espana) – Schon einer weniger:
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Als wir heute in Kairo ankamen war die zweite Etappe der Vuelta schon fast zu Ende und so konnte ich beim Einschalten meines Laptops im Hotel keinen Live-Stream mehr verfolgen. Trotzdem habe ich in Erfahrung bringen konnte, dass unser Team das goldene Trikot heute noch einmal verschenkt hat um die Helfer in den nächsten Tagen schonen zu können. Den ganzen Tag über lag eine 13-köpfige Spitzengruppe vorn und spätestens am Alto de Geronimo, dem kurzen Anstieg im Finale, war klar, dass der Etappensieger und auch der neue Mann in Gold aus dieser Gruppe kommen würde. Die Ausreißer konnten sich nun belauern und so kam es kurz vor der Bergwertung zur Attacke von Rabobanks Maarten Den Bakker, der sich dort das Bergtrikot holte, in der Abfahrt dann aber von einigen Begleitern wieder gestellt wurde. Trotzdem hatte er dadurch die Spitzengruppe gesprengt und schließlich dafür gesorgt, dass nur noch vier Fahrer um den Etappensieg sprinten konnten, der am Ende an Kevin Hulsmans von Quick Step ging.
Das wichtigste Detail des Tages aber betrifft den Spanier Alejandro Valverde. Als er mitten im Feld die Abfahrt vom Geronimo in Angriff nahm blieben direkt vor ihm die beiden Valenciana-Fahrer Eladio Jimenez und Ruben Plaza mit ihren Lenkern aneinander hängen und stürzten. Valverde’s Reaktionsschnelligkeit reichte leider nicht aus um den Gestürzten auszuweichen und so ging auch er zu Boden – genau wie acht weitere Fahrer. Soweit ist das ja noch nichts dramatisches, doch leider blieb Valverde zunächst einmal auf dem Asphalt liegen und konnte erst nach einigen Minuten mit schmerzverzerrtem Gesicht das Rennen fortsetzen. Am Ende erreichte er das Ziel an der Seite von Jimenez und Plaza gut zwölf Minuten nach dem Feld! Der Kampf um den Gesamtsieg ist für ihn somit schon jetzt wieder gelaufen und auch ob er morgen wieder am Start stehen wird ist nicht sicher.

Das Hotel in Kairo ist übrigens der absolute Wahnsinn. Wir haben vorhin erstmal zwei, drei Sauna-Gänge hinter uns gebracht und am reichhaltigen Buffet ordentlich zugeschlagen. Wir müssen jetzt nur aufpassen, dass wir es uns nicht zu gut gehen lassen. Sonst wird das in dieser Saison am Ende gar nichts mehr mit weiteren Renneinsätzen…


Ergebnis:
1 Kevin Hulsmans Quick Step - Innergetic 4h08'53
2 Paolo Bossoni Fassa Bortolo s.t.
3 Simone Cadamuro Domina Vacanze s.t.
4 Maarten Den Bakker Rabobank s.t.
5 Francisco Cabello Comunidad Valenciana + 31
6 Yuriy Krivtsov AG2R Prévoyance s.t.
7 Juan Fuentes Lampre - Caffita s.t.
8 Tristan Hoffman Team CSC s.t.
9 Ludovic Auger Française des Jeux s.t.
10 Nico Mattan Davitamon - Lotto s.t.
11 Pavel Padrnos Discovery Channel s.t.
12 Christophe Kern Bouygues Telecom s.t.
13 Marco Zanotti Liquigas - Bianchi s.t.
14 Stuart O'Grady Cofidis + 3'30
15 Bernhard Eisel Française des Jeux s.t.


GK:
1 Kevin Hulsmans Quick Step - Innergetic 4h21'12
2 Simone Cadamuro Domina Vacanze + 4
3 Maarten Den Bakker Rabobank + 6
4 Paolo Bossoni Fassa Bortolo + 17
5 Pavel Padrnos Discovery Channel + 30

Berg:
1 Maarten Den Bakker Rabobank 6
2 Pavel Padrnos Discovery Channel 4
3 Marco Zanotti Liquigas - Bianchi 2

Punkte:
1 Kevin Hulsmans Quick Step - Innergetic 26
2 Markus Fothen Gerolsteiner 25
3 Simone Cadamuro Domina Vacanze 25

RotRigo
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Beitrag: # 398393Beitrag RotRigo
21.11.2006 - 18:02

30.8.2005 (Vuelta a Espana) – Gold-Trikot wechsel dich:
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Gestern waren wir in Kairo unterwegs und haben die Vuelta, obwohl wir gekonnt hätten, einfach mal links liegen gelassen. So ein Tag ganz ohne Radsport ist auch mal nichts falsches. Außerdem ist das Rennen dort in Spanien ja ohnehin noch nicht so wahnsinnig spannend. Der Franzose Ludovic Auger hat gestern jedenfalls das Gold-Trikot übernommen, nachdem er wieder in einer Ausreißergruppe ankam, die das Feld am letzten Anstieg überrascht hatte. Die Etappe in Puertollano gewann dann im Sprint der Gruppe Robert Hunter und unser bester Mann war Heinrich Haussler - als Zweitschnellster im Sprint des Feldes.
Heute verbrachten Fabian und ich den Tag im Pool und sahen uns dann zumindest die Zielankunft der vierten Vuelta-Etappe doch wieder an. Allerdings muss ich sagen, dass es mir inzwischen nicht mehr so wichtig ist, dass die Vuelta auch in Ägypten übertragen wird, wie ich vor dem Abflug dachte. Ich brauche irgendwie etwas Abstand von dem Renngeschehen. Fühle mich etwas satt. Naja, das wird sich auch wieder ändern!
Den Sieg konnte heute jedenfalls der Österreicher Bernhard Eisel im ersten Massensprint dieser Vuelta davon tragen. Er setzte sich hauch dünn gegen Stuart O’Grady durch. Frösi und Heinrich blieben auf Rang fünf und sechs nicht mehr als der Zuschauerposten, oder auch immerhin der Zuschauerposten – wie man will.

Achja, fast hätte ich es vergessen. Gestern gab es schon wieder einen Favoritensturz! Diesmal hat es Totsche’s und meinen größten Konkurrenten aus dem Vorjahr, Iban Mayo, erwischt. So langsam verlieren die Spanier also alle ihre Hoffnungsträger und das ohne dass diese selbst etwas dafür können!

Ergebnisse:
3. Etappe:
1 Robert Hunter Phonak Hearing Systems 3h26'09
2 Ludovic Auger Française des Jeux s.t.
3 Alessandro Bertolini Domina Vacanze s.t.
4 Jurgen Van den Broeck Discovery Channel s.t.
5 David Zabriskie Team CSC s.t.
...
8 Stuart O'Grady Cofidis + 1'13
174 Iban Mayo Euskaltel - Euskadi + 4'38

4. Etappe:
1 Bernhard Eisel Française des Jeux 5h08'21
2 Stuart O'Grady Cofidis s.t.
3 Roger Hammond Discovery Channel s.t.
4 Thor Hushovd Credit Agricole s.t.
5 Robert Förster Gerolsteiner s.t.


GK:
1 Ludovic Auger Française des Jeux 12h56'45
2 Kevin Hulsmans Quick Step - Innergetic + 46
3 Simone Cadamuro Domina Vacanze + 50
4 Maarten Den Bakker Rabobank + 52
5 Pavel Padrnos Discovery Channel + 1'16

Punkte:
1 Robert Hunter Phonak Hearing Systems 35
2 Stuart O'Grady Cofidis 30
3 Bernhard Eisel Française des Jeux 29

Berg:
1 Anthony Geslin Bouygues Telecom 8
2 Andy Flickinger AG2R Prévoyance 8
3 Maarten Den Bakker Rabobank 6

nico2603
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Beitrag: # 398707Beitrag nico2603
24.11.2006 - 14:33

auch wenn keiner was schreibt, wir freuen uns trotzdem dass es immer weiter geht!!!

RotRigo
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Beitrag: # 399231Beitrag RotRigo
28.11.2006 - 13:58

31.8.2005 (Vuelta a Espana) – Starker Deutscher Meister:
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Als wir uns vorhin am Pool entschieden haben doch nochmal aufs Zimmer zu gehen um wenigstens das Finale der fünften Vuelta-Etappe anzusehen wussten wir natürlich noch nicht, was uns erwarten würde. Doch kaum hatten wir den Fernseher eingeschaltet schon hatte sich der Weg gelohnt: Just in dem Moment als wir uns setzen wollten kam das Fahrerfeld an den letzten Anstieg des Tages und es folgte eine Attacke von Alessandro Bertolini und Heinrich Haussler. So blieben wir also gleich stehen und feuerten unseren jungen Teamkollegen aus der Ferne an. Mit Franck Renier und Samuel Dumoulin folgten dem Duo zwei weitere Franzosen und überraschenderweise blieb das Feld noch einen Moment ruhig. Erst als die Bergwertung erreicht war wurde hinten das Tempo erhöht und Fabian reagierte schnell: „Das war’s. Die holen die nicht mehr zurück – die sind zu weit weg!“ Ich selbst war zwar noch einen Moment skeptisch, doch als die vier an der Spitze in den Zielort Cuenca einfuhren hatte sich das auch bei mir gelegt. Von nun an war im Hotel-Zimmer Party-Stimmung. Wir grölten herum und feierten unseren jungen Teamkollegen – obwohl das Rennen noch gar nicht gelaufen war. Ein kleiner Augenblick, etwa 1500 Meter vor dem Ziel, sorgte dann für Stille! Als Renier die Gruppe attackierte sahen sich Bertolini, Domoulin und Heinrich leidglich in die Augen anstatt selbst hinterher zu steigen. Es sah so aus, als ob die Entscheidung zugunsten von Renier gefallen sei, doch dann nahm sich Heinrich nochmal ein Herz. Er stiefelte dem Franzosen hinterher, kam immer näher heran und konnte 500 Meter vor dem Ziel schließlich in den Windschatten aufschließen. Mit einem kleinen Blick über seine Schulter musste Heinrich feststellen, dass das Feld immer näher kam und so blieb ihm keine Zeit für Spielereien. Sofort eröffnete er den Sprint gegen Renier und nur wenige Sekunden später hatte er gewonnen! Während Fabian und ich uns in den Armen lagen und den tollen Sieg von Heinrich feierten streckte dieser beide Arme gen Himmel und strahlte wie ein Honigkuchenpferd…
Was für ein spannendes Etappen-Finale und was für ein Erfolg für Heinrich! Ich erinnere mich noch, wie ich selbst letztes Jahr in Spanien im deutschen Meistertrikot für Furore sorgte – wird es mir Heinrich gleich tun? Er ist jedenfalls schon dabei.

Ergebnis:
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 3h48'02
2 Franck Renier Bouygues Telecom s.t.
3 Samuel Dumoulin AG2R Prévoyance s.t.
4 Alessandro Bertolini Domina Vacanze s.t.
5 Isaac Galvez Lopez Illes Balears s.t.

GK:
1 Ludovic Auger Française des Jeux 16h44'47
2 Kevin Hulsmans Quick Step - Innergetic + 46
3 Simone Cadamuro Domina Vacanze s.t.


Punkte:
1 Robert Hunter Phonak Hearing Systems 42
2 Heinrich Haussler Gerolsteiner 42
3 Bernhard Eisel Française des Jeux 39

Berg:
1 Massimo Codol Fassa Bortolo 14
2 Yuriy Krivtsov AG2R Prévoyance 12
3 Anthony Geslin Bouygues Telecom 8

RotRigo
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Beitrag: # 399968Beitrag RotRigo
4.12.2006 - 10:35

1.9.2005 (Vuelta a Espana) – Ägyptisches Fernsehen:
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Es ist wirklich zum aus der Haut fahren! Nach dem gestrigen Etappensieg von Heinrich hatte Fabian und mich gerade wieder ein wenig Radsport-Enthusiasmus gepackt und wir freuten uns auf die nun anstehende erste Bergankunft der Vuelta. Zwar sollte der Schlussanstieg nach Valdelinares nicht zu dem schwersten gehören, was der Radsport zu bieten hat, doch ein Ziel am Ende eines Anstiegs hat immer das Potential erste Zeitabstände zu ermitteln. So setzten wir uns um 15 Uhr mitteleuropäischer Zeit pünktlich ins Hotelzimmer vor den Fernseher und was wir sahen war wie ein Schlag ins Gesicht. Der Sender hatte sich an diesem Tag dazu entschlossen statt Radsport lieber Pferderennen zu zeigen! Wir mussten also auf die heiß ersehnte Live-Übertragung verzichten, pilgerten zurück zum Hotel-Pool und ertranken den Frust mit einem mittäglichen Cocktail an der Pool-Bar.
Erst kurz vor dem Abendessen erfuhren wir dann wie das Rennen ausgegangen war:

1 Jan Ullrich T-Mobile Team 4h45'53
2 Santiago Botero Phonak Hearing Systems s.t.
3 Unai Osa Illes Balears s.t.
4 Juan Antonio Flecha Fassa Bortolo s.t.
5 Markus Fothen Gerolsteiner s.t.
6 Andriy Grivko Domina Vacanze s.t.
7 Bobby Julich Team CSC + 38
8 José Azevedo Discovery Channel s.t.
9 Thomas Dekker Rabobank + 52
10 Christophe Moreau Credit Agricole s.t.
11 Georg Totschnig Gerolsteiner s.t.
12 Thorwald Veneberg Rabobank s.t.
13 Dimitri Fofonov Cofidis s.t.
14 Peter Van Petegem Davitamon - Lotto s.t.
15 Leonardo Bertagnolli Cofidis s.t.
16 Juan Manuel Garate Saunier Duval + 1'25
....
23 Roberto Heras Liberty Seguros s.t.
62 Manuel Beltran Discovery Channel s.t.
65 Damiano Cunego Lampre - Caffita s.t.
82 Oscar Sevilla T-Mobile Team s.t.
83 Aitor Gonzalez Euskaltel - Euskadi s.t.
109 Michael Rasmussen Rabobank s.t.
116 Andreas Klöden T-Mobile Team s.t.
131 Alejandro Valverde Illes Balears s.t.
157 Iban Mayo Euskaltel - Euskadi s.t.
174 Levi Leipheimer Gerolsteiner s.t.


Jan Ullrich hatte also die erste Bergetappe aus einer kleinen Gruppe heraus gewonnen, in der auch Markus bis zum Schluss vertreten war, während Totsche auf Platz 11 leider 52 Sekunden schlucken musste. Interessant ist, dass das Rennen scheinbar nicht durch irgendwelche Attacken entschieden wurde, sondern die Spitze einfach immer dünner wurde. Dadurch sind die Abstände noch nicht sehr groß geworden und die erste richtig große Gruppe wurde mit nur 1’25 Rückstand gewertet. Auch der Mann in Gold, Ludovic Auger, war hier vertreten und konnte somit sein Spitzenreiter-Trikot erfolgreich verteidigen – bravo!

GK:
1 Ludovic Auger Française des Jeux 21h32'05
2 Kevin Hulsmans Quick Step - Innergetic + 46
3 Simone Cadamuro Domina Vacanze s.t.
4 Maarten Den Bakker Rabobank + 52
5 Pavel Padrnos Discovery Channel + 1'16
...
10 Markus Fothen Gerolsteiner + 2'06
12 Jan Ullrich T-Mobile Team + 2'20
13 Santiago Botero Phonak Hearing Systems + 2'22
14 Andriy Grivko Domina Vacanze + 2'47
22 Christophe Moreau Credit Agricole + 3'33
23 Georg Totschnig Gerolsteiner + 3'35
24 José Azevedo Discovery Channel + 3'36
27 Thomas Dekker Rabobank + 3'40
39 Andreas Klöden T-Mobile Team + 4'07
44 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 4'12
45 Roberto Heras Liberty Seguros s.t.
91 Michael Rasmussen Rabobank + 4'31
126 Levi Leipheimer Gerolsteiner + 4'40
163 Iban Mayo Euskaltel - Euskadi + 12'02
176 Alejandro Valverde Illes Balears + 16'26


Heinrich konnte nach dem gestrigen Etappensieg heute übrigens auch noch eins drauf setzen. Er sicherte sich am zweiten Zwischensprint einen Punkt und ist nun neuer Spitzenreiter in der Punktewertung!

Punkte:
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 43
2 Robert Hunter Phonak Hearing Systems 42
3 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 40

Berg:
1 Massimo Codol Fassa Bortolo 14
2 Yuriy Krivtsov AG2R Prévoyance 12
3 Anthony Geslin Bouygues Telecom 10

nico2603
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Beitrag: # 400102Beitrag nico2603
4.12.2006 - 21:16

das heisst, du hast simuliert????

RotRigo
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Beitrag: # 400111Beitrag RotRigo
4.12.2006 - 22:13

Nein, nein...Das nicht. Ich hab lediglich vergessen fsscreen zu starten, bevor ich die Etappe gespielt habe... :oops:

RotRigo
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Beitrag: # 400134Beitrag RotRigo
5.12.2006 - 16:13

2.9.2005 (Vuelta a Espana) – Ein Altmeister kann es noch:
Bild
Nachdem wir gestern leider auf unsere Live-Berichte verzichten mussten durften wir heute wieder den ganzen Tag vor dem Fernseher verbringen, was uns allerdings auch irgendwann zu langweilig wurde. Ich weiß nicht, was die Leute vom Fernsehen sich dabei denken! An einem Tag verzichten sie komplett auf eine Übertragung einer spannenden Bergetappe und am nächsten Tag bringen sie vier Stunden am Stück die Live-Übertragung einer 210-Kilometer-Etappe ohne sehenswerte Anstiege und mit vorprogrammierter Massenankunft. Da ist es nur logisch, dass die meisten Leute Radsport für langweilig halten!
Selbst Insider wie Fabian und ich hatten irgendwann keine Lust mehr uns die spanische Landschaft von Motorrad-Kameras aus anzuschauen und verbrachten schließlich wieder zwei Stunden an der Pool-Bar und, man mag es kaum glauben, im Kraftraum. Pünktlich für die letzten zehn Kilometer - die Ausreißergruppe des Tages, in der Andrea Moletta Bergpunkte gesammelt und das Trikot übernommen hatte, war gerade eingeholt - saßen wir dann wieder vor dem Fernseher und warteten auf den Massensprint. An der Spitze des Feldes hatte sich scheinbar schon seit geraumer Zeit die Credit Agricole-Mannschaft von Thor Hushovd aufgereiht und begann nun damit den Sprint ihres Kapitäns vorzubereiten. Doch in einer Kurve, etwa 900 Meter vor dem Ziel, versteuerte sich der Norweger und musste einige Positionen einbüßen. Sofort nahmen auch seine Anzieher die Beine hoch um auf Hushovd zu warten. Verwirrung machte sich breit und schließlich siegte die Erfahrung. Mario Cipollini und sein Anfahrer Magnus Backstedt hatten die Situation am schnellsten durchschaut, waren auf die andere Straßenseite ausgewichen und hatten plötzlich ein kleines Loch zwischen sich und den Rest gebracht. Backstedt gab nun alles, lancierte Cipollini’s Sprint perfekt und der Italiener vollendete problemlos!
Seine Erfahrung machte ihn um einen Etappensieg reicher, doch der Endschnellste war er heute nicht gewesen. Sowohl Frösi als auch Heinrich hatten am Ende eine deutlich höhere Endgeschwindigkteit auf dem Tacho und wäre die Zielgerade noch 100 Meter länger gewesen, so wären sie sicher noch am Italiener vorbei gespurtet. So aber bleiben die Plätze zwei und drei auf der Etappe, sowie für Heinrich die Führung in der Punktewertung, die er schon auf den ersten Kilometern der Etappe, beim Zwischensprint an der Kathedrale Santa Maria in Teruel, untermauern konnte.

Was Fabian und mich betrifft, so waren wir zufrieden mit unserer Tages-Planung, der Leistung unserer Teamkollegen und kurz darauf auch mit dem neuen Cocktail an der Pool-Bar. So langsam frage ich mich, ob die wirklich so gut schmecken, oder ob das an den Mädels hinterm Tresen liegt….

Ergebnis:
1 Mario Cipollini Liquigas - Bianchi 5h02'55
2 Robert Förster Gerolsteiner s.t.
3 Heinrich Haussler Gerolsteiner s.t.
4 Roger Hammond Discovery Channel s.t.
5 Robbie McEwen Davitamon - Lotto s.t.
6 Magnus Backstedt Liquigas - Bianchi s.t.
7 Bernhard Eisel Française des Jeux s.t.
8 Stuart O'Grady Cofidis s.t.
9 Thor Hushovd Credit Agricole s.t.
10 Juan Antonio Flecha Fassa Bortolo s.t.
11 Robert Hunter Phonak Hearing Systems s.t.


GK:
1 Ludovic Auger Française des Jeux 26h35'00
2 Simone Cadamuro Domina Vacanze + 46
3 Kevin Hulsmans Quick Step - Innergetic s.t.

Punkte:
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 63
2 Robert Hunter Phonak Hearing Systems 49
3 Bernhard Eisel Française des Jeux 48

Berg:
1 Andrea Moletta Gerolsteiner 18
2 Massimo Codol Fassa Bortolo 14
3 Yuriy Krivtsov AG2R Prévoyance 12

RotRigo
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Beitrag: # 400247Beitrag RotRigo
6.12.2006 - 21:28

3.9.2005 (Vuelta a Espana) – Party in Lloret:
Bild
Die 180 Kilometer, die das Feld der Vuelta heute an der spanischen Mittelmeerküste entlang fahren musste waren tellerflach. Für Fabian und mich hieß das wieder mal ein spätes Einschalten des Fernsehers und die Vorfreude auf einen knackigen Massensprint, in dem unser Team mal wieder mit zwei Favoriten vertreten sein sollte. 15 Kilometer vor dem Ziel wurde der letzte Ausreißer, Kevin Hulsmans von Quick Step, gestellt und sofort begann die Sprint-Vorbereitung. Genau wie gestern waren es zunächst die Jungs von Credit Agricole, die für Thor Hushovd ihren Zug aufreihten, doch dann war es diesmal nicht das Pech des Norwegers, sondern viel mehr die Klasse der Konkurrenz, die Hushovd’s Etappensieg verhinderte – der Konkurrenz in Form von zwei Herren mit hellblauen Radlerhosen!
Frösi hatte den Auftrag bekommen für Heinrich den Sprint anzuziehen. Doch Robert, wie er ja mit Vorname heißt, ist im Moment eigentlich viel zu stark für einen Anzieher! Der Zug in grün-weiß war ihm schlicht zu langsam und so entschied er sich dafür die Straßenseite zu wechseln und den Sprint sehr früh zu eröffnen. Er ging volles Rohr nach vorn, während Heinrich direkt an seinem Hinterrad im Windschatten mitsprinten konnte. Erst 100 Meter vor dem Ziel konnte Frösi nicht mehr beschleunigen und so war Heinrich’s „Sprint im Wind“ letztlich gerade mal 80 Meter lang! Er holte sich seinen zweiten Etappensieg problemlos und konnte sogar noch für Frösi mitjubeln, der sonst nur noch Mario Cipollini durchlassen musste! Platz 1 und 3 also für Gerolsteiner und am Abend gab es für die Mannschaft, nach einem kurzen Glückwunsch-Telefonat mit den Kollegen, die gerade in Kairo im Urlaub sind, eine kleine „Party in Lloret“.
Markus Fothen und Georg Totschnig allerdings verzichteten sicher freiwillig auf ein Bier. Schließlich müssen sie morgen beim Einzelzeitfahren ihre Ambitionen im Gesamtklassement bestätigen!

Ergebnis:
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 4h02'24
2 Mario Cipollini Liquigas - Bianchi s.t.
3 Robert Förster Gerolsteiner s.t.
4 Roger Hammond Discovery Channel s.t.
5 Robert Hunter Phonak Hearing Systems s.t.
6 Bernhard Eisel Française des Jeux s.t.
7 Thor Hushovd Credit Agricole s.t.
8 Robbie McEwen Davitamon - Lotto s.t.
9 Isaac Galvez Lopez Illes Balears s.t.
10 Magnus Backstedt Liquigas - Bianchi s.t.


GK:
1 Ludovic Auger Française des Jeux 30h37'24
2 Simone Cadamuro Domina Vacanze + 46
3 Maarten Den Bakker Rabobank + 52

Punkte:
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 88
2 Robert Hunter Phonak Hearing Systems 61
3 Roger Hammond Discovery Channel 58

Berg:
1 Andrea Moletta Gerolsteiner 18
2 Massimo Codol Fassa Bortolo 14
3 Yuriy Krivtsov AG2R Prévoyance 12

Für die Statistik-Freunde unter euch habe ich eben in meinen Ergebnis-Sammlungen der letzten zwei Jahre einmal nachgesehen und ich konnte feststellen, dass mich mein Gefühl nicht betrogen hat: Mario Cipollini, der gerade bei der Vuelta seinen neunten Frühling erlebt, hat gestern nicht nur seinen ersten Sieg in der laufenden Saison gefeiert. Es war sogar sein erster GT-Etappensieg seit dem letztjährigen Giro, wo er neben zwei Etappensiegen auch fünf zweite Plätze verbuchen konnte. Ihm scheint seitdem er vor einigen Wochen, genau wie Lance Armstrong, seinen Rücktritt zum Saisonende erklärt hat ein richtiger Stein von den Schultern gefallen zu sein. Hoffen wir mal, dass er bei seiner letzten GT nicht noch mehr Kräfte zurück erobert – nicht dass er Heinrich das Punktetrikot weg schnappt!

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typ
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Beitrag: # 401608Beitrag typ
18.12.2006 - 21:28

also erst mal nen riesen lob
ich hab dein AAR innerhalb 2 tagen gelessen und fände es klasse wenn es bald weiter gehen würde aber mach ruhig mal ne pause und fang im januar mit neuem schwung wieder an :!:

RotRigo
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Beitrag: # 401707Beitrag RotRigo
19.12.2006 - 17:31

Dankeschön. Eigentlich hatte ich gar nicht vor gehabt eine Pause einzulegen, in den letzten zwei Wochen ging es bei mir in der Uni allerdings leider drunter und drüber. Ich hatte die nächste Etappe längst gespielt und auch der Bericht war schon in trockenen Tüchern, einzig das Zusammenbasteln der Bilder hat mich noch vom neuen Posting abgehalten. Angetrieben von deinem Posting habe ich mir dann eben mal die nötigen 15 Minuten genommen und siehe da: Ihr bekommt das Zeitfahren von Barcelona serviert... :)


4.9.2005 (Vuelta a Espana) – Back for Gold:
Bild
Das erste echte Einzelzeitfahren dieser Vuelta, das quer durch Barcelona führte um schließlich im Fußballstadion des FC Barcelona, dem Nou Camp, zu enden, versprach Spannung im Kampf um das goldene Trikot und vor allem sollte es den Fans einen ersten Eindruck vermitteln, wie ihre Stars im September so drauf sind. Doch zum bedauern der Spanier hatte sich schon vorher herauskristallisiert, dass die meisten Lokalmatadoren bei dieser Spanien-Rundfahrt ohne Chancen da stehen würden. Zum einen ist da Alejandro Valverde, der schon vor dem Zeitfahren mehr als eine Viertelstunde Rückstand im Gesamtklassement zu verbuchen hatte und auf der anderen Seite steht Iban Mayo, der bisher zwar drei Minuten weniger schlucken musste, an seinen Podestplatz aus dem Vorjahr aber sicher auch nicht wird anknüpfen können. Im Zeitfahren hoffte man auf der iberischen Halbinsel jetzt natürlich auf zwei Asse, die im letzten Jahr bei der WM im Kampf gegen die Uhr auf Rang zwei sowie Rang fünf ankamen: Izidro Nozal und Igor Gonzalez de Galdeano. Doch während Galdeano heute wenigstens Zehnter wurde ging der Vize-Weltmeister Nozal in Barcelona völlig unter: Platz 32 mit fast drei Minuten Rückstand auf den Sieger – einen Deutschen.
Dieser Deutsche feierte bei dieser Vuelta bereits seinen zweiten Etappensieg und konnte dadurch auch das goldene Trikot zurück erobern. Die Rede ist von Markus Fothen! Unser neuer Rundfahrtstar setzte sich bei leicht bewölktem Himmel und angenehmen 25°C genau wie im Prolog bravurös durch. Als letzter der Favoriten war er ins Rennen gegangen und obwohl somit der Druck der Zeiten seiner Konkurrenten auf ihm lag blieb Markus cool und spulte einfach nur sein Programm ab. Im Ziel drehte er sich kurz um, schaute auf die Anzeigetafel, nickte zufrieden und konnte sich wenigstens ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Erst als er sich später am Laptop dem Mannschaftsforum widmete ließ er seinen Emotionen freien lauf. Der Kommentar den er zum Thema „Einzelzeitfahren in Barcelona“ verfasste ist schnell wiedergegeben: Man denke sich ungefähr 50 freudige Smileys, ein nur aus Großbuchstaben bestehendes YES mit ca. 10 Ausrufezeichen und erneut etwa 50 Smileys…
Auch wenn es für die Fernseh-Kameras nicht zu sehen war, darf ich euch also versichern, dass Markus mehr als glücklich ist, heute die Gesamtführung geholt zu haben!
Beeindruckend war übrigens auch die Leistung des restlichen Teams. Denn selbst wenn Markus keinen so perfekten Tag gehabt hätte, so wäre der Etappensieg dennoch in unseren Reihen geblieben. Zu verdanken hat Holczer das unserem Zeitfahrspezialisten Sebastian Lang, der stundenlang die Bestzeit hielt und am Ende nur fünf Sekunden langsamer war als der neue Goldjunge Fothen. (Sebastian hatte im übrigen auch den fünf Minuten vor ihm gestarteten Iban Mayo kurz vor dem Ziel überholt!) Auf Platz neun komplettierte schließlich Thorsten Schmidt die hervorragende Mannschaftsleistung und am Ende der Top 20 konnten auch Totsche und Ronny Scholz sich noch in Szene setzen. Für den Österreicher war dieses Ergebnis allerdings eine kleine Niederlage. Denn bei zwei Minuten Verlust gegenüber Markus und nun schon 3’28 Rückstand in der Gesamtwertung dürfte die Rollenverteilung im Team nun langsam deutlich werden – Titelverteidiger hin oder her.

Ergebnis:
1 Markus Fothen Gerolsteiner 38'57
2 Sebastian Lang Gerolsteiner + 5
3 Santiago Botero Phonak Hearing Systems + 13
4 Victor Hugo Pena Phonak Hearing Systems + 27
5 Erik Dekker Rabobank + 33
6 Gustav Larsson Fassa Bortolo + 50
7 Bobby Julich Team CSC + 1'05
8 Jan Ullrich T-Mobile Team + 1'15
9 Torsten Schmidt Gerolsteiner + 1'20
10 Igor Gonzalez De Galdeano Liberty Seguros + 1'39
11 Thomas Dekker Rabobank s.t.
12 David Zabriskie Team CSC + 1'42
13 José Azevedo Discovery Channel + 1'47
14 Dario Cioni Liquigas - Bianchi + 1'51
15 Alberto Lopez De Munain Euskaltel - Euskadi + 1'55
16 Magnus Backstedt Liquigas - Bianchi + 1'56
17 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 1'59
18 Georg Totschnig Gerolsteiner s.t.
19 Andriy Grivko Domina Vacanze + 2'07
20 Ronny Scholz Gerolsteiner + 2'18


Außerhalb der Gerolsteiner-Mannschaft können eigentlich nicht viele zufrieden sein. Einzig die Kolumbianer Botero und Pena, sowie der Holländer Erik Dekker blieben einigermaßen in Föthchens Reichweite und bei einem Blick auf die neue Gesamtwertung wird deutlich, dass es nicht mehr viele geben wird die um die Podestplätze kämpfen können.

GK:
1 Markus Fothen Gerolsteiner 31h18'27
2 Santiago Botero Phonak Hearing Systems + 29
3 Jan Ullrich T-Mobile Team + 1'29
4 Ludovic Auger Française des Jeux + 1'45
5 David Zabriskie Team CSC + 2'23
...
13 José Azevedo Discovery Channel + 3'17
14 Georg Totschnig Gerolsteiner + 3'28
23 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 4'05
25 Christophe Moreau Credit Agricole + 4'09
28 Andreas Klöden T-Mobile Team + 4'22
39 Izidro Nozal Liberty Seguros + 5'03
48 Manuel Beltran Discovery Channel + 5'52
60 Oscar Sevilla T-Mobile Team + 6'06
65 Roberto Heras Liberty Seguros + 6'14
79 Levi Leipheimer Gerolsteiner + 6'37
93 Damiano Cunego Lampre - Caffita + 7'02
106 Michael Rasmussen Rabobank + 7'27
162 Iban Mayo Euskaltel - Euskadi + 15'10
172 Alejandro Valverde Illes Balears + 18'42


Fabian und ich antworteten im Mannschaftsforum übrigens wie folgt:
„Super gemacht Markus! Wir sind stolz auf dich! Passt uns jetzt aber bloß auf den Ullrich auf. Nicht, dass der auf einmal zurück kommt und alles in Grund und Boden fährt – wie letztes Jahr bei der Tour!“

Im Großen und Ganzen bleibt aber festzuhalten, dass das erste Einzelzeitfahren für unsere Jungs spitzenmäßig gelaufen ist und die Spanier leider große Probleme haben werden bei ihrer Heim-Rundfahrt einen Fahrer aufs Podium zu bringen – was seit 1996 das erste mal wäre. Damals kamen die Top drei komplett aus der Schweiz: Zülle, Dufaux, Rominger.

RotRigo
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Beitrag: # 402038Beitrag RotRigo
21.12.2006 - 22:31

5.9.2005 (Vuelta Espana) – Respekt verschaffen:
Bild
Die erste der beiden aufeinander folgenden Pyrenäen-Etappen wollten Fabian und ich natürlich live im Fernsehen verfolgen. Vor allem wegen Föthchens toller Ausgangsposition stieg unsere Euphorie schon vorher ins unermessliche und als es dann endlich los ging bewegten wir uns nicht mehr vom Fernseher weg. Das Teilstück hinauf nach Arcalis sorgte für Spannung pur und schon am vorletzten Anstieg ging das Rennen um die Gesamtwertung los – Radsportherz was willst du mehr?
Santiago Botero war es, der drei Kilometer vor dem Gipfel eine Attacke lancierte und dem Feld davon flog. Sowohl Ullrich, als auch Totsche, Markus und alle anderen Favoriten hatten zwar sofort reagiert, doch Botero hatte den längeren Atem und konnte sich bis zum Gipfel um knapp 20 Sekunden absetzen. In der Abfahrt nutzte er seinen Freiraum perfekt und ging mehr Risiko ein als die Gruppe der Favoriten, so dass sein Vorsprung weiter wuchs. Der Schlussanstieg durch den Zwergstaat Andorra hinauf nach Arcalis wurde dann zur reinen Hetzjagd. Markus, der zu Beginn des Anstiegs erschreckend weit hinten in der Gruppe fuhr, konnte sich fangen und an Totsche’s Hinterrad das Rennen beobachten, während er virtuell sein Trikot gerade am verlieren war – Botero hatte nun eine Minute Vorsprung! Doch der andere Deutsche Top-Favorit sorgte bald dafür, dass das Tempo in der Favoriten-Gruppe nach oben schnellte und der Abstand nach vorn zu schrumpfen begann: Ullrich hatte attackiert und nur noch wenige Fahrer konnten dem österreichischen Weltmeister in Gerolsteiner-Diensten, Georg Totschnig, der die Lücke für seinen neuen Kapitän schloß, folgen. Kaum hatte Totsche das Hinterrad des T-Mobile-Chefs erreicht, da übernahm er auch schon die Führungsarbeit der neuen, nun kleineren, Gruppe. Mit völlig neuen Kräften, die der Titelverteidiger noch vier Tage zuvor in Valdelinares schmerzlich hatte vermissen lassen, verringerte Georg den Rückstand auf Botero kontinuierlich. Schon vier Kilometer vor dem Ziel war Markus, der stets am Hinterrad des Regenbogentrikots klebte, zurück in der virtuellen Gesamtführung und weitere zweitausend Meter später war der Kolumbianer gestellt. Doch Totsche wollte die Jagd nicht unterbrechen. Unbeirrbar jagte er weiter den Berg hinauf dem Ziel entgegen. Meter um Meter Asphalt verschwand unter seinen Rädern und dann war es geschafft! Die letzten fünfhundert Meter waren erreicht und endlich wagte er einen Blick über die Schulter. Was er sah, war das, worüber Fabian und ich vor dem Fernsehgerät in Kairo schon seit einiger Zeit frenetisch jubelten: Totsche hatte nicht nur die Gruppe verkleinert und Botero eingeholt, nein er hatte auf den letzten tausend Metern den Kolumbianer sowie den zweimaligen Tour de France-Sieger Jan Ullrich auch noch richtig aus den Socken gefahren. Nur Föthchen konnte ihm folgen, doch auch er merkte erst jetzt wie allein die beiden waren. Im Gegensatz zu unserem Ösi, der auf Grund seiner sturen Arbeit nicht nach hinten geblickt hatte, lag das bei Markus aber allein daran, dass er keine Kraft hatte um seinen Oberkörper zu bewegen. Die allerletzten Reserven verbrauchte er um an Totsch dran zu bleiben und so war der Etappensieg für den Weltmeister eigentlich nicht wirklich ein Geschenk seines Kapitäns. Im Gegenteil: Man hatte das Gefühl, dass er selbst im Sprint noch auf Markus wartete!
Ullrich kam schließlich fünfzehn Sekunden später als dritter über die Linie – dicht gefolgt von Botero und 35 Sekunden vor dem holländischen Nachwuchsstar Thomas Dekker, sowie dem Portugiese Jose Azevedo.
Der Abstand ist nicht groß, aber immerhin haben unsere Jungs nun einen weiteren Tag an der Spitze des Pelotons überstanden – einen weiteren Tag auf dem Weg in Richtung Vuelta-Sieg vielleicht! Schließlich war das heute auch psychologisch ein großer Sieg für Gerolsteiner. Denn wenn man ohne Attacke, einfach durch extreme Tempohärte am Berg die gesamte Konkurrenz abhängen kann, dann ist das ein Ausrufezeichen, dass allen Anderen Respekt einflößen sollte!

Ergebnis:
1 Georg Totschnig Gerolsteiner 5h33'18
2 Markus Fothen Gerolsteiner s.t.
3 Jan Ullrich T-Mobile Team + 15
4 Santiago Botero Phonak Hearing Systems s.t.
5 Thomas Dekker Rabobank + 50
6 José Azevedo Discovery Channel s.t.
7 Dario Cioni Liquigas - Bianchi + 1'04
8 Aitor Osa Illes Balears s.t.
9 Bobby Julich Team CSC + 1'19
10 Igor Gonzalez De Galdeano Liberty Seguros + 1'46
11 Roberto Laiseka Euskaltel - Euskadi s.t.
12 Juan Manuel Garate Saunier Duval + 1'58
13 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 2'34
14 Koldo Gil Liberty Seguros + 2'56
15 Roberto Heras Liberty Seguros s.t.
16 Andriy Grivko Domina Vacanze s.t.
17 Enrique Gutierrez Phonak Hearing Systems + 3'26
18 Oscar Sevilla T-Mobile Team s.t.
19 Angel Gomez Marchante Saunier Duval s.t.
20 Santos Gonzalez Phonak Hearing Systems + 3'41
...
23 Alejandro Valverde Illes Balears s.t.
25 Andreas Klöden T-Mobile Team + 4'03
92 Levi Leipheimer Gerolsteiner + 12'49
104 Iban Mayo Euskaltel - Euskadi + 14'46


GK:
1 Markus Fothen Gerolsteiner 36h51'33
2 Santiago Botero Phonak Hearing Systems + 56
3 Jan Ullrich T-Mobile Team + 1'48
4 Georg Totschnig Gerolsteiner + 3'20
5 Bobby Julich Team CSC s.t.
6 Thomas Dekker Rabobank + 4'15
7 José Azevedo Discovery Channel + 4'19
8 Dario Cioni Liquigas - Bianchi + 5'23
9 Igor Gonzalez De Galdeano Liberty Seguros + 5'42
10 Andriy Grivko Domina Vacanze + 5'56
11 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 6'51
12 Juan Manuel Garate Saunier Duval + 6'57
13 Victor Hugo Pena Phonak Hearing Systems + 7'19
14 Alberto Lopez De Munain Euskaltel - Euskadi + 8'03
15 Santos Gonzalez Phonak Hearing Systems + 8'34
16 Andreas Klöden T-Mobile Team + 8'37
17 Christophe Moreau Credit Agricole + 8'41
18 Roberto Laiseka Euskaltel - Euskadi + 8'58
19 Koldo Gil Liberty Seguros + 9'17
20 Roberto Heras Liberty Seguros + 9'22


Punkte:
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 92
2 Markus Fothen Gerolsteiner 82
3 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 70
4 Jan Ullrich T-Mobile Team 61
5 Robert Hunter Phonak Hearing Systems 61

Berg:
1 Jan Ullrich T-Mobile Team 24
2 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 24
3 Linus Gerdemann Team CSC 22
4 Andrea Moletta Gerolsteiner 20
5 Georg Totschnig Gerolsteiner 20

Übrigens musste Andrea Moletta sein Bergtrikot heute leider an Jan Ullrich abgeben. Doch unser Sponsor wird wohl trotzdem keinen Grund zu meckern haben. Uns gehört weiterhin die Gesamtführung, das Punktetrikot und das Trikot des besten Jungprofi’s, das morgen Thomas Dekker stellvertretend für Markus tragen wird. Außerdem steht auch auf dem Weltmeistertrikot weiterhin Gerolsteiner. Diese Aufnahme vom Beginn der heutigen Etappe ist für den Sponsor sicher wundervoll:
Bild

Penny
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Beitrag: # 402244Beitrag Penny
24.12.2006 - 14:33

ganz grosses Kino! :D

RotRigo
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Beitrag: # 402263Beitrag RotRigo
24.12.2006 - 17:12

6.9.2005 (Vuelta Espana) – Föthchens Problemchen:
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Man könnte fast sagen, dass es sich gestern schon erahnen ließ und in diversen Radsport-Foren dieser Welt wird man im Lauf des heutigen Abends sicher mehr als einmal ein „ich hab’s ja gesagt“ lesen können, doch irgendwie kam es trotzdem überraschend: Markus hat heute erste Schwächen gezeigt. Nachdem er sich gestern noch mit schmerzverzerrtem Gesicht an Totsche’s Hinterrad halten konnte, als dieser zu seinem ersten Etappensieg stürmte, gingen heute knapp neun Kilometer vor dem Ziel kurzzeitig die Lichter für den „Mann in Gold“ aus.
Zuvor hatte er eigentlich den ganzen Tag einen guten Eindruck gemacht und sich an den Anstiegen stets an Totsche’s und Levi’s Seite in den vorderen Reihen gezeigt. Doch mit Beginn des Schlussanstiegs hinauf zum Cerler verzog sich seine Miene bereits in Richtung Grimasse. Es bedurfte keiner hellseherischen Fähigkeiten, dass eine Attacke in den nächsten Minuten fatale Folgen haben könnte und so blieb sowohl Fabian und mir vor dem Fernseher, als auch Hans Michael Holczer im Teamwagen und natürlich vor allem Markus nur die Hoffnung, dass er sich möglichst schnell erholen würde. Doch inmitten der erfahrenen Kontrahenten war es schier unmöglich seinen Schmerz zu verstecken. Der erneut bärenstarke Kolumbianer Santiago Botero erkannte Markus’ Lage und zögerte nicht lange. Ein kurzer heftiger Antritt und schon war es passiert: Botero hatte eine Lawine losgetreten! Die Favoriten hatten sich in den letzten Minuten schon ständig belauert – man hatte den Eindruck, dass die Fahrer wie Dynamit waren, das lediglich auf einen Funken wartete um zu explodieren – und nun versuchte jeder dem Kolumbianer zu folgen um dann noch eine Schippe drauf zu legen. Innerhalb von wenigen Sekunden war das Feld in mehrere Teile zerfetzt und vorn versammelte sich eine starke Gruppe mit Botero, Julich, Garate, Azevedo, A. Osa, Ullrich, T. Dekker, Cioni, Laiseka und Totsche. Unser österreichischer Titelverteidiger hatte zunächst einen Moment gezögert, dann aber doch die Verfolgung aufgenommen ohne auf Markus zu warten - zu groß war die Gefahr, dass sie heute beide auf einmal alle Chancen einbüßen würden.
Auf den folgenden Kilometern begann vorn eine Jagd um die Sekunden. Vor allem Ullrich und Botero, aber auch Garate und der zweite Jungstar dieser Vuelta, Thomas Dekker, hielten das Tempo enorm hoch um den nun allein kämpfenden Markus weiter zu distanzieren. Doch der fand gerade noch rechtzeitig seinen Rhythmus und konnte den Verlust bis zum Ziel wenigstens in Grenzen halten – 1’20. Das bedeutete zwar den vorübergehenden, vielleicht aber nicht endgültigen Verlust des goldenen Trikots an Botero.
Der machte heute einmal mehr einen fabelhaften Eindruck und konnte auch noch im Finale immer wieder das Tempo erhöhen bis schließlich nur ein Kontrahent an seiner Seite blieb: Georg Totschnig! Unser Österreicher hatte sich seit Botero’s erster Attacke stets in der Mitte der Gruppe aufgehalten und das Rennen beobachtet um dann beim letzten und entscheidenden Angriff mit von der Partie zu sein, ohne selbst etwas zu Markus’ Rückstand beigetragen zu haben. Scheinbar ohne jede Mühe klemmte er sich in den letzten Kurven an das Hinterrad des Phonak-Kapitäns und wartete bis zu allerletzt um die Ehre der Mannschaft in Form des Etappensiegs zu retten – der zweite Sieg in Folge also für Totsche.

Verlierer des Tages war heute im übrigen nicht nur Markus. Auch Iban Mayo musste das Feld heute schon vor dem Finale ziehen lassen und konnte auf dem Weg in Richtung Baskenland erneut nicht glänzen. Mit 11’36 Rückstand und hängendem Kopf passierte er die Ziellinie als 125.. Doch während bei Mayo mangelnde Form und bei Markus einige schwache Minuten für die Niederlage gesorgt hatten kann man bei Massimo Codol eher von Pech reden.
Der Italiener von Fassa Bortolo hatte sich heute den ganzen Tag über in einer Ausreißergruppe befunden (in der auch Moletta wieder Bergpunkte gesammelt hat), konnte seine Begleiter dann im Schlussanstieg abschütteln und kämpfte sich allein dem Ziel entgegen. Lange Zeit sah es so aus, als ob er den Sieg nach hause fahren würde, aber Botero’s letzte Attacke machte ihm dann doch noch den Gar aus. Lächerliche 600 Meter vor dem Ziel stürmten Botero und Totschnig an ihm vorbei und Codol musste den Traum vom großen Pyrenäen-Etappensieg begraben. Da wird ihn auch das eroberte Bergtrikot nur wenig trösten können!

Ergebnis:
1 Georg Totschnig Gerolsteiner 5h34'27
2 Santiago Botero Phonak Hearing Systems s.t.
3 Juan Manuel Garate Saunier Duval + 26
4 Massimo Codol Fassa Bortolo s.t.
5 Aitor Osa Illes Balears s.t.
6 Dario Cioni Liquigas - Bianchi s.t.
7 Jan Ullrich T-Mobile Team s.t.
8 Thomas Dekker Rabobank s.t.
9 Roberto Laiseka Euskaltel - Euskadi + 1'03
10 José Azevedo Discovery Channel + 1'12
11 Bobby Julich Team CSC + 1'20
12 Markus Fothen Gerolsteiner s.t.
13 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi s.t.
14 Carlos Garcia Quesada Comunidad Valenciana + 1'40
15 Joaquin Rodriguez Saunier Duval + 2'03
16 Christophe Moreau Credit Agricole + 2'14
17 Roberto Heras Liberty Seguros + 2'24
18 Oscar Sevilla T-Mobile Team + 2'36
19 Igor Gonzalez De Galdeano Liberty Seguros + 2'46
20 Andriy Grivko Domina Vacanze s.t.
...
23 Andrea Moletta Gerolsteiner s.t.
32 Alejandro Valverde Illes Balears + 3'35
125 Iban Mayo Euskaltel - Euskadi + 11'36


GK:
1 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 42h26'44
2 Markus Fothen Gerolsteiner + 36
3 Jan Ullrich T-Mobile Team + 1'30
4 Georg Totschnig Gerolsteiner + 2'16
5 Thomas Dekker Rabobank + 3'57
6 Bobby Julich Team CSC + 4'36
7 José Azevedo Discovery Channel + 4'47
8 Dario Cioni Liquigas - Bianchi + 5'05
9 Juan Manuel Garate Saunier Duval + 6'31
10 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 7'27

Punkte:
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 92
2 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 90
3 Markus Fothen Gerolsteiner 86

Berg:
1 Massimo Codol Fassa Bortolo 54
2 Georg Totschnig Gerolsteiner 50
3 Andrea Moletta Gerolsteiner 49

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