Das waren mir ein paar Fragen zuviel
Aber du hast absolut Recht, Widersprüche gibt es in der Sichtweise, die dieses Buch präsentiert auf jeden Fall. Zwar hat das Buch nicht den Anspruch den richtigen Weg des Fiminismus aufzuzeigen, aber es führt den Leser durch Provokationen lediglich zu einer Reflektion, wobei die meisten aber sicherlich gar nicht so weit schlussfolgern würden, dahinter ein Fürsprechen für den Feminismus zu sehen. Es ist eben ein Extrem, das dem anderen Gegenübersteht. Als Idealbild ist das Buch natürlich nicht zu verstehen, es kratzt aber eben an den Vorstellungen einer idealen Frau, wie sie medial präsentiert wird. Ich will natürlich keine Frau, die sich so gibt, wie es in dem Buch geschildert ist. Ich will aber auch keine Frau, die sich dem medialen Schönheitsideal verschreibt. Und da die "Models" als das Non-Plus-Ultra an Weiblichkeit dargestellt werden, finde ich es mal sehr schön, dass mal ein Gegenbild erscheint. Ich finde beide Bilder gleich abstoßend, die natürliche Frau, wie Roche sie beschreibt ist mir aber eine Spur sympathischer
Das, was Roche über ihr Buch sagt, ist interessant, aber widersprüchlich, das gebe ich zu. Dass sie es gut findet, dass es als Wichsvorlage genutzt wird, interpretiere ich jetzt mal so, dass sie es toll findet, wenn Männer auch an diesem Frauenbild gefallen finden und damit bestätigen, dass das mediale Frauenbild eben doch nicht perfekt oder das einzig Wahre ist. In einem Satz zeigt sich, dass die "NEON" offensichtlich mit dem Begriff "Feminismus" ausschließlich Gleichberechtigung verbindet ("Das soll der neue Feminismus sein? Damit soll die Gleichberechtigung gerettet werden?") . Das finde ich schwach und spricht nicht für die Zeitschrift und deren Verfasser. Feminismus bedeutet weit mehr als Gleichberechtigung. Erstmal geht es beim Feminismus um die Entscheidungsfreiheit der Frau, die dann später in Gleichberechtigung resultieren soll. Und genau davon handelt Roches (ich muss immer an unseren Admin Stephen denken, wenn ich das schreibe
) Buch. Es geht hier nicht um Gleichberechtigung, dass Frauen die gleichen "abartigen" Fantasien haben dürfen, wie Männer. Es geht um die Handlungsfreiheit der Frau, ihr Leben und ihren Körper so zu gestalten, wie sie will. Und das kann die heutige Frau eben noch nicht, weil in der Gesellschaft ein klares Schönheitsideal herrscht, das durch die Medien stark in Szene gesetzt wird. Dass auch in dieser "Rezension" der NEON gleich wieder auf Details, wie Analsex eingegangen wird, halte ich auch wieder für falsch in der Betrachtung des Buches. Ich renzensiere ja auch nicht Werther und rüge das Werk dafür, dass sich der Protagonist in selbstbemitleidenden, suizidalen Gedanken auflöst. Das ist ja nur ein Mittel zum Zweck, es ist nur eine äußere Fassade, die mit einem Bild beklebt ist, das man auf den ersten Blick sieht und abstoßend findet, aber wenn man das Bild erst gedanklich zerissen hat und versucht zu erkennen, was sich dahinter verbirgt, betrachtet man die Sache unter Umständen anders.
Aber wie gesagt, dieses Buch provoziert natürlich unterschiedliche Meinungen. Ich halte das Buch für einen wichtigen Schritt hinein in eine aufgeklärtere Gesellschaft. Ich finde es nur schade, dass es von medialer Seite sehr stark auf diese abstoßenden Bilder reduziert wird. Erklären kann man das leicht, aber das würde hier zu weit führen, das alles argumentativ aufzuschreiben.
Die Einschätzung, dass dieses Buch von Männern über 50 gekauft wird, damit die es als Onaniervorlage verwenden können, zeigt doch gerade, dass das Buch unbedingt nötig war, um die Frau vom Objekt aufzuwerten. Es ist schade, dass das Buch so gelesen wird, aber Kleingeistigkeit und Voyeurismus sind nunmal in jeder Gesellschaft tief verankert. Das Perfide daran: Die BILD-Zeitung (und viele andere Springer-Medien, und Boulevardblätter, die die Kleingeistigkeit gerade über Jahre gefördert und manifestiert hat) macht seit Wochen mobil gegen dieses Buch, bezeichnet es als gesellschaftliche Schande, widerwärtig und abstoßend. Dass bei bild.de Artikel mit Tipps über Orgien, den perfekten Besuch eines Swingerclubs, Seitensprunghilfen und dieses nackte Mädchen auf Seite 1 auftauchen, überlegt sich niemand mehr. Ich bin jedenfalls deutlich angewiderter, wenn ich sehe, dass dort jeden Tag eine Frau auf der Seite 1 einer Zeitung freiwillige Sklavin der Gedanken ihrer Leser spielt, als wenn ich Roches Buch lese.
Aber trotzdem hast du natürlich völlig Recht, wenn du das Konfliktpotenzial, das Roche in ihrem Buch schafft, obwohl sie es doch bekämpfen will, aufgreifst. An dem Buch scheiden sich die Geister