Verfasst: 23.8.2008 - 0:34
Noch was legendäres
Nachdem wir das gelbe Trikot also verloren hatten, meinte selbst Michael, dass jeder das Rennen zum Training nutzen soll und wir vielleicht noch ein paar taktische Spielchen ausprobieren sollten. Alle waren einverstanden und so spielte die heutige Etappe eigentlich eine nur eine kleine Rolle.
Die Strecke führte von Sisteron nach Briancon – gut, als Autofahrer hätte man natürlich den schnelleren und bequemeren Weg durchs Tal gewählt, aber für Radsportler ist der Umweg über den Col d’Izoard eine Pflicht.
Los ging’s wie fast immer in der letzten Woche (außer gestern) bei strahlendem Sonnenschein und schwülwarmen Temperaturen um die 30 Grad.
Sylvain wollte heute unbedingt in eine Ausreißergruppe, was ich ihm natürlich auch gestattete. Er erwischte gleich die erste Gruppe, die zunächst einen Vorsprung von rund 1 Minute herausfuhr. Doch irgendjemand im Feld hatte etwas dagegen und stellte die Gruppe wieder. Jetzt hatte mich der Ergeiz gepackt und ich schickte Marten nach vorne, dass er die nächste Attacke mitgehen könnte. Diesmal klappte das schon viel besser. Das Feld lies die Gruppe um Marten, Moletta, Brandt und Derganc ziehen.
Doch dann erfolgten neue Angriffe aus dem Feld und es bildete sich eine 9-köpfige Verfolgergruppe und ein Solist dazwischen. prominentester Fahrer war José Ivan Gutierrez vom Team Lotto. Alle Fahrer konnten aufschließen, sodass sich eine 14 Fahrer starke Gruppe bildete, die ihren Vorsprung kontinuierlich ausbaute. Marten sicherte sich die Sprintwertung, nachdem er bei der ersten Bergwertung etwas gepennt hatte.
Der erste etwas schwierigere Anstieg war der Col Lebraut.
Diesmal ergatterte Marten als bester Bergfahrer aus der Gruppe die volle Punktzahl. Da die Gruppe an diesem kleineren Pass zerfallen war befanden sich nun nunmehr 7 Fahrer an der Spitze, die einen Vorsprung von rund 7 Minuten auf das Feld hatte – dazwischen lagen noch mehrere kleinere Gruppen. Die 7 Fahrer an der Spitze attackierten ein ums andere Mal. Marten fuhr ganz gelassen und sparte Energie, konnte aber trotzdem dem hektischen Tempo folgen. Ein zurückgefallener Fahrer konnte wieder Anschluss finden und nun arbeiteten alle wieder gut zusammen, während der Abstand zum Feld schmolz und der zur zweiten Gruppe weiter anstieg.
Kurz vor der Izoardstraße lösten sich Anton, Naibo und Valjavec aus dem Feld. Sie kamen zwar nicht richtig weg, dennoch konnte es für den Etappensieg reichen, wenn das ihre Absicht sein sollte.
Marten fuhr richtig gelassen in der Spitzengruppe und sicherte sich so auch die zweite Sprintwertung, was nicht viel zur Sache tat, außer, dass er seine scheinbare Überlegenheit seinen Mitstreitern zeigen wollte. Und schon geschah es: Die Gruppe erreichte die ersten Rampen des 24,1 Kilometer langen und im Schnitt 6,9 % steilen Passes und sie zerfiel weiter. Mit einem kurzen Antritt stieß er den noch übrigen „Ballast“ ab und war alleine auf weiter Flur mit fünf Minuten Vorsprung vor dem Hauptfeld.
„Klasse, weiter so, zieh dein Ding durch!“, rief ich ins Funkgerät. Jetzt musste ich mich auf den Kampf im Hauptfeld konzentrieren.
Übrigens: Anton lies seine beiden Begleiter stehen und begann das Rennen von hinten aufzuräumen, während Ausreißer um Ausreißer vom Team Cofidis im Feld geschluckt wurde.
Evans war der erste der Angriff: Kreuziger, Basso, Karpets, Van Huffel folgten ihm – ich schickte Trent mit. Michael sollte sich voll und ganz auf Kohl konzentrieren, dem es bei Sinkewitz Antritt zu viel des Guten wurde. Auch Mathieu, Oscar und Sylvain versuchten zu folgen. Während sich Evans, Van Huffel und Anton vom Rest absetzen konnten, bildete sich dahinter eine 25-köpfige Gruppe mit Favoriten und Ausreißern. Marten hielt den Vorsprung auf die Gruppe „Evans“ konstant auf 4 Minuten – „Klasse!“ – während diese Gruppe eine Minute auf den Rest der Favoriten herausgeholt hatte. Trent und Michael hielten sich dort recht gut und auch die anderen drei des T-Mobile Teams konnten noch mitgehen. Dann griff Karpets an und setzte sich zwischen die Gruppe „Kohl“ und „Evans“ mit jeweils rund 20 Sekunden Vorsprung und Rückstand. Wiedereinmal entwickelten sich zwei Rennen.
Dann lagen die berühmten letzten zwei Kehren des Passes vor Marten und der Sieg war zum greifen nahe!
Van Huffel löste sich aus der Gruppe „Evans“ durch eine kurze Tempoverschärfung, während Evans ein wenig sauer mit Anton herumdiskutierte. Karpets schloss endlich zu den beiden auf, während Trent im kleinen Feld dahinter das Tempo direkt vor Michael machte. Währenddessen hatte Marten die Passhöhe und damit wohl auch das Bergtrikot erobert und sah schon Briancon tief im Tal unten vor Augen!
Und Trent dezimierte die Gruppe „Kohl“ auf fünf Fahrer: Michael, Trent, Kohl, Laverde und Martinez (beide Discovery). Schon jetzt: Was für ein Tag! Ich war mal wieder von der Mannschaftsleistung überwältigt und feuerte eigentlich nur noch alle an, die Sache durchzuziehen!
Van Huffel hatte nur noch einen Rückstand von 2’40“ Minuten auf Marten und in Briancon wartete ja noch der übliche kleine rund 1 Kilometer lange Schlussanstieg. Van Huffel hatte mittlerweile schon eine Minute zwischen sich und die Gruppe „Evans“ gelegt, während Anton in der Abfahrt seiner Leichtigkeit zum Opfer fiel und zurückfiel.
Laverde und Martinez ließen sich zu Basso zurückfallen, während Trent weiterhin volles Risiko ging und Michael einfach nur hinterherfuhr. Kohl würde das gelbe heute wohl noch behalten können. Und das war mir auch ganz recht so.
Es reicht! Es reicht für Marten! Völlig entkräftet kommt er ins Ziel und bejubelt erst kurz danach seinen bislang größten Erfolg seiner Karriere! Kaum zu glauben, dass ich ihn eigentlich nur als Trotzreaktion in die Gruppe geschickt hatte!
Van Huffel und Evans werden zweiter und dritter, während Michel den Sprint vor Trent und Kohl in der nächsten größeren Gruppe gewinnt.
Tageswertung:
1.Kebbe 4h31’07“
2.Van Huffel + 1’22”
3.Evans + 2’35”
4.Rogers + 3’04”
5.Liwe GZ (gleiche Zeit)
6.Kohl GZ
7.Casar GZ
8.Karpets GZ
9.Di Gregorio GZ
10.Popovych GZ
Gesamtwertung:
1.Kohl 20h00’24“
2.Rogers + 34“
3.Von Huffel + 1’58“
4.Karpets + 2’00“
5.Evans + 2’03“
6.Popovych + 2’46“
7.Basso +3’05“ (+4’13“ Tageswertung)
8.Casar + 3’18“
9.Kreuziger + 3’21“
10.Gonzalo GZ
12.Liwe + 4’16“
20.Kebbe + 6’06“
Punktewertung:
1.Napolitano 46 Punkte
2.Reulston 42 Punkte
3.Corioni 38 Punkte
Bergwertung:
1.Evans 65 Punkte
2.Van Huffel 57 Punkte
3.Kebbe 47 Punkte
Nachwuchswertung:
1.Kreuziger 20h03’45“
2.Gonzalo GZ
3.Di Gregorio + 11“
4.Liwe + 55“
5.Brajkovic + 2’11“ (+4’13“ Tageswertung)
6.Kebbe + 2’45“
Teamwertung:
1.T-Mobile 60h08’46“
2.CSC + 3’47“
3.Discovery + 9’31”
Nachdem wir das gelbe Trikot also verloren hatten, meinte selbst Michael, dass jeder das Rennen zum Training nutzen soll und wir vielleicht noch ein paar taktische Spielchen ausprobieren sollten. Alle waren einverstanden und so spielte die heutige Etappe eigentlich eine nur eine kleine Rolle.
Die Strecke führte von Sisteron nach Briancon – gut, als Autofahrer hätte man natürlich den schnelleren und bequemeren Weg durchs Tal gewählt, aber für Radsportler ist der Umweg über den Col d’Izoard eine Pflicht.
Los ging’s wie fast immer in der letzten Woche (außer gestern) bei strahlendem Sonnenschein und schwülwarmen Temperaturen um die 30 Grad.
Sylvain wollte heute unbedingt in eine Ausreißergruppe, was ich ihm natürlich auch gestattete. Er erwischte gleich die erste Gruppe, die zunächst einen Vorsprung von rund 1 Minute herausfuhr. Doch irgendjemand im Feld hatte etwas dagegen und stellte die Gruppe wieder. Jetzt hatte mich der Ergeiz gepackt und ich schickte Marten nach vorne, dass er die nächste Attacke mitgehen könnte. Diesmal klappte das schon viel besser. Das Feld lies die Gruppe um Marten, Moletta, Brandt und Derganc ziehen.
Doch dann erfolgten neue Angriffe aus dem Feld und es bildete sich eine 9-köpfige Verfolgergruppe und ein Solist dazwischen. prominentester Fahrer war José Ivan Gutierrez vom Team Lotto. Alle Fahrer konnten aufschließen, sodass sich eine 14 Fahrer starke Gruppe bildete, die ihren Vorsprung kontinuierlich ausbaute. Marten sicherte sich die Sprintwertung, nachdem er bei der ersten Bergwertung etwas gepennt hatte.
Der erste etwas schwierigere Anstieg war der Col Lebraut.
Diesmal ergatterte Marten als bester Bergfahrer aus der Gruppe die volle Punktzahl. Da die Gruppe an diesem kleineren Pass zerfallen war befanden sich nun nunmehr 7 Fahrer an der Spitze, die einen Vorsprung von rund 7 Minuten auf das Feld hatte – dazwischen lagen noch mehrere kleinere Gruppen. Die 7 Fahrer an der Spitze attackierten ein ums andere Mal. Marten fuhr ganz gelassen und sparte Energie, konnte aber trotzdem dem hektischen Tempo folgen. Ein zurückgefallener Fahrer konnte wieder Anschluss finden und nun arbeiteten alle wieder gut zusammen, während der Abstand zum Feld schmolz und der zur zweiten Gruppe weiter anstieg.
Kurz vor der Izoardstraße lösten sich Anton, Naibo und Valjavec aus dem Feld. Sie kamen zwar nicht richtig weg, dennoch konnte es für den Etappensieg reichen, wenn das ihre Absicht sein sollte.
Marten fuhr richtig gelassen in der Spitzengruppe und sicherte sich so auch die zweite Sprintwertung, was nicht viel zur Sache tat, außer, dass er seine scheinbare Überlegenheit seinen Mitstreitern zeigen wollte. Und schon geschah es: Die Gruppe erreichte die ersten Rampen des 24,1 Kilometer langen und im Schnitt 6,9 % steilen Passes und sie zerfiel weiter. Mit einem kurzen Antritt stieß er den noch übrigen „Ballast“ ab und war alleine auf weiter Flur mit fünf Minuten Vorsprung vor dem Hauptfeld.
„Klasse, weiter so, zieh dein Ding durch!“, rief ich ins Funkgerät. Jetzt musste ich mich auf den Kampf im Hauptfeld konzentrieren.
Übrigens: Anton lies seine beiden Begleiter stehen und begann das Rennen von hinten aufzuräumen, während Ausreißer um Ausreißer vom Team Cofidis im Feld geschluckt wurde.
Evans war der erste der Angriff: Kreuziger, Basso, Karpets, Van Huffel folgten ihm – ich schickte Trent mit. Michael sollte sich voll und ganz auf Kohl konzentrieren, dem es bei Sinkewitz Antritt zu viel des Guten wurde. Auch Mathieu, Oscar und Sylvain versuchten zu folgen. Während sich Evans, Van Huffel und Anton vom Rest absetzen konnten, bildete sich dahinter eine 25-köpfige Gruppe mit Favoriten und Ausreißern. Marten hielt den Vorsprung auf die Gruppe „Evans“ konstant auf 4 Minuten – „Klasse!“ – während diese Gruppe eine Minute auf den Rest der Favoriten herausgeholt hatte. Trent und Michael hielten sich dort recht gut und auch die anderen drei des T-Mobile Teams konnten noch mitgehen. Dann griff Karpets an und setzte sich zwischen die Gruppe „Kohl“ und „Evans“ mit jeweils rund 20 Sekunden Vorsprung und Rückstand. Wiedereinmal entwickelten sich zwei Rennen.
Dann lagen die berühmten letzten zwei Kehren des Passes vor Marten und der Sieg war zum greifen nahe!
Van Huffel löste sich aus der Gruppe „Evans“ durch eine kurze Tempoverschärfung, während Evans ein wenig sauer mit Anton herumdiskutierte. Karpets schloss endlich zu den beiden auf, während Trent im kleinen Feld dahinter das Tempo direkt vor Michael machte. Währenddessen hatte Marten die Passhöhe und damit wohl auch das Bergtrikot erobert und sah schon Briancon tief im Tal unten vor Augen!
Und Trent dezimierte die Gruppe „Kohl“ auf fünf Fahrer: Michael, Trent, Kohl, Laverde und Martinez (beide Discovery). Schon jetzt: Was für ein Tag! Ich war mal wieder von der Mannschaftsleistung überwältigt und feuerte eigentlich nur noch alle an, die Sache durchzuziehen!
Van Huffel hatte nur noch einen Rückstand von 2’40“ Minuten auf Marten und in Briancon wartete ja noch der übliche kleine rund 1 Kilometer lange Schlussanstieg. Van Huffel hatte mittlerweile schon eine Minute zwischen sich und die Gruppe „Evans“ gelegt, während Anton in der Abfahrt seiner Leichtigkeit zum Opfer fiel und zurückfiel.
Laverde und Martinez ließen sich zu Basso zurückfallen, während Trent weiterhin volles Risiko ging und Michael einfach nur hinterherfuhr. Kohl würde das gelbe heute wohl noch behalten können. Und das war mir auch ganz recht so.
Es reicht! Es reicht für Marten! Völlig entkräftet kommt er ins Ziel und bejubelt erst kurz danach seinen bislang größten Erfolg seiner Karriere! Kaum zu glauben, dass ich ihn eigentlich nur als Trotzreaktion in die Gruppe geschickt hatte!
Van Huffel und Evans werden zweiter und dritter, während Michel den Sprint vor Trent und Kohl in der nächsten größeren Gruppe gewinnt.
Tageswertung:
1.Kebbe 4h31’07“
2.Van Huffel + 1’22”
3.Evans + 2’35”
4.Rogers + 3’04”
5.Liwe GZ (gleiche Zeit)
6.Kohl GZ
7.Casar GZ
8.Karpets GZ
9.Di Gregorio GZ
10.Popovych GZ
Gesamtwertung:
1.Kohl 20h00’24“
2.Rogers + 34“
3.Von Huffel + 1’58“
4.Karpets + 2’00“
5.Evans + 2’03“
6.Popovych + 2’46“
7.Basso +3’05“ (+4’13“ Tageswertung)
8.Casar + 3’18“
9.Kreuziger + 3’21“
10.Gonzalo GZ
12.Liwe + 4’16“
20.Kebbe + 6’06“
Punktewertung:
1.Napolitano 46 Punkte
2.Reulston 42 Punkte
3.Corioni 38 Punkte
Bergwertung:
1.Evans 65 Punkte
2.Van Huffel 57 Punkte
3.Kebbe 47 Punkte
Nachwuchswertung:
1.Kreuziger 20h03’45“
2.Gonzalo GZ
3.Di Gregorio + 11“
4.Liwe + 55“
5.Brajkovic + 2’11“ (+4’13“ Tageswertung)
6.Kebbe + 2’45“
Teamwertung:
1.T-Mobile 60h08’46“
2.CSC + 3’47“
3.Discovery + 9’31”