Beitrag: # 465130Beitrag
RotRigo
9.9.2007 - 18:34
Liebes Tagebuch!
Heute möchte ich dir von meinen bisherigen Erlebnissen im Verlauf der Spanien-Rundfahrt berichten. Es sind mal wieder sehr viele Radsport-Freunde angetreten um miteinander die iberische Halbinsel zu umrunden. Einige von ihnen scheinen dabei nicht verstanden zu haben, was der Sinn einer solchen "gemeinsamen Ausfahrt" ist und strengen sich unglaublich an, um jeden noch so kleinen Marktplatz dieses Landes als erster zu erreichen. Als ob die Spanier nicht genug Nahrung für alle von uns hätten!
Mit der Zeit haben auch meine Teamkollegen dann angefangen dieses Spiel, sie nennen es "Wettrennen", mitzuspielen und siehe da: Sie konnten sich recht gut behaupten!
Ich selbst verstehe bisher nicht wirklich, wo der Sinn hinter der ganzen Aufregung zu finden sein soll, aber das eine oder andere mal habe ich mich doch dabei erwischt Spaß daran gehabt zu haben auch meine eigene Muskelkraft ganz kurz zu testen. Ganz kurz? Naja, immer so lange, dass es so gerade niemand merken konnte.
Zu den Lagos von Covadonga beispielsweise, aus deren Verlag ich während der täglichen Ausfahrten bereits einige Bücher verschlungen habe, bin ich an der Seite von meinem alten Freund, dem Don, aufgestiegen - mit Ruhepuls versteht sich - was auch angesichts dessen jetzigen Alters nicht ganz ohne Kraftaufwand zu schaffen ist.
Das Zeitfahren einige Tage später hätte ich problemlos dominiert. Doch um anderen nicht weh zu tun, entschied ich mich am Abend zuvor, Bodrogi für Devolder wieder auszuwechseln und somit auch auf die geplante Einwechslung von Bert Grabsch zu verzichten - den nötigen Bonuscredit um die Herren Mannschaftskapitäne, die inzwischen tatsächlich versuchen die schnellste Zeit über die gesamten drei Wochen herauszufahren, am heutigen Tag zu unterstützen, holte ich natürlich trotzdem. Man ist schließlich ein guter Freund!
Der kluge Schachzug, auf den Zeitfahrsieg zu verzichten, bewahrte mich auch am Freitag vor einem stinkenden, verschwitzten Aldi-Trikot und verschaffte mir für heute eine wunderbare Möglichkeit:
Ich konnte einmal mehr, völlig frei jeder Anstrengung, den Berg hinauf kurbeln, den einen oder anderen Bonuscredit einsammeln, mit den massig vorhandenen Spanierinnen am Straßenrand flirten (mein Trikot riecht noch immer wie am ersten Tag des Ausflugs...) und mich auf den nächsten glanzvollen Auftritt vorbereiten, während meine Teamkollegen an der Spitze der Ausflugsgruppe die Muskeln spielen ließen.
Vielleicht teste ich meine Kräfte noch das eine oder andere mal. Insgesamt gefällt mir mein aktueller Lebensstil aber doch viel zu gut, als dass ich mich von ihm würde verabschieden wollen.
Bis die Tage, liebes Tagebuch...
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RotRigo am 9.9.2007 - 21:11, insgesamt 1-mal geändert.