Giro d'Italia 2009
Moderatoren: RobRoe, Routinier, Escartin
Danke Fus, genau deshalb habe ich die Vueltas gar nicht erst erwähnt (2007 war seine Vuelta ja noch deutlich wechselhafter). Erstens ist er 2007 und soweit ich weiß (dazu keine Gewissheit) zu Anfang gestürzt. Vor allem aber ist es ja witzlos, eine Vorbereitungsrundfahrt für Klassiker (und nichts Anderes war Cunegos Vuelta, sowohl 2007 als auch 2008) als Maßstab für seine Rundfahrerkonstanz herzunehmen.
Hat bei Ullrich ja auch keiner gemacht, als er mal beim Giro hinten rumgemurkst ist, aber zwischendrin mal ein Zeitfahren gewonnen hat. Da hat auch keiner gesagt "ja der Ullrich, der ist viel zu wenig konstant für einen Rundfahrer".
Sorry, Time2Play, aber das war schon wieder genau das, was ich kritisiert hatte: Einfach drauflospoltern ohne vorher tiefer darüber nachzudenken, was man mit dem Argument denn überhaupt ausdrücken will. Denn, wie meine beiden Vorredner schon deutlich gemacht haben, ist Cunego die Vuelta nicht aufs Klassement gefahren, sie ist also für Aussagen über seine Rundfahrerfähigkeiten völlig belanglos.
Hat bei Ullrich ja auch keiner gemacht, als er mal beim Giro hinten rumgemurkst ist, aber zwischendrin mal ein Zeitfahren gewonnen hat. Da hat auch keiner gesagt "ja der Ullrich, der ist viel zu wenig konstant für einen Rundfahrer".
Sorry, Time2Play, aber das war schon wieder genau das, was ich kritisiert hatte: Einfach drauflospoltern ohne vorher tiefer darüber nachzudenken, was man mit dem Argument denn überhaupt ausdrücken will. Denn, wie meine beiden Vorredner schon deutlich gemacht haben, ist Cunego die Vuelta nicht aufs Klassement gefahren, sie ist also für Aussagen über seine Rundfahrerfähigkeiten völlig belanglos.
Hast du die Beiträge zum Ende der letzten Seite gelesen? Cunego wollte die Vuelta nicht auf Sieg fahren, sie war seine Vorbereitung für die WM. Und offensichtlich ist sein Plan voll aufgegangen.Time2Play hat geschrieben:Warum ist er dann nicht aufs Gk gefahren, wenn er doch anscheinend die Form hatte (Angliru Etappe)?
Eine GT ist drei Wochen lang. Wenn man an einem Tag vorne mithalten kann, heißt das noch lange nicht, dass man auf allen entscheidenden Etappen gut drauf ist.
Cunego hat (denke ich mir, ich kann es nicht zu 100% wissen) die Vuelta von vornherein nur als Vorbereitung und zum Formaufbau geplant, und ist planmäßig nach 15 Etappen ausgestiegen. Um aufs GK zu fahren, hätte er
1) die Vuelta zu Ende fahren müssen und
2) Energie investieren müssen, die ihm bei der WM und in der Lombardei gefehlt hätte.
Auch andere Fahrer (Freire oft, dieses Jahr Ballan, ich meine auch Rebellin einmal) fahren die Vuelta als WM-Vorbereitung und testen auf ein paar Etappen die Form - manchmal springt sogar ein Etappensieg dabei heraus. Trotzdem würde niemand von diesen Fahrern verlangen, aufs GK zu fahren - weil sie es schlicht nicht könnten.
Cunego ist in meinen Augen ein Fahrer vom gleichen Typ wie Ballan, Rebellin oder Freire - nur das er, quasi als Bonus, bei GTs vorne mitfahren kann. Aber das heißt nicht, dass er es bei jeder GT, die er bestreitet, auch muss.
Cunego hat (denke ich mir, ich kann es nicht zu 100% wissen) die Vuelta von vornherein nur als Vorbereitung und zum Formaufbau geplant, und ist planmäßig nach 15 Etappen ausgestiegen. Um aufs GK zu fahren, hätte er
1) die Vuelta zu Ende fahren müssen und
2) Energie investieren müssen, die ihm bei der WM und in der Lombardei gefehlt hätte.
Auch andere Fahrer (Freire oft, dieses Jahr Ballan, ich meine auch Rebellin einmal) fahren die Vuelta als WM-Vorbereitung und testen auf ein paar Etappen die Form - manchmal springt sogar ein Etappensieg dabei heraus. Trotzdem würde niemand von diesen Fahrern verlangen, aufs GK zu fahren - weil sie es schlicht nicht könnten.
Cunego ist in meinen Augen ein Fahrer vom gleichen Typ wie Ballan, Rebellin oder Freire - nur das er, quasi als Bonus, bei GTs vorne mitfahren kann. Aber das heißt nicht, dass er es bei jeder GT, die er bestreitet, auch muss.
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Warum Cunego nicht aufs Klassement gefahren ist?
Wieso sollte er, wenn er vorher angekündigt hatte, die Vuelta nicht zu beenden und dann tatsächlich nach 15 Etappen aussteigt. Es war doch von vorne herein klar, dass Cunego sich nur auf WM/Lombardei vorbereiten wollte. Deshalb hat er knapp drei Wochen vor seiner Topform in den Bergen nicht geglänzt und dann auf der letzten schweren Bergetappe, die wohl sein Formtest war eine gute Leistung gebracht. Ansonsten hat er sich auf die Etappen konzentriert, die annähernd der WM ähnelten. Dort war er auch entsprechend erfolgreich. Bei der Vuelta hatte er aber gegen Contador ohnehin keine Chance, wieso sollte er sich dann in Spanien für einen Top10-Platz auspowern und die WM opfern.
Zusätzlich war Bruseghin der Kapitän und Cunego hat dementsprechend wahrscheinlich auch einiges an Helferdiensten verrichtet, nicht zuletzt als Dank für Bruseghins Unterstützung bei der Tour.
EDIT: Da lässt man den Beitrag mal ne halbe Stunde liegen, weil man anderweitig beschäftigt ist und es gibt schon zwei weitere Antworten.
Zum Giro: Am Anfang war ich ein bisschen enttäuscht, aber bei genauerem Hinsehen ist er doch gar nicht so übel, er findet immerhin in Italien statt, da kann man aus fast allem etwas machen.
Wir haben:
-3 Zeitfahren (lang und schwer / kurz und einfach / MZF)
-4 schwere Zielankünfte (Etappen 3,14,18,20)
-5 Bergankünfte (Etappen 4,5,16,17,19)
-4 Etappen, die bei der Tour unter dem Namen Mittelgebirge laufen würden (6,8,14,15
)
Dazu die Etappe nach Pinerolo und Etappen mit ein paar Hügeln vor dem Ziel.
Als langweilige Etappen bleiben also eigentlich nur die 9. und 13. Etappe.
Das Problem an dem ganzen ist, dass die Quantität an potenziell spannenden Etappen die Qualität der vergangenen Jahre überwiegt.
Aber vielleicht ist es auch gerade gut, dass vermeintlich entscheidende Berge wie der Mortirolo oder Stelvio fehlen. Besonders die Pineroloetappe könnte bei der Anzahl an angekündigten Favoriten ein Hammer werden, wenn ansatzweise so gefahren wird, wie 2007 auf dem Weg nach Briancon. Wenn da schnell zwei kleine Gruppen der Favoriten entstehen, könnte die Etappe richtig etwas bieten. Und genau da wird die Stärke der Rundfahrt liegen. Dieses Jahr gab es das Duell zwischen Contador und Ricco, nächstes Jahr gibt es einen riesigen Favoritenkreis: Armstrong, Basso, Cunego, Simoni, Sastre, Menchov, Pelizotti, di Luca, vielleicht Garzelli...Das sind wieder große Namen und wer weiß wie Fahrer wie Simoni die Berge fahren, wenn sie "Außenseiter" ist. Oder was machen die Favoriten, wenn einer wie Pozzovivo in einer Ausreißergruppe in die französischen Berge fährt.
Die Dolomiten sind leider verschenkt, aber in der Kürze kann auch die Würze liegen. Zur Alpe di Suisi müsste nur früh eine hochkarätige Gruppe gehen und dann so eine Jagd wie 2007 nach Bergamo entstehen.
Und sonst ist es doch schön, dass die Veranstalter mal ganz neue Wege gehen. Würde die Tour de France auf der 10. Etappe einen Rundkurs um die Champs-Elysses machen? Interressant wäre es.
Und diese Blockhausetappe sieht genial aus. Bis sich da die erste Gruppe gebildet hat, sind die ja schon im Berg und dann wird es auch nicht mehr ruhiger.
Nur eines wird dem Giro fehlen: Die Bergflöhe. Mit Ricco, Sella und Piepoli wäre das ein Riesenspaß geworden. Wenn die wieder voll auf Harakiri gefahren wären und das Rennen regelmäßig zum Platzen gebracht hätten, dann wäre auch keine Astanadominanz möglich gewesen, wenn die denn mit einem starken Team antreten würden.
Fazit: Wenn der Giro mit der richtigen Intensität gefahren wird, die Italiener versuchen werden Armstrong, der in seiner Bestform fährt, zu besiegen und die Duos Bru/Cunego und Zottel/Basso zusammenarbeiten, dann ist da doch eine ganze Menge drin. Wäre es eine Tour de France, ich würde protestieren. Ist es aber nicht. Deshalb hoffe ich das beste. Auf dem Podium würde ich übrigens gerne Armstrong, Basso und Simoni sehen, das wäre wohl die älteste Besetzung seit Jahrzehnten und sicher eine stilvolle.
Wieso sollte er, wenn er vorher angekündigt hatte, die Vuelta nicht zu beenden und dann tatsächlich nach 15 Etappen aussteigt. Es war doch von vorne herein klar, dass Cunego sich nur auf WM/Lombardei vorbereiten wollte. Deshalb hat er knapp drei Wochen vor seiner Topform in den Bergen nicht geglänzt und dann auf der letzten schweren Bergetappe, die wohl sein Formtest war eine gute Leistung gebracht. Ansonsten hat er sich auf die Etappen konzentriert, die annähernd der WM ähnelten. Dort war er auch entsprechend erfolgreich. Bei der Vuelta hatte er aber gegen Contador ohnehin keine Chance, wieso sollte er sich dann in Spanien für einen Top10-Platz auspowern und die WM opfern.
Zusätzlich war Bruseghin der Kapitän und Cunego hat dementsprechend wahrscheinlich auch einiges an Helferdiensten verrichtet, nicht zuletzt als Dank für Bruseghins Unterstützung bei der Tour.
EDIT: Da lässt man den Beitrag mal ne halbe Stunde liegen, weil man anderweitig beschäftigt ist und es gibt schon zwei weitere Antworten.
Zum Giro: Am Anfang war ich ein bisschen enttäuscht, aber bei genauerem Hinsehen ist er doch gar nicht so übel, er findet immerhin in Italien statt, da kann man aus fast allem etwas machen.
Wir haben:
-3 Zeitfahren (lang und schwer / kurz und einfach / MZF)
-4 schwere Zielankünfte (Etappen 3,14,18,20)
-5 Bergankünfte (Etappen 4,5,16,17,19)
-4 Etappen, die bei der Tour unter dem Namen Mittelgebirge laufen würden (6,8,14,15
)
Dazu die Etappe nach Pinerolo und Etappen mit ein paar Hügeln vor dem Ziel.
Als langweilige Etappen bleiben also eigentlich nur die 9. und 13. Etappe.
Das Problem an dem ganzen ist, dass die Quantität an potenziell spannenden Etappen die Qualität der vergangenen Jahre überwiegt.
Aber vielleicht ist es auch gerade gut, dass vermeintlich entscheidende Berge wie der Mortirolo oder Stelvio fehlen. Besonders die Pineroloetappe könnte bei der Anzahl an angekündigten Favoriten ein Hammer werden, wenn ansatzweise so gefahren wird, wie 2007 auf dem Weg nach Briancon. Wenn da schnell zwei kleine Gruppen der Favoriten entstehen, könnte die Etappe richtig etwas bieten. Und genau da wird die Stärke der Rundfahrt liegen. Dieses Jahr gab es das Duell zwischen Contador und Ricco, nächstes Jahr gibt es einen riesigen Favoritenkreis: Armstrong, Basso, Cunego, Simoni, Sastre, Menchov, Pelizotti, di Luca, vielleicht Garzelli...Das sind wieder große Namen und wer weiß wie Fahrer wie Simoni die Berge fahren, wenn sie "Außenseiter" ist. Oder was machen die Favoriten, wenn einer wie Pozzovivo in einer Ausreißergruppe in die französischen Berge fährt.
Die Dolomiten sind leider verschenkt, aber in der Kürze kann auch die Würze liegen. Zur Alpe di Suisi müsste nur früh eine hochkarätige Gruppe gehen und dann so eine Jagd wie 2007 nach Bergamo entstehen.
Und sonst ist es doch schön, dass die Veranstalter mal ganz neue Wege gehen. Würde die Tour de France auf der 10. Etappe einen Rundkurs um die Champs-Elysses machen? Interressant wäre es.
Und diese Blockhausetappe sieht genial aus. Bis sich da die erste Gruppe gebildet hat, sind die ja schon im Berg und dann wird es auch nicht mehr ruhiger.
Nur eines wird dem Giro fehlen: Die Bergflöhe. Mit Ricco, Sella und Piepoli wäre das ein Riesenspaß geworden. Wenn die wieder voll auf Harakiri gefahren wären und das Rennen regelmäßig zum Platzen gebracht hätten, dann wäre auch keine Astanadominanz möglich gewesen, wenn die denn mit einem starken Team antreten würden.
Fazit: Wenn der Giro mit der richtigen Intensität gefahren wird, die Italiener versuchen werden Armstrong, der in seiner Bestform fährt, zu besiegen und die Duos Bru/Cunego und Zottel/Basso zusammenarbeiten, dann ist da doch eine ganze Menge drin. Wäre es eine Tour de France, ich würde protestieren. Ist es aber nicht. Deshalb hoffe ich das beste. Auf dem Podium würde ich übrigens gerne Armstrong, Basso und Simoni sehen, das wäre wohl die älteste Besetzung seit Jahrzehnten und sicher eine stilvolle.
Schon mal was von Training gehört? Ermüdung etc. Ein Fahrer kann nicht immer alles voll fahren, wenn er später noch ein wichtiges Rennen hat. Er ist ja keine Maschine.Time2Play hat geschrieben:Warum ist er dann nicht aufs Gk gefahren, wenn er doch anscheinend die Form hatte (Angliru Etappe)?
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Spekulationen darüber, ob die Giro-Strecke nun Cunego, Basso, Armstrong oder Coppi entgegen kommt, sind mir derzeit noch einigermaßen gleichgültig.
Was mich ungleich mehr beeindruckt hat, war die Art der Präsentation. Während zeitgleich im äußersten Nordwesten des Landes ein paar Skispringer - von den Italienern wie immer völlig ignoriert - um winterliche Weltcuppunkte kämpften, wurde im sensationell schönen Fenice-Theater von Venedig bereits der kommende Radsport-Mai gefeiert - und das mit soviel Grandezza und Pathos, wie man es in Deutschland bei fast keinem Gegenstand (und beim Thema Radsport in diesen Tagen nun gleich gar nicht) gewöhnt ist.
Allein die Kleidung der Anwesenden sprach Bände - und wenn man einmal auf dieses Foto schaut, dann sieht man, dass die Italiener ihrer Rundfahrt Ehre erweisen (wobei mir nicht klar ist, ob Simoni einen offenen Hosenstall oder etwas seltsames in der linken Hand hat).
Zum 100. Giro wurden zahlreiche Kurzfilme von je 100 Sekunden gezeigt - viele davon hatten Gänsehaut-Potenzial. Die Streckenpräsentation bildete dann natürlich den Höhepunkt der Veranstaltung, und bei ihrer Beurteilung sollte man diesmal noch mehr als sonst den symbolischen, historischen und nationalen Hintergrund der Streckenführung beim 100. Giro beachten. Am deutlichsten wird dies bei Start und Ziel: Der Lido wird vielleicht keinen gewaltigen sportlichen Wert haben, aber wir können uns darauf verlassen, dass er gigantisch schöne Bilder von Italien in die Welt liefern wird (sofern das Wetter einigermaßen mitspielt). Und am Ende Rom: Wie groß diese Verbeugung vor der Nation (und damit indirekt auch vor dem Mezzgiorno) ist, sollte man gerade in Zeiten von Berlusconi und einer Regierung, die sich auch auf die Lega Nord stützt, nicht verkennen. Ein Blick auf die Strecke des abschließenden Einzelzeitfahrens zeigt auch, dass die Champs-Élysées in diesem Jahr bestenfalls Rang 2 im Wettkampf um die eindrucksvollste Ziel-Kulisse bilden werden.
Und als ich über diese Präsentation nachdachte, fiel mir endlich eine lang gesuchte Formulierung ein, mit der man der Radsport-ist-doch-eh-nur-Doping-Fraktion erklären kann, warum dieses Faszinosum bei einigen von uns immer noch funktioniert:
Radsport ist Weihnachten.
Man betrügt seine Kinder mit wild erfundenen Geschichten vom Weihnachtsmann, man erliegt vielen Versuchungen von Kommerz und Völlerei, man schenkt und wird beschenkt, man ist mit denen zusammen, die man gern hat und man freut sich das ganze Jahr darauf. Es ist ein Fest.
Was mich ungleich mehr beeindruckt hat, war die Art der Präsentation. Während zeitgleich im äußersten Nordwesten des Landes ein paar Skispringer - von den Italienern wie immer völlig ignoriert - um winterliche Weltcuppunkte kämpften, wurde im sensationell schönen Fenice-Theater von Venedig bereits der kommende Radsport-Mai gefeiert - und das mit soviel Grandezza und Pathos, wie man es in Deutschland bei fast keinem Gegenstand (und beim Thema Radsport in diesen Tagen nun gleich gar nicht) gewöhnt ist.
Allein die Kleidung der Anwesenden sprach Bände - und wenn man einmal auf dieses Foto schaut, dann sieht man, dass die Italiener ihrer Rundfahrt Ehre erweisen (wobei mir nicht klar ist, ob Simoni einen offenen Hosenstall oder etwas seltsames in der linken Hand hat).
Zum 100. Giro wurden zahlreiche Kurzfilme von je 100 Sekunden gezeigt - viele davon hatten Gänsehaut-Potenzial. Die Streckenpräsentation bildete dann natürlich den Höhepunkt der Veranstaltung, und bei ihrer Beurteilung sollte man diesmal noch mehr als sonst den symbolischen, historischen und nationalen Hintergrund der Streckenführung beim 100. Giro beachten. Am deutlichsten wird dies bei Start und Ziel: Der Lido wird vielleicht keinen gewaltigen sportlichen Wert haben, aber wir können uns darauf verlassen, dass er gigantisch schöne Bilder von Italien in die Welt liefern wird (sofern das Wetter einigermaßen mitspielt). Und am Ende Rom: Wie groß diese Verbeugung vor der Nation (und damit indirekt auch vor dem Mezzgiorno) ist, sollte man gerade in Zeiten von Berlusconi und einer Regierung, die sich auch auf die Lega Nord stützt, nicht verkennen. Ein Blick auf die Strecke des abschließenden Einzelzeitfahrens zeigt auch, dass die Champs-Élysées in diesem Jahr bestenfalls Rang 2 im Wettkampf um die eindrucksvollste Ziel-Kulisse bilden werden.
Und als ich über diese Präsentation nachdachte, fiel mir endlich eine lang gesuchte Formulierung ein, mit der man der Radsport-ist-doch-eh-nur-Doping-Fraktion erklären kann, warum dieses Faszinosum bei einigen von uns immer noch funktioniert:
Radsport ist Weihnachten.
Man betrügt seine Kinder mit wild erfundenen Geschichten vom Weihnachtsmann, man erliegt vielen Versuchungen von Kommerz und Völlerei, man schenkt und wird beschenkt, man ist mit denen zusammen, die man gern hat und man freut sich das ganze Jahr darauf. Es ist ein Fest.
Ich finde nicht, dass Cunego leere Kampfansagen macht und Erwartungen schürt, die er dann nicht erfüllt. Das war, was die Tour angeht, eher der Stil von Simoni...
Natürlich setzt Cunego sich Ziele - und selbstverständlich auch hohe Ziele: Nach seinem Giroerfolg 2004 ist er nunmal mit dem Prädikat "Rundfahrer" versehen, ob er es will oder nicht; also kann er genauso gut versuchen, bei den GTs vorn mitzufahren, weil er aus der Schublade eh nicht mehr rauskommt.
Ich gebe zu: 2008 war, wenn man sich nur die GTs ansieht, für Cunego eine Riesenenttäuschung. Auf den Giro zu verzichten, um bei der Tour angreifen zu können, war ihm Nachhinein die falsche Entscheidung; im Formaufbau zur Tour muss irgendetwas schiefgelaufen sein, denn im Juni war er bei der Tour de Suisse noch Vierter. Insgesamt aber war dieses Jahr für Cunego recht erfolgreich: Siege beim Amstel Gold Race, in der Lombardei und beim Japan Cup, gute Platzierungen bei Eintagesrennen (Flèche Wallonne, Tre Valli Varesine) und Rundfahrten (Paris-Nice, Tour de Suisse) sowie ein 2. Platz bei der WM hinter Teamkollege Ballan.
Das ist sehr gut!
Ich denke, bei Cunego ist eine gelungene GT eher als Sahnehäubchen auf einer Saison zu betrachten denn als Hauptziel: Das scheint bei ihm inzwischen der Giro di Lombardia zu sein (und "im Vorbeigehen" die WM, italienische Augustrennen und event. Vueltaetappen); dann folgen Frühjahrsklassiker und der Giro, bei dem er in normaler Form immer die Top10 erreichen kann.
Die Tour, mit ihren Bergen, die nunmal anders sind als die des Giro, ist nicht optimal für ihn; aber als einer der besten italienischen Rundfahrer wird er immer daran gemessen werden - jedenfalls außerhalb Italiens.
Natürlich setzt Cunego sich Ziele - und selbstverständlich auch hohe Ziele: Nach seinem Giroerfolg 2004 ist er nunmal mit dem Prädikat "Rundfahrer" versehen, ob er es will oder nicht; also kann er genauso gut versuchen, bei den GTs vorn mitzufahren, weil er aus der Schublade eh nicht mehr rauskommt.
Ich gebe zu: 2008 war, wenn man sich nur die GTs ansieht, für Cunego eine Riesenenttäuschung. Auf den Giro zu verzichten, um bei der Tour angreifen zu können, war ihm Nachhinein die falsche Entscheidung; im Formaufbau zur Tour muss irgendetwas schiefgelaufen sein, denn im Juni war er bei der Tour de Suisse noch Vierter. Insgesamt aber war dieses Jahr für Cunego recht erfolgreich: Siege beim Amstel Gold Race, in der Lombardei und beim Japan Cup, gute Platzierungen bei Eintagesrennen (Flèche Wallonne, Tre Valli Varesine) und Rundfahrten (Paris-Nice, Tour de Suisse) sowie ein 2. Platz bei der WM hinter Teamkollege Ballan.
Das ist sehr gut!
Ich denke, bei Cunego ist eine gelungene GT eher als Sahnehäubchen auf einer Saison zu betrachten denn als Hauptziel: Das scheint bei ihm inzwischen der Giro di Lombardia zu sein (und "im Vorbeigehen" die WM, italienische Augustrennen und event. Vueltaetappen); dann folgen Frühjahrsklassiker und der Giro, bei dem er in normaler Form immer die Top10 erreichen kann.
Die Tour, mit ihren Bergen, die nunmal anders sind als die des Giro, ist nicht optimal für ihn; aber als einer der besten italienischen Rundfahrer wird er immer daran gemessen werden - jedenfalls außerhalb Italiens.
KuT, du sprichst mir aus der Seele.
Der Jubiläums-Giro 2009 wird vor allem zwei Dinge liefern: grandiose Bilder (Lido di Venézia, Inntal, "Kriterium" in Milano, Cinque Terre-EZF, Vesuv, Abschlusszeitfahren in Rom) und Hommagen an die Vergangenheit und die anderen großen italienischen Rennen: Das letzte Drittel der Bérgamo-Etappe war so auch schon im Giro di Lombardia drin, die Mailand-Etappe startet am Dom - wie Milano - San Remo, dessen Passo di Turchino ebenfalls überquert wird. Die Appennin-Etappen schließlich ähneln ein bisschen Tirreno-Adriatico, wurden allerdings für eine GT anspruchsvoller gemacht, als man sie beim Rennen im März fahren würde. Sogar der Monte Pitoro vom GP di Camaiore ist dabei (hat aber wohl eher damit zu tun, dass dies der schwerste Weg von Lido di Camaiore ins Hinterland ist).
Am Croce d'Aune (4. Etappe) kam Tullio Campagnolo die Idee zur Gangschaltung; die Pinerolo-Etappe schließlich ist vor allem eine Verbeugung vor Coppi und Bartali, die in den 40'ern auf ähnlichen Bergetappen gegeneinander kämpften.
Und die Blockhaus-Etappe ist einfach nur genial: Die RCS zeigt Mut, der hoffentlich belohnt wird.
Ob die Etappen nun verschenkt sind (Österreich, Vesuv, französische Alpen) oder nicht: Der Giro wird großartig. Es ist ein Jubiläum, und die Italiener werden sich und ihren Lieblingssport (neben Fußball) schon zu feiern wissen.
Der Jubiläums-Giro 2009 wird vor allem zwei Dinge liefern: grandiose Bilder (Lido di Venézia, Inntal, "Kriterium" in Milano, Cinque Terre-EZF, Vesuv, Abschlusszeitfahren in Rom) und Hommagen an die Vergangenheit und die anderen großen italienischen Rennen: Das letzte Drittel der Bérgamo-Etappe war so auch schon im Giro di Lombardia drin, die Mailand-Etappe startet am Dom - wie Milano - San Remo, dessen Passo di Turchino ebenfalls überquert wird. Die Appennin-Etappen schließlich ähneln ein bisschen Tirreno-Adriatico, wurden allerdings für eine GT anspruchsvoller gemacht, als man sie beim Rennen im März fahren würde. Sogar der Monte Pitoro vom GP di Camaiore ist dabei (hat aber wohl eher damit zu tun, dass dies der schwerste Weg von Lido di Camaiore ins Hinterland ist).
Am Croce d'Aune (4. Etappe) kam Tullio Campagnolo die Idee zur Gangschaltung; die Pinerolo-Etappe schließlich ist vor allem eine Verbeugung vor Coppi und Bartali, die in den 40'ern auf ähnlichen Bergetappen gegeneinander kämpften.
Und die Blockhaus-Etappe ist einfach nur genial: Die RCS zeigt Mut, der hoffentlich belohnt wird.
Ob die Etappen nun verschenkt sind (Österreich, Vesuv, französische Alpen) oder nicht: Der Giro wird großartig. Es ist ein Jubiläum, und die Italiener werden sich und ihren Lieblingssport (neben Fußball) schon zu feiern wissen.
- Lance Armstrong Fan
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- Registriert: 7.7.2004 - 15:18
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Sehr schöner Satz. Sehr schön vor allem, dass im ersten Satz kein "wie" steht.Klaus und Tony hat geschrieben: Radsport ist Weihnachten.
Man betrügt seine Kinder mit wild erfundenen Geschichten vom Weihnachtsmann, man erliegt vielen Versuchungen von Kommerz und Völlerei, man schenkt und wird beschenkt, man ist mit denen zusammen, die man gern hat und man freut sich das ganze Jahr darauf. Es ist ein Fest.
In Deutschland wäre eine solche Präsentation unmöglich gewesen, aber in Italien lieben sie eben ihren Giro. Ich denke, es wird ein beeindruckender Giro mit beeindruckenden Bildern und vor allem der Rahmen (Präsentation und Strecke) ist des Jubiläums würdig. Es könnte zwar etwas viel des Guten werden, aber das ist doch eigentlich egal, schließlich ist es Italien.
Gruß LAF
Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
2. Platz: Giro d'Italia 08, E3 Prijs 09, Criterium International 09,
3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09
Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
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3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09
- BlackHackz
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Naja, aber von der Kleidung her, wurde der Giro schon immer so zelebriert. Die Fotos von DiLuca, Cunego und Simoni um Anzug sind mir noch geläufig.
und bei diesem Satz weiß ich nicht genau, ob ich ihm zustimmen sollman ist mit denen zusammen, die man gern hat
Segui il tuo corso, e lascia dir le genti!
"Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt." (E. Fried)
www.bildblog.de
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++ Schlüsseletappen in allen drei Wochen, Konstanz ist gefragt
++ Weg vom Trend zu immergleichen 40-50km Zeitfahren
+ Bergamo, Bologna, Faenza sind wirklich nette Hügeletappen
+ Grosse Streuung der Etappenlängen
0
- Ein Abschlusszeitfahren von 15km ist verschenkt
- Zwei sinnlose Tiroletappen
-- Es fehlt eine richtig harte Bergetappe (Monte Petrano deutlich leichter als Fedaia 2008, Drei Zinnen 2007, Aprica 2006)
-- 4 Bergsprints: San Martino, Seiseralm, Blockaus, Vesuv
-- Die grossen Pässe der Girogeschichte werden allesamt ignoriert.
--- Cima Coppi: Col d'Izoard
Gibt unter dem Strich den schwächsten Giro seit 2004 und in Kombination mit der Tour das schwächste GT-Jahr seit 2002. Ich bin enttäuscht.
++ Weg vom Trend zu immergleichen 40-50km Zeitfahren
+ Bergamo, Bologna, Faenza sind wirklich nette Hügeletappen
+ Grosse Streuung der Etappenlängen
0
- Ein Abschlusszeitfahren von 15km ist verschenkt
- Zwei sinnlose Tiroletappen
-- Es fehlt eine richtig harte Bergetappe (Monte Petrano deutlich leichter als Fedaia 2008, Drei Zinnen 2007, Aprica 2006)
-- 4 Bergsprints: San Martino, Seiseralm, Blockaus, Vesuv
-- Die grossen Pässe der Girogeschichte werden allesamt ignoriert.
--- Cima Coppi: Col d'Izoard
Gibt unter dem Strich den schwächsten Giro seit 2004 und in Kombination mit der Tour das schwächste GT-Jahr seit 2002. Ich bin enttäuscht.
"Wittgenstein pondered what time it could be on the sun (it was a nonsensical question, he concluded)." - The Economist
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- Registriert: 2.8.2004 - 0:32
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Da bin ich doch beinahe vom Sessel gefallen.... Öhm wieso das? Es ist doch eigentlich ein sehr schöner Giro mit innovativen Etappen und doch auch interessanten Bergetappen. Schöner gehts kaum, nur die teilweise lange Streckenführungen (zumal sie in der Realität meist länger sind als im Roadbook angegeben) sind nervig (für Fahrer/Teams wie auch Zuschauer, von den sinnlosen Ausgaben unnötiger Sperrungen mal ganz abzusehen).Escartin hat geschrieben: Gibt unter dem Strich den schwächsten Giro seit 2004 und in Kombination mit der Tour das schwächste GT-Jahr seit 2002. Ich bin enttäuscht.
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Warum findet ihr die erste Österreichetappe verschenkt? Der Gerlospass ist gar nicht so leicht. Die zweite ist halt eine typische Fülletappe, aber so schlecht ist das doch gar nicht.
Gruß LAF
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2. Platz: Giro d'Italia 08, E3 Prijs 09, Criterium International 09,
3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09
Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
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3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09