Ich habe meine Musterung vor anderthalb Jahren durchgemacht. Und durchgemacht ist das richtige Wort, für das was folgte. Zur Info: Körpgergröße 1,80 m, Gewicht damals 105-108 Kilo. Dazu ein Attest vom Orthopäden, wie man es sich besser nicht wünschen kann (wer das las musste mich für einen halben Krüppel halten), außerdem eine Allergie-Bescheinigung vom Hausarzt.
Dann wurde ich gemustert, und beim Hör- und Seetest habe ich... in meinen Augen nicht sonderlich gut abgeschnitten, nach Ansicht des Arztes hingegen war das wunderbar. Wegen meiner beiden Atteste wurde ich zur Bundeswehr nach Bonn geschickt, wo ein Amtsarzt mich untersuchen musste.
Gut, also zwei Monate später nach Bonn gefahren, da gibt es einen ganzen Bundeswehr-Stadtteil. Naja, ich habe mich untersuchen lassen. Der Orthopäde meinte in etwa: Ja, das ist alles nicht toll, aber es reicht nichts, um ausgemustert zu werden. Der Dermathologe fand die Geschichte meiner Allergie etwas suspekt (Auslöser und Ausbruchszeit haben laut ihm nicht richtig zusammengepasst) - also sollte ich die Allergie provozieren und ihm dann vorführen, dann wäre ich ausgemustert.
Die Allergie hatte ich 15 Jahre lang gehabt. Die Auslöser waren mir bekannt, also war alles wunderbar. Ich habe sie dann auszulösen versucht - leider vergebens. Wie ich einige Monate später bemerkte ist Stress ein weiterer Faktor, der zumindest in heutigen Jahren bei mir für das Auslösen der Allergie ebenfalls erforderlich war. Damals, als ich in Bonn war (Ruhezeit nach dem Abi) hatte ich null Stress. Tja, dumm gelaufen. Man vergaß mich auch nicht sondern bat mich einen Monat später um ein weiteres Gespräch beim KWE - tja, T2.
Mittlerweile bin ich bis nach meinem Studium zurückgestellt (war bereits immatrikuliert als ich das Ergebnis mitgeteilt bekam). Was dann kommen wird muss sich zeigen. Was das sagen soll: Selbst mit Allergien und gerechtfertigten Gebrechen und Attesten (Allergie wie gesagt seit dem dritten oder vierten Lebensjahr gehabt, auch heute noch, denn zwei Monate nach meiner Musterung hatte ich sie wieder einmal; das vom Orthopäden Geschriebene stimmte ebenfalls (wenngleich es wohl teils im Laufe der Zeit weggegangen war)). Ganz gleich, es gibt einfach kaum eine Garantie, ausgemustert zu werden.
In meiner Stufe habe ich auch einiges erlebt, was Ausmusterungen anbelangt. Sport-LKler haben die Ausmusterung geschafft, die anderen, teils wirklich unfähigen Leuten, nicht gelungen ist. Ich kenne sogar einen Fall (ist jedoch schon so 10 Jahre her, dass der gemustert wurde), der mit einer Sehkraft von 10% nicht ausgemustert wurde. Ein anderer Bekannter hat gewaltige Rückenprobleme (wenn er einen zehn-Kilo-Rucksack eine halbe Stunde tragen müsste wären sämtliche Halswirbel ausgerenkt), wurde aber ausgemustert, weil er zehn Jahre zuvor als Fußballer mal Probleme mit den Knien gehabt hatte. Bei meiner Musterung waren Leute da, die unbedingt zum Bund wollten, aber nicht durften (so ungerecht ist die Welt, ja). Vor allem waren die teilweise echt körperlich fit. Einer war schon zum dritten Mal da, weil er unbedingt hinwollte, sie ihn aber, warum auch immer, nicht haben wollten.
Methoden, tja. Sich zu besaufen und zu einem Wrack zu machen mag ganz effektiv sein, aber eine Garantie sicher nicht. Ob das mit der Cola wirklich klappt bezweifle ich. Wenn Werte abnormal werden kann man (siehe meine Musterung) auch durchaus zu anderen Ärzten weitergeschickt werden. Allergien sind immer gut, Knieprobleme (egal ob man sie hat oder nicht) sowieso, aber all das ist leider auch wieder keine Garantie. In Tests bewusst zu schummeln ist gefährlich da gesetzeswidrig (und da unterschreibt man auch etwas, was nicht der ärztlichen Schweigepflicht unterliegt), und ob es wirklich hilft ist auch so eine Sache. Einzig der Joint scheint mir noch eine zuverlässige Methode zu sein - aber ob es das wert ist? Ach ja, und einen psychologischen Test kann man verlangen, hat einer aus meiner Stufe gemacht, und ist damit ausgemustert worden. Doch dazu unten noch etwas.
Ich habe es mir damals von dem wirklich netten Beamten, der mir mein Ergebnis mitteilte (Ergebnis damals: "Noch kein endgültiges Ergebnis"), genau erklären lassen. T3 und T4 gibt es eigentlich nicht mehr. Man wird T1, T2 oder T5 gemustert (übrigens: Bei meinem Lieblings-Ekel-Chinamann ist T5 eines der wenigen essbaren Gerichte). T1 heißt perfekt (u.a. so Sachen wie Körpergröße über 1,80 erforderlich glaube ich), T2 heißt normal tauglich (was auf die große Masse zutrifft) und T5 heißt eben ausgemustert.
Verweigern darf man jederzeit. Dafür haben wir ein Grundgesetz. Du kannst auch noch verweigern, wenn du bereits sieben Monate beim Bund warst. Auch gibt es ja die Warte-Taktik (ich kenne einige Fälle, die damit durchgekommen sind; gerade wenn man nach dem Abi wegzieht und sich NICHT ummeldet scheint das wohl gut zu klappen; wenngleich auch das wiederum gesetzeswidrig ist). Vielleicht hat man Glück und sie haben genug Wehrdienstleute, sodass man nicht einberufen wird (ist man T1 braucht man sich da aber keine Hoffnungen zu machen). Sollte man dann doch einberufen werden (Bescheid kommt mindestens vier Wochen vorher glaube ich) kann man immer noch per "Eilantrag" verweigern. Hat man dann aber Pech muss man vielleicht ein paar Wochen in der Kaserne verbringen, bis der Antrag durch ist. Aber möglicherweise kann man sich auch dagegen sträuben (mit einem guten Anwalt).
Aber: Verweigern geht immer, egal was du denen vorher erzählt hast und egal was du vorher simuliert hast. Wie gesagt, Grundgesetz.
Zum Thema denen etwas erzählen... Klar kann man reinrennen und "wo sind die Waffen, wo sind die Waffen?!" oder "Heil H..." rufen, aber erstens ist gerade Letzteres moralisch mehr als nur fragwürdig, zweitens gesetzeswidrig, und drittens sind die dort nicht dumm. Großartig gefragt wird man nichts. Und das, was man gefragt wird, fällt denke ich nicht unter die ärztliche Schweigepflicht, da man es vom Beamten am Schalter gefragt wird. Also: Vorsichtig sein, was man erzählt, bzw. einfach die Wahrheit sagen.
Der Arzt selbst, der das Ergebnis deiner Musterung festlegt, wird dich eh nichts bzw. kaum was fragen. Und wenn man Tests machen muss (auch die habe ich gemacht, da ich damals gesagt habe, ich sei mir, falls ich nicht ausgemustert werde, noch nicht sicher, ob ich Bund oder Zivi machen will), dann erst nach der Musterung und nur zur Feststellung dessen, was man bei der Bundeswehr machen darf (lustig auch da: Die Leute mit Ambitionen für die Bundeswehr durften alle viel weniger machen als ich, weil sie die ganzen einfachen Rechen- und Denkaufgaben am Rechner nicht hinbekommen haben; und ich habe einfach nur schnell gemacht, weil ich nur noch heim wollte).
Ethnise Gründe oder so was sind toll und gut. Denn genau dafür gibt es ja den Zivildienst. Ausgemustert wird man damit ganz sicher nicht.
Bei uns in der Schule war mal ein Bundeswehroffizier (hat Werbung für Studium bei der Bundeswehr gemacht), der uns erzählt hat, den Wehrdienst gebe es nur noch aus dem Grund, dass man die Zivis braucht. Für die Bundeswehr seien die Wehrdienstleistenden total witzlos. Die Folgerung daraus ist natürlich einfach: Sagt man, dass man Zivi machen will, hat man vermutlich geringere Chancen, ausgemustert zu werden. Dies habe ich auch aus anderen Quellen gehört. Aber auch hier gilt Gottes Gebot, wie man es in der Bibel lesen kann: Du sollst nicht lügen.
Alles in allem hängt es jedoch, so denke ich, vor allem vom verantwortlichen Arzt und ggf. auch von den Beamten im KWE ab. Mit meinen Sachen wäre ich an vielen Standorten sicherlich ausgemustert worden, und mancher, der ausgemustert wurde, wäre anderswo T2 gewesen.
Um vielleicht noch mal ein schönes Zitat rauszukramen:
"Nichts ist wahr und alles ist erlaubt."
Und noch was zum Thema Daten einsehen usw. usf. Die Ärzte unterliegen sowieso der Schweigepflicht; das, was dort im medizinischen Bereich geschieht muss hinter dessen Türen bleiben. Was man den Beamten erzählt ist, wie gesagt eine etwas andere Sache, wenngleich auch die kaum befugt sein werden, diese Infos weiterzuerzählen.
Wird man ausgemustert, so werden alle Informationen über einen gelöscht. Es bleibt dann nur das "ausgemustert" (bzw. "gemustert Tauglichkeitsklasse 5") stehen. Das T5 (och eye ich denke immer an das Menu vom Chinamann wenn ich das schreibe) kann natürlich auch ein späterer Arbeitgeber einsehen. Wird man gemustert, so bleiben die zumindest so lange vorhanden, bis man seinen Wehr- oder Zivildienst abgeleistet hat (was dann passiert weiß ich nicht). Geheim sind sie aber trotzdem.
Jedoch sei jedem gesagt: Ob sie gelöscht werden müssen oder ob sie geheimgehalten werden müssen - es gibt genug Leute, die bei der Musterung betrügen. Genauso kann es sein, dass es Ärzte oder Beamte gibt, die vertrauliche Informationen nicht geheimhalten. Das mag ich beileibe (und wie ihr oben nachlesen könnt bin ich gut beleibt) nicht behaupten, aber auszuschließen ist so etwas eben leider auch nie (man liest/hört ja oft genug von Korruption und ähnlichen Dingen, auch an ganz anderen, noch viel wichtigeren Stellen). Soll sagen: Seid vorsichtig.
So, und jetzt verzeiht mir bitte dieses sprachliche Grauen, was sich da oben zusammengeschrieben hat. Ich kann das auch besser.
Gibt noch andere Methoden, muss mich da aber noch erkundingen 
