7. Etappe: Huesca – Cauterets
Endlich ging es heute in die Berge. Die erste Pyrenäen-Etappe mit Ziel im französischen Cauterets führte die Fahrer auf 190 Kilometern über Portalet und Aubisque zum 15 Kilometer langen Schlussanstieg. Das Wetter war wie gemalt für eine solche Etappe. Um die 20 Grad und strahlender Sonnenschein erwarteten das Peloton. Ob das schöne Wetter allerdings der Ansporn für die erste Attacke des Tages war, ist zu bezweifeln, da es sich beim Angreifer um einen der absoluten Topfahrer handelte. Levi Leipheimer ließ seine Beine schon nach vier Kilometern so schnell wirbeln, dass er sich leicht absetzen konnte.
An seiner Seite fuhr der Däne Sandstöd von CSC. Kurz darauf bekamen die beiden dann aber auch schon Begleitung: Bei Kilometer 14 fuhr Cadel Evans an die zwei heran und verschärfte das Tempo im Anstieg, so dass Sandstöd sich ins Feld zurückfallen lassen musste.
Dort arbeitete Bianchi um den Vorsprung des Duos nicht zu groß werden zu lassen. Durch das hohe Tempo, dass vor allem Garmendia und Casero anschlugen rissen schon jetzt die ersten Löcher ins Peloton.
Unter anderen befanden sich auch Frigo und Mancebo hinten.
Die ersten Bergpunkte des Tages gingen an Cadel Evans vor Leipheimer und Sastre.
Die aktuelle Rennsituation:
Evans, Leipheimer – 2’40 – E2 (32 Fahrer) – 2’08 – Feld (146 Fahrer)
Bei Kilometer 52 und 65 standen die ersten Sprints an, die Leipheimer beide für sich entscheiden konnte, da Evans nicht um die Punkte kämpfte.
In der Zwischenzeit war es hinten dank der unermüdlichen Arbeit von Paternina, Milaneza und CSC zum Zusammenschluss der beiden Gruppen gekommen.
Doch im Anstieg zum Portalet sind es dann wieder die Helfer von Jan Ullrich, die das Tempo mit Hilfe von Saeco so hoch halten, dass das Feld erneut zerbröselt. Wieder haben Frigo und Mancebo Probleme Anschluss zu halten.
Bei Kilometer 88 eröffnet einer den Kampf, mit dem so früh wohl niemand rechnen konnte: Joseba Belokis goldenes Trikot blitzt auf und er tritt an.
Ein sehr früher Angriff, der wohl kaum erfolgreich beendet werden kann! Kaum hat Beloki ein paar Meter zwischen sich und das Feld gelegt beginnt auch schon das Tempobolzen von Bianchi und Telekom von vorn. Sie machen das sehr geschickt und halten das Tempo genau so hoch, dass Beloki in Sichtweite bleibt. Zu hoch allerdings für Igor Gonzalez de Galdeano, der aus der Gruppe herausfällt. Die Bergwertung gewinnt wiederum Cadel Evans vor Leipheimer und Beloki. Vierter wird Oscar Sevilla, der sich erstmals in den vorderen Reihen der Verfolgergruppe zeigt. Nach 15 Kilometern Flucht kommt Beloki in der Abfahrt ins Feld zurück, doch er scheint nicht völlig ausgepowert zu sein.
Am Fuß des Col d’Aubisque beträgt der Vorsprung der zwei Spitzenreiter 3’53 vor der großen Gruppe mit (fast) allen Favoriten.
Kilometer 128: Beloki will es jetzt wirklich wissen! Wieder attackiert er die Gruppe.
Kurz sehen sich seine Verfolger an und dann ist klar, dass man ihn nicht fahren lassen will. Sevilla, Gonzalez und Casero schließen die Lücke. Kaum ist das Loch zu geht Sevilla aus dem Sattel. Mit einem explosiven Antritt reißt er sofort ein großes Loch auf und marschiert davon.
Beloki versucht zwar noch hinterher zu kommen, doch er kann das Hinterrad nicht halten. Am Gipfel hat Sevilla noch 1’55 Rückstand auf das Duo an der Spitze und bereits 1’56 Vorsprung auf Beloki, der weitere zwei Minuten vor den Verfolgern liegt. Bei Kilometer 150, am kleinen Gegenanstieg nach dem Aubisque schließt Sevilla dann zu Leipheimer und Evans auf. Er gewinnt den Sprint bei Kilometer 160 und fährt mit seinen Begleitern 1’58 vor Beloki in den Schlussanstieg ein. Belokis Vorsprung zur Gruppe beträgt hier 1’05.
12 Kilometer vor dem Ziel, an einer der steilsten Stellen im Schlussanstieg ist es dann um Evans und Leipheimer geschehen. Sevilla verschärft das Tempo und die beiden Helden des Tages können nur noch hinterhergucken.
An derselben Stelle wird zwei Minuten später Joseba Beloki von den Verfolgern gestellt, die jetzt Francesco Casagrande, Roberto Heras und Jan Ullrich anführen.
Noch 7 Kilometer sind zu fahren, als Evans sich in die Gruppe zurückfallen lassen muss, wo er sofort durchgereicht wird. Er hat sein Soll erfüllt: Das Bergtrikot wird morgen auf seinen Schultern sitzen! In der Gruppe machen nun die übrigen zwei Telekoms das Tempo: Paolo Savoldelli fährt „volle Pulle“ für Vinokourov.
Nach 188 Kilometern hat Sevilla 3'21 Vorsprung! Der Sieg und wohl auch das goldene Trikot sind ihm kaum noch zu nehmen, während Levi Leipheimer sich nach 184 Fluchtkilometern wieder in der Gruppe einreiht.
500 Meter später entschließt sich Vinokourov dazu der Konkurrenz aufs Zahnfleisch zu fühlen und geht los. Zunächst kann ihm niemand folgen und er bringt schnell ein paar Sekunden zwischen sich und die Gruppe.
1 Kilometer weiter vorne überquert Oscar Sevilla völlig erschöpft die Ziellinie. Das war sein Tag!
Vinokourov kommt 3’19 später als zweiter ins Ziel, 23 Sekunden vor dem dritten Iban Mayo, der trotz dieses Zielfotos vor Ullrich gewertet wird...
Etappenergebnis:
1 Oscar Sevilla KELME - COSTA BLANCA 5h15'01
2 Alexandre Vinokourov TEAM DEUTSCHE TELEKOM + 3'19
3 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 3'42
4 Jan Ullrich TEAM BIANCHI s.t.
5 Joseba Beloki ONCE - EROSKI s.t.
6 Levi Leipheimer RABOBANK s.t.
7 Roberto Heras US POSTAL SERVICE + 3'56
8 Aitor Gonzalez Jimenez FASSA BORTOLO s.t.
9 Richard Virenque QUICK STEP - DAVITAMON s.t.
10 Carlos Sastre TEAM CSC s.t.
11 Francesco Casagrande LAMPRE + 4'29
12 Wladimir Belli LAMPRE + 4'37
13 Alexandre Moos PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
14 Michael Rasmussen RABOBANK s.t.
15 Txema Del Olmo MILANEZA - MSS s.t.
16 Paolo Savoldelli TEAM DEUTSCHE TELEKOM + 4'55
17 Felix Garcia Casas TEAM BIANCHI + 7'35
18 Juan Miguel Mercado IBANESTO.COM + 8'36
19 José Luis Rebollo COLCHON RELAX - FUENLABRADA + 9'45
20 Mikel Zarrabeitia ONCE - EROSKI + 9'53
21 Angel Casero TEAM BIANCHI s.t.
Gesamtwertung:
1 Oscar Sevilla KELME - COSTA BLANCA 22h04'56
2 Joseba Beloki ONCE - EROSKI + 2'24
3 Jan Ullrich TEAM BIANCHI + 2'40
4 Alexandre Vinokourov TEAM DEUTSCHE TELEKOM + 3'01
5 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 3'07
6 Aitor Gonzalez Jimenez FASSA BORTOLO + 6'23
7 Wladimir Belli LAMPRE + 6'39
8 Francesco Casagrande LAMPRE + 6'42
9 Paolo Savoldelli TEAM DEUTSCHE TELEKOM + 8'19
10 Roberto Heras US POSTAL SERVICE + 9'32
11 Levi Leipheimer RABOBANK + 10'03
12 Juan Miguel Mercado IBANESTO.COM + 10'37
Sprintwertung:
1 Alexandre Usov PHONAK HEARING SYSTEMS 46
2 Joseba Beloki ONCE – EROSKI 43
3 Allessandro Petacchi FASSA BORTOLO 42
Bergwertung:
1 Cadel Evans TEAM DEUTSCHE TELEKOM 57
2 Levi Leipheimer RABOBANK 46
3 Oscar Sevilla KELME – COSTA BLANCA 45
Jungprofi:
1 Iker Camano PHONAK HEARING SYSTEMS 22h29’39
Teamwertung:
1 TEAM DEUTSCHE TELEKOM 66h43’23
Stimmen nach dem Rennen:
Oscar Sevilla: „Ich hatte gute Beine und dachte mir, wenn der Joseba angreift, dann kann ich auch angreifen. Dass dann auf einmal keiner mehr hinter mir war hat mich etwas gewundert, aber mir hat’s ganz gut gefallen!“
Joseba Beloki: „Ich wollte allen zeigen, dass ich in Topform bin, doch Oscar war es wohl auch... 2’24 sind nicht wenig, aber auch Oscar wird bestimmt nicht die ganze Zeit so weitermachen können. Noch ist alles offen!“
Levi Leipheimer: „Das war der härteste Tag meiner Karriere, aber einer der schönsten zugleich. Schade, dass es zum Schluss nicht gereicht hat an Oscar dranzubleiben. Ich hätte diesen Ritt sehr gern mit dem Sieg gekrönt!“
Cadel Evans: „Ich wollte das Trikot und jetzt hab ich es. Das ist das Wichtigste!“