Der Kontrast

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Nationalheld
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Beitrag: # 307761Beitrag Nationalheld
21.9.2005 - 19:05

Ich muss schon sagen, dein AAR gefällt mir wirklich gut, vor allem das Drum-Herum ist wirklich super! Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen du kopierst es aus einer Zeitung heraus! :D

mfg

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Hoffi
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Beitrag: # 308150Beitrag Hoffi
22.9.2005 - 21:41

"Dein"? "Du"?
[color=white][b][size=100] AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 8: DIE RENNEN DER WOCHE

TROFEO LAIGUEGLIA
Stille Fahrt durch Ligurien

Auf dem ursprünglich Klassikerspezialisten zugedachten Parcours spielt sich ein enttäuschend langweiliges Rennen ab, das letztlich in einem für nicht möglich gehaltenen Massensprint mündet.

Auch im Radsport sind Überraschungen nicht rar. Vor allem nicht, wenn launische und unmotivierte Fahrer auf der einen und ambitionierte und kämpferische Athleten auf der anderen Seite aufeinander stoßen. Wie in Laigueglia, bei der gleichnamigen Trofeo, wo im Vorfeld des 183,5 Kilometer langen Rennens aufgrund des durchaus selektiven Parcours mit mehreren Steigungen die Ankunft einer größeren Gruppe, die sich um den Sieg balgen würde, undenkbar anmutete.

Doch als sich die entscheidende, da schwerste Phase des Rennens näherte, wurde es still im Peloton. Die wenigen zweitklassigen, zumeist italienischen Sprinter hatten vor den diffizilsten Steigungen ihren Hightech-Drahtesel nervös durch die vorderen Sphären des Feldes pilotiert, hoffend, der Aktionsradius der Bergflöhe würde nicht zu große Ausmaße annehmen. Die Nervosität, zeigte sich später, war unnötig, ein Aktionsradius existierte nicht, und nach kurzer Zeit realisierten auch die Männer mit den schnellen Beinen, dass sich ihnen doch noch die Chance bieten könnte. Auch sie wurden still, wie der Rest.

Bild
Profitierte vom mangelnden Interesse einiger Fahrer: Enrico Degano.

Das Peloton trödelte über die Steigungen, es schien, als wäre es zuvor verboten worden, die Initiative zu ergreifen. Pedaleure, denen ein Coup in Ligurien zugetraut wurde, harrten aus in den Untiefen des großen Feldes, wurden mitunter nicht einmal gesichtet. Erst nach knapp viereinhalb Stunden wurde die zermürbende Inaktivität beendet; die Lampre-Mannschaft um Sprinter Daniele Bennati, nun Top-Favorit, witterte ihre Chance, eröffnete das Finale, das auf einen Massensprint hinauslief, nach der Überquerung des letzten Anstieges, als auch die letzten Zweifel an einem Massenspurt verflogen waren.

Deshalb kosteten nicht die Klassikerspezialisten, sondern lediglich ein folgenschwerer taktischer Fehler Lampre und Bennati den Sieg. Gianluca Bortolami – ausgerechnet der erfahrene Haudegen – fuhr den Sprint für seinen Kapitän verfrüht an, Bennati stand zu lange im Wind – und hielt nicht stand. Enrico Degano (Barloworld) und Mirko Lorenzetto (Domina Vacanze) zogen auf den letzten Metern an ihm vorbei und verwiesen den Lampre-Spurter auf Rang drei – wenigstens das Finale war packend gewesen.

Die italienischen Zuschauer jedoch konnten lediglich mit der Tatsache saturiert werden, am Ende drei glückliche Lokalmatadoren auf dem Podest sehen zu dürfen. Denn anders als die Sprinter (Sieger Degano: „Es ist immer besonders schön, wenn man Chancen nutzen kann, von denen man zuvor nicht einmal geträumt hatte, dass sie sich einem bieten“), hatten sie sich ein Rennen erhofft, das am Ende mit etlichen Attacken und dauerhafter Spannung brillieren könnte. Sie erlebten den krassen Gegensatz.

Resultate
1 Enrico Degano (TBL) 4:34:16
2 Mirko Lorenzetto (DOM) gl. Zeit
3 Daniele Bennati (LAM) gl. Zeit
4 Andrus Aug (FAS) gl. Zeit
5 Dimitri De Fauw (QST) gl. Zeit
6 Arnaud Gérard (FDJ) gl. Zeit
7 Andris Nauduzs (NSM) gl. Zeit
8 Eddy Serri (TBL) gl. Zeit
9 Rodney Green (TBL) gl. Zeit
10 Jure Zrimsek (ASA) gl. Zeit
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Artifex
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Beitrag: # 308337Beitrag Artifex
24.9.2005 - 0:26

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 9: RENNEN DER WOCHE

TROFEO LUIS PUIG
Schwarzer Tag für Illes Balears

Drei Fahrer unter den besten Fünf – und doch war es ein Tag zum Vergessen für die spanische Mannschaft Illes Balears unter der Führung von Eusebio Unzue.

Was kann ein Team falsch gemacht haben, wenn man drei Fahrer in den Top5 platziert und doch von einem schwarzen Tag geredet wird? „Alles“, gibt der sportliche Leiter besagter Mannschaft, Eusebio Unzue, die klare Antwort. „Wir haben im Finale alles falsch gemacht, was nur falsch zu machen war. Jetzt dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir von der Presse in tausend Stücke zerrissen werden.“
Klare Worte aus dem Munde des langjährigen Leiters der sonst so erfolgreichen Mannschaft von den Balearen. Doch: Worum geht es bei dieser Diskussion überhaupt?

Schauplatz war Valencia, Spaniens Großstadt am Mittelmeer und Zielort des Trofeo Luis Puig, das nunmehr zum fünfundzwanzigsten Male ausgetragen wurde und jedes Jahr auf neue den Sprintern eine Chance gibt. Allerdings sollte man auch die Ausreißer nicht verachten, so gewann Oscar Freire das Rennen letztes Jahr durch einen Ausreißversuch auf den letzten Kilometern. Nach diesem Vorbild agierten auch drei Teams und bliesen im Rennfinale zur großen Attacke, sodass sich eine fünfköpfige Gruppe bildete, die letztendlich auch den Sieg unter sich ausmachte.

Drei Teams – fünf Fahrer? Ganz richtig, denn Illes Balears schickte mit Isaac Galvez, José Luis Arrieta und José Julia gleich drei Fahrer in die Spitzengruppe. Eigentlich eine klare Geschichte für Galvez, der die anderen beiden Fahrer aus der Gruppe Constantino Zaballa und Jorge Azanza im Sprint eigentlich locker in die Tasche stecken sollte. „Das war unser Plan“, erklärte Eusebio Unzue nachdenklich. „Die beiden Josés sollten für Isaac arbeiten, er sollte im Sprint der Gruppe dann den Sieg einfahren.“

Dass Tino Zaballa und Jorge Azanza auf den letzten Kilometern gemeinsame Sache machten, war nicht gerade überraschend, stellte das Illes Balears-Trio jedoch vor große Probleme. Vor solch große Probleme, dass man das aufopferungsvoll kämpfende Duo immer mehr aus den Augen verlor und erst auf der Zielgerade wieder näher kam, als Azanza und Zaballa das Rennen durch ihre Taktikspielchen beinahe noch einmal spannend machten, Zaballa sich am Ende jedoch als Stärkster und vor allem als Entschlossenste des Ausreißerquintetts erwies.

Bild
Ließ nach Ende des Rennens die Korken knallen: Constantino Zaballa

„Die Art und Weise, wie wir das Rennen noch aus der Hand gegeben haben, war schlichtweg dilettantisch“, äußerte Isaac Galvez im Lager der Balearentruppe harsche Selbstkritik. „Auch wenn es nur das Trofeo Luis Puig war, können wir das nicht ohne weiteres abhaken.“ Und mit einem Seitenblick auf den sichtlich zerknirschten Eusebio Unzue: „Das wird sicher noch ein Nachspiel haben.“

Resultat
1 Constantino Zaballa (Saunier Duval) 4:31.24
2 Jorge Azanza (Kaiku) gl. Zeit
3 Isaac Galvez (Illes Balears) gl. Zeit
4 José Luis Arrieta (Illes Balears) gl. Zeit
5 José Julia (Illes Balears) gl. Zeit
6 Ignacio Gutierrez Cataluña (Phonak) + 0.53
7 José Adrian Bonilla (Comunidad Valenciana) gl. Zeit
8 Mauro Facci (Fassa Bortolo) gl. Zeit
9 Luis Pérez Romero (Relax) gl. Zeit
10 Joost Posthuma (Rabobank) gl. Zeit

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Beitrag: # 308471Beitrag Artifex
24.9.2005 - 18:17

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 10: DIE RENNEN DER WOCHE

CLASSIC HARIBO
Italienische Festspiele in Marseille

Das Frühjahr bleibt fest in der Hand der italienischen Spitzenfahrer mit den Hauptprotagonisten Giuliano Figueras und Davide Rebellin, die auch beim Eintagesrennen von Uzés nach Marseille eine wichtige Rolle spielten.

Davide Rebellin ist und bleibt in einer ausgezeichneten Verfassung. Auch bei der Classic Haribo zeigte sich der Gerolsteiner-Kapitän stets aufmerksam an der Spitze des Feldes und hatte so kein Problem der entscheidenden Attacke zu folgen. Erst im Sprint der fünfköpfigen Ausreißergruppe musste sich Davide Rebellin einem Landsmann geschlagen geben. „Ich spüre, dass die Form da ist und habe zur Zeit einfach riesigen Spaß am Radfahren“, erklärt der Gewinner der Mittelmeer-Rundfahrt von letzter Woche. Auch Gerolsteiner-Leiter Christian Henn war hocherfreut: „Davide ist eine Klasse für sich und ein großes Vorbild für jüngere Fahrer.“

Mit dem Vorbildlichen dürfte Christian Henn vor allem Rebellins Rennverständnis gemeint haben. Imponierend, wie der Italiener stets seine Konkurrenten im Auge behielt und bei der vorentscheidenden Situation des Tages ganz vorne dabei war. Diese ereignete sich nämlich an einem der wenigen Anstiege auf dem Weg nach Marseille, als Dario Frigo attackierte und mit Giuliano Figueras, Kevin Hulsmans und Davide Rebellin inklusive dessen Edelhelfer Markus Zberg am Hinterrad dem Feld davon fuhr. Dort herrschte zunächst Ratlosigkeit, hatten doch jene Teams Fahrer in die Ausreißergruppe geschickt, die vorher das Feld unter Kontrolle gehalten hatten. So dauerte es eine ganze Weile, bis sich das Peloton neuorganisiert hatte. Eine ganze Weile zulange, denn das Quintett an der Spitze hatte bereits Marseille erreicht und sich einen beruhigenden Vorsprung herausgefahren.

Bild
Ständiger Unruheherd: Dario Frigo (Fassa Bortolo)

Dario Frigo verlor als Erster die Geduld. Seine Attacke bei verbleibenden vier Kilometer wurde jedoch von einem aufopferungsvoll fahrenden Markus Zberg zunichte gemacht. Der Schweizer fuhr fast die gesamte Zeit im Wind und zog für Kapitän Rebellin auch noch den Sprint an. Lange Zeit sah es danach aus, als würde Rebellin die Ernte für eine starke Mannschaftsleistung Gerolsteiners einfahren, dabei hatte man die Rechnung jedoch ohne den ebenfalls formstarken Giuliano Figueras gemacht. Dieser verblieb lange im Windschatten und zog auf den letzten Metern mit der höchsten Geschwindigkeit noch an Davide Rebellin vorbei. „Giuliano hat im Sprint die besten Beine gehabt“ fasste Rebellin zusammen. „Jedoch haben wir eine gute Leistung gezeigt und können zufrieden sein und optimistisch in die Zukunft schauen.“

Bild
Stilvoll war auch der sportliche Auftritt Giuliano Figueras'

Das darf auch Giuliano Figueras, der mit dem Sieg bei der Tour Haut Var und der Classic Haribo eine eindrucksvolle Rennwoche hinter sich hat und nun weitere Siege anstrebt. „Der Auftakt in die Saison ist natürlich wunderbar“, so der 29-jährige. „Die Form stimmt und jetzt heißt es, weitere Erfolge zu sammeln und dem Team damit zu einer erfolgreichen Saison verhelfen.“ Den ersten Schritt hat Figueras mit den Siegen in dieser Woche getan.

Resultat
1 Giuliano Figueras (Lampre) 6:13.27
2 Davide Rebellin (Gerolsteiner) gl. Zeit
3 Kevin Hulsmans (Quick.Step) s.t.
4 Markus Zberg (Gerolsteiner) s.t.
5 Dario Frigo (Fassa Bortolo) s.t.
6 Leonardo Moser (Acqua & Sapone) + 0.51
7 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) s.t.
8 Christophe Kern (Bouygues) s.t.
9 Andrei Kashechkin (Crédit Agricole) s.t.
10 Andy Flickinger (AG2R) s.t.

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Beitrag: # 308737Beitrag Artifex
25.9.2005 - 16:58

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 11: DIE RENNEN DER WOCHE

VOLTA AO ALGARVE
Belgier und Holländer sorgen für gute Unterhaltung

Die alte Radsportlernation Belgien befindet sich auch weiterhin in guter Verfassung und stellt bei der Volta ao Algarve den Sieger. Ärger gab es derweil trotz eines Etappensieges bei Cofidis.

Es ist und bleibt kein guter Saisonstart für die Favoriten einzelner Rennen, jener Fahrer, die es sich fest vornehmen ein Tages- oder auch ein Etappenrennen wie zum Beispiel die Volta ao Algarve zu gewinnen und am Ende dann von einem couragierten Dritten überrascht werden. Das war in Australien mit Moises Aldape so und das war auch in Portugal, bei der Rundfahrt entlang der malerisch schönen Küste, wo die Favoriten Daniel Atienza, Janez Brajkovic und Rui Sousa hießen, am Ende jedoch ein Belgier aus der Continental Tour den Sieg davontrug.

Die Auftaktetappe war ein klarer Fall für die Sprinter. Gerolsteiner war für den Tagessieg das gesamte Rennen über an vorderster Front vertreten, bekam jedoch auf den letzten Kilometern von Jans Koerts eine Lehrstunde erteilt. Der Cofidis-Profi überlistete das Trio um Robert Förster, René Haselbacher und Paco Wrolich auf beeindruckende Weise und war auch am nächsten Tag der große Unterhalter. Hier zeigte er mit dem dritten Platz im Hauptfeld erneut eine ordentliche Leistung, den größten Einsatz zeigte der Niederländer jedoch nachher im Interview mit dem portugiesischen Fernsehen. „Die Leistung des Teams war heute schlichtweg indiskutabel“, gab Koerts unverblümt zu Protokoll. „Ich hatte gestern den Eindruck, dass dies unsere Rundfahrt werden könnte, aber nach der Leistung heute muss ich meine Meinung wohl revidieren“, ereiferte er sich weiter.

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War der große Alleinunterhalter auf den ersten beiden Etappen: Jans Koerts

Grund für die Aufregung war die frühe Attacke von zwei Fahrern, Fabien Sanchez und Bruno Castanheira, und das darauf folgende schwache Auftreten von Koerts Teamkollegen im Hauptfeld. Der Vorsprung wuchs nie über zwei Minuten hinaus und doch waren die Sprinterteams, allen voran Cofidis und Gerolsteiner, nicht in der Lage, das Spitzenduo noch einzuholen. Zugegebenermaßen war die Leistung der meisten Cofidis-Fahrer ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie man mit dem Gesamtführenden im Team falsch fährt. Doch war Koerts Weg wirklich der richtige? „Es ist sicherlich ärgerlich, dass Jans heute sein Trikot abgeben musste“, erklärte Cofidis’ Teamchefs Francis von Londersele als Reaktion auf Koerts’ Interviews. „Wie sich Jans jedoch äußerte ist inakzeptabel und wird nicht ohne Folgen bleiben. Die Fehler werden intern besprochen und nicht in dieser Form an die Medien herausgetragen“, echauffierte sich der Teamchef, betonte jedoch, sich vorerst auf das Rennen konzentrieren zu wollen.

Dies nahmen sich besonders sieben Fahrer zu Herzen, als sie sich auf der dritten Etappe an der letzten Bergwertung vor dem Ziel vom Feld lösten und für eine vorentscheidende Selektion sorgten. Stark präsentierte sich T-Mobile mit Guiseppe Guerini und Tomas Konecny in der Ausreißergruppe, letzterer konnte am Ende sogar den Etappengewinn für sich verbuchen und damit den ersten Saisonerfolg des „Rosa Riesen“ einfahren.
Heimlicher Gewinner des Tages war jedoch ein anderer: Bert de Waele von Landbouwkrediet. Der Belgier schuf sich mit dem Fluchtversuch eine denkbar gute Ausgangsposition, die er am letzten Tag auf der Königsetappe nutzen sollte.

Bild
Stellte sich beim Rennen durch die Touristenregion am schlauesten an: Bert de Waele

Wieder hatte der Belgier den Riecher für die richtige Gruppe und floh zusammen mit Guiseppe Guerini, Rui Sousa, Janez Brajkovic und Tomas Konecny vor dem Hauptfeld, in dem man keinen Widerstand leistete und somit klar war, dass jenes Quintett den Gesamtsieg unter sich ausmachen würde. Bert de Waele hatte dabei zweifelsohne die Position des Underdogs inne – und genau davon profitierte der 30-jährige letzten Endes auch. Seiner Attacke am vorletzten Anstieg wollte keiner nachsteigen, Tomas Konecny und später auch Janez Brajkovic, wurden sogar abgeschüttelt. Die Verfolger Guerini und Sousa zeigten sich zu lange uneins, als Lokalmatador Sousa schließlich die Führungsarbeit übernahm, war de Waele im wahrsten Sinne des Wortes bereits über alle Berge und sicherte sich hinauf auf den Alto de Malhao den Gesamtsieg der Volta ao Algarve.

Für de Waele und sein Team Landbouwkrediet ist es der erste Erfolg der diesjährigen Saison. „Bert hat hier eine großartige Leistung gezeigt und ist zu Recht der Sieger“, resümierte Claude Criquelion, sportlicher Leiter von Landbouwkrediet. „Der erste Saisonsieg ist einer der wichtigsten, jetzt ist der Bann früh gebrochen und die anderen Fahrer des Teams richtig heiß, auch mal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.“ Was den Gewinn der Continental Tour zeigt sich Criquelion jedoch zurückhaltend: „Wir gehören nicht zum Favoritenkreis und es bedarf schon außergewöhnlicher Leistungen aller Fahrer, wenn wir am Ende als bestes Team dastehen wollen.“ Freuen dürfen sich Criquelion und de Waele natürlich trotzdem, schließlich „ist es nach der Reform schon ein besonderes Erlebnis, sich gegen Fahrer von ProTour-Teams durchzusetzen“, so de Waele nach dem Rennen.

Resultate
1. Etappe
1 Jans Koerts Cofidis, Le Crédit par Téléphone 3:53.25
2 Robert Förster (Gerolsteiner) gl. Zeit
3 René Haselbacher (Gerolsteiner) gl. Zeit
4 Gennadi Mikhailov (Discovery) gl. Zeit
5 Arnaud Gérard (FDJeux) gl. Zeit

2. Etappe
1 Fabien Sanchez (FDJeux) 3:53.46
2 Bruno Castanheira (Maia-Milaneza) gl. Zeit
3 Marco Bos (Shimano) + 0.28
4 Arnaud Gérard (FDJeux) gl. Zeit
5 Jans Koerts (Cofidis) gl. Zeit

3. Etappe
1 Tomas Konecny (T-Mobile) 6:05.59
2 Dimitri Fofonov (Cofidis) gl. Zeit
3 Bert De Waele (Landbouwkrediet) gl. Zeit
4 Giuseppe Guerini (T-Mobile) gl. Zeit
5 Ronny Scholz (Gerolsteiner) gl. Zeit

4. Etappe
1 René Haselbacher (Gerolsteiner) 4:15.58
2 James Vanlandschoot Landbouwkrediet) gl. Zeit
3 Gennadi Mikhailov (Discovery)
4 Robert Förster (Gerolsteiner) gl. Zeit
5 Peter Wrolich (Gerolsteiner)

5. Etappe
1 Bert De Waele (Landbouwkrediet) 5h14'54
2 Giuseppe Guerini (T-Mobile) + 0.39
3 Rui Sousa (L.A. Aluminios) + 1.23
4 Janez Brajkovic (Discovery) + 2.12
5 Tomas Konecny (T-Mobile) + 2.50

Gesamtwertung
1 Bert De Waele (Landbouwkrediet) 23:24.02
2 Rui Sousa (L.A. Aluminios) + 2.22
3 Janez Brajkovic (Discovery) + 2.40
4 Giuseppe Guerini (T-Mobile) + 3.05
5 Benoit Joachim (Discovery) + 3.18
6 Bruno Castanheira (Maia-Milaneza) + 3.29
7 Peter Wrolich (Gerolsteiner) + 3.43
8 Stefan Schreck (T-Mobile) + 4.17
9 Wim Van Huffel (Davitamon) gl. Zeit
10 Pedro Cardoso (Maia-Milaneza) + 4.39

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JeremyAndrews
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Beitrag: # 309471Beitrag JeremyAndrews
28.9.2005 - 23:07

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 12: AUSZEICHNUNG

Der Fahrer der Woche

Giuliano Figueras (29)

Bild

Name: Figueras, Giuliano
Nationalität: Italien
Geburtstag: 24.01.1976
Team: Lampre - Caffita
Profi-Siege: 16

Für Giuliano Figueras war bereits der Anfang seiner Karriere reines Gold, noch ohne Vertrag fuhr Figueras gerade Probe für Mapei 1997 und gewann immerhin die 5te Etappe des Grand Prix Tell. Zwar nur eine 2.4 Rundfahrt, dennoch ein glücklicher Einstand für einen jungen Fahrer.

Ein Jahr darauf war der Italiener auch fest bei Mapei unter Vertrag. Bis einschließlich 2000 konnte er ganze 8 Siege für sein Team einfahren. Doch der ganz große Schlag konnte ihm nicht gelingen.

2001 ging Figueras zu Ceramica Panaria, doch ein neues Team bedeutet nicht das es besser läuft, weiterhin bleibt Figueras ein Solider Fahrer der immer für guter Ergebnisse sorgt. Doch auch bei den Orangen gelang ihm nie der ganz große Wurf.

Seit diesem Jahr fährt der Italiener nun für das Team Lampre – Caffita und stieg somit in die Pro Tour auf. Als Ergänzungsfahrer kam er allerdings nicht, denn mit seinen bereits 2 Saison-Siegen hat er bereits bewiesen in welch einer guten Form Figueras bei seinem neuen Team ist. Mit den Siegen bei der Tour du Haut Var und dem Classic Haribo, konnte sich der 29 Jährige nicht nur als Siegfahrer beweisen und dem Französischen Radsport gleich 2 Nadeln ins Herz stechen sondern bezwang er sogar Davide Rebellin, der eine Woche zuvor der Dominator in der Tour Méditerranéen war. Bei der Frühjahrklassikern wird man mit Guiliano Figueras also rechnen müssen.
"If it doesn't matter who wins or loses, then why do they keep score?" (Vince Lombardi)

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Hoffi
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Beitrag: # 309713Beitrag Hoffi
30.9.2005 - 8:15

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 13: REPORTAGE

RADSPORT INTERNATIONAL
Der begeisterte Kontinent

Der Radsport in Südamerika erfreut sich in Europa nicht an großer Beachtung. Ein Blick nach Südamerika lohnt sich dennoch, wie der KONTRAST herausfand.

Von Alejandro V.

Santiago de Chile, 20. Februar 2005. Jubelnd rollt Arturo Corvalan nach 11 anstrengenden Tagen und 14 Etappen über die letzte Ziellinie der Vuelta Lider a Chile 2005. Arturo wer? In Europa beinahe unbekannt, gehört Corvalan in Südamerika zu den besten Sprintern. Seinem Ruf wurde er in Chile zum dritten mal gerecht, nachdem er bereits die beiden vorangegangenen Teilstücke gewinnen konnte. Zwei weitere Berühmtheiten Südamerikas konnten in Chile ebenfalls glänzen: Edgardo Simon, der Gesamtsieger, und Marco Arriagada, Gesamtdritter und Sieger der Bergwertung. Beide gehören sie dem Team Lider an, dass die ersten vier der Gesamtwertung und die Sieger der Berg- und Sprintwertung sowie das beste Team stellt. Beinahe konkurrenzlos dominierte Lider die hauseigene Rundfahrt, was uns sogleich auf das erste Problem im Radsport Südamerikas aufmerksam macht: Viele Sponsoren lassen ihre Teams nur im Heimatland starten, wodurch oft adäquate Konkurrenz fehlt. Lediglich Colombia-Selle Italia und 05 Orbitel bilden Ausnahmen und starten auf dem ganzen Kontinent.

Die beiden Mannschaften sind auch die einzigen Teams Südamerikas, die auch den Sprung nach Europa geschafft haben, was Fluch und Segen gleichzeitig ist: Da sich die Fahrer bei hochklassigen Rennen wie dem Giro d'Italia stets weit vorne zeigen, muss man die besten Fahrer der Teams regelmäßig zu größeren ziehen lassen. Prominentestes Beispiel ist Felix Cardenas, der 2003 eine herausragende Vuelta a Espana inklusive eines Etappensieges sowie dem Gesamtsieg der Bergwertung fuhr und sich daraufhin zu Cafe-Baques-Labarta verabschiedete. Tatsächlich scheint der Talentepool Südamerikas groß zu sein, was Fahrer wie Cardenas, Botero, Pena oder Pagliarini beweisen. Wieso also erlangen die Rennfahrer in Südamerika kaum Beachtung? Wieso starten die Teams nicht überregional?

Bild
Marco Arriagada, Star des Teams Lider

Eine logische Antwort liefert das Beispiel Lider: Der Hauptsponsor ist eine chilenische Supermarktkette und das Team mit fast allen Spitzenfahrern Chiles bestückt. „Aus welchem Grund sollen wir in Brasilien oder Argentinien starten? Unsere Supermärkte stehen in Chile, der Werbeeffekt wäre gleich null“, sagt ein hochrangiger Angestellter Liders. Zahllose Beispiele liefern andere Teams. Nur seltene Ausnahmen wie der Argentinier Edgardo Simon sind bei ausländischen Teams angestellt, so dass die Konkurrenzsituation praktisch nicht entsteht. Ausländische Scouts können somit schlecht das reelle Niveau eines Fahrers einschätzen: Wie gut ist ein Edgardo Simon im Vergleich zu Jorge Garcinti, Sieger der Volta de Ciclismo Internacional do Estado de Sao Paulo? Dabei sind die Profile der Rundfahrten meist anspruchsvoller als der in Europa: Ein Bergkriterium in den Anden oder Steigungen von bis zu 23 % wie bei der Vuelta a El Salvador sind bei weitem keine Seltenheit. Kein Wunder, dass die besten Fahrer Südamerikas Kletterer sind: Ivan Parra, Jose Rujano, Felix Cardenas, Marco Arriagada, Freddy Gonzales oder Dario Rincon – je steiler, desto besser. Dabei ist die Vormachtstellung Kolumbiens unverkennbar: Rund drei viertel der besten Kletterer kommen aus Kolumbien.

Der Grund dafür scheint unverkennbar: Die bevölkerungsreichsten Städten liegen an oder in den Anden, während das Flachland kaum bewohnt ist. Durch die oftmals hoch gelegenen Städte erlangen die Kolumbianer zudem einen ganz anderen, entscheidenden Vorteil: Die dünne Luft regt vermehrt zur Produktion roter Blutkörperchen an und die Lungenkapazität erhöht sich drastisch. Wenn man diese Vorteile kombiniert, ergibt sich daraus im Wettkampf eine wesentlich schnellere und bessere Versorgung des Körpers mit Energie, wodurch man nicht sehr schnell ermüdet: Ein Pfund, mit dem man im Vergleich eher flachen Europa wuchern kann.

Bild
Jose Rujano, der beste Rundfahrer Südamerikas

Nach Kolumbien sind wohl Chile und Venezuela die Länder mit den besten Kletterern, darunter so bekannte Namen wie eben Arriagada, Jose Rujano, Carlos Maya und Raul Saavedra. Die renommierte Vuelta al Tachira in Venezuela, eine der bedeutendsten Rundfahrten in Südamerika überhaupt, gewann zum Beispiel Jose Rujano vor seinem Teamkollegen Freddy Gonzales und Carlos Maya; insgesamt landetenn sechs Venezuelaner unter den besten zehn: Eine eindrucksvolle Demonstration der Stärke. Den Rest der ersten zehn füllten, wie sollte es auch anders sein, Kolumbianer aus.

Fortsetzung folgt.
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Hoffi
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Beitrag: # 309873Beitrag Hoffi
30.9.2005 - 19:42

Fortsetzung

Während bei den Rundfahrern also vor allem die beiden nördlichsten Länder Südamerikas dominieren, sieht es bei den Sprintern anders aus: Viele Länder stellen gute Sprinter, die besten aber kommen aus Brasilien und Cuba. Cubas bester Sprinter ist Gil Cordobres, der bei der Vuelta al Tachira zweimal unter die Top 10 sprinten konnte. Allerdings fehlt ihm oftmals der Vergleich mit seinen stärksten Konkurrenten, Andre Luiz Grizante (Brasilien) und Angel Dario Colla (Argentinien), da diese oftmals in der Mitte und im Süden des Kontinents aktiv sind: Ziele, wo Cordobres mit seiner kleinen Mannschaft Gob del Zulia ALC de Cabimas B nicht hinfahren kann.

Bild
Andre Luiz Grizante hat mal wieder gewonnen,
hier bei der Vuelta de Chile


Grizante, der die Massensprints der Volta do Estado de Sao Paulo dominierte, Colla oder Cordobres haben zudem noch ein anderes Spezialgebiet: Anders als in Europa gibt es in Südamerika kaum Eintagesrennen und wenn, sind diese meistens nicht besonders anspruchsvoll. Allerdings bieten sie auch weniger prominenten Sprintern, sich mit nur einem Sieg ins Rampenlicht zu schieben: So gelang es Além Reyes, Uruguays Topsprinter, 2004 bei der Copa America de Ciclismo den Starsprintern Cisneros (Argentinien), Camargo und Coloca (beide Brasilien) das Hinterrad zu zeigen und einen seiner größten Karriereerfolge einzufahren. Schon allein an den Ergebnissen erkennt man, dass die Sprinter aus der Mitte und dem Süden Südamerikas dominieren.

Eine weitere Besonderheit Südamerikas: Gibt es in Europa unzählige kleinere Rundfahrten über vier oder fünf Tage, so sind die Rundfahrten in Südamerika selten kürzer als zehn Etappen. Genügend Chancen also für Ausreißer, ihr Talent unter Beweis zu stellen, wobei die Prominentesten aus allen Regionen Südamerikas stammen: Cesar Zalazar aus Kolumbien, der obendrein ein guter Kletterer und Rundfahrer ist, geht als bestes Beispiel voran: Auch ihm gelang ein Etappensieg bei der Vuelta al Tachira. Jedoch kommen auch aus Venezuela, wo Manuel Guevara, Tommy Alcedo, Ronald Gonzalez und Miguel Ubeto zu nennen sind, Costa Rica mit seinem Star Paulo Vargas Barrantes, Mexiko mit Arquimedes Lam und sogar Trinidad & Tobago, der Heimat von Emile Abraham, gute Ausreißer. Das größte Kontingent stellt aber auch hier Kolumbien, das neben Zalazar auch Graciano Fonseca, Jairo Perez und Herberth Gutierrez weitere Fahrer in die Wagschale werfen kann. Sogar Rincon lässt sich mal zu der einen oder anderen längeren Flucht hinreißen. Möglichkeiten, um als Solist Erfolge feiern zu können, sind in Südamerika aber relativ begrenzt, wie Brasiliens tempohärtester Mann Nilceu Aparecido dos Santos weiß: „Oftmals sind die Flachetappen so strukturiert, dass die Sprinterteams das Feld beisammen halten. Die Bergetappen hingegen sind so brutal, dass man dort fast nie einen langen Ausreißversuch erfolreich abschließen kann. Zumindest nach den Bergetappen hat man noch gute Chancen, da die meisten Teams in Südamerika, so bitter das klingt, auf Amateurniveau fahren und daher keine gute Regeneration haben. Dann kann man als Ausreißer am wahrscheinlichsten gewinnen.“ Zumindest diese Tatsache ist nicht anders als in Europa.

Einen essenziellen Unterschied zu Europa muss man aber doch feststellen, wenn man sich die Ergebnislisten ansieht: In Südamerika gibt es keine echten Zeitfahrspezialisten. Oftmals übernehmen die guten Rundfahrer diese Aufgabe, weswegen Erfolge von einem Rujano, Parra, Cardenas oder Hernan Buenahora im Zeitfahren keine Seltenheit sind. Einer der wenigen echten Zeitfahrspezialisten ist Matias Medici aus Argentinien, der auf Kontrast-Nachfrage zu dieser erstaunlichen Tatsace meinte: „Das hängt halt auch mit der Topographie des Kontinents zusammen: Die meisten Zeitfahren beinhalten solch schwere Steigungen, dass man als schlechter Bergfahrer keine Chance hat. Man muss also schon gewisse Fähigkeiten am Berg besitzen, die aber schon so ausgeprägt sein sollten, dass man wieder als Berg- oder Rundfahrtspezialist gilt. Daher ist auch nie eine große Zeitfahrkultur hier entstanden, die Leute packen einen gleich in die Kiste 'Rundfahrer'. So wird es jedem ergehen, auch wenn zum Beispiel ein Botero ein sehr viel besserer Zeit- als Bergfahrer ist. Die Leute hier interessiert das nicht, sie sind nur an Kletterern interessiert.“

Bild
Fredy Gonzalez (r.) bei seiner entscheidenden
Attacke während der Tour de Langkawi 2004


Eben jener Botero ist einer der südamerikanischen Radprofis, die sich auch in Europa durchgesetzt haben. Natürlich spiegelt sich hier auch das wieder, was in Südamerika ein Naturgesetz zu sein scheint: Die Kolumbianer sind meistens sehr gute Rundfahrer und bilden dementsprechend eine große Gruppe in Europa: Felix Cardenas, Freddy Gonzalez oder Santiago Botero konnten sich längst etablieren. Wobei letzterem der große Durchbruch als Ausreißer gelang: Bei der Tour de France 2000 setzte sich Botero auf einer Etappe mit Erik Dekker ab, verlor aber den Sprint. Seinen Sieg holte er sich dafür in Briancon, als er am Anstieg zum col d'Izoard eine Ausreißergruppe, in der unter anderem Paolo Savoldelli und Jens Heppner waren, sprengte und seinen Vorsprung auf der Abfahrt verteidigte. Durch zahlreiche weitere Fluchten gewann er das Bergtrikot. Sein bestes Jahr hatte er allerdings 2002, als er drei Tour-Etappen, den vierten Gesamtrang bei eben dieser und als erster Südamerikaner überhaupt die Zeitfahr-Weltmeisterschaften gewann.

Das gleiche Bild wie in Südamerika zeigt sich auch bei den Sprintern: Die wohl bekanntesten südamerikanischen Sprinter in Europa kommen beide aus Brasilien: Murilo Fischer und Luca Pagliarini, der in diesem Jahr sogar bei Liquigas-Bianchi in der ProTour fährt. Waren beide in der Heimat schier unbesiegbar, zeigt sich hier aber ein anderes Bild: Beide sind zwar immer wieder vorne dabei, doch Siege sind rar gesät: Fischer holte 2004, seinem Debüt-Jahr in Europa, keinen einzigen Sieg, Pagliarini hingegen konnte schon fünf Etappen der Tour de Langkawi, eine Etappe der Vuelta a Murcia und den Klassiker Clasica de Almeria für sich entscheiden. „Das Niveau hier in Europa ist viel höher als bei mir zu Hause, in Brasilien. Dennoch verbessere ich mich von Jahr zu Jahr und will irgendwann mal etwas richtig großes gewinnen. Eine Etappe einer dreiwöchigen Rundfahrt zum Beispiel.“Es ist ihm zu wünschen, damit die Radspotbegeisterung in Südamerika vielleicht noch ein Stückchen größer wird. Damit wir auch in den Genuss kommen, irgendwann Arturo Corvolan bei einem Rennen in Europa zu sehen. Vielleicht rollt er ja auch hier jubelnd über den Zielstrich, wie gestern in Santiago de Chile, Südamerika.

Der Autor, Alejandro V., bedankt sich bei der Hilfe des Südamerika-Korrespondenten Doubleyou.
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SantiPerezFernandez
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Beitrag: # 309966Beitrag SantiPerezFernandez
1.10.2005 - 10:11

Ein wirklich hervorragender Artikel, der eine Menge an mir bisher Unbekanntem beinhaltet.

Weiter so!
"Wenn dieser Code wirklich angewandt wird, darf nur Tour-Chef Jean-Marie Leblanc antreten!"

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Alejandro V.
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Beitrag: # 309976Beitrag Alejandro V.
1.10.2005 - 11:15

Danke fürs Lob. Allerdings war es nicht gerade einfach, einen Überblick über den gesamten Radsport innerhalb von zwei Seiten hinzukriegen. Auch hier nochmal ein riesengroßes Dankeschön an Doubleyou, der mit seinen Fahrerlisten, die er mir geschickt hat, diese Reportage überhaupt möglich gemacht hat.
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bastik
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Beitrag: # 310066Beitrag bastik
1.10.2005 - 16:21

Also uihr habt wirklich schon für das ganze Projekt großen Beifall verdient, aber für die Südamerika-Story habt ihr bzw. Alejandro und Doubleyou habt ihr richtig derbe viel Lob verdient, einfach einzigartig der Bericht!
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Hoffi
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Beitrag: # 310103Beitrag Hoffi
1.10.2005 - 19:02

[color=white][b][size=100] AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 14: HINTERGRUND

T-MOBILE
„Kommunikative Defizite“

Beim Bonner Rennstall ist in Folge von Godefroots paradoxen Äußerungen eine interne Debatte entbrannt. Doch die Verantwortlichen präsentieren sich bisher in der Öffentlichkeit schweigsam.

Bild
Unterrichtete die Öffentlichkeit: Mario Kummer, rechts Walter Godefroot.

Verhältnismäßig lang konnten die Verantwortlichen des T-Mobile-Teams kaschieren, was sie dieser Tage wohl mehr beschäftigt als alles andere. Erst nach knapp einer Woche war es Sportdirektor Mario Kummer, der die Öffentlichkeit über eine heftige interne, seit einigen Tagen schwelende Debatte unterrichtete, die vor allem die Boulevardpresse brennend interessierte. Detailreich schilderte Kummer zwar nicht, was sich hinter dem trauten Schleier der Eintracht abspielt, dass Ausgangs- und Kernpunkt der Diskussion die paradoxen Äußerungen von Teamchef Walter Godefroot sind, konnte er der meuternden Presse aber nicht vorenthalten.

Vor wenigen Tagen hatte Godefroot in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ quasi en passant erwähnt, er werde nicht, wie T-Mobile vor Monaten angekündigt hatte, den Chefposten zur Saison 2006 für den nachrückenden Olaf Ludwig räumen, sondern plane, auch danach als Teamchef zu fungieren. Aussagen, die all dem widersprachen, was die Teamleitung zuletzt diesbezüglich geäußert hatte. Denn stets hatte es geheißen, für Godefroot sei Ende 2005 nach 13-jähriger Arbeit in Magenta Schluss – Pläne, so Godefroot im „SZ“-Interview zur Empörung und Verblüffung Vieler, die nicht mehr aktuell seien (KONTRAST 6/2005).

Unmittelbar nach dem Interview hatte sich Ludwig selbst noch gelassen präsentiert und auf eine „falsche Interpretation von Walters Äußerungen“ gepocht – ein Trugschluss, den Godefroot selbst flugs öffentlich korrigierte. „Meine Äußerungen wurden weder falsch interpretiert noch unwahrheitsgetreu wiedergegeben; so, wie ich mich artikuliert hatte, drang es auch an die Öffentlichkeit.“ Mehr sagte er nicht dazu. Es war der einzige, zumal lapidare Kommentar des T-Mobile-Teamchef zu einem sich folglich anbahnenden Konflikt, der die gesamte Mannschaft erschüttern könnte.

Seither hatten sich Fahrer wie Teamleitung in Stillschweigen gehüllt, das Kummer am vorgestrigen Samstag am Rande der Ruta del Sol brach. Er müsse konzedieren, dass die Differenzen, die sich unlängst auftaten, durchaus von beträchtlichem Maße seien, sagte er. Auch, dass die Standpunkte der Streitenden eindeutig verteilt seien und dass im Wesentlichen kontrakonfliktär diskutiert werde, mitunter aber auch recht polemisch. „Doch das ist normal und schnell vergessen, schließlich sind wir erwachsene Menschen.“ Dem entsprach das bisher Geschehene jedoch nicht.

Aus der Fahrerschaft wagte es lediglich Erik Zabel, die aufgrund ihrer Ursache grotesk anmutende Debatte zu kommentieren. Er vertraue ganz den Fähigkeiten der Teamverantwortlichen, einen solchen Konflikt zu lösen, so der 34-Jährige. „Wobei es schade ist, dass derlei gravierende kommunikative Defizite“ einen aus seiner Sicht vollkommenen unnötigen Zwist verursachten. „So etwas muss schnellstens zurecht gerückt werden“, appellierte Zabel.

Seinen eigenen Standpunkt öffentlich zu formulieren, vermochte jedoch auch der eloquente Sprinter des Bonner Teams nicht, ebenso wie zankenden Verantwortlichen, die unisono vereinbarten, bis zum Ende der Diskussion zu schweigen. „Das ist schließlich eine interne Sache“, begründete Kummer. Und zumindest in diesem Punkt war man sich einig.
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JeremyAndrews
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Beitrag: # 311835Beitrag JeremyAndrews
7.10.2005 - 20:13

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 15: HINTERGRUND

INTERVIEW DER WOCHE
„Eigentlich war jeder Erfolg schön“

Bild
Das letzte Jahr auf dem Rad bei der Geflügeltruppe

Jens Heppner stand dem Kontrast Rede und Antwort. Er spricht über seine, nun mehr 14 Jahre lange Karriere. Seinen größten erfolg und was nach der Karriere mit ihm passieren könnte, dabei blickt er auch mit etwas Wehmut auf die Zukunft.

KONTRAST: Herr Heppner, erst einmal herzlich willkommen.
Heppner: Hallo.

KONTRAST: Sie müssen verstehen wenn ich sie darauf ansprechen, obwohl ihnen diese Frage wohl zum Halse raushängt, sie haben wieder einmal angekündigt, es sei ihre letzte Saison, meine Frage: Dieses mal wirklich?
Heppner: *Lachend* Ja, dieses mal wirklich, ich habe eine lange und schöne Karriere gehabt aber der Körper will auch immer weniger mitmachen und ich denke das es auch langsam reicht.

KONTRAST: Freuen sie sich schon darauf am Ende der Saison das Rad an den Nagel zu hängen?
Heppner: Nein, noch nicht so richtig, ein bisschen hoffe ich noch dass dieses Jahr niemals endet, obwohl ich auf der anderen Seite schon etwas gespannt bin was das Leben danach so zu bieten hat.

KONTRAST: Wo wir gerade bei der langen Karriere sind, sie haben in ihrer Laufbahn 11 Profi-Siege, darunter einige bei der Deutschland-Tour, den Sieg der Deutschen Meisterschaft und sogar eine Tour de France Etappe, sie trugen allerdings auch das Roser Trikot des Giros, was war denn ihr schönster Erfolg.
Heppner: Eigentlich war jeder Erfolg schön, auf seine Weise, am Wertvollsten war aber wohl die Tour Etappe. Die Tour hat einfach das meiste Prestige, so mal sie am meisten in der Öffentlichkeit steht.

Bild
Heppner beim Tour Etappen-Sieg 1998

KONTRAST: Sie waren vorrangig bei Telekom aber immer ein Mannschaftsdiener und kein Kapitän, würden sie sagen dass, wenn sie mehr Freiraum gehabt hätten, sie auch mehr Siege davon getragen hätten?
Heppner: Es wäre müßig darüber zu spekulieren. Wenn man Helfer in einem Team ist, dann hat es auch meist einen Grund, dass man diese Rolle einnimmt. Ich denke nicht dass man mich zu einen der Mannschaftskapitäne hätte machen können, wie Jan Ullrich oder Lance Armstrong und wenn eine Chance für mich da war dann hatte ich ja auch meinen Freiraum und auch gegebenenfalls die nötige Unterstützung.

KONTRAST: Sie treten nun das dritte Jahr bei Wiesenhof an, welche Rolle nahmen sie in ihrem jetzigen Team ein und welche Rolle wird es in dieser Saison sein?
Heppner: Auf Sieg fahren kann ich nicht mehr, vor 2 Jahren vielleicht noch eher, aber im Großen und Ganzen leiste ich das meiste, den jungen Fahrern in unserem Team meine Erfahrungen weiter zugeben. Als ich bei Wiesenhof anfing, sah es so viel anders nicht aus. Ich hatte zwar die eine oder andere Flucht bei Rennen in Deutschland und auch ein paar gute Ergebnise.

KONTRAST: Wie sieht den ihre Saison Planung aus? Also welche Rennen will das Team Wiesenhof besonders in Angriff nehmen und wann wird auch Jens Heppner auf dem Rad zu finden sein?
Heppner: Ziele des Teams sind sicher die Rennen in Deutschland, bei Rennen wie Rund um Köln oder dem Henninger Turm sehen wir ganz gute Chancen, auch wenn Gerolsteiner und T-Mobile das Rennen kontrollieren wollen. Für uns gilt es da unsere Chancen zu suchen und en beiden Großen das Leben so schwer wie möglich machen. Dann werden wir auch bei 2 ProTour Rennen teilnehmen, also bei den HEW Cyclassics und der Deutschland-Tour und in Südafrika gibt es einige Rundfahrten, wo man uns auch schon mal finden kann.

KONTRAST: Und Jens Heppner?
Heppner: Ja, so genau weiß ich es auch nicht, in Südafrika werde ich dabei sein. Ansonsten wird man es sehen, ich hoffe noch mal bei den HEWs dabei sein zu können.

Bild
Der alte Fuchs, 9 Tage in Rosa

KONTRAST: Wollen wir auf ein anderes Thema zusprechen kommen. Sie sind, neben ihrer, bald endenden, Profikarriere nun auch seit einiger Zeit als Co-Kommentator bei Eurosport unterwegs. Wollen sie auch dieses Jahr wieder hinter dem Mikro sitzen?
Heppner: Ja, es macht viel spaß mit Karsten (Migels), Ulli (Jansch) und dem Team. Dieses Jahr werde ich sicher wieder mit dabei sein.

KONTRAST: Natürlich stellt sich zum Abschluss folgendedie Frage: wie Planen sie ihre Zukunft? Was kommt nach der Karriere? Eventuell als Kommentator?
Heppner: So konkrete Gedanken habe ich mir darüber dann doch noch nicht gemacht. Wenn an mich bei Eurosport weiterhin will werde ich sicher nicht abgeneigt sein. Oder vielleicht bleibe ich auch dem Radsport auf andere Weise treu. Doch wie, wird sich zeigen.

KONTRAST: Herr Heppner, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
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Alejandro V.
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Beitrag: # 312409Beitrag Alejandro V.
9.10.2005 - 13:41

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 16: MEINUNGEN

Vorbild Südamerika – Vorbild Europa

Der Radsport in Europa gilt als der professionellste. Dennoch kann man nie genug auslernen und so darf sich auch Europa etwas vom südameikanischem Radsport abschauen: Die unglaubliche Begeisterung der Fans. Während eine spärliche Anzahl von Fans die gerade stattfindenden Rundfahrten in Europa besuchen, ist der Radsport in Kolumbien längst ein Straßenfeger geworden. Wenn Kolumbiens Idole wie Botero, Pena oder Cardenas in die Pedale treten, zittert die ganze Nation am Fernseher oder Radio mit. Ungebrochen war die Begeisterung, als sich 2003 Victor Hugo Pena als erster Kolumbianer überhaupt das gelbe Trikot überstreifen durfte. Ungebrochen war sie auch während den Welttitelkämpfen 1995 eben in Kolumbien. Der damalige Sieger Abraham Olano schwärmt noch heute von der fantastischen Atmosphäre. Diese breitet sich langsam auf den Rest des Kontinents aus: In Venezuela wird Radsport Volkssport dank der Erfolge eines Jose Rujano. Auch in Chile bekommt der Radsport immer mehr der wohlverdienten Aufmerksamkeit. Fast überall werden Radrenntage Festtage. Hoffentlich auch bald in Europa.

Allerdings kann man auch immer vom Professionellstem lernen. So muss die Organisation der Rennen unbedingt verbessert werden, damit nicht, wie bei der Vuelta Lider kürzlich geschehen, kurz vor dem Start ein Team ausgeladen werden muss, weil nicht genügend Fahrer da waren. Die Begelitautos unterscheiden sich von normalen Autos lediglich durch ein an die Heckscheibe geklebtes Papierschild mit dem Teamnamen. Durch eine bessere Organisierung lockt man bessere Teams an, sagt man. Hier muss ebenfalls der Hebel angesetzt werden. Über die Landesgrenzen hinaus aktive Sponsoren müssen gefunden werden, die ihr Team kontinental zu den Rennen schicken. Mit hochklassigeren Teilnehmerfeldern lassen sich leichter Sponsoren an Land ziehen, die den Radsport noch bekannter machen. Auch wenn der Weg steinig erscheint: Colombia-Selle Italia und Orbitel 05 haben bewiesen, dass er nicht unmöglich ist. Von mehr Spitzenteams hätten auch die Zuschauer etwas, die packende Duelle erleben könnten. Verdient hätten sie es allemal. Sie, die ein Vorbild für Europa sind und für die Europa ein Vorbild ist.
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Artifex
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Beitrag: # 312659Beitrag Artifex
10.10.2005 - 12:19

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 10: MEINUNGEN

EIN RUNDBLICK DURCH DIE (FACH)PRESSE
Das meinen die anderen

Peinlich, peinlich und nochmals peinlich – so lauteten die Schlagworte in Europas Zeitungen nach einer ereignisreichen Radsportwoche

Anlass zu spöttischer Kritik fand La Gazzetta dello Sport in den Unruhen im Cofidis-Team:
Das Auftreten in Portugal bedarf eigentlich keines Kommentars. Dennoch ein gut gemeinter Rat an Cofidis: Anstatt peinlicher Auftritte mit durchwachsenen Leistungen und kindlichem Gehabe ein bisschen mehr Professionalität bitte. Dem angekratzten Image des französischen Radsports hat Cofidis jedenfalls keinen Gefallen getan.

Nachdem Mario Kummer zumindest Teile der Zukunftsdebatte um T-Mobile lüftete, ließ sich zu einem Urteil unter anderem auch die Westfälische Allgemeine Zeitung nicht zweimal bitten:
Das einstige Aushängeschild des deutschen Radsports, das Team Telekom, nun T-Mobile, befindet sich ganz zu recht im Kreuzfeuer der Kritik. Mario Kummer und auch Auslöser Walter Godefroot haben offenbar nicht gelernt, interne Probleme intern zu lösen. Stattdessen trägt man die Probleme an die Öffentlichkeit, veranstaltet eine Debatte, die einmal quer durch alle Medien geht, um dann schließlich doch zurückzurudern und die Probleme intern lösen zu wollen. Dafür ist es jedoch zu spät, mit einer Ausweitung dieser banalen Diskussion ist mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zu rechnen und das haben Herr Kummer und vor allem Herr Godefroot sich selbst zuzuschreiben.

Auch für Illes Balears war es keine gute Woche. Die Tageszeitung Marca kritisierte die Leistung bei der Trofeo Luis Puig aufs Schärfste:
Die Leistung von Illes Balears an Peinlichkeit kaum mehr zu überbieten! Wie man das Szenario mit drei Fahrern in der Spitzengruppe noch aus der Hand gab war dilettantisch, gleichwohl aber auch sehr amüsant für den neutralen Zuschauer. Wie lange Eusebio Unzué bei solch taktischen Mängeln wohl noch ruhig bleibt? Ein Machtwort würde sicherlich gut tun, denn wenn man weiter solche Chancen vergibt, dann kann es eine ganz üble Saison werden.

Artifex
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Beitrag: # 312938Beitrag Artifex
11.10.2005 - 10:57

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 17: SCHLUSSSPURT

NACHGEHAKT BEI
Claudio Corti

Bild

Der KONTRAST sprach mit dem sportlichen Leiter Lampres, Claudio Corti, über den Höhenflug von seinem Schützling Figueras und auch über die weitere Saisonplanung.

KONTRAST: Signore Corti, mit Giuliano Figueras befindet sich einer Ihrer wichtigsten Fahrer in einer bewundernswerten Frühform. Wie bewerten Sie seine Siege?
Claudio Corti: Ich bewerte sie als sehr gut, was auch sonst?
KONTRAST: Meinen Sie, dass Figueras die Form bis zum Giro konservieren kann?
Corti: Da mache ich mir keine großen Sorgen. Ob er die Form nun konserviert, oder bis dahin wieder aufbaut ist mir eigentlich egal. Ich freue mich jedenfalls, dass er sich schon so früh in der Saison so gut präsentiert.
KONTRAST: Kommt Giuliano Figueras möglicherweise auch bei den Klassikern Amstel Gold Race, dem Flèche Wallone und Lüttich-Bastogne-Lüttich als Kapitän in Frage?
Corti: Sicherlich ist das eine personelle Variante, über die wir bereits nachgedacht haben und dies auch noch einmal tun werden, sobald die von Ihnen angesprochenen Rennen anstehen.
KONTRAST: Damiano Cunego äußerte vor kurzem den Wunsch, Lüttich-Bastogne-Lüttich auf Sieg fahren zu wollen. Was halten Sie davon?
Corti: Es ist Damianos gutes Recht, seine Meinung oder seine Wünsche zu äußern, jedoch wird er die Rennkapitänsrolle nicht durch solche Aussagen gewinnen, da muss er sich schon mit uns zusammensetzen.
KONTRAST: Für Sie ist es doch eigentlich nur gut, zumal Cunegos Chancen sicherlich nicht schlecht stehen würden.
Corti: Natürlich, Damiano ist ein herausragender Fahrer. Trotzdem bleiben wir unserer Philosophie treu. Jeder Fahrer tut das, was er zu tun hat – Damiano absolviert also erst mal seine Vorbereitung – und wir kümmern uns um die Rennen, die in naher Zukunft anstehen.

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JeremyAndrews
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Beitrag: # 313849Beitrag JeremyAndrews
14.10.2005 - 18:38

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. Februar 2005 [/size][/b][/color]

SEITE 17: SCHLUSSSPURT

UCI Ranglisten

CONTINENTAL-TOUR

Einzelwertung
1. Enrico Degano (TBL) 160
2. Moises Aldape (PAN) 150
3. Erki Putsep (A2R) 110
4. Bert De Waele (LAN) 102
5. Emanuele Sella (PAN) 78
6. Rui Sousa (LAL) 62
7. Ludovic Capelle (LAN) 58
8. Jorge Azanza (KAI) 56
9. Jeremy Hunt (MRB) 45
10. Bruno Castanheira (MIL) 43

Teamwertung
1. Ceramica Panaria - Navigare 284
2. AG2R Prévoyance 265
3. Team Barloworld - Valsir 214
4. Landbouwkrediet - Colnago 191
5. Mr.Bookmaker.com - Sportstech 86
6. Team L.P.R. 82
7. Acqua & Sapone - Adria Mobil 73
8. L.A. Aluminios - Liberty Seguros 66
9. Kaiku 60
10. Maia - Milaneza 49

Da die ProTour erst am 6. März mit der Fernfahrt Paris-Nizza startet, liegt bislang von der Wertung der besten 20 Radsportteams noch keine Ergebnisse vor.
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Hoffi
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Beitrag: # 314029Beitrag Hoffi
15.10.2005 - 18:18

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Beitrag: # 314208Beitrag Hoffi
16.10.2005 - 15:52

[color=white][b][size=100]AUSGABE 8, MONTAG, 28. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 2: AUS DEM INHALT

Überblick
SEITE 2: Aus dem Inhalt
SEITE 3: Editorial – „Aus dem Hause“
TITEL
SEITE 4: Omloop Het Volk – Das erste große Saisonrennen stand im Schatten eines lang ersehnten Duells
SEITE 5: Kuurne-Brüssel-Kuurne – Als die Stars die Bühne für die zweite Reihe räumten
SEITE 6: Rückblick – Der Omloop Het Volk und Kuurne-Brüssel-Kuurne, die die Pflastersaison alljährlich einläuten, haben eine lange Tradition
SEITE 7: Portrait – Der Amerikaner George Hincapie träumt als Armstrongs Edel-Adjudant vom lang ersehnten Sieg bei der „Königin der Klassiker“
SEITE 8: Interview der Woche – Der Überraschungssieger des Vorjahres, der bullige Schwede Magnus Backstedt, im KONTRAST-Gespräch über seine diesjährigen Chancen bei Paris-Roubaix
DIE RENNEN DER WOCHE
SEITE 9: Volta a Valencia – Ein innerspanisches Ausscheidungsrennen und seine Comebacks
HINTERGRUND
SEITE 10: Auszeichnung – Der Fahrer der Woche
SEITE 11: Reportage – Spanien und Italien sind seit jeher der Primus im Radsport – der KONTRAST begab sich auf Ursachenforschung
SEITE 12: Friedensfahrt – Das osteuropäische Traditionsrennen stand unmittelbar vor dem endgültigen Aus, ehe die Rettung in letzter Sekunde erfolgte
SEITE 13: Meinungen – Die Radsport-Hochburgen Italien und Spanien / Das meinen die Anderen
SEITE 14: Schlussspurt – Nachgehakt bei Nick Nuyens / UCI-Ranglisten
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Beitrag: # 314372Beitrag Artifex
17.10.2005 - 16:53

[color=white][b][size=100]AUSGABE 8, MONTAG, 28. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 3: EDITORIAL

Aus dem Hause

Das Pflaster Das Kopfsteinpflaster ist laut Lexikon ein „Wegbelag aus mehreren Steinelementen, in diesem Fall aus den oben abgerundeten, sogenannten Kopfsteinen.“ Im Mittelalter war das Kopfsteinpflaster das bewährte Mittel Wege und Pfade zu befestigen, heutzutage wird das Pflaster besonders gern genutzt, um Städten und Anwesen antiquaren und historischen Hauch zu verleihen.

Über Stock und über Stein Alljährlich entfacht das Kopfsteinpflaster in manchen Teilen Europas jedoch eine schier unbegrenzte Begeisterung: Wenn die Frühjahrssaison des Radsportjahrs beginnt und die ältesten Radsportrennen der Welt stattfinden und über - in unserem heutigen Denken - undenkbar schlecht mit Kopfstein gepflasterte Wege führt. Diese ganz besonderen Frühjahrsrennen sind es uns wert, diese achte Ausgabe voll mit Informationen rund um die Frühjahrssaison zu packen.

Gegenwart und Vergangenheit HansFuchs hat dazu wieder einmal in den Geschichtsbüchern des Radsports recherchiert und einen ausführlichen Bericht über die Vergangenheit der Rennen Omloop Het Volk und Kuurne-Brüssel-Kuurne mit deren Siegern und Verlierern verfasst. Natürlich waren wir aber auch jetzt im Jahre 2005 live vor Ort und haben den Auftakt der Klassikersaison aufs Genauste verfolgt.

Große Ziele Einer der es geschafft hat, der Paris-Roubaix bereits gewonnen hat, ist der Schwede Magnus Backstedt. In dieser Woche sind wir nach Schweden gereist und haben Backstedt bei dessen Vorbereitung zur Titelverteidigung bei der Königin der Klassiker besucht. Große Ziele hat auch George Hincapie, der jahrelang als Edelhelfer Armstrongs, bei Paris-Roubaix sehr gute Ergebnisse einfuhr, dem Sieg aber bisher noch nicht allzu nah kam.

Spanien und Italien Zwei Nationen, die zur Zeit auf dem Kopfsteinpflaster wenige hoffnungsvolle Fahrer haben (Italien), beziehungsweise mit sehr wenigen Ausnahmen noch nie Ambitionen auf dem holprigen Belag hegten (Spanien) finden in unserem Programm trotzdem Beachtung. Alejandro V. schildert in seiner Reportage die Übermacht, die die beiden Länder zur Zeit im Radsport darstellen. Unser konträres Programm komplettiert ein Bericht über die Rettung der Friedensfahrt und die Berichterstattung von der Volta Valencia.

Wir wünschen auch diese Woche viel Spaß!

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Hoffi
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Beitrag: # 314562Beitrag Hoffi
18.10.2005 - 20:40

[color=white][b][size=100]AUSGABE 8, MONTAG, 28. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 4: TITEL

Bild
Ein Duell, das vertagt wurde: van Petegem (v.) und Boonen.

OMLOOP HET VOLK
Flanderns Duellanten

Die Belgier hatten das erste Aufeinandertreffen von Tom Boonen und Peter van Petegem beim ersten großen Rennen des Jahres zu einem nationalen Kampf um die heimische Radsportkrone hochgeschaukelt – doch führte das Rennen kaum neue Erkenntnisse zutage.

Hohe Erwartungen hatten die Belgier in das erste große Rennen des Jahres, ihren Omloop Het Volk, investiert, sich einen packenden Zweikampf zwischen ihrem König, Peter van Petegem, und dem Prinzen, Tom Boonen, erhofft. Es sollten nicht nur erste Ansätze im Hinblick auf die Form zur Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix, die in den Augen der Belgier lediglich zwischen ihren Stars entschieden werden können, deutlich werden, nein, sie wollten bereits vor den beiden Monumenten selbst verifiziert haben, welcher der beiden Kontrahenten den anderen niederzwingen sollte, bereits voraussetzend, dass van Petegem und Boonen mit der restlichen Konkurrenz spielen würden.

Und so mussten – zumindest unter diesem Aspekt betrachtet – auch die Belgier konstatieren, dass die wesentliche Erkenntnis des Rennens ist, dass es keine fundierten Erkenntnisse zu ziehen gibt. Dennoch konnten sie sich mit dem Sieg von einem ihrer beiden Heroen trösten: Der Ambitioniertere der beiden Belgier, Peter van Petegem, konnte nach knapp fünf Stunden Fahrzeit das umsetzen, was er tags zuvor spaßeshalber verkündet hatte. „Ich habe das Gefühl, dass ich das heuer mein Triple perfekt mache“, hatte der 35-Jährige gesagt.

Es sollte so kommen. Van Petegem siegte nach 1997 und 1998 zum nunmehr dritten Male in Lokeren, und am Ende wollten sämtliche Experten dies ohnehin bereits prophezeit haben – denn ernsthafte Ausblicke van Petegems und Boonens vor dem Rennen hatten sich insofern massiv unterschieden, als dass der Routinier ohne Umschweife konzediert hatte, gewinnen zu wollen, während der Quickstep-Mann die rasant steigenden Erwartungen seiner Landsleute zu dämpfen versuchte, in dem er ihnen stets seine mehr oder minder nicht vorhandenen Ziele beim Het Volk erläuterte: „Ich will nicht gewinnen, nur mitfahren, das ist meiner Form am dienlichsten.“

Bild
Starker Zweiter in Lokeren: Leif Hoste.

Dementsprechend waren sowohl der Siegende als auch der lediglich Testende nach dem Rennen zufrieden. Van Petegem, weil er den ersten Saisonsieg verbuchen konnte und „all das geklappt hat, was ich mir vorgenommen hatte“, und Boonen, weil er, stets mühelos am Hinterrad des leitenden Teamkollegen Stefano Zanini ausharrend, problemlos auf Rang acht, knapp dreieinhalb Minuten hinter van Petegem, im Ziel eintrudelte.

„Das Rennen hat dokumentiert, dass gegenwärtig nichts an meiner körperlichen Verfassung auszusetzen ist“, so Boonen, „ich liege absolut im Zeitplan, was meine Saisonplanung anbelangt.“ Zu tiefgreifenderen Aussagen ließ sich auch der vermeintliche Kontrahent nicht hinreißen: „Für mich persönlich war es ein fabelhafter Start ins neue Jahr, im Hinblick auf die Ronde und Roubaix bin ich freilich sehr optimistisch“, so van Petegem. Boonen sah sich nach seiner Renntaktik gar gezwungen, sich bei dem Publikum zu entschuldigen: „Aber wesentlich wichtiger ist doch, dass ich im April oben stehe.“

In dem Hype um die beiden Duellanten gerieten beachtliche Leistungen anderer Pedaleure derweil gar in Vergessenheit. So zum Beispiel die des Zweiten der Flandern-Rundfahrt 2004, Leif Hoste, zu Discovery Channel transferierter Ex-PvP-Teamkollege, der abermals unterstrich, dass man ihn einkalkulieren muss für die großen Rennen, war er doch der Einzige, der imstande war, van Petegem bei dessen Antritt folgen. Auch Teamkollege Roger Hammond hinterließ als Vierter, zusammen mit Ludovic Capelle (Dritter, Landbouwkrediet) im Ziel, einen starken Eindruck – gemeinsam mit George Hincapie (10.) Stijn Devolder (11.) könnten sie ein gefährliches Discovery-Quartett bilden, die van Petegem und Boonen wohl noch am Ehesten gefährden könnten; auch wenn das die Belgier nicht sehen wollten.

Sie interessierte der Showdown zwischen ihrem König und ihrem Prinzen, der einstweilen vertagt wurde. Auf den 3. April, den Tag der Flandern-Rundfahrt.

(Fortsetzung folgt.)
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