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[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 11: DIE RENNEN DER WOCHE
VOLTA AO ALGARVE
Belgier und Holländer sorgen für gute Unterhaltung
Die alte Radsportlernation Belgien befindet sich auch weiterhin in guter Verfassung und stellt bei der Volta ao Algarve den Sieger. Ärger gab es derweil trotz eines Etappensieges bei Cofidis.
Es ist und bleibt kein guter Saisonstart für die Favoriten einzelner Rennen, jener Fahrer, die es sich fest vornehmen ein Tages- oder auch ein Etappenrennen wie zum Beispiel die Volta ao Algarve zu gewinnen und am Ende dann von einem couragierten Dritten überrascht werden. Das war in Australien mit Moises Aldape so und das war auch in Portugal, bei der Rundfahrt entlang der malerisch schönen Küste, wo die Favoriten Daniel Atienza, Janez Brajkovic und Rui Sousa hießen, am Ende jedoch ein Belgier aus der Continental Tour den Sieg davontrug.
Die Auftaktetappe war ein klarer Fall für die Sprinter. Gerolsteiner war für den Tagessieg das gesamte Rennen über an vorderster Front vertreten, bekam jedoch auf den letzten Kilometern von Jans Koerts eine Lehrstunde erteilt. Der Cofidis-Profi überlistete das Trio um Robert Förster, René Haselbacher und Paco Wrolich auf beeindruckende Weise und war auch am nächsten Tag der große Unterhalter. Hier zeigte er mit dem dritten Platz im Hauptfeld erneut eine ordentliche Leistung, den größten Einsatz zeigte der Niederländer jedoch nachher im Interview mit dem portugiesischen Fernsehen. „Die Leistung des Teams war heute schlichtweg indiskutabel“, gab Koerts unverblümt zu Protokoll. „Ich hatte gestern den Eindruck, dass dies unsere Rundfahrt werden könnte, aber nach der Leistung heute muss ich meine Meinung wohl revidieren“, ereiferte er sich weiter.
War der große Alleinunterhalter auf den ersten beiden Etappen: Jans Koerts
Grund für die Aufregung war die frühe Attacke von zwei Fahrern, Fabien Sanchez und Bruno Castanheira, und das darauf folgende schwache Auftreten von Koerts Teamkollegen im Hauptfeld. Der Vorsprung wuchs nie über zwei Minuten hinaus und doch waren die Sprinterteams, allen voran Cofidis und Gerolsteiner, nicht in der Lage, das Spitzenduo noch einzuholen. Zugegebenermaßen war die Leistung der meisten Cofidis-Fahrer ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie man mit dem Gesamtführenden im Team falsch fährt. Doch war Koerts Weg wirklich der richtige? „Es ist sicherlich ärgerlich, dass Jans heute sein Trikot abgeben musste“, erklärte Cofidis’ Teamchefs Francis von Londersele als Reaktion auf Koerts’ Interviews. „Wie sich Jans jedoch äußerte ist inakzeptabel und wird nicht ohne Folgen bleiben. Die Fehler werden intern besprochen und nicht in dieser Form an die Medien herausgetragen“, echauffierte sich der Teamchef, betonte jedoch, sich vorerst auf das Rennen konzentrieren zu wollen.
Dies nahmen sich besonders sieben Fahrer zu Herzen, als sie sich auf der dritten Etappe an der letzten Bergwertung vor dem Ziel vom Feld lösten und für eine vorentscheidende Selektion sorgten. Stark präsentierte sich T-Mobile mit Guiseppe Guerini und Tomas Konecny in der Ausreißergruppe, letzterer konnte am Ende sogar den Etappengewinn für sich verbuchen und damit den ersten Saisonerfolg des „Rosa Riesen“ einfahren.
Heimlicher Gewinner des Tages war jedoch ein anderer: Bert de Waele von Landbouwkrediet. Der Belgier schuf sich mit dem Fluchtversuch eine denkbar gute Ausgangsposition, die er am letzten Tag auf der Königsetappe nutzen sollte.
Stellte sich beim Rennen durch die Touristenregion am schlauesten an: Bert de Waele
Wieder hatte der Belgier den Riecher für die richtige Gruppe und floh zusammen mit Guiseppe Guerini, Rui Sousa, Janez Brajkovic und Tomas Konecny vor dem Hauptfeld, in dem man keinen Widerstand leistete und somit klar war, dass jenes Quintett den Gesamtsieg unter sich ausmachen würde. Bert de Waele hatte dabei zweifelsohne die Position des Underdogs inne – und genau davon profitierte der 30-jährige letzten Endes auch. Seiner Attacke am vorletzten Anstieg wollte keiner nachsteigen, Tomas Konecny und später auch Janez Brajkovic, wurden sogar abgeschüttelt. Die Verfolger Guerini und Sousa zeigten sich zu lange uneins, als Lokalmatador Sousa schließlich die Führungsarbeit übernahm, war de Waele im wahrsten Sinne des Wortes bereits über alle Berge und sicherte sich hinauf auf den Alto de Malhao den Gesamtsieg der Volta ao Algarve.
Für de Waele und sein Team Landbouwkrediet ist es der erste Erfolg der diesjährigen Saison. „Bert hat hier eine großartige Leistung gezeigt und ist zu Recht der Sieger“, resümierte Claude Criquelion, sportlicher Leiter von Landbouwkrediet. „Der erste Saisonsieg ist einer der wichtigsten, jetzt ist der Bann früh gebrochen und die anderen Fahrer des Teams richtig heiß, auch mal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.“ Was den Gewinn der Continental Tour zeigt sich Criquelion jedoch zurückhaltend: „Wir gehören nicht zum Favoritenkreis und es bedarf schon außergewöhnlicher Leistungen aller Fahrer, wenn wir am Ende als bestes Team dastehen wollen.“ Freuen dürfen sich Criquelion und de Waele natürlich trotzdem, schließlich „ist es nach der Reform schon ein besonderes Erlebnis, sich gegen Fahrer von ProTour-Teams durchzusetzen“, so de Waele nach dem Rennen.
Resultate
1. Etappe
1 Jans Koerts Cofidis, Le Crédit par Téléphone 3:53.25
2 Robert Förster (Gerolsteiner) gl. Zeit
3 René Haselbacher (Gerolsteiner) gl. Zeit
4 Gennadi Mikhailov (Discovery) gl. Zeit
5 Arnaud Gérard (FDJeux) gl. Zeit
2. Etappe
1 Fabien Sanchez (FDJeux) 3:53.46
2 Bruno Castanheira (Maia-Milaneza) gl. Zeit
3 Marco Bos (Shimano) + 0.28
4 Arnaud Gérard (FDJeux) gl. Zeit
5 Jans Koerts (Cofidis) gl. Zeit
3. Etappe
1 Tomas Konecny (T-Mobile) 6:05.59
2 Dimitri Fofonov (Cofidis) gl. Zeit
3 Bert De Waele (Landbouwkrediet) gl. Zeit
4 Giuseppe Guerini (T-Mobile) gl. Zeit
5 Ronny Scholz (Gerolsteiner) gl. Zeit
4. Etappe
1 René Haselbacher (Gerolsteiner) 4:15.58
2 James Vanlandschoot Landbouwkrediet) gl. Zeit
3 Gennadi Mikhailov (Discovery)
4 Robert Förster (Gerolsteiner) gl. Zeit
5 Peter Wrolich (Gerolsteiner)
5. Etappe
1 Bert De Waele (Landbouwkrediet) 5h14'54
2 Giuseppe Guerini (T-Mobile) + 0.39
3 Rui Sousa (L.A. Aluminios) + 1.23
4 Janez Brajkovic (Discovery) + 2.12
5 Tomas Konecny (T-Mobile) + 2.50
Gesamtwertung
1 Bert De Waele (Landbouwkrediet) 23:24.02
2 Rui Sousa (L.A. Aluminios) + 2.22
3 Janez Brajkovic (Discovery) + 2.40
4 Giuseppe Guerini (T-Mobile) + 3.05
5 Benoit Joachim (Discovery) + 3.18
6 Bruno Castanheira (Maia-Milaneza) + 3.29
7 Peter Wrolich (Gerolsteiner) + 3.43
8 Stefan Schreck (T-Mobile) + 4.17
9 Wim Van Huffel (Davitamon) gl. Zeit
10 Pedro Cardoso (Maia-Milaneza) + 4.39