@keineAhnung und Hoffi: Danke für das Lob und einen speziellen Dank an Hoffi, für den Hinweis. Ich übersehe das immer schnell, wenn ich denn erstmal so richtig in Fahrt komme beim Schreiben.
Ich gelobe Allerdings Besserung!
SF2 präsentiert Ihnen die
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Herzlich Willkommen zurück in Aarau. Für alle Zuschauer, die erst jetzt eingeschaltet haben, mein Name ist Claude Kühn und ich befinde mich im Pressebereich in dem Zielgebiet der heutigen Etappe.
Wie wir bereits in unserem Vorlauf berichteten, erwartet die 157 Fahrer heute ein 30km-langes Einzelzeitfahren von Stafa über Zürich bis nach Aarau.
Auch das Profil sollten Sie kennen, falls Sie bei unserem Vorbericht zugeguckt haben. Trotzdem blenden wir es hier noch einmal ein:
Die Experten erwarten einen heißen Zweikampf zwischen dem Jan Ullrich und dem US-Amerikaner Tyler Hamilton. Dem Deutschen von T-Mobile werden allerdings die größeren Siegeschancen zugerechnet, da er einen komfortablen Vorsprung von 38 Sekunden auf Hamilton besitzt.
In diesem Sinne: Viel Spaß bei der letzten Etappe der Tour de Suisse 2004!
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Das Organisatoren-Team der Schweiz-Rundfahrt bewies auch heute sein Können und sorgte dafür, dass pünktlich um 15 Uhr Scott Davis (PANARIA) als erster Fahrer von der Startrampe rollte.
Der Australier hatte knapp zwei Stunden Rückstand auf Jan Ullrich und durfte sich auch heute keine ernsthaften Hoffnungen auf eine gute Platzierung machen.
Wie eigentlich alle Experten vermutet hatten, dauerte es nur wenige Minuten bis mit Bradley Wiggins (FDJEUX.COM) der erste Fahrer auf die Strecke ging, der für eine Top30-Platzierung im Stande war. Schon bei der Zwischenwertung hatte Wiggins den bis dahin führenden Brett Lancaster um zwei Minuten deklassiert.
Im Ziel hatte Wiggins dann einen Vorsprung von sechseinhalb Minuten herausgefahren.
Was auf den ersten Moment wie eine wirklich richtig gute Zeit wirkte, wurde schnell von Ben Day (Mr. Bookmaker.com) unterboten. Day konnte die Zeit seines Landsmannes Wiggins nochmal um neun Sekunden unterbieten.
Wenig später war jedoch die Zeit der Australier vorbei: Sergei Matvejev – bei der Zwischenzeit noch vier Sekunden hinter Day liegend – legte einen famosen zweiten Abschnitt hin und sorgte mit 39:02 Minuten für eine neue Bestzeit. Ganze 22 Sekunden lag er im Ziel vor Day.
Doch auch Matvejev durfte sich nicht allzu lange freuen, denn mit Olaf Pollack befand sich schon der nächste Fahrer auf der Zielgerade, der unter 39 Minuten bleiben würde. Der Gerolsteiner-Profi hatte bei der Zwischenzeit sechzehn Sekunden Vorsprung vor Matvejev gehabt. Zum Ende hin verlor der Deutsche zwar noch einen Großteil seines Vorsprungs, doch es reichte zum ersten Platz.
Der nächste Fahrer, der näherungsweise an Pollacks Zeit herankam, war Eddy Ratti (DE NARDI-COLPACK). Der Italiener war zur Hälfte des Rennens genauso schnell wie Pollack, verlor auf den letzten Kilometern dennoch einige Sekunden. Am Ende reihte sich Ratti knapp vor Ben Day – an dritter Stelle – ein.
Danach wurde es wieder ruhiger, kein einziger der folgenden dreißig Fahrer konnte Pollacks Zeit gefährden. Erst als der Norweger Thor Hushovd von der Startrampe rollte, wurde es wieder interessanter. Der Norweger, in der Sprintwertung einen Punkt hinter dem Australier Robbie McEwen liegend, ging mit einem ungewöhnlichen Ziel in das heutige Abschlusszeitfahren: einer Platzierung unter den besten 15! Nicht etwa, um sich im Gesamtklassement weiter zu verbessern, sondern Punkte für die Sprintwertung zu gewinnen. Wie sie wissen, werden den besten 12 jeder Etappe Punkte für die Sprintwertung gutgeschrieben, sodass der Norweger Hushovd mindestens Elfter werden müsste, um Robbie McEwen das Trikot des besten Sprinters noch zu entreißen.
Und – siehe da – bei der Zwischenzeitnahme sah es für den Norweger gar nicht schlecht aus! Ganz im Gegenteil: Die Uhr blieb bei 18:33 Minuten stehen… - vier Sekunden Vorsprung also für Hushovd.
Und der norwegischer Zeitfahrmeister konnte seinen runden und kraftvollen Tritt auch auf dem zweiten Teil des Rennens beibehalten. Ein sehr beeindruckendes Rennen von Hushovd, der Pollacks Zeit um Längen schlagen sollte.
Während Hushovd noch unterwegs war, erreichte der junge Italiener Filippo Pozzato das Ziel und sorgte mit seiner Zeit für eine faustdicke Überraschung: Er zwar knappe zwei Sekunden schneller als Pollack und war nun der neue Führende!
Nur eine Minute später in einem kleinem Waldstück, drei Kilometer vor dem Ziel: Thor Hushovd überholte seinen Rivalen Robbie McEwen und ließ diesen ganz alt aussehen. Während sich der Australier mit einem Rückstand von sechs Minuten ins Ziel quälte, sorgte der Skandinavier von Credit Agricole für eine neue Bestzeit: 33 Sekunden schneller als Pollack!
Nach dem furiosen Rennen von Thor Hushovd hieß es für Zuschauer und Journalisten erstmal wieder auszuspannen, da keiner der folgenden dreißig Fahrer in der Lage war Hushovds Zeit zu gefährden. Lediglich Juan Gomis (SAUNIER DUVAL) und Alex Zülle (PHONAK) konnten sich auf Platz 2 bzw. Platz 3 vor Olaf Pollack schieben.
Richtig interessant wurde es erst wieder, als mit Alexandre Vinokourov der erste Fahrer der Top30 an den Start ging. Doch auch heute lief für den Kasachen alles schief: Ein Defekt am Rad und ein Sturz nach zehn Kilometern ergaben einen Rückstand von zweieinhalb Minuten bei der Zwischenwertung.
Doch die Zuschauer mussten nur kurze Zeit warten, ehe bei der Zwischenzeit bereits wieder ein anderer Fahrer als Führender aufgelistet wurde. Es handelte sich um den Belgier Rik Verbrugghe, der nach der Hälfte des Rennens mit 8 Sekunden vor Hushovd führte.
Während Verbrugghe die zweite Hälfte des Rennens in Angriff nahm, beißte sich ein Fahrer nach dem anderen an der Zwischenzeit des Belgiers aus. Davide Rebellin scheiterte mit einer halben Minute Rückstand, doch auch Andrea Noè und Alexandre Moos konnten die Bestzeit nicht unterbieten – der einzige Unterschied: Bei ihnen betrug der Rückstand nur wenige Sekunden.
Zur selben Zeit, in der Alexandre Vinokourov den Zielstrich überfuhr und im Ranking als 65. eingestuft wurde, erreichte Jaroslav Popovych die Zwischenzeit. Der Ukrainer, der durchaus als guter Zeitfahrer bekannt ist, blieb dabei nur acht Hundertstel hinter der Bestzeit und schob sich auf den zweiten Rang hinter Rik Verbrugghe.
Dieser erreichte nur kurz darauf Aarau und bog auf die Zielgerade ein. Schon bald war klar, dass der Namensvetter des UCI-Präsidenten die neue Messlatte für die Favoriten sein würde. Mit 38:28 Minuten war er immerhin 8 Sekunden schneller als Hushovd!
Dass „Yaro“ Popovych auch im Ziel knapp hinter Verbrugghe blieb und dass Santiago Botero und Dario Frigo an der Zwischenmarke neue Bestzeiten aufstellten, ging in einer großen Begeisterungswelle der Zuschauer am Streckenrand unter. Grund dafür: Tyler Hamilton hatte die Startrampe verlassen… - das Duell Hamilton vs. Ullrich war eröffnet.
Im selben Moment traf Bradley McGee im Ziel ein. Für den Prologspezialisten war die Strecke einfach zu lang, sodass es am Ende „nur“ zu Platz 3 reichte. Doch auch für den nächsten Fahrer, Paolo Savoldelli, war es nicht allzu erfolgreich verlaufen. Der Giro-Gewinner von 2002 benötigte 39:58 Minuten und reihte sich an sechster Stelle im Ranking ein.
Doch schon der nächste Fahrer machte es besser. Dario Frigo, bei der Zwischenmarke noch 9 Sekunden zurückliegend, bog mit einem halsbrecherischem Tempo auf die Zielgerade ein und belohnte sich für seinen tollen zweiten Abschnitt mit der zwischenzeitlichen Führung: Für Frigo blieb die Uhr bei 39:24 Minuten stehen.
Damit war der Italiener der neue Führende und hatte eine Zeit vorgelegt, die Ullrich, Hamilton erst einmal knacken mussten.
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Ja, meine sehr verehrten Zuschauer, das war eine ganz starke Leistung von Dario Frigo, der auf den letzten Kilometern noch einmal alles aus sich herausgeholt hat und nun der aktuelle Führende ist. Jetzt bin ich mal ganz gespannt, ob Santiago Botero ein ähnliches Kunststück vollbringen kann.
Der Kolumbianer war bei der Zwischenzeitnahme drei Sekunden schneller als Frigo, doch ob Botero diese drei Sekunden verteidigen kann? Lange wurde der Kolumbianer kritisiert, bei Telekom und jetzt bei T-Mobile kam er nie richtig in Schwung, doch es scheint, als habe Santiago Botero sich nun endlich „freigeschwommen“. Noch 200 Meter für ihn und er ist immer noch weit unter Frigo’s Zeit. Doch jetzt, wo nur noch 100m zu fahren sind, bekommt er leichte Schwierigkeiten… Die letzen Meter sind nicht ganz eben, da sei nur nochmal dran erinnert. Und diese ansteigenden letzten fünfzig Meter, die ziehen Botero saugen Botero jetzt die Kraft aus den Beinen. Er muss jetzt beißen, noch zehn Sekunden auf Frigo hat er gut!
Es muss einfach reichen. Nur noch wenige Meter, das wird ganz knapp. Doch es reicht! Es reicht für Botero. Mit einem minimalen Vorsprung von einer Sekunde kämpft sich der Kolumbianer ins Ziel.
Ein tolles Rennen vom Südamerikaner, der sich damit wohl endgültig in der Weltspitze des Radsports zurückmeldet. Was für eine erfreuliche Nachricht! Wenn ich seine Zeit mal eben überschlage, könnte er im Gesamtklassement noch in die Top10 rutschen.
Doch das sind natürlich alles nur Spekulationen; beschäftigen wir uns lieber mit anderen Dingen, zum Beispiel mit dem Abschneiden von Kurt van de Wouver,
der Entdeckung dieser Tage.
Ich würde ihnen gerne Erfreuliches über unseren neuen Shootingstar van de Wouver erzählen, doch da gibt es nichts. Ganze drei Minuten stehen bei dem Belgier bereits bei der Zwischenzeit auf dem „Rückstand“-Konto.
Das wird noch eine ganz harte Nuss für van de Wouver! Ich prophezeie fast, dass der Bookmaker-Profi doch noch aus den Top10 fallen wird… - Es wäre auf jeden Fall sehr schade.
Ein anderes junges Talent biegt jedoch gerade auf die Zielgerade ein: Es ist Sylvain Chavanel (SEAT-ARGEX), der in den vergangenen Tagen viel für seinen Kapitän Patrik Sinkewitz rackerte und heute nun zum ersten Mal auf Sieg fahren darf. Und es sieht gar nicht mal so schlecht aus…, für den Sieg wird es jedoch nicht reichen. Noch 50 Meter, über den Zeiten von Botero und Frigo ist er schon drüber; wo reiht sich Chavanel jetzt ein? Auch er hat Probleme an dem kleinen Hügel und verliert hier nochmal einige Sekunden. Am Ende ist es eine „39:34“-Zeit geworden, damit bleibt er vier Sekunden hinter Popovych und platziert sich wahrscheinlich nur vorübergehend auf dem fünften Platz.
Ziehen wir nun ein kleines Resumèe: Es sind noch acht Fahrer auf der Strecke, mit Sergei Gonchar, Jan Ullrich und Tyler Hamilton noch drei Fahrer denen es zugetraut wird, die Zeit Santiago Boteros’ zu unterbieten.
Als nächster Fahrer erwarten wir Francesco Casagrande im Ziel. Der Italiener hat soeben Kurt van de Wouver überholt… ah, da biegt er auch schon auf die Zielgerade. Das sieht nicht sehr gut aus für Casagrande, doch damit muss er gerechnet haben: Noch 400 Meter und er liegt bereits anderthalb Minuten über der Zeit von Santiago Botero. Der Lampre-Profi fährt jetzt auch nicht am vollen Limit, das sieht man, immer wieder lässt er den Blick durch das Publikum schweifen… im Ziel sind es schließlich 2:12 Minuten Rückstand für Casagrande.
Dahinter bahnt sich jetzt eine mittelschwere Tragödie an, denn Kurt van de Wouver wurde soeben zum zweiten Mal überholt! Dieses Mal war Alexandre Botcharov (CREDIT AGRICOLE) der Übeltäter. Der Russe naht auch schon dem Ziel herbei, befindet sich bereits auf den letzten 200 Metern und seine Zeit ist gar nicht mal so schlecht. Es wird nicht für die Top20 reichen, aber zumindest wird er im Gesamtklassement keinen großen Absturz erleben.
Für Botcharov reicht es immer noch für einen 29. Platz. Große Freude wird ihm das sicherlich nicht bereiten, doch diese – nennen wir es mal… - durchschnittliche Leistung bescherte Botcharov’s Teamkollegen Thor Hushovd den Gewinn der Sprintwertung.
Hushovd hat das Unmögliche möglich gemacht! Selbst wenn die übrigen sechs Fahrer allesamt schneller sind als Santiago Botero, selbst dann wäre Hushovd noch Dreizehnter, bekäme Punkte für die Sprintwertung und würde diese gewinnen… - eine Geschichte, die nur unser geliebter Radsport schreiben kann.
Doch der Radsport schreibt auch tragische Geschichten; heute in Form des jungen Neo-Profis Kurt van de Wouver. Der Belgier fuhr die letzten Tage so grandios, konnte in den Bergen mit den großen Favoriten mithalten und wird heute Minuten um Minuten verlieren und im Gesamtklassement um einige Plätze nach hinten purzeln.
Es sind nur noch 100 Meter für ihn…, zumindest die Zuschauer feiern ihn frenetisch, doch er wird hier um die dreieinhalb Minuten verlieren. Auf den letzten Kilometern hat er nochmal richtig gekämpft, doch es ändert nichts daran, dass er den 70. Platz belegt und mit 3:32 Minuten Rückstand gewertet wird.
Dabei hat van de Wouver noch Glück, dass er nicht noch einmal überholt wurde, denn ich sehe soeben, dass Sergei Gonchar in seinem leuchtenden Trikot des ukrainischen Meisters auf die Zielgerade einbiegt… und höchstwahrscheinlich eine neue Bestzeit hinlegen wird. Damit habe ich fast gerechnet, Gonchar war schon auf den Bergetappen sehr stark und jetzt fährt er hier der neuen Bestzeit, die ihm vielleicht sogar den Tagessieg einbringen wird, entgegen.
Nur noch 200 Meter für ihn und er ist noch eine halbe Minute unter Boteros Zeit. Doch vergessen wir nicht den kleinen Anstieg kurz vor Ende der Etappe, an diesen kommt Gonchar jetzt … - noch hundert Meter -, doch er bewältigt auch diese letzte Aufgabe problemlos und fährt seinen Vorsprung souverän nach Hause.
Sechs Sekunden konnte er sich von Botero absetzen, diese Zeit gilt es für die letzten vier Fahrer zu schlagen. Das ist zum einen Georg Totschnig, der sich bereits am Ortsrand Aaraus befindet, dazu noch Patrik Sinkewitz und natürlich die beiden großen Favoriten Jan Ullrich und Tyler Hamilton. Von diesen beiden werden wir in jedem Moment einen ersten Vergleich bekommen, denn Jan Ullrich befindet sich wenige Meter vor der Zwischenzeitnahme.
Und da ist das Bild auch schon da … und es bringt doch eine kleine Überraschung mit sich, denn Tyler Hamilton hat hier eine unglaublich Zeit vorgelegt: 18:01 Minuten, das ist noch einmal ein Dutzend Sekunden schneller als Sergei Gonchar. Wie ist Jan Ullrichs Zeit? Das ist die entscheidende Frage… - siehe da, schon kriegen wir das Ergebnis eingeblendet:
Und mir verschlägt es doch glatt die Sprache. Ich wollte es eigentlich nicht so oft wiederholen, doch es wird tatsächlich nochmal richtig spannend, denn Tyler Hamilton hat einen Vorsprung von 24 Sekunden auf Ullrich. Das bedeutet, dass er auf den zweiten fünfzehn Kilometern „nur“ noch 15 Sekunden herausfahren muss, um Jan Ullrich doch noch das gelbe Trikot abzunehmen.
Natürlich könnte Ullrich sich auch für die zweite Hälfte des Rennens Kraft gespart haben, sodass er keine Probleme haben wird, den Rückstand konstant so niedrig zu halten oder ihn sogar noch zu verkleinern. Genauso wissen wir jedoch, dass Tyler Hamilton eines der größten Kämpferherzen im Radsport ist; ein plötzlicher Leistungsabfall passt einfach nicht zu dem Amerikaner.
Jetzt meldet mein Computer gerade das mit Patrik Sinkewitz und Georg Totschnig zwei weitere Fahrer das Ziel erreicht haben. Sie dürften allerdings nicht ganz vorne zu finden sein.
Beide sind nicht unter den Top10, das war zu erwarten und doch haben sie – für ihre Verhältnisse – eine gute Leistung gezeigt, denn beide werden ziemlich sicher unter den Top10 bleiben. Besonders für Patrik Sinkewitz ist das natürlich eine große Sache; ein Etappensieg und im Gesamtendstand unter den besten Zehn…: das kann sich sehen lassen.
Doch konzentrieren wir uns nun auf die letzten beiden Fahrer, die noch auf der Strecke sind; Tyler Hamilton und Jan Ullrich. Ich erinnere noch einmal da dran, Ullrich ging mit einem Vorsprung von 38 Sekunden in das Rennen, doch bei der Zwischenzeit hatte Hamilton dem Deutschen bereits mehr als die Hälfte – genauer gesagt: 24 Sekunden – des Vorsprungs abgenommen. Auf den letzten Kilometern erwartet uns also ein sehr spannendes Finale.
Jetzt haben wir Hamilton im Bild, sein Blick ist bereits leicht verzerrt und der Tritt ist auch nicht mehr ganz rund. Noch anderthalb Kilometer für ihn zu fahren und er ist jetzt an seiner Leistungsgrenze, das sieht man an dem schmerzverzerrtem Gesicht.
Ullrichs Tritt wirkt im Gegensatz zu Hamilton noch sehr rund, der T-Mobile-Fahrer hat keine Probleme seinen unglaublich hohen Gang zu treten, dass sieht fast schon locker aus, wie er sein Pensum herunterspult. Ich wage ehrlich gesagt zu bezweifeln, ob Hamilton die zwölf Sekunden noch schafft, denn Ullrichs Durchschnittsgeschwindigkeit auf der zweiten Hälfte ist nun sogar etwas höher als die von Tyler Hamilton.
Dieser biegt in diesem Moment auf die Zielgerade ein, den Blick starr nach vorne gerichtet, jetzt nochmal alles geben, noch einmal beißen, wenigstens für den Tagessieg! Nur noch 200 Meter für Hamilton und es wird nicht selbstverständlich sein, dass er unter Gonchar’s Zeit bleibt… - das könnte eine ganz enge Geschichte noch werden. Hundert Meter noch, jetzt geht es noch einmal leicht bergauf, doch das sollte Hamilton ja eigentlich liegen, er geht sogar aus dem Sattel, im Stile eines Sprinters jagt er dem Zielstrich entgegen…, das muss reichen!
Ja, es reicht für Tyler Hamilton, er bleibt unter der Zeit von Sergei Gonchar und zwar um drei Sekunden.
Schade, schade für Hamilton, denn diese Zeit wird womöglich nicht reichen, um Ullrich doch noch das Trikot abzunehmen. Dazu hätte er den zweiten Teil so gut fahren müssen, wie den ersten, doch das ist ihm einfach nicht gelungen.
Vielleicht irre ich mich da auch, wir werden es gleich erfahren, wenn Jan Ullrich auf die Zielgerade einbiegen wird und seine Zwischenzeit eingeblendet wird. Eine halbe Minute brauchen die Fahrer durchschnittlich für die letzten 400m, auf der Zielgerade hier.
Und da kommt Ullrich auch schon! Er geht mit sehr viel Tempo in die Kurve und jetzt, mit seinen unglaublich kräftigen Tritten katapultiert er sich in Richtung des Ziels. Das sieht sehr gut aus für den Merdinger, er hat noch 350 Meter vor sich und liegt immer noch dreißig Sekunden unter der Zeit von Hamilton! Die Tour de Suisse 2004 geht an Jan Ullrich, das steht nun fest…, da müsste jetzt noch ein Sturz oder ein Defekt dazwischenkommen, was wir Ulle natürlich nicht wünschen wollen.
Nur noch 150 Meter für den Mann im gelben Trikot, das er mit Sicherheit behalten wird, jetzt geht es für ihn auf die letzten hundert Meter und auch er geht für diesen kleinen Anstieg aus dem Sattel…, wahrscheinlich zum ersten Mal im heutigen Rennen. 50 Meter noch für Ullrich und er ist immer noch fünfzehn Sekunden unter Hamilton. Er beißt nochmal richtig, zieht nochmal an, rauscht an der 25 Meter-Marke vorbei und ist im Ziel! Wahnsinn! Er unterbietet die Zeit von Hamilton um neun Sekunden und feiert seinen zweiten Tageserfolg sowie den Sieg der Gesamtwertung!
Was für ein Erfolg für Ullrich, der ja hier in der Schweiz wohnt, und dabei lag der Deutsche bei der Zwischenzeit soweit zurück. Doch man muss ihm gestehen, er hat sich heute sehr professionell verhalten, er hat sich seine Kraft sehr gut eingeteilt und ist somit der verdiente Sieger der Tour de Suisse 2004.
Ich gebe jetzt für eine kurze Zeit ab in die Werbung, werde mich solange ein erfrischen, doch schon in weniger als fünf Minuten sind wir wieder live in Aarau, werden ihnen die Ergebnisse präsentieren und sicherlich auch mit dem ein oder anderen Fahrer sprechen. Bis gleich!