Die Sattlerei

Das Rennen bis hierher war langweilig gewesen, was Freire auch gut zu Paß kam. Es ging auf die letzten 60 Kilometer und weder er noch Perdiguero waren einen einzigen Meter zuviel im Wind gefahren.
Die Fraktion um Leipheimer war immer noch in Front. Mit Galdeano, der selbst nicht mitführte, hatte man eine nette Relaisstation errichtet, der noch wichtige Arbeit für ihren Kapitän verrichten konnte, sollte dieser attackieren und vorfahren.
Freire fuhr zu seinen Teamkameraden Heras und Perdiguero - zu denen das ganze Rennen hindurch meist nicht mehr als ein Abstand von 5 Metern bestanden hatte - um ihnen seine Renneinschätzung mitzuteilen.

"Mampy? ¿usted se siente bien? Alles grün bei dir? Wolfsberg? Früher oder später? Wenn möglich solltest du attackieren bevor die Gruppe aufgefahren wird, dann hast du noch Iggy vorne mit dabei. Wenn dir zu viele hinterhergehen können, was ich nicht glaube, werde ich versuchen auch dabei zu sein. Doch ich denke nicht, dass es soweit kommt. "


Danach betätigte Oscar den Knopf an seiner Brust um Galdeano zu kontaktieren und teilte ihm mit: "Versuch die Stellund zu halten und dranzubleiben. Mampy kommt wahrscheinlich bald vor. ¿autorización?"

Der kleine Hügel kam und David beschloss, das Tempo an der Spitze zu erhöhen, so sollte es Leipheimer und Wegmann schwerer fallen, hier zu attackieren. Er schaltete und ging kurz in den Wiegetritt, um die Frequenz zu halten. Nach dem Anstieg würde man weitersehen...

Nach dem Hügel würde es etliche Kilometer ganz leicht bergab gehen, wobei die Strecke sehr kurvig wäre. Hier müsste man versuchen, den Vorsprung auszubauen. Mindestens anderthalb Minuten sollte man am Wolfsberg Vorsprung haben. Am Berg würden sie wohl nichts einbüßen. Aber danach war es immer noch ziemlich weit bis ins Ziel...

Heras versuchte sich nun langsam in die vorderen Reihen des Feldes zu kämpfen, was aber gar nicht einfach war, da scheinbar jeder diese Idee hatte. Er hatte sich den Eyserbosweg für seine Attacke ausgesucht, der ihm als Spanier vor allem durch den lustigen Namen auffiel. Einige Male hatte er sich den Anstieg vor dem Rennen angeschaut, doch was sollte das im Rennen wert sein...

Freire übernahm einen Teil der "organisatorisch-taktischen" Aufgaben des Kapitäns, das kam Miguel gelegen.

Er antwortete Freire noch, bevor dieser Igor kontaktierte: Bis jetzt bin ich noch nicht gefordert worden, aber soweit geht es mir gut. Ansonsten stimme ich deinem Vorschlag zu. So wollen wir es machen!

Etxe nahm Kontakt zu den Kollegen auf.

"Iban, Jo; was denkt ihr jetzt? 25 Sekunden! Mmh, passt auf jeden Fall gut auf und geht bei einer Attacke mit, vielleicht kommen wir ja hier nicht weg und dann sollte auf jeden Fall einer von euch mit dabei sein!"

Jetzt hieß es, wachsam zu sein, auch wenn Igor vor den letzten Anstiegen keine Attacken erwartete. Er hatte wohl bemerkt, wie der Amy Wegmann etwas zuflüsterte, aber nicht verstehen können, was. Iggy vermutete eine böse Beschreibung seiner Person, war sich aber natürlich nicht sicher. Jetzt stand noch ein kleiner, flacher Anstieg vor dem Wolfsberg bevor, wo Exte das Tempo übernahm, um eventuellen Angriffen aus dem Weg zu gehen. Igor hing am Ende der Gruppe, er hatte nur provisorisch ein wenig im Wind gehangen. Am Wolfsberg musste er wachsam sein.

Für Oscar hatte er nur ein In Ordnung, ich warte übrig, um sich nicht abzulenken.

Angriff...oder lieber mit Etxe vorne Tempo machen? Erst sehen was Levi macht...aber für 25 Sekunden? Eigentlich viel zu früh für Angriffe...erst sehen was Levi macht...Er setzte sich neben Etxe, fuhr neben ihn und hielt das Tempo weiterhin hoch...wenn Levi es versucht geht er mit, dass war klar...aber...Warum denn nicht, Fabi ging jetzt aus den Sattel, trat dann an, als Galdeano mal nicht aufzupassen schien...er fuhr den Mitaustreitern ein bisschen weg und sah sich um, wer denn nachkommen könnte.

"Der Schein trügt". So sagt ein altes Sprichwort. Igor war gerade dabei, Oscar seine kurze Mitteilung (--->mein letzter Beitrag) zu geben, als der junge Deutsche die Initiative ergriff und attackierte. Iggy zögerte. Exte hielt das Tempo hoch, Igor wollte kurz abwarten, aber auch ein wenig reagieren. Er überholte Leipheimer, der erstaunlich ruhig gewesen war, und Exte, um das Tempo zu erhöhen. Er stampfte in die Pedale, er konnte Wegmann noch sehen, der hatte aber schon eine kleine Lücke herausgefallen. Igor schaute sich unter die Achseln, um zu schauen, wie Exte und Leipheimer reagieren würden.

Wegmann griff an, David behielt sein hohes Tempo bei. Da zog auch noch Igor vorbei, Etxe ging an sein Hinterrad und übernahm die Spitze, als Galdeano etwas nachliess. Wegmann war etwas weggefahren, aber jetzt zögerte er etwas und so würden sie wieder herankommen.
Was war mit Leipheimer?

Fabi liess sich wieder zurückfallen, Galdeano war schnell wieder vorn. Aber er wusste nun von seiner Stärke, er reihte sich neben Etxe ein...Fabi brauchte diesen Angriff, danach fühlte er sich viel besser, als vorher.

Levi hatte die Attacke verschlafen und musste nun voll nachgehen erreichte die Gruppe aber gleich wieder doch er wusste dass ihm das nicht noch einmal passieren dürfte. Er hatte bereits einen Attacke gefahren und hatte auch die meiste Arbeit gemacht und trotzdem hatte er noch sehr viel Kraft. Als keiner aufpasste raste Levi nach vorne und sah sich um und lies sich wieder zurückfallen.

Das Quartett hatte den Fuß des Wolfsberges erreicht, und somit war die Gefahr einer Attacke erheblich größer als auf den letzten Kilometern. Zum Glück hatte sich Wegmann wieder zurückfallen lassen, auf eine lange Verfolgungsjagd hatte Igor bisher keine Lust. Er wusste nicht, wieviel Vorsprung sie jetzt hatten, aber er nahm an, dass er aufgrund der Angriffe etwas gestiegen war. Trotzdem dürfte er nicht zu hoch sein, da Igor sich wieder nur auf das Hinterherfahren spezialisiert hatte und selten in der Führungsarbeit zu finden war. Leipheimer´s kurzer Antritt ließ ihn kalt. Der vergeudete nur seine Kraft, auch wenn Igor kurz das Tempo erhöhte. Iggy war das nur Recht, als der Amy sich erneut fallen ließ. Eigentlich wartete er jetzt auf eine Attacke Extebarria´s, der kluger gewesen war und keine Scheinattacke startete. Der Baske hing gerade an zweiter Stelle, und Igor beobachtete ihn genau, wusste aber nicht, was er erkennen sollte. Er wurde etwas ungeduldig. Wann würde wer eine Attacke lancieren?

Jetzt also würde der Wolfsberg folgen! Hier könnte er die anderen testen. Er würde jetzt mal anzucken, um zu sehen, wie stark die anderen, aber auch er selbst, noch wären.
Wenn er nicht wegkäme, würde er es am Loorberg, 4 km später nochmal versuchen!

Etxe entspannte sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann versuchte er, zu explodieren und attackierte...

Wenn man vom Teufel sprich dann attackiert er schon. David Extebarria versuchte, sich zu lösen. Wieder zögerte Igor, doch dann sprang er vom Ende der Gruppe hinterher. Bestimmt würden die anderen beiden die Gelegenheit nutzen und dranspringen, aber das war Igor ihnen eigentlich schuldig. Fast nie gearbeitet, hieß es jetzt zu zeigen, wie stark er war. Eine kleine Lücke war schon entstanden. Iggy sah sich um...

Fabi sah wie Etxe ging...trocken, einfach explosiv und unglaublich...er konnte nicht hinterher...resigniert wollte er nachführarbeit leisten, da kam Galdeano...er trat an, sofort ging er aus den Sattel und stieg Galdeano hinterher...er ging erst an sein Hinterrad, schaffte es auch mit Mühe das Tempo zu halten, jetzt war richtig am Hinterrad und nun wird es Galdeano kaum gelingen ihn los zu werden...Etxe war noch net so weit weg...nur die beiden müssen nun arbeiten und was mach Levi?

Auch das Feld näherte sich langsam aber sicher dem Wolfsberg. Perdiguero trat mächtig in die Pedale, um seine Position im vorderen Teil zu halten. Er machte sich bereit zu Attacke.
Bis jetzt hatte Miguel den Eindruck, dass er gute Beine hat, er hoffte, dass dieser ihn nicht getäuscht hatte.
Bald würde er es wissen...

Levi war an der Spitze gefahren und hatte so keine Mühe gehabt die Attacke von Etxe zu kontern bald darauf waren alle wieder zusammen.

Iban fuhr weiter so gemütlich wie irgend nur möglich hinten im Feld mit. Langsam fing es bei ihm an zu kribbeln, denn die entscheidende Phase begann. Es galt nun, bei einem Angriff das richtige Hinterrad zu erwischen und mit einer ordentlichen Gruppe wegzukommen. Doch im Moment war es für Iban noch zu früh. Daher hieß es abwarten, und die Konkurrenz belauern.

Stephen vernahm wieder einen leichten Seufzer der Dame neben sich, als Mayo kurzzeitig durchs Bild huschte. 'Hoffentlich gewinnt der Knabe', dachte er bei sich, 'sonst muss ich Belli hernach um die 100 Pfund anpumpen'. Der verschwörische Blick, den die Dame ihm nunmehr zuwarf, verdrängte die Gedanken an eine unwürdige Bettelei nach Rennende wieder.

Levi griff zum Funkgerät und sagte zu Patrik fahr nach vorne und verschlepp das Tempo damit wir hier durchkommen ok?

Obwohl sich bei Luca allmählich Verschleisserscheinungen bemerkbar machten, arbeitete er weiter im kleinen Peloton. Bis zum Wolfsberg wollte er die Ausreisser wieder gestellt haben.

Mit einer klar verständlichen Geste an die hinter ihm fahrenden, machte er ihnen klar, dass er gerne ein wenig mehr Unterstützung hätte...