Ich schreib mit Absicht das nicht in den Bücherthread um evtl Dopingdiskussionen direkt in dem richtigen Thread zu verfrachten. Man entschuldige mich dafür und auch für den Doppelpost
Wie ich schon bhei der Ankündigung schrieb, schreibt Matschiner offen darüber, das ihm das Dopen sogar Spass gemacht hat. Er selber behauptet zudem das viele Sportler, ohne "professionelles Wissen", Mengen Dopen, die ihn teilweise verwundern, das die Leute nicht aufgeflogen sind.
Auch bringt er deutlich zum Ausdruck, das ein Kampf gegen Doping nicht stattfindet oder nur sehr sehr schwach geführt wird. Er gibt selber zu, das es sicherlich Möglichkeiten gibt, Eigenblutdoping nachzuweisen, das Problem, es will anscheinend niemand.
Auch beschreibt er verschiedene Arten von Mittel die es gibt und in welcher Form sie Nachweisbar sind.
Die Kurzform:
Wachstumshormone:
Die kurze Halbwertzeit ermöglicht einen positiven Test praktisch nur dan, wenn ein paar Minute nach der Injektion ein Bluttest gemacht wird
Adrenalin:
Die kurze Halbwertszeit von etwa 1 Minute macht eine Nachweisbarkeit praktisch unmöglich
Epo:
Nachdem mittlerweile alle Epo-Derivate aufspürbar sind, ist man auf die Applikation von Microdosierungen ausgewichen: Von Dynepo, Erypo und Neorecormon werden nur mehr etwa 500 - 1000 Internationale Einheiten abends intravenös (früher 2000 IE subkutan) injiziert. Bernhards Kohls Limit lag (inkl Sicherheitspuffer) bei 700 IE, um morgens wieder negativ zu sein. Der Pferdefuß bei der Sache: Microdosierungen bringen nur kurzfristigen den gewünschten Nettogewinn. Der Körper reduziert die Eigenproduktion, am Ende bleibt eigentlich nur mehr das Risiko erwischt zu werden
Eigenblutdoping:
Punkto Nachweisbarkeit stellt die Version 2.0 (quasi das trennen gewisser Blutbestandteile vom eigentlichem Vollblut) eine echte Herrausforderung für den Dopingfahnder da. Man könnte wenn man wollte. An diesem wollem zweifle ich, bisher sind jedenfalls nur Athlethen mit Fremdblutdoping aufgeflogen. In einer deutschen Klinik wurde zeitgleich zur Praxis des Blutdopings auch an einem Verfahren gearbeitet, um dieses Nachweisbar zu machen. Die Erkenntnis, das ein bestimmter Endzündungsparameter auf Eigenblutdoping schließen lässt, wurde aber nie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Irgendwie verständlich, das Interesse der 15 Probanden war überschaubar. Sie gehörtem einem deutschen Profi-Radstall an
Interessant auch, das es sogar Demaskierungsmittel für Eigenblutdoping gibt, die den Hmatokritwert für 24 Stunden um etwa 3 Prozent senken können.
Er beschreibt in dem Buch auch sein Verhältnis zu Bernhard Kohl Dieser musste er bei seiner Tour 2008 sogar bremsen, damit das nicht aus auffällig wird. Nach Matschiners Aussage, hätte Kohl die Tour in diesem Jahr gewinnen können. Er aber bremste den Österreicher auch den vierten Beutel mit Eigenblut sich zu injizieren und damit zuviel Aufmerksamkeit zu erregen. Er soll einige Warnungen in dieser Zeit bekommen haben. Von der Cera Einnahme will Matschiner selber aber nichts gewusst haben. Er ahnte schon, das dieser Stoff wohl nachweisbar werden würde und untersagte daher Kohl die Einnahme des Präperates.
Bernhard spritzte sich jeden Abend 5 Einheiten Insulin und Epo-Derivat CERA. Wobei ich davon ausging, dass er es rechtzeitig absetzen würde. Meinen Segen zur Verwendung dieses Mittels hatte er ohnehin nicht bekommen.
Schon im Frühjahr hatte er mich darauf hingewiesen, dass sich mehr oder minder das ganze Peloton mit CERA in Schwung bringt. Ich began umgehend zu recherchieren, und was ich heraus fand, wollte mir so gar nicht gefallen. Allein die viel zu lange Halbwertszeit reichte mir schon, um das Präperat als "Teufelszeug" zu brandmarken. Nach dem Dynepo-Fällen des Frühjahrs (Susanne Pumper, Lisa Hütthaler) kam für mich kein weiterer Tanz auf dem Vulkan in Frage. Man musste damit rechnen, dass CERA über kurz oder lang nachweisbar sein würde. "Ich nehm nur ganz wenig", versuchte mich Bernhard zu beruhigen. Ich wiederum vertraute darauf, dass sich bei ihm die Vernunft durchsetzen würde, je näher die Tour rückte. Ich hielt vier Blutbeutel für absolut ausreichend um die "Große Schleife" auf höchstem Niveau zu bewältigen. Aber er dachte gescheiter sein zu müssen
Die Quintessenz ist eigentlich, das mittlerweile nur noch die Erwischt werden die zu gierig, unvorsichtig oder dumm sind. Jeder der mit ein bisschen Kleingeld und vorraussicht diese Sache betreibt, wird wohl nicht erwischt. Dazu sind die derzeitigen Möglichkeiten gar nicht gegeben.
Zum Beispiel werden bei verschiedenen Anaboliken Mitteln Vergleichsparameter festgelegt. Durch Designersteroide werden weitere Ausschläge erzeugt, die so nicht mehr den Vergleichen standhalten und so ein Nachweis des Dopings nicht mehr möglich ist.
Matschiner selber bezeichnet relativ zu Anfang des Buches das er Doping auch eher als eine Gleichmachung anstatt als Betrug sieht, da kommen die Sätze von Ullrich "Ich habe niemanden betrogen" gleich wieder ganz anders herüber.
Für mich das Highlight des Buches ist aber ein Interview am Ende mit Walter Mayer (ein langjähriger Freund von Matschiner)
Auch daraus noch ein, zwei Auszüge.
Sie führen die Tatsache, dass Langläufer und Biathleten für das Gros der positiven Dopingkontrollen im Schneesport verantwortlich sind, auf die Anzahl der Kontrollen zurück.
Ich habe ja einmal die Auswertung eines Jahres in Händen gehalten: Langlauf 1200 blutkontrollen, nordische Kombination 25, Ski Alpin 5, Skispringen 1. Da habe ich lachen müssen. Logisch, dass sie nur aller 100 Jahre einen erwischen. Sollen sie doch einmal 1200 Kontrollen auf Somatotropin machen. Ich bin überzeugt, das Leichtathleten, Skifahrer, Gewichtheber in der Relation mehr Wachstumshormone nehmen, als Ausdauersportler Epo. Mit dem Langlauf pflegt die FIS ihr Saubermannimage, die Alpinen werden beschützt.
Wie erklären sie sich den schwindelerregende hohen Anteil an negativen Dopingproben?[
Ich habe den Eindruck, da wird mächtig zurückgerudert, um das Scheinbild des Sports ein bisschen zu wahren. Die derzzeitigen Sanktionen die Äusserungen Roggers, keine Kontrollen bei der Tischtennis-EM, keine Bluttests bei Schwimmern. Im Marathon wird faktisch null kontrolliert. Wachstumshormon kann immer noch nicht nachgewiesen werden. Keine Bluttests bei den Alpinen. Der Freispruch für den Tischtennisspieler, vielleicht komt Contador auch raus. Nur in Österreich iust jan so blöd, dass man den Sport auf Jahrzehnte zugrunde richtet.[...]
Natürlich dürfen ein paar kritische Wiorde tzu dem Buch nicht fehlen. So nennt er ausser den offensichtlichen Überführten Dopingsündern, bzw von ihm selbst betreuten Sportlern (welche Bekannt sind) keine Namen. Das mag man anzweifeln, aber hier sollte man vielleicht im Blick halten, das Matschiner wohl kein Buch schreiben wollte, welches sich wieder auf 3-4 Sportler und deren Sportarten einschießt, sondern das Doping im Spitzensport total normal ist. Da hat er in seiner eigenen Blutabnahmewohnung in Budapest ein paar Spanier sitzen, die ihn fragen, warum man sowas nicht in Spanien aufziehen würde, man hätte ruckzuck ein paar Spieler von Barcelona an Bord.
Wer also mal einen kleinen Einblick in die Machenschaften eines "Dopingdealers" erfahren möchte und sich vielleicht doch den ein oder anderen kritischen Gedanken bei der nächsten Sportschau antun möchte, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Die 20 Euro für die Hardcover Ausgabe hab ich auf keinen Fall bereut.