Wollte mal meine Erfahrungen zurm Tourmalet 2010 preisgeben:
So ich war bis vorgestern in Südfrankreich und hab selbstverständlich die Tour live vor Ort gesehen. War mein erstes Mal und ich war in großer Vorfreude.
Am Vorabend vor der Pyrenäen-Etappe über den Marie-Blanque und Soulor hinauf auf den legendären Col du Tourmalet haben wir uns auf den Weg über Tarbes und den Wallfahrtsort Lourdes gemacht. Spät Abends waren wir dann am Fuße des Bergpasses, es hatte schon Stunden vorher angefangen zu regnen. In dichten Nebel gehüllt suchten wir vom Bergdorf Bageres verzweifelt nach einem Platz. In Scharen haben sich Norweger, Holländer und vorallem Basken in Wohnmobilen und PKWs mehr oder weniger gemütlich eingerichtet. Schließlich fanden wir eine Parkmöglichkeit kurz vor der Baumgrenze hinter einer dänischen Familie. Mit Englisch und des gewissen Radsportenthusiasmus war man sich gleich sympathisch. Leider mussten wir den weiteren Abend im Auto verbringen, Regen und Gewitter verhinderten eine ruhige Nacht.
Dieser Regen hielt bis in den Nachmittag des Tourtages und ging fortlaufend in Nebelschwaden über. Nach einem halbwegs gemütlichen deutsch-dänischen Frühstücks sind wir dann erstmal weiter nach oben gewandert. Unterwegs traf man zahlreiche Hobbyfahrer, die sich den Tourmalet hochquälten und von vielen angefeuert wurden. Was besonderes hatten sich die Luxemburger Fans für Andy Schleck ausgedacht, die Straße war mit der Landesflagge verziert. Neben dem Luxemburger war natürlich 'Lokalheld' Samu Sánchez ziemlich präsent auf dem Asphalt. Generell traf man alle 10m auf einen Basken mit Ikurrina.
Ca. 2km weiter oben war für die Fans eine große Leinwand errichtet worden, sodass der Rennverlauf genau verfolgt werden konnte. Ein großer Schreck war der Sturz von Samu Sánchez, der glücklicherweise weiterfahren konnte. Man verbrachte die Zeit bis zur berüchtigten Tour-Karawane mit Smalltalk über Radsport, Lokalpatriotismus und Gott und die Welt.
Einige Zeit bevor dann die ersten profissionellen Gipfelstürmer den Tourmalet in Angriff nahmen, stand die angesprochene Tour-Karawane auf dem Plan. Zahlreiche Sponsoren-Wagen bretterten den Pass hoch, Vittel und co. erinnerten an den rheinischen Karneval mit ihren 'Wurfgeschossen'. Ich selber bin nun stolzer Besitzer einiger 'Bergtrikot-Mützen' und eines MickeyMouse-BD (Comic, Sonderausgabe zur Tour).
Nachdem alle 'Karnevalswagen' den Weg passierten trottete auch schon ein laustarkes motorbetriebendes Korso an. Motorräder und Autos kündigten die Ankfunt der Tour-Helden an. Unter frenetischem Jubel umkurvten Andy Schleck und Alberto Contador unsere 200m-Gerade, den Tour-Teufel Didi Senf konnte man im Hintergrund noch erblicken (einer der wenigen Deutschen). Sekunden danach kamen die weiteren Helden. Menchov mit dem starken Katalanen Joaquim Rodríguez am Hinterrad und Sturzopfer Samu Sánchez. Auch die lebende Legende Lance Armstrong war nicht weit abgeschlagen. Jeder dieser Fahrer war wohl bekannt, sodass es ein einmaliges Erlebnis war neben diesen Fahren zu stehen, welche man ansonsten nur aus dem Fernsehr kennt.
Dank, dem im Grupetto fahrenden Jens Voigt, war mir dann auch der Abstand der beiden führenden zu dem Rest bekannt. Seine norddeutsche Stimme war kaum zu überhören. Lustig war die Tatsache als so gut wie einziger die deutschen Fahrer (Fabi Wegmann, Christian 'Kneesi' Knees anzufeueren. Die doch immer erstaunt nach Nennung ihrer Namen zu einem schauten. Neben den Deutschen waren auch Ivan Basso und Iñaki Isasi relativ erheitert von meinem freaky Outfit (dazu gibt es heute Abend noch Bilder).
Den Rest der Etappe sahen wir dann noch bei freundlichen Andalusiern, die ein paar Meter weiter einen Fernsehr aufgestellt hatten. Da war zwar die Hölle los, trotzdem bekam man den Verlauf doch gut mit, vorallem nach einem lautstarken 'Aupa Cádiz'.
Die Abfahrt vom Tourmalet war dagegen ein Albtraum, jeder wollte weg. Wir standen gute zwei Stunden auf der Stelle, vorallem weil den offiziellen Fahrzeugen auf der linken Seite der Weg freigemacht werden musste.
Alles in allem war das eine einzigartige Erfahrung, nächstes Jahr gerne wieder. Vielleicht in den Alpen oder wieder in meinen geliebten Pyrenäen.
Mein Wunsch für 2011:
- Ankunft im 'spanischen' Baskenland
- Alpe d'Huez
- Bergzeitfahren
- Andorra
- MZF
- keine sinnlosen Bergetappen à la 2009 ou 2010!