Im siebten Himmel

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

Andy92
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Beitrag: # 6756893Beitrag Andy92
22.2.2009 - 19:22

Das trifft sich gut, denn Fasching ist wirklich nicht so mein Ding - ich hab da irgendwie keine Motivation sich sinnlos zu besaufen. Danke für das "Zürich", wenn man an einem Tag so viel schreibt, dann überliest man sowas auch mal ganz einfach. Freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefällt. Ich bin gerade auch total motiviert, weil ich mich unheimlich auf den Giro freue (die erste große Rundfahrt, die ich mit dem RSM 08 in einer Karriere spiele).
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Andy92
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Beitrag: # 6756934Beitrag Andy92
22.2.2009 - 23:04

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„Alles für den Giro!“

Sowohl Damiano Cunego (rechts) als auch Danilo Di Luca (links) haben den Giro d’Italia schon einmal gewonnen und die begehrte Trophäe mit nach Hause genommen. Letzterer ist sogar Titelverteidiger. Schon vor einigen Monaten, als er dem Team LPR beitrat, rief er das große Ziel für die Saison 2008 aus: „Alles für den Giro!“
Da können andere Favoriten nicht mithalten. Für die Mehrzahl steht in diesem Jahr noch mehr auf dem Programm als sich über die schwierigen Alpenpässe Italiens zu quälen. Da sollte man zu aller erst den Spanier Alberto Contador und den australischen Landesmeister Cadel Evans nennen – beides hochkarätige Anwärter auf den Toursieg im Juli. Die Teilnahme der beiden wurde äußerst überraschend bekannt gegeben und so wurden Spekulationen laut, vor allem nach dem „persönlichen“ Duell beim Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, als Contador seinen ärgsten Konkurrenten im Hinblick auf die Tour im Sprint um den 17. Platz niederrang, ob die beiden sich nicht schon während der drei Wochen in Italien die Kante geben würden. Man darf gespannt sein!


Der Gironator ist zurück!

Ivan Basso kehrte in diesem Winter für viele überraschend nach einer langen „Pause“ in den Radsport zurück. Direkt im Anschluss an den Giro 2006, den er so sehr dominierte wie kaum ein anderer Fahrer in den Jahren zuvor, stürzte er im Training schwer, lag mehrere Wochen im Koma und viele Experten hielten ein Comeback für unmöglich – vor allem seine Ärzte. Und trotzdem begann Basso im April 2007, also fast ein Jahr nach seinem Sturz, wieder mit dem Training. Schnell stellte er fest, dass er keine größeren Beeinträchtigungen davon getragen hatte und verfolgte das Ziel, es irgendwann wieder mit dem Profizirkus zu versuchen.
„An ein Comeback ist derzeit nicht zu denken. Gestern hat mich beim Training ein Fünfzigjähriger an einer kleinen Steigung einfach abgehängt – wie soll ich da an die Teilnahme an einem Profirennen denken?“, hatte er noch im August gegenüber seinen Fans im Chatroom seines Internetblogs geklagt. Das sagte schon alles über seinen damaligen Zustand aus.
Und plötzlich war er wieder, viel schneller als gedacht, auf der internationalen Bühne zurück: „Der Herbst war richtig harte Arbeit – aber es hat sich ausgezahlt. Ich fühle mich wieder richtig stark. Nicht so stark wie beim Giro 2006, als ich in Höchstform war, aber schon fast annähernd so gut, wie ich mich früher immer im Winter zum Beginn des Grundlagentrainings fühlte. Ohne meine Trainer würde ich heute nicht hier stehen und auf eine Giroteilnahme im nächsten Jahr hoffen – ich werde alles dafür geben, meinen Titel doch noch verteidigen zu können!“, hieß es dann schon im Dezember. Es folgte der Vertrag mit Liquigas, ein starkes Pro-Tour-Team, und die Gewöhnung an den Rennalltag.
Wo Ivan Basso heute steht kann so gut wie niemand sagen. 20 Renntage hat er bisher zu verzeichnen, das beste Ergebnis ist dabei ein dritter Platz beim fünftägigen italienischen Etappenrennen Settimana Ciclistica Internazionale Ende März. Das Rennen gewann übrigens Danilo Di Luca vor Peter Velits vom Team Milram. So schlecht scheint der Rundfahrtstar der Italiener also gar nicht drauf zu sein. Viele munkeln bereits, dass er es jetzt gar nicht mehr so sehr auf den Girosieg abgesehen hat, sondern, nachdem jetzt Ullrich, Vinokourov und Co. nicht mehr dabei sind, er es viel eher bei der Tour probieren möchte.
Irgendwie erinnert diese Geschichte doch auch an einen anderen Fahrer, der in diesem Jahr auch ein Comeback gefeiert hat – schon das zweite in seiner Karriere: Von Lance Armstrong ist die Rede, der beim Giro aber zum Glück nicht auch noch an den Start geht, sondern sich wie eh und je auf die Tour konzentriert. Sollte Basso tatsächlich zu erneuter Höchstform auflaufen, dann könnte man eine logische Folgerung aus all dem ziehen: Wer die großen Landesrundfahrten sehr, sehr oft gewinnen will, der muss erst mal entweder eine praktisch unheilbare Krankheit überstehen oder zumindest ein paar Wochen im Koma gelegen haben...


Der 91. Giro auf einen Blick

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6 Bergetappen, 3 Zeitfahren, sowie ein Mannschaftszeitfahren zum Auftakt und wenig Etappen für Sprinter, so könnte man diesen Giro kurz zusammenfassen. Die Zeitfahren sind für echte Spezialisten entweder zu kurz oder zu steil, deshalb werden sie wohl nicht allzu viel Ausschlag für die Gesamtwertung bringen – ein Giro wie jeder andere: Für die Bergfahrer – aber deshalb schon gar nicht eintönig oder langweilig!


Die Teams und die Teilnehmer

Ag2R
Kapitäne: V.Efimkin und Dessel
Gadret, Arrieta, Dion, Goubert, Dupont, Krivtsov, Pliuschin
Kommentar: Auch hier sind überraschend viele Kapitäne für die Tour dabei. Für so manche Solofluchten in den Bergen ist das Team aber stets gerne zu haben. Erinnert man sich nur an den starken John Gadret von 2006 zurück – hoffentlich bleibt er aber diesmal von einem so schweren Sturz verschont.

Astana
Kapitäne: Contador und Leipheimer
Joachim, Mizurov, De Kort, Noval, Rast, Schär, Muravyev
Kommentar: Contador und Leipheimer – den dritten Superstar, Andreas Klöden, lies man lieber zuhause bevor es noch Stress innerhalb des Teams gibt – eigentlich zwei Topfavoriten für die Tour de France, kann man nicht so richtig einschätzen. Wer soll für wen fahren? Wollen sie überhaupt den Sieg?

Barloworld (Wildcard)
Kapitän: Soler
Sprinter: Hunter
Augustyn, Belloti, Cardenas, Cheula, Duenas Nevado, Pfannberger, Thomas
Kommentar: Mit dem überragenden Bergkönig der letzten Tour und dem Topsprinter Robert Hunter ein starkes Continental Team – Soler könnte versuchen in die Top 10 oder noch besser zu fahren, oder wieder das Bergtrikot anpeilen – bei dem starken Team im Rücken könnte man dem jungen Kolumbianer auch beides zutrauen.

Bouygues Telecom
Trofimov, Clement, Clerc, Florencio, Geslin, Labbe, Pineau, Tschopp, Voeckler
Kommentar: Zwei passable Bergfahrer mit Trofimov und Tschopp kann das sympathische Team aus Frankreich zwar aufweisen, aber man wird wohl vor allem wieder damit rechnen können, dass sie in jeder Fluchgruppe einen Fahrer dabei haben werden und auf ihre Chance warten. Man erinnere sich nur an Thomas Voeckler und die Tour 2004.

Caisse
Kapitän: Karpets
Sprinter: Reynés
Rujano, Coyot, Moreno, Patanchon, Perez, Portal, Pérez Sánchez
Kommentar: Da sieht man jetzt schon, dass das nichts wird. Karpets wird angesichts dieser Konkurrenz maßlos überfordert sein – auch wenn er die Tour de Suisse letzte Saison gewinnen konnte. Mit Reynés muss man zwar bei einem Massenspurt immer rechnen, aber der ganz große Knipser ist er nun mal nicht und Bergfloh Rujano ist doch immer wieder für eine Überraschung gut – in jeder Hinsicht.

Cofidis
Kapitän: Monfort
Augé, Blain, Brard, Duque, Minard, Moinard, Monier, Wiggins
Kommentar: Die jungen Wilden Monfort und auch Moinard könnten die Top 20 anvisieren, Duque könnte man für Massensprints mit einrechnen, ist dann aber doch nicht der typische Sprinter. Dagegen könnte Wiggins für einen schönen Sieg im Abschlusszeitfahren von Mailand sorgen.

Columbia
Kapitän: Kirchen
Sprinter: Ciolek und Greipel
Burghardt, Hamilton, Pinotti, Martin
Kommentar: Kirchen ist, obwohl letztes Jahr bei der Tour Siebter, im Hochgebirge ein völlig unbeschriebenes Blatt – die Tour de Romandie lässt auf ein Luxemburgisches Duell zwischen ihm und Andy Schleck von CSC hoffen. Das Team tritt zwar nur mit sieben Fahrern an, dafür aber mit einer unglaublichen deutschen Sprintgewalt: Burghardt und wohl eher noch Greipel als Anfahrer für Jungstar Gerald Ciolek – das könnte was werden. Pinotti, der junge Martin und Hamilton sind die perfekten Helfer fürs Gebirge, während sich letzterer nach seinem Comeback erst einmal beweisen muss.

Credit Agricole
Kapitän: Hushovd
Pauriol, Renshaw, Hunt, Engoulvent, Caucchioli, Botcharov, Bodrogi, Fofonov
Kommentar: Gar nicht mal so „schlecht“. Hushovd und Renshaw gegen Ciolek und Greipel? Caucchioli, Botcharov und eventuell noch Fofonov fürs Gebirge? Hört sich nach Etappensiegen und einem Platz unter den besten 30 der Gesamtwertung an.

CSC
Kapitän: Schleck
Cancellara, Kroon, Larsson, Sorensen, Voigt, Van Goolen, Arvesen, Bak
Kommentar: Beim Auftaktzeitfahren könnte das Team den Grundstein für Andy Schlecks Revanche gegen Di Luca legen. Stark wie immer – mehr gibt’s da nicht zu sagen.

Euskatel
Kapitän: Sanchez
Sprinter: Fernandez
Martinez, Astarloza, Landaluze, Bru Pascal, Galdos Alonso, Galparsoro, Hernandez
Kommentar: Wie immer stark in den Bergen. Auf den jungen Sprinter Fernandez und auf den Vuelta Dritten aus dem vergangenen Jahr, Sanchez, sollte man sicherlich ein Auge werfen.

Francaise des Jeux
Kapitän: Casar
Sprinter: Chavannel
Chérel, Ladagnous, Le Boulanger, Stubbe, Vanendert, Vaugrenard, Veikkanen
Kommentar: Hier gilt gleiches wie bei den Kollegen von Bouygues Telecom. Chavannel könnte man aber in den Massensprints durchaus was zutrauen.

Gerolsteiner
Rebellin, Fröhlinger, De Bonis, Gatto, Krauss, Lang, Ordowski, Scholz, Stamsnijder
Kommentar: Rebellin wird versuchen in den ersten Wochen so viele Etappensiege wie möglich bei den hügligen Ankünften in Süditalien zu erringen. Das hört sich vielleicht übertrieben an, aber nach den Vorstellungen von vor zwei Wochen ist das durchaus genauso zu erwarten. Dann wird der „alte Mann“ wohl die Segel streichen und sich bis zur WM ein wenig erholen. Auf den Rest des Teams darf man gespannt sein – jung, aber auch wild?

Lampre
Kapitän: Cunego
Sprinter: Napolitano
Bruseghin, Ballan, Loosli, Lorenzetto, Marzano, Spilak, Santambrogio
Kommentar: Bruseghin ist der Edelhelfer für Cunego mit eigenen Kapitänsansprüchen. Letztes Jahr lief es für Cunego in den Bergen nicht so gut wie erwartet und mit Bruseghin sitzt ihm ein starker Zeitfahrer aus den eigenen Reihen im Nacken. Napolitano sollte für die topfebenen Etappen der große Favorit bei den Massensprints sein.

Liquigas
Kapitäne: Basso
Sprinter: Bennati und Pozzato
Beltran, Bertagnolli, Kreuziger, Noe, Miholjevic, Quinziato
Kommentar: Zu Basso wurde bereits alles gesagt. Pellizotti wird wegen seiner Anwesenheit zwar ein bisschen sauer sein, kann sich aber trotzdem auf gleiche Chancen freuen, die ihm die Teamleitung bereits zugesichert hat. Leider nicht für den Giro, denn wie man sieht ist er nicht dabei. Ansonsten ist das Team sehr stark aufgestellt, sowohl fürs Mannschaftszeitfahren, fürs Gebirge und für die Massensprints – der größte Favorit auf die Teamwertung also.

LPR (Wildcard)
Kapitän: Di Luca
Savoldelli, Bosisio, Chiarini, Ermiti, Lagana, Pietropolli, Montaguti, Marinangeli
Kommentar: Eigentlich könnte Savoldelli auch ganz gut als Kapitän ins Rennen gehen, hat er den Giro 2005 doch gewonnen, doch erstens ist er der Teamleitung wohl zu alt und dann steht ihm noch Di Luca im Weg, der Titelverteidiger höchstpersönlich.

Milram
Kapitän: Petacchi
Knees, Ongarato, Grabsch, Grivko, Eichler, Velo, Rigotto, Poitschke
Kommentar: Der Meister des Sprints auf italienischem Boden schlechthin – Alessandro Petacchi wird alles dafür geben sein Punktetrikot aus dem letzten Jahr zu verteidigen – dabei könnten ihm aber ausgerechnet die Bergfahrer in die Quere kommen. Milram wird es aber trotzdem wieder mit gigantischen Sprinterzügen in den Finals der Flachetappen versuchen.

Quickstep
Kapitän: Gárate
Barredo, A.Efimkin, Weynants, Weylandt, Tosatto, Tonti, Hulsmans
Kommentar: Das Team scheint bei nur acht gemeldeten Fahrern nicht so richtig Lust auf den Giro zu haben. Weylandt ist zwar ein guter Sprinter, wird aber höchstwahrscheinlich nicht in Topform antreten und daher chancenlos sein. Mit Tosatto ist einmal mehr der perfekte Ausreißer dabei – reicht’s mal wieder für einen Etappensieg? Der letzte liegt schon lange zurück – aus dem Jahre 2001.

Rabobank
Kapitäne: Menchov und Dekker
Ardila, Löwik, Niermann, Posthuma, Tankink, Ten Dam, Weening
Kommentar: Sehr starkes Team und der nächste Tourfavorit mit Menchov. Anscheinend bereiten sich in diesem Jahr alle Anwärter auf den Sieg im Juli hier in Italien vor und wollen ihre Stärke schon einmal präsentieren. Thomas Dekker und Laurens Ten Dam, die beiden Niederländer, sind dagegen sehr stark einzuschätzen. Beide landeten bei ihren letzten Rennen auf dem Treppchen. Dekker zweiter in Lüttich und Ten Dam überraschender dritter in der Romandie, allerdings begünstigt durch Kirchens „Lustlosigkeit“ am Ende der Rundfahrt.

Scott
Kapitäne: Cobo Acebo und Riccò
Pagliarini, Megias Leal, Flahaut, Fernandez, Camano, Bertogliati, Belhovosciks
Kommentar: Ein Wort sei gleich zum jungen Franzosen Flahaut gesagt – er muss sich in den Sprints, auf die er trainiert, erst noch beweisen, mal sehen ob er was drauf hat. Zu Cobo muss man nach den Ardennenklassikern nicht mehr viel sagen, außer, dass die Top 15 durchaus möglich sind. Beim Shootingstar Ricco weiß man noch nicht so recht über die Form berscheid. Mit der „Cobra“ muss man in den Bergen und im hügligen Gelände aber auf jeden Fall rechnen – die zweite Etappe ist ihm förmlich auf den Leib geschneidert – Rebellin allerdings auch. Leider fehlt dem Team erkältungsbedingt Leonardo Piepoli und dem Giro damit der Bergkönig vom letzten Jahr.

Serramenti Diquigiovianni
(Wildcard)
Kapitän: Gilberto Simoni
Axelsson, Bertolini, Illiano, Missaglia, Moser, Scarponi, Serpa Santander, Traficante
Kommentar: Zweimal hat Simoni den Giro gewonnen, doch er wird alt. Mitfavorit und Topfavorit für die Hochgebirgsetappen, aber gegen die jungen Wilden wird das insgesamt nicht reichen.

Silence-Lotto
Kapitäne: Yaroslav Popovych und Cadel Evans
Sprinter: McEwen
Aerts, Cioni, De Greef, Hoste, Tjallingii, Vansevenant
Kommentar: Ähnlich wie bei Astana, daher eher Popovych als Evans für die Gesamtwertung. Bei den Massensprints muss mit einem McEwen aber immer gerechnet werden. In diesem Jahr gibt es also schon wieder das Duell zwischen ihm und Petacchi beim Giro – Revanche?

Tinkoff (Wildcard)
Kapitän: Petrov
Brutt, Sabal, Riccio, Pedraza, Mazzanti, Loddo, Ignatiev, Kiryienka
Kommetar: Siebter letztes Jahr – der größte Erfolg in der Karriere des Russen Petrov – kann er dieses Ergebnis noch einmal topen?


Die Favoriten

Gesamtwertung
*** Danilo Di Luca
** Andy Schleck, Ivan Basso, Damiano Cunego
* Kim Kirchen, Yarslav Popovych, Gilberto Simoni, Alberto Contador, Cadel Evans

Punktewertung
*** Alessandro Petacchi
** Daniele Bennati, Robbie McEwen
* Gerald Ciolek, Danilo Napolitano, Thor Hushovd, Robert Hunter

Bergwertung
*** Mauricio Soler
** Riccardo Riccò, Juan José Cobo Acebo
* Franco Pellizotti, Mauricio Ardila, Jose Rujano

Nachwuchswertung
*** Andy Schleck
** Alberto Contador, Thomas Dekker
* Maxime Monfort, Riccardo Riccò, Mauricio Soler

Mannschaftswertung
*** Liquigas
** Astana, CSC
* Rabobank, Silence-Lotto, LPR


Hoffentlich konnten Sie sich einen guten Überblick des mit Spannung erwartenden Giro 2008 verschaffen. Freuen sie sich also mit uns, die 195 Fahrer in den kommenden drei Wochen quer durch Italien zu begleiten!

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Ich war überrascht. Mit so viel Prominenz hatte ich gar nicht gerechnet. Im Grunde genommen war der Giro in diesem Jahr völlig unberechenbar. Hoffentlich würde er dann aber auch genauso spannend werden – auf möglichst viele deutsche Etappensiege hoffte ich natürlich auch. Mit Voigt und Ciolek waren ja zwei heiße Kandidaten dabei. Jetzt hatte mich das Radsportfieber also wieder richtig gepackt!
Bald sollte mich aber auch eine andere Form von Fieber ereilen. Eine, welche die Gegenreaktion auf eine „Krankheit“ bildete – die Liebe...
Zuletzt geändert von Andy92 am 26.2.2009 - 20:40, insgesamt 2-mal geändert.
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Andy92
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Beitrag: # 6756969Beitrag Andy92
23.2.2009 - 13:13

Der gestrige Samstag sollte gleich in zweierlei Hinsicht für uns ein Zeitfahren beinhalten. Am Vormittag waren wie immer wir selbst an der Reihe – mittlerweile stellten sich schon leichte Verbesserungen bei mir ein, obwohl ich die richtige Krafteinteilung immer noch nicht gebacken bekam – und am Nachmittag ging es für die Profis beim Giro in Palermo auf das 23 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren.
Die Sonne hatte sich hier in der Schweiz jetzt schon seit drei Wochen kaum blicken lassen – also seit meiner Ankunft im Internat. Wenigstens schien sie weiter südlich auf Sizilien und auch für Nord und Mitteleuropa wurde für die kommenden Tage eine deutliche Wetterbesserung vorrausgesagt. Hoffentlich stellte sich das dann aber auch wirklich ein und endete nicht wieder so, wie vergangene Woche, als das Wetter blitzartig umschlug und Dauerregen angesagt war. Jetzt war der Himmel zwar nur bedeckt und es war deutlich milder, aber trotzdem wünschte ich mir mal wieder ein paar Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren. Das war wohl das Einzige, was mir zur absoluten Hochstimmung noch fehlte.
Apropos hoch: Wie gesagt, gestern stand in Palermo das Mannschaftszeitfahren für die Profis auf dem Programm. Er wartungsgemäß siegte dort das Team CSC mit sieben Sekunden Vorsprung auf – Rabobank und Silence-Lotto!? Hatten Evans und Menchov doch so große Ambitionen? Oder fuhren sie nur für ihre Edelhelfer Dekker und Popovych? Dafür enttäuschte das Team vom Toursieger Alberto Contador völlig und landete mit ganzen 28 Sekunden Rückstand auf Platz neun – direkt dahinter mit 33 Sekunden Rückstand beendete übrigens ein richtig starkes Team Gerolsteiner das Mannschaftszeitfahren. Meine Hoffnungen waren damit auf heute natürlich noch weiter gestiegen, denn jetzt könnte Davide Rebellin sogar durch die Zeitgutschriften im Ziel und ein wenig tatsächlichen Vorsprung das Rosa Trikot übernehmen! Der Italiener schien in diesem Frühjahr mein uneingeschränkter Lieblingsfahrer zu werden – abgesehen von mir selber natürlich...
Noch ein paar Worte zu gestern, bevor ich mir die heutige Etappe anschauen werde: Milram wurde sogar fünfter mit nur 13 Sekunden Rückstand, vor ihnen Tinkoff, dahinter Cofidis, dann schon Scott und dann erst Liquigas. Cunego verlor bereits 42 Sekunden, Di Luca sogar 48 und den absoluten Hammer bildete das Team Columbia mit eigentlich doch so starken Zeitfahrern: Vorletzter und 1 Minute und 10 Sekunden verloren. Letzter wurde erwartungsgemäß das Team von Gilberto Simoni mit 1’15“ Rückstand. Da war ich jetzt aber gespannt, ob Kirchen hier wirklich etwas reißen wollte und vor allem überhaupt konnte. Übrigens: Rosa ging an Jens Voigt, der den Zielstrich als erster seines Teams überquerte, das wohlgemerkt geschlossen einrollte. Der Giro fing für die Deutschen also schon mal sehr gut an!

Die heutige Etappe führte von Cefalù nach Agrigento, weiterhin auf der sizilianischen Insel stattfindend, über 207 hüglige Kilometer. Sehr spannend dürfte das Etappenfinale werden, da der Schlussanstieg hinauf zum Zielort zweimal bewältigt werden musste.
Aufgrund einer Besprechung mit Alexander und Tino – wir „tagten“ über meine Zeitfahrprobleme – konnte ich die Etappe erst ab ungefähr 50 Kilometer vor dem Ziel mitverfolgen. Sven, der die Übertragung von Anfang an gesehen hatte, berichtete mir, dass Ronny Scholz heute zu einer Ausreißergruppe angehörte, von denen nunmehr vier Fahrer vor dem Feld zu finden waren. Einer von ihnen, Ladagnous wurde gerade vom Peleton gestellt, das vor allem von CSC und LPR angeführt wurde. Nur wenige Kilometer später sollte es dann auch Bellotti und Ermiti treffen, die dem Feld gleich noch eine schöne Aufgabe mit auf die letzten vierzig Kilometer gaben: Den Solisten Alessandro Ballan, der jetzt knapp drei ein halb Minuten Vorsprung hatte, zu stellen. Wirklich keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellen sollte!
Während sich im Feld nun die Favoriten formierten, hielt Ballan eisern gegen den CSC-LPR-Express stand. Schließlich wurde Levi Leipheimer höchstpersönlich in die Führungsarbeit geschickt! Für die Fernsehkommentatoren der Anlass dazu festzustellen, dass Contador wohl alleiniger Kapitän bei Astana sein müsste. Taktische Gründe hatten das Team in den letzten Tagen zum Schweigen verdammt. Doch jetzt schien das Geheimnis um die Kapitänsfrage gelüftet.
Noch 15 Kilometer und der Vorsprung von Ballan betrug immer noch knapp eine Minute. Jetzt wurden auch wir vor dem Fernsehbildschirm langsam unruhig. Die Spannung stieg langsam aber stetig an. Der Sieger der Flandernrundfahrt vergangenen Jahres nahm nun den circa vier Kilometer langen Schlussanstieg zum ersten Mal in Angriff und wie man es nicht anders erwarten konnte brach er nun, nach seiner langen Soloflucht, komplett ein! Leipheimer führte das Feld innerhalb von wenigen Sekunden an den letzten Flüchtigen heran – doch genau darauf schien es das Team Lampre abgesehen zu haben – jetzt attackierte Cunego höchstpersönlich!
Danilo, der neben mir saß johlte genauso, wie die Kommentatoren im TV, auf, als sein Namensvetter Di Luca sich an das Hinterrad von Cunego klemmte – der Kampf der Favoriten begann und der Titelverteidiger schien seinen ärgsten Konkurrenten wohl gerade selbst auszusuchen. Mit rund einer halben Minute Vorsprung stürzten sich die beiden Italiener in die Abfahrt. Sonst war ihnen niemand gefolgt. Was jetzt wohl in der Kommentatorenkabine des italienischen Fernsehens los war?

Noch 10 Kilometer – Liquigas führte das Hauptfeld an und dennoch konnte sich Maxime Monfort in der Abfahrt einige Meter vom Peleton lösen. Der Vorsprung der beiden Girofavoriten betrug mittlerweile fast 40 Sekunden! Was war hier bloß los?
Die Tifosi am Straßenrand brüllten ihre beiden Idole im flachen Terrain förmlich zu Höchstleistungen. Sie legten ein Höllentempo vor, während der Belgier Monfort einige Meter weiter hinten die Segel strich und sich ins Feld zurück fallen lies, welches weiterhin von Liquigas angeführt wurde – jetzt schaltete sich auch Astana mit ein, anscheinend begriff man den Ernst der Lage erst fünf Kilometer vor dem Ziel, als der Abstand zum Spitzenduo drohte auf eine ganze Minute anzuwachsen!
Und der Wahnsinn ging weiter: Der Schlussanstieg begann und Cunego lies Di Luca mit einem kurzen trockenen Antritt stehen. Ein paar Meter konnte der Jüngere zwischen sich und den Älteren legen, doch dieser kam durch einen herausstechenden guten Rhythmus Stück für Stück wieder näher an Cunego heran. Noch ein Kilometer für die beiden!
Die Kamera schwenkte um und zeigte das Hauptfeld. „Davide Rebellin!“, rief der Kommentator und das weiße Trikot des Pro-Tour-Führenden zischte an der Motorradkamera vorbei!
Jetzt wurde es hektisch – Cunego’s Sieg ging im ganzen Trubel förmlich unter, gerade noch im letzten Moment zeigte das Fernsehbild den überglücklich jubelnden Italiener, der den Zielstrich doch noch einige Sekunden vor einem resignierend dreinblickenden Di Luca überquerte – das hatte er sich wohl ein wenig anders vorgestellt. Währenddessen zeigte Rebellin dem Hauptfeld eindrucksvoll, wer im Schlussanstieg der stärkste war – er stakste in ähnlicher Manier, wie am Cauberg oder in Ans vor zwei Wochen die letzten Meter federleicht hinauf und sicherte sich Platz drei – mit 1’13“ Rückstand!
Das war natürlich ärgerlich für das Team Gerolsteiner, denn heute wäre wirklich mehr drinnen gewesen. Ronny Scholz erreicht das Ziel sogar über eine halbe Stunde nach dem Sieger – der Deutsche ist damit leider letzter der Gesamtwertung. Von Jens Voigt, der am heutigen Tag Träger des Rosa Trikots gewesen war, hatte man im Etappenfinale überhaupt nichts gesehen. Er erreichte das Ziel als 118. und somit letzter des Hauptfeldes – und somit „nur“ noch Platz 11 in der Gesamtwertung für ihn.

Etappenresultat:
1.Damiano Cunego (Lampre) 5h19’34”
2.Danilo Di Luca (LPR) +10”
3.Davide Rebellin (Gerolsteiner) +1’13“
4.Kim Kirchen (Columbia) +1’19“
5.Leonardo Bertagnolli (Liquigas) +1’22”
6.Paolo Savoldelli (LPR) +1’28”
7.Dmitriy Muravyev (Astana) s.t
8.Gilberto Simoni (Diguigiovianni) s.t.
9.Riccardo Riccò (Scott) s.t
10.Alberto Contador (Astana) s.t.

Gesamtwertung:
1.Damiano Cunego (Lampre) 6h01’14”
2.Danilo Di Luca (LPR) +24”
3.Nicki Sorensen (CSC) +1’12“
4.Andy Schleck (CSC) s.t.
5.Davide Rebellin (Gerolsteiner) +1’15“
6.Leonardo Bertagnolli (Liquigas) +1’21”
7.Thomas Dekker (Rabobank) +1’23“
8.Kurt-Asle Arvesen (CSC) +1’24”
9.Karsten Kroon (CSC) s.t.
10.Lars Yitting Bak (CSC) s.t.
11.Jens Voigt (CSC) s.t.
12.Riccardo Riccò (Scott) +1’26”
25.Cadel Evans (Silence-Lotto) +1’33”
29.Alberto Contador (Astana) +1’35”
30.Levi Leipheimer (Astana) +1’35”
38.Ivan Basso (Liquigas) +1’38”
75.Yaroslav Popovych (Silence-Lotto) +2’04” (+2’17” Tageswertung)
80.Kim Kirchen (Columbia) +2’07“
100.Gilberto Simoni (Diquigiovianni) +2’22”


Das Duell scheint also gefunden zu sein: Cunego gegen Di Luca, vielleicht kann Andy Schleck ja auch noch einmal ein Wörtchen mitreden. Ihm würde ich es auf jeden Fall sehr gönnen. Dafür scheint bei Silence-Lotto die Kapitänsfrage nun auch geklärt worden zu sein. Cadel Evans kam mit dem Hauptfeld ins Ziel, Popovych nur mit der zweiten großen Gruppe.

Punktewertung:
1.Damiano Cunego (Lampre) 25 Punkte
2.Danilo Di Luca (LPR) 20 Punkte
3.Davide Rebellin (Gerolsteiner) 16 Punkte

Bergwertung:
1.Alessandro Ballan (Lampre) 5 Punkte
2.Francesco Bellotti (Barloworld) 3 Punkte
3.Giairo Ermiti (LPR) 1 Punkt

Nachwuchswertung:
1.Andy Schleck (CSC) 6h02’26”
2.Thomas Dekker (Rabobank) +11“
3.Riccardo Riccò (Scott) +14”

Mannschaftswertung:
1.Lampre 16h44’02“
2.LPR +10“
3.Liquigas +37“


Nächste Woche stehen dann überwiegend Flachetappen auf dem Programm. Der Tross wird sich auf das Italienische Festland begeben, wo es wieder etwas hügliger wird – vielleicht eine zweite Chance für Rebellin – bevor es dann am Freitag die erste Bergankunft des Giros geben wird – in den Abruzzen, ein Teil des Apenningebirges – Di Lucas Heimat...
Zuletzt geändert von Andy92 am 24.2.2009 - 15:31, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag: # 6756994Beitrag Andy92
23.2.2009 - 16:46

Pleiten, Pech und Pannen

Vorselektierung des Gesamtklassements durch Sturz und Mittelmeerwind auf dritter und vierter Etappe


Beginnen wir mit den Pleiten: Da tritt vor allem das Team Gerolsteiner hervor. Rebellin scheiterte nicht nur auf der zweiten, sondern auch auf der vierten Etappe, als er kurz vor dem Ziel eine Attacke setzte, das Tempo aber nicht bis ins Ziel halten konnte. Immerhin konnte er sich auf den dritten Platz der Gesamtwertung nach vorne schieben – dazu später mehr. Ansonsten sieht es in Sachen Gesamtwertung ziemlich schlecht für das Team Gerolsteiner aus. Man stellte mit Ronny Scholz und jetzt auch noch mit Volker Ordowski schon zwei Leute, die das Schlusslicht der Rundfahrt übernahmen, sondern hat in den Top 10 der „Schlechtesten“ sage und schreibe vier Fahrer aufzuweisen: Neben den gerade genannten sind das Sven Krauss und Sprinter Oscar Gatto, der bei den Massenankünften bisher mehr als versagte.

Pech hatte Euskatels Kapitän Sanchez auf der dritten Etappe, als er schwer stürzte. Zwar konnte er wieder ins Hauptfeld zurückfahren, doch im Etappenfinale wurde er trotz der Unterstürzung all seiner Teamkollegen gnadenlos abgehängt und verlor fast vier Minuten.

Eine Panne hatte der spanische Toursieger von 2007 Alberto Contador vom Team Astana. Gleich zu Beginn des vierten Teilstücks hatte er ausgerechnet am Colle d’Arena, dem ersten Pass der Rundfahrt, so große Probleme mit dem Material, dass er nicht ohne die Hilfe seiner Teamkollegen den Anschluss ans Feld wieder herstellen konnte. Bis auf Levi Leipheimer ließen sich alle Fahrer des Teams zu ihrem Kapitän zurückfallen – was schließen wir daraus: Richtig, Astana fährt wohl doch mit zwei Kapitänen.

Aber das kann ihnen nach dem schrecklichen Wind von gestern sowieso egal sein: 44 Fahrer erreichten das Ziel in der ersten Gruppe. Darunter der Gesamtführende Damiano Cunego und der neue führende in der Punktewertung Danilo Di Luca – auch Davide Rebellin konnte sich nach seiner Attacke noch in der Gruppe halten. Die Etappe gewann übrigens Daniele Pietropolli vor Robert Hunter – Pietropolli, ein Helfer von Di Luca, der dritter wurde und sich durch die Zeitgutschrift von 8 Sekunden in der Gesamtwertung näher an Cunego schieben konnte, feierte somit den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. Auch vorne dabei war der Sieger von vorgestern Thor Hushovd, der das dritte Teilstück nach grandioser Leistung seines Teams vor Robbie McEwen und Wouter Weylandt für sich entscheiden konnte – ein Sieg auf Ansage. Das wurde aber auch der kräftige Mittelmeerwind von gestern. Dennoch schien das außer Yaroslav Popovych und den bereits angeführten Cunego, Di Luca und Rebellin niemanden zu interessieren. Alle anderen Favoriten verloren 1’29“ Minuten auf die Konkurrenz und somit wohl die Chance auf den Girosieg, der jetzt nur noch über Cunego oder Di Luca gehen wird. Wer hätte das bereits nach vier Etappen so erwartet?
Samuel Sanchez quälte sich gestern unter starken Schmerzen sogar noch einmal zu über 5 ein halb Minuten Rückstand und liegt in der Gesamtwertung jetzt bereits über 11 Minuten zurück. Was für eine rabenschwarze Rundfahrt für sein baskisches Team Euskatel.
Aus deutscher Sicht gibt es allerdings auch etwas erfreuliches zu berichten: Johannes Fröhlinger liegt in der Bergwertung jetzt gleich auf mit Alessandro Ballan, nachdem das Jungtalent von Gerolsteiner die volle Punktzahl bei der Bergwertung auf dem Colle d’Arena holen konnte.


Die aktuellen Stände in den Wertungen:

Gesamtwertung:
1.Damiano Cunego (Lampre) 15h17’01“
2.Danilo Di Luca (LPR) +16”
3.Davide Rebellin (Gerolsteiner) +1’15“
4.Leonardo Bertagnolli (Liquigas) +1’21”
5.Robbie McEwen (Silence-Lotto) s.t.
21.Yaroslav Popovych (Silence-Lotto) +2’04”
35.Andy Schleck (CSC) +2’41”
42.Riccardo Riccò (Scott) +2’55”
54.Cadel Evans (Silence-Lotto) +3’02”
58.Alberto Contador (Astana) +3’04“
61.Levi Leipheimer (Astana) s.t.
66.Ivan Basso (Liquigas) +3’07”
93.Denis Menchov (Rabobank) +3’32”
98.Kirchen (Columbia) +3’36“
109.Gilberto Simoni (Diquigiovianni) +3’51”
184.Samuel Sanchez (Euskatel) +11’31”

Punktewertung:
1.Danilo Di Luca (LPR) 50 Punkte
2.Damiano Cunego (Lampre) 35 Punkte
3.Robert Hunter (Barloworld) 26 Punkte

Bergwertung:
1.Alessandro Ballan (Lampre) 5 Punkte
2.Johannes Fröhlinger (Gerolsteiner) 5 Punkte
3.Francesco Bellotti (Barloworld) 3 Punkte

Nachwuchswertung:
1.Mikhail Ignatiev (Tinkoff) 15h18’36”
2.Andriy Grivko (Mirlam) +3”
3.Stef Clement (Bouygues Telecom) +23“

Mannschaftswertung:
1.Lampre 44h31’23”
2.LPR +10”
3.Silence-Lotto +1’25”
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Andy92
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Beitrag: # 6756995Beitrag Andy92
23.2.2009 - 17:08

Jörg knallte die Zeitung wütend auf den Tisch. Was dachten sich die Reporter dabei bloß wieder? Sie übertrieben einmal mehr maßlos, wenn es um den Radsport ging – sprich, sie haben einfach keine Ahnung und vergleichen die Sportart mit ihren Erfahrungen bei Fußballspielern. Jörg hasste so etwas.
Nach den tollen Ergebnissen im Frühjahr, sollte das Team jetzt wohl jedes Rennen gewinnen müssen?, dachte er. Schon mal daran gedacht, dass wir auch irgendwann müde werden?, stellte er die rhetorische Frage an die Reporter. Jetzt war in Fahrt gekommen. Diesen Zeitungsheinis würde er es zeigen! Aber nicht nur denen – im Juli würde er es allen zeigen! Allen Zweiflern, die sein Comeback misstrauisch beäugten.
Er dachte kurz nach. Dann angelte er sich sein Handy vom Fensterbrett und begann damit, eine SMS an seinen sportlichen Leiter Hans-Michael Holczer zu schreiben, der sich gerade irgendwo in Süditalien befand. Es war Jörg egal, wie viel der Spaß gerade kostete. Bevor er sich es wieder anders überlegen würde, machte er lieber Nägel mit Köpfen und stimmte zur Teilnahme an der Katalonienrundfahrt zu. Das würde Hans sicherlich freuen, dachte er und schickte die SMS ab.
Jetzt brauchte er erst einmal etwas, um sich ein wenig zu beruhigen. Da fiel ihm ein, dass er eigentlich mal wieder Andreas anrufen wollte. Mal sehen, was es aus dem Internat in der Schweiz Neues zu berichten gab...
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Andy92
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Beitrag: # 6756996Beitrag Andy92
23.2.2009 - 17:10

Ich würde mich über ein Feedback echt mal wieder freuen. Ich wüsste zu gerne, ob ihr den Giro aus dieser Sicht überhaupt interessant findet, oder ob ich mich etwas weniger um die Rundfahrt kümmern soll.
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Rene75
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Beitrag: # 6757000Beitrag Rene75
23.2.2009 - 17:36

Sry Andi aber du bekommst mehr Feedback als "jeder" andere hier. Nimm es mir nicht übel wenn ich das nimmer lesen kann. Die Story ist wirklich sehr gut, als Frage bitte nicht so oft, Thx

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Mor!tz
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Beitrag: # 6757004Beitrag Mor!tz
23.2.2009 - 17:59

Mir gefällt es besser, wenn du erzählst was passiert, so wie in Etappe 3. Diese Zeitungsartikel sind zwar gut, aber irgendwie langweiliger...

Andy92
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Beitrag: # 6757008Beitrag Andy92
23.2.2009 - 18:38

Hallo?! Ich hab nach etwas Speziellem gefragt und nicht nach mehr Feedback.

Trotzdem danke euch beiden. Eigentlich schade, dass du die Zeitungsartikel langweiliger findest, aber nun gut. Ich denke, Abwechslung ist besser und eigentlich hab ich mir vorgenommen nur bei den wichtigen Etappen aus Andreas direkter Sicht zu berichten, von daher dürfte es nicht wirklich langweilig werden.
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Grabba
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Beitrag: # 6757010Beitrag Grabba
23.2.2009 - 19:06

Prust. Warum fragst du bitte nach Feedback, wenn du es dann doch wieder abschmetterst? Mal ehrlich. Alles was du hören willst ist doch, dass du der Beste bist. Und darum bettelst du ja förmlich. Hast du das wirklich nötig?

Übrigens ist "Ich würde mich über ein Feedback echt mal wieder freuen." ja dann doch eine ziemlich eindeutige Ansage...

Andy92
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Beitrag: # 6757011Beitrag Andy92
23.2.2009 - 19:14

:roll: Ja, schon, na und? Aber zu sagen, ich möchte hören, dass ich der beste bin, ist eine fiese und hinterhältige Unterstellung! Ich hab nach konstruktivem Feedback gefragt, weil ich mir beim Giro relativ unsicher war, wie ich das jetzt aufbaue - nämlich in einem größeren Stil. Schon seltsam in den Internetforen, dass die Leute immer dann Feedback schreiben, wenn mans nicht braucht und dann überhaupt keine Regungen mehr zeigen, wenn man förmlich darum bettelt. Was soll ich denn da anderes tun, als mal direkt nachzufragen? Und dann kommen natürlich gleich wieder die, die meinen ich würde damit nur irgendwelche "Ich-bin-der-Beste"-Bedürfnisse befriedigen. Das war noch nie so - ich frag mich echt, wie ihr darauf gekommen seid...
Nun gut. Vielleicht werde ich in dem Forum hier auch nicht sehr gemocht und weil man mir sonst nirgends eins reinwürgen kann, dann macht mans halt auf die Tour - wer weiß, vielleicht stimmt die Theorie ja auch. Könnt ihr mir gerne direkt sagen, ob ich hier "erwünscht" bin oder nicht.
Zuletzt geändert von Andy92 am 23.2.2009 - 20:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Time2Play
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Beitrag: # 6757013Beitrag Time2Play
23.2.2009 - 19:23

Jetzt wirds lächerlich :roll:
<b>Sattlerei Ski-Challenge Gesamtweltcupsieger und Weltmeister 2008/2009</b>

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Megamen 1
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Beitrag: # 6757016Beitrag Megamen 1
23.2.2009 - 19:35

Um ehrlich zu sein finds ich auch total lächerlich...

Andy92
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Beitrag: # 6757062Beitrag Andy92
24.2.2009 - 0:00

Von so einem aufmerksamen Publikum wie euch, hätte ich eigentlich erwartet, dass ihr einen so bösen inhaltlichen Fehler sofort finden werdet. Aber das ist mir dann heute schon selbst geklückt: Wo ist denn bloß Pellizotti? Ups, gar nicht dabei - Liquigas startet in meiner Präsentation mit 10 Fahrern - da stimmt also was nicht. Und noch was zum Thema Liquigas: Wie findet ihr eigentlich die Lösung mit Bassos Rückkehr?
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arkon
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Beitrag: # 6757080Beitrag arkon
24.2.2009 - 8:20

das ist dir aber schön geklückt...
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

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mad
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Beitrag: # 6757087Beitrag mad
24.2.2009 - 11:09

Andy92 hat geschrieben:Und da man einen AAR ja eher für sich als für die Leser schreiben sollte, ...
War zwar in einem anderen Zusammenhang, aber egal... Also schreib über den Giro so, wie es dir am besten gefällt. Ich finde beide Varianten ok. Nur bei den Zeitungsartikeln fände ich noch 1-2 Screens zum Ausschmücken schön. Z.B. vom Zieleinlauf oder wenn was besonderes passiert ist, dann davon (z.B. Massensturz etc.).
Andy92 hat geschrieben:Von so einem aufmerksamen Publikum wie euch, hätte ich eigentlich erwartet, dass ihr einen so bösen inhaltlichen Fehler sofort finden werdet.
Naja, du kannst ja nicht von uns erwarten, dass wir bei jedem Team die Fahrer nachzählen....

Die Rückkehr von Basso ist ganz gut gelöst. Wobei du da ja auch nicht viele Möglichkeiten hast, ohne das böse D-Wort zu benutzen. Nur der letzte Satz in diesem Abschnitt gefällt mir nicht. Erstens finde ich ihn etwas makaber und zweitens gab es genug Stars, die nicht von den Toten auferstehen mussten, um einige GTs zu gewinnen. Man denke an die 5-fachen Toursieger...
"Von all den Dingen die mir verloren gegangen sind, habe ich am meisten an meinem Verstand gehangen..." - Ozzy Osbourne

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Mor!tz
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Beitrag: # 6757088Beitrag Mor!tz
24.2.2009 - 11:10

Na ja, ansich eine ganz gute Idee ihn (Basso) schon ein Jahr früher zurückzuholen, so hast du zumindest ähnliche Vorraussetztungen wie die aktuelle Saison. Andererseits finde ich, dass du hier ruhig sagen könntest, dass er wegen Dopings gesperrt war. Das ist Tatsache, da kann keiner was dagegen sagen.

Zu den Zeitungsartikeln noch was, nicht das das falsch rüberkommt. ich finde die nicht langweilig, nur finde ich die anderen Rennberichte eben besser. Andererseits hast du recht, wenn du den Giro so in den Vordergrund rückst, verliert man Andreas zu sehr aus den Augen. Ist ja auch eigentlich viel realistischer, dass Andreas eben nicht jede Etappe mitkriegt, er hat ja schließlich auch was zu tun...

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Megamen 1
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Beitrag: # 6757097Beitrag Megamen 1
24.2.2009 - 12:28

Mor!tz hat geschrieben:Na ja, ansich eine ganz gute Idee ihn (Basso) schon ein Jahr früher zurückzuholen, so hast du zumindest ähnliche Vorraussetztungen wie die aktuelle Saison. Andererseits finde ich, dass du hier ruhig sagen könntest, dass er wegen Dopings gesperrt war. Das ist Tatsache, da kann keiner was dagegen sagen.
Er darf nichtmal das D wort benutzen, auch wenns in der Reality so war ;)

RotRigo
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Beitrag: # 6757098Beitrag RotRigo
24.2.2009 - 12:30

Mor!tz hat geschrieben:Andererseits finde ich, dass du hier ruhig sagen könntest, dass er wegen Dopings gesperrt war. Das ist Tatsache, da kann keiner was dagegen sagen.
Das finden viele, entspricht aber nicht den Regeln. Ich weiß, dass es lächerlich ist, aber so ist es nunmal. Das Forum hat sich vor einiger Zeit darauf geeinigt, das Thema außen vor zu lassen und daran hat sich jetzt jeder zu halten. In den AARs und Radsport-Geschichten tun wir so, als ob es Doping nicht gäbe. Punkt, Aus, Ende! Was ist so schwer daran?

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Beitrag: # 6757099Beitrag Andy92
24.2.2009 - 12:34

Dankeschön.
Was Screens angeht, möchte die Mehrheit der Leser keine haben. Aber, bei den Zeitungsartikeln hättest du, mad, eigentlich Recht. Nur bei den Rennberichten aus Andreas Sicht sollte ich wohl eher keine verwenden, sieht nämlich irgendwie kacke aus.
@Moritz: Darf ich leider nicht sagen. Als AAR-Schreiber musst du so tun, als ob es Doping nicht gäbe - ganz einfach.

Ach ja, und das ihr es nicht falsch versteht: Das mit Pellizotti ist schon ziemlich peinlich, wie ich finde. War eher rethorisch gemeint, deswegen nachträglich noch ein ;).
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Andy92
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Beitrag: # 6757154Beitrag Andy92
24.2.2009 - 18:04

:D Lol, da haben mal wieder drei Leute zur gleichen Zeit geschrieben und dreimal das gleiche gesagt - ich denke jetzt weiß es jeder. Hier folgt jetzt der nächste Teil...
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„Du nimmst an den DM teil? Jetzt ernsthaft?“, rief Jörg fassungslos ins Telefon. Ich konnte sein freudestrahlendes Gesicht wahrlich vor mir sehen.
„Ja, wenn ich es dir doch sage“, entgegnete ich und setzte dabei ein fettes Grinsen auf, dass man gar nicht „überhören“ konnte.
„Dann sehen wir uns ja bald mal wieder!“
„Meinst du, wir finden uns in all dem Trubel überhaupt?“, fragte ich etwas zurückhaltend. Nicht das ich mich nicht gefreut hätte Jörg Jaksche, den Mann, der mich im Grunde genommen ja eigentlich erst soweit gebracht hatte, wieder zu sehen, aber die Deutschen Meisterschaften waren das größte Sportereignis, an dem ich bisher überhaupt teilgenommen hatte, geschweige denn Zuschauer gewesen war.
„Na klar. Den Mannschaftsbus von Gerolsteiner wirst du ja wohl kaum übersehen können“, kicherte er.
„Ja, das wird wohl stimmen“, stimmte ich in das Gelächter mit ein. Schon jetzt konnte ich es kaum erwarten meinen Freund und Initiator wieder zu treffen. Und dann auch noch so kurz vor der Tour de France – da würde er mir mit Sicherheit ein paar ganz private Ausblicke auf die „große Schleife“ geben können.
„Gut, gut – und was geht bei dir so in nächster Zeit? Bestreitest du irgendwelche Vorbereitungsrennen oder trainierst du nur?“ Jetzt horchte auch Sven auf, der bis jetzt bloß stumm am Tisch gesessen und sich kopfschüttelnd über einen seiner Trainingspläne gebeugt hatte.
„Ach, gut, dass du’s sagst – gerade habe ich Hans zugesichert bei der Katalonienrundfahrt zu starten – ich hab gerade so richtig Lust auf den Wettkampf.“
„Im Internet hab ich noch gar nichts drüber...“
„Wie gesagt, vor wenigen Minuten hab ich die SMS abgeschickt – du weißt es jetzt wahrscheinlich noch vor Hans bescheit.“ Jetzt war ich mal wieder völlig baff. Unwillkürlich musste ich grinsen – so etwas machte mich doch immer wieder ein wenig stolz.
„Oh, na dann...Mit der Info könnt ich frei nen bisschen Geld verdienen, oder?“, fragte ich spaßeshalber.
„Na ja, so viel springt da nicht für raus, denke ich. Wenn du, was weiß ich, Contador oder so als Freund hättest, dann würdest du wohl schon ein bisschen mehr bekommen.“
„Na, wir wollen ja nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen“, lachte ich und konnte mich, wie auch Jörg, kaum mehr halten. Da uns während unsrer Lachkrämpfe nichts mehr einfiel über was wir sonst noch reden könnten – den Giro verfolgten wir ja aus fast der gleichen Perspektive – beendeten wir das Telefonat doch schneller wieder, als ich es eigentlich erwartet hatte.
„Was ist eigentlich so lustig?“, wollte Sven wissen, als ich mein Handy wieder in die Hosentasche gesteckt hatte...


Die heutige fünfte Etappe des Giros verpasste ich leider wegen einer der letzten sehr langen Ausfahrten, die auf die Verbesserung der Grundlagenausdauer hinzielten – 5 Stunden waren wir am Nachmittag unterwegs! Und trotzdem hätte ich noch mal gerne eine dran gehängt. Heute durften aber zumindest diejenigen, die noch Lust hatten, den „Schlussanstieg“ hinauf zum Internat mit dem Rad bewältigen und nicht mit dem Auto, wie sonst.
„Es ist nicht so gut, wenn ihr euch am Ende immer so fertig macht“, hatte Tino sonst immer gesagt. Doch heute lies er den Satz ganz bewusst aus, nickte Sven, Danilo und mir mit einem alles sagenden Lächeln zu und schon hetzten wir den Berg hinauf. Oh ja, das hatte ich schon ein wenig vermisst, so richtig reinhauen zu können. Bis jetzt hatten wir nur einmal so richtig klettern dürfen, in dem wir den Klausenpass befahren hatten – kurz nach dessen Eröffnung – allerdings mit einem unglaublich rasanten 12er Schnitt...
Da würden heute einige dazu kommen, dachte ich und knallte das Tempo von 25 Stundenkilometern über das Kopfsteinpflaster unten im Ort – auch hier war das Gelände schon leicht ansteigend, doch sobald wir den Ortskern hinter uns gelassen hatten, wurde das Profil noch steiler. Heute schien übrigens die Sonne – dafür war es etwas frischer geworden. Aber das machte mir überhaupt nichts aus. Sven hatten wir schon abgehängt und Danilo kämpfte im Wiegetritt an meinem Hinterrad, während ich im Sattel einen dicken Gang á la Ullrich durchdrückte. Jetzt im steileren Gelände würde ich es wie immer mit Armstrongs „Spinning“ versuchen. Und es ging gut – schon nach wenigen Metern hatte ich Danilo abgehängt. Doch das war’s dann auch für mich. Meine Beine wurden schwer, wenige Meter später brannten schon die Oberschenkel und im Brustkorb quälte mich ein säuerliches Gefühl – ich hatte maßlos überzogen, um den ganzen Anstieg durchzustehen, doch zum Glück kam genau in diesem Moment das Internat in Sicht – ein letzter Sprint und ich rollte auf den Hof. Direkt vorm Eingang klickte ich aus der Pedale und kam zum Stehen – besser gesagt stürzte ich mich vom Rad und landete auf dem Fußabstreifer vor der Türe. Ich war total platt! Bis ganz nach oben hätte ich es jetzt noch unmöglich schaffen können. Zum Glück war das Internat doch so weit unten am Berg errichtet worden!
„Igitt, was machst du da?“, lachte Tino, als er sich mit einem sarkastischen Grinsen über mich beugte. Irgendwann musste er uns mit dem Auto überholt haben, aber das war jetzt völlig unwichtig. Ich hatte ja kaum Luft um zu antworten. Mein Oberkörper musste sich mindestens drei Mal pro Sekunde heben und senken!
„Komm, steh erst mal auf.“ Tino packte meine Hand und zog mich hoch. Krampfhaft zwang ich mich in eine aufrechte Haltung und zu meiner Überraschung bekam ich auch sofort wieder besser Luft.
„Viel zu schnell angefangen“, keuchte ich, während Danilo neben uns anhielt und Sven um die letzte Ecke gebogen kam. Tino sah zu meiner Verwunderung nun auf einmal richtig zufrieden aus und nickte kaum merklich, als würde er zu sich sagen: Tino, das ist der Beweis.
„Das ist der Beweis“, lachte er, was bei mir einem tiefen Stich in die Magengrube gleich kam. Konnte ich jetzt Gedanken lesen, oder was? Dann würde ich sicherlich auch gleich wissen, welchen Beweis ich gerade erbracht hatte. Nein, das wollte mir mein Kopf dann doch nicht sagen – war wohl bloß ein dummer Zufall gewesen.
„Ich glaube wir haben etwas an deinem Unterbewusstsein verändert“, meinte Tino triumphierend.
„Hä?“
„Ach, du wirst es gleich sehen, warte kurz.“ Er ging hinüber zum Wagen und winkte ungeduldig, als er bemerkte, dass ich ihm nicht gefolgt war.
„Du bist ja echt voll fertig – total neben der Kappe“, schmunzelte er und drehte den kleinen Monitor seines hochprofessionellen Fahrradcomputers so, dass auch ich das Bild gut erkennen konnte. Auf diesem Computer sammelte er die per Funk übermittelten Daten unserer Fahrradtachos – mit Pulsmesser und vielem mehr, woraus eine Software dann alles mögliche berechnete. In diesem Fall war es mal wieder das berühmte Diagramm zwischen Zeit und Energieeinsatz, das mich jetzt schon seit Tagen verfolgte. So langsam konnte ich es nicht mehr sehen, denn es hatte mir und Tino bisher keine großen Verbesserungen gezeigt.
„Bis jetzt haben wir das ganze ja nur beim Zeitfahren beobachtet – und nur einmal am Berg. Das ist die Kurve von vor zwei Wochen auf dieser Strecke“, sagte er und zeigte auf eine mit dem für mich fast schon typischen starken Ausschlag zu Beginn. „Und das ist die von heute“, fügte er hinzu, drückte auf eine Taste am Bildschirm und eine neue Kurve legte sich, nicht über die alte, sondern deutlich neben die alte auf das Diagramm – und sofort war ich total aus dem Häuschen!
„Keine perfekte, aber eine gut erkennbare Gerade. Wie du siehst bist du das letzte Mal sehr viel schneller in den Anstieg reingefahren als heute“, erklärte Tino.
„Noch schneller?“, stieß ich hervor. Das konnte ich gar nicht glauben.
„Ja, mit gut 30 Stundenkilometern.“ Tino schüttelte dazu bloß den Kopf. Als er meinen immer noch ratlosen Blick bemerkte fügte er noch hinzu: „Damals haben wir uns vorher nur fünfzehn Minuten warm gemacht – heute sind wir vorher 5 Stunden gefahren. Allerdings, hat dein Unterbewusstsein aber wohl doch alles gelenkt und es kam dir subjektiv nur so vor, als ob du am Limit fährst. Die Kurve beweist es eigentlich.“

Nach dieser erfreulichen Erfahrung vergaß ich völlig wenigstens das Ergebnis der heutigen Etappe im Internet nachzulesen. Auch die morgige Etappe sollte ich wegen einer Internatsbesprechung verpassen. Die Trainer sollten dabei eine Art Zwischenbilanz der bisherigen Erfolge außerhalb des Wettkampfes vortragen, während uns Alexander über weitere Neuigkeiten informieren würde. Sollte morgen dann auch die von den Wetterfröschen versprochene Warmfront über den Alpenraum hereinziehen, so würden wir diese „Sitzung“ wohl auf dem „großen Balkon“, wie ich ihn liebevoll getauft hatte, durchführen können...
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