20. Mai 2007
3C Gruppe aktuell – 5. Etappe Rheinland-Pfalz-Rundfahrt + 9. Etappe Olympia`s Tour
Jubel und Chaos
Rheda-Wiedenbrück (udb). Die beiden Schlussetappen der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt (Kat. 2.1) und der Olympia`s Tour (Kat. 2.2) hatten es noch einmal mächtig in sich. Von Führungswechseln, Stürzen bis hin zu 3C-Jubelarien war alles vertreten. Dabei erlebten die Fahrer der 3C Gruppe ein Wechselbad der Gefühle.
Auf der 157 Kilometer langen Schlussetappe der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt von Koblenz nach Kaiserslautern lief für die 3C Gruppe und ihren „Gelben“ Björn Papstein zunächst alles nach Plan. Fünf Fahrer inklusive René Obst, die allesamt für die Gesamtwertung keine Gefahr darstellten, konnten sich vom Feld absetzen. „Das war eine ideale Konstellation für uns. Wir konnten den Ausreißern knapp zehn Minuten an Vorsprung gewähren ohne dabei das Leadertrikot in Gefahr zu bringen. Zudem hatten wir mit Obst ja noch einen Aufpasser dabei“, beschrieb Teamchef Sievers die Ausgangssituation.
Die fünf Ausreißer konnten sich 100 Kilometer vor dem Ziel einen Vorsprung von acht Minuten herausfahren. „Da sind wir dann vorsichtshalber mit drei Mann in die Nachführarbeit eingestiegen“, kommentierte Sievers. Dabei bekam die 3C Gruppe vor allem von T-Mobile und Maxbo Bianchi Unterstützung, die beide einen Massensprint haben wollten. Und so war der achtminütige Vorsprung des Spitzenquintetts zehn Kilometer vor dem Ende aufgebraucht. Dann wurde es doch noch einmal turbulent. Im Gedränge um die Positionen für den Massensprint kam es kurz hinter Björn Papstein zu einem Massensturz, in den auch der Gesamtdritte Kenny van Hummel (Skil) verwickelt war. Der Niederländer zog sich dabei schwerere Verletzungen zu und konnte nicht einmal mehr die letzten sieben Kilometer bis ins Ziel fahren. „Da sieht man, was noch alles passieren kann – so kurz vor dem Ziel. Wir hatten Björn ganz vorne positioniert um allem aus dem Weg zu gehen. Rückblickend war diese Entscheidung Gold wert“, so Sievers, der sich über den ersten Rundfahrt-Sieg der Saison freuen durfte. Papstein kam nämlich zeitgleich mit dem Tagessieger Eric Baumann (T-Mobile) ins Ziel. Baumann hatte sich dabei ein packendes Finish mit Tobi Erler geliefert, der der 3C Gruppe mit Rang zwei am Schlusstag noch einmal ein absolutes Spitzenergebnis ermöglichte.
So fiel die Bilanz von Teamchef Sievers, der die Rundfahrt selbst noch auf dem vierten Rang beenden konnte, durchweg positiv aus. „Unsere Ziele haben wir bei Weitem übertroffen. Der Gesamtsieg von Björn ist einer der größten Erfolge unserer Teamgeschichte. Wir haben uns eigentlich jeden Tag mannschaftlich geschlossen stark präsentiert und deshalb auch verdient die Mannschaftswertung gewonnen.“
Die Mannschaftswertung gewann die 3C Gruppe auch bei der Olympia`s Tour. Bis dahin war es auf dem extrem anspruchsvollen, 200 Kilometer langen Teilstück rund um Buchten jedoch ein langer Weg. Auf regennasser Straße präsentierte zunächst der Führende in der Bergwertung, Thomas Wagner, sein Leadertrikot an der Spitze des Feldes. Er gehörte zu einer drei Fahrer starken Ausreißergruppe. „Wir wollten uns eine gute Ausgangsposition verschaffen, dabei aber unsere Kapitäne Danilo Wyss und Dominic Klemme noch nicht verbrauchen. Deshalb haben wir Thomas nach vorne geschickt“, erklärte der Sportliche Leiter Peter Rohracker.
Zur Halbzeit des Rennens war das Spitzentrio schon gesprengt. Wagners Begleiter entpuppten sich als zu schwach, so dass es der 3C-Gruppe Fahrer auf eigene Faust probierte. 70 Kilometer vor dem Ziel ging das Rennen dann schon in die entscheidende Phase. Es hatte sich eine zehnköpfige Verfolgergruppe, in die die 3C Gruppe Paul Voß mitschickte, gebildet. Direkte Gefahr auf den zweiten Gesamtrang von Wyss bestand zu diesem Zeitpunkt nicht. Auch wenn die neue Verfolgergruppe aus guten Bergfahrern bestand, so war Thomas Nose mit knapp zwei Minuten Rückstand auf Rang 19 der gefährlichste Fahrer.
Das 105 Fahrer umfassende Feld war 60 Kilometer vor dem Ziel komplett zerstreut, der Mann in Gelb, Jacob Moe Rasmussen bereits hoffnungslos zurückgefallen. Aber auch Wyss hatte eine Schwächephase und fiel aus der zweiten in die dritte Verfolgergruppe zurück. Gar noch eine Gruppe dahinter befand sich Klemme. Dass der Zusammenhalt bei der 3C Gruppe stimmt, zeigte dann Sergej Fuchs. Dieser ließ sich aus der zweiten in die dritte Verfolgergruppe zurückfallen und spannte sich vor diese um seinen Kapitän Danilo Wyss wieder an die vor ihnen liegenden Fahrer heran zu führen.
Eine Mission, die 40 Kilometer vor dem Ziel Erfolg haben sollte. „Das war bärenstark von Sergej. Er hat die kleine Gruppe quasi alleine wieder an die vor ihnen liegenden Verfolger herangebracht“; lobte Rohracker. Allerdings hatte Wyss auch kurz nach dem Zusammenschluss wieder Probleme und drohte abreißen lassen zu müssen.
An der Spitze hatte derweil Thomas Wagner 20 Kilometer vor dem Ziel Begleitung erhalten. Der starke Kletterer Bauke Mollema (Rabobank Continental) war zu ihm nach vorne gefahren. Das Duo lag nun schon über sechs Minuten vor der Verfolgergruppe um Wyss, Voß und Fuchs. Weitere 30 Sekunden dahinter folgte die Gruppe um Klemme. An der Spitze konnte der tapfer kämpfende Wagner das Tempo von Mollema nicht mehr mitgehen.
Der wie entfesselt fahrende Niederländer fuhr nicht nur dem Etappensieg, sondern auch dem Gesamtsieg entgegen. Seinen knapp dreiminütigen Rückstand auf den Dänen Rasmussen hatte er längst wettgemacht. Bereits an der 1000-Meter-Marke ließ sich der Lokalmatador feiern. Dahinter konnte sich der tapfer kämpfende Wagner noch den zweiten Platz sichern, direkt hinter ihm folgte schon Paul Voß, der sich noch aus der Favoritengruppe lösen konnte und somit erfolgreich verhinderte, dass die Konkurrenz von Wyss noch mögliche Bonussekunden kassieren würde.
Wyss musste jedoch noch einen heißen Fight um seinen zweiten Gesamtrang liefern. Zehn Kilometer vor dem Ziel war er entkräftet aus der Verfolgergruppe herausgefallen. 47 Sekunden Zeitverlust auf seine Rivalen hätte er kassieren dürfen, bei 35 überquerte er den Zielstrich. Platz zwei war gesichert. Wiederum nur 30 Sekunden hinter Wyss kam auch der starke Klemme ins Ziel.
„Was die Jungs heute gezeigt haben, das hatte große Klasse. Mollema fuhr in einer anderen Liga, da konnten wir nicht mithalten. Aber wie die Jungs auf dem schweren Terrain über sich hinaus gewachsen sind, das hat großen Respekt verdient“, so Rohracker. Dieser durfte sich nicht nur über die Plätze zwei, drei und acht von Wagner, Voß und Fuchs sowie den Sieg in der Berg- und der Mannschaftswertung freuen. Auch im Gesamtklassement konnte man die hervorragende Ausgangsituation verteidigen, und sogar noch etwas verbessern. Neben Wyss auf Rang zwei und Klemme auf Rang acht konnte sich mit Wagner, der durch seine tolle Schlussetappe noch auf Rang sechs in der Gesamtwertung vorfuhr, gleich drei Fahrer im Spitzenfeld platzieren.
Ergebnisse:
5. Etappe Rheinland-Pfalz-Rundfahrt:
1. Eric Baumann (T-Mobile)
2. Tobias Erler (3C Gruppe)
3. André Greipel (T-Mobile)
Gesamtendstand:
1. Björn Papstein (3C Gruppe)
2. Edvald Boasson Hagen (Maxbo Bianchi) +3`01
3. Gjörn Glasner (Regiostrom) +3`43
4. Holger Sievers (3C Gruppe) +3`45
5. Riccardo Chiarini (LPR) +3`51
9. Etappe Olympia`s Tour:
1. Bauke Mollema (Rabobank CT)
2. Thomas Wagner (3C Gruppe) +5`21
3. Paul Voß (3C Gruppe) +5`21
4. Tim Dees (Löwik) +6`06
5. Thomasz Nose (Adria) +6`06
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8. Sergej Fuchs (3C Gruppe) +6`06
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11. Danilo Wyss (3C Gruppe) +6`41
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13. Dominic Klemme (3C Gruppe) +7`18
Gesamtendstand:
1. Bauke Mollema (Rabobank CT)
2. Danilo Wyss (3C Gruppe) +4`19
3. Thomasz Nose (Adria) +4`31
4. Viktor Panaev (Premier) +4`31
5. Devis Miorin (Kio Ene) +4`37
6. Thomas Wagner (3C Gruppe) +4`58
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8. Dominic Klemme (3C Gruppe) +5`28
Gewinner Bergtrikot: Thomas Wagner (3C Gruppe)