Schaer-Preis Herbst 2008

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

Gerrit
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Beitrag: # 6739667Beitrag Gerrit
10.10.2008 - 15:23

Werde meinen Teil am Sonntag oder Montag posten :D

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arkon
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Beitrag: # 6739966Beitrag arkon
12.10.2008 - 18:05

auf anfrage wird die frist verlängert. neuer abgabeschluss ist der 22. oktober. ich würde mich freuen wenn sich sonst noch ein paar leute animiert fühlen würden einen beitrag zu leisten. der geist zählt!
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

Valverde3007
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Beitrag: # 6739971Beitrag Valverde3007
12.10.2008 - 18:26

Ich wollte sciby auch nicht so konkurenzlos lassen und hab auch eine Kurzgeschichte geschrieben.
Das Problem ist, dass mir beim Schreiben der Kurzgeschichte die Idee gekommen ist, den Charakter in den AAR einzubinden. Dazu habe ich auch einen Charakter als Nebendarsteller in die Kurzgeschichte transferiert. Weil die Leser meines AARs diesen wohl schon mit seinen Eigenschaften kennen stellt sich mir eine Frage:
Erlaubt oder Wettbewerbsverzerrung?

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arkon
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Beitrag: # 6739977Beitrag arkon
12.10.2008 - 18:43

selbstverständlich ist das erlaubt. ich muss allerdings dazu sagen dass ich die geschichten bewerte, mit einigen leuten, die noch nie hier im forum waren und denen ich geschmack zutraue. da ich deinen aar auch nicht lese passt es perfekt. ich muss im übrigen sagen das ich die idee ziemlich klasse finde. erinnert mich so ein bisschen an half-life 1 und die expansionen... ;)
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

sciby
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Beitrag: # 6739981Beitrag sciby
12.10.2008 - 18:49

Ich fänds ja eigentlich nicht schlecht, wenn mal jemand sich zu meienr Kurzgeschichte äußern würde.
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

Gerrit
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Beitrag: # 6740002Beitrag Gerrit
12.10.2008 - 20:21

Guter Schreibstil, aber sehr unrealistisch, ich verstehe den Zusammenhang, mit den Schlägern, und mit dem Rennen nicht ...

Urbi
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Beitrag: # 6740043Beitrag Urbi
12.10.2008 - 23:38

John ist schwarz, Neonazis verfolgten ihn und wollten ihn verschlagen, weil er schwarz ist.

Dadurch wurde er stark und gewann das rennen!

Super geschrieben!

Gerrit
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Beitrag: # 6740044Beitrag Gerrit
12.10.2008 - 23:45

AH ok, ich werde meinen Text jetzt nochmal überarbeiten,,

Valverde3007
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Beitrag: # 6740878Beitrag Valverde3007
18.10.2008 - 1:08

When you walk through a storm hold your head up high.


Es regnete in Strömen. Seit acht Uhr, seit sie ihre Trainingstour für heute begonnen hatten. Unbarmherzig prasselten die dicken Tropfen auf seinen Schützling, der sich keuchend knapp zehn Meter vor seinem Auto abstrampelte. Nick hatte es hier warm, aber für Franck war es eine einzige Tortur. Die letzten Tage hatten sich seine Laune und seine Moral immer weiter verschlechtert. Er sprach kaum noch, machte keine Späße mehr und wenn Nick abends die Trainingsdaten verkündete, sank Franck jeden Abend tiefer in seinem Sitz zusammen. Er versuchte immer härter zu trainieren, aber seine Form wurde einfach nicht besser. Egal, was sie probierten, ob einen Husarenritt über die schwierigsten Anstiege Flanderns oder eine ruhige Fahrt durchs flache Land, Franck fühlte sich nicht gut und er fuhr auch nicht gut. Die negativen Erlebnisse der vergangenen Wochen hatten ihn mehr mitgenommen, als er sich das selber eingestehen wollte. Er kam nicht damit klar, gegen eine so starke Konkurrenz zu fahren. Die häufigen Stürze hatten ihr übriges getan. Mittlerweile zweifelte Nick, ob das Training auf den Kopfsteinpflasterpassagen Nordfrankreichs das richtige für Franck sei, oder ob er nicht zuerst wieder Sicherheit auf dem Rad erlangen sollte. Allein in der letzten Trainingswoche hatte er auf gefährlichen Pavé-Abschnitten zwei Stürze produziert und war nur durch Glück bis auf Schürfwunden und Prellungen unverletzt geblieben.

Jetzt kamen sie wieder zu einem der Straßenteile mit Kopfsteinpflaster. Im letzten Jahr hatte er hier noch Zeit herausgeholt, jetzt verlor er sie. Eine leichte Rechtskurve, dann eine 90-Gradkurve. Dahinter befand sich ein großes Schlagloch. Franck versuchte zu bremsen, geriet ins Rutschen und stürzte erneut. Doch anstatt aufzustehen und weiterzufahren setzte er sich resigniert neben sein Rad an den Straßenrand und vergrub sein Gesicht in beiden Händen. Über den Funk konnte Nick ihn schwer atmen hören. Als Franck keine Anstalten machte aufzustehen und weiterzufahren, sprang Nick aus dem Auto und überprüfte das Rad und den Gesundheitszustand des Rennfahrers. Beides schien äußerlich in Ordnung, doch Francks Psyche war noch weiter destabilisiert worden. „Wir müssen weiter. Hier können wir nicht bleiben. Stell dir vor, da kommen Autos.“ Er zog Franck auf die Beine und setzte ihn auf sein Rad. Dann kehrte er zu seinem Fahrzeug zurück und sie setzten die Fahrt fort.

Dadurch dass der junge Belgier jetzt äußerst vorsichtig fuhr, schafften sie es unbeschadet über den schwierigsten Teil. Anschließend nahmen sie Kurs auf die nächsten Pavés. Aber gleich zu Beginn des Kopfsteinpflasteraschnitts wurde Franck immer unsicherer und langsamer. Es lag nicht am zu geringen Krafteinsatz, der Pulsmesser zeigte einen relativ hohen Herzschlag an, dennoch kam die Geschwindigkeit Nick nicht besonders schnell vor. Dann geschah das unvermeidliche. Ein älterer Radfahrer, bei dem man schon einige graue Haare erblicken konnte, überholte zunächst Nick und dann auch Franck. Das gab dem Jungprofi den Rest. Seine Moral war endgültig gebrochen. Er fuhr an den Rand, stieg von seinem Rad ab, lud es auf das Dach des Autos und stieg ein.
„Ich bin fertig. Ich geh zurück zu den U-23-Fahrern. Da habe ich wenigstens eine Chance.“
„Du kannst jetzt nicht aufgeben. Denk doch mal nach. Du bist 22. Nächstes Jahr musst du ohnehin hoch zu den Profis. Da bringt es nichts noch zu warten. Und wer sagt dir, dass du so einen guten Vertrag auch dann noch bekommen würdest?“
„Dann hör ich ganz auf. Versteh doch Nick. Das kann ich nicht mehr, das ist nicht meine Welt. Schön und gut ein bisschen fahren, Juniorenrennen gewinnen, aber die Profis sind zu groß für mich.“

„Mach dich nicht lächerlich. Erinnere dich an das Lied: „When you walk through a storm hold your head up high.“ Das hast du bisher immer gemacht. Vor zwei Monaten hast du dich noch als König der Welt gefühlt und gemeint du könntest jeden schlagen. Willst du jetzt so kläglich aufgeben.“
„Ich hab mich eben geirrt. Ich kann das nicht mehr, diese Quälerei. Die ganzen Stürze in dem Abschnitt, wo ich am besten war, auf Kopfsteinpflaster. Und jetzt überholen mich schon Senioren. Es hat keinen Zweck mehr. Ich mach ne Lehre oder sonst was.“
„Eine Lehre? Radfahren ist das was du am besten kannst. Da solltest du noch weiter lernen.“
„Achja, meine Stärken liegen darin von alten Opas überholt zu werden?“ Er schrie jetzt fast.
„Lass doch mal endlich dein elendiges Selbstmitleid.“
Jetzt standen Franck die Tränen in den Augen. „Das ist kein Selbstmitleid. So sieht die Realität aus. Ich bin nicht gut genug.“
„Wenn du dafür nicht gut genug bist, dann taugst du gar nichts. Glaub doch einfach an deine Stärken so wie früher.“
„Die Stärken sind aber keine Stärken mehr. Ich kann mich nicht mehr quälen, ich kann nicht mehr auf Kopfsteinpflaster fahren. Ich will das nicht mehr. Ich steige aus.“
Das nahm er wörtlich, er stieg aus dem Fahrzeug und rannte ein Stück die Straße entlang. Als ein Auto erschien, streckte er seinen Daumen raus, das Auto hielt an, er stieg ein und fuhr Richtung Hotel.


Es regnete, wie vor drei Monaten. Auf der Straße bildeten sich an unebenen Stellen bereits große Pfützen und die Rennfahrer hatten sich ausnahmslos massiv gegen den Regen geschützt. Viele würden das Ziel heute nicht erreichen. Aber heute würde er nicht aufgeben, heute würde er es allen Kritikern zeigen. Die, die ihn letztes Jahr nach seinen Siegen bei Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich in der Klasse U-23 als neuen Frank Vandenbroucke gefeiert hatten, hatten sich ebenso bemüht wie bei seinem Idol daran gemacht, ihm einen dubiosen Ruf anzudichten. Sein Vorname Franck war ein gefundenes Fressen für die Presse gewesen, die ihn mit Wortspielen lächerlich gemacht hatte. Nach seinem Sturz bei einem Vorbereitungsrennen und der anschließenden Rennpause, waren Gerüchte entstanden, eine Zeitung schrieb von Depressionen, eine andere von Alkoholproblemen. Niemand wusste aber wie es ihm wirklich ging. Diese Zeit war die wohl schlimmste Zeit seines Lebens gewesen.

Doch es hatte einen positiven Effekt gehabt. Während dieser dunklen Zeit hatte ihn seine Leidenschaft wieder gepackt, das Radfahren hatte ihn davor bewahrt tatsächlich psychische Probleme zu bekommen. Er hatte viel trainiert und seine Form wieder aufgebaut. Plötzlich machte es ihm wieder Spaß durch Sturm und Regen über die nordfranzösischen Straßen zu fahren. Plötzlich schien alles viel leichter zu sein. Nicht, dass er weniger Schmerzen gehabt hätte, aber sie machten ihm nichts mehr aus. Sobald er auf dem Rad saß war er glücklich, egal was der Wetterbericht meldete. Auch sein Verhältnis zu Nick war wieder besser geworden. Er schob die Schuld jetzt nicht mehr auf ihn, sondern vertraute wieder seinem neuen Trainingsplan, der ihn in kürzester Zeit in Topform bringen sollte. Er war wieder im Rennen.

Gleichzeitig versauten die Klatschblätter immer weiter seinen Ruf. Die Spekulationen über ein Karriereende wurden immer lauter, bei den Diskussionen über Favoriten wurde kein Wort mehr über ihn verloren. Das senkte jetzt nicht mehr seine Moral, im Gegenteil, er wollte es allen Kritikern beweisen, dass er nicht abgeschrieben werden durfte. In der letzten Woche vor dem Rennen hatte er sich bei seinem sportlichen Leiter gemeldet und ihm mitgeteilt, dass er in Topform sei und bereit bei diesem größten der Eintagesrennen zu starten. Eigentlich hätte er nach den Geschehnissen der letzten Wochen gar nicht mehr berücksichtigt werden dürfen, aber sein Team hielt zu ihm und vertraute ihm. Mit einem guten Gefühl hatte er schon am nächsten Tag im Zug nach Paris gesessen.

Nun stand er in der französischen Hauptstadt an der Startlinie. Viele Starter hatten ihn überrascht angeguckt, verwundert darüber, dass er überhaupt teilnahm. Einige hielten ihn für einen Wasserträger, der nach der Hälfte des Rennens aussteigen würde, was er aus den kurzen Gesprächen am Start heraushören konnte. Ein unverschämter Reporter des deutschen Fernsehens hatte ihn gefragt, ob er mit seinem Alkoholproblem überhaupt fahren könne und ein Zuschauer drückte ihm eine Flasche Schnaps in die Hand. Er wurde nicht mehr ernst genommen und hatte nur über ein perfektes Rennen die Chance sich zu rehabilitieren. Mit Wut im Bauch startete er in das Rennen, das ein Eckstein seiner Karriere werden sollte, werden musste.


Kilometer 100, die erste Pavesektion auf dem Weg nach Roubaix. Zweieinhalb Stunden waren sie bereits unterwegs. Seine Teamkameraden leisteten ihm hervorragende Arbeit, sie schienen also noch an ihn zu glauben, was ihn unglaublich motivierte. Wichtiger war aber, dass er sich richtig stark fühlte und gute Beine hatte. Er hatte sich eine gute Position erkämpft und fuhr direkt hinter den Quickstepfahrern, die jetzt an der Spitze das Tempo erhöhten, in den Sektor 26. Hinter sich hörte er bereits das Scheppern der Räder von gestürzten Fahrern. Dieses Schicksal wollte er heute vermeiden. Er war zwar bald von den Helfern seines nicht auf Kopfsteinpflasterrennen spezialisierten Teams isoliert, dennoch konnte er sich gut in der Gruppe halten und erreichte mit den ersten den Wald von Arenberg.

Dort bekam das Rennen ein völlig neues Gesicht. Das durch den konstant anhaltenden Regen und die schmutzigen Bedingungen ohnehin schon erschwerte Rennen versuchte das Quickstepteam um seinen Kapitän Tom Boonen jetzt zum Platzen zu bringen. Mit Hilfe seiner Teamkollegen Steven de Jongh und Stijn Devolder attackierte er gleich auf den ersten Metern des berüchtigten Pavé-Abschnittes. Dem immens hohen Tempo konnten nur wenige Fahrer folgen, unter denen er unbedingt dabei sein wollte. Er biss auf die Zähne und setzte sich ans Hinterrad von Alessandro Ballan, dem Weltmeister und einem der großen Favoriten des Rennens. Der 16. Abschnitt der Pavés, der sowieso immer einer der feuchtesten und damit schwierigsten Abschnitte des Rennens war, wurde heute zu einer einzigen Tortur. Das Tempo war wie das Wetter unbarmherzig und bis auf die Haut durchnässt versuchte er sich am Hinterrad des Italieners festzubeißen, wobei er das vom Hinterrad seines Vordermanns hochspritzende Wasser-Schlammgemisch direkt ins Gesicht bekam. Doch von diesen Nebeneffekten durfte er sich nicht aufhalten lassen, wollte er die Spitze halten und einen Sturz vermeiden.

Genau in dem Moment, in dem er diesen Gedanken dachte, passierte es. Ballan fuhr über einen lockeren Pflasterstein, der im vom Wasser aufgeweichten Boden nachgab. Der Italiener rutschte weg, konnte das Gleichgewicht nicht halten und stürzte. Sofort schossen Erinnerungen an Museeuws Missgeschick an derselben Stelle in sein Gedächtnis, der schwere Sturz, die Verletzung am Knie. Er musste blitzschnell reagieren um einem ähnlichen Schicksal zu entrinnen. Mit einem akrobatischen Manöver schaffte er es auszuweichen, was ihn allerdings einen Großteil seines Tempos kostete. Ein Loch riss zwischen den ersten Fahrern und ihm auf. Bis er es wieder auf Geschwindigkeit gebracht hatte, befand er sich in einer Verfolgergruppe um Andreas Klier und George Hincapie. Er warf einen Blick in ihre Gesichter, sah aber nur zwei vom Schmutz bedeckte, schmerzverzerrte Fratzen. Als er sah, dass jetzt schon einige der großen Favoriten wie er am Limit fuhren, erflammte sein Kampfgeist von neuem und gemeinsam mit seinen beiden Begleitern nahm er die Verfolgung auf.

Unbeugsam stemmten die drei sich gegen den Wind und den Regen. Keiner wollte sich schon so früh geschlagen geben und über die Abstandsangaben des Begleitmotorrads konnten sie absehen, dass sie noch gute Chancen hatten, die Spitzengruppe einzuholen. Die Gruppe harmonierte ausgezeichnet, aber als sie das auf dem ersten ansteigenden Stück des nächsten hochgewerteten Abschnitts Mons-en-Pévèle dann schließlich geschafft hatten, mussten sie feststellen, dass sich vorne schon zwei andere Fahrer aus dem Staub gemacht hatten. Der Belgier Leif Hoste und der Schweizer Fabian Cancellara hatten einen kurzen Moment der Uneinigkeit bei den Führenden zu einer Attacke genutzt und fuhren jetzt ein Stück weiter vorne um den Sieg. Dennoch war es zu früh aufzugeben. Nachdem er sich einen kurzen Überblick über die Gruppe verschafft hatte, sie umfasste noch Devolder, Boonen, Flecha und Eisel, setzte er sich an die Spitze und erhöhte das Tempo. In der folgenden scharfen Linkskurve holte er dann Schwung, den er für einen Angriff nutzte. Ein kurzer Blick zurück zeigte ihm, dass seine Kontrahenten bereits Schwierigkeiten bekamen. Nur Tom Boonen und George Hincapie konnten ihm folgen. Also gab er weiterhin Gas und machte sich auf die Jagd nach den beiden Ausreißern.

Als sie kurz später Mérignies erreichten, kam ihm eine zweite Erinnerung an den König des Kopfsteinpflasters Johan Museeuw in den Sinn, sein Antritt an dieser Stelle im Jahr 2002. Damals war ähnlich schlechtes Wetter wie an diesem Tag, die Straßen waren genau so schwer befahrbar. Hier hatte Museeuw sich aus der Spitzengruppe abgesetzt und war schließlich mit einem monumentalen Vorsprung von mehreren Minuten im Velodrom als triumphaler Sieger angekommen. Beflügelt von dem Gedanken an den Sieg fasste er sich ein Herz und attackierte zum zweiten mal. Diesmal konnte er auch die beiden letzten verbliebenen Kontrahenten abschütteln und die beiden vorne alleine verfolgen. Nur noch auf sich gestellt kämpfte er gegen den Wind, seine Schmerzen und die Worte seiner Kritiker in seinem Ohr.

Jetzt hatte er die Chance sie alle ruhig zu stellen. Er müsste es nur bis u den beiden Spitzenreitern nach vorne schaffen. Wie in Trance flog er um die Kurven und über das Kopfsteinpflaster. Heute schien alles müheloser als je zuvor. Zwar musste er dieselbe Kraft einsetzen um vorwärts zu kommen, aber das Adrenalin in seinen Adern verdrängte die Schmerzen. Außerdem waren sie ihm egal. Wer in der Hölle des Nordens bestehen wollte, der musste leidensfähiger sein als alle anderen Fahrer. Mittlerweile waren alle taktischen Zwänge gelöst worden, jetzt zählte nur noch der pure Einsatz. Vor sich sah Frack jetzt Begleitmotorräder. Er hatte es fast geschafft. Noch wenige Minuten und er wäre an der Spitze.

Tatsächlich gelang es ihm in einigen Kilometern zu den beiden Spitzenreitern aufzuschließen. Cancellara, dessen weißes Trikot mittlerweile kaum noch zu erkennen war fuhr vor Überraschung, dass der junge Belgier aufgeschlossen hatte, einen kleinen Schlenker, wegen dem er beinahe gestürzt wäre. Der Schock hielt aber nicht lange an und im nächsten Pavé-Abschnitt Camphin-en-Pélève ging der Schweizer bereits wieder in die Offensive. Seinem kraftvollen Antritt konnte Hoste nichts mehr entgegensetzen und auch Franck bekam Schwierigkeiten und musste ein Loch reißen lassen. Der exzellente Zeitfahrer Cancellara wollte das Rennen jetzt im Alleingang gewinnen und stampfte mit einigen Metern Vorsprung über das Kopfsteinpflaster. Aber so einfach gab Franck sich nicht geschlagen, nicht nach 240 Kilometern durch die Hölle des Nordens, er wollte allen beweisen, dass er der beste sein könnte. Zum Ende des fünftletzten Sektors gab er alles um das Tempo hochzuhalten und er schaffte tatsächlich den Anschluss an den Schweizer. Gemeinsam fuhren sie auf den letzten schweren Abschnitt, den Carrefour de l’Arbre. Hier in der Nähe der belgischen Grenze waren massenweise seiner Landsleute anwesend, die ihn bejubelten und so vorwärts trieben. Hier war niemand überrascht über seine Leistung, niemand hinterfragte das vergangene, die Leute waren einfach nur begeistert und das motivierte ihn noch mehr. Angetrieben von der unglaublichen Euphorie wollte er einen neuen Angriff starten, als ihn das Glück verließ.

Bei dem Versuch das Tempo zu erhöhen, bemerkte er es. Sein Hinterrad hatte an Luftdruck verloren, er hatte fünfzehn Kilometer vor dem Ziel einen platten. Frustriert ließ er sein Rad an den Rand rollen, montierte mit der Hilfe des Motorradfahrers ein neues Hinterrad, aber als er wieder in Fahrt kam, war Cancellara zu weit weg. Noch schlimmer, Hoste konnte von hinten wieder aufschließen. Ein kurzer Blick des erfahrenen Klassikerspezialisten zurück, eine auffordernde Geste und die beiden waren sich einig. Bis zum Ziel musste jeder alles geben um noch zu gewinnen.

Sie fuhren über das letzte Pflasterstück, dann die letzten Kurven und hinein ins Stadion. Auf der Gegengeraden sahen sie Cancellara fahren. Es würde also nichts mehr werden mit dem Sieg. Enttäuscht sackte er im Sattel zusammen. Doch Hoste nahm das nicht zum Anlass anzugreifen, im Gegenteil, er zog seinen Landsmann im Windschatten mit und bedeutete ihm kurz vor dem Ziel aufzuschließen. Er hielt ihm die Hand hin und so fuhren die beiden Hand in Hand jubelnd über den Zielstrich. Es war ein Bild zweier Rennfahrergenerationen. Der 31-jährige Veteran mit dem 23-jährigen Hoffnungsträger.

Im Ziel reihten sich die Journalisten um ihn. Sensationell war sein Abschneiden mit dem zweiten Platz gewesen, jetzt wollte jeder ein Interview. Doch nach fast sieben Stunden Fahrt war er total ausgelaugt und auch sein Erscheinungsbild hatte gelitten. Der Schlamm der Straßen klebte in seinem Gesicht, sein Trikot hatte vom ursprünglichen Aussehen wenig bewahrt. Spätestens als dann der deutsche Reporter, der ihn morgens noch veräppelt hatte, Lobeshymnen anstimmte und ihm eine erfolgreiche Zukunft wünschen wollte, platzte Franck der Kragen. Er ließ die versammelte Schar der Journalisten mit dem Satz stehen: „Das hier war für alle, die immer an mich geglaubt haben. Wer mich abgeschrieben hatte, der hat sich geirrt. Ich möchte allen danken, die in der schweren Zeit zu mir gehalten haben.“

Auf dem Weg zur Siegerehrung erinnerte er sich an die Worte seines Trainers, die er damals nicht beachten wollte. „When you walk through a storm hold your head up high.” So schritt er nun Seite an Seite mit Leif Hoste und Fabian Cancellara auf das Podest zur Siegerehrung. Und tatsächlich, in dem Moment, indem Hoste und Franck ihre Blumensträuße und Cancellara seinen Pflasterstein in die Höhe hielten, durchbrachen goldene Sonnenstrahlen die Wolken. Er hatte das Tal überwunden, nun war nicht nur bei den Profis, er war bei den besten angekommen.


Wem die Kurzgeschichte zugesagt haben sollte, der ist eingeladen bald auch in meinem AAR vorbeizuschauen, dort ist Nick bereits etwas näher beschrieben und Franck wird bald aktiv werden. Als Appetithäppchen für den AAR und ein paar Prozent in arkons Bewertung sollte sie reichen. Ansonsten ein großes Dankeschön an diejenigen, die die Kurzgeschichte gelesen haben. Ich hoffe sie hat euch gefallen.

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Grabba
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Beitrag: # 6740882Beitrag Grabba
18.10.2008 - 4:54

Außerordentlich gut. Wie immer sehr schön und flüssig zu lesen und fehlerfrei geschrieben. Auch die Rennbeschreibung gefällt mir wunderbar, deutlich besser sogar als in deinem AAR. Der einzige Kritikpunkt, den du dir wohl gefallen lassen musst, ist, dass es deiner Geschichte genau daran fehlt. Kritik. Eine Moral. So etwas.

Insgesamt aber mal wieder etwas Schönes und Lesenswertes von dir! :)

Andy92
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Beitrag: # 6740887Beitrag Andy92
18.10.2008 - 10:08

Beim Schluss sind meine Tränensäcke tatsächlich schwer geworden. Ich glaube, das sagt schon alles. Die Geschichte hat gefesselt, auch wenn ein zwei kleine Rechtschreibfehler und Wortwiederholungen drin sind, aber das vertreibt die Spannung keineswegs.
Inhaltlich und die Art des Sieges finde ich sogar besser als bei sciby.
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arkon
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Beitrag: # 6740907Beitrag arkon
18.10.2008 - 14:53

so jungs, endspurt. noch ein paar sachen, die oben (noch) nicht klar gesagt wurden:
- abgabeschluss ist mittwoch, der 22. 10. 23:59. das heißt: am 23 is nich mehr. die beiden bisherigen beiträge habe ich schon bewertet, ich hoffe, noch zwei andere juroren aus meinem freundeskreis zu gewinnen, die, da ich ihnen wirklich nur die geschichten geben werde, absolut neutral sind.
- die bewertungen gehen danach raus, zunächst per pn, an alle autoren. hier werde ich die prozente posten, und, wenn der autor sich das explizit wünscht, noch das kommentar dazu.
- der maßstab für die bewertungen ist hoch. ich verlange in den punkten storyline, charaktere, situationen, dialoge und wortwahl alles. die geschichte soll fesseln. sie muss mich emotional berühren (denn was wäre sonst der sinn hinter dieser geschichte?).
- der preis wird nächste woche gekauft, ich hab mir schon was schönes überlegt ;). die adresse darf mir der gewinner dann zusenden, ich hoffe doch, das es innerdeutsch bleibt.

so, wer noch nichts geschrieben hat: ran an die tasten, is noch mehr als genug zeit.
viel spaß beim schreiben

arkon
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Gerrit
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Beitrag: # 6741112Beitrag Gerrit
20.10.2008 - 18:21

kann meine Geschichte nicht mehr fertig schreiben. Unangekündigten Mathetest :frown: :frown:

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arkon
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Beitrag: # 6741115Beitrag arkon
20.10.2008 - 19:07

nach ueber einem monat zeit ist das ja wohl mal die schlechteste ausrede, die ich je gehoert habe. ausserdem: stell dir das mal im kopf vor. mathetest auf der einen seite, ueberraschungspreis auf der anderen. mach noch sterne um den preis ;)
ich war ihn heute uebrigens aussuchen... ihr duerft gespannt sein!
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ulle91
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Beitrag: # 6741118Beitrag ulle91
20.10.2008 - 19:15

Wie kann man von einem unangekündigten Test wissen?
BBC!

sciby
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Beitrag: # 6741124Beitrag sciby
20.10.2008 - 19:30

ulle91 hat geschrieben:Wie kann man von einem unangekündigten Test wissen?
Ich danke dir für einen wunderbaren Lachanfall
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

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vino 12
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Beitrag: # 6741139Beitrag vino 12
20.10.2008 - 19:50

sciby hat geschrieben:
ulle91 hat geschrieben:Wie kann man von einem unangekündigten Test wissen?
Ich danke dir für einen wunderbaren Lachanfall
ich auch

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Grabba
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Beitrag: # 6741254Beitrag Grabba
21.10.2008 - 20:35

Jeder Mensch hat seinen Preis

Die glühend heiße Sonne brannte auf Jaimes braune Haut hernieder. Die Muskeln in seinen zierlichen Waden schmerzten höllisch. Ein dumpfes Gefühl hatte sich seines Magens, seiner Gliedmaßen, seines Kopfes, ja seines ganzen Körpers bemächtigt. Gleich würden die Angriffe kommen. Er hatte kein gutes Gefühl.
Der erste Stich traf ihn. Ohne ihn niederzuwerfen. Bei der zweiten Attacke biss er auf die Zähne, verzog sein Gesicht zu einer abscheulichen Fratze. Er litt Qualen. Das war offensichtlich. Nie zuvor bei dieser Tour hatte er am Berg eine Schwäche gezeigt. Doch nun war es so weit. Nicht mehr lange, dann käme die dritte Attacke. Spätestens die vierte würde ihn vernichten. Endgültig.

Aller Kampfesgeist war ihm abhanden gekommen. Sie waren davongerauscht, hatten ihn abgehängt. Er würde sie nicht mehr erreichen können. Im Gegenteil. Sie waren auf und davon. Seine Führung war verloren, sein schönes, gelbes Trikot. Eine Viertelstunde noch, vielleicht zwanzig Minuten. Genug Zeit für seine Kontrahenten, ihn um Ewigkeiten zu distanzieren. Die Anstrengungen waren es nicht mehr wert. Er fuhr nur noch in Richtung Ziel. Gebrochen. Zerbrochen.
Zermürbende Hitze. Genau sein Wetter. Eigentlich. Nicht so heute. Seine getrocknete Zunge klebte ihm bleischwer im Mund. Er wollte trinken, so unbedingt trinken, und konnte doch nicht. Er konnte nichts zu sich nehmen, wollte nicht mehr. Es ging nicht. Er hatte keine Lust mehr, die Energie dafür aufzubringen, keinen Ansporn mehr, keine Motivation. Einfach noch ankommen. Irgendwann wäre das Rennen vorbei. Und er erlöst.

Er sah Trikots an sich vorbeifahren. Trikots, die an einem normalen Tag nicht einmal die Kraft gehabt hätten, sein Hinterrad zu halten. Es war aussichtslos. Es bestand keine Chance mehr, sich zu retten, keine Möglichkeit, den Schaden zu begrenzen. Denn ein Schaden war es, so ein großer Schaden, ein vollkommener. Es gab keine Hoffnung mehr.
Wie in Trance fuhr er vorwärts. In Gedanken war er schon jetzt im Ziel. Er legte sich die Worte zurecht. Drehte sie dreimal um. Und noch ein viertes Mal. So viel hing davon ab. Keine Schilder am Straßenrand nahm er wahr, keine Geräusche. Nicht einmal mehr die Hitze spürte er. Er war gefühllos geworden, ganz so, wie sie es gewollt hatten. Wie eine kraftlose Maschine rollte er ins Ziel. Für einen letzten Endspurt hatte ihm der Wille gefehlt. Keine Kampfesmoral war ihm mehr geblieben.

Der entscheidende Part des Tages folgte nun. Die wenigen Minuten, auf die alles hinausgelaufen war. Auch die akribische und brutale Arbeit eines halben Jahres. Und das gegen seinen Willen. Höherem hatte er sich beugen müssen. Alles war umsonst gewesen. Es gab kein Ziel mehr, keine Träume. Diese hatte er alle begraben. Begraben müssen. Erstmals gestern Nacht. Endgültig vor nicht ganz zwanzig Minuten. Niemals würde die Hoffnung wiederkehren. Finsternis. Auf ewig.
Die Journalistenschar bedrängte ihn, bestürmte ihn. Was los gewesen wäre? Einen Hungerast hatte er erlitten. Als es in den Schlussanstieg gegangen war war ihm schwarz vor Augen geworden, seine Beine hatten gebrannt, sein Körper gezittert. Ob er mit dem Druck nicht zurechtgekommen wäre? Vielleicht, er wusste es nicht. Er war am Ende. Ob Fabio Vigilio nun die Tour gewonnen hätte? Gewiss. Morgen gäbe es sicher keine Möglichkeit mehr, ihn anzugreifen. Der Italiener war der Stärkere gewesen, im Zeitfahren und auch heute. Jaime richtete ihm seinen Glückwunsch aus.

Erschöpft sank Jaime in sich zusammen. Eine Träne rann sein Gesicht hinab. Er hatte den sterbenden Bolivianer in gelb gemimt, sich abhängen lassen. Er hatte seine Rolle gespielt. Um über zwei Minuten war er am Ende zurückgefallen. Seinen Traum hatte er aufgegeben. Das gelbe Trikot verloren. Platz drei in Paris. Hinter dem Italiener Vigilio und dem Franzosen Fescot. Sein Ziel hatte er nicht ereicht. Es würde ihm niemals gelingen. Er stand allein. Nicht in der Sonne, sondern im Schatten.
Das gelbe Trikot auf seinen Schultern wurde grau. Vor neun Tagen hatte er es erobert, mit einem Husarenritt über zwei Pyrenäenpässe. Vorgestern noch hatte er sich ganz in gelb in l’Alpe d’Huez als Etappensieger feiern lassen. Nichts hätte in diesem Moment seinen Schatten auf ihn werfen können. Die Sonnenstrahlen hatten sich auf ihm gebündelt, und im puren Glück hatte er sich seines Triumphes erfreut. Doch nun war es aus. Endgültig.

Schon immer war ihm ein gewisser Gegenwind ins Gesicht geweht. Spätestens aber, seitdem er im letzten Jahr, als Zweiter des Giro d’Italia, spontan ins Rampenlicht gefahren war. Noch schlimmer war es geworden, als er bei der Vuelta a Espana den spanischen Toursieger und Volkshelden auf der vorletzten Etappe noch vom Podium verdrängt hatte.
Es lag nicht an seiner Person oder seinem Wesen. In seinem Team, ja im gesamten Fahrerfeld war er beliebt. Alle hatten ihm zu seinen Erfolgen gratuliert. Selbst die ärgsten Konkurrenten. Er war keinesfalls ein unangenehmer Zeitgenosse. Doch er war Südamerikaner. Der Radsport aber gehörte den Europäern, den Australiern, den Russen und den Amerikanern.

Gestern Abend hatten sie ihn überfallen. Ins düstere und verrauchte Hinterzimmer einer sowieso schon völlig verrauchten Spelunke hatten sie ihn gezerrt und auf einen Stuhl gedrückt. Ihm gegenüber hatte er gesessen. Ein Mafiaboss. Möglicherweise. Vielleicht auch etwas Höheres, Mächtigeres. Eine Person, undurchdringlich, undurchschaubar, unnahbar. Jemand, der ihm überlegen war. Das allein war frustrierend gewesen, und doch irrelevant im Vergleich mit allem, was gefolgt war.
Nach seinem Preis hatte er Jaime gefragt. Wiederholt. Nie aufbrausend, nie energisch, sondern immer mit einer umso bedrohlicheren Ruhe und Gelassenheit. Jaimes Trotz, seine beleidigenden Worte, waren an seinem Gegenüber abgeprallt. Nicht nur das. Es war fast, als hätte Jaime sie sich selbst ins Gesicht gesagt. Und wieder hatte sein Gegenüber ihn nach seinem Preis gefragt. Niemals würde er seinen Traum aufgeben. Niemals den Toursieg aufgeben. Sie könnten ihn nicht kaufen.

Ein Lächeln war stets die Antwort gewesen. Überlegen, süffisant, und doch zugleich auch gefährlich, lauernd, ja unterschwellig drohend. Warum sie ihn nicht einfach umlegten, war es aus ihm herausgeplatzt. Im selben Moment hatte er die Worte bereut. Doch sein Leben war nicht in Gefahr gewesen. Er war der Mann in gelb. Er durfte nicht einfach so verschwinden. Es ging um die Öffentlichkeit, um die Welt. Nicht um ihn.
Wieder hatten sie ihn gefragt. Wieder hatte er verneint. In Trotz war er nun verfallen. Beleidigungen hatte er nicht mehr zurückgehalten. Er selbst hatte Fragen gestellt. Nach seinem Gegenüber. Nach dessen Auftraggebern. Nach einer jeden Frage war er unwillkürlich unter dem stechenden Blick, der ihm entgegengeschleudert wurde, zusammengezuckt. Er hatte nichts zu fragen. Er hatte zu gehorchen. Das hatte er nun schnell begriffen gehabt.

Ein letztes Mal hatte der Mysteriöse ihn gefragt. Er würde den Toursieg nicht aufgeben. Niemals. Um keinen Preis der Welt. Er würde die Welt nicht betrügen, nicht sich selbst betrügen. Er hatte eine Minute Vorsprung. Die würde er sich niemals nehmen lassen. Nicht bei einer Bergankunft. Sein Toursieg stand fest. Keine Organisation, kein Verband, keine Regierung oder wer auch immer dahinter stecken mochte konnte daran noch etwas ändern. Sie würden es akzeptieren müssen.
Ein letztes Mal hatte er das arrogante, ja beinahe erniedrigende Lächeln seines Gegenübers ertragen müssen. Man habe sich nun wohl weiter nichts zu sagen. Zwei seiner Männer würden Jaime, oder Signore Cadrillo, wie man ihn hier genannt hatte, nach draußen geleiten. Über sein Abschiedsgeschenk solle er sich freuen. Er würde schon verstehen.

Wortlos und kalt hatten sie ihn entlassen. Kalt war auch die Nacht am Fuße der Alpen gewesen. Er war zum Hotel gerannt um der Kälte zu entgehen, die sich seiner Seele bemächtigt hatte. Doch sie war nicht gewichen. Irgendetwas war falsch gewesen, hatte nicht gestimmt. Die Beklemmung war nicht verschwunden. Mit zittrigen Fingern hatte er die Tür zu seinem Hotelzimmer aufgeschlossen. Alles war ruhig. Doch auf dem Bett hatte ein kleines Päckchen gelegen.
Mit einem Schaudern dachte er daran zurück. Er hatte das Päckchen ausgewickelt. Zwei Finger waren darin gewesen. An dem einen hatte ein goldener Ring gesteckt. Jaime trug den gleichen an seiner Hand. Der andere Finger war viel kleiner gewesen, die Haut viel zarter. Auch diesen hatte er erkannt. Das Abschiedsgeschenk war eindeutig gewesen, und gleichsam die Konsequenz. Jaime Cadrillo hatte die Tour de France nicht gewonnen.

Jeder Mensch hat seinen Preis. Den eigenen kannte Jaime nun.

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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6741365Beitrag Flame of Za-i-ba
22.10.2008 - 18:06

Ohohoh ... Noch knapp sechs Stunden. Gleich noch zwei weg. Wird knapp, aber sollte zu schaffen sein. So ein toller Wettbewerb gerade dann, wenn man wirklich über den gesamtem Zeitraum viel zu tun hat ...

Aber noch geb ich nicht auf, auch wenn Grabba mich zwingt mein Projekt zu verändern ;).
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arkon
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Beitrag: # 6741372Beitrag arkon
22.10.2008 - 19:37

dann hoffe ich doch mal auf ein enges finish ;)
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6741429Beitrag Flame of Za-i-ba
22.10.2008 - 23:04

Tut mir Leid. Keine Chance. Die Idee ist einfach zu umfangreich und kürzen? Nein, dass kann ich der Geschichte nicht antun. Ich bräuchte einfach noch zwei bis drei Tage um die Story veröffentlichen zu können.

Tut mir Leid, an alle die damit einen Kontrahenten verlieren ;) und ebenfalls Sorry, dass wegen mir die Frist verlängert wurde und ich es trotzdem nicht geschafft habe. Konnte bis heute jedoch nur Kopfarbeit machen ... :(.
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