Ein „scheinbar“ wäre in dem Satz angebracht gewesen.
Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass Landis sich nun zu Wort meldet und gegen Armstrong stänkert, er veranstalte eine "Retortentour"
Grabba ist schon der zweite nach Floyd Landis (Equipe Ausgabe 2), der das Problem erkennt. Natürlich ist es völlig realitätsfremd, dass die besten Fahrer aus einem ganzen Jahrzehnt in Topform gegeneinander antreten. Das war auch von Anfang an klar und Lance bestreitet das auch gar nicht direkt. Er nennt es ein "Event", ein "Spektakel". Es soll das Publikum unterhalten, im AAR die Franzosen, hier die Leser. Deshalb findet die Tour auch in Frankreich statt, weil die französischen Zuschauer es lieber genießen Virenque und Jalabert wieder zu sehen als sich zu fragen, woher die Form kommt. Style wäre ein Vertreter dieser Ansicht. Lieber verzichtet man ein bisschen auf Realismus, als auf die spannendsten Elemente, die Duelle von früher. Die Tour ist nur eine Privatveranstaltung mit dem Geldgeber, dem Organisator Armstrong. Unterstützt von der korrupten L’Equipe wird das ganze als große Rundfahrt propagiert. Welcher Franzose würde eine Tour gucken, welcher User würde einen AAR lesen, bei der Jalabert und Ullrich im Grupetto fahren und vorne Fothen und Bruseghin aufs Treppchen? Das wäre viel größerer Quatsch. Und immerhin könnt ihr auch davon ausgehen, dass Lance den Startern früh genug Bescheid gesagt hat und sie also wieder relativ gut in Form gekommen sind. Der Rest mag ein bisschen inszeniert sein, ist aber notwendig um Nostalgiker zufrieden zu stellen.
Im Verlaufe der Rundfahrt wird es auf jeden Fall Duelle zwischen Zabel und Cipollini, sowie zwischen Basso, Ullrich & Co auf Augenhöhe geben, weil ihr alles andere die Würze nehmen würde.
Jetzt geht es aber weiter mit dem Prolog.
K.M.: Herzlich Willkommen zur Übertragung der Tour de Lance. Zum heutigen Prolog von Fromentine nach Noirmoutier-en-Ile über 19 Kilometer begrüßen sie ganz herzlich Ulli Jansch und Karsten Migels.
U.J.: Ja, Karsten, aber genug der Willkommensworte, das Renngeschehen geht gerade in die heiße Phase. Momentan führt der Kolumbianer Victor Hugo Pena vom US Postal Team vor Andreas Klöden.
K: Genau und das ist sehr erfreulich. Mal gucken wie sich der Klödi im Laufe der drei Wochen präsentieren kann. Wenn man Klöden erwähnt, muss man ebenso die anderen deutschen berücksichtigen. Sebastian Lang liegt hinter Hincapie auf Platz 4 und Jens Voigt auf Rang 6.
U: Und das ist ja noch nicht alles. Gerade vor dem Start der Liveübertragung ist nämlich ein zyanblauer Blitz bei der ersten Zwischenzeit vorbeigesaust. Uwe Peschel hat mit ein paar Hundersteln Vorsprung den ersten Platz übernommen.
K: Aber da kommt ja ein gewisser Herr Cancellara vorbei und der ist ja immerhin Zeitfahrweltmeister. Mal schauen was das für eine Zeit wird…
U: Ja! Er bleibt vier Sekunden zurück. Und jetzt Scheitern sie reihenweise. Vinokurov, Hamilton, Mc Gee und die Bergflöhe aus Spanien Fernando Escartin und Francisco Mancebo. Die verlieren viel Zeit. Warte mal, ein paar sind schon durch. Hier: Heras hat 2:05 Rückstand, Sastre 2:08, Valverde 2:35.
K: Das ist ja aber auch nicht deren Terrain. Im Gegensatz zum Schotten David Millar! Der sieht aber stark aus. Neun Sekunden hat er noch mal oben drauf gepackt. Und auch Chris Boardman kommt jetzt zu der Marke. Drei Sekunden Rückstand hat der Brite.
U: Aber die Redaktion aus Paris sagt uns gerade, dass wir eine kleine Werbepause machen, weil die nächsten Fahrer nicht so interessant sind. Zum Start von Jan Ullrich sind wir dann aber zurück.
K: So, da sind wir wieder. Und wie versprochen rollt Jan Ullrich von der Startrampe.
U: Mal sehen was das wird. Er klagt ja wieder über eine Erkältung. Hoffentlich kann er heute mit den besten mithalten.
K: Und zu denen gehört sicher auch David Zabriskie. Aber auch er scheitert an der Zeit von Millar und bleibt sogar hinter Lang zurück.
U: Dafür fliegt der nächste Fahrer nur so heran.
Und das ist die Bestzeit für Santiago Botero. Er nimmt Millar noch eine Sekunde ab.
K: Ja genau, er hat schon davor Vorsprung vor dem Rest. 18 Sekunden vor Zülle, 14 vor Olano und…
U: Keine auf Ullrich. Ullrich ist vorne. Er kann die Bestzeit noch mal knacken. Da kann jetzt nur noch einer vorbeikommen. Lance Armstrong.
K: Da biegt er schon um die Ecke. Oh, das wird ganz knapp. 7:32 muss er schlagen.
U: 7:31,7:32,7:33, jawohl, Ulle ist vorn. Der Texaner hat eine Sekunde Rückstand.
K: Mal schauen was sich mittlerweile im Ziel getan hat. Das haben wir nur mit einem Auge mitverfolgen können, denn wir achten ja logischerweise hauptsächlich auf die großen Favoriten, Jan Ullrich und Lance Armstrong.
U: Aha. Pena liegt immer noch vorne, dahinter jetzt Galdeano, Peschel und auf 4 immer noch Klöden.
K: Aber da kommen jetzt ja die beiden starken Briten. Zuerst David Millar. Was für eine Duftmarke. Er liegt 22 Sekunden vorne. Da kommt auch Boardman nicht heran. Sollte der Schotte hier seinen zweiten Prolog nach 2000 gewinnen? Jetzt können ihn nur noch drei Fahrer schlagen. Auch die anderen Kapitäne kommen jetzt mit Rückstand ins Ziel. Zubeldia 52 Sekunden, Zülle 50 und Olano 37.
U: Aber du schau mal Karsten. Da hat die Regie gepennt. Botero ist schon im Ziel, vor Millar. 19:41 ist seine Zeit.
K: Das wäre ein Riesenerfolg für den Kolumbianer. Aber jetzt kommt Jan Ullrich mit einer famosen Zeit.
Mit einem runden Tritt fliegt er Richtung Ziel. Das sollte reichen, das müsste reichen, aber diese Zielgerade täuscht. Die zieht sich immer mehr in die Länge, Jetzt muss er sich schon sehr beeilen, aber er kann die Bestzeit noch knacken. Jetzt kommt er über die Ziellinie und…
U: Knapp hinter Botero. Gerade mal 4 Sekunden. Aber immerhin hat er sich besser verkauft als 2005, wo er auf derselben Strecke von einem gewissen Amerikaner überholt wurde.
K: Stichwort Amerikaner. Da kommt Armstrong. Bei der Zwischenzeit war er eine Sekunde langsamer als Ullrich, wie wird es jetzt aussehen.
U: Der hat auf dem letzten Teil richtig zugelegt. Er stampft ja in die Pedale wie in seinen besten Zeiten. Aber er ist auch noch auf dieser langen Zielgerade, die uns eben schon getäuscht hat.
U: Und er ist zwei Sekunden vor Jan Ullrich.
K: Aber eben auch zwei Sekunden langsamer als Santiago Botero. Damit gewinnt der Kolumbianer die Etappe und bekommt das gelbe Trikot.
U: Damit erhält er das Trikot, dass er in seiner aktiven Zeit bei der Tour nie tragen konnte. Mit seiner Form kann er sogar ein möglicher Kandidat für das Podium in Paris sein. Dennoch, wer heute Zeit verloren hat, kann in den Bergen noch viel gut machen. Die Tour ist noch nicht vorbei.
K: Nein gewiss, das ist sie lange nicht. Und wenn erstmal die Berge kommen, dann wird auch ein Santiago Botero mit großer Wahrscheinlichkeit wieder zurückfallen. Nicht in das Grupetto, so weit wird es nicht kommen, aber gegen die Fahrer wie Armstrong und Ullrich wird er es schwer haben zu bestehen. Doch bis dahin hat er noch einige flache Etappen zu bewältgen.
U: Ja und auf diese Etappen freuen wir uns schon. Für heute müssen wir uns dann aber leider schon mit dem Blick auf die Ergebnisse verabschieden, das Damentennis ruft.
K: Morgen sehen wir uns dann wieder um 14:30 bei Eurosport. Bis dahin Servus, Adieu und Tschüss von Karsten und Ulli.
Tageswertung/Gesamtwertung
1.Santiago Botero Kelme 19:41
2.Lance Armstrong US Postal 0:02
3.Jan Ullrich Telekom 0:04
4.David Millar Cofidis 0:10
5.Chris Boardman Credit Agricole 0:19
6.Victor Hugo Pena US Postal 0:32
7.Igor Gonzales de Galdeano ONCE 0:34
8.Uwe Peschel Gerolsteiner 0:36
9.Abraham Olano Olano ONCE 0:37
10.Andreas Klöden Telekom 0:41
Punktewertung
1.Santiago Botero Kelme 15
2.Lance Armstrong US Postal 12
3.Jan Ullrich Telekom 10
Teamwertung
1.US Postal 1:00:18
2.Telekom 0:23
3.ONCE 0:36