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Escartin
8.9.2007 - 14:22
1995, vor zwölf Jahren, errang zuletzt ein Belgier einen Podiumsplatz bei einer großen Landesrundfahrt: Johan Bruyneel wurde hinter Jalabert und Olano dritter der erstmals im Herbst ausgetragenen Vuelta. Geht die Durststrecke in diesem Jahr zu Ende? Stijn Devolder schickt sich an, heute das goldene Trikot der Vuelta zu erobern und die Chancen stehen nicht schlecht, dass er damit den Grundstein für einen Stockerlplatz in Madrid legt. Wer ist die Konkurrenz?
Zunächst sicher Carlos Sastre, der durch Konstanz brilliert, aber nie ein Fahrer war, der durch explosive Antritte am Berg glänzen konnte. Er wird Devolder in den Bergen zwar Zeit abnehmen, aber ihm fehlt die eine große Bergetappe, auf der er mehrere Minuten auf den Belgier herausfahren könnte. Dennoch: Beste Chancen, in Madrid vor ihm zu liegen.
Dann Denis Menchov und Cadel Evans, auf dem Papier die stärksten Rundfahrer im Vueltafeld, aber beide am Ende einer langen Saison wohl kaum als Muster an Konstanz zu bezeichnen. Es ist sehr damit zu rechnen, dass sie im Verlauf der Rundfahrt an Form einbüßen, ein Nachteil gegenüber dem relativ frischen Devolder. Das wird eng.
Jose Angel Gomez Marchante: Schon mehr als eine Minute zurück, dazu mit klaren Nachteilen im Zeitfahren. Das ist auf den vier ausstehenden Bergetappen kaum mehr aufzuholen. Ihn hat der Belgier im Griff.
Samuel Sanchez: Kein Weltklassekletterer, im Zeitfahren auch nur ordentlich, wo soll er die 1:20 Rückstand aufholen? Allein die Etappe über den Monachil kommt ihm entgegen. Allerdings wie Devolder noch frisch, er wird sich im Laufe der Rundfahrt nach vorne schieben. Chancen hat er also noch.
Vladimir Efimkin: Am Berg offenbar stärker als der Belgier, aber heute verliert er mindestens 2:30. Wenn er nach den Pyrenäen nicht vor Devolder liegt, gelingt ihm das auch in Madrid nicht. Seine Konstanz über drei Wochen ist zudem unklar.
Fazit: Außer Carlos Sastre kann kein Konkurrent klare Vorteile gegenüber Devolder verbuchen, der damit durchaus realistische Chancen auf einen Podiumsplatz geltend machen kann. Wünschen würde ich es ihm.
"Wittgenstein pondered what time it could be on the sun (it was a nonsensical question, he concluded)." - The Economist