Doping im Radsport

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

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Kyle
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Beitrag: # 462400Beitrag Kyle
28.8.2007 - 23:04

Klaus und Tony hat geschrieben: An dieser Stelle sollte man mal weiter denken und nicht eine Polemik starten, die darin gipfelt, dass jemand von Verdummung spricht, von dem dieses Wort gemieden werden sollte wie das Weihwasser von Didi Senft, wenn er der wäre, für den er sich ausgibt.
Von Polemik distanziere ich mich mal lieber - was ich zuletzt geschrieben habe, stand unter einen anderen Licht - ich habe es mir einfach erlaubt mich über das zitierte Zitat lustig zu machen.

Grund: Die Meldung klingt so suspekt wie albern.

Das Wort "Dumm" bezog sich ausschließlich auf den Konsens des letzten Beitrags und auch nur auf dessen aufgeführtes Zitat. Nicht immer gleich alles bierernst nehmen ;)
Wer später bremst, ist länger schnell.

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Klaus und Tony
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Beitrag: # 462424Beitrag Klaus und Tony
29.8.2007 - 11:04

Ich sag dir auch noch, warum ich es bisschen ernster nehme als ich vielleicht sollte:
Weil die Leute, die der Meinung sind, dass ein Sportler mit einem positiven Dopingtest keine Meinung und keinen Rechtsanspruch mehr haben sollte, dass alles, was er tut, lächerlich ist und nur von seiner Schuld ablenken soll, das Grundübel sind. Sie sind vielleicht nicht die Pest, vielleicht nicht mal die Flöhe, aber ganz sicher die Ratten.
An dieser Stelle sollte man mal weiter denken
Lasst uns mal darüber reden, ob ein Weltsportverband oder eine (Anti-)Dopingagentur auch in 20 Jahren noch das Privatleben und die Reisewege von Sportlern kontrollieren dürfen wird. Ist es wünschenswert? Wäre der Staat (als wohl einzig mögliche Alternative) das größere oder kleinere Übel?

RotRigo
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Beitrag: # 462434Beitrag RotRigo
29.8.2007 - 11:59

Ohne lange darüber nachzudenken bin ich der Meinung, dass der Staat als Kontrollorgan das größere Übel wäre. Allein schon aus dem Gedanke heraus, dass die Macht verteilt werden sollte. Allerdings muss man dann wohl auch weiter denken: Ist eine Gewaltenteilung in diesem Fall überhaupt langfristig möglich? Wird sich nicht irgendwann der Stärkste als Gewalten-Monopol durchsetzen?

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RJW
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Beitrag: # 462436Beitrag RJW
29.8.2007 - 12:04

So ganz verrückt ist die Klage nun auch nicht. Die Einschränkungen, die ein Sportler bei den Doping-Kontrollen hat, sind schon eine ziemlich starke Einschränkung der persönlichen Freiheit. Eigentlich ist er verwunderlich, daß erst jetzt jemand dagegen klagt.
Sollte Kashechkin mit der Klage Recht bekommen, dann wäre die Folge, daß Doping in jeder Sportart praktisch freigegeben wird, weil es keine Möglichkeit mehr gibt, vernünftig zu kontrollieren.
(ARD/ZDF zeigen dann nie mehr die Tour wegen Doping, aber weiter Olympia, Leichtathletik, Fußball, etc.)

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wassertraeger29
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Beitrag: # 462478Beitrag wassertraeger29
29.8.2007 - 15:44

Dann bleibt Kashechkin aber allein schon dadurch unglaubwürdig und ein, mit Verlaub, A-Loch denn scheinbar interessierten bzw. störten ihn diese persönlichen Einschränkungen erst als er positiv getestet wurde.
Die Klage steht ihm juristisch sicher zu, für unmoralisch halte ich sie trotzdem im höchsten Maße.

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Klaus und Tony
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Beitrag: # 462490Beitrag Klaus und Tony
29.8.2007 - 16:51

Natürlich kann einem dieser Gedanke kommen.
Aber ist es nicht auch bisschen verständlich, dass man erst vom UCI-Druck befreit sein muss, bevor man sie verklagt?
Das Bosman-Urteil heißt ja auch nicht Gullit-Urteil. :-)

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wassertraeger29
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Beitrag: # 462495Beitrag wassertraeger29
29.8.2007 - 17:05

Ich glaube viel eher das Kashechkin der erste überführte Radsportler ist, der wegen der erhöhten Strafe und dem zu zahlenden Jahresgehalt alles auf eine Karte setzt, weil er seine Felle davonschwimmen sieht. Der Herr wird keine rosige Zukunft haben und das ist so gut, wie es auch das Ziel der Anti-Doping Anstrengungen war und ist.
Das Kashechkin, wie sein Landsmann, jetzt alle juristischen Tricks auspackt, ist arm, aber insofern verständlich als das er wenig zu verlieren hat. Ihm das jetzt zu glauben, finde ich wesentlich schlimmer!

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Klaus und Tony
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Beitrag: # 462498Beitrag Klaus und Tony
29.8.2007 - 17:09

Was zu glauben?

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wassertraeger29
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Beitrag: # 462499Beitrag wassertraeger29
29.8.2007 - 17:12

Dass es ihm ernsthaft um die Rettung seines Privatlebens und das seiner ehemaligen (:D) Kollegen geht und nicht schlichtweg darum seine eigene Haut zu retten.

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Stephen Roche
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Beitrag: # 462502Beitrag Stephen Roche
29.8.2007 - 17:18

Was ist so schlimm daran, die eigene Haut retten zu wollen?
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wassertraeger29
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Beitrag: # 462506Beitrag wassertraeger29
29.8.2007 - 17:25

Dafür ehrenhafte Motive als Deckmantel nutzen zu wollen, ist meiner Meinung nach arm und unmoralisch, aber wie ich auch sagte im gewissen Maße verständlich. Ich finde es, wie gesagt, viel schlimmer ihm diese Motive abzukaufen.

Man stelle sich das mal vor. Jemand der sich in seinem Sport langfrisitg manipuliertes (fremdes) Blut spitzen lässt/lassen muss, früher EPO/Testosteron genommen hat - und somit seine Lebenserwartung wahrscheinlich deutlich verringert - fühlt sich von regelmäßigen Kontrollen in seinem Privatleben gestört?
Andersrum wird ein Schuh daraus, ohne die Einschränkungen des Dopings im Spitzensport wird jedes "Talent" bereit sein müssen für seinen Sport zu sterben um Top-Ergebnisse einfahren zu können. Das ist dann ein Eingriff ins Privatleben!

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Beitrag: # 462511Beitrag $$_gibo_$$
29.8.2007 - 17:34

wassertraeger29 hat geschrieben:Dafür ehrenhafte Motive als Deckmantel nutzen zu wollen, ist meiner Meinung nach arm und unmoralisch, aber wie ich auch sagte im gewissen Maße verständlich. Ich finde es, wie gesagt, viel schlimmer ihm diese Motive abzukaufen.

Man stelle sich das mal vor. Jemand der sich in seinem Sport langfrisitg manipuliertes (fremdes) Blut spitzen lässt/lassen muss, früher EPO/Testosteron genommen hat - und somit seine Lebenserwartung wahrscheinlich deutlich verringert - fühlt sich von regelmäßigen Kontrollen in seinem Privatleben gestört?
Andersrum wird ein Schuh daraus, ohne die Einschränkungen des Dopings im Spitzensport wird jedes "Talent" bereit sein müssen für seinen Sport zu sterben um Top-Ergebnisse einfahren zu können. Das ist dann ein Eingriff ins Privatleben!
Der Vergleich war jetzt aber schwach. Du kannst dich nicht gegen die Kontrollen der UCI wehren, aber du kannst sehr wohl sagen das du den Sport ohne Doping ausübst.

Klar versucht er jetzt nur noch seine eigene Haut zu retten aber das würde jeder in seiner Situation machen.
Es ist nunmal so das nur im Radsport diese Kontrollen durchgeführt werden. Was meinst du was passieren würde wenn sich ein unangemeldeter Kontrolleur bei Miroslav Klose blicken lässt.

Der würde ihn auf Millionen verklagen und trotzdem würde keiner behaupten das Klose dopt :lol:
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wassertraeger29
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Beitrag: # 462514Beitrag wassertraeger29
29.8.2007 - 17:42

Du weißt aber schon, dass Kashechkin des Fremdblutdopings überführt wurde?
Ansonsten: :roll:

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Beitrag: # 462516Beitrag $$_gibo_$$
29.8.2007 - 17:49

Nein aber danke das du mir das sagst :lol:

Aber jetzt mal im Ernst klar er hat gedopt klar er versucht sich rauszureden haben andere Herren auch gemacht Basso,Ullrich, Contador bei ihnen war die Beweislage nur nicht so belastend wie bei Kaschechkin.
Aber es ist ganz einfach so das er mit seiner Aussage Recht hat. Nirgends sind die Kontrollen so streng wie beim Radsport(was ich auch für richtig halte), aber man muss ganz einfach auch die Kontrollen in anderen Sportarten angleichen...
Wenn ein Herr Kahn seine Urinprobe nach einem CL-Spiel durch die Bude pfeffert dann gibts ne Sperre wenn das ein Radfahrer macht der würde sofort suspendiert werden für Monate :roll:

Und man kann nicht einfach fördern das die Radsportler noch mehr kontrolliert werden aber gleichzeitig in anderen Sportarten ein fauler Lenz einkehrt...
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wassertraeger29
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Beitrag: # 462519Beitrag wassertraeger29
29.8.2007 - 18:13

OK, allgemeiner: Du weißt aber schon worum es hier geht?

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Beitrag: # 462531Beitrag $$_gibo_$$
29.8.2007 - 18:52

Ich schätz mal um Doping im Radsport und um den Kasachen der die UCI verklagen will, also wirklich sowas gehört sich doch nicht schließlich besteht die UCI aus hochkompetenten Leuten, wenn ich falsch liege dann korriegiere mich :roll:
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Stephen Roche
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Beitrag: # 462567Beitrag Stephen Roche
29.8.2007 - 21:41

Wieso müssen wir uns immer anmaßen, das Verhalten anderen an - m.E. zweifelhaften - Moralmaßstäben zu messen und als amoralisch zu verurteilen?

Konkreter: Was hat das ganze mit Moral zu tun? Es ist Wettkampf. Es ist Business. Illegales Verhalten wird sanktioniert. Dagegen kann man sich mit Rechtsmitteln wehren. Punkt.

Und zu Kashechkin: Ich kann ihn verstehen. Jahrzehntelang gibt es ein System UCI, dass alles verdeckt, duldet, beschönigt. Die Rennställe haben mitgemacht. Die Ärzte [!] haben mitgemacht. Die Veranstalter haben mitgemacht. Und jeder, der etwas dagegen gesagt hat, war der Verräter. Und plötzlich ist alles ganz anders. Jeder, der sein Leben auf das alte System ausgerichtet hat, ist der unmoralische Ewiggestrige, der lügt und betrügt und die Welt aus den Angeln heben will.

Noch ein Beispiel für die Bigotterie: Der BDR diskutiert ernsthaft darüber, Zabel wegen dessen verjährter und gestandener Dopingvergehen nicht zur WM mitzunehmen. Wer waren denn die Teamchefs? Wer waren die Bundestrainer? Wer die Jugendtrainer? Von wem wurden die bezahlt? Was haben die getan? Aber man tauscht die Leute aus und spielt sich auf wie ein königsberger Aufklärer. Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.
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wassertraeger29
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Beitrag: # 462572Beitrag wassertraeger29
29.8.2007 - 21:53

Ja ja, die guten alten Zeiten.

Genau darum gehts doch, Kashechkin sieht unangekündigte Dopingkontrollen als Eingriff in sein Privatleben an, dass er aber, wenns bei den guten alten Zeiten bleibt, sein Leben aufs Spiel setzen muss, um mit dem Radsport sein täglich Brot zu verdienen ist ihm egal. Business, aha, wie ist das im Business mit Leuten die sich nicht schnell an veränderte Verhältnisse anpassen?
Und ob man es nun Moral nennen will, oder aber Ehrlichkeit, Rückgrat oder einfach "alte Werte" sei mal dahingestellt.

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Stephen Roche
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Beitrag: # 462576Beitrag Stephen Roche
29.8.2007 - 22:00

Wer sagt, dass die Zeiten gut waren? Und woher weißt Du, dass es "ihm egal" ist/war?

Nochmals die Frage: Was gibt uns das - moralische - Recht, diese Sportler als unmoralisch abzustempeln?
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wassertraeger29
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Beitrag: # 462579Beitrag wassertraeger29
29.8.2007 - 22:14

Du z.B. klingst so, als ob du die alten Zeiten des Radsports verharmlost. Mal ganz nüchtern betrachtet, mit Sätzen wie "Jeder, der sein Leben auf das alte System ausgerichtet hat, ist der unmoralische Ewiggestrige, der lügt und betrügt und die Welt aus den Angeln heben will." könnte man auch sämtliche rechtsradikale Übergriffe seit dem 2WK als zumindest nicht unmoralisch darstellen.
Was ich damit sagen will, Kashechkin wusste schon immer das das was er tut falsch ist, wieso sollte er eine Schonfrist bekommen, wenn nun einfach nur das angewandt wird/werden kann, was schon seit Jahrzehnten in den Reglements steht?
Unmoralisch, wie gesagt alternativ auch unehrlich etc., wird sein Verhalten meines Erachtens genau dann, wenn er ehrenhafte Motive vorschiebt um seinen Hintern vom Eis zu bugsieren, den Hintern den er selbst aufs Glatteis geführt hat. Und diese Handlung, also die Klage (nicht den Sportler, habe ich nie geschrieben) mit entsprechender scheinheiliger Begründung, stempele ICH als unmoralisch ab.

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zabelchen
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Beitrag: # 462587Beitrag zabelchen
29.8.2007 - 23:04

Und trotzdem finde ich es "diskussionswürdig" wenn man jedes Urlaubsziel angeben muss und während einer 3 - wöchigen Rundfahrt mitten in der Nacht aus dem Schlaf geholt wird. Deswegen haben Radsportler schon gestreikt ;)

Das man so natürlich eher Dopingsünder schnappt als wenn man sich 1 Monat vorher ankündigt ist klar, doch fragwürdig ist es trotzdem, das hat fast schon Stasi-Methoden...
Reifezeit Erfolge:
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Giro 2010: Sieger des Bergtrikots
Tour 2010: Sieger des Bergtrikots
9 facher Etappensieger

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