Die Karriere des Rot Rigo [L-B-L 2008]

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

fabiesg
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Beitrag: # 462171Beitrag fabiesg
27.8.2007 - 21:45

Lasst doch endlich Doping in AARs zu. Das macht dem Schreiber viel mehr Arbeit und wir Leser würden durch Doping mehr Spass haben. Rot Rigo gedopt.. oder so.. Doping ist Alltag im Radsport.

Ansonsten Rot: Super Job. Mach weiter so...

RotRigo
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Beitrag: # 462430Beitrag RotRigo
29.8.2007 - 11:36

2.7.2006 (Straßburg) – TdF Tag 2 - Kampf um das erste Bergtrikot:
Der zweite Tag der Tour de France bringt die erste normale Etappe mit sich und endet eigentlich immer mit einem Massensprint. So auch heute. Doch bevor sich die schnellen Männer beim Kampf Schulter an Schulter in Szene setzen dürfen, ist der zweite Tag der Tour meist auch der Tag, an dem zum ersten mal das Bergtrikot vergeben wird. Manchmal trägt an diesem Sonntag Abend sogar ein Sprinter dieses mystische weiße Trikot mit den roten Punkten, weil die erste Bergwertung der Tour de France, oft nicht mehr als der Anstieg zu einer Autobahnbrücke darstellt. Leichter scheint man nie in den Genuss eines Führungstrikots kommen zu können!
Die fünf Punkte, die den Sieger dieser ersten Bergwertung, die heute an der „Cote de Heiligenstein“ ausgetragen wurde, zum Träger des Bergtrikots machen, werden im Verlauf der kommenden drei Wochen so unwichtig werden wie ein Pfropf. Dann, wenn die Virenque’s, die Van Impe’s und die Bahamontes’ dieser Tour die Wertungen unter sich ausmachen und ihre Punktzahlen die 200er-Marke überschreiten, dann werden sich nicht mehr viele an den erinnern, der heute das Bergtrikot erobert hat. Vielleicht wird Steffen Wesemann dann sogar noch immer mit fünf Punkten irgendwo ganz unten in der Bergwertung herumkrebsen. Heute aber, durfte der Deutsche von T-Mobile auf das Siegerpodest um sich Küsschen abzuholen und der Presse zu präsentieren. Heute war er, der Spezialist für flache Kopfsteinpflaster-Klassiker im April, ein kleiner Held der Kletter-Welt!
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Wie eigentlich immer auf einer zweiten Etappe der Tour de France, holte Wesemann sich das Trikot aus einer Spitzengruppe heraus, die sich früh gebildet hatte, an der Bergwertung mit größtmöglichstem Vorsprung ankam, dort gegeneinander um die Punkte sprintete und am Ende der Etappe problemlos vom Feld eingeholt wurde.
Für letzteres sorgten natürlich einmal mehr die Express-Züge der Top-Sprinter Petacchi, Zabel, McEwen, Hushovd und Freire. Doch all die Arbeit ihrer Helfer war umsonst, als am Ende Jean-Patrick Nazon von Ag2r die Etappe gewann. Der Franzose nutzte die Unruhe, die im Feld durch den letzten Zwischensprint, drei Kilometer vor dem Ziel, ausgelöst worden war.
McEwen, der sich die Zwischenwertung gesichert hatte, fand sich plötzlich ohne Helfer an der Spitze des Feldes wieder und nahm Tempo raus, was Rabobank an die Spitze spülte. Allerdings hatten auch die Holländer jetzt nur noch Graeme Brown an der Seite von Oscar Freire. Der Australier versuchte möglichst lang im Wind zu bleiben, konnte das Tempo zum Schluss aber nicht mehr hoch genug halten. So kam es zum ewig langen Sprint Mann gegen Mann, den Freire unmöglich gewinnen konnte, weil er schon viel zu früh im Wind stand. Immerhin schaffte es der Spanier den dritten Platz zu behaupten – hinter Zabel und eben jenem Franzose, der in letzter Sekunde sein Rad am Berliner vorbeigeschoben hatte.
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McEwen wurde vierter und die die Verlierer des Tages sind Thor Hushovd (Platz 16) und Alessandro Petacchi (23.). Der Weltmeister und der GT-Etappenjäger Nummer eins hatten im Getümmel die Übersicht verloren und waren im entscheidenden Moment nicht vorn dabei gewesen. Eine enttäuschende Vorstellung!

Ergebnis – 2. Etappe – Tour de France:
1 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 4h14'33
2 Erik Zabel TEAM MILRAM s.t.
3 Oscar Freire RABOBANK s.t.
4 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO s.t.
5 Sébastien Chavanel BOUYGUES TELECOM s.t.

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1 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM 4h23'33
2 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 3
3 Bobby Julich TEAM CSC + 5

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1 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 39
2 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 30
3 Erik Zabel TEAM MILRAM 30

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1 Steffen Wesemann T-MOBILE TEAM 5
2 Daniele Rìghi LAMPRE - FONDITAL 3
3 Tiziano Dall'Antonia CERAMICA PANARIA - NAVIGARE 1

RotRigo
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Beitrag: # 462452Beitrag RotRigo
29.8.2007 - 13:39

3.7.2006 (Esch-sur-Alzette) – 3. Tag Tdf – Frankreich im Jubel:
Ganz Radsport-Frankreich hat durch die letzten zwei Tage neue Hoffnung geschöpft. Zwar handelt es sich beim von der L’Equipe frisch zum Ass erkorenen Jean-Patrick Nazon nicht um einen möglichen Tour-Sieger, doch die Franzosen scheinen auch Sprinter seit neuestem in ihr Herz zu schließen. Wie unschwer zu erkennen hat Nazon nach dem starken Auftritt von gestern heute noch mal eins drauf gelegt. Während gestern noch viele, auch ich, von einem Überraschungssieg oder einem Glücksfall gesprochen haben, ließ der Ag2r-Mann heute keinen Zweifel, dass er tatsächlich der Stärkste war. In einem großartigen Massensprint suchte sich der Mann im Grünen Trikot das Hinterrad von Oscar Freire, verteidigte es bis zum letzten Moment und nutzte es dann als Sprungbrett zum Sieg. Nazon’s Timing war, genau wie gestern, perfekt und so schob er sich erst auf den letzten Metern mit der höchsten Endgeschwindigkeit an die Spitze – diesmal vor Freire, McEwen und Zabel.
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Mein dritter Tour-Tag verlief im Gegensatz zu dem der Sprinter ziemlich ruhig. Ich hielt mich ständig in der Mitte des Feldes auf und hatte nie irgendwelche Schwierigketen. So konnte ich mich mit verschiedenen Fahrern unterhalten und dafür sorgen, dass die Fotografen mich möglichst oft in ihrer Linse hatten – beispielsweise zusammen mit dem deutschen Meister Andreas Klöden und dem Mann im Bergtrikot, Steffen Wesemann.
Letzterer verschwendete heute übrigens keine Kraft um das Trikot zu verteidigen. Als gleich zu Beginn der Etappe eine vierköpfige Spitzengruppe mit den Franzosen Buffaz und Jalabert, sowie dem Belgier Nuyens und dem Spanier Herrero Llorente entstand, erhob sich Wesemann noch nicht mal aus dem Sattel. Er ließ die Jungs gewähren und verschenkte das Wertungstrikot förmlich. Als ich ihn später darauf ansprach, warum er es nicht verteidigte antwortete er nur: „Sieh mal, wenn ich hier heute in die Spitzengruppe gehe und an jeder Bergwertung versuche meinen knappen Vorsprung von fünf Punkten zu verteidigen, dann brauche ich unglaublich viel Kraft. Heute ist erst der dritte Tag dieser Tour und es werden noch 18 weitere folgen, an denen ich diese Kraft sehr gut gebrauchen kann. Ich komme lieber am Ende in Paris an und trage zum Tour-Sieg von Ulle oder Klödi bei, als dass ich einen Tag länger im Bergtrikot fahre und dann gleich bei der ersten Bergetappe aussteigen muss.“
Irgendwie klang das einleuchtend und so bohrte ich nicht weiter nach. Schade eigentlich, dass sich die T-Mobile-Helfer für ihre Kapitäne dermaßen schonen…
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Der neue Mann im Bergtrikot, Herrero Llorente (links) und der alte, Steffen Wesemann (rechts – hier an der Seite von Klöden und mir)

Ergebnis – 3. Etappe – Tour de France:
1 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 5h31'58
2 Oscar Freire RABOBANK s.t.
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO s.t.
4 Erik Zabel TEAM MILRAM s.t.
5 Julian Dean CRÉDIT AGRICOLE s.t.

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1 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM 9h55'31
2 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 3
3 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM + 5

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1 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 74
2 Oscar Freire RABOBANK 60
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 56

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1 David Herrero Llorente EUSKALTEL - EUSKADI 27
2 Nick Nuyens QUICK STEP - INNERGETIC 20
3 Nicolas Jalabert PHONAK HEARING SYSTEMS 16

RotRigo
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Beitrag: # 462668Beitrag RotRigo
30.8.2007 - 15:18

4.7.2006 (Valkenburg) – 4. Tag TdF – So nah liegen Freud und Leid:
Während für Stefan und Fabian heute der Tag war, an dem sie auf eigene Faust versuchen sollten die Etappe zu gewinnen, ging es für Levi, Markus und mich darum im Finale vorn dabei zu bleiben und keine Zeit in der Gesamtwertung zu verlieren.
Die Etappe endete im niederländischen Valkenburg auf dem Cauberg und beinhaltete somit fast dasselbe Finale wie das Amstel Gold Race – ein Rennen, bei dem Davide Rebellin in den letzten drei Jahren immer auf dem Podium stand. Der Italiener aber steht nicht in unserem Tour-Aufgebot und so lag es wie gesagt an Fabian, der letztes Jahr immerhin vierter beim Amstel gewesen war und Schumi, die Kohlen aus dem Feuer zu holen.
Nachdem letzterer beim Prolog nur Rang 37 belegt hatte, war er heute besonders heiß. Ständig hielt er sich im vorderen Teil des Feldes auf, ohne auch nur einmal in den Wind zu rutschen oder Kräfte zu vergeuden. Als das Finale der Etappe dann anbrach und wir über den Loorberg und Trintelen hinweg waren, hielt Schumi nichts mehr. Das Feld war inzwischen rasend schnell und deutlich dezimiert, aber unser Glatzkopf huschte immer noch in den vorderen Reihen hin und her. Mal war er auf der rechten, dann wieder auf der linken Straßenseite zu sehen. Er schien unglaubliche Kräfte zu haben und gleichzeitig so nervös vor Vorfreude zu sein, wie ein Jugendlicher vor dem ersten Kuss seiner Traumfrau.

Was er in seinem Freudentaumel aber nicht mitbekommen hatte war, dass ein anderer wichtiger Fahrer aus unserem Team am letzten Anstieg vor dem Cauberg, der Cote de Trintelen, mit einer ganzen Reihe anderer Fahrer aus dem Feld zurückgefallen war. Das Peloton war in zwei gerissen und Markus Fothen fand sich im hinteren Teil wieder – Seite an Seite mit Joseba Beloki. Zwei aus dem erweiterten Favoriten-Kreis dieser Tour hatte es bei der Tempo-Jagd also erwischt. Ausgerechnet Markus war einer davon! Bis zum Ziel wurde der Rückstand des zweiten Feldes leider immer größer und so kam unser dritter Kapitän, der jetzt wohl voll auf Angriff fahren muss, wenn er noch mal nach vorn kommen will, mit 2’45 Rückstand in Valkenburg an - schwer frustriert und zutiefst enttäuscht!

Die andere Hauptperson dieses Etappenberichts hingegen, Stefan „Schumi“ Schumacher, hatte ein paar Minuten vor der Zielankunft von Markus den Turbo gezündet. Er attackierte schon unten in den Cauberg hinein und flog dem Feld davon, als ob es nichts wäre. Schumi offenbarte uns all seine Power, die man ihm auf den letzten Kilometern schon hatte ansehen können. Er gewann die Etappe mit elf Sekunden Vorsprung auf Michael Rasmussen und 22 Sekunden vor der ersten großen Gruppe, in der sich außer Beloki und Markus alle Favoriten befanden – auch ich – und übernahm sogar das Gelbe Trikot von Jaroslav Popovych!
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So kam es dazu, dass die Stimmung beim Abendessen zwar gut war, am einen Ende des Tisches aber ein Häufchen Elend saß, dass nicht so recht wusste, wie es gute Miene zum bösen Spiel machen sollte: Markus Fothen. Während ich mich nach dem Prolog-Tiefschlag erholt hatte, musste er heute gleich den zweiten, noch viel schlimmeren, hinnehmen. Es war schwer ihn aufzumuntern, aber beim Dessert konnte auch er wieder ein wenig lächeln. Er versuchte sich zumindest für Schumi zu freuen und die Stimmung im Team nicht zu versauen. Auf dem Weg zu den Zimmern sagte er schließlich zu mir: „Tja Rot, jetzt musst du es wohl reißen, hm?“ Mir fiel nichts anderes ein als mit den Achseln zu zucken…

Ergebnis – 4. Etappe – Tour de France:
1 Stefan Schumacher GEROLSTEINER 5h15'06
2 Michael Rasmussen RABOBANK + 11
3 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 22
4 Pierrick Fédrigo BOUYGUES TELECOM s.t.
5 Ruggero Marzoli LAMPRE - FONDITAL s.t.
6 Koldo Gil SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
7 Samuel Sánchez Gonzalez EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
8 Denis Menchov RABOBANK s.t.
9 Eddy Mazzoleni T-MOBILE TEAM s.t.
10 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.

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1 Stefan Schumacher GEROLSTEINER 15h10'44
2 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 15
3 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 18

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1 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 74
2 Oscar Freire RABOBANK 70
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 56

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1 David Herrero Llorente EUSKALTEL - EUSKADI 27
2 Mario Aerts DAVITAMON - LOTTO 22
3 Nick Nuyens QUICK STEP - INNERGETIC 20

RotRigo
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Beitrag: # 463238Beitrag RotRigo
1.9.2007 - 13:48

5.7.2006 (Saint-Quentin) – 5. Tag TdF – Sprint Royale:
Nachdem wir gestern durch Schumi das Gelbe Trikot übernommen haben, befürchteten Fabian und die Schweizer heute einen harten Arbeitstag. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Mannschaft des Gesamtführenden dafür zu sorgen hat, das etwaige Ausreißergruppen nicht zu weit weg kommen, bis auf den letzten 40 Kilometern die Sprinter-Teams das Tempo erhöhen und die Ausreißer endgültig zurück holen. Heute aber hatten wir Glück.
Als auf den ersten Kilometern die ersten Gruppen entstanden waren, übernahm Euskaltel die Nachführarbeit, weil ihr Mann im Bergtrikot, David Herrero Llorente den Sprung in die Spitzengruppe verpasst hatte und nun befürchtete, das Trikot zu verlieren. Als Euskaltel die Gruppen gestellt und Herrero endlich selbst in einer Gruppe untergekommen war, mussten unsere Jungs zwar trotzdem in den Wind, die hektischen ersten 25 Kilometer waren ihnen aber schon mal erspart worden.
Dass die nun vorn liegende Gruppe nach den zwei Bergwertungen des Tages ihr Tempo drosselte kam uns erneut sehr entgegen. Markus, Beat, Sven und Fabian ließen sie „am langen Arm verhungern“ – so nennt man es, wenn eine Ausreißergruppe nicht ganz eingeholt wird um Konterattacken zu verhindern - und konnten in relativ angenehmen Tempo zum Ablösepunkt der Sprinter-Teams radeln.
Davitamon, Rabobank und Milram machten gute Arbeit und so konnte es ohne Komplikationen zu einem richtig schönen Massensprint kommen, den überraschenderweise nicht der Milram-Zug anzog, sondern McEwen’s Davitamon-Truppe.
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Während sich Petacchi scheinbar nicht in Top-Form befindet, geht es dem Australier, der normalerweise auch gern vom Hinterrad der Konkurrenz sprintet, um so besser. Fred Rodriguez ging als letzter Helfer aus dem Wind und machte somit für seinen Kapitän den Weg zum Sieg frei. McEwen musste nur noch voll reinhalten und geradeaus dem Ziel entgegen fliegen. Weder Zabel noch Hunter, Freire oder Nazon hatten auch nur den Hauch einer Chance und sowohl Petacchi als auch Hushovd gingen erneut irgendwo im Mittelfeld unter. Ein perfekt vorgetragener Sprint-Sieg durch den Australier!
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Ergebnis – 5. Etappe – Tour de France:
1 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 4h59'53
2 Oscar Freire RABOBANK s.t.
3 Erik Zabel TEAM MILRAM s.t.
4 Robert Hunter PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
5 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE s.t.

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1 Stefan Schumacher GEROLSTEINER 20h10'37
2 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 15
3 Oscar Freire RABOBANK + 17

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1 Oscar Freire RABOBANK 100
2 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 96
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 91

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1 David Herrero Llorente EUSKALTEL - EUSKADI 27
2 Mario Aerts DAVITAMON - LOTTO 22
3 Nicolas Jalabert PHONAK HEARING SYSTEMS 20

RotRigo
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Beitrag: # 463241Beitrag RotRigo
1.9.2007 - 14:25

6.7.2006 (Caen) – 6. Tag TdF – Brütende Hitze und ein schöner Tag:
Genau wie gestern war es natürlich auch heute unsere Aufgabe den Abstand zu den Ausreißern klein zu halten. Angesichts der Tatsache, dass Euskaltel’s Herrero gestern trotz seiner Anwesenheit in der Ausreißergruppe keine Bergpunkte abgreifen konnte opferte sein Teamchef heute leider keine Helfer mehr um das Bergtrikot zu verteidigen. So waren es unsere Jungs, die dafür sorgen mussten, dass Nick Nuyens und seine Begleiter nicht zu weit weg kamen. Nachdem die erste Rennstunde im Hauptfeld aber tatsächlich allein unter Gerolsteiner-Tempo-Diktat verlaufen war überlegte Holczer es sich anders. Er hielt kurz Rücksprache mit Schumi und da dieser unsere Jungs bei 35° auch nicht mehr quälen wollte als unbedingt nötig, durften alle vier aus dem Wind ins Feld zurückkehren.
Während wir es uns also bei tropischen Temperaturen in der Mitte des Feldes „gemütlich“ machten, mussten die Sprinter-Teams heute früher als gewohnt ihre Arbeit verrichten.
Dass die Entscheidung von Holczer sehr gut gewesen war, stellte sich im Finale heraus. Markus und Fabian hatten jetzt noch genug Kraft um Heinrich beim erringen einer guten Position unter die Arme zu greifen und so konnte sich unser endschnellster Mann auf dem letzten Kilometer am Hinterrad von Weltmeister Hushovd festkrallen, der ausgerechnet heute weit vorn in den Sprint eingriff – ein Glücksgriff.
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Heinrich blieb in Hushovd’s Windschatten und belegte schließlich einen hervorragenden fünften Etappenrang! Der Etappensieg ging aber an den Mann im Grünen Trikot, Oscar Freire. Der Spanier war von Sebastien Chavanel’s Hinterrad nach vorn geschossen und mit der höchsten Endgeschwindigkeit zum verdienten Etappensieger geworden, was Holczer’s Entscheidung vom Mittag noch einmal zum goldenen Riecher werden ließ.
Was hätten wir uns geärgert, wenn wir im Wind geblieben wären um Schumi’s Trikot zu verteidigen und dann am Ende dasselbe Etappen-Ergebnis herausgesprungen wäre, das Freire ab morgen zum Träger des Gelben Trikots macht – Bonussekunden sei Dank.
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Wir haben heute das Gelbe Trikot von Schumi „verloren“, dafür aber Kräfte gespart, Heinrich zum fünften Etappenplatz verholfen und auch für die nächsten Tage ein gutes Stück Verantwortung abgegeben. Das ist doch wohl ein schöner Tag, oder? Schumi jedenfalls ist nicht wirklich enttäuscht über den Trikot-Verlust: „Zwei Tage in gelb sind mehr als ich mir je erträumt hätte!“

Ergebnis – 6. Etappe – Tour de France:
1 Oscar Freire RABOBANK 5h14'31
2 Sébastien Chavanel BOUYGUES TELECOM s.t.
3 Robert Hunter PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
4 Thor Hushovd CRÉDIT AGRICOLE s.t.
5 Heinrich Haussler GEROLSTEINER s.t.

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1 Oscar Freire RABOBANK 25h25'05
2 Stefan Schumacher GEROLSTEINER + 3
3 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 18

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1 Oscar Freire RABOBANK 135
2 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 109
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 106

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1 Nick Nuyens QUICK STEP - INNERGETIC 29
2 David Herrero Llorente EUSKALTEL - EUSKADI 27
3 Mario Aerts DAVITAMON - LOTTO 22

RotRigo
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Beitrag: # 463251Beitrag RotRigo
1.9.2007 - 15:37

7.7.2006 (Vitré) – 7. Tag TdF – Möglichst wenig Kraft verschleudern:
Die erste Woche meiner ersten Tour de France ist überstanden. Ich bin wunderbar unauffällig geblieben und konnte mich Tag für Tag irgendwo im Feld herumtreiben ohne dabei Kräfte zu vergeuden. Ich hatte keinen Defekt, keinen Sturz und auch sonst keine Probleme – bis auf den unerklärlichen Zeitverlust im Prolog. Ob das alles dazu führt, dass ich mich morgen beim wichtigen ersten Einzelzeitfahren gut erholt und in Top-Form präsentieren kann, weiß ich natürlich nicht, aber schlechter geworden bin ich durch diese Umstände sicher nicht.
Auch der siebte Tag verlief absolut ruhig und endete in Vitré nach 189 Kilometern auf Rang 62.
Diejenigen aber, die auch heute noch einmal im Rampenlicht standen, waren die Sprinter. Heinrich konnte leider nicht an die gestrige Top-Leistung anknüpfen und landete im Bereich seiner Möglichkeiten auf Rang zwölf. Um regelmäßig gegen die absoluten Top-Sprinter vorne rein zu fahren, reicht es eben noch nicht ganz.
Dafür hat sich ein anderer junger, deutschsprachiger, Sprinter heute in der Weltklasse angemeldet: Bernhard Eisel. Der Österreicher erreichte den dritten Rang hinter Weltmeister Hushovd, der sich langsam aber sicher in Richtung Sieg nach vorn arbeitet, und Etappensieger Max Van Heeswijk aus den Niederlanden.
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Die bisherigen Etappensieger Nazon, Freire und McEwen landeten auf den Plätzen vier, sechs und neun, so dass Freire weiterhin sowohl in Gesamt- als auch Punktewertung führt. Sein Vorsprung im Kampf um das Grüne Trikot droht langsam aber sicher größer zu werden und die Konkurrenz muss sich etwas einfallen lassen um den Spanier möglichst bald wieder einzuholen.. Das Gelbe Trikot hingegen wird er wohl morgen verlieren – an wen auch immer…

Ergebnis - 7. Etappe – Tour de France:
1 Max Van Heeswijk DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM 3h57'27
2 Thor Hushovd CRÉDIT AGRICOLE s.t.
3 Bernhard Eisel FRANÇAISE DES JEUX s.t.
4 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE s.t.
5 Danilo Napolitano LAMPRE - FONDITAL s.t.

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1 Oscar Freire RABOBANK 29h22'32
2 Stefan Schumacher GEROLSTEINER + 3
3 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 18

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1 Oscar Freire RABOBANK 155
2 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 133
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 123

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1 Nick Nuyens QUICK STEP - INNERGETIC 29
2 David Herrero Llorente EUSKALTEL - EUSKADI 27
3 Mario Aerts DAVITAMON - LOTTO 22

RotRigo
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Beitrag: # 463456Beitrag RotRigo
2.9.2007 - 14:05

8.7.2006 (Rennes) – 8. Tag TdF – Mit offenem Mund... :
Heute Morgen sind wir mit der ganzen Mannschaft über die Zeitfahrstrecke gefahren. Wir haben uns angeschaut, wo es brenzlig werden könnte – eigentlich nirgends – und gemeinsam überlegt, wie die Kräfte einzuteilen sind. Eigentlich lässt der Kurs aber nicht viele taktische Varianten zu: Er ist absolut flach und mit nur wenig Kurven gespickt. Es gibt keine echten Bremspunkte und somit auch keine Stellen an denen neu beschleunigt werden muss – eine echte Zeitfahrstrecke und somit ideal für mich!
Was wir beim Abrollen zu Beginn des Tages allerdings noch nicht wussten ist, dass am Nachmittag auf den letzten Kilometern starker Wind aufziehen würde. Markus, der nach den Zeitverlusten von Straßburg und Valkenburg recht früh ins Rennen gehen musste, wurde zum Bauernopfer für Levi und mich. Er war das Rennen recht schnell angegangen und hatte den Italiener Petacchi schon nach zwölf Kilometern eingeholt. An den Zwischenzeiten lag er gut im Rennen und hatte nur Sekunden-Abstände gegen den Führenden Bradley Wiggins einstecken müssen. Doch dann kamen die letzten 15 Kilometer und mit dem Wind der Knockout für unseren Pechvogel der ersten Woche. Markus hatte nicht genug Körner gespart um am Ende gegen diesen unerwarteten Gegner zu bestehen. Er brach ein und verlor bis zum Ziel 1’46 auf Wiggins – was im Vergleich zu seinem Rückstand auf den späteren Etappensieger noch sehr wenig ist!

Zu dem Zeitpunkt als Markus ins Ziel kam verließ ich gerade den Aufwärmbereich und rollte in Richtung Start. Gerade noch rechtzeitig erreichte mich also die Nachricht, dass es im Finale starken Gegenwind geben würde und ich mir eine Kraftreserve zurücklegen sollte.
Trotzdem versuchte ich mein Rennen schnell zu eröffnen. Das ist einfach mein Stil und nur so komme ich möglichst früh in meinen besten Zeitfahr-Rhythmus.
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Als ich die erste Zwischenzeit bei Kilometer 14 erreichte, lag ich schon 30 Sekunden vor Wiggins auf dem ersten Rang. Jetzt war es Zeit ein wenig Tempo rauszunehmen um am Ende noch attackieren zu können. Doch als ich gerade anfing ein wenig zu verschnaufen, meldete sich Udo über den Funk: „Rot, pass auf: Die letzten Kilometer werden sehr hart und du brauchst sicher noch Kraftreserven, aber wenn du jetzt zuviel raus nimmst, dann wird es sehr eng gegen Jan Ullrich. Der ist gerade auf bestem Weg, dir die Zwischen-Bestzeit abzunehmen!“
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Ullrich war schneller als ich? Diese Nachricht stachelte mich an. Von jetzt an konnte ich nicht mehr langsam fahren. Ich musste Vollgas geben! Mit unwiderstehlich hartem Tritt raste ich auf die zweite Zwischenzeit zu. Ich brauchte wieder einen Lichtblick in Form einer weiteren Zwischen-Bestzeit und den bekam ich dann sogar gleich doppelt: Ich war bei Kilometer 36 um 1'37 schneller als Wiggins und holte genau an dieser Stelle den vor mir gestarteten Denis Menchov ein, der auch wahrlich kein schlechter Zeitfahrer ist!
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Ich hatte nun ein gutes Gefühl und der Respekt vor den anstehenden 15 Kilometern gegen den Wind war fast verflogen – bis mir der Wind ins Gesicht bließ. Ich merkte sofort, dass die Pedalumdrehungen schwerer wurden und biss auf die Zähne. Meine Kraftreserven schwanden schneller als gedacht und so pfiff ich aus dem allerletzten Loch, als ich im Ziel ankam. Ich sah meine Zeit auf dem Display und war zufrieden. Wiggins war um 2’11 geschlagen und ich schien den Etappensieg holen zu können. Ich war mir ziemlich sicher, dass keiner der noch kommenden Konkurrenten viel schneller sein würde. Wenn es nicht der Sieg werden sollte, so war ich sicher, so würde es eine Niederlage um ein paar Sekündchen.
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Man kann es schon ahnen: Ich hatte mich geirrt! Jan Ullrich war heute einfach nicht aufzuhalten. Nachdem er mir an der ersten Zwischenzeit nur drei Sekunden abgenommen hatte, nutzte er im mittleren Streckenabschnitt meine kleine Verschnaufpause um auf 28 Sekunden davon zu ziehen. Doch damit nicht genug. Während ich und eigentlich auch alle anderen im Feld auf den letzten Kilometern gehörige Probleme mit dem Wind hatten, schien Ullrich sich im Windschatten eines unsichtbaren Motorrads zu befinden. Er flog dem Ziel förmlich entgegen und pulverisierte meine Bestzeit am Ende um eine Minute und drei Sekunden – ein Paukenschlag!
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Mit offenem Mund stand ich zu diesem Zeitpunkt auf der hinter dem Ziel installierten Fahrer-Tribüne. Was hatte Ullrich da für ein Zeitfahren rausgehauen? Unglaublich! Dass vier Minuten später auch Popovych noch an mir vorbeizog war mir dann ziemlich egal. Erstens hatte mich der Ukrainer nur um eine Sekunde geschlagen und zweitens ist der Sieg des Jan Ullrich viel zu überlegen um an irgendetwas anderes denken zu können. Wenn er auch in den Bergen annähernd an die Form von vor zwei Jahren anknüpfen kann, dann wird es wohl einen Durchmarsch des T-Mobile-Kapitäns geben - da tröstet mich auch das weiße Trikot nicht wirklich.

Levi habe ich heute übrigens 1’36 abgenommen, was für ihn immer noch zum neunten Rang reichte. Er hatte sich das Wind-Problem zu Herzen genommen und auf den ersten 30 Kilometern etwas zu viel Kraft gespart. Am Ende war er mit gehörigen Reserven dann der einzige im ganzen Feld, der die letzten 15 Kilometer schneller als Ullrich absolvierte und noch einen großen Sprung nach vorn machte. Vielleicht hätte er mit einer besseren Taktik sogar noch ein Stück besser abschneiden können – wer weiß.

Ergebnis – 8. Etappe – Tour de France:
1 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM 1h06'21
2 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'02
3 Rot Rigo GEROLSTEINER + 1'03
4 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'24
5 Bobby Julich TEAM CSC + 1'27
6 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE + 1'36
7 Ivan Basso TEAM CSC + 2'04
8 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 2'12
9 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 2'39
10 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 2'41
11 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM + 3'01
12 Stuart O'Grady TEAM CSC + 3'08
13 Bradley Wiggins COFIDIS, LE CRÉDIT PAR TÉLÉPHONE + 3'14
14 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 3'22
15 George Hincapie DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 3'25
16 Haimar Zubeldia EUSKALTEL - EUSKADI + 3'29
17 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 3'35
18 Denis Menchov RABOBANK + 3'38
19 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 3'46
20 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 3'48
21 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM + 3'51
22 Thor Hushovd CRÉDIT AGRICOLE + 3'53
23 Luis Leon Sanchez Gil ASTANÁ TEAM + 3'55
24 Francisco Mancebo AG2R PRÉVOYANCE + 4'02
25 Jens Voigt TEAM CSC + 4'10
...
34 Carlos Sastre TEAM CSC + 4'45
39 Markus Fothen GEROLSTEINER + 5'01
107 Michael Rasmussen RABOBANK + 7'25

Bild
1 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM 30h29'14
2 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 59
3 Rot Rigo GEROLSTEINER + 1'20
4 Bobby Julich TEAM CSC + 1'29
5 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'34
6 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE + 1'50
7 Ivan Basso TEAM CSC + 2'19
8 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 2'23
9 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 2'50
10 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
11 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM + 3'03
12 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 3'31
13 Stuart O'Grady TEAM CSC + 3'32
14 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 3'44
15 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 3'54
16 Denis Menchov RABOBANK + 3'56
17 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 4'05
...
21 Francisco Mancebo AG2R PRÉVOYANCE + 4'33
26 Carlos Sastre TEAM CSC + 5'18
52 Michael Rasmussen RABOBANK + 7'50
55 Markus Fothen GEROLSTEINER + 7'58
57 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM + 8'02

Bild
1 Rot Rigo GEROLSTEINER 30h30'34
2 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 14
3 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 2'34
4 Luis Leon Sanchez Gil ASTANÁ TEAM + 3'00
5 Vincenzo Nibali LIQUIGAS + 3'09
Zuletzt geändert von RotRigo am 2.9.2007 - 14:18, insgesamt 2-mal geändert.

PS
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Beitrag: # 463459Beitrag PS
2.9.2007 - 14:10

Wieder ein super Bericht. Ichb will weiterlesen. :D

ulle92
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Beitrag: # 463463Beitrag ulle92
2.9.2007 - 14:37

Der unangefochtene AAR-Gott. :)

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tusberg
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Beitrag: # 463466Beitrag tusberg
2.9.2007 - 14:53

ulle in gelb, das wir das noch erleben dürfen 8)

RotRigo
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Beitrag: # 463478Beitrag RotRigo
2.9.2007 - 15:50

Sooo, leider muss ich euch enttäuschen. An dieser Stelle gibt es eine einwöchige Pause, weil ich von Montag bis Freitag mit der Klasse meiner Mutter auf Klassenfahrt fahre... Danach geht's aber im hoffentlich gleichen Tempo weiter und dann wird's sicher noch spannend während dieser Tour! :)

PS
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Beitrag: # 463486Beitrag PS
2.9.2007 - 16:24

:cry: Nein! :cry: Wie soll ich das aushalten?

RotRigo
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Beitrag: # 465090Beitrag RotRigo
9.9.2007 - 16:29

Ja, ich bin seit vorgestern wieder zuhause, aber jetzt macht der Spielstand mal wieder Probleme. Beim Laden der neunten Etappe der Tour stürzt das Spiel ab - die Etappendatei ist allerdings vorhanden. :(
Hilfe?

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MichelinR
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Beitrag: # 465092Beitrag MichelinR
9.9.2007 - 16:40

Vielleicht ist die Etappe ja kaputt. Leider habe ich die 06er Giant nicht drauf, nur die Etappe vom Original Spiel, vielelicht gehts ja damit:

http://rapidshare.com/files/54472295/to ... 8.xml.html

In CM_Stages reinkopieren, mach aber vorher ein Backup der Etappe die du momentan drin hast.

RotRigo
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Beitrag: # 465301Beitrag RotRigo
10.9.2007 - 16:45

Danke dir. Ich weiß nicht, was da los war, aber komischerweise hat es heute dann, auch ohne deine Datei, urplötzlich wieder funktioniert... 8O
Naja, ich will mich nicht beschweren. Ist ja gut so!

9.7.2006 (Lorient) – 9. Tag TdF – Ausrollen vor dem Ruhetag:
Nach dem anstrengenden ersten Zeitfahren konnten wir heute unsere Beinmuskulatur wieder etwas lockern. Die 180 Kilometer von St. Méen le Grand nach Lorient führten uns nur über drei kleine Steigungen, die allesamt zur vierten Kategorie gehörten. Es handelte sich also um eine typische Sprinter-Etappe und so kam es mal wieder zu einer Ausreißergruppe, die sich um die Bergpunkte stritt, während ich, genau wie alle anderen Klassement-Fahrer, im Feld die Beine hängen ließ.
Bild
Das Wichtigste, das im Verlauf des Tages passierte, war die Übernahme des Bergtrikots durch den Franzose Nicolas Jalabert. Der Bruder des großen Laurent Jalabert konnte aus der Spitzengruppe heraus alle drei Bergwertungen für sich entscheiden.
Erst zum Finale hin wurde das Tempo auch im erhöht und mein Puls schnellte wieder etwas nach oben. Im Massensprint-Finale gilt es stets auf der Hut zu sein, denn jede Sekunde der Unachtsamkeit kann hier mit einem Sturz und somit verheerenden Verletzungen bestraft werden. Ich versuchte mich möglichst weit vorn aufzuhalten und bekam dadurch gar nicht mit, dass das Feld 20 Kilometer vor dem Ziel an einer Windkante zerbrach. Erst als ich im Ziel auf Fabian wartete um mit ihm zusammen zum Bus zu gehen, bemerkte ich die neue Situation: Die Lücke die entstanden war konnte man nun getrost als Loch bezeichnen und meine drei schweizer Teamkollegen brachten zusammen mit Fabian mehr als drei Minuten Rückstand ins Ziel. Für uns ist das nicht weiter tragisch, aber ich machte mir in den Minuten des Wartens einige Hoffnungen, dass es auch einen meiner Kontrahenten erwischt haben könnte – hatte es jedoch nicht.
Der Massensprint bei uns vorne im Feld hatte zuvor einen souveränen Sieg von Oscar Freire im Grünen Trikot hervorgebracht, aus dessen Windschatten heraus auch Heinrich wieder zu einem guten Ergebnis kommen konnte: Platz fünf.
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Ergebnis – 9. Etappe – Tour de France:
1 Oscar Freire RABOBANK 4h04'15
2 Stuart O'Grady TEAM CSC s.t.
3 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE s.t.
4 Thor Hushovd CRÉDIT AGRICOLE s.t.
5 Heinrich Haussler GEROLSTEINER s.t.

Bild
1 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM 34h33'29
2 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 59
3 Rot Rigo GEROLSTEINER + 1'20

Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 192
2 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 163
3 Stuart O'Grady TEAM CSC 134

Bild
1 Nicolas Jalabert PHONAK HEARING SYSTEMS 40
2 Nick Nuyens QUICK STEP - INNERGETIC 29
3 David Herrero Llorente EUSKALTEL - EUSKADI 27

Bild
1 Rot Rigo GEROLSTEINER + 34h34'49
2 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 14
3 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 2'34

RotRigo
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Beitrag: # 465305Beitrag RotRigo
10.9.2007 - 17:11

10.7.2006 (Bordeaux) – 10. Tag TdF - Aufruhr am Ruhetag:
Der erste Ruhetag hier in Bordeaux hätte zu einem wundervollen Sommer-Tag werden können, an dem man hätte Kräfte für die Berge sammeln können. Doch was bei Giro und Vuelta funktioniert, ist bei der Tour nicht ganz so einfach. Durch die Geschehnisse im Zeitfahren und die aktuelle Situation in der Gesamtwertung ist die Tour de France in Deutschland scheinbar momentan ein 24-Stunden-Fernseh-Programm. Unser Hotel zwischen den Weinreben schien, angesichts der Tatsache, dass auch T-Mobile wieder im selben Haus übernachtete, zum Ersatz-Pressezentrum für alle deutschen Journalisten und einige internationale Kollegen geworden zu sein. Als ich heute Morgen den Frühstücks-Saal betrat, sah ich das Unheil im Foyer bereits auf uns zu kommen. Dass es sich im Verlauf des Tages aber derart ausweiten würde, hätte ich nicht gedacht. Unsere kleine Ausfahrt zum lockern der Beine absolvierten wir unter ständiger TV-Überwachung und selbst als ich am Pool lag, bemerkte ich zwischen den Sträuchern einige Kamera-Objektive.
Die Mannschaftsleitung versuchte uns zwar möglichst gut abzuschotten, doch ihre zahlenmäßige Unterlegenheit gegenüber den Medien-Vertretern ließ sie schließlich doch scheitern.
Am Nachmittag kam es dann dazu, dass wir ihre Wünsche zu erfüllen begannen. Ich gab Interviews und stellte mich für Foto-Aufnahmen mit dem weißen Trikot zur Verfügung. Einzig das Gemeinschaftsfoto mit Jan Ullrich behielten wir der Presse noch einmal vor. Ich weiß jetzt, spätestens seit den Fragen der Journalisten, dass ganz Radsport-Deutschland einen Zweikampf um den Tour-Sieg erwartet. Einen Zweikampf zwischen zwei Deutschen – zwischen Jan Ullrich von T-Mobile und Rot Rigo von Gerolsteiner. Bis heute war mir das nicht wirklich bewusst, aber jetzt muss ich versuchen, die Erwartungen zu erfüllen. Hoffentlich gelingt es mir!
Ich bin auch gespannt, ob sich die Medien in Deutschland nicht vielleicht etwas verkalkuliert haben. Vor der ersten Berg-Etappe schon mögliche Tour-Sieger zu feiern scheint mir doch etwas verfrüht zu sein. Gerade wenn die Konkurrenz mit Popovych, Karpets, Moreau, Basso, Landis, Evans und Vinokourov, sowie unseren zwei Teamkollegen Leipheimer und Klöden derart breit gefächert ist. Meine Antwort auf die Frage, wer meiner Meinung nach die Tour gewinnen wird, fiel dementsprechend nichtssagend aus: „Markus“, sagte ich.

RotRigo
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Beitrag: # 465869Beitrag RotRigo
13.9.2007 - 17:33

11.7.2006 (Dax) – 10. Etappe TdF – Freire unschlagbar:
Der Tag nach dem Ruhetag, so könnte man meinen, sollte eigentlich der Tag sein, an dem sich alle Fahrer im Feld wieder etwas erholt haben und viele Ausreißer zur Attacke blasen wollen. Doch heute schienen die meisten viel zu viel Angst vor den kommenden Tagen in den Pyrenäen zu haben und so blieb das Feld fast den ganzen Tag über geschlossen. Gemeinsam rollten wir dem Ziel entgegen, wo natürlich wieder ein Massensprint auf dem Programm stand.
Heinrich gab alles um in eine gute Position zu kommen und fand sich einen Kilometer vor dem Ziel an der vierten Stelle wieder.
Bild
Sein Pech aber war, dass sein Vordermann Luciano Pagliarini sich in der letzten Kurve leicht versteuerte und so plötzlich eine zweite Reihe entstand, die mit höherer Geschwindigkeit in den Sprint rauschte. Heinrich hatte keine Chance mehr und landete am Ende auf Rang elf – direkt hinter Hushovd und Hunter, die von seinem Hinterrad gekommen waren und ebenfalls unter dem Pagliarini-Fehler zu leiden hatten.
Den Sieg aber hätte Heinrich heute sicher auch ohne alle Probleme nicht holen können. Die Form des Spaniers Oscar Freire ist einfach zu gut. Problemlos konnte der Rabobank-Kapitän seinen dritten Etappensieg feiern und den Vorsprung in der Punktewertung auf beeindruckende 50 Punkte ausbauen – quasi uneinholbar!
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Ergebnis – 10. Etappe – Tour de France:
1 Oscar Freire RABOBANK 3h53'11
2 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO s.t.
3 Sébastien Chavanel BOUYGUES TELECOM s.t.
4 Jimmy Casper COFIDIS, LE CRÉDIT PAR TÉLÉPHONE s.t.
5 Erik Zabel TEAM MILRAM s.t.

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1 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM 38h26'40
2 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 59
3 Rot Rigo GEROLSTEINER + 1'20

Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 227
2 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 177
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 163

RotRigo
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Beitrag: # 466067Beitrag RotRigo
14.9.2007 - 15:21

12.7.2006 (Pau) – 11. Etappe TdF – Die schreckliche Marie:
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Die Beschaffenheit dieser ersten Pyrenäen-Etappe und die Tatsache, dass morgen am Pla-de-Beret die erste Bergankunft auf dem Programm steht, ließ für heute keine großen Attacken auf das Gesamtklassement erwarten. Auch wenn mit dem Col de Soudet und dem Col de Marie-Blanque zwei harte Anstiege auf dem Programm standen, so war das Ziel mit 50 Kilometern doch viel zu weit vom letzten Gipfel entfernt. Eine solche Etappe stellt in der Streckenführung einer Tour de France eigentlich immer den Übergang zu den Bergen dar und bietet Ausreißern, die im Gesamtklassement nach dem ersten Zeitfahren schon aussichtslos zurück liegen beziehungsweise ohnehin nicht als Favorit für den Gesamtsieg gehandelt werden, stets die Möglichkeit eine Etappe zu gewinnen, während sich die Favoriten nur gegenseitig beschnuppern. Wie sieht der aus, wann fangen bei jenem die Beine an zu brennen und kann dieser da überhaupt am Berg mithalten?
Folglich war es kein Wunder, dass zunächst eine kleine Gruppe das Weite suchte, die exakt dem beschriebenen Profil entsprach: Chancenlos im Gesamtklassement. Zu fünft machten sie sich auf den Weg in Richtung Col du Soudet und wie wir über den Funk zu hören bekamen schienen die Jungs nicht wirklich große Kletterer zu sein. Schon zu Beginn des knapp 15 Kilometer langen Anstiegs flogen sie außeinander und so war es schließlich Cedric Vasseur, der ganz allein und mit einem ordentlichen Vorsprung auf das Feld am Gipfel ankam.
Bild
Wenn ich „das Feld“ sage, dann übertreibe ich ein wenig. Eigentlich handelte es sich schon jetzt nur noch um ein „Feldchen“. Genau genommen waren nur noch rund 30 Fahrer in der ersten Gruppe, weil T-Mobile und Caisse d’Epargne das Tempo so hoch geschraubt hatten, dass all diejenigen, die sonst dazu da sind, ihre Kapitäne zu versorgen, abreißen lassen mussten. Welchen Zweck Jan Ullrich und Alejandro Valverde mit dieser Maßnahme verfolgten, weiß ich bis jetzt noch nicht!
Am Gipfel jedenfalls sprinteten Carlos Sastre, der Edelhelfer von Ivan Basso, und Michael Rasmussen, der Edelhelfer von Denis Menchov, beides Kletterer wie sie im Buche stehen, um die Bergpunkte um sich danach wieder im „Feldchen“ einzureihen.
Gemeinsam rauschten wir dem Tal entgegen und ich erkundigte mich beim Mannschaftswagen, ob es eine Chance gäbe, dass zumindest Fabian und die Schweizer von hinten wieder zu Markus, Levi und mir nach vorn fahren könnten. Doch Holczer winkte ab:
„Das schafft ihr auch allein. Versucht einfach in der Gruppe zu bleiben. Die Anderen sollen sich ruhig etwas schonen. Die brauchen wir noch oft genug, wenn in den nächsten Tagen die Post abgeht. Heute passiert noch nichts gefährliches!“

Wir erreichten nach einigen flachen Kilometern den zweiten großen Anstieg des Tages, den Col de Marie-Blanque, und noch immer rissen Eddy Mazzoleni, Bernhard Kohl, David Arroyo und Joaquin Rodriguez in glänzender Zusammenarbeit für ihre Kapitäne das Tempo in die Höhe. Ich fuhr die ersten Kilometer Seite an Seite mit Markus und wir hatten beide keinerlei Probleme das Tempo zu halten. Auch Markus machte heute wieder einen erholteren Eindruck.
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Andere hingegen verzogen ihre Gesichter zu Grimassen und mussten nacheinander reißen lassen. Zunächst waren das nur die verbliebenen Helfer, doch dann erwischte es plötzlich auch einen ganz Großen: Alejandro Valverde!
Ausgerechnet der spanische Meister, der schon den ganzen Tag seine Jungs hatte arbeiten lassen, bekam Probleme mit dem Tempo, dass zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich Bernhard Kohl von T-Mobile anschlug. Valverde verlor den Anschluss und mit ihm verabschiedeten sich auch seine Helfer Arroyo und Rodriguez aus der Gruppe – einzig Vladimir Karpets hielt nun noch die Fahnen des eben noch so perfekt funktionierenden Caisse d’Epargne-Teams in die Höhe.
3 Kilometer vor dem Gipfel scherte auch Kohl aus der Führung aus. Alle Helfer waren aufgebraucht und so entstand nun doch eine gefährliche Situation – Holczer hatte sich geirrt. Michael Rasmussen und Carlos Sastre setzten zur Attacke an um ihren Kampf um das Bergtrikot auszufechten und Floyd Landis sowie Christophe Moreau, der Achte und der Sechste der Gesamtwertung, stiegen dem Duo nach. Es bildete sich ein sehr vielversprechendes Spitzen-Quartett und in unserer Verfolgergruppe kam etwas Hektik auf, die dazu führte, dass weitere Fahrer in Probleme gerieten. Erneut handelte es sich unter anderem um einen großen Favoriten: Alexandre Vinokourov hatte reißen lassen und kämpfte nun gemeinsam mit Gomez Marchante von Saunier Duval um den Anschluß.
Die vier Ausreißer hingegen zogen davon und stürzten sich gemeinsam in die Abfahrt. Cedric Vasseur war längst ein- und überholt und so ging es für das Quartett jetzt um den Etappensieg, nachdem Sastre sich die Bergwertung und das Bergtrikot gesichert hatte.
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Ich selbst konnte weiterhin relativ problemlos bei Levi, Ulle und co bleiben, verlor Markus aber so langsam aus den Augen. Er litt scheinbar am Ende der Gruppe ein wenig unter dem neuen Tempo, das inzwischen hauptsächlich Andreas Klöden vorgab.
Als auch wir über den Gipfel rollten, schaute ich mich um und erkannte, dass Markus gemeinsam mit Popovych, Julich, Beloki und Mancebo etwas an Boden verloren hatte. Ich drückte ihm die Daumen, dass er wieder Anschluß finden würde und dann kam der Moment, von dem ich vielleicht nie vergessen werde, wie er abgelaufen ist:
Als ich mich wieder nach vorn umdrehte, sah ich eine Kurve auf mich zukommen, von der ich nicht wusste, dass sie so Spitz sein würde. Ich war zu schnell und legte all meine Kraft in meine Bremshebel, doch es reichte nicht. Mit immer noch enorm hoher Geschwindigkeit prallte ich seitlich gegen die Felswand und rutschte dann zurück auf die Straße!
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Für einen Moment war alles ganz ruhig, doch dann hörte ich neben mir die Stimme von Markus: „Alles okay, Rot?!“, rief er mir zu und ich bejahte die Frage irgendwie ein wenig parallelisiert, bevor ich ihn zum Weiterfahren aufforderte. Was ich mir bei dem Wort „ja“ zu Beginn meiner Antwort gedacht habe, kann ich mir inzwischen nicht mehr erklären, denn eigentlich war gar nichts okay. Ich hatte riesige Schmerzen in meinem linken Oberschenkel, mit dem ich gegen die Wand geprallt war und die gesamte linke Seite meines Körpers war aufgeschürft. Blut trat kaum hervor, aber die Wunden brannten unheimlich stark. Nach einigen Momenten im Sitzen realisierte ich, dass mein Rad nicht kaputt war und das Rennen weiterlief. Ich rappelte mich auf, schwang mich aufs Rad, versuchte die Schmerzen zu verdrängen und setzte die Fahrt fort. Den ersten, recht kurvigen Teil der Abfahrt absolvierte ich mit nur sehr geringem Risiko und so kam es, dass von hinten Marchante und Vinokourov an mich heran kamen. Ich machte mir klar, dass ich alles geben musste, wenn der Traum von der Tour de France heute nicht beendet sein sollte, und biss mich an Vino’s Hinterrad fest bis wir die breiteren und geraderen Teile der Abfahrt erreichten. Jetzt traute ich mich auch wieder in die Führungsposition und sorgte dafür, dass unser Tempo nicht zu langsam wurde.
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Wir wollten alle drei möglichst nah an die Spitze heran kommen und arbeiteten gut zusammen, doch am Ende standen 2’28 auf der Uhr – 2’28 Rückstand auf den Tagessieger Michael Rasmussen und damit auch auf die gesamte große Gruppe der Favoriten, die auf der Zielgeraden das Loch zu den Ausreißern hatten schließen können.
Bild

Ullrich, Basso, Karpets, Menchov, Landis, Moreau, Evans und Levi: Die Liste der Fahrer, die mir heute viel Zeit abgenommen haben ist lang und es wird ganz schön hart das wieder auszugleichen, zumal die Schmerzen in meinem Bein im Verlauf des Abends nicht wirklich nachgelassen haben.
Trotzdem habe ich mir geschworen, dass ich alles geben werde um nochmal in den Kampf um die Gesamtwertung eingreifen zu können – egal wie groß die Behinderung durch das linke Bein sein wird! Meine Form ist, das habe ich heute in beiden Anstiegen gemerkt, sehr gut und es wäre viel zu schade, wenn ich nur wegen eines Sturzes diese Tour de France aufgeben müsste! Ich werde kämpfen bis ich umfalle - gegen die Konkurrenz und gegen den Schmerz, den mir die schreckliche Marie Blanque mit ihren Felswänden zugefügt hat – wer ist überhaupt diese Marie Blanque?!


Ergebnis – 11. Etappe – Tour de France:
1 Michael Rasmussen RABOBANK 5h22'41
2 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE s.t.
3 Carlos Sastre TEAM CSC s.t.
4 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
5 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM s.t.
6 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO s.t.
7 Franco Pellizotti LIQUIGAS s.t.
8 Ivan Basso TEAM CSC s.t.
9 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE s.t.
10 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM s.t.
11 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
12 Denis Menchov RABOBANK s.t.
13 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM s.t.
14 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
15 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 51
16 Markus Fothen GEROLSTEINER s.t.
17 Bobby Julich TEAM CSC s.t.
18 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM s.t.
19 Francisco Mancebo AG2R PRÉVOYANCE s.t.
20 Rot Rigo GEROLSTEINER + 2'28
21 Bernhard Kohl T-MOBILE TEAM s.t.
22 José Angel Gomez Marchante SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
23 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM s.t.
...
33 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 5'44

Bild
1 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM 43h49'21
2 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'34
3 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE + 1'38
4 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'50
5 Ivan Basso TEAM CSC + 2'19
6 Bobby Julich TEAM CSC + 2'20
7 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 2'23
8 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 2'50
9 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
10 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 3'31
11 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 3'44
12 Rot Rigo GEROLSTEINER + 3'48
13 Denis Menchov RABOBANK + 3'56
14 Carlos Sastre TEAM CSC + 5'10
15 Francisco Mancebo AG2R PRÉVOYANCE + 5'24
16 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM + 5'31
17 Franco Pellizotti LIQUIGAS + 6'13
18 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE + 7'19
19 Michael Rasmussen RABOBANK + 7'30
20 Markus Fothen GEROLSTEINER + 8'49
...
24 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 9'49
25 José Angel Gomez Marchante SAUNIER DUVAL - PRODIR + 10'29

Bild
1 Carlos Sastre TEAM CSC 65
2 Michael Rasmussen RABOBANK 63
3 Cédric Vasseur QUICK STEP - INNERGETIC 56

Bild
1 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 43h50'55
2 Rot Rigo GEROLSTEINER + 2'14
3 Markus Fothen GEROLSTEINER + 7'15

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Grabba
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Beitrag: # 466095Beitrag Grabba
14.9.2007 - 17:41

Yeah! Endlich mal nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen in der Geschichte! Ich denke das tut dem ganzen schon ziemlich gut, dass er jetzt gestürzt ist. So kommt viel neue Spannung rein.

RotRigo
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Beitrag: # 466104Beitrag RotRigo
14.9.2007 - 18:23

:) Du glaubst nicht, wie ich mich gefreut habe, als ich das weiße Trikot zu Boden gehen sah. So muss ich nicht für künstliche Spannung sorgen.

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