Ein an dieser Stelle sehr wichtiger Kommentar von dir Grave, vielen lieben Dank.
Mir war der Giro in diesem Jahr etwas suspekt. Ich habe kein Problem damit, dass kein Tour de France-Favorit am Start stand, denn das ist beim Giro selten der Fall und meistens ist es trotzdem eine geniale GT.
Auch dieses Jahr hatte ich viel Spaß an dieser Rundfahrt, aber so ein paar Problemchen habe ich schon mit ihr gehabt:
Die erste Bergankunft hat auf mich den Eindruck einer längeren Sprint-Anfahrt gemacht. So etwas habe ich vorher noch nie gesehen und es hat bei mir ein gewisses Unbehagen hervorgerufen, wie die Liquigas-Truppe da den Berg hinaufgeflogen ist...
Auf den letzten Seiten wurde sehr häufig ein gewisser Andy Schleck in den Himmel gehoben und momentan erzählt einem jeder, den man danach fragt, dass er ein Monster-Talent ist, dass so und so oft die Tour gewinnen kann. Mich hingegen wundert, dass Andy (so gern ich ihn auch habe, schließlich ist er gerade mal ein paar Stunden jünger als ich) einen noch genialeren Aufstieg als ein gewisser Herr Gutierrez im letzten Jahr feiern konnte...
Über Danilo Di Luca möchte ich ehrlich gesagt nicht sprechen. Nur so viel: Es hat mich sehr geärgert, dass man ihn mit dem Wort "Netzbeschmutzer" über Erik Zabel hat reden hören. Irgendwie kam mir das komisch vor, denn wenn er sauber wäre, dann müsste er sich doch nicht über Zabel's Beichte ärgern, sondern freuen. Aber er ist Italiener und ich bin Deutscher, vielleicht verstehe ich ihn da in seiner Mentalität nicht ganz richtig...
Ein bisschen Mitleid habe ich mit Gilberto Simoni. Er erinnert mich in letzter Zeit immer mehr an Jan Ullrich. Simoni galt einmal als bester Kletterer der Welt und versucht seit Jahren immer wieder seine Lieblingsrundfahrt zu gewinnen, wobei er zunächst von einem Wunderkind der Marke Schleck (Cunego 2004), dann von einem Teamkollegen des allseits bekannten Lance Armstrong (Savoldelli 2005), dann von einem inzwischen überführten Dopingsünder (Basso 2006) und jetzt von einem Klassikerjäger bezwungen wird. Ich an seiner Stelle würde mich nachdenklich am Kopf kratzen. Inzwischen ist er da angekommen, wo Jan Ullrich 2004 und 2005 war: Auf dem absteigenden Ast und bei dem Bewusstsein, dass es für ihn immer schwerer werden wird noch einmal nach vorn aufzuschließen. Ich hoffe er schafft einen schöneren Abgang als Jan...