Die Karriere des Rot Rigo [L-B-L 2008]

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 407831Beitrag RotRigo
31.1.2007 - 15:19

Da bin ich ja mal gespannt, was der Rest so dazu sagt... Hält Totsche den Vorsprung?
Im ersten Zeitfahren (das war 3 Kilometer kürzer) hat er 1'46 gegen Botero verloren...

Benutzeravatar
José Miguel
Beiträge: 5881
Registriert: 3.11.2004 - 18:53
Kontaktdaten:

Beitrag: # 407832Beitrag José Miguel
31.1.2007 - 15:20

Ich glaube an Totsche, das packt er! 8)
RZ: Punktewertung Vuelta 2006 und 2008, Etappensieg TdF 2010, 2011 und Giro 2012&2014, Berg Giro 2012, 2013, 2014 / Rad-Tipp: Giro dell'Emilia, Paris-Tours 2008, Tour de Romandie 2011, Eneco-Tour 2011, WM-Zeitfahren 2011 / Frauenfussball-Weltmeisterschaft 2007 / Fussball-Bundesliga 11-12
SKI: Whitney Houston Award 10/11, 11/12, 12/13, 13/14

Benutzeravatar
tobikaka
Beiträge: 2091
Registriert: 10.6.2006 - 9:17
Kontaktdaten:

Beitrag: # 407833Beitrag tobikaka
31.1.2007 - 15:25

Totsche schafft das. Er wird aber am Schluss so etwa fünf Sekunden vor Botero sein....
tobikaka***
3Mermillod B.0Lindell-V.3Babikov0 Brooks0Descombes S.0 Slavik0 Bailey0E Gasparin0

Benutzeravatar
typ
Beiträge: 37
Registriert: 18.12.2006 - 19:27
Kontaktdaten:

Beitrag: # 407839Beitrag typ
31.1.2007 - 16:08

Totsche wirds ganz knapp schaffen. Vielleicht verleiht das goldene Trikot mal wieder Flügel :wink: .

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 408003Beitrag RotRigo
1.2.2007 - 14:33

16.9.2005 (Vuelta Espana) – Hushovd baut WM-Form auf:
Viel gibt es über die heutige Etappe nicht zu berichten, denn eigentlich ist alle Welt nur auf das morgige Zeitfahren gespannt. Trotzdem war zumindest für unser Team auch der heutige Tag wichtig. Andrea Moletta konnte sein Bergtrikot verteidigen und ist damit nun endgültig unser erster Trikot-Gewinner dieser Vuelta, weil sowohl beim Zeitfahren, als auch bei der Schlußetappe in Madrid keine Punkte mehr zu vergeben sein werden. Wenig später sicherte auch Heinrich schließlich sein Punkte-Trikot ab. Er wurde heute Etappendritter und hat nun 28 Punkte Vorsprung auf Totsche und 31 Punkte auf Botero – für beide wohl nicht mehr aufholbar.
Die Etappe selbst endete erwartungsgemäß mit einem Massensprint und wie schon erwähnt schaffte es Heinrich leider nicht sich Sieg Nummer 5 zu angeln. Dabei hatte das Finale so gut begonnen: Frösi hatte sich auf der rechten Straßenseite weit nach vorn geschoben, während Heinrich links und etwas weiter hinten am Hinterrad von Ronny Scholz auf die Zielgerade einbog. Die Taktik sollte heute den Sieg bringen und Holczer hatte sich ausgedacht, dass Frösi den Sprint auf der rechten Seite sehr früh (zu früh) anziehen sollte um somit die Konkurrenz von Heinrich auszuschalten. Wie geplant trat Frösi dann bereits sehr früh an und hinter ihm bildete sich eine Traube guter Sprinter.
Bild
Die besten jedoch hatten Frösi völlig ignoriert und sich einzig und allein auf Heinrich konzentriert, der nun etwas später, von Ronny lanciert, seinen Sprint begann. Die Taktik war nicht voll aufgegangen und Hushovd holte sich den Etappensieg dann doch von Heinrich’s Hinterrad aus. Trotzdem ein Kompliment ans Team: Eine gute Idee war es allemal und klappen können hätte es auch!
Letztlich muss man auch einfach sagen, dass der Norweger im Verlauf der Vuelta immer stärker geworden zu sein scheint. Vielleicht ist er am nächsten Wochenende auch ein Top-Favorit auf den Weltmeister-Titel?

Ergebnis:
1 Thor Hushovd Credit Agricole 3h22'57
2 Stuart O'Grady Cofidis s.t.
3 Heinrich Haussler Gerolsteiner s.t.
4 Robert Hunter Phonak Hearing Systems s.t.
5 Alberto Lopez De Munain Euskaltel - Euskadi s.t.
6 Mario Cipollini Liquigas - Bianchi s.t.
7 Anthony Geslin Bouygues Telecom s.t.
8 Johan Vansummeren Davitamon - Lotto s.t.
9 Steven De Jongh Rabobank s.t.
10 Robert Förster Gerolsteiner s.t.


Punkte:
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 180
2 Georg Totschnig Gerolsteiner 152
3 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 149
4 Thor Hushovd Credit Agricole 128

Berg:
1 Andrea Moletta Gerolsteiner 150
2 Georg Totschnig Gerolsteiner 126
3 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 100

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 409200Beitrag RotRigo
7.2.2007 - 14:03

17.9.2005 (Vuelta Espana) – Dickes fettes Ausrufezeichen:
Bild
Das Zeitfahren hatte im Vorfeld für riesige Spannung gesorgt und im Kreis der Experten war man sich einig, dass am Ende jede Sekunde entscheidend sein könnte. Totsche und Botero waren die absoluten Protagonisten dieser Vuelta gewesen und sie standen absolut zurecht nun ganz oben im Gesamtklassement – völlig abgeschirmt von allen Kontrahenten. Schon der Drittplatzierte Jan Ullrich würde heute sicher nicht die geringste Chance haben noch an die Spitze zu springen und so war es kein Wunder, dass die Hoffnungen hier in Deutschland allesamt auf unserer Seite – also auf der Seite von Totsche – lagen. 1’22 brachte er an Vorsprung mit auf die Startrampe in Guadalajara und 1’46 hatte er vor einigen Tagen beim, fünf Kilometer kürzeren, ersten Einzelzeitfahren gegen Botero eingebüßt. Auch ihm musste also bewusst sein, dass es sehr, sehr eng werden würde. Es kam auf jeden Tritt an! Ab jetzt hieß es, sich 50 Minuten voll zu konzentrieren. Den Blick nur auf die Straße und sämtliche Körpersäfte hinein in die Beine – Totsche war gestartet!

Was sich auf der Strecke bis dahin abgespielt hatte, lässt sich schnell zusammenfassen:
Während sich die meisten Jungs aus dem Hinterfeld damit zufrieden gaben heute einfach nur ins Ziel zu rollen und im Zeitlimit zu bleiben, hatten sich Gustav Larsson und Torsten Schmidt einen heißen Kampf um die zwischenzeitliche Führung geliefert. Bei der ersten Zwischenzeit sah es für Torsten zwar noch gut aus (er war zeitgleich mit dem Schweden), doch schon die zweite Zwischenzeit zeigte, dass es heute auf keinen Fall zum Etappensieg reichen würde und im Ziel hatte er dann fast eine Minute Rückstand auf den Fassa Bortolo-Mann. Larsson hatte also in 48’35 die Bestzeit gefahren und lag auch als Totsche auf die Strecke ging noch an der Spitze.
Bild

Viel Zeit war nun seit Larsson’s Zieldurchfahrt vergangen und so langsam spitzte sich die Lage zu. Im Zielbereich, wo ich mich heute aufhielt (ich war gestern nach Madrid geflogen um live dabei zu sein und mich auch schon mal für die mögliche WM-Teilnahme an das Klima zu gewöhnen), lag ein richtiges Knistern in der Luft und es war Zeit, dass wir die ersten Zwischenzeiten auf den Großbildleinwänden präsentiert bekämen, bevor dann auch endlich Live-Bilder von der Strecke gezeigt werden sollten. Bisher starrten wir alle auf ein schwarzes Bild und dann, urplötzlich, erschienen die Zahlen. Es war wie ein Schlag ins Gesicht! Ganz oben leuchtete es auf: „1. Santiago Botero / Kolumbien 12’21“! Der Kolumbianer hatte tatsächlich Bestzeit gefahren und lag schon nach 12 Kilometern 30 Sekunden vor dem bis dato führenden Larsson. Doch wo war Totsche? Sein Name stand nicht unter den ersten zehn! War er vielleicht noch gar nicht an der Zwischenzeit vorbei gekommen?! Ich schaute auf die Uhr. Doch, eigentlich hätte er längst dort sein müssen! Dann sprang die Anzeige auf die zweite Seite um und da war sein Name. Für einen kurzen Moment viel mir ein Stein vom Herzen, doch bei einem Blick nach rechts stürzte über mir ein ganzes Gebirge zusammen: Er hatte schon 1’13 Rückstand!
Von diesem Moment an war meine Hoffnung gestorben. All die Euphorie, die sich über den Tag hinweg und auch schon gestern aufgebaut hatte war wie weggeblasen. Ich hatte einen dicken Klos im Hals und ich war in Gedanken bei Totsche. Wie musste er sich jetzt fühlen? Er saß da auf dem Rad, gute 25 Kilometer vor dem Ziel, kämpfte gegen einen absoluten Weltklasse-Zeitfahrer und durfte jetzt nur noch acht weitere Sekunden verlieren! Die Vuelta 2005 war verloren, das Projekt Titelverteidigung konnte begraben werden.
Noch klarer wurde dieser Gedanke für mich, als die ersten Live-Bilder auf der Leinwand auftauchten. Totsche fuhr mit hängendem Kopf und schwerem Tritt, während Botero in aerodynamisch perfekter Position, wie ein Tornado über die Strecke wirbelte.
Bild
Ich war traurig und begann mich langsam aufzuregen über das, was die Herren TV-Kommentatoren, die nun im ganzen Zielbereich über große Soundanlagen zu hören waren, veranstalteten. Immer wieder wurde Totsche gezeigt, wie er sich im Gold-Trikot über die Strecke quälte und immer wieder versuchten die Kommentatoren das Rennen spannend zu machen. Jeder, der ein bischen Ahnung von Radsport hat, wusste, dass es gelaufen war – Totsche hatte verloren und Botero würde in einigen Minuten als neuer Vuelta-Sieger im Ziel auftauchen. Anstatt diese Neuigkeit zu verkünden und in irgend einer Form abzuhaken, mussten diese Sadisten aber immer weiter auf den Bildern eines sich quälenden Weltmeisters herumreiten. Ich sah mich um und schaute in lauter staunende Gesichter. Tausend Menschen auf einem Fleck, die sich scheinbar daran aufgeilten, dass ihnen jemand präsentiert wurde, der ganz offensichtlich kurz vor dem seelischen und körperlichen Zusammenbruch stand! Es war zum Angst bekommen!
Völlig geschockt suchte ich das Weite und setzte mich schließlich in ein Café. Auch dort war ich natürlich den TV-Bildern und den Kommentatoren ausgeliefert, doch im Sitzen, mit einem kühlenden Getränk in der Hand und vor allem nicht mehr in der Mitte einer gaffenden Menschenmenge ließ es sich deutlich besser aushalten. Ich beobachtete die Bilder und registrierte an der zweiten Zwischenzeit den völligen Untergang unserer Kapitäne. Totsche lag nun, 14 Kilometer vor dem Ziel, 2’37 hinter Botero zurück und Markus hatte bei einem Rückstand von 4’32 wohl noch deutlich größere Probleme als der Ösi. Auch er würde sein Ziel, die Top-Ten, heute nicht mehr erreichen können und so stellte ich mich für den Abend darauf ein, dass im Hotel Trauerstimmung herrschen würde.

Den Rest des Zeitfahrens brauche ich eigentlich nicht mehr zu schildern. Ich trank mein Getränk aus, blickte hoch zum Fernseher, sah Totsche mit letzter Kraft über den Zielstrich rollen, stand auf und verließ das Café in Richtung Teambus. Dort legte ich meinen Arm um Markus’ Schulter und versuchte ihm ein paar tröstende Worte zukommen zu lassen. Was mich aber völlig überraschte, war seine Reaktion:
„Danke Rot, aber es ist schon okay. Ich habe mich in den letzten Tagen bereits damit abgefunden, dass meine Kräfte flöten gegangen sind und ich nur noch nach hinten schauen brauche. Viel mehr Sorgen mache ich mir um den armen Totsch!“

Den wiederum konnte man am Mannschaftsbus heute aber lange suchen – er kam dort nicht an. Nach der Zieldurchfahrt hatte er sich von den Betreuern direkt ins Hotel bringen lassen und auf seinem Zimmer eingeschlossen. Er wollte allein sein – den ganzen Abend. Auch zum Essen kam er nicht herunter und alle Versuche ihn durch Besuche aufzumuntern prallten an der Tür ab. Letztendlich schrieben wir ihm einen Brief, holten eine ordentliche Portion vom Abendessen, inklusive Kummer-Killer-Schoko-Nachtisch, aus der Küche und legten alles zusammen vor die Zimmer-Tür. Irgendwann muss er es sich wohl reingeholt haben, denn als ich eben auf mein Zimmer kam standen die Dinge nicht mehr vor seiner Tür. Mal sehen, wie es ihm morgen geht!

Die Vuelta ist nun also gelaufen und morgen steht nur noch ein abschließender Massensprint in Madrid an, den vorraussichtlich erneut Thor Hushovd gewinnen wird.
Achja, Etappensieger war heute am Ende natürlich Botero. In 46’57 erreichte er das Ziel 1’20 schneller als der Zweitplatzierte Jan Ullrich, der nach der Tour nun auch die Vuelta auf dem Treppchen beenden wird. Totsche hat am Ende 4’05 gegen den Kolumbianer verloren und der konnte ein richtig fettes Ausrufezeichen in Richtung Zeitfahr-WM setzen. Ich habe ehrlich gesagt schon fast ein bischen Angst, dass er mich dort ähnlich versenkt wie Totsche heute – vorrausgesetzt ich bin überhaupt nominiert!

Ergebnis:
1 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 46'57
2 Jan Ullrich T-Mobile Team + 1'20
3 Gustav Larsson Fassa Bortolo + 1'38
4 Igor Gonzalez De Galdeano Liberty Seguros + 2'06
5 Torsten Schmidt Gerolsteiner + 2'26
6 Bobby Julich Team CSC + 2'44
7 Erik Dekker Rabobank + 3'08
8 Thomas Dekker Rabobank + 3'36
9 Alberto Lopez De Munain Euskaltel - Euskadi + 3'41
10 Carlos Barredo Liberty Seguros + 3'45
11 José Azevedo Discovery Channel + 3'59
12 Joost Posthuma Rabobank + 4'03
13 Georg Totschnig Gerolsteiner + 4'05
14 Thor Hushovd Credit Agricole + 4'35
15 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 4'48
16 Oscar Sevilla T-Mobile Team + 4'53
17 Robert Hunter Phonak Hearing Systems + 4'55
18 Heinrich Haussler Gerolsteiner + 5'06
19 Dario Cioni Liquigas - Bianchi + 5'08
20 Steven De Jongh Rabobank + 5'11
...
43 Roberto Laiseka Euskaltel - Euskadi + 6'37
53 Markus Fothen Gerolsteiner + 6'53


GK:
1 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 75h41'17
2 Georg Totschnig Gerolsteiner + 2'43
3 Jan Ullrich T-Mobile Team + 5'03
4 Bobby Julich Team CSC + 9'19
5 Thomas Dekker Rabobank + 9'46
6 José Azevedo Discovery Channel + 10'37
7 Igor Gonzalez De Galdeano Liberty Seguros + 13'11
8 Juan Manuel Garate Saunier Duval + 15'22
9 Dario Cioni Liquigas - Bianchi + 16'05
10 Roberto Laiseka Euskaltel - Euskadi + 19'40
11 Markus Fothen Gerolsteiner + 20'31
12 Roberto Heras Liberty Seguros + 21'46
13 Aitor Osa Illes Balears + 22'18
14 Carlos Garcia Quesada Comunidad Valenciana + 23'15
15 Andriy Grivko Domina Vacanze + 23'21


Punkte:
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 180
2 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 174
3 Georg Totschnig Gerolsteiner 155

nico2603
Beiträge: 41
Registriert: 3.11.2004 - 15:05

Beitrag: # 409219Beitrag nico2603
7.2.2007 - 15:48

Ausrufezeichen beschreibt es am besten, herzlichen Glückwunsch an Santiago

Benutzeravatar
bayerchecker06
Beiträge: 687
Registriert: 15.3.2006 - 13:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 409220Beitrag bayerchecker06
7.2.2007 - 15:50

schade das es nichts wurd mit der titelverteidigung, war dann doch deutlich :lol:
[mcol]BERGZIEGEN '09[mcol]Ballan[mcol]Gerdemann[mcol]Sanchez Gil[mcol]Nocentini[mcol]Gutierrez P.[mcol]Boom[mcol]Garate[mcol]Voeckler[mcol]Clerc[mcol]Usov[mcol]D.Martin[mcol]Hammond

Benutzeravatar
José Miguel
Beiträge: 5881
Registriert: 3.11.2004 - 18:53
Kontaktdaten:

Beitrag: # 409224Beitrag José Miguel
7.2.2007 - 16:01

Sehr schade um die Titelverteidigung, aber ein toller Bericht!
RZ: Punktewertung Vuelta 2006 und 2008, Etappensieg TdF 2010, 2011 und Giro 2012&2014, Berg Giro 2012, 2013, 2014 / Rad-Tipp: Giro dell'Emilia, Paris-Tours 2008, Tour de Romandie 2011, Eneco-Tour 2011, WM-Zeitfahren 2011 / Frauenfussball-Weltmeisterschaft 2007 / Fussball-Bundesliga 11-12
SKI: Whitney Houston Award 10/11, 11/12, 12/13, 13/14

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 410232Beitrag RotRigo
11.2.2007 - 20:39

18.9.2005 (Vuelta Espana) – Das Finale am Konferenz-Sonntag:
Die Vuelta 2005 ist heute etwas unüblich zu Ende gegangen. Auf dem WM-Rundkurs von nächstem Sonntag fand mit der letzten Etappe quasi so etwas, wie eine Generalprobe statt und normalerweise hätte man mit einem „Sprint Royal“ gerechnet. Doch es gab da sechs Herren, die zeigen wollten, dass die WM-Strecke, bei richtigem Rennverlauf, durchaus auch für Ausreißer geeignet ist und sich sehr zeitig vom Feld verabschiedeten: Mengin, Turpin, Nuyens, Den Bakker, Nuritdinov und Wiggins. Die Gruppe harmonierte wunderbar, holte sich einen großen Vorsprung und konnte sich schließlich auch im Finale vor dem Feld retten, so dass der fdjeux-Fahrer Mengin im „Mini-Sprint“ einen prestigeträchtigen Etappensieg feiern konnte – bei einer GT-Schlußetappe und dann auch noch auf der WM-Strecke!
Bild

Ergebnis:
1 Christophe Mengin Française des Jeux 3h14'57
2 Ludovic Turpin AG2R Prévoyance s.t.
3 Rafael Nuritdinov Domina Vacanze s.t.
4 Nick Nuyens Quick Step - Innergetic s.t.
5 Maarten Den Bakker Rabobank s.t.
6 Bradley Wiggins Credit Agricole s.t.
7 Robert Hunter Phonak Hearing Systems + 3'53
8 Heinrich Haussler Gerolsteiner s.t.

Viel wichtiger als der Verlauf dieser Etappe waren für mich heute aber einige andere Geschehnisse. Anfangen möchte ich hier mit der Geschichte des Vuelta-Siegers von 2004 und –Zweiten der diesjährigen Ausgabe: Georg Totschnig. Unser (noch) amtierender Weltmeister hatte sich nach dem gestrigen Zeitfahren ja, wie ich erzählt habe, auf dem Zimmer eingeschlossen und war von da an nicht mehr gesehen worden, bis er heute morgen als erster am Frühstücks-Tisch saß und uns alle mit einem deutlich zufriedenerem Lächeln begrüßte. Ihn schien hier in Madrid nichts mehr aus der Ruhe bringen zu können und über Nacht muss wohl ein Engel in seinem Zimmer gewesen sein. Der wahre Grund für seine neue Ausgelassenheit offenbarte sich uns dann aber erst nach dem Vuelta-Finale:
Totsche hatte uns nach der Siegerehrung und vor dem Abendessen im Hotel alle zusammengerufen und eine kleine Rede angestimmt. Zunächst bedankte er sich bei den Jungs, die in Spanien dabei waren, für die tolle Arbeit und „entschuldigte“ sich schon fast dafür, dass er sie nicht mit dem Vuelta-Sieg hatte belohnen können. Doch dann bekam das Ganze eine schon fast magische Stimmung. Totsche senkte seine Stimme und erzählte, wie es ihm gestern ergangen war, was er gefühlt und vor allem was er gedacht hatte. Es war sicher kein leichter Gedanken-Prozess, den er da gestern Abend durchschritten hatte, aber am Ende zählt meistens nur das, was heraus kommt und das ist in diesem Fall das Karriereende unseres sympathischen Österreichers.
Der gesamten Mannschaft stand der Mund sperrangelweit offen, als Totsche ausgesprochen hatte, aber schon nach wenigen Minuten kam Verständnis für diese Entscheidung auf und von allen Seiten klopfte man ihm auf die Schulter.
Totsche hat eine lange Karriere hinter sich, in deren letzten zwei Jahren er mit einem Bergtrikot bei der Tour de France, jeweils einem zweiten Platz bei Tour und Vuelta, einem Erfolg bei eben jener, sowie dem Weltmeister-Titel und vielen, vielen Etappensiegen sicher den Höhepunkt feierte. Umso schöner, dass er in diesen zwei Jahren mein Teamkollege und nicht selten mein Mentor war. Es wäre sicher sehr hilfreich gewesen, von ihm in der nächsten Saison zur Tour geführt zu werden, aber so soll es wohl nicht sein. Ich akzeptiere seine Entscheidung und bin sehr stolz, einen Teil zu seinen Erfolgen beigetragen zu haben!
Bild

Für meine eigene Karriere bedeutet das natürlich jetzt auch einiges, denn bei Gerolsteiner stehen für 2006 nun nur noch zwei potentielle GT-Kapitäne unter Vertrag (Levi und Markus). Ein Platz ist durch Totsche’s Karriereende, dass er übrigens Abends mit fast denselben Worten auch auf einer Pressekonferenz noch offiziell machte, also frei geworden und ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass Holczer in den nächsten Tagen zu mir kommen wird und mit mir über die ohnehin fällige Vertragsverlängerung sprechen wird. Da winkt, jetzt wo Gerolsteiner noch mehr an meiner Verpflichtung liegen sollte, bestimmt etwas mehr Geld!

Neben der Pressekonferenz von Totsche hatte sich für heute Abend aber auch der BDR mit einer wichtigen Konferenz angekündigt. Es sollte der entgültige Kader für die Weltmeisterschafts-Rennen vorgestellt werden und vorher hatte man die theoretischen Kandidaten zu einer Besprechung zusammen gerufen. Also war ich, gemeinsam mit meinen Teamkollegen Markus Fothen, Olaf Pollack und Robert Förster, pünktlich erschienen und war tatsächlich etwas nervös – schließlich handelte es sich um meine mögliche erste WM-Nominierung!
Am Ende lief es für mich wunderbar glatt. Vor einigen Wochen hätte ich nicht damit gerechnet, aber jetzt stand ich auf einmal doch auf der Liste der Nationaltrainer – sowohl im Zeitfahren als auch im Straßenrennen! Markus hingegen muss dieses Jahr zuschauen, was angesichts seiner schlechten körperlichen Verfassung am Ende der Vuelta sicher keine echte Überraschung mehr war. Trotzdem sind wir von Gerolsteiner diesmal zu dritt im deutschen Kader, denn auch Frösi und Olaf bekamen den Zuschlag. Der Kapitän im Straßenrennen soll zunächst einmal Ete Zabel sein, der im Massensprint wohl die besten Chancen haben dürfte.
Wir werden sehen wie es läuft und ich bin sehr gespannt, wo ich stehe – einen echten Formtest im Renntempo hatte ich ja bisher nicht…

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 410245Beitrag RotRigo
11.2.2007 - 21:17

19.9.2005 – Statistik-Abteilung und die B-Frage:
Es gibt da einen italienischen Rundfahrt-Spezialisten, der im Verlauf dieser Saison zu einer etwas fragwürdigen Person geworden ist: Ivan Basso.
Im Mai hatte der CSC-Kapitän den Giro dominant gewonnen und im Juni sah es bei der Tour de Suisse, die er als zweiter beendete, ganz so aus, als ob er auch für die Tour als Top-Favorit bereit stehen würde. Doch dann kam wenige Tage vor dem Start der Frankreich-Rundfahrt seine überraschende Absage, die bis jetzt noch immer nicht öffentlich erklärt wurde, und seit dem hatte man kaum noch was von ihm gehört.
Spätestens seit gestern ist Basso aber wieder in aller Munde, denn er konnte, wie aus dem nichts, einen weiteren ProTour-Rundfahrt-Sieg feiern. Bei der Polen-Rundfahrt sicherte sich Basso gestern im Zeitfahren den Gesamtsieg und ist nun auf einmal sogar ein Kandidat für das WM-Zeitfahren. Ich bin gespannt, ob sich jetzt auch bald die Frage nach der Tour-Absage klärt!?

Ergebnis:
1 Ivan Basso Team CSC 30h20'49
2 Danilo Di Luca Liquigas - Bianchi + 27
3 Sergio Paulinho Liberty Seguros + 1'17
4 Piotr Wadecki Intel - Action + 2'03
5 Allan Davis Liberty Seguros + 2'08


Neben diesem Ergebnis bin ich euch natürlich auch noch die Vuelta-Endstände schuldig - ein Beweis für die Gerolsteiner-Dominanz in Spanien.

GK:
Bild
1 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 79h00'07
2 Georg Totschnig Gerolsteiner + 2'43
3 Jan Ullrich T-Mobile Team + 5'03
4 Bobby Julich Team CSC + 9'19
5 Thomas Dekker Rabobank + 9'46
6 José Azevedo Discovery Channel + 10'37
7 Igor Gonzalez De Galdeano Liberty Seguros + 13'11
8 Juan Manuel Garate Saunier Duval + 15'22
9 Dario Cioni Liquigas - Bianchi + 16'05
10 Roberto Laiseka Euskaltel - Euskadi + 19'40
11 Markus Fothen Gerolsteiner + 20'31
12 Roberto Heras Liberty Seguros + 21'46
13 Aitor Osa Illes Balears + 22'18
14 Carlos Garcia Quesada Comunidad Valenciana + 23'15
15 Andriy Grivko Domina Vacanze + 23'21
16 Oscar Sevilla T-Mobile Team + 23'59
17 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 25'28
18 Alberto Lopez De Munain Euskaltel - Euskadi + 26'11
19 Carlos Barredo Liberty Seguros + 28'46
20 Christophe Moreau Credit Agricole + 31'06


Punkte:
Bild
1 Heinrich Haussler Gerolsteiner 188
2 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 174
3 Georg Totschnig Gerolsteiner 155
4 Thor Hushovd Credit Agricole 130
5 Jan Ullrich T-Mobile Team 127

Berg:
Bild
1 Andrea Moletta Gerolsteiner 150
2 Georg Totschnig Gerolsteiner 126
3 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 100
4 Jan Ullrich T-Mobile Team 58
5 Massimo Codol Fassa Bortolo 54

U25:
Bild
1 Thomas Dekker Rabobank 79h09'53
2 Markus Fothen Gerolsteiner + 10'45
3 Andriy Grivko Domina Vacanze + 13'35
4 Carlos Barredo Liberty Seguros + 19'00
5 Angel Gomez Marchante Saunier Duval + 25'15

Teams:
1 Gerolsteiner 238h15'19
2 Phonak Hearing Systems + 49''
3 Liberty Seguros + 7'08
4 Discovery Channel + 10'45
5 T-Mobile Team + 12'22
Zuletzt geändert von RotRigo am 11.2.2007 - 21:34, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
MichelinR
Beiträge: 3215
Registriert: 1.8.2005 - 13:50
Kontaktdaten:

Beitrag: # 410247Beitrag MichelinR
11.2.2007 - 21:27

Schade dass Totsche aufhört, aber mal sehen was so zur nächsten Saison läuft. Bin schon gespannt was Rot in Frankreich schafft. Mach einfach so weiter Rot und auf gehts nach Madrid!

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 410281Beitrag RotRigo
12.2.2007 - 14:57

22.9.2005 (Zeitfahr-WM) – Na, wer wohl?:
Die 53 Kilometer lange Zeitfahrstrecke rund um Madrid war ziemlich flach und hätte mir eigentlich liegen sollen. Doch was soll ich groß erzählen? An einem Abend wie heute habe ich nicht viel Lust darüber zu reden, wie es mir ergangen ist – auch nicht, wenn es sich um mein erstes Profi-WM-Rennen handelt. Ich glaube wenn ich sage, dass ich nach fünf Kilometern bereits merkte, dass ich noch nicht wieder hundertprozentig fit bin, dann kann man sich schon denken, wie es gelaufen ist und wie ich mich gefühlt habe: Bescheiden!
Am Ende landete ich zwar immerhin auf Rang 10, aber bei einem Rückstand von exakt 3 Minuten auf den neuen Weltmeister ist das sicher kein echter Trost. Ich war nach Madrid gereist und hatte gewusst, dass die Gefahr bestand nicht perfekt in Form zu sein. Aber eine derartige Backpfeife zu kassieren, daran habe ich vorher nicht gedacht.
Reden wir aber jetzt nicht weiter über mein verkorkstes Rennen, sondern freuen wir uns viel mehr, dass es wenigstens ein anderer Deutscher auf einen Medaillen-Platz geschafft hat: Nach Voigt’s Bronze-Medaille aus dem Vorjahr holte heute Jan Ullrich Silber – 2’47 schneller als ich und somit nur 13 Sekunden langsamer als der momentan sicher beste Zeitfahrer der Welt: Santiago Botero.
Bild
Spätestens nach dem letzten Vuelta-Zeitfahren musste die Radsport-Welt eingesehen haben, dass der Kampf gegen die Uhr auch immer ein Kampf gegen Botero sein würde und so war der heutige Weltmeister-Titel eigentlich nur so etwas wie eine Leistungsbestätigung – etwas ganz normales.
Gerade nochmal aus dem ganz großen Rampenlicht herausgehalten hat sich hingegen Ivan Basso. Der Italiener holte sich die Bronze-Medaille und profitierte davon, dass die Öffentlichkeit ihr gesamtes Interesse auf den Kolumbianer gerichtet hatte. Basso kam umso leichter um die stechenden Fragen nach der Tour-Absage herum und konnte sich dennoch mit einem guten Ergebnis ziemlich zufrieden auf den Weg nach Hause machen. Ein Auftritt mit Medaille, aber ohne Interview – irgendwie komisch.
Viel mehr im Rampenlicht hat heute ein anderer gestanden – einer der nächstes Jahr genauso wie Totsche nicht mehr im Peloton zu finden sein wird: Lance Armstrong. Der Amerikaner war zum Zeitfahren angetreten um noch ein letztes mal auch nach dieser Krone zu greifen, scheiterte schließlich aber an Botero, Ullrich und Basso und wurde somit undakbarer Vierter (genau wie letztes Jahr).
Bild
Später sagte der sechsfache (1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2005) Tour-Sieger, dass es ihm nichts ausmachen würde und er Botero den Titel gönnen würde. Es sei zwar ein Traum gewesen auch diesen Titel noch zu gewinnen, aber es könne nun mal nicht jeder Traum in Erfüllung gehen – auch für ihn nicht. Wenn L.A. das wirklich so meint, dann hat er bei mir heute ein paar Sympathie-Punkte gewonnen, aber irgendwie glaube ich es ihm nicht…

Ergebnis:
1 Santiago Botero Phonak Hearing Systems 1h10'42
2 Jan Ullrich T-Mobile Team + 13
3 Ivan Basso Team CSC + 47
4 Lance Armstrong Discovery Channel + 55
5 Bobby Julich Team CSC s.t.
6 Igor Gonzalez De Galdeano Liberty Seguros + 2'40
7 Jörg Jaksche Liberty Seguros + 2'41
8 Marco Velo Fassa Bortolo + 2'56
9 José Azevedo Discovery Channel + 2'57
10 Rot Rigo Gerolsteiner + 3'00

Exelero
Beiträge: 485
Registriert: 26.5.2006 - 12:20

Beitrag: # 410283Beitrag Exelero
12.2.2007 - 15:28

Warn aber einige Topleute außer Form oder hat Azevedo und Jaksche so nen super ZF wert? Naja guter 10 Platz für Rot und muss sagen finds klasse, dass es jetzt hier wieder weitergeht, hatte schon fast RotRigo entzug. :D :wink:

nico2603
Beiträge: 41
Registriert: 3.11.2004 - 15:05

Beitrag: # 413471Beitrag nico2603
1.3.2007 - 13:30

jetzt ist schon märz :?

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 415741Beitrag RotRigo
19.3.2007 - 11:13

Ich muss mich entschuldigen! Hier kommt die WM und gleichzeitig die Neuigkeit, dass ich einen neuen PC besitze, der es mir ermöglichen wird die 2006er Saison mit dem aktuellen Cycling Manager zu bestreiten, ohne dass ich für jedes Rennen 2 Stunden Geruckel ertragen muss... :)

25.9.2005 (Straßen-WM) – Alles versucht beim WM-Debüt:
Bild
Nach dem zehnten Platz beim Einzelzeitfahren ist mir klar geworden, dass die Form für lange Anstrengungen nicht mehr reichen würde. Trotzdem hätte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können, das Straßen-Rennen einfach so im Peloton zu absolvieren und mich überhaupt nicht zu zeigen. Wenigstens den Versuch nach der Krone zu greifen musste ich starten!
In der Taktikbesprechung mit der gesamten Mannschaft erzählte ich von meinem Vorhaben und konnte es letztendlich auch durchsetzen. Wir verabredeten, dass Jens Voigt und ich auf der letzten Runde abwechselnd versuchen sollten uns vom Feld abzusetzen und behielten Erik Zabel für den Fall des Massensprints als Joker in der Hinterhand. Auf den ersten Runden aber musste sich dennoch immer wieder fast die gesamte Mannschaft vor das Feld spannen, weil immer wieder einige kleine Gruppen entstanden waren, in denen jeweils auch Italiener, Spanier und Franzosen vertreten waren – die Arbeit blieb an uns hängen.
Bild
Als die letzte Runde anbrach war das Feld schließlich wieder vereint und es lag ein richtiges Knistern in der Luft. Für einige hundert Meter belauerten sich alle und dann, als es zum ersten der zwei kurzen Anstiege ging, setzte Voigte seine Attacke. Sofort setzten ihm einige starke Fahrer nach, darunter auch Lance Armstrong. Die Gruppe war sehr gefährlich und genau das sollte sie zum scheitern verurteilen. Die Anfahrt zur letzten Rampe dieser Weltmeisterschaft nutzte das Feld um die Ausreißer einzuholen und nun war ich an der Reihe es mit einer Attacke zu versuchen. Die nötige Position in den ersten Reihen des Feldes hatte ich längst eingenommen und den Ort des Antritts hatte ich in den letzten Runden ausgesucht: Die steilste Stelle des Anstiegs! Wie sich jetzt herausstellte war ich nicht der einzige, der genau hier attackieren wollte. Gemeinsam mit Michael Boogerd, Danilo Di Luca und Igor Astarloa setzte ich mich vom Feld ab und legte alle meine Kraft in diese Flucht. Wir erreichten den letzten Kilometer mit einigen Sekunden Vorsprung und gaben weiter Vollgas.
Bild
Das Feld aber war zu stark. Der riesige Sprinter-Zug kam von hinten immer näher und 500 Meter vor dem Ziel war der Traum vom Weltmeister-Titel, oder wenigstens einer WM-Medaille, geplatzt. Thor Hushovd, Ete, Oscar Freire und co rasten an mir vorbei und ich ließ mich ins Ziel rollen – als 43. Den Sieg trug schließlich der Norweger davon. Hushovd hatte seine tolle Form ja bereits bei der Vuelta bewiesen und war im Sprint schließlich einfach unschlagbar!
Dass es bei uns im Hotel heute Abend dann aber trotzdem noch etwas zu feiern gab verdanken wir Ete. Er war „the best of the rest“ und holte eine starke Silber-Medaille - Gold war heute einfach nicht drin.
Bild
Als Fazit bleibt mir eigentlich nur zu sagen, dass ich alles versucht habe bei dieser WM, mit den Kraftreserven, die ich aus der Saison gerettet habe, aber einfach nicht mehr möglich war. Ich bin einigermaßen zufrieden mit meiner Leistung (zumindest im Straßenrennen) und denke, dass der Sieger absolut der richtige ist: Hushovd ist momentan einfach der beste Sprinter der Welt und außerdem auch ein echt sympathischer Typ!

Ergebnis:
1 Thor Hushovd Credit Agricole 6h32'25
2 Erik Zabel T-Mobile Team s.t.
3 Igor Astarloa Team Barloworld s.t.
4 Oscar Freire Rabobank s.t.
5 Paolo Bettini Quick Step - Innergetic s.t.
6 Allan Davis Liberty Seguros s.t.
7 Angel Edo Saunier Duval s.t.
8 Angel Vicioso Liberty Seguros s.t.
9 Stefan Van Dijk Navigators Insurance s.t.
10 Robbie McEwen Davitamon - Lotto s.t.

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 415763Beitrag RotRigo
19.3.2007 - 14:23

26.9.2005 (Madrid) – Zukunftspläne:
Die WM ist vorbei und für mich war heute ein Blick nach vorn angesagt. Ich war für heute Nachmittag mit Holczer im Hotel verabredet und hatte mich in den letzten Tagen und Wochen immer wieder damit außeinander gesetzt, wie ich meine Karriere fortsetzen würde. Letztlich habe ich den Entschluss gefasst, bei Gerolsteiner zu bleiben. Ich fühle mich hier wohl und nach Totsche’s Karriereende sehe ich in den nächsten zwei Jahren durchaus die Möglichkeit die Kapitänsrolle bei der Tour zu übernehmen – vielleicht auch zunächst Seite an Seite mit Levi oder Markus. Diese Neuigkeiten wollte ich unserem Teamchef also heute mitteilen um dann hoffentlich sofort einen neuen Vertrag zu unterzeichnen.
Holczer brachte Udo Bölts mit und beide waren locker gekleidet. Insgesamt hatte das ganze Treffen eher den Charakter eines freundschaftlichen Gesprächs, als den eines geschäftlichen Meetings. Mir wurde mal wieder klar, dass das Klima hier bei Gerolsteiner unglaublich gut ist und so viel auch der allerletzte Zweifel, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte von mir ab.
Innerhalb weniger Minuten hatte ich den Beiden meine Wünsche offenbart und kurz darauf war der Vertrag auch schon unterzeichnet. Es gab keinerlei Diskussionsbedarf – weder was meine Rolle im Team betrifft, noch was das Gehalt oder die Dauer des Vertrages (zwei Jahre) angeht: Ich bin nun, auch laut Vertrag, eine „tragende Säule“ im Gerolsteiner-Team und werde mich auf die großen Rundfahrten konzentrieren dürfen, habe aber in meiner Rennauswahl grundsätzlich sehr viele Freiheiten.
„Wenn sowohl Levi, als auch du und Markus bei der Tour am Start stehen sollten, so seit ihr alle gleichgestellt. Der stärkste wird am Ende der Kapitän sein.“, sagte Holczer zu diesem Thema. Ich bin optimistisch, dass ich am Ende dieser Stärkste sein werde!

Mein Hauptziel für 2006 heißt nun also Tour de France. Was ich mit Giro, Vuelta, Deutschland-Tour und Weltmeisterschaft mache steht hingegen noch in den Sternen. Deutlich näher aber liegen die Herbstklassiker der Saison 2005. Am kommenden Wochenende wird in Zürich, danach in Tours und zum Abschluss in der Lombardei noch um die letzten ProTour-Punkte des Jahres gekämpft. Vor zwei Wochen habe ich erzählt, dass ich hoffe, in Zürich oder bei der Lombardei-Rundfahrt noch einmal angreifen zu können. Heute sieht das nun etwas anders aus. Die WM hat mir gezeigt, dass ich nicht mehr die Kraft habe bei einem so langen Rennen um den Sieg zu kämpfen und deshalb habe ich mit Hans und Udo auch darüber heute gesprochen – mit dem Endschluss, dass für mich die Saison 2005 nun beendet ist. Ich starte bei keinem Rennen mehr und kann mich nun auf direktem Weg in die Urlaubsplanung begeben. Mal sehen wo es mich so hinzieht in diesem Winter…

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 415770Beitrag RotRigo
19.3.2007 - 14:44

2.10.2005 (Züri Metzgete) – Frustbewältigung:
Bild
Der schweizer Herbstklassiker rund um Zürich bot in diesem Jahr ein großes Finale der Kletterer gegen die Hügelspezialisten. Für uns war Vorjahressieger Markus Zberg ebenso am Start, wie sein Bruder Beat und deren Landsmann Sven Montgomery. Angesichts der Form der drei Schweizer konnte man von ihnen aber nicht sehr viel erwarten. Ganz anders sah die Sache bei unserem Kapitän Davide Rebellin aus. Der Italiener hat im Frühjahr bereits das Ardennen-Triple geholt und konnte auch im August mit dem Sieg beim GP von Plouay noch einmal beweisen, dass er ein Mann für Rennen dieser Art ist. Heute wollte er noch eins draufsetzen und mit einem weiteren Sieg den Weg in Richtung ProTour-Spitze ebnen. Doch auch der ProTour-Spitzenreiter Danilo DiLuca ist mit einer guten Form in die Schweiz gekommen.
Das Rennen verlief über die ersten 200 Kilometer recht ruhig und spitzte sich auf der letzten Runde dann zu einem richtigen Krimi zu. Mit einer beherzten Attacke hatte Alejandro Valverde, der spanische Meister, der bis auf seinen Meistertitel über die ganze Saison hinweg enttäuschte und desöfteren vom Verletzungspech geplagt war, dafür gesorgt, dass sich eine achtköpfige Spitzengruppe bildete, die den Sieg unter sich ausmachen durfte: Thomas Lövkvist, David Etxebarria, Jan Ullrich, Ivan Basso, Paolo Bettini, Danilo DiLuca, Davide Rebellin und eben Valverde selbst.
Bild
In den Anstiegen versuchte immer wieder vor allem Ivan Basso die Gruppe zu sprengen. Dank hervorragender Zusammenarbeit der sprintstarken Fahrer Bettini, DiLuca, Rebellin und Valverde konnten diese Attacken aber immer wieder abgewehrt werden und so kam es auf den letzten Kilometern zu mehreren Steh-Versuchen der gesamten Gruppe, bis schließlich DiLuca und Valverde davon ziehen konnten.
Den letzten Kilometer fuhren die beiden ständig nebeneinander her um dem jeweils Anderen keinen Windschatten zu bieten und am Ende hatte Valverde mehr Körner für den Zielsprint.
Bild
Mit einem lauten Jubelschrei überquerte der Spanier die Ziellinie. Endlich hatte er beim drittletzten Rennen seinen ersten ProTour-Sieg geholt – und das als großer Favorit auf den Gesamtsieg der neuen UCI-Wertung!

Ergebnis:
1 Alejandro Valverde Illes Balears 6h38'11
2 Danilo Di Luca Liquigas - Bianchi s.t.
3 Thomas Lövkvist Française des Jeux + 38
4 Davide Rebellin Gerolsteiner s.t.
5 Jan Ullrich T-Mobile Team s.t.
6 Paolo Bettini Quick Step - Innergetic s.t.
7 Ivan Basso Team CSC s.t.
8 David Etxebarria Liberty Seguros + 1'14
9 Joaquin Rodriguez Saunier Duval + 1'35
10 Damiano Cunego Lampre - Caffita + 2'03

Benutzeravatar
MichelinR
Beiträge: 3215
Registriert: 1.8.2005 - 13:50
Kontaktdaten:

Beitrag: # 415784Beitrag MichelinR
19.3.2007 - 15:06

Ja es geht weiter. Bild
Mal wieder toll geschrieben, zum Glück bleibt Rot bei Gerolsteiner.


Exelero
Beiträge: 485
Registriert: 26.5.2006 - 12:20

Beitrag: # 415882Beitrag Exelero
19.3.2007 - 18:45

Juhu, dachte schon du würdest aufhören, aber hoffentlich gehts jetzt ganzzzz schnell weiter...

Antworten