Doping im Radsport

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jonas
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Beitrag: # 387593Beitrag jonas
29.9.2006 - 8:13

Ach ja, man hat sowohl bei Eibegger als auch bei Ebner Hinweise auf künstliches EPO gefunden, diese waren aber so gering, dass man den Test als negativ deklarieren musste.

Da man ja weiss, das mittlerweile EPO in Mikrodosen anscheinend sehr verbreitet sind und die Jungs ihren Test etwas verschoben haben ist das schon sehr, sehr, sehr verdächtig.
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Jonas

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Escartin
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Beitrag: # 387599Beitrag Escartin
29.9.2006 - 10:13

jonas hat geschrieben:Ist natürlich auch abhängig vom Land, in Italien wirst du als U-23 Fahrer ohne Doping keine Chance haben, in der Schweiz oder Deutschland vielleicht eher.
Und was folgt daraus? Seit Tagen lese ich von dir nur Posts, in denen sich als Hauptaussage "alle sind gedopt" verbirgt. Das mag ja sogar so sein, aber das führt ja erstmal nicht weiter und passt auch nicht zu
jonas hat geschrieben:Prinzipiell ist es höchst verdächtig, wenn ein Mann in den sehr tiefen 20-ern eine 3-wöchige Rundfahrt gewinnt, ich würde sogar sagen das ist unmöglich ohne intensive medizinische Zuneigung.
, denn demnach wäre ja ohnehin jeder GT-Sieger gedopt. Was also ist die Antwort auf die vermeintliche Erkenntnis? Wenn tatsächlich alle Sportler gedopt wären, dann könnte man dies doch wohl als absolute Bankrotterklärung der Dopingbekämpfung verstehen. Die Antwort sollte daher mMn nicht aus einer Verdammung der Sportler bestehen, man sollte sich eher mal über die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen im Antidopingkampf Gedanken machen. Sollten jedenfalls tatsächlich Sportler vor der Wahl "Doping oder Karriereende" stehen, ich würde mich mit der Moralkeule zurückhalten.

Und zu den regelmäßig zu lesenden Anschuldigungen gegen Valverde: Ich erkenne da Ansätze von Rufmord. Valverde taucht in keiner offiziellen Verlautbarung auf, folglich hat er als unbescholten zu gelten. Auf welcher Grundlage wird denn hier ein WM-Startverbot gefordert? Ein Artikel in der SZ? So sehr ich die Zeitung schätze, das erscheint mir dann doch etwas dünn. Dass die spanischen Ermittler alle korrumpiert sein sollen, ist doch eine ziemlich dreiste Spekulation, für inkompetent kann man sie aber gerne (und mE zurecht) halten.
"Wittgenstein pondered what time it could be on the sun (it was a nonsensical question, he concluded)." - The Economist

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jonas
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Beitrag: # 387602Beitrag jonas
29.9.2006 - 11:16

Wieso führt das nicht weiter? Wenn man wüsste, dass alle gedopt sind wüsste man auf jeden Fall von einer Chancengleichheit. Der aktuellen Blindflug mit Verdächtigungen auf alle Topleute führt doch auch nicht weiter.

Und dass z.b. die italienische U-23/Amateur-Szene voller als voll ist, dafür gibt es wohl mittlerweile genügend Zeugenaussagen und Beweise.

Auf was willst du die Dopingbekämpfung aufbauen? Auf Nachweisverfahren, die noch gar nicht existieren (weil die Dopingmittel nicht nachweisbar sind) ? Auf Designermittelchen, die die Öffentlichkeit noch gar nicht kennt (z.b. Balco-Affäre)?
Die Doper und deren Helfeshelfer (vor allem die) sind der WADA immer einen Schritt voraus und werden das wohl auch immer sein. Man kann die Dopingbekämpfung noch so schönreden, sie hat realistisch gesehen kaum eine Chance einen dopingfreien Sport hinzubekommen. Ziel muss es sein Dopingmissbrauch zu minimieren und neben all den kriminalistischen Massnahmen (Aushebung von Dopingringen, bessere Nachweisverfahren, etc.) ist es nun mal eine zum Teil äusserst effektive Massnahme mit der Moralkeule zu schwingen. Ullrich hat extrem viel Kredit verloren und auch wenn sich SwissCycling, die UCI und die WADA nicht in Sachen Sperre durchsetzten können hat er mehr verloren als gewonnen.

Meine Aussage bezog sich vor allem auf physische Vorraussetztungen. Ausdauersportler haben ihr bestes Alter Ende der 20-er, Anfang 30-er. Es ist IMHO äusserst unwahrscheinlich, dass ein 22 jähriger Jungspund (in seiner 2.Profisaison) all die alten Hasen besiegt, vor allem über 3 Wochen. Er kann (in sauberem Zustand) gar nicht die körperlichen Möglichkeiten eines 30-jährigen haben, der seine Ausdauerfähigkeit und Regenerationsfähigkeit über Jahre hinaus aufgebaut hat.
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Jonas

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Mangahn
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Beitrag: # 387603Beitrag Mangahn
29.9.2006 - 11:31

Ich mag mich täuschen, aber muß jetzt nicht wieder das nächste Argument in der Schleife (die wir hier gehen) kommen, daß auch wenn alle Dopen es keine Chancengleichheit gibt? Wieso? Siehe diverse Antworten in diesem Threat :lol:

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wassertraeger29
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Beitrag: # 387609Beitrag wassertraeger29
29.9.2006 - 12:27

Aber wäre es nicht möglich, dass alle Profi-Radfahrer eines Verbands, einer bestimmten Sportuni zugeteilt werden, von der sie ausschließlich "rund um die Uhr" betreut werden müssen. Wenn diese Ärzte die Fahrer dann genau kennen, müssten denen doch dann auch kleine unnormale Veränderungen in der Leistungskurve auffallen.

Die Ärzte müssten vorher einen Eid ableisten, und sie würden auch ständig überprüft, sie haben als Festangestellte Beamte (der UCI) zudem vllt. weniger Anreiz kriminellen Handlungen nachzugehen. Und ein Ärztezentrum pro Verband ist wesentlich leichter zu kontrollieren als wenn jeder der 286 italinischen Profis seinen eigenen Arzt hat.

Wenn man einem Fahrer nachweisen kann, dass er sich anderweitig betreuen lässt, wird er für 1 Jahr gesperrt.

Damit würde ich das Hausarzt-Prinzip nutzen, der schließlich auch meistens merkt wenn was nicht stimmt, ohne dass man ihn darauf aufmerksam machen muss.

Nur mal so als Idee. Die Finanzierung liefe dann u.a. aus den Sponsorenkassen, die müssen dann 10% ihres Etats dem Anti-Dopingkampf zur Verfügung stellen.

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Stephen Roche
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Beitrag: # 387611Beitrag Stephen Roche
29.9.2006 - 12:32

Rechtlich wohl nicht machbar. Jedenfalls nicht das Verbot, eigene Ärzte aufzusuchen.
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Mangahn
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Beitrag: # 387613Beitrag Mangahn
29.9.2006 - 12:39

Und wie setzt TMO das dann jetzt durch?

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Klaus und Tony
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Beitrag: # 387617Beitrag Klaus und Tony
29.9.2006 - 12:45

Und Ärzte legen ohnehin einen Eid ab. Hat aber in der Geschichte der Menschheit nicht immer viel geholfen...

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jonas
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Beitrag: # 387632Beitrag jonas
29.9.2006 - 13:31

Hat der Hippokratus auch gesagt, dass man nicht dopen soll? 8)
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wassertraeger29
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Beitrag: # 387633Beitrag wassertraeger29
29.9.2006 - 13:31

@Stephen: Das könnte man doch vom sportlichen (Vertrag) her machen, und da ist doch praktisch alles möglich. Wer nicht unterschreibt muss halt seine eigenen Rennen veranstalten.

@KuT:Schon klar, aber zusätzlich etwas Spezielles von der UCI zum Thema Doping.

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jonas
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Beitrag: # 387634Beitrag jonas
29.9.2006 - 13:36

Ein Vertrag darf nicht einfach alles enthalten.
Das ist natürlich von Land zu Land unterschiedlich, aber eine Kündigung, weil der Fahrer X sich vom Arzt Y behandeln hat lassen wäre bei uns wohl unrechtlich und nichtig, egal was im Vertrag steht.
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Jonas

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ETXE
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Beitrag: # 387635Beitrag ETXE
29.9.2006 - 13:37

jonas hat geschrieben:Hat der Hippokratus auch gesagt, dass man nicht dopen soll? 8)
Gute Frage, jedenfalls sollen auch schon die Olympioniken der Antike "gedopt" haben, wobei es dabei eher um die Einnahme von Extra-Knoblauchzehen oder ähnlicher Naturmittel ging.

Das Problem für die Knoblauch-Doper war dann ein anderes. Wenn sie den großen Tempel besuchen wollten, was jeder siegreiche Athlet zu tun hatte, so wurden sie aufgrund Geruchsbelästigung nicht herein gelassen und schon war der olympische Ruhm verloren, da diese Schmach nicht mehr gut gemacht werden konnte :lol:
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BlackHackz
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Beitrag: # 387672Beitrag BlackHackz
29.9.2006 - 16:13

ich sag ja nur: Milon von Kroton. Das ist eigentlich schon alles, was ich zu sagen habe... ;)
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J.P. Rudriguez
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Beitrag: # 387711Beitrag J.P. Rudriguez
29.9.2006 - 18:44

das einzig sinnvolle sind Gesetze.... jedes Land müsste ein Anti-Doping-Gesetz haben, da allerdings die USA und Russland z.B. damit auch einigen Wirtschaftsunternehmen auf die Füße treten müssten, wird das wohl eine Illusion bleiben.

Interessant ist noch das System der "Physiologischen Wahrscheinlichkeit" von Frédéric Grappe von FDJ (einem vorbildlichen Team in dieser Hinsicht wie ich finde), das ganz einfach die Leistungen eines Fahrers katalogisiert, inklusive Leistung (Watt), im Vergleich zu Vorjahreswerten oder Nebenwettkampfwerten im Vergleich zum Hauptwettkampf. Denn ganz ehrlich diese enormen Steigerungen wie bei einem Jan Ullrich von Tour de Romandie auf Giro waren schon ungewöhnlich und die Leistungen von Basso haben laut Grappe sein physisches Potenzial gesprengt.

Das ganze ist in der Procycling zusammen mit 10 alternativen Methoden zur Dopingbekämpfung, alle aus der Profiszene stammend, ausführlich vorgestellt.

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wassertraeger29
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Beitrag: # 387729Beitrag wassertraeger29
29.9.2006 - 19:36

Aber packt man da nicht grundsätzlich zu spät an, also wenn der Fahrer schon gedopt ist?

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PepsiLight
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Beitrag: # 387731Beitrag PepsiLight
29.9.2006 - 19:44

was war heut mit basso?
wurde der freigesprochen?

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José Miguel
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Beitrag: # 387737Beitrag José Miguel
29.9.2006 - 20:04

wassertraeger29 hat geschrieben:Aber packt man da nicht grundsätzlich zu spät an, also wenn der Fahrer schon gedopt ist?
Es mag ja sein, dass der jeweilige Fahrer bei der Erstellung des Basiswertes schon gedopt ist, allerdings wird wohl kein Fahrer vor jeder einzelnen Messung mit der gleichen Menge an Medikamenten dopen, so käme es zwangsläufig zu auffälligen Abweichungen.
RZ: Punktewertung Vuelta 2006 und 2008, Etappensieg TdF 2010, 2011 und Giro 2012&2014, Berg Giro 2012, 2013, 2014 / Rad-Tipp: Giro dell'Emilia, Paris-Tours 2008, Tour de Romandie 2011, Eneco-Tour 2011, WM-Zeitfahren 2011 / Frauenfussball-Weltmeisterschaft 2007 / Fussball-Bundesliga 11-12
SKI: Whitney Houston Award 10/11, 11/12, 12/13, 13/14

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J.P. Rudriguez
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Beitrag: # 387739Beitrag J.P. Rudriguez
29.9.2006 - 20:13

@ pepsi light
gucke ma hier:

http://www.radsport-aktiv.de/sport/sportnews_40798.htm

Ich hoffe, dass die CONI jetzt nichts falsches macht und den Radsport unglaubwürdig.... :evil:

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DeathMayoRider
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Beitrag: # 387740Beitrag DeathMayoRider
29.9.2006 - 20:14

Früher: PepsiLight hat geschrieben:was war heut mit basso?
wurde der freigesprochen?
Das Komitee bittet noch um Bedenkzeit, aber es sieht nach Freispruch aus!

quelle: Eurosport
Meine Meinung kann mir NIEMAND nehmen.

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Stephen Roche
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Beitrag: # 387753Beitrag Stephen Roche
29.9.2006 - 21:42

@ wasserträger: So einfach ist das nicht. Zumal die Verbände ja quasi Monopolisten sind. Wenn die nun daher kommen und die freie Arztwahl einschränken, stellt dies eine Berufsausübungsschranke dar, die einer staatlichen nahezu gleichkommt. Dazu Persönlichkeitsrechte, Selbstbestimmung etc., etc. Das alles in EU-rechtlichen Rahmen. Ich erinnere nur an Bosman ...

@ Blackhackz: Nix gegen Milon, der war immerhin Pythagoras-Fan. :D
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wassertraeger29
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Beitrag: # 387762Beitrag wassertraeger29
29.9.2006 - 22:48

Stephen Roche hat geschrieben:@ wasserträger: So einfach ist das nicht. Zumal die Verbände ja quasi Monopolisten sind. Wenn die nun daher kommen und die freie Arztwahl einschränken, stellt dies eine Berufsausübungsschranke dar, die einer staatlichen nahezu gleichkommt. Dazu Persönlichkeitsrechte, Selbstbestimmung etc., etc. Das alles in EU-rechtlichen Rahmen. Ich erinnere nur an Bosman ...
Ist das denn nicht aber die einzige Schwachstelle, an der man die Fahrer packen kann. Denn sie brauchen zweifellos einen Arzt mit dem sie zusammenarbeiten können. Sonst läufst du doch ständig mit Kontrollen hinterher, die "Nadel im Heuhaufen" ist dagegen leicht gefunden.

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