Doppelt hält besser - Express in Gelb

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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DeathMayoRider
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Doppelt hält besser - Express in Gelb

Beitrag: # 352670Beitrag DeathMayoRider
17.5.2006 - 21:07

Henrik und ich haben beschlossen uns zusammen an einem After Action Report zu versuchen. Gespielt wird mit der Savoluca DB 2006 (allerdings Etappen aus vorherigem Jahr) und leichten Änderungen. Wie immer ist alles rein fiktiv und wir wünschen euch viel Spaß.


Los gehts...

Die letzten 10 Kilometer sind angebrochen und nun steht die Vorentscheidung an. Der Letzte der insgesamt sechs Hügeln. Zwar ist er mit seinen 2000 Metern nicht der Längste, jedoch mit 10 % der Steilste. Vorne weiterhin die noch etwa 30 Mann starke Spitze. Nun geht es in den Anstieg und sofort fallen weitere Fahrer ab. Die Führung hat nun der bekannteste aller Teilnehmer übernommen. Es ist Philippe Gilbert von Francaise des Jeux. Der letzte Kilometer bergauf in diesem Rennen. Eine Attacke im Feld! Undzwar von Sylvain Chavanel, doch Gilbert kontert, aber auch einige andere können sich an seinem Hinterrad halten. Weiterhin schlägt der Belgier ein hohes Tempo an und mehr Fahrer können nicht folgen. Die Kuppe ist erreicht. Jetzt geht es nur noch bergab oder sehr flach bis ins Ziel. Eine acht-köpfige Gruppe hat sich gebildet, darunter auch Gilbert und Chavanel. Diese beiden belauern sich und dies will ein anderer Fahrer nutzen, doch hat er keiner Chance. Nur noch zwei Kilometer sind zu absolvieren und es wird wohl auf einen Sprint hinauslaufen. Wer ist der Stärkere: Gilbert oder Chavanel? Normalerweise müsste der Belgier die schnelleren Beine haben, aber vielleicht haben ihm die Anstiege auch mehr zugesetzt. Die Flame-Rouge und das Tempo ist sehr gering. Alle warten bis der erste antritt. Pausenlos blicken sie sich an. Und der Sprint hat begonnen. Philipp Gilbert konnte es nicht länger aushalten und eröffnet das Finale. Drei Fahrer springen sofort hinterher, jedoch ist Sylvain Chavanel nicht dabei. Eine große Pleite für den Mitfavoriten, doch sehen wir zur Spitze. Es scheint, so als ob Gilbert einen Kontrahenten gefunden hat, oder zumindest einen, der nicht aufgibt. Rad an Rad geht es auf die letzten 200 Meter und noch steht kein Sieger fest. Wir können Ihnen leider nicht berichten, wer es ist, der dem Belgier so fantastisch Parole bietet und nun sogar die Führung übernimmt. Gilbert gibt alles, aber nein, es reicht nicht für ihn, er ist geschlagen. Der Sieger reißt die Hände in die Höhe. Nun können wir Ihnen auch den Namen nachreichen. José Sequeira ist der Endschnellster dieses Rennens. Was es über diesen Mann zu wissen gibt erfahren Sie gleich.


José Sequeira fährt zurzeit bei einem kleinen mittelamerikanischen Team. Er besitzt zwar noch einen Vertrag für die nächsten zwei Jahre, doch könnte er mit diesem Sieg eine professionellere Mannschaft auf ihn aufmerksam gemacht haben.
Geboren wurde er am 18.1.1982 in Cartago/Costa Rica, wo er auch die meiste Zeit seines Lebens lebte. Vor kurzer Zeit zog es ihn jedoch nach Spanien, wo sein Team die Wildcard für das vorhin gesehene Rennen erhielt. Selbstverständlich spricht José seine Muttersprache Spanisch, sowie Portugiesisch und Englisch. Seine Erfolge lassen sich zwar noch auf zwei Händen abzählen, doch hat er ohne Zweifel Talent.


Steckbrief:

Name: José Sequeira
Geburtsdatum: 18.01.1982
Herkunftsland: Costa Rica
Herkunftsort: Cartago
Sprachen: Spanisch, Portugiesisch und Englisch
Meine Meinung kann mir NIEMAND nehmen.

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DeathMayoRider
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Ausflug von José Sequeira

Beitrag: # 352772Beitrag DeathMayoRider
18.5.2006 - 14:05

Die Zeit vergeht hier wirklich rasend schnell. Ich bin erst vor einigen Wochen hier hergezogen, jedoch kommt es mir so vor als wären es nur wenige Tage. Vielleicht liegt es daran, dass ich praktisch keine Stunde in der Ferienwohnung war, sondern immer unterwegs gewesen bin. Alles in allem war es aber bisher ein schöner Aufenthalt. Das Wetter ist schön, auch wenn es im Moment nicht annähend die Temperaturen des Sommers gibt. Die Menschen hier sind immer freundlich. Auch so meine Gastfamilie. Zu meinem Glück bezahle ich eine geringe Miete und bekomme jeden Morgen pünktlich um 9 mein Frühstück. Allerdings ist das Zimmer nicht gerade die Crème de la Crème, aber es ist akzeptabel.
Es war ein wunderschöner Morgen, als ich mich um 10 Uhr aufmachte um hier, in den Gebieten des Baskenlandes, der Heimat der Kletterer, zu trainieren. Der Beginn verlief sehr ruhig, jedoch ging es auch nur mäßig auf und ab. In dieser Gegend werde ich vermutlich keine Rennen fahren, jedoch ist es ein ideales Trainingsgelände. Überall ragen steile Berge aus dem Boden und schon beim ansehen, bekommt man zittrige Knie. Da dies nicht mein bevorzugtes Terrain ist, musste ich bei den ersten längeren Anstiegen mein Tempo ein wenig drosseln. Jedoch wenn man schwierige Rennen fahren möchte, muss man auch die härtesten Berge aushalten können. Bis zu der Saison ist noch ein wenig Zeit und so wollte ich meinen Körper auch nicht unnötig hoch belasten und fuhr nie an der absoluten Schmerzgrenze. Ab und zu kamen aber auch einige Kleinere, etwa ein Kilometer lange Hügel, die doch mehr meinen Wünschen entsprachen. Diese durften dann schon etwas schneller gefahren werden. Immer höhere Drehzahl, immer mehr Prozente. Alles aus sich hinaus kitzeln, die Beine schmerzen, aber nicht aufgeben und schließlich wieder ruhiger Atmen, langsamer treten und versuchen den Puls auf Normalrhythmus zu bringen. Auf den Abfahrten dann immer die Bremse bereithalten und aufpassen, dass kein Sturz meine noch nicht begonnene Saison beendete. Etwa jeder Stunde legte ich eine kleine Pause ein, so auch etwa gegen 14 Uhr. Und diese Regenerationszeit werde ich erst einmal nicht vergessen ...
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Rene75
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Beitrag: # 352786Beitrag Rene75
18.5.2006 - 15:00

kleine Kritik, mach bitte hin und wieder Absätze, so alles in einer Wurst, tut man sich schwer mit lesen. Thx

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DeathMayoRider
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Beitrag: # 353114Beitrag DeathMayoRider
19.5.2006 - 17:17

Als ich mich der Bank näherte, an der ich mich ein wenig Ausruhen wollte, bemerkte ich, dass dort schon jemand saß. Ein junger Mann, etwa in meinem Alter mit Sportkleidung und auf dem Boden ein Rennrad liegen. Wie es sich unter Gleichgesinnten gehört, habe ich ihn kurz nach dem Absteigen begrüßt. Er erwiderte die Worte und so begann ein kleines Gespräch von uns, indem er sich sofort als Santiago Lopez Casas vorstellte.

José Sequeira:Wie lange bist du heute schon unterwegs?
Santiago Lopez Casas:Erst etwa zwei Stunden. Es ist doch herrlich sich hier auf die Bank zu setzen, die Sonne zu genießen und ein wenig zu entspannen. Von wo kommst du?
José Sequeira:Eigentlich aus Costa Rica, doch seit ein paar Wochen besitze ich ein Ferienzimmer in der Nähe von Bilbao. Bist du aus dieser Gegend?
Santiago Lopez Casas:Ja. Direkt aus dem schönen Bilbao. Eine wundervollle Stadt. Drumherum diese vielen Berge, wo man sich stundenlang aufhalten kann. Und überall gibt es neue Anstiege.
José Sequeira: Du zählst also zu den Kletterspezialisten.
Santiago Lopez Casas:Korrekt. Komm, lass uns ein wenig zusammenfahren.
José Sequeira:Einverstanden.

Santiago war mir sofort sehr sympathisch und wir fuhren noch einige Zeit zusammen. Er erklärte mir, dass er 22 Jahre alt wäre und zurzeit außer Radsport nichts anderes zu tun hat – genau wie ich. Um 16 Uhr trennten sich dann unsere Wege, jedoch beschlossen wir gleich am nächsten Tag wieder zusammenzufahren.
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DeathMayoRider
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Beitrag: # 353235Beitrag DeathMayoRider
19.5.2006 - 20:01

Die letzten Tage verliefen sehr merkwürdig. Dies jedoch im positiven Sinne. Jeden Morgen bin ich zusammen mit Santiago aufgebrochen und wir haben zusammen trainiert. Dadurch das wir zu zweit waren, konnten wir uns immer motivieren und ich denke, dass ich in dieser kurzen Zeit schon einen großen Formsprung gemacht habe. Zwar war er bei den langen Anstiegen stärker, doch als es kurz und steil bergauf ging, hatte er Probleme mir zu folgen.

Besonders für gestern hatten wir uns viel vorgenommen und wollten einen der schwierigsten Pässe dieser Gegend bezwingen. Zehn Kilometer mit durchschnittlich etwa 8 %, doch besonders der Schluss steht den Anstiegen der Ardennen Klassiker im April in nichts nach. Bis zu 15 % sollen es dort teilweise sein. Santiago hatte mir versprochen, dass er mir nicht wegfahren werde, höchstens um sich einmal kurz zu testen. Denn was gibt es viel Schlimmeres als abgehängt alleine so einen Berg fahren zu müssen?

Doch bevor es zu diesem Koloss ging, waren noch einige Hügel bereit von uns erklommen zu werden. Kurz vor der Kuppe versuchte ich immer das Tempo stark zu fussieren um einen Sprint nachzustellen. Schon dort bemerkten wir, dass auch andere Sportler und einige Autos in der Nähe waren, doch direkt begegnet sind wir diesen zu Beginn nicht.

Erst als wir zum Fuß des großen Berges kamen, hörten wir Stimmen vor uns, doch waren diese noch viele Meter entfernt. Kilometer für Kilometer holten wir auf, bis wir sie schließlich noch gerade erkennen konnte, bis sie wieder hinter einer Kurve verschwanden. Es waren etwa 10 Fahrer, mit gelben Trikots und Hosen. Dazu ein Auto mit derselben Farbe. Zunächst dachten wir das es sich einfach um einige Fans des Teams handelte, doch als wir näher kamen, erkannten wir das es wirklich Saunier Duval war. Mit dabei ihr Star Gilberto Simoni. Wir waren ganz erstaunt, doch hatten wir kaum Zeit diese Profisportler zu bewundern, denn sie schienen nun das Tempo drastisch zu erhöhen. Besonders Santiago wollte nun sehen, was er draufhat und er versuchte aufzuschließen, was ihm sogar gelang. Ich hing derweil noch ein wenig zurück, sodass ich nicht hören konnte, was der Mann aus dem Begleitfahrzeug zu ihm sagte. Und dann kam es wie es kommen musste ...
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Nozal
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Beitrag: # 353249Beitrag Nozal
19.5.2006 - 20:27

Klingt doch alles mal sehr vielversprechend und ich hoffe, dass es bald weitergeht.
Dirk for MVP

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Henrik
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Beitrag: # 353711Beitrag Henrik
21.5.2006 - 13:37

Als ich die Gruppe erreicht hatte, machte sich schon eine gewisse Überraschung breit, dass ich aufgeschlossen hatte. Doch damit noch nicht genug: Jetzt erhöhte Gilberto Simoni an einer steilen Rampe das Tempo. Sofort fielen die ersten seiner Kollegen zurück, nach und nach entfernte sich ein gelbes Trikot nach dem anderen. Ich dagegen schaltete auf einen ernsthaften Belastungstest um und kam noch halbwegs mit, ohne aus dem letzten Loch zu pfeifen. Jetzt kam mir meine einigermaßen gute Form aus den letzten Trainingstagen zugute und ich konnte mit nur drei übrigen Fahrern mit Simoni mithalten. Ich meinte, sie als Gomez Marchante, Gil und Piepoli identifizieren zu können. Diese Tatsache steigerte meine Moral ungemein, ich konnte schon jetzt mit solchen Radsport-Größen mithalten? Doch jetzt geriet auch ich in ernsthafte Schwierigkeiten, und obwohl es nur eine einfache Trainingsfahrt war, griff Simoni erneut an. Doch diesem Antritt war niemand gewachsen, ich konnte mich mit Leonardo Piepoli einige Meter hinter ihm halten, während die anderen weiter abfielen. Zwar musste ich mich auf den letzten Metern vor dem Gipfel wieder zu den beiden zurückfallen lassen, doch ich war trotz meiner leeren Beine stolz angesichts der erbrachten Leistung.

Um der Sache die Krone aufzusetzen, stieg der Sportliche Leiter der Equipe Matteo Algeri aus dem Auto, das er kurz hinter mir geparkt hatte, und sprach mich an! Das verwunderte mich endgültig, und er machte mir ein großes Kompliment wegen meiner couragierten Leistung! Zwar müsste ich noch einige Dinge verbessern, aber für mein Alter sei ich weit fortgeschritten. Auch Simoni näherte sich mir, und in diesem Moment erreichte auch ein sogar noch deutlich erschöpfterer José das Gespräch. Während er die anderen begrüßte, sich immer noch über diesen Zufall wundernd, setzte er sich auf einen Stein um kurz zu regenerieren. Simoni dagegen kam mit mir ins Gespräch, und ich erzählte ihm, dass ich 22 Jahre alt war und zu der Zeit bei einem kleineren Team, das spanische Talente förderte, unter Vertrag stand. Wir sprachen noch einige Minuten über unseren Sport und uns selbst, und dann verschwand er. Ein wirklich netter Kerl, dieser Gilberto Simoni!

Aber er war nicht gegangen, um weiterzufahren, sondern kam wenige Augenblicke später mit Algeri zurück. Dieser ließ sich Josés und meinen Namen und unsere Telefonnummern geben und meinte mit einem Grinsen, das ich rückblickend als vielversprechend interpretiere, wir würden bald von ihm zu hören bekommen. Wollte er uns etwa ankündigen, dass wir bald in der Pro Tour fuhren? Nun ja, das war vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen. Vielleicht wollte er uns ja für sein Jugend-Team verpflichten, das wäre ja auch schon ein Aufstieg… Fragen konnten wir ihn jedoch nicht, denn kurze Zeit später entfernte sich die Gruppe wieder und ließ uns zurück. Jetzt stand auch für uns der Rückweg an, ein angenehmer Rückweg mit vielen Abschnitten bergab.

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Henrik
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Beitrag: # 353916Beitrag Henrik
21.5.2006 - 20:46

In den nächsten Tagen feilte ich weiter an meiner Form, um vor Matteo Alegri eine gute Figur abzugeben. Unermüdlich fuhr ich Pässe und schund mich jedes Mal wieder mit José zusammen, der nicht weniger verbissen kämpfte als ich. Da sich aber unsere Spezialgebiete unterschieden, fuhren wir nicht immer nebeneinander her, sondern trennten unsere Wege beizeiten. So war gewährleistet, dass er ein anspruchsvolles Hügeltraining mit kurzen Antritten über wenige Kilometer durchziehen konnte, ohne mich regelmäßig abzuhängen, und ich konnte mich darin üben, lange Anstiege in gleichmäßig hohem Tempo, mit einigen kleinen Steigerungen der Frequenz, hinaufzufahren, ohne seine Moral durch andauerndes Abhängen zu schwächen. Auch wenn wir gute Freunde waren, unsere Fähigkeiten entwickelten sich in unterschiedliche Richtungen: Er war der Mann für hügelige Klassiker mit kürzeren Anstiegen und beherrschte Tempoverschärfungen im Schlaf, mein Ziel war dagegen, später einmal im Hochgebirge zu glänzen und meine Rundfahrerfähigkeiten zu verbessern, denn im Zeitfahren hatte ich immer noch eine kleine Schwäche.

Ich war überrascht gewesen, als der Saunier-Leiter angekündigt hatte, sich in den nächsten Tagen bei uns zu melden. Und obwohl die Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, mehr als ausreichend vorhanden war und ich sehnsüchtig darauf gewartet hatte, musste ich feststellen, dass ich nicht auf das Gespräch vorbereitet war. Doch jetzt hatte ich ihn am Telefon, am anderen Ende der Leitung erklärte er mir kurz sein Anliegen: „Wir möchten Sie beide, das heißt auch ihren Freund José Sequeira, den ich bereits informiert habe, morgen zu einer Trainingsausfahrt einladen. 11:00 Uhr werden wir uns treffen, wir erwarten Sie.“ Und damit war das Gespräch beendet, was würde das jetzt wieder werden? Waren wir nicht überzeugend genug gewesen, als er uns das erste Mal gesehen hatte? Doch er hatte uns ja nicht wirklich beobachtet, es war nicht mehr als eine kurze Vorführung gewesen, doch sie hatte Wirkung erzielt. Das müssten wir morgen auch erreichen, dann stünden die Chancen gar nicht so schlecht… Die Chancen worauf eigentlich? Was erwartete ich mir von dem Probetraining? Einen Platz in der Pro Tour-Mannschaft Saunier Duval, um es konkret zu formulieren. Doch ich wollte meine Erwartungen nicht zu hoch schrauben, auch eine Position in einem Nachwuchs-Team oder ähnlichem wäre schon als großer Erfolg zu bewerten. Um meine angestaute Aufregung und Nervosität vor dem morgigen Tag irgendwie abzubauen, rief ich bei José an, doch erst nach mehreren vergeblichen Versuchen hatte ich Erfolg und konnte mich etwas entspannen. Aber mit wem hatte er so lange telefoniert? War da etwas im Busch, von dem ich nichts wusste?

dizzare
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Beitrag: # 353924Beitrag dizzare
21.5.2006 - 21:07

hey, ich weiß ja nicht, aber kanns es sein das Hendrick die Namen verwechselt hat? oder schreibst du jetz nur aus der Sicht von santiago?

wenn ja wäre es vll sinnvoll, diese gedankensprünge mit kleinen überschriften zu kennzeichnen, meine ich.

Trotzdem sehr vielversprechender Anfang, schreibt schnell weiter...

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Beitrag: # 353927Beitrag DeathMayoRider
21.5.2006 - 21:09

dizzare hat geschrieben:hey, ich weiß ja nicht, aber kanns es sein das Hendrick die Namen verwechselt hat? oder schreibst du jetz nur aus der Sicht von santiago?

wenn ja wäre es vll sinnvoll, diese gedankensprünge mit kleinen überschriften zu kennzeichnen, meine ich.

Trotzdem sehr vielversprechender Anfang, schreibt schnell weiter...
Ich schreibe Beiträge aus der Sicht von José Sequeira und Henrik von Santiago Lopez Casas.

Tschuldigung, hätten wir kennzeichnen müssen.
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Vorschautraining am nächsten Tage

Beitrag: # 354360Beitrag DeathMayoRider
23.5.2006 - 15:05

Santiago und ich waren sehr nervös, als wir den Saunier Duval Express anfahren sahen. An der Spitze waren dieses Mal zwei Begleitfahrzeuge. Als sie anhielten, stiegen der mir bereits bekannte Matteo Algeri, sowie Sabino Angoitia, ein weiterer Sporlicher Leiter, aus. Die beiden begrüßten uns und berichteten, dass wir in zwei Gruppen fahren werden. Die eine mit den Bergspezialisten, und die mit dem Rest. Algeri erklärte, dass es sinnlos ist, wenn die Kletterer an den langen Anstiegen von dem Rest behindert werden würden und warten müssten.

Fast systematisch stellte ich mich neben Santiago, doch kam Simoni, und sagte mir, dass ich mit den Anderen fahren sollte. Danach ging Simoni mit Santiago zu Piepoli und Co., die bereits aufbruchbereit waren. Sabino Angoitia verabschiedete sich, und er fuhr mit den Bergziegen davon. Einen kurzen Moment schaute ich noch der Kurve entgegen, wo ich Santiago wegfahren sah. Lange nachdenken konnte ich jedoch nicht, denn Algeri wollte, dass nun auch wir aufbrechen.

Genau zwölf Mann waren in meiner Gruppe, darunter zum Beispiel Ventoso oder Millar. Zu Beginn war die Strecke recht flach, doch von Zeit zu Zeit ging es mehr bergauf. Kurze Anstiege, genau, wie ich es liebe. Schnell habe ich gemerkt, dass ich in diesem Terrain der wohl Stärkste aus der Gruppe war und deswegen wollte ich Algeri meine Stärke kurz demonstrieren, in dem ich ohne Probleme den Anderen ein paar Meter wegfuhr. Gerade als ich antreten und mein Pensum erreichen wollte, kam das Kommando, dass eine kurze Pause gemacht werden sollte.

Ein wenig enttäuscht setze ich mich nieder, denn eigentlich wollte ich doch zeigen, zu was ich fähig bin. Etwa 30 Minuten lang war die Ausruhzeit, und dann kam für mich eine kleine Überraschung. Algeri teilte uns in 4 Gruppen ein, und wir sollten ein wenig Zeitfahren üben. Für uns Klassikerjäger bzw. Wasserträger nicht unbedingt die Lieblingsaufgabe.
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Henrik
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Beitrag: # 355361Beitrag Henrik
26.5.2006 - 22:33

Froh war ich nicht, als man mich von meinem Freund und Trainingspartner der letzten Tage trennte. Aber ich würde mich auch in Zukunft alleine durchbeißen müssen und hier kam es nur darauf an, mein Können zu zeigen, unabhängig von den Umständen. Mit einem ersten Blick orientierte ich mich in meiner Gruppe, in der ich, mich eingeschlossen, neun Köpfe zählte. War es Zufall, dass wir exakt die Stärke eines GT-Aufgebots hatten? Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht, denn Sabino Angoitia trieb uns zum Aufbruch an. Beim lockeren einfahren verschaffte ich mir einen genaueren Überblick über die Zusammensetzung der Trainingsgruppe: Neben den beiden Kletter-Assen Simoni und Piepoli waren auch die beiden Talente Gomez und Gomez Marchante dabei, außerdem Koldo Gil, Ruben Lobato, Ricardo Ricco und Christophe Rinero. Eine Ansammlung von Prominenz, die ich noch nie hautnah live in Action gesehen hatte, und daher ging ich anfangs mit etwas Ehrfurcht vor den anderen Fahrern in die Einheit. Ein anderer Grund war, dass ich mich in dem Trikot meines kleinen Rennstalls farblich so von den gelben Trikots abhob…

Doch schnell wurde mir klar, dass ich den Respekt ablegen musste. Denn nach einigen kurzen Flachstücken ging es in die richtigen Berge, und Angoitia wollte alles aus uns herausholen, vermutlich auch zwecks der Erforschung meiner Fähigkeiten. Und ich musste mich nicht am Schwanz der Gruppe um den Anschluss kämpfend aufhalten, sondern befand mich zumindest im Mittelfeld der Truppe. Einer nach dem anderen sollte das Tempo forcieren, die anderen mussten wieder heranfahren, nachdem die ersten abfielen, gab es kurze Regenerationspausen. Auch ich bekam meine Antritte, und es lief bei mir halbwegs gut. Ich schob schnell einige Meter zwischen mich und die anderen und war auf fähig genug, um sie für kurze Zeit auf Distanz zu halten. Zwei mittlere Pässe fuhren wir, zwischenzeitlich mussten wir einem hohen und gleichmäßigen Tempo folgen, dann wieder kurze Antritte bringen. Und wieder erkannte ich nicht nur bei mir Ermüdungserscheinungen, auch die anderen waren auf eine längere Pause aus.

Allerdings blieb diese uns vorläufig noch verwehrt. Sabino Angoitia stieg zwar aus seinem Auto, stellte uns aber nur den Plan für die nächste Übung vor. Ein deutlich schwererer Pass, den man schon ins höhere Gebirge einordnen durfte. Wir sollten die ersten neun Kilometer fahren und dabei möglichst lange in der Gruppe mitzuhalten und dann früh genug unseren eigenen Rhythmus suchen. Kein leichtes Unterfangen, und wieder geriet ich ins Schwitzen. Ricco, Rinero, Lobato und Gomez waren die ersten, die nach etwa der Hälfte der Distanz größere Schwierigkeiten mit dem Tempo hatten und abreißen ließen. Also war ich allein mit Simoni, Piepoli, Gomez Marchante und Gil, der die Gruppe jetzt anführte und ordentlich Dampf machte. Einen Moment verlor ich die Konzentration und sofort war die Lücke da. Zwei Meter, dann fünf, zehn. Langsam wuchs sie an, mit aller Gewalt musste ich mich wieder auf das Treten fokussieren. Noch anderthalb Kilometer, und ich wollte wieder zu der Gruppe zurück. Der Abstand blieb vorerst konstant, ich musste mehr tun. Jetzt ging es an die Schmerzensgrenze, doch Meter für Meter kämpfte ich mich wieder heran. Als ich wieder ein Hinterrad vor mir sah, ging Gil aus der Führung, und jetzt zündete Gilberto Simoni eine Attacke. Gil fiel sofort weg, auch Gomez Marchante explodierte förmlich. Einzig Piepoli hielt sich noch vor mir, ich war drittbester an diesem Anstieg!? Allerdings musste ich noch einmal richtig beißen, um diese Position auf dem letzten halben Kilometer zu halten… Aber dann war ich durch, und die erste wirkliche Pause stand an. Wir wurden für die gute Arbeit gelobt und bekamen schon die Ankündigung für die nächste und letzte Belastungs-Einheit: Wir würden an einem etwa 5000 Meter langen Anstieg ein Bergzeitfahren austragen. Aber jetzt hieß es erst einmal zu regenerieren…

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Beitrag: # 355686Beitrag DeathMayoRider
27.5.2006 - 20:13

Warum muss meine größte Stärke auch gleichzeitig meine größte Schwäche sein? Dies habe ich mich lange gefragt, bevor wir zum Teamzeitfahren in diesem welligen Terrain aufgebrochen sind. Ich sollte zusammen mit Peter Mazur und David Millar fahren. Ich war erleichtert, denn schließlich war er einst einer der Besten in dieser Disziplin.
Geplant war eine Strecke von 26 Kilometern, wo besonders drei Hügel uns das Leben schwer machen sollten. Jeweils mit eineinhalb Minuten Abstand fuhren wir los. Unseres war das letzte Team. Ich besprach mich kurz mit Peter und David und machte ihnen klar, dass sie sich nicht auf mich verlassen sollten, ich aber natürlich das Beste geben werde.

Dann ging es los. Sofort setze sich David – wie abgesprochen – an die Spitze und sorgte gleich für ein ordentliches Tempo. Mit drei Leuten sind nicht sehr lange Ruhepausen angesagt, sondern ständiger Führungswechsel. So löste Millar schon bald an Mazur ab, der kurze Zeit später mich in Front schickte. Sofort ging die Geschwindigkeit ein wenig runter, doch durfte ich Algeri, der hinter uns herfuhr, nicht enttäuschen und ich forcierte ein wenig, ehe ich mich wieder zurückfallen lies.

Die ersten Kilometer hatte ich keine Probleme meine Arbeit zu tun, doch wurde es mit der Zeit immer schwieriger, da besonders der Brite in seiner Phase immer extrem anzog. Es war geplant, dass ich immer wenn es bergauf ging in die Spitze gehen sollte und das funktionierte auch sehr gut. Dort fühlte ich mich wohl und da machte es mir auch nichts aus, dass ich Schonmal einige Meter mehr vorne fuhr, als ich eigentlich hätten machen müssen. Umso schlechter ging es, wenn ich im Flachen Dampf machen sollte.
Unser Ziel war eigentlich die Gruppe vor uns, bestehend aus Fernandez, Duran und Pinotti einzuholen, doch schien dies fünf Kilometer vor dem Ende eine unlösbare Aufgabe. Wir hatten sie seit ihrem Aufbruch nicht mehr gesehen und von nun an ging es nur noch leicht bergab.

Es kam, wie es kommen musste. Wir hatten es nicht geschafft sie zu erreichen und hinterließen somit wohl nicht den besten Eindruck bei Algeri, der zu den einzelnen Leuten hinging und sich ein wenig Auskünfte über das Geschehen der jeweiligen Gruppen zu informieren. So wie ich es mitbekommen habe, soll wohl Marco Pinotti den besten Eindruck hinterlassen haben. Er erklärte mir in einem kurzen Gespräch, dass sie ihre Vordermänner etwa nach der Hälfte der Strecke eingeholt hatten und von da an zusammen gefahren sein. Nach seiner Einschätzungen hatten wir von den 1,30 Min, die wir nach ihnen gestartet waren, noch etwa 3 Minuten verloren.

Dadurch, dass sich diese Gruppen „verbündet“ hatten, ist es auch eine Erklärung für Millar, der besonders enttäuscht gewesen war, dass er Pinotti und Co. nicht einholen konnte. Mit meiner Leistung konnte ich sogar zufrieden sein, denn ich hatte befürchtet, dass es schlimmer kommt.
Wir warteten ungefähr eine Stunde, ehe wir die andere Hälfte der Mannschaft ankommen sahen. Von den neun gestarteten Klettern, waren aber nur noch acht dabei – irgendetwas musste dort geschehen sein.
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Beitrag: # 356829Beitrag Henrik
1.6.2006 - 19:44

Mein erstes Probetraining war vorbei. Erschöpft, aber auch recht zufrieden, kam ich zu dem anderen Teil der Gruppe um José. Ich hatte gut mitgehalten, starke Momente gehabt. Das Bergzeitfahren hatte ich langsam angegangen, scheinbar zu langsam. Denn im Nachhinein musste ich feststellen, dass ich noch deutlich hätte zulegen können. Aber auch so war es ein dritter Platz geworden, 13 Sekunden musste ich auf den 5000 Metern auf Leonardo Piepoli verlieren, zwischen uns war Koldo Gil gelandet.

Gilberto Simoni war also nicht vor mir gelandet, doch trotzdem hatte er den Höhepunkt der Einheit gesetzt. Nicht in sportlicher Hinsicht, denn er war locker in den Berg hineingefahren und hatte sich dafür einen Rüffel von seinem Sportlichen Leiter eingefangen. Doch der mir sympathische Italiener konnte das scheinbar nicht auf sich sitzen lassen und es kam zum Streit mit Sabino Angoitia. Genau bekam ich das ganze nicht mit, doch es endete damit, dass Simoni die Gruppe aufgebracht verließ und sich alleine auf den Heimweg machte. Schade, dass dem schönen Training so ein fader Beigeschmack anhaftete. Nach diesem Zwischenfall jedenfalls brachen wir wieder zu unserem Startort auf und wurden von einem gereizten Angoitia zur Eile getrieben.

Dort angekommen klärten wir die anderen Mannschaftsmitglieder über den Verlust auf und mutmaßten über mögliche Konsequenzen. Doch das würde nicht unsere, schon gar nicht meine Entscheidung sein. Die Sportliche Leitung würde ihre Schritte schon ergreifen, doch jetzt kamen die Algeri und Angoitia erst einmal auf José und mich zu und forderten uns zu einem kleinen Gespräch auf…

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Beitrag: # 357107Beitrag DeathMayoRider
3.6.2006 - 12:56

Ich hatte es geahnt, zumindest als Santiago mir die Sache beim Bergzeitfahren erklärte. Natürlich, es war fast klar, aber ich hatte doch noch ein wenig Hoffnung, dass es anders kommen würde als gedacht. Gewiss, der Italiener mochte Santiago lieber als mich, aber dennoch war er mir sympathisch gewesen. Um es auf den Punkt zu bringen: Gilberto hat das Team verlassen! Im Prinzip nur eine kleine Auseinandersetzung mit einem Sportlichen Leiter, die dann später doch noch eskalierte. Mir kam zu hören, dass sich Simoni, nachdem er beim gemeinsamen Training alleine abgezogen war, später noch mit Sabino Angoitia unterhalten hatte. Dort wollte man sich eigentlich wieder versöhnen, doch das Temperament ging bei beiden wohl ein bisschen außer Rand und Band. Wie genau es abgelaufen ist, weiß ich aber nicht.

Das Management hat sich jedoch nicht lange Gedanken um unseren ehemaligen Kapitän gemacht und sofort auf dem Transfermarkt geguckt, ob etwas zu machen sei. Schließlich seien sie auch fündig geworden, hieß es. Ein guter Ersatz sei verpflichtet worden. Genaue Informationen sollten aber noch nicht bekannt gegeben werden. Ich hoffe und denke aber mal, dass es ein echter Kracher sein muss, denn so einfach kann man einen zweifachen Giro d’Italia Sieger nicht ersetzen. Mal sehen, was sich in den nächsten Tagen so ergeben wird.

Nur negative Nachrichten gibt es allerdings nicht, denn Santiago und ich haben einen Profivertrag unterschieben. Drei Jahre lang sind wir nun an Saunier Duval gebunden, außer sie beschließen uns zu verkaufen, aber das hoffen wir natürlich nicht. Zuerst dachten wir, dass Simoni uns durch die erste Profisaison leiten könnte, doch das ist nun nicht mehr möglich. Kurz nach dem Unterzeichnen kam dann die Nachricht, dennoch ist unsere Freude groß, trotz des Dämpfers, aber wir werden auf jeden Fall unser Bestes geben.
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Beitrag: # 357781Beitrag DeathMayoRider
8.6.2006 - 16:22

Endlich ist es so weit. Das Team für die neue Saison steht und das gerade noch rechtzeitig. Was Santiago und ich schaffen können? Wir haben keine Ahnung. Zumindest werden wir alles daran setzen, um uns so gut wie möglich verkaufen zu können. Auf jeden Fall sind wir und Saunier Duval bestens gerüstet. Zwar hat der Abgang von Gilberto Simoni der Mannschaft geschadet, doch wurden ja zwei neue Top Leute verpflichtet. Einer davon ist Stuart O’Grady. Er gehört zwar nicht mehr zu den jüngsten, jedoch zu den besten Sprintern der Welt. Zudem kommt er, nicht wie alle schnellen Männer, auch akzeptabel über Hügel und Berge.

Der zweite Neuzugang ist auch ein echter Kracher. Wir hoffen, dass er in zwei Arten von Rennen vorne dabei sein kann. Zum einen sind es die Rundfahrten. Seine Zeitfahrqualitäten waren schon immer recht gut, doch neuerdings ist er auch ein Kletterkünstler. Ob er diese Leistung bestätigen kann, muss aber abgewartet werden. Seine andere Stärke sind seit je her die gefürchteten Kopfsteinpflaster. Dort wird er, falls er sie fahren sollte, zu den absoluten Favoriten gehören. George Hincapie wird in Zukunft gelb tragen.

Ich bin recht zuversichtlich das wir eine schlagkräftige Truppe zusammen haben. Vor wenigen Stunden erreichte uns auch die Nachricht, dass das Team Milram nicht nur auf Sprinter + Celestino setzen will, sondern mit Simoni auch ihren Mann für das Hochgebirge verpflichtet haben. Er ist ein sympathischer Kerl und wir wünschen ihm dort alles Gute. Vielleicht sehen wir ihn ja bei dem ein oder anderen Rennen.

Noch haben Santiago und ich keine Vorschläge erhalten, wo wir an den Start gehen sollen. Dennoch wird die Teamleitung, und auch wir, schon eine gewisse Vorstellung im Kopf haben ...
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Beitrag: # 358679Beitrag DeathMayoRider
15.6.2006 - 17:06

Heute war es also soweit. Mein erstes Rennen- der Saison, das Erste als Profi, das Erste bei einem Pro Tour Team und das Erste in einem gelben Trikot. Über meinen Einstieg in das Jahr habe ich lange nachgedacht. Schließlich fiel die Entscheidung auf den GP Chiasso in der Schweiz. Ich hatte keine Ahnung wie ich mich heute schlagen würde. Schließlich war es erst der 25.2 und von meinem voraussichtlichen Formhöhepunkt noch weit entfernt, jedoch hat mich das Profil überzeugt. Es war genauso, wie ich es mag. Ein Rundkurs mit Hügeln, wo am Ende Sprintqualitäten gezeigt werden können. Falls eine größere Gruppe ankommt und ich dabei sein sollte, kann ich mir sicherlich Chancen ausrechnen. Allerdings waren auch einige Stars am Start. Allen voran Emanuele Sella aus dem Team Ceramica Panaria, der schon oft gute Platzierungen bei dem Giro d’Italia und anderen großen Rennen errungen hat.
Kurz bevor es losging habe ich mir noch einmal einige Gedanken durch den Kopf gehen lassen. Wie dies alles gekommen war, ja, das hatte ich eigentlich nur Santiago zu verdanken. Hätte er mich nicht so motiviert, wäre ich jetzt wohl nicht hier – doch das bin ich. Schade, dass er heute nicht da sein konnte. Jedoch werden wir sicherlich noch ein paar Rennen gemeinsam bestreiten. Eine große Ehre für mich war, dass ich aus der vordersten Reihe starten konnte. Ein letztes Mal tief durchatmen, und dann ging es los.

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Direkt mit dem Beginn gingen schon die ersten Attacken und es wurde eine sehr hektische Anfangsphase. Nachdem wir mit Josef Benetseder aus dem Team Voralberg nur einen Ausreißer weggelassen hatten, konnten wir das Tempo ein wenig verringern. Dennoch blieben unsere Leute an der Spitze. Ich brauchte noch keine Führungsarbeit leisten. „Wenn ich mich gut fühle, sollte ich mit Leonardo Piepoli unseren Kapitän Ruben Lobarto möglichst lange vorne halten. Falls ich jedoch kurz vor dem Ziel noch Kraftreserven haben würde, dürfte ich auch auf Sieg fahren.“ So zumindest hat es unser Sportlicher Leiter gesagt.

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Nach 110 Kilometern war die Flucht des Österreichers jedoch beendet. Neben uns war auch Ceramica Panaria sehr Aktiv in der Nachführarbeit. Als Benetseder eingeholt wurde, setzten sie sich sogar ganz an die Spitze und schlugen ein enormes Tempo an. Lobato hat sich zu uns umgedreht, als wolle er schauen, auf wen er sich noch verlassen könne. Ein trauriger Blick war es, denn von uns schien dies keiner zu können. Meine Beine taten mir früher weh als gedacht und auch der Rücken machte sich bemerkbar. Es ist eben doch etwas anderes, wenn man nur in einem „Kirmissrennen“, oder hier fährt. Natürlich habe ich noch so lange wie möglich versucht mich in der Gruppe um Lobato zu halten, doch als es bis zu 14 % steil wurde, war entgültig Schluss und ich musste abreißen lassen.

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Unsere Taktik war also nicht aufgegangen. Demnach hätten wir uns die Führungsarbeit auch schenken können, doch über meine Kopfhörer hörte ich, dass Lobato den ersten Angriff mitgehen konnte. Zwanzig Fahrer umfasste die Gruppe vorne nur noch und es waren noch exakt 28 Kilometer bis ins Ziel. Um nicht einfach alleine in der Gegend herumzufahren, habe ich mich einer Art Gruppeto angeschlossen. Was man normal nur bei den Grand Tours sieht, gibt es jedoch auch hier bei mittelklassigen-, hügeligen Rennen. Zum Glück war ich nicht alleine aus unserem Team dort. Ich entdeckte Guido Trentin und zusammen spaßten wir ein wenig, doch vor allem hörten wir gespannt zu, was vorne geschah.

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Was wir zu Ohren bekamen, war auch sehr erfreulich. Sella hatte attackiert und nur zehn Fahrer konnten folgen, darunter Ruben Lobato. Während wir weiter mitfieberten, gesellten sich noch einige andere Teamkollegen von mir hinzu. Christophe Rinero und Charles Dionne fielen von vorne zurück und Peter Mazur konnte von hinten zu uns aufschließen.
Die Spitzengruppe war nun auf den letzten 5 Kilometer und nun gab es häufige Angriffe. Allen voran war es Emanuele Sella, der dort der Stärkste zu sein schien. Doch er war es nicht. Zumindest konnte er den Sieg nicht davon tragen. Cristian Moreni von Cofidis konnte sich letztenendes vor Teamkollege Rik Verbrugghe und Sella durchsetzen. Für Lobato sprang ein hervorragender fünfter Platz heraus. Damit wird er zufrieden sein, haben wir uns gedacht. Und dies bestätigte er uns auch, als wir fünf Minuten nach ihm im Ziel waren, und wir ein kurzes Gespräch führten. Ich führ meinen Teil akzeptiere meine Leistung nur. Sicherlich ist es etwas Schönes bei dem ersten Pro Tour Rennen in der Mitte des Feldes anzukommen, doch hatte ich mir bei diesem Kurs doch ein wenig mehr versprochen. Fantastisch war jedoch unser Zieleinlauf. Wie Freunde haben wir die Etappe beendet – das war ein schönes Gefühl.
Schon Morgen steht mein nächstes Rennen an, es wird GP Lugano sein, der wieder in der Schweiz stattfinden wird.

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Das Ergebnis des GP Chiasso:

1. Cristian Moreni / Cofidis
2. Rik Verburgghe / Cofidis + 4 Sek
3. Emanuele Sella / Ceramica Panaria + 8 Sek
4. Giuseppe Muraglia / Team LPR + 17 Sek
5. Ruben Lobato / Saunier Duval + 22 Sek
50. José Sequeira / Saunier Duval + 5,22 Min
Zuletzt geändert von DeathMayoRider am 16.6.2006 - 7:07, insgesamt 1-mal geändert.
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pille24
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Beitrag: # 358725Beitrag pille24
15.6.2006 - 22:16

seit wann ist der GP Chiasso in der ProTour?

Gefällt n´mir seh gut,w eiter so

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DeathMayoRider
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Beitrag: # 358842Beitrag DeathMayoRider
16.6.2006 - 15:44

@ Pille: Natürlich mein Fehler. Wurde korrigiert, aber danke für die Verbesserung und das Lob.



Mit dem GP Lugano stand heute also mein zweites Rennen an. Nachdem am gestrigen Tage ein 50. Platz zu Buche stand, wollte ich bei diesem Profil mehr erreichen. 170 Kilometer standen an, wieder auf einem Rundkurs, jedoch mit steileren Anstiegen. Auch sollte die Konkurrenz, zumindest was die Namen angeht, nicht stärker sein als beim GP Chiasso. Jedoch war mit Ardila, Cardenas oder Tiralongo auch Prominenz dabei. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich von gestern gut erholt habe und heute vielleicht sogar selber in Aktion treten könnte. Lobato war nicht am Start, und auch sonst wird niemand die Kapitänsrolle übernehmen. Alle von uns waren alleine auf sich gestellt. Santiago ist leider wieder nicht anwesend gewesen, jedoch werden wir wohl bei einem der nächsten Rennen miteinander fahren.

Direkt nach dem Start hat sich mein Teamkollege Juan Cobo Acebo vom Feld abgesetzt. Das kam mir sehr entgegnen, da so das Feld nicht gleich ein Höllentempo vorgelegt hat. Die meiste Zeit habe ich mich bei Ardila aufgehalten, von dem ich etwas erwartete. Er fuhr immer recht aufmerksam mit seinem Team Rabobank an der Spitze und indem ich direkt hinter ihm fuhr, konnte ich auch die Windschattenarbeit seiner Mannschaft genießen.

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Ich fühlte mich recht gut, und so beschloss ich mich 70 Kilometer vor dem Ziel aus dem Feld heraus zu attackieren. Natürlich, und das wusste ich auch, war es sehr unwahrscheinlich, dass man so eine Flucht durchbringt, jedoch wollte ich es immerhin versuchen. Das Tempo war eingeschlafen, sodass Cobo Acebo bereits 13 Minuten Vorsprung hatte. Für ihn würde es wohl reichen, egal ob ich attackierte oder nicht. Auch nachdem ich einige Meter zwischen mich und der großen Gruppe gelegt habe, habe ich noch keine Schmerzen in den Beinen gefühlt. „Vielleicht“, dachte ich, „schaffst du ja heute schon einen ordentlichen Coup“.

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Jedoch wurde mir schnell klar, dass ich nicht das ganze Rennen über Solist bleiben würde. Wenige Minuten nach meinem Antritt machte sich mir eine Verfolgergruppe auf die Versen. Während sie dies taten, hörte ich über meine Kopfhörer, dass Cobo Acebo gestürzt war. Zwar konnte er sich wieder aufrappeln, doch schmerzten seine Schulter wohl sehr. Unser Sportlicher Leiter wollte ihn zu einer Aufgabe bewegen, doch lies er sich darauf nicht ein.
Unterdessen bekam ich dann die bereits erwartete Begleitung. Mit Alexandr Kolobnev von Rabobank und Serge Baguert aus der Mannschaft Quick Step bekam ich zwei Fahrer, mit denen ich mich nun in der Führung abwechseln konnte. Sicherlich war dies nicht zu schlecht, denn so langsam ging mir die Kondition aus.

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Es hätte ein Sieg werden können, wurde es aber nicht. Nachdem wir Cobo Acebo eingeholt hatten und er nicht mehr folgen konnte, waren es nur noch 10 Kilometer. Natürlich versuchte ich noch alles, doch waren meine Begleiter einfach spitziger als ich. Auf einer Abfahrt 4 Kilometer vor dem Ziel ließen sie mich stehen. Da wollte ich auch nicht mehr alles riskieren, denn ich wollte nicht wie Cobo Acebo auch einen Sturz riskieren. Vorne verlor ich die beiden schnell aus den Augen. Erstrecht, da es nun in die Stadt ging und sehr Kurvenreich wurde.

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Die ersten beiden Ränge waren also vergeben, der Dritte mir aber sicher – dachte ich zumindest. Bis schließlich noch der Däne Allan Johansen kam auf den letzten Metern noch einmal an mich heran und nur mit einem Sprint konnte ich noch den letzten Platz auf dem Podium ergattern. Trotz des verpassten Erfolgs bin ich trotzdem sehr glücklich. Wer hätte gedacht, dass ich es 70 Kilometer vorne fast alleine aushalten würde? Auch bekam ich Glückwünsche von etlichen Leuten, schließlich war es erst mein 2. Rennen bei Saunier Duval. Das nächste werde ich dann zusammen mit Santiago Lopez Casas bei der Baskenlandrundfahrt fahren. Der März ist für mich zur reinen Erholung gedacht.

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Das Ergebnis des GP Lugano

1. Alexandr Kolobnev / Rabobank
2. Serge Baguet / Quick Step + s.t.
3. José Sequeira / Saunier Duval + 1,02 Min
4. Allan Johansen / Team CSC + s.t.
5. David Ginestri / Team Barloworld + 1,34 Min
9. Juan Cobo Acebo / Saunier Duval + 5,11 Min
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Bettini_der_Beste
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Beitrag: # 358939Beitrag Bettini_der_Beste
16.6.2006 - 22:05

Echt schön geschrieben, auch das Verhältnis Text-Bild gefällt mir sehr gut. Mehr Bilder fände ich auf keinen Fall gut, ich bin - wenn überhaupt - für mehr Text.

Außerdem hoffe ich, dass jetzt, wo eure Saison schon in vollem Gange ist, die Hintergrundstory nicht verloren geht. Aber da denke ich, habt ihr zu zweit sehr viele Möglichkeiten....

Ich freue mich auf jeden Fall auf die Fortsetzung :D !

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Henrik
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Beitrag: # 360749Beitrag Henrik
23.6.2006 - 10:57

Die Vorbereitungen zu meinem Saisoneinstieg laufen auf Hochtouren, doch noch habe ich einen guten Monat bis zum GP Miguel Indurain, bei dem mein erstes ProTour-Rennen stattfinden wird. Einige Tage später soll ich dann auch in der allerhöchsten Radsport-Klasse aktiv werden, wenn die Vuelta Ciclista al Pais Vasco auf dem Programm steht. Zwei Rennen, bei denen ich erste Helferdienste verrichten soll, denn speziell bei der Baskenland-Rundfahrt erwartet die sportliche Leitung gute Ergebnisse, beim ProTour-Auftakt für unser Heimatland sollen wir vorne dabei sein. Das wird nicht leicht, denn wir haben keinen Hügelfahrer, der auf Weltspitzen-Niveau kommt, aber wir werden sicher unser bestes geben. José hat zwar mit zwei guten Rennen in der Schweiz beim GP Lugano und beim GP Chiasso sein Potenzial unter Beweis gestellt, dass freut mich für ihn und ich werde ihm gratulieren, wenn wir uns wiedersehen, aber uns erwarten sicher andere Gegner als zu diesem frühen Saisonzeitpunkt in niedrig klassierten Rennen.

Meine körperliche Verfassung macht weitere Fortschritte und die Entwicklung meiner Fähigkeiten ist durchaus zufriedenstellend, doch von der Top-Form, was immer das bei mir heißen mag, bin ich noch weit entfernt. Auf die Sprünge helfen könnte mir da unter anderem ein Training mit dem großen Gilberto Simoni, mit dem ich mich in der kurzen gemeinsamen Zeit einigermaßen anfreunden konnte. Jetzt hat er mich angerufen und ein kurzes Trainingslager in den spanischen Pyrenäen-Ausläufern vorgeschlagen. Das überrascht mich zwar, erfüllt mich aber auch mit Stolz – er hat scheinbar einen guten Eindruck von mir erlangt. Hoffentlich werden die Konkurrenzsituationen, die zweifelsohne kommen müssen, einer mögliche Freundschaft nicht im Wege stehen. Aber jetzt warte ich erst mal die drei Tage mit ihm ab und hoffe, dass wir uns weiter so gut verstehen.

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