Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt /15.2.07

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 311079Beitrag udo_bölts
5.10.2005 - 10:38

@ All: Weiterhin Danke für eure tollen Feedbacks. Mir ist es wirklich ganz wichtig, dass ihr mir glaubt, dass ich nicht manipulieren wollte. Damit sollten wir es jetzt aber auch beruhen lassen. Ich akzeptiere die Aktion der Mods. Und jetzt geht es auch mit dem AAR weiter.

31.3.2005

Obwohl ich heute bei keinem Rennen teilnahm, war es doch ein erlebnisreicher Tag.
Zum Einen gingen heute die 3 Tage von De Panne zu Ende. Nachdem gestern Tom Boonen die 3. Etappe gewonnen hatte und Rik Reinerink auf Rang 3 ins Ziel kam, stand heute das abschließende Einzelzeitfahren an. Dieses gewann der Russe Ekimov vor Bert Roesems. Unser Bart Voskamp fuhr auch ein starkes Rennen und wurde mit nur 4 Sekunden Rückstand auf Ekimov Etappen-Dritter.
In der Gesamtwertung blieb aber Frank Hoj vorne, direkt dahinter folgte jedoch schon mein Teamkollege Remco Van der Ven. Rang 3 belegte Tom Boonen. Durch seine gute Zeitfahrleistung rückte Bart Voskamp noch auf den 6. Gesamtrang vor und Mathieu Heijboer beendete die Rundfahrt auf Rang 14. Als war auch dieses Rennen sehr erfolgreich für uns verlaufen.
Ich selbst hatte jedoch schon heute früh Grund zum Jubeln, denn Arend Scheppink teilte mir mit, dass ich bei der Flandern Rundfahrt an den Start gehen darf. Das ist ja mal ein supergeiles Gefühl. Alleine die Stimmung am Straßenrad, wenn ich da noch an die TV-Bilder vom letzten Jahr zurückdenke bekomme ich Gänsehaut.
Bevor ich jedoch bei der Flandern Rundfahrt starten werde, steht morgen noch ein Eintagesrennen in Frankreich für mich auf dem Programm. Ich fühle mich zwar immer noch ein bißchen müde, aber vielleicht ist ja eine gute Platzierung machbar.
Auch Stefan wird an diesem Rennen teilnehmen. Er dürfte in Frankreich einen besonderen Motivationsschub bekommen, denn wie er gestern erfuhr, ist er nun Spitzenreiter in der Continental-Cup Wertung und darf ab morgen das Trikot des Leaders tragen.
So langsam merke ich aber auch, dass das öffentliche Interesse an mir nach und nach wächst. Gerade heute mittag rief mich ein Mitarbeiter von Cyanide Sport an und wollte ein Interview für die Zeitung. Diesem Wunsch kam ich natürlich gerne nach und beantwortete die Fragen, auch wenn sie mir leicht oberflächlich vorkamen.
Zu guter Letzt habe ich auch mit Miriam telefoniert und sie auf die letzten Tage angesprochen. Sie entschuldigte sich bei mir, dass sie momentan so wenig Zeit hat. Bei Brabantse wäre sie nur dabei gewesen, weil ihr Vater sie unbedingt mal wieder sehen wollte. Bei der Flandern Rundfahrt wollte sie aber wieder dabei sein und mich anfeuern.
Das lassen wir gerade noch einmal so durchgehen. Da waren meine Bedenken wohl unnötig.
Jetzt packe ich meine Sachen, denn in wenigen Minuten geht der Zug in Richtung Frankreich...
Bild

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 311089Beitrag RotRigo
5.10.2005 - 11:46

Hier Christoph! Lass dich nicht von der Frau verarschen! ;)

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 311490Beitrag udo_bölts
6.10.2005 - 19:28

1.4.2005

Nachdem die letzten Tage durch meinen Sieg in Köln etwas turbulenter waren, stand heute wieder der Alltag im Vordergrund, denn ich startete heute bei dem kleinen französischen Rennen Route Adelie de Vitre. Neben mir waren für dieses Rennen noch Stefan, Christian, Alain, Laurens, Marco und die beiden Japaner nominiert.

Nach dem tollen Doppelsieg durch Stefan und mich in Köln, war natürlich klar, dass wir auch heute wieder die Kapitäne im Team waren, jedoch gab Piet Hoeksra auch Christian und Laurens frei Hand. Der Rest war dann für das Löcherstopfen vorgesehen.

Bild

Vom Profil her erinnerte mich das Rennen etwas an Rund um Köln. Auch hier in Frankreich war es recht hügelig die steilsten Stellen sollten bis zu 14 Prozent steil sein.

Am Start begutachteten wir ersteinmal Stefans neues Trikot, denn er durfte heute zum ersten Mal als bester Fahrer des Continenalcups an den Start gehen. Es stand ihm richtig gut. Vielleicht kann er es ja auch ein wenig behalten, diesen textilen Wanderpokal.

Bild

Ich hatte gleich von Anfang an gute Beine. Das überraschte mich doch sehr. Auch Stefan teilte mir mit, dass er sich richtig gut fühlte.

Auch recht gut fühlen musste sich Laurens, denn er ging nach 25 Kilometern in einer 7köpfigen Fluchtgruppe mit.

Bild

Die Gruppe bildete sich im steilsten Abschnitt des Rundkurses und im Feld blieb man zunächst ganz ruhig.

Bild

Hinten im Feld fuhren wir ein gemütliches Hobby-Radler Tempo, aber dennoch war dieser kurze aber giftige Anstieg echt brutal und den mussten wir insgesamt 10 Mal überwinden.

Bild

Über Funkt hörten wir, dass die Spitzengruppe gut harmonierte und dies spiegelte sich auch auf der Schieferntafel wieder. Nach 65 gefahrenen Kilometern betrug der Abstand zwischen den Ausreißern und dem Feld schon über 7 Minuten, Tendenz steigend.

Erst 20 Kilometer später, beim Rennkilometer 90, als der Vorsprung der Ausreißer bereits auf 10 Minuten angestiege war, kam Bewegung in das Hauptfeld. Ein Ragt Fahrer griff an und es formierte sich eine 10köpfige Verfolgergruppe.

Bild

Von unserem Team waren Stefan und ich in dieser Gruppe. Ich war echt verwundert, wie gut meine Beine noch immer waren. Aber ich wartete schon auf den Mann mit dem Hammer.

Unsere Gruppe konnte sich zwar leicht vom Feld absetzen, aber eine rechte Harmonie kam nie auf. So konnten wir zwar auf den nächsten Kilometern das große Hauptfeld auf Distanz halten, der Abstand zur Spitze betrug 40 Kilometer vor dem Ziel jedoch immernoch über 7 Minuten. ,,Da ist der Käse wohl gegessen," dachte ich mir.

Bild

25 Kilometer vor dem Ziel war dann endgültig klar, dass wir die Ausreißer nicht mehr einholen konnten. Die 7 an der Spitze waren einfach zu stark und würden den Sieg unter sich ausmachen.

Bild

Hinten in der Verfolgergruppe versuchten Stefan und ich mit einer Attacke im steilsten Stück von unserem Wegbegleitern wegzukommen. Wir konnten tatsächlich, gemeinsam mit einem weiteren Fahrer, ein kleines Loch reißen,....

Bild

...doch bei dieser Attacke gingen sowohl Stefan als auch mir die Beine komplett zu und wir wurden kurz darauf wieder von unseren Weggefährten eingeholt.

Auch in der Spitzengruppe begannen nun die Attacken. Das war richtig interessant, wie Piet Hoekstra da über Funk mitging. Gut 10 Kilometer vor dem Ziel formierte sich dann an der Spitze ein Trio, zu dem erfreulicherweise auch Laurens gehörte.

Bild

Das Trio bestand jedoch nur kurze Zeit, denn ein Agritubel Fahrer versuchte noch vor dem entscheidenden Schlussanstieg sein Glück in einer Soloflucht.

Bild

Laurens war jedoch auf der Hut, holte zunächst den Agritubel Fahrer ein und zog dann gemeinsam mit dem Intel-Action Fahrer an ihm vorbei, so dass gut 3 Kilometer vor dem Ziel nur noch 2 Fahrer an der Spitze des Rennens lagen.

Bild

Laurens wollte sich anscheinend nicht auf einen Sprint mit dem Polen Stafiej einlassen. Anders konnte ich mir seine erneute Attacke gut 1500 Meter vor dem Ziel nicht erklären. Aber egal. Dieser Angriff hatte Erfolg und Laurens holte sich souverän den Sieg. Was für eine Woche für unser Team.

Bild

Während Laurens im Ziel und Piet im Begleitfahrzeug schon am Feiern waren, quälten sich Stefan und ich den Schlussanstieg hinauf. Die meisten Fahrer unserer Verfolgergruppe mussten wir ziehen lassen und kamen schließlich mit über 5`30 Rückstand auf den Plätzen 14 und 18 ins Ziel.

Bild

Diese Platzierungen konnten wir heute jedoch locker verscherzen, da Laurens einen weiteren grandiosen Sieg für unser Team errungen hatte. Wir freuten uns ich riesig für ihn.

Es kommt jedoch noch besser. Wir haben eine Wildcard für das Amstel Gold Race erhalten und auch in der Continental Team Wertung führen wir weiterhin souverän.

Bild

Dazu führt Stefan noch immer in der Einzelwertung, wo ich auf einem unglaublichen fünftem Rang liege.

Jetzt ist aber erst einmal Regeneration angesagt, denn in 3 Tagen werde ich bei meinem ersten ProTour Wettbewerb starten und da möchte ich natürliche eine tolle Leistung bieten.

____

Route Adelie de Vitre

1. Ten Dam (Shm)
2. Stafiej (Ati) +19
3. Laurent (Agr)
4. Joly (CA) +58
...
14. Wolf (Shm) +5`36
...
18. Schumacher (SHM) +5`36
...
22. Werner (SHM) +6`05
Bild

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 312356Beitrag udo_bölts
9.10.2005 - 11:34

3.4.2005 Flandern Rundfahrt (leider ohne Bilder wegen dummen FFSCREEN

Heute war es also so Weit. Es stand mein erstes ProTour Rennen an, und das war gleicht mein Lieblingsrennen, die Flandernrundfahrt. Ich fühle mich ja noch immer wie in einem Traum.

Bei der Taktikbesprechung gab Piet Hoekstra nur folgende Marschroute aus: Ihr habt keine Chance auf den Sieg, also nutzt sie.
Recht hatte er. Um den Sieg würden wir wohl kaum mitfahren, aber ein gutes Rennen abliefern, das war im Machbaren.

Schon im Startbereich in Brügge war die Hölle los. So viele Zuschauer auf einem Fleck hatte ich bei einem Radrennen noch nie gesehen. Da war eine super Stimmung und das sollte sich den ganzen Tag über nicht ändern.

Nachdem das Rennen die ersten Kilometer recht schleppend begann, ging nach gut 25 Kilometern alles recht schnell. Erst attackierte Zanini, dann setzte Tom Steels nach und kurz darauf war ich am Hinterrad der Beiden. Von hinten kamen noch 4 Fahrer dazu und so bildeten wir eine 7köpfige Spitzengruppe.

Da das Rennen noch über 200 Kilometer lang war, ließ man uns ersteinmal gewähren obwohl mit Steels und Zanini zwei gefährliche Fahrer in der Gruppe waren. Bei Km 75 betrug unser Vorsprung immerhin schon knapp über 6 Minuten.

Die erste Kopfsteinpflasterpassage des Tages meisterten wir in der Spitzengruppe ohne Probleme. Anders war es jedoch im großen Feld, denn dort kam es zu einem Massensturz in den unter anderem auch die Favoriten Marc Wauters, Stijn Devolder, Ekimov und Backstedt verwickelt waren.
Man gönnt natürlich keinem Fahrer einen Sturz, aber für unsere Fluchtgruppe war dieses Massensturz natürlich von Vorteil.

So konnten wir unseren Vorsprung bei Halbzeit des Rennens auf über 8 Minuten ausbauen. Wir harmonierten vorne recht gut, auch wenn wir zwei Spanier mit in der Gruppe hatten, die für solches Terrain eigentlich gar nicht zu haben sind.

Wie ich über Funk mitgeteilt bekam, schien nun das Feld aufgewacht zu sein, denn innerhalb kürzester Zeit schrumpfte unse Vorsprung auf 3 Minuten. Da hatte uns das Feld innerhalb von 30 Kilometern 6 Minuten abgenommen. Das konnte doch nicht sein. Zudem mussten sich aus Cancellara und Tafi aus dem Feld abgesetzt haben, denn bei KM 170 schlossen die beiden zu unserer Spitzengruppe auf. Im Gegenzug mussten die beiden Spanier sowie ein Credit Agricole Fahrer bei uns in der Spitze reißen lassen und so waren wir gut 85 Kilometer vor dem Ziel mit 6 Fahrern vorne. Das Feld lag jedoch nur noch knapp 2 Minuten zurück.

Bei KM 175 gab es dann den ersten ganz schlimmen mit Kopfsteinpflaster noch erschwerten Anstieg, den Kwaremont. Die Anstiege hier sind nicht besonders lange, aber brutal steil. Hier waren es über 10 Prozent und unsere Spitzengruppe fiel weiter auseinander. Jetzt waren wir nur noch zu viert: Cancellara, Tafi, Steels und ich. Ich jedoch konnte mich gerade noch so über diesen brutalen Anstieg hinüberretten und es war nur eine Frage der Zeit, bis ich das Tempo in der Spitze nicht mehr mitgehen können würde.

Genauer gesagt konnte ich es noch 20 Kilometer ganz vorne aushalten, dann kam der Mann mit dem Hammer. Zunächst musste ich meine Fluchtgefährten ziehen lassen und fiel in die Verfolgergruppe um Van Petegem und Flecha.

Aber auch das Tempo dieser Gruppe konnte ich nicht mehr lange mitgehen und fiel schließlich in die 3., gut 20 Fahrer starke, Gruppe zurück.

Gut 50 Kilometer vor dem Ziel hörte ich, dass Tafi nun als Solist an der Spitze lag, dahinter dann die Gruppe um Van Petegem und Flecha.

In meiner Gruppe war das Tempo nun recht angenehm, da hier fast nur Helfer der Spitzenfahrer waren. So konnte ich mich bis 20 Kilometer vor dem Ziel etwas regenerieren und setzte mich dann noch einmal aus dieser Gruppe nach vorne ab.

So landete ich gut 15 Kilometer vor dem Ziel bei Roy Sentjens und Fred Rodriquez. Mit diesen beiden fuhr ich noch eine weile gemeinsam, ehe ich auch sie stehen ließ.

Die mittlerweile 11köpfige Spitzengruppe war bereits schon am letzten Helling des Tages, dem Bosberg. Dort hatte laut Funk Wesemann attackiert und reduzierte dadurch die Spitzengruppe auf 5 Fahrer.

Kurze Zeit später war auch ich, als Solist, am Bosberg. Der hatte es ganz schön in sich. Maximal 20 Prozent Steilheit und das nach über 245 Kilometern. Das war brutal.

Die Spitze war jetzt schon im Ziel. Es hatte Peter Van Petegem vor Steffen Wesemann gewonnen. Rang 3 ging an Flecha.

Aber auch für mich war das Rennen kurze Zeit später beendet. Mit knapp 5 Minuten Rückstand kam ich als 20. ins Ziel. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so über einen 20. Rang gefreut. Da fuhr ich den ganzen Tag in einer Fluchtgruppe und am Ende sprang noch eine gute Platzierung heraus. Das ist einfach traumhaft.
Auch der Rest des Teams zeigte eine gute Leistung. So kamen Laurens und Mathieu auf die Plätze 36 und 38.
Ich denke damit, haben wir unsere Wildcard für dieses Rennen gerechtfertigt.
Jetzt geht es zur Massage und dann werde ich wohl totmüde ins Bett fallen.

____

1. Van Petegem (DVL)
2. Wesemann (TMO)
3. Flecha (Fas) +1`08
4. Hoj (GST) +1`23
5. Tafi (SDV) +1`46
...
20. Wolf (SHM) +5`04
...
36. Ten Dam (SHM) +7`19
...
38. Heijboer (SHM)
Bild

Nabu
Beiträge: 25
Registriert: 11.8.2005 - 3:11

Beitrag: # 314169Beitrag Nabu
16.10.2005 - 13:41

Hallo, Herr Wolf.

Wir von der schreibenden Zunft verfolgen aufmerksam Ihre junge und doch überraschend steile Karriere. Leider haben Sie sich in den letzten Tagen komplett abgeschottet. Unsere Leser dürsten daher nach Informationen, wie Sie sich von Ihrem ersten ProTour-Erlebnis erholt haben, wie Ihre weiteren Planungen sind und - besonders aber nicht ausschließlich für unsere weiblichen Leser - wie es um Ihr Privatleben steht (die Liaison mit der Tochter Ihres Teamchefs hat doch für einiges Aufsehen gesorgt).
Es wäre schön, wenn Sie sich dazu äußern könnten, da wir uns sonst leider gezwungen sehen, einfach ein paar "Fakten" in den nächsten Newsmeldungen zu generieren.

Mit freundlichem Gruß,

die Chefredaktion eines großen deutschen Boulevard-Blattes.

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 314222Beitrag udo_bölts
16.10.2005 - 17:12

Hey, sehr schöner Artikel.
Bin momentan im Umzugsstress und werde in meiner neuen Wohnung zunächst noch keinen Internetanschluss haben, vlt. komme ich am Wochenende dazu was zu schreiben. Spätestens wenn ich in der Wohnung online kann. Es geht aber auf jeden Fall weiter.
Bild

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 315246Beitrag udo_bölts
22.10.2005 - 17:48

5.4.2005 1. Etappe Sarthe Rundfahrt

Was war das heute doch für ein Kulturschock. Vor wenigen Tagen war ich noch bei der Flandern Rundfahrt am Start, wo bestimmt 500000 Menschen am Straßenrand standen und mich sowie die besten Klassikerfahrer der Welt anfeuerten und heute war dann die erste Etappe der Sarthe Rundfahrt, wo vielleicht alle 1000 Meter ein einzelner Zuschauer stand. So macht Radfahren natürlich nur sehr wenig Spass.
Schon bei der Teambesprechung heute früh war klar, dass es wohl den ganzen Tag in Strömen regnen würde, was die eh schon relativ schlechten Straßen in Frankreich noch gefährlicher machen würde.
Von unserem Aufgebot, das aus Christian, Stefan, Igor, Frank, Eelke mir und den beiden Japanern bestand, sollte heute Frank für die Ausreißergruppen zuständig sein und für einen möglichen Massensprint wollten wir die Karte Igor Abakoumov spielen. Da die ansonsten recht leichte Rundfahrt wohl beim morgigen Einzelzeitfahren entschieden wird, sollten sich Eelke und ich, die stärksten Zeitfahrer im Aufgebot, schonen.

Bild

Wie befürchtet, regnete es schon am Start, so dass sich nur ganz wenige Zuschauer im Startbereich einfanden.

Gleich nach wenigen Kilometern kam Bewegung ins Feld. Es bildete sich eine 10köpfige Spitzengruppe, in der unser Team mit Frank van Dulmen vertreten war.

Bild

Die Gruppe um Frank harmonierte recht gut und konnte seinen Vorsprung auf das Hauptfeld recht schnell auf über 8 Minuten ausbauen.
Gut 100 Kilometer vor dem Ziel nahm sich das Team Credit Agricole ein Herz und machte mächtig Tempo im Haupfeld.

Bild

Folglich schmolz der Vorsprung der Spitzenreiter recht schnell und gut 20 Kilometer vor dem Ziel war der Ausreißversuch beendet.

So kam es wie erwartet zum Massensprint. Ich fuhr, wie gewohnt, im vorderen Drittel um allen Sturzgefahren aus dem Weg zu gehen. Im Sprint selbst habe ich dann nicht reingehalten und bin locker als 20. ins Ziel gerollt.

Bild

Den Etappensieg sicherte sich Julian Dean von Credit Agricole. Da hatte sich die Arbeit für das Team anscheinend gelohnt. Pech hatte Igor, der leider nur den zweiten Rang belegte. Aber trotzdem dürfte er und das Team damit zufrieden sein.
Als Belohnung bekam er das Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Immerhin etwas.

Im Ziel vergaß ich dann recht schnell die Strapazen des Tages, denn ich sah Miriam im Zielbereich. Sie kam gleich auf mich zugerannt und wir küssten uns. Ich war so froh sie wieder zu sehen.
Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass sie sich zwei japanische Tätowierungen hat machen lassen. Ich bin ja eigentlich kein Fan von so etwas aber es sieht echt super heiß bei ihr aus.

Jetzt steht gleich der Transfer zum morgigen Etappenstartort an. Ich hoffe, dass ich mich im Zielbereich bei Miriam nicht erkältet habe.
Bild

Benutzeravatar
EintrachtFan
Beiträge: 634
Registriert: 20.6.2003 - 19:47
Kontaktdaten:

Beitrag: # 316755Beitrag EintrachtFan
1.11.2005 - 22:41

Würde mich sehr freuen wenns noch weitergehen würde! :)

Benutzeravatar
Henrik
Beiträge: 3808
Registriert: 19.4.2005 - 19:35
Wohnort: Frankfurt a. M.

Beitrag: # 317481Beitrag Henrik
8.11.2005 - 20:17

udo_bölts hat geschrieben:Es geht aber auf jeden Fall weiter.
Das hoffe ich doch. Aber momentan habe ich einige Zweifel... :cry: :cry: .

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 320265Beitrag udo_bölts
26.11.2005 - 23:16

6. April 2005

2. Etappe Sarthe Rundfahrt 11km EZF

Heute stand mit der zweiten Etappe, einem knapp 11 Kilometer langem Einzelzeitfahren die wohl entscheidende Etappe der Sarthe Rundfahrt an.
Schon heute früh beim Besichtigen der Strecke hatte ich eigentlich ein gutes Gefühl. Für den heutigen Tag war kein Regen gemeldet und das recht flache Profil der Strecke kam mir doch sehr entgegen. Dies alles stimmte mich schon recht zuversichtlich.

Bild

Bis ich jedoch an den Start musste beziehungsweise durfte, dauerte es noch seine Zeit. Auf der gestrigen Etappe hatte ich mir bei einem Zwischensprint 4 Bonussekunden gesichert und startete heute somit als achtletzter.

Beim Zeitfahren waren natürlich die Gerolsteinerfahrer Peschel, Lang und Fothen zu beachten. Die 3 gehören wohl zu den 10 besten Zeitfahrer der Welt. Da schien es nur um die Frage zu gehen, wer welchen Platz auf dem Podest einnehmen würde.

Da die Holczer-Schützlinge schon recht früh an den Start gehen musste, konnte man schon einplanen welche Zeit man für eine gute Platzierung fahren musste.

Während Sebastian Lang wohl nicht seinen besten Tag erwischt hatte, fuhr Uwe Peschel ein erwartet starkes Rennen und belegte nach 50 im Ziel angekommenen Fahrern mit 12`32 souverän die Führung.

Ich selbst befand mich in diesem Moment beim Warmfahren, denn in gut 40 Minuten erfolgte auch mein Start. Von meinen Teamkollegen Eelke und Frank, die sich zu diesem Zeitpunkt unter den ersten 10 befanden, bekam ich die Nachricht, dass man auf dem Kurs voll durchziehen müsse, da der Wind von hinten kam.

Nachdem Peschel's Bestmarke einige Zeit lang hielt, wurde sie zuest vom Armstrong-Kollegen Jurgen Van den Broeck um 2 Sekunden unterboten, ehe dann Markus Fothen gleich um 15 Sekunden schneller als der Belgier war und mit 12`15 eine sensationelle Bestzeit aufstellte.

Bild

,,Damit dürfte der Sieg vergeben sein," dachte ich mir. Kurz darauf ging dann Stefan auf die Strecke. Auf ihn war ich doch sehr gespannt, denn auch er kann diese kurzen Zeitfahren gut meistern.

Bild

Das Trikot des Führenden in der Continental Wertung scheint ihm momentan ein guter RedBull-Ersatz zu sein, denn Stefan fuhr auch heute wieder sensationell um kam im Ziel mit 12`34 auf Rang 4 an, nur knapp hinter Uwe Peschel.

Langsam ging mein Puls in die Höhe, denn es war 15.52 Uhr, meine Startzeit. Ich hörte nur noch trois-----deux-----un-----hopp und los ging es.

Bild

Von Anfang an fand ich einen gutes Rhythmus, mein Tacho zeigte konstant um die 50km/h an. Unser zweiter sportlicher Leiter im Wagen feuerte mich dermaßen an bei diesem Rückenwind den größtmöglichen Gang zu treten.
Da es keine Zwischenmesszeiten gab musste man sich komplett auf sein Gefühl verlassen. Dieses war bei mir bis 3 Kilometer vor dem Ziel sehr gut, doch dann erschrak ich, denn mein Tacho zeigte auf einmal nur noch 44 km/h an. ,,Das muss an den nun wechselnden Winden liegen," dachte ich mir. So langsam verließen mich auch meine Kräfte und ich war froh als ich die Flemme Rouge passiert hatte. Auf den letzten Metern mobilisierte ich noch einmal alle Kräfte und erreichte das Ziel in 12`16 - nur eine Sekunde hinter Markus Fothen.

Bild

Mein Kopf war total leer, ich war total ausgepowert. Über Funk hörte ich nur die Glückwünsch von meinem sportlichen Leiter.
Bis ich wieder etwas mehr von meiner Umgebung mitbekam, war nur noch Julien Dean, der Führende der Rundfahrt, auf der Strecke, Alle anderen, die nach mir ins Ziel kamen, kamen nicht an meine Zeit heran und lagen weit zurück.

Bild

Auch Julien Dean kam nicht an die Bestzeit heran und somit stand fest, dass Markus Fothen die Etappe gewonnen hatte. In der Zwischenzeit bekam ich mitgeteilt, dass ich auch zur Siegerehrung durfte, da ich bester Jungprofi war, - und der neue Gesamtführende in der Gesamtwertung!!!!

,,Nein, das kann nicht sein. Das ist ein Scherz," dachte ich mir. Doch dann brach es aus mir heraus. Ich fiel Stefan, der neben mir, stand in die Arme und jubelte.

Bild

Auf dem Siegerpodest glänzten meine Augen. Ich war sehr glücklich. ,,Die 2 Tage hälst du jetzt auch noch durch," nahm ich mir vor.

Nach der Siegerehrung erwartete mich besonderer Besuch - Miriam. Sie war doch noch nicht abgereist und gratulierte mir mit einem ganz liebevollen Kuss.

Im Moment bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt, ich hoffe, dass das noch so lange wie möglich anhält.

Etwas weniger Glück hatten meine Teamkollegen bei Gent-Wevelgem. Beim Sieg von Tom Boonen spielte unser Team keine Rolle und belegte mit Rudi und Bart die Plätze 31 und 35.

Jetzt gehe ich zur Massage, dass ich morgen wieder fit bin, denn es wird bestimmt Attacken auf mein Leadertrikot geben. In diesem werde ich heute nacht übrigens schlafen!!!

_____

2. Etappe Sarthe Rundfahrt

1. Fothen (GST)
2. Wolf (SHM) +1
3. Van den Broeck (DSC) +15
4. Peschel (GST) +17
5. Schumacher (SHM) +20

Gesamt:

1. Wolf (SHM)
2. Fothen (GST) +3
3. Van den Broeck (DSC) +18
4. Peschel (GST) +20
5. Schumacher (SHM) +23
Bild

Benutzeravatar
Kim Kirchen
Beiträge: 431
Registriert: 29.7.2003 - 22:10
Kontaktdaten:

Beitrag: # 320268Beitrag Kim Kirchen
26.11.2005 - 23:27

Endlich!!! Das lange Warten hat ein Ende! 8) :D :P

Benutzeravatar
Dani
Beiträge: 1319
Registriert: 16.4.2004 - 7:59
Kontaktdaten:

Beitrag: # 320303Beitrag Dani
27.11.2005 - 11:00

Juhu, es geht weiter. *in jubelstürme ausbricht*
R.I.P. Andi Matzbacher

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 320379Beitrag udo_bölts
27.11.2005 - 17:37

7. April 2005

3. Etappe Sarthe Rundfahrt

Was war das heute früh für ein Trubel. Vor dem Rennen musste ich einigen Journalisten Rede und Antwort stehen. Aber dieser Stress störte mich nicht.
Zeit für die Teambesprechung blieb trotzdem noch. Unser sportlicher Leiter gab heute die Marschroute ,,Alles für Christoph" aus. Alle Fahrer des Teams sollten versuchen das Feld auf dem flachen Kurs zusammen zu halten um es zu einem Massensprint kommen zu lassen. Zusätzlich bekamen wir den Hinweis, auf die Zwischensprints zu achten, da dort gerade Markus Fothen Zeit gutmachen könnte.

Bild

Das gute Wetter blieb uns heute nicht treu. Schon am Start regnete es in Strömen. Ich war schon ein wenig enttäuscht, dass man bei diesem Wetter gar nicht mein schönes Leadertrikot sehen könnte. Da reichte mir unser zweiter sportlicher Leiter eine gelbe Regenjacke von unserem Sponsoren. Damit war ich wieder sehr gut erkennbar.

Bild

Jetzt konnte das Unternehmen ,,Trikotverteidigung" beginnen. Ich war schon etwas nervös und wartete nur auf die ersten Attacken der Konkurrenz, doch auf den ersten 20 Kilometern blieb es ruhig. Erst kurz vor der ersten Sprintwertung des Tages kam Bewegung ins Feld. Von den Fahrern die angriffen, waren zwar keine direkten Konkurrenten dabei, aber dennoch setzte ich gemeinsam mit Frank van Dulmen nach. So enstand kurz vor der Sprintwertung eine knapp 10 Fahrer starke Spitzengruppe.

Bild

Beim Zwischensprint landete ich auf Rang 2 und konnte somit 4 Bonussekunden sammeln und somit meine Führung gegenüber Fothen auf 7 Sekunden ausbauen. Direkt nach dem Sprint ließ ich mich wieder ins Feld zurückfallen um Kräfte zu schonen. Dies taten auch weitere Fahrer aus der Spitzengruppe, so dass nach 45 gefahrenen Kilometern nur noch der Schweizer Andreas Dietziker als Solist vor dem Feld lag.

Bild

Nach und nach versuchten einige Fahrer zu Dietziker aufzuschließen. Da es sich nicht um ernsthafte Konkurrenz handelte, entschloss sich das Team die Fahrer ziehen zu lassen. So bildete sich eine 7köpfige Spitzengruppe, in der Dietziker als 39. mit knapp 2 Minuten Rückstand der Beste der Gruppe war.

Bild

Unser sportlicher Leiter schickte nun unsere beiden Japaner Ouchi und Kano nach vorne um das Tempo um Hauptfeld zu erhöhen. Ich reihte mich direkt dahinter ein um jeglicher Sturzgefahr aus dem Weg zu gehen.

Bild

Nach 95 gefahrenen Kilometern lag die Spitzengruppe über 3 Minuten vor dem Feld und Dietziker war somit virtueller Leader der Rundfahrt. Da wurde ich schon etwas nervös, obwohl es noch über 80 Kilometer bis ins Ziel waren. Ich besprach mich kurz mit unserem sportlichen Leiter und wir verständigten uns darauf, dass sich mehrere Fahrer unseres Teams nun um die Tempoarbeit im Feld kümmern sollten.

Bild

So reihten sich neben den Japanern auch Eelke, Frank und Christian vorne ein während mich Igor aus dem Wind nehmen sollte. Einzig Stefan durfte sich noch schonen, der er in der Gesamtwertung auf Rang 4 lag.

So langsam trug unsere Tempoarbeit Früchte und wir kamen den Ausreißern immer näher. 35 Kilometer vor dem Ziel waren es nur noch knapp 2 Minuten und als dann noch die Sprinterteams in die Tempoarbeit einstiegen war der Ausreißversuch recht schnell beendet.

Auf den letzten Kilometern gab es keine weiteren Attacken und es kam wie von mir erhofft zum Massensprint. Dort siegte erneut Juliean Dean vor Usov. Stefan kam auf Rang 10 und Igor auf Rang 12. Ich hielt mich diesmal aus dem Sprint raus um nicht noch in einen Sturz verwickelt zu werden.

Bild

Somit war auch dieser Tag erfolgreich gemeistert, doch gerade mental war diese Etappe sehr schwer für mich.
Nach der Siegerehrung ging ich gleich auf mein Zimmer. Ich wollte gerade die Augen zumachen, da bekam ich von Rudi Kemna eine SMS. Er berichtete über den GP Cerami, an dem er und der Rest des Teams teilgenommen hatten. Er hatte gute und schlechte Nachrichten. Beim Sieg von Trouve belegten Bart Voskamp Rang 5, Remco Van der Ven Rang 9 und Rik Reinerink Rang 14, jedoch stürzte Julian Smink schwer und musste mit Verdacht auf Schädelbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Das hört sich ja gar nicht gut an mit Julian. Das trübt natürlich meine Freude über meine Verteidigung der Gesamtführung. Ich trücke ihm die Daumen, dass seine Verletzung doch nicht so dramatisch ist wie befürchtet. Morgen werde ich für ihn fahren und versuchen die Rundfahrt zu gewinnen.

_____

Gesamtwertung Sarthe Rundfahrt:

1. Wolf (SHM)
2. Fothen (GST) +7
3. Van den Broeck (DSC) +22
4. Peschel (GST) +24
5. Schumacher (SHM) +27
Bild

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 320433Beitrag RotRigo
27.11.2005 - 23:14

14.4.2004: Neo-Profi Rigo holt bei der Aragon-Rundfahrt sein erstes Gelbes Trikot.
6.4.2005: Neo-Profi Wolf gelingt selbiges bei der Sarthe-Rundfahrt.
In zwei Jahren bringt Deutschland scheinbar jetzt schon das zweite große Talent hervor! Die Jugendarbeit des BRD zahlt sich aus...


Na, wenn da nicht noch ein kleiner Star heranwächst in der Sattlerei!
Weiterhin ganz großes Tennis udo! Es freut mich, dass du weiter machst und die Klasse beibehältst!

Benutzeravatar
Tyler_Durden
Beiträge: 108
Registriert: 14.9.2004 - 21:06
Kontaktdaten:

Beitrag: # 320452Beitrag Tyler_Durden
28.11.2005 - 9:54

Super! Ich freue mich auch, dass es hier endlich weiter geht.

Mach weiter so!

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 321098Beitrag udo_bölts
2.12.2005 - 21:22

8. April 2005

4. Etappe Sarthe Rundfahrt

Eigentlich habe ich jetzt gar keine Lust zu schreiben, denn mein Tag lief alles andere als gut, ich bin sogar sehr enttäuscht und traurig.

Heute früh fühlte ich mich noch so gut und in der Taktikbesprechung wurde das Team noch einmal darauf hingewiesen, alles für mich zu geben um den Rundfahrtsieg zu sichern.
Vom Profil her stand heute zwar die längste und schwerste Etappe der Rundfahrt auf dem Programm, doch richtig Grund zum Fürchten gab es eigentlich nicht. Zudem war heute strahlender Sonnenschein gemeldet.

Bild

Schon am Start kamen die ersten Fahrer zu mir und gratulierten mir zum Rundfahrtsieg. Waren die sich da schon so sicher oder wollte mich die Konkurrenz da etwa einlullen? Wie ich jetzt weiß, eher zweiteres.

Bild

Pünktlich um 12 Uhr startete das Rennen und nachdem die ersten Kilometer im Bummeltempo gefahren wurden, begann bei Rennkilometer 15 das große Unheil.

Eine 11 Fahrer starke Gruppe bildete sich. Der bestplatzierteste Fahrer in der Spitzengruppe war Gian Matteo Fagnini von Naturino, der in der Gesamtwertung 1`18 hinter mir lag.

Bild

Von unserem Team war niemand in der Spitzengruppe. Unser Plan war es gewesen, zunächst einmal die Ausreißer ziehen zu lassen, da wir sie für keine direkte Gefahr hielten.
Als der Rückstand zur Spitze nach 50 gefahrenen Kilometern knapp 4 Minuten betrug, gab unser sportlicher Leiter den beiden Japanern das Zeichen das Tempo im Feld zu erhöhen.
Für einige Zeit hielten die beiden das Tempo konstant hoch und der Abstand zwischen uns und der Spitze pendelte sich bei gut 4`30 ein.

Als gut 10 Kilometer später eine neue Abstandsmessung gemeldet wurde erschrak ich. Der Abstand war auf über 7 Minuten angewachsen. Was hatten die beiden Japaner denn da angerichtet? Sofort gab es regen Funkkontakt, was zur Folge hatte, dass bereits nach 80 gefahrenen Kilometern, Eelke, Frank und Christian in die Verfolungsarbeit einsteigen mussten. Da ahnte ich schon böses....

Bild

Unsere 5 Mann an der Spitze gaben wirklich alles, aber irgendwie wurde der Abstand zur Spitze nicht kleiner. Dies schlug sich natürlich sehr auf unsere Moral nieder. Dazu bekamen wir noch die Meldung, dass Fagnini die ersten beiden Sprintwertungen des Tages gewonnen hatte und somit seinen Rückstand auf mich weiter verkleinern konnte.

Nach 120 Kilometern konnten wir den Rückstand auf die Spitze immerhin auf 4`40 reduzieren und in mir keimte wieder ein Fünkchen Hoffnung, der jedoch recht schnell wieder erlosch, da unsere beiden Japaner sich zunächst aus der Führungsarbeit und dann aus dem Hauptfeld nach hinten verabschiedeten.

Als 47 Kilometer vor dem Ziel der Abstand zwischen Spitze und Hauptfeld immernoch über 4 Minuten betrug, gab unser sportlicher Leiter Stefan und Igor das Zeichen sich ebenfalls an der Tempoarbeit zu beteiligen. Von den anderen Teams bekamen wir, wie erwartet, keine Unterstützung.

So langsam sah ich doch meine Felle davonschwimmen. Als 15 Kilometer vor dem Ziel gemeldet wurde, dass wir immer noch einen Rückstand von knapp 3 Minuten hatten, da brach für mich eine Welt zusammen. ,,Das kann doch nicht wahr sein," fluchte ich. Vor lauter Verzweiflung reihte ich mich nun selbst in die Tempoarbeit mit ein.

Bild

Die letzten 10 Kilometer fuhr ich komplett von vorne und der Abstand zur Spitze wurde immer kleiner. Sekunde um Sekunde kamen wir näher, doch es sollte nicht reichen.

Als ich gut 2 Kilomter vor dem Ziel hörte, dass Fagnini die Etappe vor Brard und Yakovlev gewonnen hatte, war klar, dass die Rundfahrt verloren war. Wir konnten den Rückstand zwar auf 1`38 reduzieren, doch das reichte nicht.

Bild

Die Rundfahrt war verloren. Am Ende fehlten etwas über eine Minute zum großen Sieg.
Rang 4 in der Endabrechnung ist zwar nicht schlecht und das Trikot für den besten Nachwuchsfahrer eine kleine Entschädigung, aber wenn man so kurz vor dem Rundfahrtsieg steht, dann ist das ganze schon eine große Enttäuschung.

Nach dem Rennen war ich sehr wütend. Als erstes stürmte ich auf unsere Japaner zu und beschimpfte sie. Obwohl sie mich nicht verstanden, wussten sie sehr wohl, worum es ging. Ohne Reaktion gingen sie an mir vorbei. Das wird noch ein Nachspiel haben.

Moralisch bin ich jetzt natürlich sehr down. Eigentlich soll ich übermorgen an einem Eintagesrennen in den Niederlanden starten, aber mein Kopf und meine Beine fühlen sich momentan dazu nicht in der Lage.

____

Endstand Sarthe Rundfahrt:

1. Fagnini (NSM)
2. Brard (Agr) +41
3. Scheierlinckx (Cof) +48
4. Wolf (SHM) +1`02
5. Yakovlev (TMO) +1`02
...
12. Schumacher (SHM) +1`29
Bild

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 321176Beitrag udo_bölts
3.12.2005 - 15:07

10. April 2005

Wenn man denkt, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte, dann muss immer noch etwas schlimmeres passieren.
Meine Niederlage bei der Sarthe Rundfahrt macht mir auch zwei Tage später noch zu schaffen. Eigentlich sollte ich heute bei der Profonde van Drenthe starten, doch ich habe kurzfristig abgesagt, da sich meine Beine leer anfühlten und sich auch die ersten Anzeichen einer Erkältung bemerkbar machten. Da wollte ich kein Risiko eingehen.
Stattdessen entschloss ich mich dazu Miriam einen kleinen Überraschungsbesuch abzustatten. Sie würde mich sicherlich aufbauen. Da ich mittlerweile einen Schlüssel für das Haus der Familie Scheppink hatte, klingtelte ich nicht an der Tür, sondern lies mich selbst herein um Miriam zu überraschen. Da ihre Eltern beide bei der Profonde waren, sollte sie eigentlich alleine sein, doch ich hörte Stimmen....
Die Stimmen kamen aus Miriams Zimmer. Ich folgte den Stimmen, bis ich schließlich in Miriams kleinem Zimmer stand und erschrak....
Meine Miriam lag im Bett. Doch sie lag da nicht alleine. Neben ihr lagen zwei japanische Gestalten, die mir nur allzu bekannt waren.
Miriam schaute mich erschrocken an und brachte kein Wort heraus. Mir ging es genauso. Nur den beiden Japanern Kano und Oouchi schien dies wohl gar nichts auszumachen. Sie unterhielten sich auf Japanisch und machten sich bestimmt gerade über mich lustig.
,,Du, es ist nicht das wonach es aussieht," sagte Miriam nach einiger Zeit. ,,Es ist mir egal, nach was es aussieht. Ich weiß was es ist. Das sagst du aber auch schön deinem Vater. Das mit uns ist beendet," schoss es aus mir heraus.
Wütend verließ ich das Haus, fuhr nach Hause und lag mich erst einmal ins Bett und schlief.
Ich kann gar nicht glauben, was mir heute passiert ist. Das ist als ob eine Welt zusammenbricht. Wie soll es jetzt für mich weitergehen? Miriam war mir so wichtig, ich ihr aber entscheidend nicht.
Jetzt hoffe ich nur, dass ich meine Erkältung nicht verschlimmert, so dass ich in den nächsten Tagen wenigstens Rennen fahren kann um mich etwas abzulenken.
Sportlich lief der Tag für unser Team heute sehr gut. Bei der Profonde van Drenthe musste sich mein Teamkollege Marco Bos nur Ludovic Capelle geschlagen geben und belegte einen tollen zweiten Rang. Bart Voskamp wurde 10., Rik Reinerink 12. und Igor Abakoumov 15.
Dazu bekamen wir WildCards für den Fleche Wallone und Lüttich-Bastogne-Lüttich.
Das alles kann mich jetzt aber auch nicht wirklich aufbauen.
Zuletzt geändert von udo_bölts am 3.12.2005 - 17:41, insgesamt 1-mal geändert.
Bild

Benutzeravatar
Kim Kirchen
Beiträge: 431
Registriert: 29.7.2003 - 22:10
Kontaktdaten:

Beitrag: # 321190Beitrag Kim Kirchen
3.12.2005 - 17:15

Geil! Schreib schnell weiter :!:

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 321294Beitrag udo_bölts
4.12.2005 - 16:01

13. April 2005

So langsam habe ich realisiert, was die letzten Tage so alles passiert ist. Die sportliche Niederlage bei der Sarhe Rundfahft habe ich mittlerweile ganz gut verdaut, mein Liebespech allerdings noch nicht so wirklich.
Heute war ein Brief von Miriam in der Post. Sie schrieb...

Hey mein Lieber,
es tut mir so schrecklich Leid was passiert ist. Ich weiß, dass ich dich damit sehr verletzt habe und ich weiß auch, dass ich das nie wieder gut machen kann.
Ganz ehrlich gesagt muss ich dir gestehen, dass dies nicht das erste Mal war, dass die beiden Japaner bei mir waren. Ich möchte aber, dass du weißt, dass hier keine Gefühle im Spiel waren. Ich hatte nur so schreckliche Sehnsucht nach körperlicher Nähe und du warst in letzter Zeit so oft unterwegs und hattest kaum Zeit für mich.
Ich weiß, dass ich alles zwischen uns zerstört habe, aber vielleicht gibt es doch eine Zukunft für uns. Ich habe es auch meinem Vater gestanden.
Du fehlst mir schon jetzt

Deine Miriam


Tja, was soll ich von diesem Brief halten? Verzeihen werde ich ihr auf keinen Fall. Die Vertrauensbasis ist da absolut zerstört. Das werde ich ihr auch bei Gelegenheit mitteilen.
Desweiteren werde ich die nächsten Tage ein Gespräch mit Arend Scheppink suchen, um mit ihm über diesen Vorfall zu sprechen, so dass ich mit den Japanern keine weiteren Rennen bestreiten muss.

Positiv war an den letzten Tagen, dass sich die Anzeichen für die Erkältung nicht weiter verschlimmert haben. Ich habe zwar ein wenig Schnupfen, aber sonst geht es mir gut.
Zur Vorsorge verzichtete ich heute auf einen Start beim Flander Scheldepreis, den Steffen Wesemann gewinnen konnte. Unser Team spielte keine Rolle. Bester Fahrer war Rudi Kemna auf Rang 30. Pech hatte bei diesem Rennen Remco Van der Ven, der schwer stürzte und sich das Schlüsselbein brach. Ihn und Julien Smink hat es in den letzten Tagen schon heftig erwischt. Das sind natürlich die Schattenseiten des Radsportes. Immerhin ist Mathieu Heijboer wieder fit.
Ich werde übermorgen wieder eine Veenendaal - Veenendaal ins Renngeschehen einsteigen, um dann zwei Tage später beim Amstel Gold Race starten zu können. Dieses Rennen ist mit Sicherheit eines der Highlights für mich in diesem Jahr.
Bild

Benutzeravatar
Kim Kirchen
Beiträge: 431
Registriert: 29.7.2003 - 22:10
Kontaktdaten:

Beitrag: # 321364Beitrag Kim Kirchen
4.12.2005 - 22:54

Bitte versöhn dich mit Myriam 8)
Und schreib schnell weiter :twisted:

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 321379Beitrag RotRigo
5.12.2005 - 1:15

Nein! Keine Versöhnung mit der Schl****!!! Sie soll bluten!

Antworten