Die spanischen ProTour-Teams im Saison-Rückblick

Artikel, Abhandlungen und Doktor-Arbeiten :-) über den Radsport

Moderatoren: Stephen Roche, Escartin, Klaus und Tony

Gesperrt
Benutzeravatar
ETXE
Baskischer Chef-Ideologe
Beiträge: 7690
Registriert: 26.8.2002 - 18:17
Kontaktdaten:

Die spanischen ProTour-Teams im Saison-Rückblick

Beitrag: # 314653Beitrag ETXE
19.10.2005 - 15:00

Euskaltel – Euskadi:

Bild

Die Fundacion Euskadi war zu Beginn des Jahres sehr zufrieden. Schließlich hatte man zusätzlich zu den altbekannten Speerspitzen Iban Mayo, Haimar Zubeldia und Samu Sánchez noch den Vuelta-Sieger von 2002, Aitor González, ins Team holen können, während von den Stars nur David Etxebarria das Team verließ. Ferner fanden David Herrero und Iker Camaño den Weg zu den Orangenen.

Ganz so ein Seuchenjahr wie 2004 sollte es nicht werden...! So zumindest die Planung der Teamchefs Miguel Madariaga, Julián Gorospe und Gorka Gerrikagoitia.

Die ProTour aber erwies sich zunächst mal als genau das, was zu befürchten war, nämlich als eine Nummer zu groß. Das baskische Team hatte einfach keine Fahrer im Kader, die bei den Winter- und Frühjahrsrennen in Belgien und Nordfrankreich etwas reißen könnten. Schließlich wollte man sich ja auf die Tour de France, die heimische Itzulia, spanische und andere Wochenrundfahrten festlegen.

Aber auch im April bei der Baskenlandrundfahrt war nicht sehr viel von den orangefarbenen Trikots zu sehen, jedenfalls nicht in Spitzenpositionen. Bis in den Mai mussten die zwar immer noch treuen, aber doch sehr unruhig und maulig gewordenen Fans warten, ehe der erste Saisonsieg eingefahren wurde. David Herrrero Llorente gewann Anfang Mai eine Etappe der Clásica Internacional Alcobendas und Ende Mai ein drittklassiges Eintagesrennen. Bei der zweiten heimischen Rundfahrt, der Euskal Bizikleta, konnte er schließlich noch das abschließende Zeitfahren für sich entscheiden.
Damit leitete er den goldenen Juni fürs Team ein, denn bei der Fernfahrt Dauphiné Libéré erwischte Iñigo Landaluze bei einer Etappe die entscheidende Ausreißergruppe. Der Vorsprung, den er dort herausfuhr, reichte aus, um am Ende in der Gesamtwertung knapp vorne zu liegen. Eine Woche später hatte Aitor González zwei sehr starke Tage in den Schweizer Bergen, so dass er bei der Tour de Suisse triumphieren konnte. Den Euskaltel-Fahrern war es gelungen, mit diesen durchaus prestigeträchtigen Siegen ihre Kritiker verstummen zu lassen.

Nachdem man beim Giro so gut wie gar nichts gezeigt hatte (Samu Sánchez 17. Platz), war auch bei der Tour nicht viel von den Basken zu sehen. Iban Mayo war vollkommen außer Form und traumatisiert vom letzten Jahr, Aitor González trotz TdS-Siegs gar nicht dabei und Landaluze bewies, dass sein Dauphiné-Sieg eher Zufall war. Einzig Haimar Zubeldia konnte halbwegs Form zeigen und wurde am Ende 15. der Tour, aber auch er lag weit hinter den (eigenen) Erwartungen zurück.

Im August gewann Herrero mal wieder eine Etappe, und zwar bei der Burgos-Rundfahrt. Die Vuelta a España sollte nun die Fans für das bisherige GT-Abschneiden entschädigen, doch auch hier zeigte sich, dass (fast) alle Fahrer nicht in der Lage waren, beizeiten die richtige Form abzurufen. Einzig Egoi Martínez, der sich immer wieder in Fluchtgruppen befand, Roberto Laiseka, der die Bergankunft in Cerler gewinnen durfte und v.a. Samuel Sánchez mit einer sehr engagierten Fahrweise wussten zu überzeugen. Letztgenannter bestätigte seine gute Spätform auch noch mal bei der Züri Metgete mit dem 5. Platz.

Zum traditionellen spanischen Saisonabschluss gelang Samuel Sánchez die Wiederholung seines Vorjahressieges bei der Escalada a Montjuïc. Roberto Laiseka holte dort den 4.Platz, Euskaltel-Euskadi gewann die Teamwertung. Ein versöhnlicher Abschluß einer bescheidenen Saison. Nur ist die Escalada beiweitem kein Rennen der ProTour!


Fazit und Ausblick:
Das Team lebt immer noch von dem Ruhm des Jahres 2003. Es ist zu sehr auf seine wenigen Weltklassefahrer angewiesen, welche auch 2005 wieder heftig schwächelten. Keiner aus der zweiten Reihe war bisher in der Lage, in die Bresche zu springen (Landaluzes Sieg sehe ich eher als Zufallstreffer an). Das Team braucht Iban Mayo in Bestform, die er hoffentlich noch mal wieder findet. Es gab ganz wenige Lichtblicke, so etwa Sánchez’ zweite Vuelta-Hälfte, H. Zubeldias Tourauftritte in den Pyrenäen, Aitors TdS-Sieg (welcher aber aufgrund der Querelen um Doping bei der Vuelta nicht mehr so strahlend erscheint).
Ein wenig Hoffnung keimt auf, wenn man bedenkt, dass einige junge Fahrer noch Potential haben dürften, wie Igor Antón Hernandez, Koldo Fernandez, Aketza Peña und allen voran David Lopez Garcia.

Für die nächste Saison sieht es nicht besser aus für das Team, wenn zum einen die Großen keine konstanteren Leistungen bringen, zum anderen bei Fahrern wie Camaño und Herrero nicht noch ein weiterer Leistungsschub stattfindet.
An Abgängen hat das Team bisher neben den ihre Karriere beendenden Lopez de Munain (Alles Gute!) und Aitor Silloniz nur den Wechsel von Egoi Martínez zu verkraften.
Die Neuen Aitor Hernandez (LPR) und Andoni Aranaga (Kaiku) versprechen keine Verstärkung, wenngleich hier eine Überraschung möglich ist. Gustavo Dominguez stammt aus dem Orbea-Farm-Team von Jón Odriozola. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Jésus del Nero zu Euskaltel kommen würde. Bekanntester Neuzugang ist Unai Yus (Bouygues Telecom). Auch bei ihm weiß man nicht, wie er einschlagen wird?

Die Mannschaft ist weiterhin nur bedingt ProTour-tauglich, da es an bestimmten Fahrertypen fehlt und eine allzu große Last auf den Schultern weniger Fahrer liegt!!!

Bild

Erfolge 2005:

08.05.: David Herrero Llorente – 2.Etappe Clásica Internacional Alcobendas (ESP, 2.1)

29.05.: David Herrero Llorente – GP Llodio (ESP, 1.1)

04.06.: David Herrero Llorente – 4b. Etappe Euskal Bizikleta (ESP, 2.HC)

12.06.: Iñigo Landaluze Intxaurraga – Gesamtwertung Dauphiné Libéré (FRA, ProTour)

19.06.: Aitor González Jimenez – 9.Etappe Tour de Suisse (SUI, ProTour)

19.06.: Aitor González Jimenez – Gesamtwertung Tour de Suisse (SUI, ProTour)

11.08.: David Herrero Llorente – 5.Etappe Vuelta a Burgos (ESP, 2.HC)

06.09.: Roberto Laiseka Jaio – 11.Etappe Vuelta a España (ESP, ProTour)

09.09.: Samuel Sánchez González – 13. Etappe Vuelta a España (ESP, ProTour)

16.10.: Samuel Sánchez González - Escalada a Montjuïc (ESP, 1.1{Spezial})
Giro 2005 + Bergtrikot
Vuelta 2009 + Punktetrikot

Benutzeravatar
ETXE
Baskischer Chef-Ideologe
Beiträge: 7690
Registriert: 26.8.2002 - 18:17
Kontaktdaten:

Beitrag: # 314654Beitrag ETXE
19.10.2005 - 15:02

Illes Balears – Caisse d’Epargne:

Bild

Das ehemalige Banesto-Team wird sich in Spanien wohl ewig an den Zeiten messen lassen müssen, als ein gewisser Miguel Indurain für José-Miguel Echávarri und Eusebio Unzue in die Pedale trat.
Mit einem durchaus als stark zu bezeichnenden Kader ging die Mannschaft in die erste ProTour-Saison. Neben den avisierten Teamleadern Alejandro Valverde und Francisco Mancebo konnte man mit Namen wie Vladimir Karpets, Aitor und Unai Osa, Isaac Galvez, Joan Horrach, David Arroyo, José Ivan Gutiérrez, Sergi Escóbar und Evergreen Garcia Acosta aufwarten. Seit ein paar Jahren fährt auch der Deutsche Daniel Becke als einer von zwei Nichtspaniern bei den „Insulanern“.
Mit diesen Fahrern konnte man sehr gelassen in die erste ProTour gehen, obwohl auch Illes Balears das Problem etlicher spanischer Teams teilt, nämlich für die Frühjahrsklassiker des Nordens etwas schwachbrüstig besetzt zu sein.

Bei den Februar-„Aufwärmrennen“ in Spanien, den Troféos und Clásicas, zeigte sich der neue Star im Team, Alejandro Valverde, bereits gut in Form und gewann zwei dieser Rennen. Zwei weitere wurden durch seine Teamkollegen Colom und J.I. Gutiérrez gewonnen. IBA zeigte erstaunliche Frühform. So nahm es nicht Wunder, dass man bereits bei Paris-Nizza ein gutes Rennen zeigte, trotz des anhaltenden Winters im französischen Kühlschrank Zentralmassiv. Überraschend war höchstens, dass der erste ProTour-Etappensieg nicht Valverde, sondern Vicente Reynes gelang, der den Sprintern ein Schnippchen schlagen konnte. Valverdes Stunde sollte bei der letzten PN-Etappe kommen, als er mit dem Etappensieg auch den 2. Platz der Gesamtwertung sicherte.
Isaac Galvez mit seinem Sprinterfolg beim Critérium International und wiederum Valverde mit zwei Etappensiegen bei der Euskal Herriko Itzulia komplettierten das erfolgreiche Frühjahr. Bei der baskischen Traditionsrundfahrt fuhr außerdem noch Aitor Osa vier Tage lang in Gelb, bis er beim abschließenden Zeitfahren noch auf Gesamtrang 5 zurückfiel. Aitor Osa schließlich war auch bester IBA-Fahrer bei der Tour de Romandie, wo er Platz 11 belegte.

Beim Giro d'Italia war der Russe Vladimir Karpets Kapitän der Mannschaft. Er konnte seine Ansprüche auf eine Spitzenplatzierung lediglich mit den Plätzen 6 und 2 in den beiden langen Zeitfahren bestätigen, ansonsten ging es auch für ihn einige Male zu steil bergauf bei diesem Giro. Zumeist konnte er aber seinen Teamkollegen und Edel-Berghelfer Unai Osa noch hinter sich lassen. Immerhin Platz 7 für Karpets und 16 für Unai sprangen beim Giro heraus, wenn auch der Russe einen besseren Platz angestrebt hatte.

Die Tour de Suisse übergehe ich trotz eines Etappensiegs von Pablo Lastras, da außer diesem Ergebnis nichts Erwähnenswertes passierte.

Mit der Tour de France griff Francisco Mancebo ins Geschehen ein, immerhin einer der besten Rundfahrer der letzten Jahre. Bei der Tour war eine Doppelspitze Mancebo/Valverde angedacht, die auch zu einem Etappensieg von Valverde führte, dem es als Einzigem bei der Tour gelang, Armstrong in einem Bergsprint zu besiegen. Leider stellte sich dann bei ihm nach einem Sturz eine Knieverletzung ein und er musste das Rennen aufgeben. Mancebo, durch Valverde fast zum Helfer degradiert, zeigte seinen bekannten Kampfgeist und konnte am Ende einen hochverdienten 4. Platz erringen. Erfreulich für das Team auch noch der 22. Platz von Xabier Zandio, welcher zum Ende der Tour hin immer besser in Form kam. Eine späte Belohnung dafür bekam er im August, als er die Clásica a los Puertos in den Bergen um Madrid für sich entscheiden konnte.

Bei der Vuelta a España zeigte sich wieder die Qualität Mancebos als Rundfahrer und großer Kämpfer, der endlich auch mit einem Etappensieg belohnt wurde. Leider konnte Mancebo im entscheidenden Moment Heras und Menchov nicht genug entgegensetzen und auch Sastre musste er den dritten Platz überlassen. Dennoch ist er mit zwei vierten Plätzen bei GTs einer der erfolgreichsten Rundfahrer des Jahres.

Im Anschluss an die Vuelta folgte als letzter Saisonhöhepunkt die WM in Madrid. Valverde feierte ein Comeback und zum zweiten Mal in seiner Karriere die Vizeweltmeisterschaft nach einem mitreißenden Rennen.

Fazit und Ausblick:
Ein starker Jahresauftakt des Teams sowie gute Einzelleistungen bei den Grand Tours sichern dem Team einen nachhaltigen Eindruck, welcher wohl auch den Co-Sponsor, der nächste Saison Hauptsponsor sein wird, überzeugen dürfte. Sieht man allerdings mal hinter die Fassade, stellt man fest, dass vieles an Valverde oder Mancebo gelegen hat. Hinter diesen beiden Ausnahmefahrern ist das Team doch einiges schuldig geblieben. Von den Osas konnte man mehr erwarten, auch Lastras habe zumindest ich stärker erwartet. Im Sommer konnte man sehen, wie es um die Mannschaft steht, wenn Valverde ausfällt.
Karpets war zwar nicht schlecht in der ersten Saisonhälfte, fiel v.a. beim Zeitfahren auf, konnte aber seine eigenen Ansprüche nicht erfüllen.
Ich denke, von einem Team mit diesen Fahrern hätte man etwas mehr erwarten können, obwohl sie keineswegs enttäuscht haben.

Für die nächste Saison stehen (auch wegen Sponsorwechsels) relativ einschneidende Veränderungen an. Der Weggang von Mancebo wird sicherlich schmerzen, aber auch die beiden Osas wird man vermissen, obwohl sie sich bei IBA nie hundertprozentig wohl gefühlt haben. Auch Arrieta und Navas sind aufgrund ihrer Erfahrung Fahrer, welchen man nachtrauern könnte. Einzig Toni Tauler wird man mit den Leistungen der letzten beiden Jahre kaum vermissen.
Bei den Neuen sind zunächst Óscar Pereiro, Constantino Zaballa und Joaquin Rodriguez zu erwähnen, die allesamt eine Verstärkung darstellen. Einen guten Fang hat man mit Alexej Markov gemacht, der von Milaneza noch Francisco Perez mitbringt. Ebenfalls neu ins Team kommt Aitor Perez von Spiuk. Mit Marco Fertonani ist man auch in Italien bei Domina Vacanze fündig geworden. Zu den Franzosen Florent Brard, Mathieu Perget und Nicolas Portal kann ich nicht viel sagen, aber dem „neuen“ Hauptsponsor wird mit der Verpflichtung von Franzosen Rechnung getragen.
Ich denke, mit einem gesunden und fitten Alejandro Valverde braucht sich das Team keine Sorgen zu machen, auch wenn man Mancebo nicht wird ersetzen können.

Bild

Erfolge 2005:

08.02.: Alejandro Valverde Belmonte - Trofeo Manacor (ESP, 1.1)

09.02.: Alejandro Valverde Belmonte – Trofeo Soller (ESP, 1.1)

10.02.: Antonio Colom Mas – Trofeo Calvia (ESP, 1.1)

27.02.: José-Ivan Gutiérrez Palacios – Clásica de Almeria (ESP, 1.1)

09.03.: Vicente Reynes – 3.Etappe Paris-Nizza (FRA, ProTour)

13.03.: Alejandro Valverde Belmonte – 7.Etappe Paris-Nizza (FRA, ProTour)

26.03.: Isaac Galvez Lopez – 1.Etappe Critérium International (FRA, 2.HC)

06.04.: Alejandro Valverde Belmonte – 3.Etappe Euskal Herriko Itzulia (ESP, ProTour)

07.04.: Alejandro Valverde Belmonte – 4.Etappe Euskal Herriko Itzulia (ESP, ProTour)

18.06.: Pablo Lastras Garcia – 8.Etappe Tour de Suisse (SUI, ProTour)

12.07.: Alejandro Valverde Belmonte – 10.Etappe Tour de France (FRA, ProTour)

21.08.: Xabier Zandio Echaide – Clásica a los Puertos (ESP, 1.1)

05.09.: Francisco Mancebo Perez – 10.Etappe Vuelta a España (ESP, ProTour)
Giro 2005 + Bergtrikot
Vuelta 2009 + Punktetrikot

Benutzeravatar
ETXE
Baskischer Chef-Ideologe
Beiträge: 7690
Registriert: 26.8.2002 - 18:17
Kontaktdaten:

Beitrag: # 314656Beitrag ETXE
19.10.2005 - 15:03

Liberty Seguros - Würth Team:

Bild

Auch in dieser Saison konnte Teamchef Manuel Saiz, von allen nur 'Manolo' genannt, mit seinen beiden Sportdirektoren Herminio Diaz Zaballa und Marino Lejaretta Arrizabalaga zusammen, nominell ein Spitzenteam aufbieten, zumal der Kader seines Teams auch Klassikerfahrer beinhaltete.

Aus der Menge an guten Fahrern ragte v.a. der dreifache Vuelta-Sieger Roberto Heras heraus. Ferner ließ die Verpflichtung von Joseba Beloki etliche Fans aufhorchen. Mit Alberto Contador befand sich eine der ganz großen Hoffnungen Radsport-Spaniens im Team, von Koldo Gíl wird schon seit mehreren Jahren der Durchbruch zur Spitze erwartet. Mit dem Deutschen Rückkehrer Jörg Jaksche kam der Paris-Nizza-Sieger des Vorjahres zum Team, unbestritten ein Mann für kleinere Rundfahrten.
Mit dem Italiener Michele Scarponi, dem australischen „Mini-Sprinter“ Allan Davis sowie Ángel Vicioso und David Etxebarria befanden sich starke Eintagesfahrer in der Equipe. Einzig die Kopfsteinpflasterfraktion war nicht vertreten.

Jedenfalls stand zu erwarten, mit Liberty das beste spanische ProTour-Team 2005 zu sehen!


Bereits im Januar ließ LSW aufhorchen, als Luis Leon Sanchez Gil eine Etappe und die Gesamtwertung der australischen Tour Down Under gewann, bei der auch Jungstar Contador eine Etappe für sich entscheiden konnte.
Im Februar nahm man sich eine kleine Auszeit, obwohl hier mit den Troféos auf Mallorca zumindest etwas Geld zu verdienen gewesen wäre. Bei der Rúta del Sól und der Valencia-Rundfahrt zeigte sich Etxebarria in der Gesamtwertung in den Top-10.
Im März schließlich feierte man wieder einige Erfolge, wenngleich man bei der ProTour noch hinterher hinkte. Koldo Gíl hieß der Sieger der Vuelta a Murcia, Allan Davis gewann dort zwei Etappen. Alberto Contador konnte die Katalanische Woche für sich entscheiden. Jörg Jaksche konnte seinen Vorjahressieg bei Paris-Nizza nicht wiederholen und wurde Fünfter, Contador beendete die Fernfahrt auf dem 15. Platz, Edelhelfer Baranowski wurde 19., allerdings blieb man dort doch etwas hinter den Erwartungen zurück. Beim Critérium International wurde Jaksche guter Dritter.
In den baskischen Provinzen bei der Euskal Herriko Itzulia waren die Mitfavoriten Etxebarria und Vicioso, die sich auf die Klassiker vorbereiten sollten, nicht ganz zufrieden und belegten den 13. und 20. Platz der Gesamtwertung. Alberto Contador wiederum zeigte sich immer noch in guter Form, gewann das schwierige Abschlußzeitfahren und wurde Dritter der Rundfahrt.
Wie zu erwarten, fanden die Kopfsteinpflasterrennen quasi ohne Liberty-Beteiligung statt. Währenddessen holte Etxebarria seinen ersten Sieg seit fast zwei Jahren, er konnte die baskische Klasika Primavera für sich entscheiden und zeigte sich in guter Form für die Ardennenrennen. Zuvor gewann Allan Davis noch eine Etappe der Vuelta a Aragon, die er zudem als Sechster beendete.
Die Ardennenklassiker sahen dann auch einen sehr guten David Etxebarria, zum Sieg reichte es jedoch nicht. Immerhin setzte er mit seinem 8. Platz beim Amstel Gold Race, dem 4. Platz beim Flèche Wallone (Vicioso wurde 6.) und dem 6. Platz bei Liège-Bastogne-Liège (Vicioso 10., Jaksche 13.) einige Achtungszeichen.

Im Mai war es zunächst ein weiteres Mal der 22-jährige Alberto Contador, welcher überzeugen konnte und die Tour de Romandie als Vierter beendete und dabei die vorletzte Etappe gewann. Jaksche wurde 13. in der Westschweiz.

Für einige überraschend, stand Contador nicht im Aufgebot für den Giro d'Italia. Ferner wurde der Portugiese Nuno Ribeiro vor dem Start mit einer Schutzsperre belegt (Hämatokrit-Wert 52%), so daß LSW mit nur 8 Fahrern die GT antrat. Kurz darauf wurde Ribeiro dann übrigens fristlos entlassen.
Zunächst aber ließ sich der Giro gut an. Koldo Gíl, das ewige Talent, fuhr ein paar Tage mit Rujano in der Bergwertung um die Wette und konnte sogar die 7. Etappe für sich entscheiden. In den Dolomiten bekam er es aber mit seinem rechten Knie zu tun und musste unter Schmerzen den Giro beenden. Bester Fahrer des Teams war ein Italiener, aber nicht Scarponi, wie viele erwartet oder erhofft hatten, sondern Giampaolo Caruso, der mit soliden Leistungen in den Bergen bis auf Platz 19 vorfuhr. Scarponi hatte einen bösen Einbruch in den Dolomiten und wurde am Ende 47., aber dennoch zweitbester LSW-Fahrer. Joseba Beloki, der sich hier Rennpraxis holen wollte und die erste von 3 Grand Tours des Jahres bestritt, konnte leider den Giro nicht beenden.

In der Vorbereitungsphase auf die Tour konnte Liberty Seguros nicht so glänzen, wie sie das vielleicht gerne getan hätten. Erwähnenswert sind die beiden Etappensiege von Ángel Vicioso bei der Euskal Bizikleta, wo er Gesamt-Elfter wurde. Der Auftritt beim Dauphiné Libéré war indiskutabel (47. González de Galdeano), bei der Tour de Suisse konnte Koldo Gíl trotz seiner anhaltenden Knieschmerzen immerhin den achtbaren sechsten Platz belegen (Baranowski 22., Jesús Hérnandez 23.).

Kommen wir zur Tour de France. Wie schon so oft in den Jahren zuvor wurde von den Fahrern des Manolo-Saiz-Teams einiges erwartet, doch wie in vielen der Jahre zuvor war von den vermeintlichen Mitfavoriten, allen voran Roberto Heras, nicht viel zu sehen.
Beloki war immer noch viel zu weit von seiner Bestform entfernt, Heras fuhr lustlos, Contador konnte in den ganz hohen Bergen nicht mehr mithalten und hatte offensichtlich bereits zu viele Rennen in den Knochen, um eine wirklich gute Tour zu fahren. Jörg Jaksche war der einzige, der seine Normalform abrufen konnte, ihm wurde jedoch zu wenig Teamunterstützung zuteil, so daß er, auf sich allein gestellt, „nur“ den 16. Platz erreichte. So blieb es schließlich Marcos Serrano überlassen, mit seinem Etappensieg in Mende die Ehre der Liberties zu retten. Erwähnenswert ist noch, daß Beloki diesmal bis zum Ende durchhielt.

Danach folgte der kurze Klassikersommer, bei dem v.a. auf Allan Davis gesetzt wurde. Davis wurde zunächst Dritter in Hamburg, ein Etappensieg bei der BeNe(Lux)-Tour folgte (Gesamt-11.), bei der übrigens Carlos Barredo den Gesamtrang 7 belegte. Die Clásica San Sebastian sollte man ganz schnell vergessen.

Bei der Deutschland-Tour setzte man selbstverständlich auf Jörg Jaksche, der auch eine passable Helfergarde hatte. Sein 4. Platz ist aller Ehren wert, wenngleich bei etwas besonnenerer Fahrweise das Podium dringewesen wäre, Contador wurde 18., Hérnandez 20., mehr gibt es nicht zu erzählen.

Mit der Vuelta a España folgte der Saisonhöhepunkt des Teams. Und was dort zu sehen war, war schon ganz großes Kino. Alles war auf den vierten Vuelta-Sieg von Heras ausgerichtet und dieser Prämisse wurde alles untergeordnet. Trotz der Tatsache, dass in der Teamwertung drei Equipen vor LSW landeten, so war Liberty Seguros doch das taktisch beste Team und führte Roberto Heras zu einem souveränen Rekordsieg. Heras' stärkster Helfer war etwas überraschend Michele Scarponi (12. Platz), doch auch Marcos Serrano machte einen guten Job und wurde letztlich noch 19. der Gesamtwertung. Trotz einer Schrecksekunde beim Prolog-Zeitfahren, als er bereits nach 100 Metern zu Sturz kam und mancher schon mit einer Aufgabe rechnete, fuhr Joseba Beloki das Rennen zu Ende, zeigte sich ebenfalls als guter Helfer und erreichte einen 40. Gesamtrang bei seiner dritten GT des Jahres.
Zwei Etappensiege, darunter einer minutiös vom Team vorbereitet, machten Roberto Heras zum deutlichen Sieger der Vuelta und liessen die mäßigen Leistungen bei Giro und Tour fast vergessen.

Währenddessen konnte der Niederländer Koen de Kort bei der Tour de l'Avenir mit dem Gewinn der 4. Etappe einen Achtungserfolg für sich verbuchen.
Jan Hruska wurde Siebter der Polen-Rundfahrt, bei der das Team beinahe kläglich besetzt war, und bei den letzten großen Herbstklassikern liessen in erster Linie Davis und Giampaolo Caruso aufhorchen. Einem 17. Platz in Zürich ließ Caruso zum Saisonabschluß in der Lombardei den 4. Platz folgen. Allan Davis wurde zwischendurch Dritter bei Paris-Tours. Schöne Platzierungen am Ende einer langen Saison.


Fazit und Ausblick:
Das Team konnte zwar nicht zu jedem Zeitpunkt der Saison überzeugen, zeigte sich aber als das eindeutig beste spanische ProTour-Team. Es präsentierte sich als ausgewogene Mischung aus jung und alt, Rundfahrern und Klassikern. Ein wenig hatten die Fans darunter zu leiden, daß nur eine Grand Tour auf hohem Niveau gefahren wurden. Neben den „Aufsteigern“ der Saison, allen voran Alberto Contador und Allan Davis, und den alten Hasen, dort v.a. Roberto Heras, konnte man sich auf eine gute bis sehr gute Helfertruppe verlassen, den Polen Baranowski, die Tschechen Andrle und Hruska, den Spanier Serrano und den Basken Galdeano, wobei letzterer doch schon einen gewissen Verschleiß aufzeigte.
Jörg Jaksche blieb im Rahmen seiner Möglichkeiten, war im Vergleich zum Vorjahr nicht ganz so stark, war aber alles andere als Ausfall. Mehr erwarten konnte man vom Olympia-Zweiten Sergio Paulinho, aber auch er kann sich noch weiterentwickeln.
Zuletzt bekommt Joseba Beloki eine besondere Erwähnung. Es bleibt für alle Radsportfreunde zu hoffen, daß bei ihm endlich der Knoten wieder platzt. Meiner Meinung nach ist er auf dem richtigen Weg, was ihm bislang fehlt, ist das endgültige Überwinden seines Sturz-Traumas von 2003. Manolo Saiz hat viel Geduld mit ihm gezeigt, das sollte man ihm zugute halten und Joseba hat immer noch alle Möglichkeiten, ihm das zurück zu zahlen.

Womit wir zum Ausblick kommen. Für 2006 gibt es große Veränderungen im Team. Bislang sind 3 Abgänge zu verzeichnen. Igor González de Galdeano beendet seine wechselhafte Karriere und sucht vielleicht eine neue Aufgabe im Team von Saiz. René Andrle wechselt in die Drittklassigkeit, wo er seine Karriere langsam ausklingen lässt. Schmerzhaft erscheint einzig der Wechsel des Basken Koldo Gíl Perez zu Saunier Duval, aufgrund der anstehenden Kapitänssituation bei LSW ist dieser Wechsel aber nur logisch.
Eine sehr interessante Perspektive sollte sich auftun durch die Verpflichtung des kasachischen Trios Vinokourov, Kashechkin und Jakovlev, da sich damit eine starke Besetzung für die Tour de France anbietet.

Wie die Youngsters José Joaquin Rojas, Eladio Sánchez Prado und Michael Schär einschlagen, bleibt abzuwarten. Jedenfalls bleibt man bei Liberty Seguros weiterhin dabei, neben den großen Stars auch den Aufbau junger Talente zu fördern, was ich für einen sehr guten und unterstützenswerten Weg halte.

BildBild

Erfolge 2005:

20.01.: Luis Leon Sánchez Gíl – 3.Etappe Tour Down Under (AUS, 2.HC)

22.01.: Alberto Contador Velasco – 5.Etappe Tour Down Under (AUS, 2.HC)

23.01.: Luis Leon Sánchez Gíl - Gesamtwertung Tour Down Under (AUS, 2.HC)

04.03.: Allan Davis - 3.Etappe Vuelta a Murcia (ESP, 2.1)

06.03.: Allan Davis - 5.Etappe Vuelta a Murcia (ESP, 2.1)

06.03.: Koldo Gíl Perez - Gesamtwertung Vuelta a Murcia (ESP, 2.1)

23.03.: Alberto Contador Velasco - 3.Etappe Setmana Catalana de Ciclisme (ESP, 2.HC)

25.03.: Alberto Contador Velasco - Gesamtwertung Setmana Catalana (ESP, 2.HC)

08.04.: Alberto Contador Velasco - 5b.Etappe Euskal Herriko Itzulia (ESP, ProTour)

10.04.: David Etxebarria Alkorta - Klasika Primavera Amorebieta (ESP, 1.1)

17.04.: Allan Davis - 5.Etappe Vuelta a Aragon (ESP, 2.1)

30.04.: Alberto Contador Velasco - 4.Etappe Tour de Romandie (SUI, ProTour)

08.05.: Luis Leon Sánchez Gíl - 3.Etappe Clásica Alcobendas (ESP, 2.1)

14.05.: Koldo Gíl Perez - 7.Etappe Giro d'Italia (ITA, ProTour)

01.06.: Ángel Vicioso Arcos - 1.Etappe Euskal Bizikleta (ESP, 2.HC)

04.06.: Ángel Vicioso Arcos - 4a.Etappe Euskal Bizikleta (ESP, 2.HC)

21.07.: Marcos A. Serrano Rodriguez - 18.Etappe Tour de France (FRA, ProTour)

06.08.: Allan Davis - 3.Etappe Eneco-Tour (NED/BEL, ProTour)

01.09.: Roberto Heras Hernandez - 6.Etappe Vuelta a España (ESP, ProTour)

04.09.: Koen de Kort - 4.Etappe Tour de l'Avenir (FRA, 2.1)

11.09.: Roberto Heras Hernandez - 15.Etappe Vuelta a España (ESP, ProTour)

18.09.: Roberto Heras Hernandez - Gesamtwertung Vuelta a España (ESP, ProTour)
Giro 2005 + Bergtrikot
Vuelta 2009 + Punktetrikot

Benutzeravatar
ETXE
Baskischer Chef-Ideologe
Beiträge: 7690
Registriert: 26.8.2002 - 18:17
Kontaktdaten:

Beitrag: # 314663Beitrag ETXE
19.10.2005 - 15:22

Saunier Duval - Prodir:

Bild

Zuletzt wende ich mich dem spanisch-schweizerischen Team Saunier Duval – Prodir zu. Durch eine offensive Fahrweise hatte sich das Team bereits 2004 in die Herzen vieler Radsportfans gefahren. Team-Manager Mauro Gianetti hatte den Fans für 2005 eine ähnliche Fahrweise für die erste ProTour-Saison versprochen. Schließlich wollten er sowie die 4 (vier) Sportlichen Leiter des Teams, Gastelú Angoitia, Joxea Fernandez Maxin, Pietro und Vittorio Algeri, den Anhängern nichts schuldig bleiben und beweisen, daß die Mannschaft die ProTour-Zugehörigkeit verdient hat.

Eine bunte Mischung aus Spaniern, Italienern, Schweizern, einem Franzosen und einem US-Amerikaner, darunter viele Alt-Stars und einige junge Fahrer, trat den schweren Gang in die erste ProTour-Saison an.
Namen wie Garate, Jeker, Cuesta, Cañada, Zaballa, Gomez Marchante, Ángel Edo und nicht zuletzt der alte Klassiker-Spezialist Andrea Tafi, welcher nach den Frühjahrsrennen in den verdienten Ruhestand treten sollte, versprachen, daß das Team nicht vollkommen untergehen würde.

Im Gegensatz zu anderen spanischen Teams hielten sich die gelbgewandeten Protagonisten in der Frühphase der Saison noch sehr zurück, die Ergebnisse bei den spanischen Rennen im Februar blieben weitestgehend aus. Bei der Troféo Soller konnte José-Ángel Gomez Marchante Siebter werden, einen Tag später erreichten David de la Fuente und Ángel Edo die Plätze 3 und 6 bei der Troféo Calvia. Bei der Rúta del Sól griff erstmals Juan-Manuel Garate ins Geschehen ein und wurde Fünfter. Mehr war dann aber im Spätwinter, dem iberischen Frühling, nicht zu sehen. Aber man hatte bereits vorher als Marschrichtung ausgegeben, bei den ProTour-Rennen, insbesondere den "kleinen" Rundfahrten, vorne mitmischen zu wollen.

Constantino Zaballa gelang dies recht eindrucksvoll mit seinem Podiumsplatz bei Paris-Nizza, wo Gomez Marchante immerhin noch Neunter wurde, während die Italiener Manuele Mori und Marco Pinotti sich beim Tirreno Adriatico austoben durften, aber außer einigen Top-10-Tagesplatzierungen nicht allzu viel erreichten.
Das erste Monument der Saison, Milano-San Remo, hätte das Rennen von Ángel Edo werden können, aber der mittlerweile 34-jährige Sprinter zeigte sich den Besten im Massensprint hoffnungslos unterlegen. Auffallend war aber bei diesem Rennen ein Rennverhalten der Sauniers, welches sich durch die ganze erste Saisonhälfte ziehen sollte, denn die Gelben waren fast immer zu Attacken aufgelegt und fanden sich in beinahe 90% der Fluchtgruppen wieder. Auch bei M-SR versuchte sich z.B. Zaballa als unverwüstlicher Ausreißer. Die Katalanische Woche sah dann Gomez Marchante und erstmals in der Saison Chris Horner als Vertreter der Ausreißerfraktion, beiden jedoch war kein Erfolg beschieden, so daß am Ende nur der siebte und sechzehnte Platz heraussprang.
Die großen Klassiker des Frühjahrs sollten Andrea Tafi, fast 39-jährig, einen würdigen Abschied bieten, was bei der Ronde van Vlaanderen aber bereits gründlich mißlang. Der alte Italiener war einfach nicht fit und nicht mehr in der Lage, sich so zu quälen, wie es diese Rennen erfordern. Ein Platz jenseits der Sechzig war die Folge. Auch bei seinem Lieblingsrennen, Paris-Roubaix, gelang es ihm nicht, ins Geschehen einzugreifen. Ein 42. Platz ist kein gelungener Abgang für Tafi gewesen. Schade, er hätte etwas Besseres verdient gehabt!
Ansonsten gab es, von den Ergebnissen her, im Frühling kaum Sensationelles zu berichten. Joaquin Rodriguez' 12. Platz bei der Baskenlandrundfahrt, sein 4. Platz bei der Klasika Primavera, Moris 20. Platz beim Amstel Gold Race und Gomez Marchantes 2. Platz bei der Clásica de Alcobendas. Die Tour de Romandie sah ein bis zwei gute Auftritte von Leonardo Piepoli, dem spanischsten aller Italiener, und einen attackenfreudigen Rubén Lobato.

Der Giro d'Italia gilt als das Lieblingsrennen des Basken Juan-Manuel Garate, der auch einige Jahre zusammen mit Landsmann Patxi Vila in Italien gefahren ist. Die komplette Mannschaft stellte sich in den Dienst Garates, was dieser dem Team mit einem guten 5. Gesamtplatz zurückzahlen konnte. Starke Auftritte in den Dolomiten und den Piemonteser Alpen sowie relativ gute Zeitfahren sicherten ihm dieses Endergebnis. Im Vergleich zu früheren Jahren wirkte Garate sehr viel angriffslustiger. Der einzige schwache Tag eingangs der Dolomiten aber verhinderte möglicherweise eine Podiumsplatzierung. Dennoch war dieser Giro eines der herausragenden Rennen für Saunier Duval.
Währenddessen lief die Volta a Catalunya, wo endlich die ersten Triumphe gefeiert werden konnten. Zunächst gewann der 33-jährige Leonardo Piepoli eine Bergetappe, am darauffolgenden Tag war der 35-jährige Iñigo Cuesta beim Bergzeitfahren erfolgreich. Am Ende belegte der Italiener Gesamtplatz 2, während der Baske auf Platz 8 einkam. Alles in allem ein sehr gelungener Mai für die Mannschaft.

Bei der Euskal Bizikleta wusste ein weiterer alter Mann, der 36-jährige Schweizer Fabian Jeker, zu überzeugen. Am Ende sprang zwar nur der 6. Platz heraus, doch in den Bergen machte er eine sehr gute Figur und musste v.a. durch eine Panne seine Podiumsambitionen begraben. Das Critérium de Dauphiné Libéré sah José-Ángel Gomez Marchante auf dem 7. Platz (Nicolas Fritsch 15., David Cañada 20.) und bei der Tour de Suisse konnte abermals der 34-jährige Amerikaner Chris Horner überzeugen, er gewann eine Bergetappe und wurde letztlich Gesamtfünfter. Auf Platz 10 kam Piepoli ein, nur der als Mitfavorit gehandelte Fabian Jeker, unglücklicher Zweiter des Vorjahres, musste seine Ambitionen durch zwei rabenschwarze Schlusstage der Rundfahrt begraben, nachdem er zuvor noch auf dem 4. Platz gelegen hatte.

Die Tour de France stand bevor. Zunächst aber errang Garate den spanischen Meistertitel auf der Straße und durfte u.a. deswegen an der Tour teilnehmen. Seine Saisonhöhepunkte lagen aber bereits hinter ihm, so daß von ihm nicht viel zu erwarten war. Die Hoffnungen lagen eher bei Chris Horner, Gomez Marchante oder Constantino Zaballa. Im Endeffekt lieferte die Equipe jedoch ein blamables Rennen ab, der beste war am Ende Piepoli als 23., Horner wurde gar nur 33. der Gesamtwertung. Im Mittelgebirge konnte Horner noch mithalten, aber eingangs der Pyrenäen ging ihm die Puste aus, während Piepoli, noch nie ein Drei-Wochen-Rundfahrer, nicht topfit war und seine in den Alpen erarbeiteten Vorteile in den Pyrenäen und v.a. im Zeitfahren wieder verlor. Garate konnte sein Meistertrikot wenigstens einmal in einer Ausreißergruppe präsentieren.

Überhaupt ließ das gesamte Team in der zweiten Saisonhälfte etwas nach. Die Angriffslust des Frühlings verschwand zusehends. Dennoch sollten gerade im Hochsommer noch Erfolge eingefahren werden. Erst zeigte sich Juan-Carlos Dominguez, ein weiterer Altmeister mit 34 Jahren, in guter Form und gewann bei der Vuelta Ciclista a Burgos zunächst eine Etappe und am Ende auch die Gesamtwertung. Constantino Zaballa hatte sich bei dieser Rundfahrt für das ehemalige Weltcup-Rennen in San Sebastian vorbereitet, mit Erfolg, wie sich zeigen sollte. Dort, in der baskischen Provinz Gipuzkoa, beherrschte Saunier Duval das Geschehen, war mit zwei Fahrern in der entscheidenden Ausreißergruppe vertreten und kam zu einem Doppelsieg, als Zaballa rechtzeitig attackierte, das Ziel im Alleingang erreichte und Joaquin Rodriguez den Sprint der Verfolger gewann. Chris Horner als 12. komplettierte das großartige Ergebnis. Einen Tag später gewann Rodriguez auch noch das ganz in der Nähe stattfindende Rennen Subida al Urkiola.

Diesen Schwung des Sommers wollte man zur Vuelta a España mitnehmen, doch hatte man hier nicht wirklich viel zu bieten, zumindest was die Gesamtwertung anging, wobei man allerdings auch keinen richtigen Rundfahrer dabei hatte. Gomez Marchante hatte sich zuvor verletzt und war noch nicht wieder fit, Garate hatte bereits den Giro und die Tour in den Knochen und nahm nicht teil, Piepoli und Zaballa sind keine echten GT-Spezialisten. Die Ehre des Teams konnte Joaquin Rodriguez halbwegs retten, indem er konsequent auf Bergwertung fuhr und diese letztlich auch gewinnen konnte.

Anschließend kam dann vom Team beinahe gar nichts mehr. Erst beim allerletzten Saisonrennen, der Escalada a Montjuïc, erreichte Rodriguez noch einen 3. Rang.


Fazit und Ausblick:
Zunächst wusste die Equipe durch eine angenehm offensive Fahrweise zu überzeugen. Letzten Endes stellten sich auch ein paar Erfolge ein. Eindrucksvoll natürlich Garate beim Giro. Wenn man genauer hinsieht, gab es aber der hochkarätigen Erfolge sehr wenige und sehr viel lastete auf den Schultern von Fahrern, die beinahe alle schon jenseits der Dreißig sind: Jeker, Cuesta, Dominguez, Piepoli, Horner. Garate bewegt sich ebenfalls auf dieses Alter zu. Einzig Zaballa und Rodriguez, mit Abstrichen, da verletzt, auch Gomez Marchante wussten aus der jüngeren Garde zu überzeugen. Das ist auf Dauer natürlich zu wenig, um im Konzert der Großen mithalten zu können.
Somit fällt die Ausbeute an großen Siegen auch noch geringer aus als bei Euskaltel.

Viele Leistungsträger werden das Team verlassen. Der König Juan-Carlos Dominguez beendet seine Karriere, JuanMa Garate verlässt das Team in Richtung Quickstep, Chris Horner geht ebenfalls nach Belgien zum Davitamon-Lotto-Team, Cuesta geht auf seine alten Tage zu Bjarne Riis, Zaballa und Rodriguez gehen zum spanischen Konkurrenten Caisse d'Epargne, ferner wechselt Quinziato zu Liquigas.
Immerhin böte sich damit die Chance, eine Verjüngung einzuleiten, was den Verantwortlichen auch mit vielen neuen Fahrern wie José Alberto Benitez (Spiuk/24), dem Franco-Kanadier Charles Dionne (Webcor/26), dem Ami Aaron Olson (Colavita Bolla/27), dem Polen Piotr Mazur (Stagiaire bei Navigators/22), dem Italiener Riccardo Riccò (22) sowie Alberto Fernandez de la Puebla (Stagiaire/23) und Javier Mejias (Stagiaire/22) vorschweben dürfte. Was diese Fahrer zu leisten imstande sind, bleibt aber erstmal fraglich.
Mit Carlos Zarate (Communidad Valenciana) und Josep Jufre (Relax) kommen gestandene Fahrer ins Team, die aber nicht zur ersten Reihe des Radsports gezählt werden können. Luciano Pagliarini wird die kleine Sprintergarde entscheidend verstärken. Mit der Verpflichtung von Koldo Gíl könnte Saunier ein großer Wurf gelungen sein. Allerdings müsste Koldo, als ewiges Talent verschrieen, zeigen, daß er ein ernstzunehmender Kapitän bei Rundfahrten sein kann und will. Über die Möglichkeiten sollte er durchaus verfügen.
Zuguterletzt wird nach Ablauf seiner Dopingsperre im Juni 2006 noch der Schotte David Millar dazustoßen. Aber hinter seinem Namen und seinen abrufbaren Leistungen steht ein großes Fragezeichen.

Es wäre wünschenswert, daß Saunier Duval weiterhin aus der Rolle des Underdogs heraus zu Erfolgen kommt, nur gibt es für meinen Geschmack noch weniger Potential als in dieser Saison. Die Abgänge können kaum von den Neuzugängen adäquat ersetzt werden. Ich lasse mich aber sehr gerne eines Besseren belehren.

Bild


Erfolge 2005:

19.05.: Leonardo Piepoli – 4.Etappe Volta a Catalunya (ESP, ProTour)

20.05.: Iñigo Cuesta López de Castro – 5.Etappe Volta a Catalunya (ESP, ProTour)

16.06.: Christopher Horner – 6.Etappe Tour de Suisse (SUI, ProTour)

10.08.: Juan-Carlos Dominguez Dominguez – 4.Etappe Vuelta a Burgos (ESP, 2.HC)

11.08.: Juan-Carlos Dominguez Dominguez – Endstand Vuelta a Burgos (ESP, 2.HC)

13.08.: Constantino Zaballa Gutiérrez – Clásica San sebastian (ESP, ProTour)

14.08.: Joaquín Rodriguez Oliver – Subida al Urkiola (ESP, 1.1)

18.09.: Joaquín Rodriguez Oliver – Bergtrikot der Vuelta a España (ESP, ProTour)
Giro 2005 + Bergtrikot
Vuelta 2009 + Punktetrikot

Gesperrt