Werfen wir einen kurzen Blick aufs Profil:
Der Anfang war wie immer bisher sehr ruhig und verhalten. Matze nutzte diese Gelegenheit um Kontakt mit Peeters aufzunehmen und ihn zu fragen, was denn nun gewesen wäre mit Vino. Peeters antwortete, dass er eigentlich gedacht hätte, dass es sich rumgesprochen hatte und er es ja nicht noch einmal erwähnen musste.
Also war es doch aus Versehen, dachte sich Matze und fuhr beruhigt zum Feld vor, wo die erste Attacke gestartet war. Bongiorno von Panaria, Vortagesfünfter und gefährlicher Sprinter, ist auch dabei.
Sofort begann Crédit Agricole mit der Aufholjagd. Das merkte auch Matze, der nun seine Beine wieder richtig spürte und wieder feststellen musste, dass er noch nicht bei vollen Kräften war.
Die Ausreißer kamen nicht weit und so war das Feld wieder komplett. Matze war gerade einem Gespräch mit einem Panaria-Fahrer vertieft, als plötzlich Peeters ins Ohr brüllte, dass Bramati eine Reifenpanne hatte und sich sofort jemand zurückfallen lassen sollte. Matze, hilfsbereit wie er war, ließ sich zurückfallen und wartete auf Bramati, der natürlich völlig aus dem Rhythmus gekommen war und sich nun langsam voran kämpfte.
Matze leistete wichtige Führungsarbeit, auch wenn ihm jeder Tritt in die Pedale wie eine Fahrt durch die Hölle vorkam.
Nach 20km, die die beiden miteinander verbracht hatten, erreichten sie wieder das Feld und Bramati bedankte sich bei Matze für seine Hilfe.
Matze konnte Bramati gut leiden und deshalb war es für ihn wesentlich einfacher für ihn zu fahren, als für van Goolen.
Es ging nun einen langen, aber flachen Anstieg hinauf und van Goolen, Moreni und Tankink leisteten gerade Führungsarbeit, als sie plötzlich bemerkten, dass sie 40 Meter vor dem Feld fuhren. Sie schalteten blitzschnell und fuhren in einem Wahnsinnstempo davon.
Matze bekam das nur per Funk mit, da er selber mit dem Anstieg schwer zu kämpfen hatte. Er fuhr wie gewohnt in der Mitte des Feldes und er musste - nein, er durfte - keine Führungsarbeit leisten, was ihm nicht gerade unangenehm war.
Knapp 40 Kilometer waren noch zu meistern und die 3-köpfige Quick Step-Ausreßergruppe hatte 2 Minuten Vorsprung.
Matze fuhr weiter und verfolgte das Geschehen per Kopfhörer. Offenbar war Moreni in Topform und konnte locker mithalten, während van Goolen und Tankink Führungsarbeit für ihn verrichten mussten und weitaus weniger stark waren. Sie waren ja auch nicht für ihre Stärke am berg bekannt.
Matze war nun völlig still und konzentrierte sich ausschließlich auf die Stimme von Peeters, der ihn immer auf den neuesten Stand brachte.
Die Ausreißer, so Peeters, waren gerade beim letzten kleinen Anstieg und Tankink und van Goolen fielen zurück. Moreni dagegen mit vollem Elan auf dem Weg zum Tagessieg. Noch 19 Kilometer...
Das Feld gab nun mächtig Tempo und schon bald waren die treuen Helfer von Moreni eingefangen worden. Schade, dachte Matze, dass sie nicht länger vorne bei Moreni bleiben konnten. Nun hing der Tagessieg am seidenen Faden. Moreni, der auch als sehr sprintstark gilt, könnte ein Sprint durchaus bei 20" Abstand auf das Feld noch gewinnen. Derzeit war sein Vorsprung unter eine Minute gefallen. Bei noch 10 zu fahrenden Kilometern. Das wird ganz eng, dachte sich Matze.
Crédit Agricole gab nun nochmal völlig Stoff. Schließlich geht es nicht nur um den Tagessieg, sondern auch um den Gesamtsieg. Und 6 Kilometer vor dem Ziel wurde Moreni dann doch noch gestellt.
Jammerschade, dachte sich Matze, der mit seinem Kollegen so sehr mitgefiebert hatte in den letzten Minuten, es aber anscheinend nichts half.
3 Kilometer vor dem Ziel wurde der Sprint gestartet. Wie immer war Hushovd Favorit, doch dieses Mal sprintete einer mit, den man vor der Tour auf der Rechnung hatte, aber nach seinem Sturz am ersten Tag völlig abgeschrieben wurde. Ja, O'Grady war in der Spitze dabei um um den Tagessieg zu sprinten.
Matze hatte heute einfach keine Lust um ein paar Sprintpunkte zu kämpfen. Letzten Endes halfen sie nichts und er musste ja nicht unnötig Kraft verschwenden.
Noch 1 Kilometer für die Sprinter. Vorne Steels. Hushovd an zweter Stelle. Dahinter Davis und links O'Grady. Zanini an 5. Position. Bongiorno sprintete dieses Mal nicht mit, da er durch den frühen Ausreißversuch den Anschluss ans Feld verloren hatte.
Hushovd zog aus dem Windschatten von Steels und setzte sich ab. O'Grady kam nicht mehr nach und musste abreißen lassen. Offenbar waren die Schmerzen doch sehr groß. Davsi wird wohl wieder Zweiter. Den Kampf um den dritten Platz...Zanini besiegt Steels im Sprint um Platz 3.
Erschöpft, jedoch nicht ganz so sehr wie gestern, kam Matze ins Ziel. Er führte einige Interviews mit deutschen Journalisten ud begab sich dann in den Team-Bus, wo er auf seine Kollegen wartete. Moreni musste mit Sicherheit die meisten Fragen heute beantworten, dachte er und behielt Recht, denn als er 20 Minuten später einstieg konnte es losgehen.
Das neue Hotel war sehr schön und schnell bezog Matze sein Zimmer und duschte sich noch. Er nahm noch eine kleine Mahlzeit zu sich(was er die letzten Tage nicht gemacht hatte) und legte sich dann aufs Bett und hörte - wie so oft - Musik.
Er hatte ein Einzelzimmer und so musste er sich nicht mit einem Kollegen auf eine bestimmte Zeit einigen, an der das Licht ausgemacht wurde, sondern konnte sofort das Licht ausschalten und in Ruhe einschlafen.