Team Seat-Argex auf dem langen Weg zum Ruhm

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Moderator: Grabba

Artifex
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Beitrag: # 175732Beitrag Artifex
9.9.2004 - 13:42

18. Juni
Aus dem Leben des Jos V.
Castres

Am Nachmittag des 18. Juni traf der gesamte Mannschaftsstab für die Route du Sud per Flugzeug im südfranzösischen Toulouse ein. Eine halbe Stunde nach der Landung, ging es per Bustransfer ins 70 Kilometer weit entfernte Castres.

Dort chauffierte der Reisebus sie noch vor das Teamhotel, dem „Hotel Bellevue“. Gegen 17 Uhr schließlich konnten die Fahrer ihre Zimmer im Hotel beziehen. Insgesamt hatte Seat-Argex acht Doppelzimmer gemietet: Vier für die Fahrer, eins für die beiden Techniker, eins für das Physiotherapeuten-Ehepaar, eins für den Koch und schließlich den technischen Assistenten, der ein wenig den Job des „Mädchen für alles“ hatte: Er bügelte, half den Technikern wo er konnte und steuerte außerdem den Teamwagen während des Rennens.
Das achte Zimmer war für den Teamarzt und den großen Chef – zumindest was diese Rundfahrt anging – Jos Verheyen gemietet worden. Diese sechzehn waren es, die bei der Rundfahrt durch den Süden Frankreichs, an die Erfolge der Tour de Suisse anknüpfen sollte.

Noch vor dem Abendessen setzte Jos eine Mannschaftssitzung an. In dieser wurden zum zunächst einige Formalitäten (Frühstück um 10 Uhr, Abendessen um 19 Uhr, Nachtruhe um 23 Uhr) geklärt, dann kam Jos jedoch recht bald auf die Ziele für die viertägige Tour zu sprechen.

Zuerst benannte er David Bernabeu zum Kapitän. Dieser sollte auf der abschließenden Bergetappe Zeit gutmachen, die er beim Zeitfahren möglicherweise verloren hatte. Als realistisches Ziel wurde eine Platzierung in den Top 5 angegeben. Sein Edelhelfer sollte der Kolumbianer Hernan Dario Munoz sein. Joseba Albizu und Jesus Manzano sollten sich auf der Bergetappe ebenfalls in den Dienst von Bernabeu stellen.
Auf den beiden Flachetappen sollten vor allem Jens Voigt und Tom Boonen für Erfolge sorgen. Der Deutsche sollte es mit dem versuchen, was er am Besten konnte: dem Ausreißen. Die Aufgabe des jungen Boonen war auf dem Plan ganz einfach: Der Gewinn der Sprintwertung! Andy Cappelle sollte dabei als Sprintlokomotive dienen, während dem jungen Schweden Jonas Helmkvist die Rolle als „Wasserträger“ und „Tempobolzer“ im Flachen zugeteilt wurde.

Nachdem die letzten Fragen geklärt waren, wurde das Abendessen (Nudeln und Salat) aufgetischt. Als schließlich alle fertig gegessen hatten, wurde die Runde aufgelöst und jeder Mitarbeiter Seat-Argex verbrachte den Abend auf seine Weise.

Jos zog sich auf sein Zimmer zurück und kümmerte sich bis fast um Mitternacht um die Sponsorenverträge und um die Verträge der Trainer Pablo Sanchez und Luis Ferrara.

Steini
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Beitrag: # 176164Beitrag Steini
10.9.2004 - 21:14

19. Juni
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Erste Vorentscheidung gefallen!

Auch wenn das Profil überwiegend flach war, galt es nach vier fünftel der insgesamt zu absolvierenden Distanz einen fast 20 Kilometer langen und durchaus anspruchsvollen Anstieg zu bewältigen. Zudem stellte sich den Fahrern etwa 76 Kilometer nach dem Start ein weiterer, allerdings wesentlich kürzerer Anstieg in den Weg. Auf dem heutigen Teilstück fällt nicht nur die endgültige Entscheidung in der Bergwertung. In der Gesamt- und Sprintwertung kann es zumindest zu einer Vorentscheidung kommen.

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Bereits unmittelbar nach der Freigabe der Etappe kam es zu ersten Attacken. Zunächst versuchten sich drei Fahrer abzusetzen, doch es folgte noch eine Reihe von weiteren, sodass schließlich eine 19-köpfige Gruppe entstand. Der Bestplatzierteste der Ausreisser war David Lopez Garcia (Seat-Argex), der allerdings schon mehr als 23 Minuten Rückstand zu Buche stehen hatte. Aus diesem Grund ließ man die Gruppe auch fahren. Daher klaffte nach 51 Kilometern bereits eine sechs Minuten große Lücke zwischen der Spitzengruppe und dem Feld. Die derweil absolvierte Sprintwertung gewann Martin Müller (Wiesenhof) vor Sergio Barbero (Lampre) und Mauro Gerosa (Vini Caldirola). Eine Veränderung in den vorderen Regionen der Sprintwertung zog dies allerdings nicht nach sich. An der nach 83 gefahrenen Kilometern überfahrenen Bergwertung sicherte sich Robert Banach (Action ATI) vor Mauro Gerosa und Guillaume Auger (R.A.G.T.) fünf Bergpunkte.

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Am Berg musste zunächst Scott Davis (Panaria) abreissen lassen. Wenig später ereilte Bogdan Bondariew (Action ATI) das Schicksal einer Reifenpanne, sodass die Ausreissergruppe auf 17 Fahrer dezimiert wurde. Bei der Sprintwertung, deren Punkte folgerichtig auch unter der Spitzengruppe aufgeteilt wurde, maß der Rückstand des Peloton bereits rund zehn Minuten. Für den Australier Davis kam es sogar nur kurze Zeit später noch dicker. Auch er hatte eine Panne am Hinterreifen und verlor somit noch mehr Zeit auf die Spitzengruppe. Nach 115 absolvierten Kilometern kam nach langer Zeit wieder Bewegung ins Feld. Es wurden einige Attacken gefahren. Am weitesten konnte sich Evgeni Petrov absetzen. Mit etwa 350 Metern Achtungsabstand folgte Marzio Bruseghin. Wiederrum 600 Meter weiter zurück befand sich eine vierer Gruppe mit Andrea Noè als prominentesten Vertreter, die sich allerdings in eine zweier Gruppe spaltete. Dennoch machte das Feld weiterhin keine Anstalten das Tempo erhöhen zu wollen. Daher ging die Spitzengruppe mit knapp 9 Minuten Vorsprung auf das Peloton in den Anstieg nach Biasca. Zum Eingang des Berges kam es im Feld dann zu einer abrupten Tempoverschärfung, die von Gerolsteiner und De Nardi initiiert wurde, welche das Selbige prompt in die Länge zog. Währenddessen trat David Lopez Garcia an, konnte sich vorerst allerdings nur bedingt absetzen, ging aber dennoch mit etwa 29 Sekunden Vorsprung in die Abfahrt zum Ziel.

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Nur einige hundert Meter vom Gipfel entfernt attackierte Jan Ullrich. Nahezu problemlos schaffte er es seine Verfolger abzuschütteln. Trotzdem wurde er in der Abfahrt dicht gefolgt von Georg Totschnig, Alexandre Botcharov und Sergei Gonchar. Der Träger des Gelben Trikots war zu diesem Zeitpunkt beinahe 60 Sekunden hinter dem Deutschen. Zwischen den beiden großen Favoriten auf den Gewinn der Gesamtwertung hielten sich noch Sylvain Chavanel und Patrik Sinkewitz auf.

Ungefähr fünf Kilometer vor dem Ziel hatte Lopez Garcia immer noch die Spitzenposition inne, doch der Abstand zwischen ihm und den Verfolgern wurde stetig geringer. Unter dem Teufelslappen war das Unternehmen Etappensieg für den Spanier ausgeträumt. Als erster zog der Italiener Samuele Marzoli (Lampre) an ihm vorbei, der im Sprint auch aus dieser Gruppe auch am stärksten einzuschätzen war. Niemand konnte dessen Endspurt kontern. Somit brachte er den Etappensieg vor Thierry Marichal und Rafael Casero unter Dach und Fach.

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Währenddessen schlossen Totschnig, Gonchar und Botcharov zu Ullrich auf. Das Seat-Argex Double musste sich wieder in der Hamilton Gruppe einreihen.

Den Sprint in der Verfolgergruppe gewann Stephane Augé. Nur wenige Sekunden später schoss Alexandre Botcharov über die Ziellinie, der Jan Ullrich und Georg Totschnig knapp hinter sich lassen konnte.

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Kurz darauf trudelte Hamilton mit zehn weiteren Fahrern im Ziel ein. Kurt van de Wouwer hatte im Sprint der Gruppe die größten Reserven und wurde damit 20. Doch die Platzierung spielte in diesem Fall keine Rolle. Viel wichtiger war der Rückstand von Hamilton auf Ullrich.

Im Ziel wartete man gespannt auf das offizielle Ergebnis: Rund 41 Sekunden Rückstand von dem Amerikaner auf den Deutschen besagte der Endstand. Mit diesem Resultat ist Jan Ullrich der neue Träger des Gelben Trikots. Ein Polster von 38 Sekunden nimmt er auf das abschließende Zeitfahren mit. Gleichzeitig behauptete Ullrich die Führung in der Bergwertung, was, da es in dieser Wertung keinerlei Punkte mehr zu holen gibt gleichbedeutend mit dem Gewinn des Bergtrikots ist.

Bei der Sprintwertung könnte es spannender nicht sein. Robbie McEwen führt einen Punkte vor Thor Hushovd. Doch der Norweger gilt im Gegensatz zum Australier als passabler Zeitfahrer. Mit einem 10. Rang beim morgigen Kampf gegen die Uhr würde er die nötigen zwei Sprintpunkte gewinnen und McEwen die Führung noch entreissen.

Tagesendstand:

1. Samuele Marzoli / Lampre 4h18’52’’
2. Thierry Marichal / Lotto-Domo g.Z.
3. Rafael Casero / Saunier Duval g.Z.
4. Maxime Monfort / Landbouwkrediet-Colnago g.Z.
5. Sergio Barbero / Lampare g.Z.

Gesamtwertungsstand nach 8 Etappen:

1. Jan Ullrich / T-Mobile 30h05’24’’
2. Tyler Hamilton / Phonak Hearing Systems +38’’
3. Patrik Sinkewitz / Team Seat-Argex +2’44’’
4. Georg Totschnig / Gerolsteiner +2’44’’
5. Sergei Gonchar / De Nardi-Colpack +2’59’’

Bergwertung:

1. Jan Ullrich / T-Mobile 52 Pkt.
2. Tyler Hamilton / Phonak Hearing Systems 52 Pkt.
3. Patrik Sinkewitz / Team Seat-Argex 49 Pkt.

Sprintwertung:

1. Robbie McEwen / Lotto-Domo 71 Pkt.
2. Thor Hushovd / Credit Agricole 70 Pkt.
3. Tyler Hamilton / Phonak Hearing Systems 55 Pkt.
Zuletzt geändert von Steini am 12.9.2004 - 11:15, insgesamt 1-mal geändert.

Steini
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Beitrag: # 176563Beitrag Steini
12.9.2004 - 11:13

19. Juni

Le cyclisme compact
La présentation de la Route du Sud:

Die Route du Sud 2004 besteht aus vier Etappen. Begonnen wird mit zwei überwiegend flachen Etappen, sodass es dort wahrscheinlich zu Massensprints kommen wird. Am dritten Tag steht ein 28 Kilometer langes Zeitfahren an, das die Gesamtwertung erstmals richtig durchmischen könnte. Die endgültige Entscheidung ist aber auf der schweren letzten Bergetappe zu erwarten.

Die teilnehmenden Teams:

ACQUA & SAPONE
ACTION ATI
AG2R PREVOYANCE
ALMERIA – PATERNINA
BANKGIROLOTERIJ
CHOCOLADE JACQUES
COLOMBIA - SELLA ITALIA
CREDIT AGRICOLE
DE NARDI – COLPACK
FDJEUX.COM
LOTTO – DOMO
QUICK STEP – DAVITAMON
RABOBANK
R.A.G.T. SEMENCES - MG ROVER
RELAX – BODYSOL
TEAM SEAT-ARGEX


Die Favoriten auf den Gewinn der Gesamtwertung:

***** Christophe Moreau
**** José Antonio Pecharroman
**** Sandy Casar
*** David Bernabeu
*** Laurent Dufaux
*** Raimondas Rumsas
** David Hernan Munoz
** Jérôme Pineau
** Carlos Ochoa
** Laurent Brochard
* Nicolas Vogondy
* Jens Voigt

An diesen Namen ist bereits zu erkennen, dass die absolute Weltelite sich anderweitig vorbereitet. Christophe Moreau sollte insgesamt der kompletteste startende Fahrer sein. Am Berg dürften José Antonio Pecharroman, Sandy Casar, Raimondas Rumsas und David Bernabeu die größte Gefahr für den Franzosen darstellen. Im Zeitfahren gilt Jens Voigt als der Konkurrenzfähigste für Moreau.


Die Favoriten auf den Gewinn der Sprintwertung:

*** Tom Boonen
** Pedro Horrillo
** Sebastien Hinault
* Samuel Dumoulin
* Enrico Grigoli
* Jans Koerts

Alles andere als der Gewinn des grünen Trikots von Tom Boonen wäre eine große Überraschung. Schließlich entschieden sich die großen Sprintasse für die Teilnahme an anderen Rundfahrten, als die Route du Sud. Pedro Horrillo und Sebastien Hinault sind zwar zu beachten, doch für beide ist der Belgier wohl eine Nummer zu groß.


La première étape de la Route du Sud:

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Gerade einmal fünf Kilometer war die 1. Etappe der Route du Sud im Gange, als bereits Jens Voigt attackierte. Der Spanier Mikel Elguezabel versuchte dem Deutschen zu folgen, doch Voigt war zunächst schneller. Nachdem dieser allerdings bemerkt hatte, dass ihm ein Fahrer gefolgt war, ließ er sich zu seinem Begleiter zurückfallen, um die nächsten Kilometer gemeinsam in Angriff nehmen zu können. Doch daraus wurde nichts. Der Seat-Argex Fahrer bemerkte schnell, dass Elguezabel sein Tempo nicht mitgehen konnte. Daher machte er sich alleine auf den Weg in Richtung Zielort.
Während der Vorsprung von Jens Voigt weiter anwuchs, sicherte er sich nebenbei die erste Sprint- sowie Bergwertung. Kurz vor dem Zusammenschluss des Peloton mit Mikel Elguezabel, attackierte José Goncalo Amorim. Die zwei noch folgenden Zwischenwertungen entschied ebenfalls Voigt für sich, doch es war bereits abzusehen, dass der Ausflug von Voigt nicht mehr von langer Dauer sein kann, denn schon auf den letzten Kilometern hat er viel Zeit auf des Feld eingebüßt. So dauerte es auch nicht lange, bis der Portugiese Amorim bis zum Deutschen aufgefahren war. Etwa 20 Kilometer musste Voigt, der sich bis zum Ziel noch im Peloton halten konnte abreissen lassen, sodass Amorim alleine in Richtung Ziel fuhr. Zwar wurde im Feld nun mächtig Tempo gebolzt, aber als die Meute knapp 600 Meter vor dem roten Teufelslappen noch 47 Sekunden Rückstand auf Goncalo Amorim hatten, stand fest, dass dieser heute die Etappe gewinnen würde.
Doch was war das ? Der 32-jährige wollte es wohl noch einmal spannend machen. Während er schon ausgiebig jubelte kamen die Sprinter, zuvorderst Samuel Dumoulin angerauscht. Trotzdem reichte es noch für den Sieg von Goncalo Amorim. Dahinter rettete sich Dumoulin knapp als zweiter, vor dem am Ende wesentlich schnelleren Tom Boonen ins Ziel. Vierter des Tages wurde Pedro Horrillo.

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Tagesendstand:
1 Goncalo Amorim MILANEZA-MAIA 3h30’46’’
2 Samuel Dumoulin AG2R PREVOYANCE s.t.
3 Tom Boonen TEAM SEAT-ARGEX s.t.
4 Pedro Horrillo QUICK STEP-DAVITAMON s.t.
5 Sebastien Hinault CREDiT AGRICOLE s.t.

Gesamtwertungsstand nach der 1. Etappe:
1 Goncalo Amorim MILANEZA-MAIA 3h30’46’’
2 Samuel Dumoulin AG2R PREVOYANCE +10
3 Tom Boonen TEAM SEAT-ARGEX +13
4 Pedro Horrillo QUICK STEP-DAVITAMON0 +16
5 Sebastien Hinault CREDiT AGRICOLE +22

Sprintwertung:
1 Goncalo Amorim MILANEZA-MAIA

Bergwertung:
1 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX

Nachwuchswertung:
1 Samuel Dumoulin AG2R PREVOYANCE

Team Wertung:
1 TEAM SEAT-ARGEX


___________________________________________________

7.Etappe der Katalonien Rundfahrt:

Tagesendstand:
1 Michael Rogers QUICK STEP - DAVITAMON 16'53
2 Lance Armstrong US POSTAL SERVICE s.t.
3 Viatcheslav Ekimov US POSTAL SERVICE + 4

Gesamtwertungsstand nach 7 Etappen:
1 Lance Armstrong US POSTAL SERVICE 20h06'35
2 Haimar Zubeldia EUSKALTEL - EUSKADI + 31
3 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 37
4 Iker Camano EUSKALTEL - EUSKADI + 47
5 Francisco Mancebo ILLES BALEARS - BANESTO + 1'31

Sprintwertung:
1 Iban Mayo EUSKALTEL – EUSKADI

Bergwertung:
1 Iban Mayo EUSKALTEL – EUSKADI

Teamwertung:
1 EUSKALTEL – EUSKADI
Zuletzt geändert von Steini am 13.9.2004 - 11:49, insgesamt 1-mal geändert.

Artifex
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Beitrag: # 176838Beitrag Artifex
12.9.2004 - 20:48

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SF2 präsentiert ihnen die
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LIVE-VORBERICHT

9. Etappe: Stafa - Aarau

Herzlich Willkommen meine Damen und Herren, aus dem schönen Aarau in der Schweiz. Zu Ehren der letzten Etappe der Tour de Suisse 2004 begrüße ich – Claude Kühn – sie bereits eine Stunde vor Beginn dieses Abschlusszeitfahrens.

Und damit wären wir auch schon beim Thema: Die heutige Etappe besteht aus einem neunundzwanzig Kilometer langem Einzelzeitfahren, bei dem die Fahrer in umgekehrter Reihenfolge des Gesamtklassements an den Start gehen werden. Jan Ullrich, der 38 Sekunden Vorsprung auf Tyler Hamilton hat, startet demnach als Letzter, Hamilton als Vorletzter und Patrik Sinkewitz (Drittplatzierter im Gesamtklassement) als Vorvorletzter.

Da wir nun alle Fragen zum Modus beantwortet haben sollten, wollen wir uns nun dem Streckenverlauf widmen.
Werfen wir dazu einfach mal gemeinsam einen Blick auf das Profil der heutigen Etappe:

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Auf den ersten Kilometer geht es entlang den Ufern des Züricher Sees, ehe die Fahrer die Stadt Zürich durchqueren und sich auf den etwas hügeligeren Weg nach Aarau machen.
Kurz nach dem Verlassen Zürichs erwartet uns die erste und einzige Stelle, an der eine Zwischenzeit gemessen wird. Diese befindet sich am Ende eines ca. zwei Kilometer langen Anstiegs.

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Bevor ich mich aber zu meinem Kommentatorenplatz begebe und von dort aus in einer halben Stunde das Geschehen des heutigen Tages kommentieren werde, möchte ich ihnen noch die Arbeit meines Kollegen Leon Waldner präsentieren. Dieser war heute Vormittag im Fahrerlager unterwegs und befragte einige der Profis zur heutigen Etappe:


Tyler Hamilton (PHONAK HEARING SYSTEMS): Ich bin mir bewusst, dass Jan die wesentlich bessere Ausgangsposition hat. 38 Sekunden sind auf dreißig Kilometern nicht einfach aufzuholen. Doch ich bin bereit, diesen Kampf anzunehmen und werde alles aus mir rausholen, um Ullrich noch vom Thron zu stoßen. Das war vor der Tour de Suisse mein Ziel und ist es jetzt immer noch und wenn ich an meine Ziele nicht glauben würde, bräuchte ich nachher gar nicht erst an den Start zu gehen.

Jan Ullrich (T-MOBILE): Da ich 38 Sekunden Vorsprung habe, kann ich das Zeitfahren heute ruhiger angehen. Die letzten Tage waren immer sehr spannend für die Zuschauer und ich gehe auch heute davon aus, dass es wieder eine enge Kiste werden wird, da Hamilton an seine Leistungsgrenze oder darüber hinaus gehen wird.

Kurt van de Wouver (MR. BOOKMAKER.COM): Die letzte Woche verlief für mich hervorragend. Der fünfte Platz im Gesamtklassement ist natürlich total überraschend, damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Heute hoffe ich einfach, dass ich nicht zuviel Zeit verliere und im Gesamtklassement weiter gut platziert bleibe.

Sergei Gonchar (DE NARDI - COLPACK): Das Zeitfahren heute sollte mir eigentlich liegen. Wenn es gut läuft, werde ich im Gesamtklassement vielleicht noch einen Sprung nach vorne machen.

Patrik Sinkewitz (TEAM SEAT-ARGEX): Ich gehe ohne großen Druck in das heutige Zeitfahren. Durch den Etappensieg vor vier Tagen und die gute Platzierung im Kampf ums Bergtrikot werde ich mich mit einem guten Gefühl von der Tour de Suisse verabschieden… egal wie es heute für mich läuft.

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Leider konnten wir ihnen nur fünf Interviews einblenden, für mehr reicht die Zeit leider nicht, denn jetzt warten die Kollegen von den 15Uhr-Nachrichten.
In einer knappen halben Stunde wird der erste Fahrer von der Startrampe rollen und ich verspreche ihnen, dass wir rechtzeitig live auf Sendung gehen werden.
Doch nun zu den Nachrichten zurück ins Studio.


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Steini und ich würden uns zudem mal wieder über etwas Feedback freuen, da wir in nächster Zeit eine gaanz kurze Pause einlegen werden und danach die Möglichkeit besteht, dass wir das Ganze den Wünschen der Leser nach ein wenig umstrukturieren...

Die Pause legen wir übrigens ein, da wir auf Patch 1.3 warten und Steini nun ja auch leider wieder in die Schule muss :cry: ;) :lol:

keineAhnung
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Beitrag: # 176962Beitrag keineAhnung
13.9.2004 - 9:29

Ich kann nur sagen weiter so! Mir gefällt der AAR und ich sehe keinen Grund den Stil zu ändern.

Steini
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Beitrag: # 176979Beitrag Steini
13.9.2004 - 11:50

Artifex hat geschrieben:Die Pause legen wir übrigens ein, da wir auf Patch 1.3 warten und Steini nun ja auch leider wieder in die Schule muss :cry: ;) :lol: [/i]
Sieht mir ganz nach Schadenfreude aus, nich ? ;) Aber ich freue mich doch auf den Schulalltag. 8)

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Hoffi
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Beitrag: # 177073Beitrag Hoffi
13.9.2004 - 16:55

Muss dann anscheinend aber eine schöne Schule sein. ;)

Im Ernst: Mir gefällt der AAR sehr gut. Sowohl von der äußeren Form - vor allem ist er sehr übersichtlich aufgebaut - als auch vom Inhalt her sehr gut.
Einzig: Werden die Leser direkt angesprochen, wird das Pronomen groß geschrieben. Beispiel: "SF2 präsentiert Ihnen die . . ." Dies spielt jedoch im Gegensatz zu den positiven Aspekten wahrlich eine untergeordnete Rolle und mindert die Klasse der Berichte kaum.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Artifex
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Beitrag: # 177224Beitrag Artifex
13.9.2004 - 21:32

@keineAhnung und Hoffi: Danke für das Lob und einen speziellen Dank an Hoffi, für den Hinweis. Ich übersehe das immer schnell, wenn ich denn erstmal so richtig in Fahrt komme beim Schreiben. :D
Ich gelobe Allerdings Besserung!


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SF2 präsentiert Ihnen die
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Herzlich Willkommen zurück in Aarau. Für alle Zuschauer, die erst jetzt eingeschaltet haben, mein Name ist Claude Kühn und ich befinde mich im Pressebereich in dem Zielgebiet der heutigen Etappe.
Wie wir bereits in unserem Vorlauf berichteten, erwartet die 157 Fahrer heute ein 30km-langes Einzelzeitfahren von Stafa über Zürich bis nach Aarau.
Auch das Profil sollten Sie kennen, falls Sie bei unserem Vorbericht zugeguckt haben. Trotzdem blenden wir es hier noch einmal ein:

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Die Experten erwarten einen heißen Zweikampf zwischen dem Jan Ullrich und dem US-Amerikaner Tyler Hamilton. Dem Deutschen von T-Mobile werden allerdings die größeren Siegeschancen zugerechnet, da er einen komfortablen Vorsprung von 38 Sekunden auf Hamilton besitzt.

In diesem Sinne: Viel Spaß bei der letzten Etappe der Tour de Suisse 2004!

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Das Organisatoren-Team der Schweiz-Rundfahrt bewies auch heute sein Können und sorgte dafür, dass pünktlich um 15 Uhr Scott Davis (PANARIA) als erster Fahrer von der Startrampe rollte.

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Der Australier hatte knapp zwei Stunden Rückstand auf Jan Ullrich und durfte sich auch heute keine ernsthaften Hoffnungen auf eine gute Platzierung machen.

Wie eigentlich alle Experten vermutet hatten, dauerte es nur wenige Minuten bis mit Bradley Wiggins (FDJEUX.COM) der erste Fahrer auf die Strecke ging, der für eine Top30-Platzierung im Stande war. Schon bei der Zwischenwertung hatte Wiggins den bis dahin führenden Brett Lancaster um zwei Minuten deklassiert.
Im Ziel hatte Wiggins dann einen Vorsprung von sechseinhalb Minuten herausgefahren.

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Was auf den ersten Moment wie eine wirklich richtig gute Zeit wirkte, wurde schnell von Ben Day (Mr. Bookmaker.com) unterboten. Day konnte die Zeit seines Landsmannes Wiggins nochmal um neun Sekunden unterbieten.

Wenig später war jedoch die Zeit der Australier vorbei: Sergei Matvejev – bei der Zwischenzeit noch vier Sekunden hinter Day liegend – legte einen famosen zweiten Abschnitt hin und sorgte mit 39:02 Minuten für eine neue Bestzeit. Ganze 22 Sekunden lag er im Ziel vor Day.

Doch auch Matvejev durfte sich nicht allzu lange freuen, denn mit Olaf Pollack befand sich schon der nächste Fahrer auf der Zielgerade, der unter 39 Minuten bleiben würde. Der Gerolsteiner-Profi hatte bei der Zwischenzeit sechzehn Sekunden Vorsprung vor Matvejev gehabt. Zum Ende hin verlor der Deutsche zwar noch einen Großteil seines Vorsprungs, doch es reichte zum ersten Platz.

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Der nächste Fahrer, der näherungsweise an Pollacks Zeit herankam, war Eddy Ratti (DE NARDI-COLPACK). Der Italiener war zur Hälfte des Rennens genauso schnell wie Pollack, verlor auf den letzten Kilometern dennoch einige Sekunden. Am Ende reihte sich Ratti knapp vor Ben Day – an dritter Stelle – ein.

Danach wurde es wieder ruhiger, kein einziger der folgenden dreißig Fahrer konnte Pollacks Zeit gefährden. Erst als der Norweger Thor Hushovd von der Startrampe rollte, wurde es wieder interessanter. Der Norweger, in der Sprintwertung einen Punkt hinter dem Australier Robbie McEwen liegend, ging mit einem ungewöhnlichen Ziel in das heutige Abschlusszeitfahren: einer Platzierung unter den besten 15! Nicht etwa, um sich im Gesamtklassement weiter zu verbessern, sondern Punkte für die Sprintwertung zu gewinnen. Wie sie wissen, werden den besten 12 jeder Etappe Punkte für die Sprintwertung gutgeschrieben, sodass der Norweger Hushovd mindestens Elfter werden müsste, um Robbie McEwen das Trikot des besten Sprinters noch zu entreißen.

Und – siehe da – bei der Zwischenzeitnahme sah es für den Norweger gar nicht schlecht aus! Ganz im Gegenteil: Die Uhr blieb bei 18:33 Minuten stehen… - vier Sekunden Vorsprung also für Hushovd.

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Und der norwegischer Zeitfahrmeister konnte seinen runden und kraftvollen Tritt auch auf dem zweiten Teil des Rennens beibehalten. Ein sehr beeindruckendes Rennen von Hushovd, der Pollacks Zeit um Längen schlagen sollte.

Während Hushovd noch unterwegs war, erreichte der junge Italiener Filippo Pozzato das Ziel und sorgte mit seiner Zeit für eine faustdicke Überraschung: Er zwar knappe zwei Sekunden schneller als Pollack und war nun der neue Führende!

Nur eine Minute später in einem kleinem Waldstück, drei Kilometer vor dem Ziel: Thor Hushovd überholte seinen Rivalen Robbie McEwen und ließ diesen ganz alt aussehen. Während sich der Australier mit einem Rückstand von sechs Minuten ins Ziel quälte, sorgte der Skandinavier von Credit Agricole für eine neue Bestzeit: 33 Sekunden schneller als Pollack!

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Nach dem furiosen Rennen von Thor Hushovd hieß es für Zuschauer und Journalisten erstmal wieder auszuspannen, da keiner der folgenden dreißig Fahrer in der Lage war Hushovds Zeit zu gefährden. Lediglich Juan Gomis (SAUNIER DUVAL) und Alex Zülle (PHONAK) konnten sich auf Platz 2 bzw. Platz 3 vor Olaf Pollack schieben.

Richtig interessant wurde es erst wieder, als mit Alexandre Vinokourov der erste Fahrer der Top30 an den Start ging. Doch auch heute lief für den Kasachen alles schief: Ein Defekt am Rad und ein Sturz nach zehn Kilometern ergaben einen Rückstand von zweieinhalb Minuten bei der Zwischenwertung.

Doch die Zuschauer mussten nur kurze Zeit warten, ehe bei der Zwischenzeit bereits wieder ein anderer Fahrer als Führender aufgelistet wurde. Es handelte sich um den Belgier Rik Verbrugghe, der nach der Hälfte des Rennens mit 8 Sekunden vor Hushovd führte.

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Während Verbrugghe die zweite Hälfte des Rennens in Angriff nahm, beißte sich ein Fahrer nach dem anderen an der Zwischenzeit des Belgiers aus. Davide Rebellin scheiterte mit einer halben Minute Rückstand, doch auch Andrea Noè und Alexandre Moos konnten die Bestzeit nicht unterbieten – der einzige Unterschied: Bei ihnen betrug der Rückstand nur wenige Sekunden.

Zur selben Zeit, in der Alexandre Vinokourov den Zielstrich überfuhr und im Ranking als 65. eingestuft wurde, erreichte Jaroslav Popovych die Zwischenzeit. Der Ukrainer, der durchaus als guter Zeitfahrer bekannt ist, blieb dabei nur acht Hundertstel hinter der Bestzeit und schob sich auf den zweiten Rang hinter Rik Verbrugghe.

Dieser erreichte nur kurz darauf Aarau und bog auf die Zielgerade ein. Schon bald war klar, dass der Namensvetter des UCI-Präsidenten die neue Messlatte für die Favoriten sein würde. Mit 38:28 Minuten war er immerhin 8 Sekunden schneller als Hushovd!

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Dass „Yaro“ Popovych auch im Ziel knapp hinter Verbrugghe blieb und dass Santiago Botero und Dario Frigo an der Zwischenmarke neue Bestzeiten aufstellten, ging in einer großen Begeisterungswelle der Zuschauer am Streckenrand unter. Grund dafür: Tyler Hamilton hatte die Startrampe verlassen… - das Duell Hamilton vs. Ullrich war eröffnet.

Im selben Moment traf Bradley McGee im Ziel ein. Für den Prologspezialisten war die Strecke einfach zu lang, sodass es am Ende „nur“ zu Platz 3 reichte. Doch auch für den nächsten Fahrer, Paolo Savoldelli, war es nicht allzu erfolgreich verlaufen. Der Giro-Gewinner von 2002 benötigte 39:58 Minuten und reihte sich an sechster Stelle im Ranking ein.

Doch schon der nächste Fahrer machte es besser. Dario Frigo, bei der Zwischenmarke noch 9 Sekunden zurückliegend, bog mit einem halsbrecherischem Tempo auf die Zielgerade ein und belohnte sich für seinen tollen zweiten Abschnitt mit der zwischenzeitlichen Führung: Für Frigo blieb die Uhr bei 39:24 Minuten stehen.

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Damit war der Italiener der neue Führende und hatte eine Zeit vorgelegt, die Ullrich, Hamilton erst einmal knacken mussten.

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Ja, meine sehr verehrten Zuschauer, das war eine ganz starke Leistung von Dario Frigo, der auf den letzten Kilometern noch einmal alles aus sich herausgeholt hat und nun der aktuelle Führende ist. Jetzt bin ich mal ganz gespannt, ob Santiago Botero ein ähnliches Kunststück vollbringen kann.

Der Kolumbianer war bei der Zwischenzeitnahme drei Sekunden schneller als Frigo, doch ob Botero diese drei Sekunden verteidigen kann? Lange wurde der Kolumbianer kritisiert, bei Telekom und jetzt bei T-Mobile kam er nie richtig in Schwung, doch es scheint, als habe Santiago Botero sich nun endlich „freigeschwommen“. Noch 200 Meter für ihn und er ist immer noch weit unter Frigo’s Zeit. Doch jetzt, wo nur noch 100m zu fahren sind, bekommt er leichte Schwierigkeiten… Die letzen Meter sind nicht ganz eben, da sei nur nochmal dran erinnert. Und diese ansteigenden letzten fünfzig Meter, die ziehen Botero saugen Botero jetzt die Kraft aus den Beinen. Er muss jetzt beißen, noch zehn Sekunden auf Frigo hat er gut!
Es muss einfach reichen. Nur noch wenige Meter, das wird ganz knapp. Doch es reicht! Es reicht für Botero. Mit einem minimalen Vorsprung von einer Sekunde kämpft sich der Kolumbianer ins Ziel.

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Ein tolles Rennen vom Südamerikaner, der sich damit wohl endgültig in der Weltspitze des Radsports zurückmeldet. Was für eine erfreuliche Nachricht! Wenn ich seine Zeit mal eben überschlage, könnte er im Gesamtklassement noch in die Top10 rutschen.

Doch das sind natürlich alles nur Spekulationen; beschäftigen wir uns lieber mit anderen Dingen, zum Beispiel mit dem Abschneiden von Kurt van de Wouver, der Entdeckung dieser Tage.
Ich würde ihnen gerne Erfreuliches über unseren neuen Shootingstar van de Wouver erzählen, doch da gibt es nichts. Ganze drei Minuten stehen bei dem Belgier bereits bei der Zwischenzeit auf dem „Rückstand“-Konto.

Das wird noch eine ganz harte Nuss für van de Wouver! Ich prophezeie fast, dass der Bookmaker-Profi doch noch aus den Top10 fallen wird… - Es wäre auf jeden Fall sehr schade.

Ein anderes junges Talent biegt jedoch gerade auf die Zielgerade ein: Es ist Sylvain Chavanel (SEAT-ARGEX), der in den vergangenen Tagen viel für seinen Kapitän Patrik Sinkewitz rackerte und heute nun zum ersten Mal auf Sieg fahren darf. Und es sieht gar nicht mal so schlecht aus…, für den Sieg wird es jedoch nicht reichen. Noch 50 Meter, über den Zeiten von Botero und Frigo ist er schon drüber; wo reiht sich Chavanel jetzt ein? Auch er hat Probleme an dem kleinen Hügel und verliert hier nochmal einige Sekunden. Am Ende ist es eine „39:34“-Zeit geworden, damit bleibt er vier Sekunden hinter Popovych und platziert sich wahrscheinlich nur vorübergehend auf dem fünften Platz.

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Ziehen wir nun ein kleines Resumèe: Es sind noch acht Fahrer auf der Strecke, mit Sergei Gonchar, Jan Ullrich und Tyler Hamilton noch drei Fahrer denen es zugetraut wird, die Zeit Santiago Boteros’ zu unterbieten.

Als nächster Fahrer erwarten wir Francesco Casagrande im Ziel. Der Italiener hat soeben Kurt van de Wouver überholt… ah, da biegt er auch schon auf die Zielgerade. Das sieht nicht sehr gut aus für Casagrande, doch damit muss er gerechnet haben: Noch 400 Meter und er liegt bereits anderthalb Minuten über der Zeit von Santiago Botero. Der Lampre-Profi fährt jetzt auch nicht am vollen Limit, das sieht man, immer wieder lässt er den Blick durch das Publikum schweifen… im Ziel sind es schließlich 2:12 Minuten Rückstand für Casagrande.

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Dahinter bahnt sich jetzt eine mittelschwere Tragödie an, denn Kurt van de Wouver wurde soeben zum zweiten Mal überholt! Dieses Mal war Alexandre Botcharov (CREDIT AGRICOLE) der Übeltäter. Der Russe naht auch schon dem Ziel herbei, befindet sich bereits auf den letzten 200 Metern und seine Zeit ist gar nicht mal so schlecht. Es wird nicht für die Top20 reichen, aber zumindest wird er im Gesamtklassement keinen großen Absturz erleben.
Für Botcharov reicht es immer noch für einen 29. Platz. Große Freude wird ihm das sicherlich nicht bereiten, doch diese – nennen wir es mal… - durchschnittliche Leistung bescherte Botcharov’s Teamkollegen Thor Hushovd den Gewinn der Sprintwertung.

Hushovd hat das Unmögliche möglich gemacht! Selbst wenn die übrigen sechs Fahrer allesamt schneller sind als Santiago Botero, selbst dann wäre Hushovd noch Dreizehnter, bekäme Punkte für die Sprintwertung und würde diese gewinnen… - eine Geschichte, die nur unser geliebter Radsport schreiben kann.

Doch der Radsport schreibt auch tragische Geschichten; heute in Form des jungen Neo-Profis Kurt van de Wouver. Der Belgier fuhr die letzten Tage so grandios, konnte in den Bergen mit den großen Favoriten mithalten und wird heute Minuten um Minuten verlieren und im Gesamtklassement um einige Plätze nach hinten purzeln.
Es sind nur noch 100 Meter für ihn…, zumindest die Zuschauer feiern ihn frenetisch, doch er wird hier um die dreieinhalb Minuten verlieren. Auf den letzten Kilometern hat er nochmal richtig gekämpft, doch es ändert nichts daran, dass er den 70. Platz belegt und mit 3:32 Minuten Rückstand gewertet wird.

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Dabei hat van de Wouver noch Glück, dass er nicht noch einmal überholt wurde, denn ich sehe soeben, dass Sergei Gonchar in seinem leuchtenden Trikot des ukrainischen Meisters auf die Zielgerade einbiegt… und höchstwahrscheinlich eine neue Bestzeit hinlegen wird. Damit habe ich fast gerechnet, Gonchar war schon auf den Bergetappen sehr stark und jetzt fährt er hier der neuen Bestzeit, die ihm vielleicht sogar den Tagessieg einbringen wird, entgegen.
Nur noch 200 Meter für ihn und er ist noch eine halbe Minute unter Boteros Zeit. Doch vergessen wir nicht den kleinen Anstieg kurz vor Ende der Etappe, an diesen kommt Gonchar jetzt … - noch hundert Meter -, doch er bewältigt auch diese letzte Aufgabe problemlos und fährt seinen Vorsprung souverän nach Hause.

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Sechs Sekunden konnte er sich von Botero absetzen, diese Zeit gilt es für die letzten vier Fahrer zu schlagen. Das ist zum einen Georg Totschnig, der sich bereits am Ortsrand Aaraus befindet, dazu noch Patrik Sinkewitz und natürlich die beiden großen Favoriten Jan Ullrich und Tyler Hamilton. Von diesen beiden werden wir in jedem Moment einen ersten Vergleich bekommen, denn Jan Ullrich befindet sich wenige Meter vor der Zwischenzeitnahme.

Und da ist das Bild auch schon da … und es bringt doch eine kleine Überraschung mit sich, denn Tyler Hamilton hat hier eine unglaublich Zeit vorgelegt: 18:01 Minuten, das ist noch einmal ein Dutzend Sekunden schneller als Sergei Gonchar. Wie ist Jan Ullrichs Zeit? Das ist die entscheidende Frage… - siehe da, schon kriegen wir das Ergebnis eingeblendet:

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Und mir verschlägt es doch glatt die Sprache. Ich wollte es eigentlich nicht so oft wiederholen, doch es wird tatsächlich nochmal richtig spannend, denn Tyler Hamilton hat einen Vorsprung von 24 Sekunden auf Ullrich. Das bedeutet, dass er auf den zweiten fünfzehn Kilometern „nur“ noch 15 Sekunden herausfahren muss, um Jan Ullrich doch noch das gelbe Trikot abzunehmen.
Natürlich könnte Ullrich sich auch für die zweite Hälfte des Rennens Kraft gespart haben, sodass er keine Probleme haben wird, den Rückstand konstant so niedrig zu halten oder ihn sogar noch zu verkleinern. Genauso wissen wir jedoch, dass Tyler Hamilton eines der größten Kämpferherzen im Radsport ist; ein plötzlicher Leistungsabfall passt einfach nicht zu dem Amerikaner.

Jetzt meldet mein Computer gerade das mit Patrik Sinkewitz und Georg Totschnig zwei weitere Fahrer das Ziel erreicht haben. Sie dürften allerdings nicht ganz vorne zu finden sein.

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Beide sind nicht unter den Top10, das war zu erwarten und doch haben sie – für ihre Verhältnisse – eine gute Leistung gezeigt, denn beide werden ziemlich sicher unter den Top10 bleiben. Besonders für Patrik Sinkewitz ist das natürlich eine große Sache; ein Etappensieg und im Gesamtendstand unter den besten Zehn…: das kann sich sehen lassen.

Doch konzentrieren wir uns nun auf die letzten beiden Fahrer, die noch auf der Strecke sind; Tyler Hamilton und Jan Ullrich. Ich erinnere noch einmal da dran, Ullrich ging mit einem Vorsprung von 38 Sekunden in das Rennen, doch bei der Zwischenzeit hatte Hamilton dem Deutschen bereits mehr als die Hälfte – genauer gesagt: 24 Sekunden – des Vorsprungs abgenommen. Auf den letzten Kilometern erwartet uns also ein sehr spannendes Finale.

Jetzt haben wir Hamilton im Bild, sein Blick ist bereits leicht verzerrt und der Tritt ist auch nicht mehr ganz rund. Noch anderthalb Kilometer für ihn zu fahren und er ist jetzt an seiner Leistungsgrenze, das sieht man an dem schmerzverzerrtem Gesicht.

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Ullrichs Tritt wirkt im Gegensatz zu Hamilton noch sehr rund, der T-Mobile-Fahrer hat keine Probleme seinen unglaublich hohen Gang zu treten, dass sieht fast schon locker aus, wie er sein Pensum herunterspult. Ich wage ehrlich gesagt zu bezweifeln, ob Hamilton die zwölf Sekunden noch schafft, denn Ullrichs Durchschnittsgeschwindigkeit auf der zweiten Hälfte ist nun sogar etwas höher als die von Tyler Hamilton.

Dieser biegt in diesem Moment auf die Zielgerade ein, den Blick starr nach vorne gerichtet, jetzt nochmal alles geben, noch einmal beißen, wenigstens für den Tagessieg! Nur noch 200 Meter für Hamilton und es wird nicht selbstverständlich sein, dass er unter Gonchar’s Zeit bleibt… - das könnte eine ganz enge Geschichte noch werden. Hundert Meter noch, jetzt geht es noch einmal leicht bergauf, doch das sollte Hamilton ja eigentlich liegen, er geht sogar aus dem Sattel, im Stile eines Sprinters jagt er dem Zielstrich entgegen…, das muss reichen!
Ja, es reicht für Tyler Hamilton, er bleibt unter der Zeit von Sergei Gonchar und zwar um drei Sekunden.

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Schade, schade für Hamilton, denn diese Zeit wird womöglich nicht reichen, um Ullrich doch noch das Trikot abzunehmen. Dazu hätte er den zweiten Teil so gut fahren müssen, wie den ersten, doch das ist ihm einfach nicht gelungen.

Vielleicht irre ich mich da auch, wir werden es gleich erfahren, wenn Jan Ullrich auf die Zielgerade einbiegen wird und seine Zwischenzeit eingeblendet wird. Eine halbe Minute brauchen die Fahrer durchschnittlich für die letzten 400m, auf der Zielgerade hier.

Und da kommt Ullrich auch schon! Er geht mit sehr viel Tempo in die Kurve und jetzt, mit seinen unglaublich kräftigen Tritten katapultiert er sich in Richtung des Ziels. Das sieht sehr gut aus für den Merdinger, er hat noch 350 Meter vor sich und liegt immer noch dreißig Sekunden unter der Zeit von Hamilton! Die Tour de Suisse 2004 geht an Jan Ullrich, das steht nun fest…, da müsste jetzt noch ein Sturz oder ein Defekt dazwischenkommen, was wir Ulle natürlich nicht wünschen wollen.

Nur noch 150 Meter für den Mann im gelben Trikot, das er mit Sicherheit behalten wird, jetzt geht es für ihn auf die letzten hundert Meter und auch er geht für diesen kleinen Anstieg aus dem Sattel…, wahrscheinlich zum ersten Mal im heutigen Rennen. 50 Meter noch für Ullrich und er ist immer noch fünfzehn Sekunden unter Hamilton. Er beißt nochmal richtig, zieht nochmal an, rauscht an der 25 Meter-Marke vorbei und ist im Ziel! Wahnsinn! Er unterbietet die Zeit von Hamilton um neun Sekunden und feiert seinen zweiten Tageserfolg sowie den Sieg der Gesamtwertung!

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Was für ein Erfolg für Ullrich, der ja hier in der Schweiz wohnt, und dabei lag der Deutsche bei der Zwischenzeit soweit zurück. Doch man muss ihm gestehen, er hat sich heute sehr professionell verhalten, er hat sich seine Kraft sehr gut eingeteilt und ist somit der verdiente Sieger der Tour de Suisse 2004.

Ich gebe jetzt für eine kurze Zeit ab in die Werbung, werde mich solange ein erfrischen, doch schon in weniger als fünf Minuten sind wir wieder live in Aarau, werden ihnen die Ergebnisse präsentieren und sicherlich auch mit dem ein oder anderen Fahrer sprechen. Bis gleich!
Zuletzt geändert von Artifex am 19.9.2004 - 9:34, insgesamt 1-mal geändert.

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Kim Kirchen
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Beitrag: # 177229Beitrag Kim Kirchen
13.9.2004 - 21:41

8O 8O 8O 8O 8O 8O 8O 8O

Das sind meine Worte zu diesem Bericht. Einer der spitzenklasse!!!
Ich möchte dich nur darauf hinweisen, dass der UCI-Präsident Hein Verbruggen und nicht Verbrughe heißt. Aber dennoch: großes Lob Artifex

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Dani
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Beitrag: # 177303Beitrag Dani
14.9.2004 - 8:39

Jetzt hab ich den Salat was soll ich wählen Seat-Argex oder Brutales Geschäft.
Fieslinge :D aber da wird wohl einiges an Überlegungsarbeit daherkommen.
R.I.P. Andi Matzbacher

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Cunego
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Beitrag: # 177318Beitrag Cunego
14.9.2004 - 10:21

Genialer AAR! Da werd ich noch lang üben müssen.
Seat-Argex und Brutales Geschäft sind auch meine absoluten Favoriten!
Kann's immer kaum erwarten weiter zu lesen!
Weiter so! :P
"Der Rennfahrer muss seinen Hintern mehr pflegen, als sein Gesicht!" (Rudi Altig)

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ihr so viel rumschrauben würde wie an
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Beitrag: # 177362Beitrag Artifex
14.9.2004 - 14:02

Danke an alle Drei erstmal. :)
Danke an tessy für den Hinweis, weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. :roll: :lol:

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HansFuchs
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Beitrag: # 177433Beitrag HansFuchs
14.9.2004 - 16:25

Ja, wirklich ein super AAR, auch die Screenshots im letzten Bericht gefallen mir sehr gut, passt zum Stil des AAR!
#fragschusti

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Beitrag: # 177502Beitrag T-MobileFan
14.9.2004 - 18:53

Wow!! Wirklich ein Klasse! AAR. Mach weiter so :)
Ob wir siegen oder verlieren, wir stehen immer hinter dir!

Artifex
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Beitrag: # 178223Beitrag Artifex
16.9.2004 - 19:30

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SF2 präsentiert Ihnen die
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Und da sind wir auch schon wieder live auf Sendung, liebe Zuschauer, hier in Aarau in der Nähe Lugano. Ich geben allerdings gleich wieder ab, denn die Siegerehrung der Tour de Suisse 2004 beginnt in wenigen Sekunden.


Tagesendstand | 9. Etappe: Stafa – Aarau (Lugano)

1 Jan Ullrich T-MOBILE 39'05
2 Tyler Hamilton PHONAK HEARING SYSTEMS + 9
3 Sergei Gonchar DE NARDI - COLPACK + 12
4 Santiago Botero T-MOBILE + 18
5 Dario Frigo FASSA BORTOLO + 19
6 Rik Verbrugghe LOTTO - DOMO + 23
7 Jaroslav Popovych LANDBOUWKREDIET - COLNAGO + 25
8 Sylvain Chavanel TEAM SEAT-ARGEX + 29
9 Thor Hushovd CREDIT AGRICOLE + 31
10 Bradley McGee FDJEUX.COM + 38

Jan Ullrich krönt also auf der letzten Etappe seine hervorragende Leistung, die er während der letzten neun Tage an den Tag gelegt hatte. Der US-Amerikaner Tyler Hamilton hatte auch heute wieder das Nachsehen, möglicherweise lag es auch daran, dass er sich während der ersten fünfzehn Kilometer einfach übernommen hatte…


Gesamtwertung:

1 Jan Ullrich T-MOBILE 30h44'29
2 Tyler Hamilton PHONAK HEARING SYSTEMS + 47
3 Sergei Gonchar DE NARDI - COLPACK + 3'11
4 Georg Totschnig GEROLSTEINER + 3'27
5 Sylvain Chavanel TEAM SEAT-ARGEX + 4'09
6 Patrik Sinkewitz TEAM SEAT-ARGEX + 4'12
7 Alexandre Botcharov CREDIT AGRICOLE + 4'34
8 Francesco Casagrande LAMPRE + 5'32
9 Pietro Caucchioli ALESSIO - BIANCHI + 5'44
10 Santiago Botero T-MOBILE + 5'51
11 Andrea Tonti SAECO + 6'55
12 Dario Frigo FASSA BORTOLO + 6'59
13 Kurt Van de Wouwer MR BOOKMAKER.COM + 7'17
14 Paolo Savoldelli T-MOBILE + 8'41
15 Bradley McGee FDJEUX.COM + 8'45

Der Merdinger im Dienste T-Mobile’s gewinnt demnach die prestigeträchtige neuntägige Rundfahrt durch die Schweiz und beweist all seinen Kritikern, dass er sich in Hinblick auf die Tour de France bereits in einer guten Form befindet. Nach dem Zweiten Hamilton klafft bereits ein kleines Loch zu Sergei Gonchar, der seine Allrounder-Qualitäten wieder mal unter Beweis stellen konnte. Die beiden Seat-Argex’ler Sylvain Chavanel und Patrik Sinkewitz sowie der junge Belgier Kurt van de Wouver waren zweifellos die größten Überraschungen dieser Rundfahrt.


Sprintwertung:

1 Thor Hushovd CREDIT AGRICOLE 73
2 Robbie McEwen LOTTO - DOMO 71
3 Jan Ullrich T-MOBILE 69
4 Tyler Hamilton PHONAK HEARING SYSTEMS 67
5 Daniele Bennati PHONAK HEARING SYSTEMS 47

Der Norweger Thor Hushovd machte heute das Unmögliche möglich: Er belegte – in der Sprintwertung einen Punkt hinter Robbie McEwen liegend – den neunten Rang, erhielt dadurch drei Sprintpunkte und setzte sich in der Sprintwertung doch noch an die erste Stelle… - eine Geschichte, die nur der Radsport schreiben kann.


Bergwertung:

1 Jan Ullrich T-MOBILE 52
2 Tyler Hamilton PHONAK HEARING SYSTEMS 52
3 Patrik Sinkewitz TEAM SEAT-ARGEX 49
4 Dmitri Muravjev CREDIT AGRICOLE 26
5 David Lopez Garcia TEAM SEAT-ARGEX 24



Und ich freue mich jetzt ganz besonders, dass der US-Amerikaner Tyler Hamilton den Weg ins Studio gefunden hat.

Herzlich Willkommen, Tyler und Glückwunsch zum zweiten Platz, … leider „nur“ zum zweiten Platz. Wie tief steckt bei Ihnen nun die Enttäuschung, dass Sie Ullrich nicht mehr das gelbe Trikot abnehmen konnten?
Das sehe ich gar nicht so eng; sonderlich enttäuscht bin ich nicht! Natürlich ist es schade, ich hätte mich sehr gefreut, wenn ich hier gewonnen hätte, aber es hat nun mal nicht gereicht und ich muss mich damit zufrieden geben.

Wo war der Knackpunkt im Rennen?
Ja, zur Zwischenzeit sah es für mich noch sehr gut aus, doch dann wurden die Beine immer schwerer. Ich versichere, ich habe alles gegeben, doch selbst wenn ich das Tempo auf dem zweiten Teil so hoch gehalten hätte, wäre Ullrich der Sieger der Gesamtwertung geworden. Er hat sich seine Kräfte für die zweite Rennhälfte reserviert und hat dann richtig Gas gegeben.

Es scheint, als würde es Ihnen gar nichts ausmachen, dass sie das Duell gegen Jan Ullrich verloren haben…?

Ach, wissen Sie… Ich respektiere Jan’s Leistung. Er war bärenstark und ist der verdiente Sieger. Das hat jedoch nichts damit zu tun, dass ich bei der Tour de France alles geben werde, um nicht hinter Ullrich und den anderen Favoriten zu bleiben.
Die Tour de France war mein Hauptziel und dort rechne ich mir große Chancen aus. Ich kann mich nur wiederholen: hätte ich die Tour de Suisse gewonnen, hätte ich mich wirklich gefreut, doch als Zweiter abzureisen ist nicht viel schlimmer, denn mein Ziel ist und bleibt die Tour de France.


Vielen Dank für das kleine Interview, Tyler! Ich wünsche Ihnen viel Glück für die Tour de France!
Kein Problem. Danke vielmals!


Das kleine Interview von Tyler Hamilton möchte ich als „runden“ Abschluss für die heutige Live-Übertragung nutzen. Wir hatten eigentlich noch ein Interview mit Jan Ullrich eingeplant, doch der Deutsche zog es verständlicherweise vor, den deutschen Medien Rede und Antwort zu stehen.

Zudem ist unsere Sendezeit wieder nur begrenzt, sodass ich – Claude Kühn – mich nun von Ihnen verabschieden möchte. Ich hoffe, dass Sie viel Spaß hatten und dass Sie im nächsten Jahr wieder einschalten, wenn der Startschuss zur Tour de Suisse 2005 fällt.
Tschüss und auf Wiedersehen, wünscht Claude Kühn.

Steini
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Beitrag: # 178596Beitrag Steini
17.9.2004 - 20:49

20. Juni
Aus dem Tagebuch des Fabien Floret

Mit insgesamt einem Etappensieg für unser Team ist die Tour de Suisse also zuende gegangen. Damit bin ich sehr zufrieden, zumal das Starterfeld große Klasse war. Höchstens Enrique könnte besseres erwartet haben, doch dessen Meinung über die Leistungen des Teams interessiert mich mittlerweile nicht mehr.

Die letzte Bergetappe verlief durchaus befriedigend. Auch wenn Sylvain und Patrik nicht mit Jan Ullrich ins Ziel kamen, büßten sie zumindest auf Tyler Hamilton und im Vergleich zu den anderen Konkurrenten im Kampf um die Plätze in der Gesamtwertung keine Zeit ein.

Das abschließende Zeitfahren endete mit einem erstaunlichen und höchst erfreulichen achten Rang von Sylvain. Patrik konnte seinen Rückstand auch in Grenzen halten, sodass wir im Gesamtklassement schließlich die Ränge fünf und sechs mit unseren Kapitänen belegten.

Patrik Sinkewitz -> Bergtrikot leider nicht gewonnen. Dennoch starker sechster Platz am Ende.
Sylvain Chavanel -> Bereits gut in den Bergen, aber noch besser im Zeitfahren.
Andy Flickinger -> Konnte auf den letzten Etappe nichts mehr ausrichten, Soll erfüllt.
Igor Abakoumov -> Die drei TopTen Platzierungen von ihm sind mehr als o.k.
David Lopez Garcia -> Knapp an einem Etappensieg vorbei. Hat an den Anstiegen gut geholfen.
Juan Miguel Cuenca, Koen De Kort und Wesley Van der Linden -> Alle drei erfüllten ihre Aufgaben sehr gut, auch wenn neben den leichten konditionellen Mängeln weitere kleinere Defizite ans Tageslicht kamen.

Alles in allem haben unsere Starter das erwartete erfüllt, eher sogar übertroffen, was mich für die Zukunft sehr positiv stimmt und die Einkaufspolitik von Jos und mir zu genüge bestätigt. (Auch wenn das ein gewisser Herr Präsident nicht wahrhaben will…)

Obwohl unsere Fahrer physisch am Ende waren, mussten wir sofort nach der Siegerehrung per Flieger nach Barcelona, wo wir in einem schönen Hotel unterkamen und kurz nach Mitternacht erschöpft ins Bett fielen. Am nächsten Tag absolvierten wir zwei kleinere Trainingseinheiten. Kurz nach dem Mittagessen fuhren alle eine Stunde auf dem Rad, um die Muskulatur etwas zu lockern. Am Abend absolvierte die Tour de Suisse Mannschaft, inklusive den hinzugestoßenen Joseba, Jonathan und Wim einige Sprintübungen. Zudem überquerten wir einen nahe bei Barcelona gelegenen Berg ab, der den Fahrern alles abverlangte. Schnell kristallisierte sich heraus, dass insbesondere Joseba seinen Teamkollegen an Bergfahrerischen Qualitäten noch einiges voraus hat.

Als die anderen ihr Abendbrot zu sich nahmen, gestaltete ich den Fahrern ihren individuellen Trainingsplan für morgen, denn am frühen Vormittag des nächsten Tages stand für mich die Reise in Richtung Startort der letzten Etappe der Route du Sud an. Während Wim, Koen, Andy und Wesley mit Igor überwiegend das Anfahren des Sprints und das zugehörige Zusammenspiel trainieren sollten, schickte ich Juan Miguel alleine herum. Er sollte ein wenig Spritzigkeit hinzu gewinnen. Joseba Beloki durfte das erste mal mit Patrik, Sylvain und David zusammen in den Bergen trainieren.

Einige Minuten vor der besprochenen Bettruhe, berief ich die Fahrer nochmals zu mir, um ihnen die Pläne auszuhändigen. Da ich schrecklich müde war und mein nächster Tag früh beginnen sollte, löste ich die Versammlung schnell wieder auf, um möglichst bald schlafen gehen zu können…

Steini
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Beitrag: # 179251Beitrag Steini
19.9.2004 - 20:55

Le cyclisme compact
La deuxième de la Route du Sud:

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Die kurz nach dem Start anstehende Bergwertung, überquerte das Peloton noch geschlossen. Drei Fahrer des Teams Seat-Argex kassierten die dort vergebenen Punkte. Zu vorderst Jens Voigt, der damit seine Führung in dieser Wertung weiter ausbauen konnte. Doch wenig später sprangen sieben Fahrer weg, aus denen drei Gruppen entstanden. In Führung lag Serge Baguet (Lotto-Domo), einige Sekunden dahinter befand sich eine zwei-Mann Koalition mit Hans de Clercq (Lotto-Domo). Widerrum 62 Sekunden zurück folgte eine vierer Gruppe mit zwei Fahrern des italienischen Acqua & Sapone Teams. Das Peloton hielt sich bis dato vornehm zurück und ließ das Polster der Spitzenreiter schnell bis auf über 6 Minuten anwachsen.
Zwar wäre die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Ausreissversuchs bei einem Zusammenschluss der sieben „Flüchtlingen“ größer gewesen, doch dazu kam es erst, als sie sich 30 Kilometer vor dem Zielstrich nacheinander vom Feld einfangen lassen mussten.
Der damit herbeigeführte Massensprint wurde von Seat-Argex vorbildlich angefahren. Dennoch eröffnete Samuel Dumoulin den Sprint. In seinem Windschatten folgte Tom Boonen. Danach klaffte eine Lücke. Etwa 300 Meter vor dem Ziel war klar, dass der Sieg zwischen Dumoulin, Boonen und dessen Ex-Teamkollegen Horrillo entschieden werden würde. Der Belgier Tom Boonen übersprintete den Franzosen Samuel Dumoulin, der noch dagegenhielt, während auch der Spanier Pedro Horrillo dem Führenden näher kam. Doch es reichte für Boonen.
Sogar mit einer Radlänge Vorsprung sicherte der 23-jährige dem Team Seat-Argex den zweiten Etappensieg in der noch jungen Geschichte des Rennstalls. Auf den Rängen zwei und drei änderte sich auf den letzten Metern nichts mehr.


Bild

Tagesendstand:
1 Tom Boonen TEAM SEAT-ARGEX 4h04'52
2 Samuel Dumoulin AG2R PREVOYANCE s.t.
3 Pedro Horrillo QUICK STEP - DAVITAMON s.t.
4 Jans Koerts CHOCOLADE JACQUES s.t.
5 Bobbie Traksel RABOBANK s.t.

Gesamtwertungsstand nach zwei Etappen:
1 Tom Boonen TEAM SEAT-ARGEX 7h35'34
2 Samuel Dumoulin AG2R PREVOYANCE + 2
3 Gonçalo Amorim MILANEZA - MAIA + 4
4 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX + 17
5 Pedro Horrillo QUICK STEP - DAVITAMON + 20

Sprintwertung:
1 Samuel Dumoulin AG2R PREVOYANCE

Bergwertung:
1 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX

Nachwuchswertung:
1 Tom Boonen TEAM SEAT-ARGEX

Teamwertung:
1 TEAM SEAT-ARGEX

______________________________________________

7.Etappe der Katalonien Rundfahrt:


Der 5-fache Tour Sieger Lance Armstrong musste heute auf der letzten Etappe eine ganz bittere Niederlage einstecken. Der Texaner verpasste am letzten Anstieg vor dem Ziel den Anschluss zur Gruppe um Roberto Heras und Iban Mayo. Schließlich kam er mit 47 Sekunden Rückstand ins Ziel, was gleichbedeutend mit dem Verlust des Gelben Trikots war. Damit musste sich Armstrong nach der kürzlich abgeschlossenen Dauphiné Libéré erneut dem Basken Iban Mayo bei einer Rundfahrt geschlagen geben. Nicht weit hinter Armstrong zurück landeten Mayo’s Landsmann, Haimar Zubeldia, sowie der Spanier Roberto Heras. Nebenbei räumte Iban Mayo noch die Sprint- und Bergwertung ab. Zudem war er maßgeblich am Gewinn der Teamwertung von Euskaltel-Euskadi beteiligt.
Somit ging eine äußerst anspruchsvolle und spannende Rundfahrt zuende die mit Mayo einen verdienten Sieger gefunden hat.

Tagesendstand:
1 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS 2h34'06
2 Mario Aerts T-MOBILE s.t.
3 Alberto Martinez Trinidad RELAX - BODYSOL s.t.
4 Vladimir Karpets ILLES BALEARS - BANESTO s.t.
5 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI s.t.

12 Lance Armstrong US POSTAL SERVICE + 47

Gesamtwertungsendstand:
1 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI 22h41'18
2 Lance Armstrong US POSTAL SERVICE + 41
3 Haimar Zubeldia EUSKALTEL - EUSKADI + 1'11
4 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS + 1'23
5 Francisco Mancebo ILLES BALEARS - BANESTO + 2'12

Sprintwertung:
1 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI 79

Bergwertung:
1 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI 64

Teamwertung:
EUSKALTEL - EUSKADI

CSC
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Beitrag: # 179438Beitrag CSC
20.9.2004 - 16:33

echt klasse.
muss ich sagen....

weiter so :-)
ALLEZ TEAM CSC

Steini
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Beitrag: # 179760Beitrag Steini
21.9.2004 - 16:15

Le cyclisme compact
La troisième étape de la Route du Sud. – Contre la montre

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Der mit seiner bisher sehr offensiven Fahrweise erfolglose Serge Baguet (Lotto-Domo) eröffnete das Zeitfahren der Route du Sud, das am Ende der 28 zu absolvierenden Kilometer, nach fast 22 durchgehend flachen Kilometern einen durchaus anspruchsvollen Anstieg aufwies.
Als erster Favorit auf den Sieg der Gesamtwertung begab sich José Antonio Pecharroman vom belgischen Rennstall Quick Step-Davitamon auf die Strecke. Der Spanier pulverisierte die bis dahin von Baguet aufgestellte Bestzeit und setzte sich mit 3’29’’ Vorsprung an die Spitze. Danach begann für Ief Verbrugghe und Eugen Wacker, zwei Anwärtern auf eine vordere Platzierung im Zeitfahren, die Etappe. Beide enttäuschten aber und landeten im Endklassement auf den hinteren Rängen. Anscheinend spielte der Schlussanstieg die entscheidende Rolle, sodass mit einem Kletterer auf der Spitzenposition gerechnet werden musste.
Ein heißer Anwärter dafür war der Franzose Christophe Moreau. Mit neuer Zwischenbestzeit absolvierte er die ersten 22 Kilometer. Doch er konnte sein hohes Tempo nicht halten und musste sich dem kurz vor ihm gestarteten Seat-Argex Duo, Hernan Dario Munoz und David Bernabeu geschlagen geben. Später platzierten sich auch noch Jesus Manzano und Jérôme Pineau vor dem Franzosen. Kurz vor Schluss setzte Moreau’s Landsmann Sandy Casar (FdJeux.com) noch einen drauf. Mit konstant schneller Fahrt, verdrängte er das bereits angesprochene Seat-Argex Duo auf Rang zwei und drei.
Damit nicht genug: Der Deutsche Jens Voigt – wie könnte es auch anders sein – von Seat-Argex markierte mit 53 Sekunden Vorsprung auf Casar eine sagenhafte neue Zwischenbestzeit. Der noch vor Voigt gestartete Laurent Brochard (Ag2r) rangierte derweil knapp hinter Casar auf Platz drei. Allerdings zeichnete sich schon an der von uns zusätzlich, etwa 3,5 Kilometer vor dem Ziel eingerichteten Zwischenzeit, dass Jens Voigt einiges an Vorsprung eingebüßt hat. Der französische Altmeister Brochard machte bis dahin fast 30 Sekunden wett und setzte sich im Ziel 11 Sekunden vor Pineau an die Spitze. Doch der Deutsche Allrounder Voigt fing sich noch und fuhr schließlich souverän mit 25 Sekunden Vorsprung zum Sieg!
Der Träger des Gelben Trikots, Tom Boonen landete genauso wie der bisher zweitplatzierte im Gesamtklassement Samuel Dumoulin im Mittelfeld.

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Tagesendstand:

1 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX 8h40'28
2 Laurent Brochard AG2R PREVOYANCE + 25
3 Sandy Casar FDJEUX.COM + 36
4 David Bernabeu TEAM SEAT-ARGEX + 46
5 Hernan Dario Munoz TEAM SEAT-ARGEX + 49

Gesamtwertungsendstand:

1 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX 8h40'28
2 Laurent Brochard AG2R PREVOYANCE + 25
3 Sandy Casar FDJEUX.COM + 36
4 David Bernabeu TEAM SEAT-ARGEX + 46
5 Hernan Dario Munoz TEAM SEAT-ARGEX + 49

Sprintwertung:
1 Samuel Dumoulin AG2R PREVOYANCE

Bergwertung:
1 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX

Nachwuchswertung:
1 Tom Boonen TEAM SEAT-ARGEX

Team Wertung:
1 TEAM SEAT-ARGEX

Steini
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Beitrag: # 180590Beitrag Steini
23.9.2004 - 21:50

Le cyclisme compact
La quatrième étape de la Route du Sud. – Contre la montre

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Nur wenige Minuten nach dem scharfen Start der Etappe gab es erste Attacken, doch diese wurden bereits im Keim erstickt. Unmittelbar danach setzten weitere Fahrer nach. Dieses mal allerdings erfolgreich. Eine 9-köpfige Gruppe mit Jens Voigt, dem Träger des Gelben Trikots und Tom Boonen (beide Seat-Argex) setzte sich ab. Sollte Samuel Dumoulin sein grünes Trikot durch diese kluge Aktion von Seat-Argex tatsächlich noch verlieren ? – Das Feld reagierte jedenfalls nicht, obwohl sich der Mann in Gelb in der Spitzengruppe befand.
Tatsächlich schien der Plan aufzugehen, denn an der ersten Bergwertung, die Jens Voigt gewann, besaß die Ausreissergruppe schon ein Polster von 7 Minuten. An der Sprintwertung 20 Kilometer später übernahm Tom Boonen durch den Gewinn der Selbigen die Führung in der Sprintwertung. Kurze Zeit war die Spitzengruppe gespalten, doch sie fand schnell wieder zueinander. Damit war der Belgier der virtuelle Träger des Sprinttrikots.
Für die Ausreisser galt es nun den mittlerweile auf dreizehnandhalb Minuten angewachsenen Vorsprung irgendwie zu verteidigen. Allerdings nur noch zu acht, denn der junge Tom Boonen musste abreissen lassen. Der Hauptarbeiter in der Spitzengruppe hatte bereits zu viele Kräfte gelassen. Gefährlich konnte es für ihn höchstens noch mit dem Zeitlimit werden, denn zu diesem Zeitpunkt lagen noch 62 Kilometer vor ihm. Mit zehn Minuten Vorsprung ging die Spitzengruppe in den Schlussanstieg. Man durfte gespannt sein, ob es Jens Voigt, der als guter Allrounder bekannt ist, es schaffen würde, das Polster zu verteidigen. Während sich der Deutsche von seinen Weggefährten löste, ging im Feld die Post ab. Die Franzosen sorgten für Action: Gleichzeitig attackierten Laurent Brochard (Ag2r), Christophe Moreau(Credit Argicole) und Sandy Casar (FdJeux.com). David Bernabeu und David Hernan Munoz (beide Seat-Argex) versuchten zu folgen, doch das gelang mit knapp 40 Sekunden Rückstand auf die großen Konkurrenten vorerst nur bedingt.
Derweil rettete Jens Voigt etwas mehr als 5 Minuten Vorsprung auf die „französische Koalition“ über den ersten Berg. Damit stand fest, dass er das gepunktete Trikot gewonnen hatte. Zum Jubeln blieb aber keine Zeit, denn es war klar, dass diese Etappe ein sehr knappes Ende nehmen würde, doch Voigt war als großer Kämpfer bekannt.
Der Deutsche erwischte zu Beginn des zweiten Berges offenbar ein schlechte Phase, denn der Abstand der Gruppe um Brochard schrumpfte innerhalb kürzester Zeit um beinahe zwei Minuten. Obwohl der Deutsche kurz darauf aus der kurzen Krise fand, verkleinerte sich sein Vorsprung weiterhin.
Doch zwei Kilometer vor Ende des Schlussanstiegs wussten alle Beteiligten, dass Jens Voigt die Etappe gewinnen würde, da er noch immer etwa zwei Minuten auf die drei folgenden Fahrer zu Buche stehen hatte, und diese bereits mit taktieren begannen.
Die Gesamtwertung ging folgerichtig auch an Voigt. Spannend wurde es aber um Rang zwei im Gesamtklassement. Der Mühen von David Bernabeu und David Hernan Munoz zum Trotz, kamen sie nicht an die französischen Gegner heran. Ganz im Gegenteil: Sie wurden sogar noch von José Rujano (Colombia-Sella Italia) stehen gelassen.
Im Sprint der dreier Gruppe um Platz zwei behielt Laurnet Brochard ganz knapp vor Sandy Casar und Christophe Moreau die Oberhand. Die ersten Vier des Tages waren am Ende auch im Gesamtklassement in haargenau der selben Reihenfolge vorzufinden.

Bild

Mit drei Tageserfolgen bei dieser viertätigen Rundfahrt war Seat-Argex der mit Abstand erfolgreichste Rennstall. Sie stellten mit Jens Voigt nicht nur den Gewinner der Gesamtwertung und der Bergwertung. Der Deutsche übernahm sogar in der Sprintwertung durch den Etappenerfolg die Führung. Die Route du Sud war vor der Frankreich Rundfahrt, abgesehen von den nationalen Meisterschaften, der letzte bedeutende Leistungstest. – Die Tour de France kann also kommen!


Tagesendstand:
1 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX 4h31'17
2 Laurent Brochard AG2R PREVOYANCE + 1'47
3 Sandy Casar FDJEUX.COM s.t.
4 Christophe Moreau CREDIT AGRICOLE + 2'03
5 José Rujano COLOMBIA - SELLA ITALIA + 3'35

Gesamtwertungsendstand:
1 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX 13h11'21 Player
2 Laurent Brochard AG2R PREVOYANCE + 2'24
3 Sandy Casar FDJEUX.COM + 2'39
4 Christophe Moreau CREDIT AGRICOLE + 3'39
5 David Bernabeu TEAM SEAT-ARGEX + 5'18
6 Jérôme Pineau COLOMBIA - SELLA ITALIA + 6'39
7 Hernan Dario Munoz TEAM SEAT-ARGEX + 7'06
8 José Rujano COLOMBIA - SELLA ITALIA + 7'16
9 Laurent Dufaux QUICK STEP - DAVITAMON + 7'18
10 Raimondas Rumsas ACQUA & SAPONE + 7'26

Sprintwertung:
1 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX

Bergwertung:
1 Jens Voigt TEAM SEAT-ARGEX

Nachwuchswertung:
1 Sandy Casar FDJEUX.COM

Teamwertung:
1 TEAM SEAT-ARGEX

Steini
Beiträge: 15393
Registriert: 12.8.2003 - 13:55

Beitrag: # 180778Beitrag Steini
24.9.2004 - 15:17

Geschrieben von Artifex:

23. Juni
Aus dem Leben des Jos V.
Barcelona

Eigentlich hätte Jos der glücklichste Mensch der Welt sein müssen, als er im Taxi vor das Anwesen Enrique Acosta’s fuhr. Er kehrte mit drei Tageserfolgen, dem Gesamtsieg, dem Gewinn des Bergtrikots und der Sprintwertung aus Frankreich zurück. Seat-Argex hatte die Route du Sud dominiert; nein, Seat-Argex hatte diese Rundfahrt in Grund und Boden gefahren und das war der Punkt, der Jos störte:

Aus seiner Sicht war es einfach der falsche Weg um sich in der ersten Division zu etablieren; jetzt waren die Erwartungen der Medien und der Fans riesengroß und Jos war sich dabei nicht sicher, ob jeder Fahrer aus dem Team damit klar kommen würde… und vor allem: er war sich nicht sicher, ob er damit klar kommen würde!

Jos bezahlte den Taxifahrer und stieg aus dem Auto. Er durchschritt den großen Torbogen und ging einmal um die Villa herum, um zu der Terrasse zu gelangen. Was er dort sah, haute ihn vor Überraschung fast aus den Socken:

Auf der Terrasse tummelten sich ungefähr dreißig Leute. Techniker, Ärzte, Physiotherapeuten und auch Fahrer (manche hatten sogar noch ihre Frauen und Freundinnen mitgebracht) befanden sich auf der Terrasse, unterhielten sich und tranken dabei Sekt. Jos erkannte größtenteils bekannte Gesichter, allerdings stellte er auch fest, dass es einige Mitarbeiter gab, die er noch gar nicht kannte.
Es dauerte eine Weile, bis Jos entdeckt wurde. Ein paar Mechaniker fingen an zu klatschen und aus der Menge trat Enrique Acosta hervor. Er eilte zu Jos herüber, schüttelte seine Hand und drückte ihm sogleich ein Sektglas in die Hand. „Auf den Sieg bei der Route du Sud“, rief Acosta und alle prosteten sich zu.

Jos fühlte sich sehr unwohl in seiner Haut, doch schon bald erkannte er Jens Voigt, Patrik Sinkewitz, Joseba Beloki und Joseba Albizu, die sich angeregt unterhielten. Er stürzte seinen Sekt herunter und ging zu den Vieren herüber. Schon bald wurde ihm ein neues Glas Sekt eingeschenkt und als er dieses leerte, bekam er noch ein weiteres zugereicht. Am Ende hatte er vier Gläser Sekt getrunken, als es endlich zum Essen überging. Im Garten war eine riesige Tafel aufgebaut worden.
Acosta saß an dem einen Kopfende des Tisches. Mit ihm saßen die Techniker, Mechaniker und Ärzte zusammen. Den Rest des Tisches nahmen die Fahrer und ihre Frauen sowie Fabien und Jos in Anspruch. Letzterer hatte einen solchen Hunger, dass er das leckere Essen im Nu verschlang.

Der Rotwein VALSERRANO PREMIUM von 1996 tat sein Übriges dazu, dass Jos die Probleme bald vergaß und dass es ein schöner Abend wurde.

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