Prolog: Lüttich-Lüttich
Herzlich willkommen, zum Start der diesjährigen Tour. Nachdem Mark Scanlon vor wenigen Minuten die Tour 2004 eröffnet hat, sehen wir nun mit Haimar Zubeldia aus der baskischen Euskatel-Mannschaft den ersten Aspiranten auf eine vordere Platzierung. Zubeldia hat mit frischen Winden zu kämpfen, mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3,5 Metern weht es durch die Straßen Lüttichs. Das dürfte aber kein großes Problem für den Spanier sein.
Und richtig: mit 4:58 Minuten stellt er eine erste Richtzeit bei der Zwischenzeitnahme. Gut hält sich hier auch noch Gilberto Simoni, der erste Mitfavorit auf den Gesamtsieg, der sich auf die Strecke begeben hat. Mit 5 Sekunden Rückstand auf Zubeldia befindet sich Simoni voll im Bereich des Möglichen. Ein couragierter Auftritt des Italieners... Radio Tour meldet gerade, dass Zubeldia mit 8:55 die Bestzeit im Ziel aufgestellt hat. Was diese Zeit Wert ist, werden wir sofort sehen. Denn jetzt wird es aus deutscher Sicht richtig spannend: der Berliner Jens Voigt ist auf der Strecke.
Ja, Voigt sieht gut aus. Ihm scheint die Hitze gar nichts auszumachen, nach 3,5 Kilometern ist er gleichauf mit Zubeldia. Was für ein starker Auftritt von Voigt, der sich heute einiges vorgenommen hat... Simoni ist nun im Ziel, 11 Sekunden hinter Zubeldia, dessen Kapitän Mayo jetzt auf der Strecke ist. Ooh, der Wind ist stärker geworden, was für ein Pech für Voigt, dem es nun ausgerechnet auf dem Rückweg ins Gesicht bläst... Schade, schade - Voigt kämpft großartig, aber dennoch ist er am Ende eine winzige Sekunde langsamer als Zubeldia, der immer noch in Führung liegt. Bei der Zwischenzeitnahme haben wir aber jetzt mit Christoph Moreau von Credit Agricole einen neuen Führenden. Und eine faustdicke Überraschung: Scott Sunderland von Fosters liegt gleichauf mit Zubeldia und Voigt, wenn er da mal nicht überpacet hat? Richtig, Sunderland verliert im zweiten Sektor Zeit, liegt momentan mit 9:09 Minuten auf Platz 9. Jetzt wird es aber spannend, Jan Ullrich eröffnet den Zweikampf mit Lance Armstrong.
Schade, die Kameras können nicht überall sein. So haben wir nun die Zieleinfahrt von Moreau verpasst, der sich vier Hunderstel vor Zubeldia auf Rang 1 setzt. Bleiben wir aber doch lieber bei Jan Ullrich, und er scheint seine gute Form von der Tour de Suisse konserviert zu haben. Zur Halbzeit liegt er knapp 2 Sekunden vor den anderen Startern. Sein Tritt wirkt rund, mit über 50 km/h fährt Ullrich nun an der Maas entlang gegen den Wind. Das dürfte für Platz Eins reichen, und genau:
Sechs Sekunden liegt Ullrich nun vor Moreau und Zubeldia. Damit hat Ulle den Fehdehandschuh geworfen: Topfit auf den Tag hat er Lance Armstrong eine richtig harte Nuss auf den Weg gegeben. Wir dürfen gespannt sein, ob der Amerikaner an diese Zeit heran kommt. Nun schauen wir uns mal an, was die erste Hoffnung der Fosters-Mannschaft macht. Michael Rogers hat soeben die Startrampe verlassen:
Sie sehen es selbst, liebe Zuschauer, man glaubt es seinen Augen kaum. Der Australier scheint eine Abkürzung gefunden zu haben: bei der Zwischenzeit liegt er sage und schreibe 13 Sekunden vor Ullrich. Was für ein furioser Auftritt. Das kann er doch unmöglich durchhalten... Von wegen, sein Tritt ist weiter flüssig, zudem lässt ausgerechnet nun auf der Rückfahrt der Wind nach. Was für ein Geschenk des Himmels! Aber das, was Rogers heute hier zeigt, kann nicht nur mit göttlicher Fügung erklärt werden, er spult sein Pensum weiter ab und pulverisiert die Bestzeit im Ziel auf 8:28 Minuten - das ist 20 Sekunden schneller als Ullrich. Was für eine Sensation, ich weiß nicht, wer das noch unterbieten soll... Offensichtlich gibt es doch einen, der noch schneller als Rogers ist:
Bradley McGee ist zur Hälfte des Rennens noch einmal 8 Sekunden schneller als sein Teamkollege! Doch McGee scheint sich überschätzt zu haben, der Tritt wird auf den letzten Metern schwerer, am Ende reicht es nicht ganz: +3 Sekunden stehen für McGee auf der Uhr - die Plätze 1 und 2 für die Rasselbande aus Down Under, was für ein Auftakt! Zum Vergleich: Uwe Peschel vom Team Gerolsteiner liegt bei der Zwischenzeit schon 20 Sekunden hinter Rogers. Auch der Vorjahresdritte Tyler Hamilton kommt mit einem Rückstand von 22 Sekunden nicht annähernd an die Zeit der beiden Australier heran. Hamilton liegt damit 2 Sekunden hinter Ullrich momentan auf Rang 4:
Zeitgleich mit Hamilton kommt Aitor Gonzalez Jimenez ins Ziel. Sein Kollege Fabian Cancellara - ebenfalls mit großen Ambitionen gestartet, landet eine Sekunde dahinter. Auch wenn mit Armstrong noch der große Favorit am Start steht, kann man bei diesen Zeitabständen davon ausgehen, dass es beim Doppelsieg für Fosters bleibt, was für eine famose Leistung, was für eine Sensation zum Auftakt, so kann es bei der Tour weitergehen!
Während Armstrong nun auf der Strecke ist und bei der Zwischenzeit immerhin zwei Sekunden vor Ullrich liegt sind Mitfavorit Ivan Basso (Platz 45, +42 Sekunden) und Ex-Zeitfahrweltmeister Santiago Botero (drei Sekunden hinter seinem Kapitän ) im Ziel. Begleiten wir den Dominator der letzten Jahre auf den letzten Metern. Und Armstrong rettet seinen Vorsprung auf Ullrich ins Ziel. 1:0 für den Texaner, das er den Prolog nicht gewinnen konnte, wird ihn wenig ärgern.
Wir geben jetzt erstmal zurück und melden uns dann mit den Analysen und Stimmen des Tages zurück.