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FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Hoffi
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Beitrag: # 128242Beitrag Hoffi
8.5.2004 - 20:50

Katalanische Woche
5. Etappe
Der Schlussabschnitt der Woche in Katalonien von Baga nach Vic über 175 km wartet noch einmal mit gefährlichen und harten Bergen. Nachdem zu Beginn eine 10 km lange Bergwertung zu überfahren ist, müssen die Fahrer auf den letzten 30 km noch einmal zwei harte Anstiege überklettert werden.

Und auf diese beiden Anstiege spekulierten wir schon im Vorfeld des Rennens. Die 30 Sekunden, die Joaquin Rodriguez noch von Rang fünf trennen, wollen wir dort herausfahren. Das ist das klare Ziel des heutigen Tages. Dean Podgornik muss sich zunächst noch im Schatten wahren und soll nur bei Scheitern des Joaquinschen Angriffes im Spurt auf den Plan treten.


Mario Aerts (MOB), Pietro Caucchioli (ALB), Sebastien Chavanel (BLB), Carlos da Cruz (FDJ), Christophe Monier (COF) – und Christian Werner, der sich heute, so hatte er es nach wenigen Kilometern geäußert, „fabelhaft” gefühlt haben soll (und seine Aufgabe, die er dann auch gleich erfüllte, automatisch feststand) hatten sich nach einer halben Rennstunde auf den Weg gemacht. Doch fuhren die sechs Mann nur bis zur ersten Bergwertung zusammen an der Spitze. An dem 10 km langen Anstieg stellen Caucchioli und Aerts noch ganz klar heraus, wer die Elite ist. Christian konnte nicht folgen.

Im Laufe des Rennens wuchs der Vorsprung der beiden Führenden auf über zehn Minuten an – die Verfolgergruppe immer stabil zwischen diesen und dem Hauptfeld, das sich angesichts des Rückstandes der beiden Spitzenreiter (bei waren über zwanzig Minuten zurück) keine Sorgen über größere Veränderungen im Gesamtklassement machen musste.

Und so kam es, dass sich diese Situation bis zum vorletzten, bereits angesprochenen Anstieg, auch nicht veränderte. Erst in der Steigung machte das Feld in Person des Teams Gerolsteiner um Marcus Zberg, aufgrund eines Angriffes von Unai Osa, der erfolgreich war, richtig Dampf. Die Vorsprünge der beiden Gruppen vorne schmolzen so langsam aber sicher dahin.

Am letzten Anstieg kam dann der perfekt inszenierte Antritt von Joaquin. Aus dreierlei Gründen war dieser so gut gelaufen, wie wir es uns nie hätten erträumen lassen: Erstens gingen mit Laiseka (EUS), Rincon (USP) und Edaleine (COF) Fahrer mit, die noch um Tempoarbeit bemüht waren; zweitens hatte die Gerolsteiner-Mannschaft damit überhaupt nicht gerechnet, da sich Joaquin die gesamte Distanz über komplett unauffällig gezeigt hatte; und drittens überholten die vier Am Anstieg Osa (der später noch Gesellschaft von Lefevre erhalten sollte) und schlossen zur Verfolgergruppe mit Christian Werner auf, an der sie vorbeizogen – und einzig Christian mitgehen konnte.

Eine perfekte Ausgangslage also für uns. Mit zwei Mann konnten wir uns also nun auf den letzten 12 km um Tempo bemühen, folglich daher, dass das Feld nicht herankam. Vorne holte sich hingegen Caucchioli den Sieg und im Sprint der Verfolger konnte sich Rincon die beste Platzierung sichern – was uns aber auch relativ egal war, denn wichtiger war die Zeit, die das Feld um den Rest der Favoriten Rückstand hatte. Und das waren mehr als drei Minuten. Wieder eine Sache, die wir nicht für möglich gehalten hatten.

Bild
Rincon gewann den Spurt um Rang drei, Christian und Joaquin machten aber in der Gesamtwertung mächtig Plätze gut und platzierten sich beide unter den Top Ten (dass ich kein Siegerfoto habe, lag daran, dass man Freund sich eben um die Verfolger kümmern musste).

Ergebnis:
1 Pietro Caucchioli (ALB) 4:12:08
2 Mario Aerts (MOB) s.t.
3 Daniel Rincon (USP) + 7:44
4 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) s.t.
5 Christophe Edaleine (COF) s.t.
6 Christian Werner (ALT) s.t.
7 Roberto Laiseka (EUS) s.t.
8 Carlos Da Cruz (FDJ) s.t.
9 Laurent Lefèvre (BLB) + 9:47
10 Unai Osa (IBB) s.t.
11 Danilo Hondo (GST) + 10:46
12 Francesco Chicchi (FAS) s.t.
13 Angel Vicioso (LIB) s.t.
14 Thor Hushovd (C. A.) s.t.
15 Erik Zabel (MOB) s.t.

Gesamtwertung:
1 Beat Zberg (GST) 20:52:09
2 Andreas Klöden (MOB) s.t.
3 Marco Serpellini (GST) + 3:27
4 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) + 3:53
5 Sergio Barbero (LAM) + 4:03
6 Christian Werner (ALT) + 6:07
7 Iban Mayo (EUS) + 6:27
8 Tyler Hamilton (PHO) s.t.
9 Unai Osa (IBB) + 8:10
10 Axel Merckx (LOT) + 8:15
11 Richard Virenque (QSD) s.t.
12 Christophe Moreau (C. A.) s.t.
13 Francesco Casagrande (LAM) s.t.
14 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) s.t.
15 Isidro Nozal (LIB) s.t.

Und nach dem sehr guten Rennen von uns, wurden wir, als wir auf das Klassement blickten, auch noch ganz dick überrascht – denn Sergio Barbero hatte an den letzten beiden Anstiegen noch eine Menge Zeit liegen lassen und so konnte Joaquin nicht nur an Mayo und Hamilton, sondern auch am Tirrreno-Sieger vorbeiziehen und Rang vier einheimsen. Christian Werner konnte gar 19 Ränge (von 25 auf sechs) gutmachen – eine Wahnsinns-Leistung von ihm heute. Er hat sich den ganzen Tag über in den Dienst der Mannschaft gestellt und schaffte es, noch ein derart geniales Ergebnis herauszuholen. Respekt!

Fazit: Am Ende mutierte die Rundfahrt doch noch zu einem schönen Ereignis für uns. Die Plätze vier und sechs stellten uns sehr zufrieden. Vor allem Christian Werners Leistung macht uns extrem glücklich, denn nach der gestrigen Königsetappe noch auf Platz 25 liegend, präsentierte er sich heute ganz stark und konnte noch unter die Top Ten kommen. Die Vermutung bei ihm – er könne mehr – hat sich somit ganz klar bestätigt und in Richtung Deutschland-Tour, die er als unser Kapitän bestreiten soll, schaut es bei ihm auf jeden Fall wieder rosiger aus. Bei Joaquin Rodriguez sagt man, wenn man auf das Ergebnis guckt: „Ja und? Vierter, nichts besonderes von ihm bei einer derartigen Rundfahrt in seinem Heimatland“. Diesmal kann ich jedoch eindeutig widersprechen. Denke man sich die Ausreißer weg und stelle man sich einen normalen, da erwarteten, Ablauf der Rundfahrt vor, wäre er nun Gesamtsieger. Denn einzig Klöden, Serpellini und Barbero – alle Mitglieder der Aisreißergruppe – waren am Ende noch vor ihm. Mayo, Hamilton und Moreau hinter ihm. Eine gute Form für den Giro, den er als Fabian Jekers Helfer bestreiten soll, ist so vorprogrammiert – so denke ich zumindest. Und das ist nicht einmal extrem optimistisch, sondern, wie ich ehrlicherweise sagen muss, realistisch gedacht. Auch bei Dean Podgornik stehen die Flaggen auf Sturm. Ein Etappensieg und viele gute Etappenplatzierungen, wie das Sprintertrikot beweist, versprechen uns weitere gute Platzierungen und eine tolle Entwicklung von ihm.
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Hoffi
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Beitrag: # 128259Beitrag Hoffi
8.5.2004 - 21:53

Während Didi Thurau mit seiner Mannschaft aus Katalonien heute morgen erst abgereist ist, fuhr ich mit einem Teil der Truppe rüber nach Belgien, wo wir die nächsten Wochen mit den Kopfsteinpflaster-Klassikern verbringen werden (bis zum Scheldepreis). In der Zeit werden sich Klaus-Peter Thaler und Didi mit dem Rest der Mannschaft mit Training rumschlagen oder auch Rennen besuchen. So planen wir, dass Klaus-Peter Thaler einen anderen Teil der Mannschaft beim Criterium International und bei der Baskenland-Rundfahrt betreuen wird, reist Didi zu den drei Tagen von de Panne nach Belgien nach. So müssen ein paar Fahrer mit Training alleine gelassen werden oder mit einem privaten Coach trainieren (wie es Fabian Jeker in den Bergen derzeit noch tut) – dies trauen wir ihnen aber zu.

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E3 Preis von Flandern

Der 200 km lange Klassiker ist mit einigen Kopfsteinpflasterpassagen bestückt, von denen auch ein paar die berühmt berüchtigten Henningen von Flandern sind.
Der Kreis der Favoriten für den Sieg heute war sehr eingeengt, da einige der großen Fahrer heute noch nicht man Start waren. König Johan, Wauters, Guesdon, Hoffmann, van Bon, Klier, Aldag, Eisel oder auch der Italiener Pieri zählte ich hier zu den Leuten, die das Rennen ganz vorne beenden könnten.

Die Pflaster-Rennen in den nächsten zwei Wochen hier in Belgien bzw. Frankreich werden wir mit ein und der selben Mannschaft bestreiten – einzig bei Ausfällen würden wir noch Änderungen vornehmen. Roger Hammond, Xavier Florencio und Thomas Liese sind die Kernpunkte der Mannschaft. Vor allem wollen wir natürlich aber alles in Roger setzen. So auch heute. Er soll heute seit dem Het Volk einen nächsten ernsten Test fahren und versuchen, das Rennen ganz weit vorne zu beenden.


Das Wetter war heute typisch für Flandern: Regen und nasse Straßen, die das Rennen zusätzlich erschwerten. Trotz dessen versuchten sich nach wenigen Kilometer Andrey Kashechkin (C. A.) und Laszlo Bodrogi (QSD) in einem Ausreißversuch, der jedoch schon nur 30 km später beendet war.

Eine ernster zu nehmende Gruppe fuhr dem Feld dann jedoch an der ersten Pflaster-Passage nach 125 km davon: acht Mann, darunter Farazijn (COF), Cancellara (FAS), Bramati (QSD) und Peron (CSC), setzten sich ab. Nur ein paar Kilometer, bei dem nächsten Kopfsteinpflaster, kamen Aldag (MOB), Wauters (RAB) und White (COF) hinzu. Die elf Spitzenreiter verfolgten dann Guesdon (FDJ), Pieri (SAE) und Roger Hammond. Uns war es zu bunt da vorne geworden, denn zu viele starke Fahrer hatten sich eingemischt und so hatten wir entschlossen, auch nach vorne zu gehen.

An dieser Rennsituation änderte sich die nächsten 10 km, also vor noch fünfzig zu fahrenden, nichts mehr; erst dann verließen einige Fahrer die Kräfte (Farazijn, Bramati und White fielen zurück) oder auch das Glück (Pieri hatte eine Panne und verlor so wertvolle Sekunden). Roger hingegen hatte noch mit keinem der beiden Dinge Probleme und so versuchte er seiner derzeitigen Gruppe auch wegzufahren, um zu den nur noch zwei (Aldag und Wauters, alle restlichen waren in der Zwischenzeit zurückgefallen) verbliebenen Fahrern vorne aufzuschließen – und er kam auch heran. Doch als er gerade den Anschluss hergestellt hatte, war Schluss mit Glück: ihn ereilte eine Panne.

Und so wurde er von der nachfolgenden Gruppe eingeholt. Eisel, Guesdon, Pieri, Farazijn (hatte sich halten können und war nun mächtig am kämpfen), Bramati und dessen Chef Museeuw hatten sich in dieser Gruppe, der nun auch Roger angehörte, formatiert. 30 km waren zu diesem Zeitpunkt noch zu fahren. Während sich hinten im Feld die Spreu vom Weizen weiter trennte und sich die Fahreranzahl auf knapp 25 reduziert hatte, hielten die Verfolger zusammen. Einen relativ großen Rückstand von 1:30 Minuten versuchten sie wett zu machen.

Bramati leistete noch einige Kilometer für Museeuw harte Arbeit, ehe er sch zurückfallen ließ – der völlig erschöpfte Farazijn mit ihm. Doch trotzdem blieb das Tempo in der Gruppe sehr hoch, da alle mitmachten und Einigkeit herrschte. Doch die beiden Oldies vorne kamen trotzdem durch. Auf der Zielgerade hatten Roger und Co den Rückstand auf ein paar Meter reduziert – zu wenig. Dafür konnte Roger aber erwartungsgemäß noch den dritten Rang im Spurt der Gruppe einfahren.

Bild
Wauters gewinnt vor Aldag und dem geschlagenen Roger.

Ergebnis:
1 Marc Wauters (RAB) 5:44:45
2 Rolf Aldag (MOB) s.t.
3 Roger Hammond (ALT) s.t.
4 Johan Museeuw (QSD) s.t.
5 Dario Pieri (SAE) s.t.
6 Bernhard Eisel (FDJ) s.t.
7 Frédéric Guesdon (FDJ) + 0:14
8 Davide Bramati (QSD) s.t.
9 Peter Farazijn )COF) + 1:03
10 Andrej Hauptman (LAM) + 1:34
11 Matthew White (COF) s.t.
12 Leon Van Bon (LOT) s.t.
(Insgesamt 25 Fahrer mit derselben Zeit.)

Mit dem Tag heute können wir zufrieden sein. Roger hat seine Form unter Beweis gestellt – auch wenn es nicht zum Sieg reichte. Und auch Xavier Florencio und Thomas Liese sind gut drauf, denn sie kamen mit der 25köpfigen Verfolgergruppe, die von Hauptmann angeführt wurde, ins Ziel. Weiteres gibt es Momentan nicht zu sagen.
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Hoffi
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Beitrag: # 128315Beitrag Hoffi
9.5.2004 - 13:06

Criterium International

Das Criterium an der französisch-belgischen Grenze wartet mit drei Etappen auf die Fahrer: einer flacheren Etappe mit ganz kleinen Steigungen, einer Mittelgebirgsetappe mit einem Schlussanstieg und einem 9 km langen und komplett flachen Zeitfahren zum Abschluss. Die letzten beiden Abschnitte werden als eine Doppeletappe an einem Tag gefahren.
Der Favoritenkreis für den Gesamtsieg ist extrem groß. Doch um am Ende ganz oben zu stehen, bedarf es exzellenten Fähigkeiten an kleinen anstiegen und im Zeitfahren, daher waren die ganz hoch geschätzten Favoriten Lance Armstrong, Dario Frigo, Aitor Gonzalez Jimenez, Alexandre Moos, Levi Leipheimer, Isidro Nozal und Iban Mayo. Unterschätzen sollte man aber auch nicht diejenigen, deren Stärke zwar nicht das Zeitfahren, dafür aber die hier zu überquerenden Berge sind. Bettini, Boogerd, Bartoli, A. Osa (bei denen jedoch eher zu erwarten ist, dass sie sich die Form für die vier Weltcuprennen im April holen wollen) und Aerts zählte ich zu diesen.

Unsere Mannschaft bei dem zweitägigen Etappenrennen in den Ardennen betreute Klaus-Peter (wie bereits gesagt, war ich mit einem Teil der Mannschaft in Belgien, zu der im April auch Didi Thurau hinzustoßen wird). Der Kader, den wir in das berühmte Mittelgebirge schickten, war von Zeitfahrer, die ihre Chance auf dem Schlussabschnitt wahrnehmen wollten, geprägt, denn Thomas Dekker, Niels Scheunemann, Juan Carlos Dominguez und Markus Fothen fuhren mit Gerhard Trampusch (eher für Ausreißversuche eingeplant) und unserem großen Trumpf José Ivan Gutierrez Palacios nach Frankreich. Für letzteren ist es nach den nicht wie gewünscht laufenden Rennen bereits die dritte von vier Rundfahrten, bei denen er sich das Ziel Gesamtsieg gesteckt hat. Er muss sich nun endlich hier bei uns beweisen.


1. Etappe
Zum Auftakt der Rundfahrt müssen rund um Charlevilles Mézieres 181 km bewältigt werden, nach denen im Ziel ein Massensprint erwartet wird, denn einzig die letzten 30 km machen das Leben schwer. Dort warten kleinste Anstiege auf das Feld, als letztes eine Bergwertung 10 km vor Toresschluss.

Die Vorgaben waren klar: José Ivan sollte heute versuchen, so weit wie möglich vorne anzukommen. Ob im Massensprint oder nach einem Angriff an den kleinen giftigen Hügelchen kurz vor dem Ziel. Das sollte er selbst entscheiden – je nach Gefühl.


Anfänglich gescheiterten Ausreißversuchen verschiedenster Fahrer folgte eine langsame Fahrt rund um Charlevilles Mézieres. Wie eine Gruppe Hobbyfahrer, die sich hauptsächlich für die Landschaft zu interessieren schienen, ging es die ersten 70 km zugange. Erst dann weckte eine weggefahrene sechsköpfige Spitzengruppe mit d’Abrusco (LAM), Wegmann (GST), Michaelsen (CSC), Fertonani (PHO), Robin (FDJ) und Sprick (BLB) den fast eingeschlafenen großen Haufen hochbezahlter Stars.

Doch so richtig wach wurde es nicht, das Feld. Bis 4:30 Minuten konnten sich die Ausgerissenen absetzen, ehe die spanische Balearen-Mannschaft um Kapitän Aitor Osa das Heft in die Hand nahm und nach 120 km für Tempo sorgte. Und so dauerte es auch keine 40 km, da waren die sechs Mann wieder im Feld. 20 km waren noch zu fahren gewesen. Die heiße Phase hatte begonnen. Auch für José Ivan.

Er hatte sich vorne platziert und an der letzten Bergwertung 10.000 Meter vor dem Ziel hatte er attackiert – ohne den erwünschten Erfolg. Weggekommen war er nicht, viel mehr hatte er das gesamt Peloton auseinandergerissen und manchen Sprintern die Kraft geraubt. Zusammen mit Paolo Bettini, der aufmerksam mitgegangen war, versuchte er, den Zustand des auseinandergerissenen Feldes beizubehalten, doch auch sie konnten nicht verhindern, dass sich ein paar der Männer mit den schnellen Beinen noch vorne mit hineinschieben konnten.

Nicola Gavazzi, Janek Tombak und Isaac Galvez waren dies – und die drei machten auch den Sieg unter sich aus: Sie fuhren mit eben genannter Reihenfolge ins Ziel ein. José Ivan und Bettini blieben nur die Ränge vier und fünf.

Bild
Nicola Gavazzi gewann vor Tombak und Galvez; José Ivan blieb nur der undankbare vierte Rang.

Ergebnis:
1 Nicola Gavazzi (SAE) 4:58:04
2 Janek Tombak (COF) s.t.
3 Isaac Galvez (IBB) s.t.
4 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) s.t.
5 Paolo Bettini (QSD) s.t.

Gesamtwertung:
1 Nicola Gavazzi (SAE) 4:57:54
2 Lars Michaelsen (CSC) + 0:04
3 Janek Tombak (COF) s.t.
4 Fabian Wegmann (GST) s.t.
5 Isaac Galvez (IBB) + 0:06
6 Marco Fertonani (PHO) + 0:09
7 José Ivan Gutierrez Palacios (QLT) + 0:10
8 Paolo Bettini (QSD) s.t.

Der vierte Rang von José Ivan ärgert uns schon ein bisschen, denn so sprintete er an dem mit Zeitbonifikation bestückten dritten Platz vorbei – und der wäre bei einer solchen Rundfahrt, die am Ende nur sehr geringe Zeitabstände aufweisen wird, ganz wichtig gewesen. Aber gut, was das kosten wird, kann man erst nach der Rundfahrt sehen.
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Hoffi
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Beitrag: # 128375Beitrag Hoffi
9.5.2004 - 19:07

Criterium International
2. Etappe, Teil a
Heute morgen stand der erste Abschnitt der Doppeletappe auf dem Programm. Über 102 km und einigen kleinen, aber steilen Anstiegen ging es von Les Mazures nach Monthermes. Der knapp drei Kilometer lange Schlussanstieg wird dabei die (Vor-)Entscheidung über den Gesamtsieg bei er Rundfahrt bringen – das waren sich alle sicher. Doch auch ein ähnlicher (sogar noch etwas steilerer) Anstieg 20 km vor dem Ziel könnte schon einige Löcher in das Feld reißen.

Auf diesen letzten drei Kilometern sollte auch José Ivan seine Chance wahrnehmen und mit den besten versuchen mitzugehen, um sich für das heute Nachmittag stattfindende Zeitfahren eine gute Ausgangslage zu verschaffen.


Das Rennen entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem nervösen Machtspielchen der Favoriten, die immer wieder ihre Helfer attackieren ließen, um die Konkurrenz zu fordern. Folglich daher, dass das Tempo extrem hoch war und keine Attacke gelang. Über 80 km trieben US Postal (Armstrong), Fassa Bortolo (Frigo), Euskaltel Euskadi (Mayo), Liberty Seguros (Nozal) und Co diese Spielerei miteinander, ehe Paolo Bettini am angesprochenen vorletzten Schweren Anstieg das Tempo weiter anzog und somit das komplette endgültig auseinander riss.

Die gesamte Konkurrenz musste dem natürlich folgen und hängte sich an das Hinterrad von Bettini. Nur einer der hoch gehandelten Fahrer verlor im Laufe der Steigung den Anschluss an die Spitze: José Ivan. Er musste sich jetzt schon den Berg nur noch hochquälen und konnte so der von Bettini inszenierten 28köpfigen Spitzengruppe nicht folgen – das Aus. Mit einer ungefähr genauso großen Gruppe, wie diejenige, die an der Spitze mit dem gesamten Favoritenkreis lag, versuchte er auf dem 20 km langen Flachstück bis zum letzten Anstieg noch einmal heranzukommen, doch ohne Erfolg.

Vorne wurde ein hohes Tempo getreten und so wuchs José Ivans Rückstand eher mehr, als dass er sich verringerte. Am letzten Anstieg wurde dann die ganze Angelegenheit noch einmal weiter auseinandergerissen – einzig vorne kam eine 18 Mann große Gruppe zusammen im Ziel an. Angeführt von Paolo Bettini, der den Spurt gewinnen konnte und Michael Boogerd auf den zweiten Rang verwies.

José Ivan konnte jedoch an keinem der großen Spitzengruppe mehr herankommen und wurde mit fast zwei Minuten Rückstand 29.

Es gibt neben dem schwachen Auftritt von José Ivans auch noch weitere schlechte Nachrichten: Das Motorrad mit meinem Freund stürzte nach ein paar Kilometern in einer Kurve und der Fahrer zog sich schwere Verletzungen zu, mein Freund hingegen zum Glück nur eine Gehirnerschütterung. Wann er jedoch wieder auf dem Motorrad sitzen kann, vermag ich jetzt nicht zu sagen. Hoffentlich wieder zur Flandern-Rundfahrt.

Ergebnis:
1 Paolo Bettini (QSD) 2:55:39
2 Michael Boogerd (RAB) s.t.
3 Dario Frigo (FAS) s.t.
4 Lance Armstrong (USP) s.t.
5 Christian Vandevelde (LIB) s.t.
6 Iban Mayo (EUS) s.t.
7 Isidro Nozal (LIB) s.t.
8 Jean-Cyril Robin (FDJ) s.t.
9 Andreas Klöden (MOB) s.t.
10 Michele Bartoli (CSC) s.t.
11 Didier Rous (BLB) s.t.
12 Laurent Lefèvre (BLB) s.t.
13 Aitor Osa (IBB) s.t.
14 Matthias Kessler (MOB) s.t.
15 Leonardo Bertagnolli (SAE) s.t.

Gesamtwertung:
1 Paolo Bettini (QSD) 7:53:43
2 Dario Frigo (FAS) s.t.
3 Isidro Nozal (LIB) s.t.
4 Matthias Kessler (MOB) s.t.
5 Kim Kirchen (FAS) s.t.
6 Alexandre Moos (PHO) s.t.
7 Laurent Lefèvre (BLB) s.t.
8 Leonardo Bertagnolli (SAE) s.t.
9 Lance Armstrong (USP) s.t.
10 Michael Boogerd (RAB) s.t.
11 Didier Rous (BLB) s.t.
12 Christian Vandevelde (LIB) s.t.
13 George Hincapie (USP) s.t.
14 Jean-Cyril Robin (FDJ) s.t.
15 Iban Mayo (EUS) s.t.
28 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) + 1:51

Aufgrund der fehlenden Zeitgutschriften bei der Etappe sind in der Gesamtwertung noch alle Top-Fahrer zeitgleich und da einzig noch ein Zeitfahren aussteht, zählen Frigo, Nozal, Moos, vor allem Armstrong und durchaus auch Mayo zu den Favoriten für heute Nachmittag. José Ivan hat sich alle Chancen durch seinen Einbruch am vorletzten Anstieg verbaut. Mit knapp zwei Minuten Rückstand, auf die Gesamtwertung schielend, in ein neun Kilometer langes, völlig flaches Zeitfahren zu gehen, würde selbst größter Optimismus nicht zulassen und so können wir einzig auf den Tagessieg hoffen. Alles andere wäre Utopie.


2. Etappe, Teil b
Über das Profil des Zeitfahrens ist alles gesagt: neun Kilometer lang und völlig flach. Es wird die endgültige Entscheidung über den Gesamtsieg bringen, dafür sind auch die interessantesten Namen bereits erwähnt.

Auch unser Vorhabe ist klar und lautet Tagessieg mit einem guten Teamergebnis. Aber ob José Ivan angesichts seines gestrigen Abschneidens für den Sieg infrage kommt, muss man doch arg bezweifeln, dann eher vielleicht schon Juan Carlos Dominguez.


Das Positive vorweg: Wir konnten drei Fahrer unter die Top Ten bringen. Doch kommen wir schnell zu den negativen Aspekten, die wie fast immer die der Ardennen-Tour die Positiven überschatten. An unser Ziel, den Tagessieg, kamen wir nicht annähernd heran, nicht einmal ein Podiumsplatz durfte es werden. Dann enttäuschten auch noch Niels Scheunemann und Thomas Dekker, die sich nur um den 30. Rang platzieren, vor allem für letzteren eine schwache Leistung – trotz erst 20 Jahren. Da hat er sich schon deutlich besser präsentiert als heute.

Den Sieg hingegen holte sich erwartungsgemäß Lance Armstrong mit einer Sekunde Vorsprung auf Bradley McGee und Aitor Gonzalez.

Meinem Freund geht es übrigens schon wieder besser, aufs Motorrad konnte er aber heute noch nicht steigen.

Ergebnis:
1 Lance Armstrong (USP) 11:05
2 Bradley McGee (FDJ) + 0:01
3 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) s.t.
4 Isidro Nozal (LIB) + 0:04
5 Juan Carlos Dominguez (ALT) + 0:06
6 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) s.t.
7 Dario Frigo (FAS) + 0:09
8 Jan Hruska (LIB) s.t.
9 Markus Fothen (ALT) s.t.
10 Claus Michael Møller ALESSIO - BIANCHI s.t.

Gesamtwertung:
1 Lance Armstrong (USP) 8:04:48
2 Isidro Nozal (LIB) + 0:03
3 Dario Frigo (FAS) + 0:08
4 Kim Kirchen (FAS) + 0:13
5 Iban Mayo (EUS) s.t.
6 Laurent Lefèvre (BLB) s.t.
7 Didier Rous (BLB) s.t.
8 Michele Bartoli (CSC) + 0:15
9 George Hincapie (USP) + 0:17
10 Leonardo Bertagnolli (SAE) s.t.
11 Andreas Klöden (MOB) + 0:19
12 Alexandre Moos (PHO) + 0:20
13 Aitor Osa (IBB) + 0:27
14 Paolo Bettini (QSD) + 0:30
15 Michael Boogerd (RAB) s.t.

In der Gesamtwertung konnte sich José Ivan noch auf den 26. Platz vorarbeiten, was für uns allerdings völlig uninteressant war. Ansonsten veränderte sich durch das Zeitfahren natürlich noch einmal fast alles. Bettini fiel weit zurück, während Armstrong auf Rang eins vorfuhr und sich schon in einer extrem guten Verfassung zeigte. Auch Kim Kirchen war ganz stark, eine weitere Enttäuschung für mich aber auch Alex Moos, den ich nach dem ersten Teil der beiden Etappen heute für einen der Top-Favoriten hielt.

Fazit: Abharken und Weiterschauen. Mehr kann ich nach unserem Abschneiden in den Ardennen nicht mehr sagen. Ein ganz schwacher Auftritt von José Ivan. Die Mittelmeer-Rundfahrt, Paris-Nizza, das Criterium International und die Holland-Tour sind bzw. waren seine großen Ziele. Bei allen war der Fokus auf Gesamtsieg ausgerichtet. Die ersten beiden Rundfahrten beendete er immerhin noch unter den Top Ten und wir vermuteten, dass die Berge zu lang waren und hofften auf das Criterium – doch da dann das völlige Debakel. Die Zeitfahren bei Tour und Vuelta, sowie die Holland-Tour bleiben ihm nur noch, um zu zeigen, dass er meine Erwartungen erfüllt. Aber auch ich selbst könnte mich dumm und dämlich ärgern. Für keinen anderen Fahrer habe ich mich so sehr eingesetzt wie für ihn. Ich wollte ihn unbedingt haben, doch nun hat er mich nahtlos enttäuscht. Aber draufhauen bringt auch nichts, denn keiner wird sich mehr über die verpassten Chancen ärgern, als er selbst. Wir werden ihn nun in Richtung Tour aufbauen und hoffen, dass er über ein paar Zeitfahren (geplant sind Deutschland-Tour und der Clasica Alcobendas) seine Form noch findet. Thomas Dekker und Niels Scheunemann fuhren auch nicht so, als das wir mit ihnen voll und ganz zufrieden sind. Es lief einfach nicht beim Criterium International. Der einzige Fahrer, mit dem wir zufrieden sind, ist Markus Fothen. Seine Entwicklung verläuft weiter gut und wir können in ihn in Zukunft sicher noch mehr Hoffnungen und Anforderungen stellen, als dies derzeit der Fall ist. Doch trotz Markus herrscht natürlich Designation und wir können nur hoffen, dass die Ardennen wenigstens im April ein gutes Pflaster sind.
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Beitrag: # 128692Beitrag Hoffi
11.5.2004 - 15:24

1. April 2004, Zeit für ein erstes
Zwischenfazit
nach dem Januar mit dem Saisonauftakt und hauptsächlichem Training, dem Februar mit ersten ernst zu nehmenden Vorbereitungsrennen und dem März mit den ersten ganz großen Veranstaltungen.

Fahrer im Einzelnen:

Alejandro Valverdes ersten drei Monate in diesem Jahr 2004 waren hauptsächlich von harten Trainingsrunden im Baskenland, Frankreich (zur Besichtigung der Tour-Strecke) und Deutschland geprägt, nur ein paar mal startete er auch bei Rennen, wie auf den Balearen zur Mallorca-Challenge oder bei der Valencia-Rundfahrt. Einmal testete er seine Form (bei der Trofeo Manorca) – und gewann prompt. Ein Zeichen für uns, dass wir im Plan liegen, was eine Top-Form von der Tour über die Olympischen Spiele bis zur Vuelta anbelangt. Aufgrund dieser langen Zeit, in der er seine besten Tage haben will bzw. soll, fuhr er bis jetzt nur wenige Rennen, die sich vergleichsweise auch nicht häufen sollen (das Training steht weiter im Vordergrund, so ist er gerade aus einem Bergtrainingslager zurückgekehrt), er jedoch als Test die Baskenland-Rundfahrt und das Dauphine Libere in Angriff nehmen soll, um sich den letzten Rennschliff zu holen und die Form zu testen.

Auch bei Fabian Jeker liegen wir voll im Plan. Zwar hat auch er seine Schwerpunkte auf Training verlagert, doch hat einzig die Langkawi-Rundfahrt, die er als dritter beendete, gezeigt, dass er es Richtung Tour de Romandie, Giro d’Italia und Tour de Suisse langsam angehen kann. Und auch bei ihm soll sich nicht weiter an den Planungen ändern. Als Test für seine drei großen Ziele soll er noch den Giro del Trentino und vielleicht auch die Deutschland-Tour fahren und gewinnen. Was nach der Tour de Suisse kommt ist – neben einer Pause – bei ihm aber noch völlig unklar. Auf keinen Fall aber die Tour de France.

José Ivan Gutierrez Palacios ist bisher unsere größte Enttäuschung. Für sein Kommen in unser Team hatte ich mich mehr als für jeden anderen eingesetzt, doch seine Leistungen waren mehr als dürftig. Die Mittelmeer-Rundfahrt, Paris-Nizza, Das Criterium International und die Holland-Tour wollte er gewinnen, doch nach drei der vier Veranstaltungen hat er die Erwartungen nicht im geringsten erfüllt. Sechster, sechster, sechsundzwanzigster. Das sind seine drei Endplatzierungen bei den ersten drei Rundfahrten. Alles andere als berauschend. Doch wir haben Hoffnung für die Holland-Tour und die Zeitfahren von Tour und Vuelta (wo er ebenfalls glänzen will), da es teils simple Gründe für seine Abschneiden gibt. So waren die Anstiege bei der Tour de Mediterraneen und dem Rennen zur Sonne wohl zu lang und so konnte er nicht mit den besten mithalten; beim Criterium International mit wahrlich keinen großen Steigungen und einem Rennen, das ihm wie auf den Leib geschneidert ist, hatte er dann seine schwärzesten Stunden seiner Karriere, als es auf die entscheidenden Kilometer der Rundfahrt ging. Unvermögen, falsche Einschätzungen unsererseits und auch Pech kamen zusammen und brachten die vorliegenden Ergebnisse zustande. In Holland und bei den Zeitfahren kann es nur besser werden – was es ganz sicher auch wird. Denn erstens sind die Anstiege in den Niederlanden ganz klein (umso besser für ihn) und in den Zeitfahren hatte er nie die Probleme wie am Berg (auch bei der ENECO-Tour ist ein Einzelzeitfahren). Nach schwachen Leistungen bei einem Teil seiner Ziele blicken wir nun wieder positiver Richtung Sommer und Herbst.

Giuliano Figueras ist derzeit die Überraschung bei uns. Denn wer hätte vor der Saison einen Sieg von ihm bei Mailand-San Remo für möglich gehalten? Ich ehrlich gesagt nicht. Zwar hatte er schon bei seinen Vorbereitungsrennen (Tour Down Under und Tirreno-Adriatico) eine fabelhafte Form gezeigt, als er jeweils fünfter der Gesamtwertung war (bei der Tirreno-Rundfahrt kam aufgrund von unglücklichen Umständen nicht der Sieg zustande) und außerdem eine Etappe zwischen den beiden Meeren gewinnen konnte. Doch trotz seiner bisherigen riesigen Erfolgen soll seine Zeit noch bei den Ardennen-Klassikern und dem Amstel Gold Race beziehungsweise den Spätsommer-Weltcuprennen wie Zürich, San Sebastian oder den HEW Cyclassics kommen. Aufgrund seines Sieges bei der ersten Weltcupveranstaltung haben wir uns auch für einen Start bei der Flandern-Rundfahrt entschieden, um das Führungstrikot de Coupé du Monde zu präsentieren. Außerdem hoffen wir dort, dass er ein paar Punkte einsammeln kann und mit ein wenig Glück kann er das Trikot auch beim Amstel tragen (bei Paris-Roubaix startet er nicht) – dies ist zumindest unsere Hoffnung. Eine andere, bisher ungeklärte Frage bei ihm ist ein Start beim Giro d’Italia. Klar, er ist ein Italiener und will sich seinen Landsleuten präsentieren, aber je nachdem, wie seine Form nach Lüttich-Bastogne-Lüttich ist, entscheiden wir, dann. Ein Start wäre aber auf jeden Fall sinnvoll, denn zu Anfang des Giros stehen für ihn ein paar attraktive Etappen für einen Tagessieg auf dem Programm (für die Gesamtwertung sollte man ihn nicht auf den Plan haben, aber man weiß ja nie) – endgültig wird aber erst Anfang Mai entschieden.

Die Zeit von Roger Hammond ist noch nicht so richtig gewesen, sondern bricht erst jetzt wirklich an. Den Omloop Het Volk und den E3 Preis von Flandern, wo er am Ende sechster und dritter war, sollte nicht mehr und nicht weniger als erste ernsthafte Tests der Form sein, welche uns angesichts der Rennresultate immer Recht in unserer Arbeit gab. Nun soll er bei der Tour de Panne die Form auf endgültigen Hochstand bringen und diese dann bei der Flandern-Rundfahrt und vor allem bei Paris-Roubaix ausspielen – darauf arbeitet er schon das gesamte Jahr hin. Das sind seine großen Saisonziele, wo er seine größten Erfolge feiern will. Doch trotz seiner relativ frühen Saisonhöhepunkte, planen wir bei ihm auch noch ein paar Teilnahmen an Rundfahrten in der zweiten Saisonhälfte (unter anderem Burgos-Rundfahrt) und ein paar Klassiker (unter anderem Paris-Tours), in dieser Hinsicht steht jedoch noch rein gar nichts fest, denn wir entscheiden wohl eher kurzfristig – der Form wegen.

Unser bester Sprinter, Francisco Gutierrez Alvarez, hat sich schon gut entwickelt in der Zeit, seit dem er bei uns im Team fährt. Auf die Tour de France und die Vuelta e Espana arbeitet er hin, denn dort will er sich unter den ganz groß0en Sprintassen bzw. seinen Landsleuten beweisen und zeigen, dass er ein ganz großer werden kann. Bei der Langkawi-Rundfahrt (drei Etappensiege) und der Tirreno-Adriatico (ein Etappensieg) deutet er dieses Potential bereits an. Um ihn Richtung Saisonhöhepunkte jedoch nicht auszupowern wird er vor der Tour nur noch bei der Deutschland-Tour an den Start gehen, um sich den letzten Feinschliff zu holen. Nach der Frankreich-Rundfahrt geht es über die HEW Cyclassics und (wahrscheinlich) der Holland-Tour zur Vuelta, nach der er bei Paris-Tours noch starten soll. Bei alle diesen Rennen erwarten wir jedoch keine Wunderdinge von ihm, er soll sich entwickeln und in die Rolle eines Top-Sprinters hineinwachsen – trotzdem wäre es natürlich schön, wenn er den ein oder anderen Sieg bei einer größeren Rundfahrt feiern könnte. Es wäre schön, aber wie gesagt – erwarten tun wir nichts. Nur, dass er eine gute Figur abgibt.

Bei Dean Podgornik, unserem – Alejandro Valverde mal ausgenommen – zweiten Sprintspezialisten lief es auch besser als erwartet. Vor der Saison habe ich gedacht, dass Potential und Entwicklungsstatus unseres Youngster deutlich geringer sind als die von Francisco Gutierrez. Zwar kommt er an den Spanier nicht ganz heran, doch sind seine Erfolge durchaus beachtlich. Vor allem mit dem Etappensieg bei der Katalanischen Woche hat er auf sich aufmerksam gemacht. Mit einem bestimmten Ziel (Giro d’Italia) ist er in die Saison gestartet – ohne Erwartungen an sich selbst (wir hatten an ihn ebenfalls kaum welche). Und schaut man sich sein bisher erreichtes an, verwundern die Erfolge von Dean einen schon. Beim Giro soll er sich dann weiter präsentieren und seine Entwicklung vorantreiben.

Kleinere spanische Rundfahrten sind die Ziele von Joaquin Rodriguez Oliver, wie die Valencia- oder Burgos-Rundfahrt und die Katalanische Woche. Seine Auftritte dort waren stark. Dritter in Valencia, vierter in Katalonien, zweitere oben genannte Rundfahrt steht im Spätsommer noch an. Seine Ergebnisse waren sehr gut und unsere Zufriedenheit mit ihm ist durchaus groß, doch haben wir bei ihm ein Problem – und das lautet Grand Tours. Dass er die Vuelta fährt, war von Beginn außer Frage (zwar nicht auf Gesamtsieg, aber vielleicht auf Bergtrikot und Etappensieg), zudem planen wir beim Giro mit ihm als Edelhelfer in den Bergen für Fabian Jeker, doch lässt dies noch einen Start bei der Tour de France zu? Eine schwere Frage, die wir noch nicht beantwortet haben. Nach dem Giro soll er erst mal ein wenig Pause machen und dann langsam wieder an die Rennen gehen – ein Tour-Start wird dann entschieden.

Juan Carlos Dominguez sollte zusammen mit Fabian Jeker und Thomas Liese die Oldies in unserer Truppe sein und die insgesamt sehr junge Mannschaft leiten und führen – mit Autorität wie mit Leistung. Doch bei Juan Carlos überwiegt derzeit ersteres. Seine Leistungen waren bisher nicht so, als das man sagen könnte, er würde unserer jungen Garde als Orientierung dienen. Vor allem (ehrlich gesagt: fast nur) legen wir bei ihm natürlich Wert auf die Zeitfahren, bei denen er bisher konstant unter die Top Ten, aber nie wirklich überzeugen und noch ganz vorne stürmen konnte. Es lag wahrscheinlich an der noch nicht sehr guten Form und auch an Substanzverlust wegen seines Alters. Doch hoffen wir, dass er zu Tour und Vuelta in Top-Form ist, um dort zusammen mit José Ivan Gutierrez Palacios die Mannschaft bei den Teamzeitfahren zu führen und bei den Einzelzeitfahren vielleicht mal aufs Podium zu stürmen – ob das einzig Visionen sind oder es Wirklichkeit werden könnte, wissen wir selbst noch nicht.

Thomas Dekker, Niels Scheunemann und Markus Fothen sind weitere junge Fahrer, deren absolute Stärke der Kampf gegen die Uhr ist, die ihren Zenit aber noch lange nicht erreicht haben. Markus ist derzeit am weitesten von den dreien, Thomas hat aber durchaus dasselbe Potential, ist aber noch jünger und muss noch mehr lernen. Niels’ Potential sehe ich nicht auf einer Stufe mit den anderen beiden, von denen Markus schon beachtliche Ergebnisse erfahren konnte. Top-Ten-Platzierungen sind bei ihm schon fast Alltag geworden; die anderen beiden treiben sich noch mehr um die Plätze 30 plus herum.
Weitere junge Fahrer, die ihren Stärken jedoch woanders haben als die drei erstgenannten, sind Christian Werner, Gerhard Trampusch, Xavier Florencio und Andy Flickinger. Die beiden ersteren könnten sich im Laufe ihrer Karriere zu Bergspezialisten entwickeln – zumindest das Potential ist vorhanden. Christian hat bei der Katalanischen Woche (sechster) durchaus bewiesen, was er drauf hat, während Gerhard mit guten Ergebnissen noch auf sich warten lässt. Beim Giro soll er sich jedoch zeigen. Die letzteren beiden haben ihre Stärken mehr im Klassikerbereich, speziell kleinen, steilen, giftigen Steigungen und auf dem Kopfsteinpflaster. Bewiesen haben sie ihr Potential auch schon: So wurde Andy beim GP d’Ouverture hinter José Ivan Gutierrez zweiter und Xavier sechster bei Mailand-San Remo – ein unerwartet gutes Resultat von ihm. Nun im April haben beide die Chance bei den großen Frühjahrsklassikern, sich für höhere Aufgaben anzubieten und ihre Entwicklung weiter voranzutreiben. Thomas Liese habe ich bereits angesprochen. Der Hauptgrund seiner Verpflichtung war – ehrlicherweise gesagt – nicht die sportliche Hinsicht, sondern viel mehr seine Erfahrung und Abgebrühtheit, die er bei uns einbringen sollte – was ihm auch gelungen ist. Um den Rest des Kaders dann auch noch komplett zu machen: Juan Jose Cobo, Julen Fernandez Bijandi, Markus Knöpfle und Klaus Mutschler haben im Team nicht mehr als eine Helferrolle inne und ein Grund der Verpflichtung war die Ausweitung der Breite in unserem Kader. Ein sportliches Fazit zu ziehen, erscheint mir deshalb äußerst schwer – gar unmöglich.

Zum Schluss der Einzelkritik aber noch ein paar Worte über Nicolas Portal, den wir Anfang März abgeben mussten. Auch wenn ein paar Sportliche Leiter, ich erinnere mich an einen, der wohl Französisch spricht und deshlab directeur sportif genannt wird, mit dem Verkauf nicht unbedingt einverstanden waren: Wir hatten keine andere Wahl, da die Finanzen drückten, außerdem haben wir uns in Frieden getrennt und wir haben mit dafür gesorgt, dass Nicolas in einem anderen Team unterkommt – was er ja dann bei RAGT auch kam.

Fortsetzung des Zwischenfazits folgt.
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11.5.2004 - 22:14

Fortsetzung des Zwischenfazits

Das Team insgesamt

Eine wahnsinnige Leistung, die die Truppe bisher abgeliefert hat. Dazu reicht allein die Betrachtung der Teamweltrangliste:
1 Altana – Eroski 2118
2 Fassa Bortolo 1992
3 T-Mobile Team 1261
4 Quick Step – Davitamon 1249
5 Lotto – Domo 1033


Und auch die Einzelweltrangliste stützt diese These ebenfalls noch:
1 Erik Zabel (MOB) 2250
2 Paolo Bettini (QSD) 2154
3 Alessandro Petacchi (FAS) 1856
4 Alejandro Valverde (ALT) 1690
5 Gilberto Simoni (SAE) 1648
6 Iban Mayo (EUS) 1540
7 Alexandre Vinokourov (MOB) 1475
8 Davide Rebellin (GST) 1337
9 Jan Ullrich (MOB) 1299
10 Tyler Hamilton (PHO) 1258
:
29 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) 841
33 Giuliano Figueras (ALT) 791


Mit Fabian Jeker (71) und Joaquin Rodriguez Oliver (78) liegen noch weitere zwei Fahrer in den Top 100. Aus unserer Sicht traumhafte Ranglisten. Wer hätte uns vor der Saison als punktbestes der Teamweltrangliste nach dem März erwartet? Wer hätte einen Sieg von Giuliano Figueras, einen sechsten Rang von Xavier Florencio und die aus dem Gewinn resultierende Weltcupgesamtführung beim Primavera erwartet? Wer hätte überhaupt 13 Saisonsiege, die wir bisher feiern konnten erwartet? Ich jedenfalls nicht. Zumal waren wir auch das letzte Team, das in die erste Division von der UCI vor der Saison hineinberufen wurde – und nun stehen wir in der Weltrangliste als beste Mannschaft da. Für mich gibt es keine weiteren Superlativen, die dieses Resultat beschreiben könnten – da fehlen mir die Worte. Betrachtet man sich die Mannschaften von Quick Step, T-Mobile oder Fassa Bortolo und zieht unseren Kader zum Vergleich hinzu, dann fragt sich jeder: Wie kann diese Mannschaft vor solchen mit hochbezahlten Stars besetzten Truppen eine Weltrangliste anführen?

Das Geheimnis ist simpel und abwertend unserer Leistung zugleich. Denn:
Erstens liegt unsere Konzentration zwar auch auf den ganz großen Rennen und unsere besten Fahrer bereiten sich speziell auf den Weltcup und die Grand Tours vor, doch nehmen wir auch die kleinen Rennen ernst und wollen dort siegen. Ich möchte gar nicht bestreiten, dass die ganz großen Teams diese Rundfahrten nicht auf die leichte Kappe nehmen, doch ist ihre Motivation meiner Meinung nach geringer als die unsere. Unsere Fahrer kassieren noch nicht das hohe Gehalt (Alejandro Valverde ehrlicherweise mal ausgenommen), sind noch jung und müssen sich präsentieren, wollen sie ganz große werden – auch bei kleineren Rennen. Es gibt sicherlich nicht wenige Rennen, die diese Behauptung bestätigen.
Und zweitens läuft es bei uns in dieser Saison einfach rund und toll. Alle haben sich in die Mannschaft integriert, sie läuft. Alle haben – bis auf wenige Ausnahmen – ihre Arbeit gemacht. Und alle haben sich dem Team untergeordnet und sich nicht als Star herausgestellt – auch Alejandro Valverde.

Und ein kleiner Blick in die Zukunft verspricht nicht unbedingt negatives. Ich selbst bin durchaus optimistisch gestimmt, was ein nicht all zu großes Absacken in der Teamweltrangliste angeht – auch wenn erst jetzt mit den großen Frühjahrsklassikern die Zeit ganz großen Wettbewerbe beginnt. Doch Roger Hammond und Giuliano Figueras, die dort das Zepter in die Hand nehmen sollen, haben gezeigt, dass sie mit den ganz großen durchaus mithalten können. Giuliano bei der Tirreno-Adriatico und vor allem bei Mailand – San Remo; Roger beim Omloop Het Volk und beim E3 Preis.

Doch alle Spekulationen bringen uns nicht weiter. Wichtig ist auf’m Platz . . . äh . . . auf’er Straße.
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Hoffi
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Beitrag: # 128889Beitrag Hoffi
12.5.2004 - 8:24

Heute morgen stieß Didi Thurau zu unserem Team in Belgien hinzu, wo ich ja mit einem Teil der Mannschaft verweile. Die nächsten beiden Wochen werden wir noch hier bleiben, um bei den Drei Tagen von den Panne, der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und beim Scheldepreis zu starten. Klaus-Peter Thaler trainiert derzeit noch mit Fahrern in Deutschland und wird dann in einer Woche zur Baskenland-Rundfahrt mit einem Teil des Kaders reisen, ehe er dann um Amstel Gold Race Didi als Co-Teamchef hier bei den Klassikern ablöst und zusammen mit mir die restlichen Frühjahrsklassiker leiten wird; Didi ist dann in Deutschland.

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Drei Tage von de Panne (2.3)

Die Rundfahrt in Flandern wird von vielen Fahrern als Vorbereitungsfahrt für das große Weltcuprennen in der radsportbegeisterten belgischen Region genutzt, da hier drei Etappen, deren Schwierigkeit die vielen Kopfsteinpflasterpassagen sind, befahren werden müssen (zudem gibt es noch ein abschließendes Einzelzeitfahren, eine Doppeletappe am letzten Tag also) und die Favoriten für die nächsten zwei Wochen so optimal ihre Form testen können.
Von diesen Top-Favoriten haben sich zwar nicht viele – aber immerhin ein paar – dazu entschlossen, in de Panne noch einmal zu testen. Auf Rolf Aldag, Bernhard Eisel, Frederic Guesdon, Andreas Klier, Andrea Peron, Salvatore Commesso und auch Johan Museeuw, aber vor allem Marc Wauters, Top-Favorit, da sowohl auf dem Pflaster als auch im Zeitfahren enorm stark, wird zu achten sein.

Aber auch wir wollen einen Teil unserer Mannschaft für die nächsten zwei Wochen schon testen, vor allem Roger Hammond soll sich für seine Top-Form den letzten Feinschliff holen, um die nächsten zwei Wochen mit den besten mithalten zu können. Von dem Kader für die kommenden Rennen fehlen drei Fahrer, unter anderem Xavier Florencio und Giuliano Figueras (wird zumindest bei der Flandern-Rundfahrt dabei sein), dafür sind aber neben Thomas Liese aufgrund des Einzelzeitfahrens noch Niels Scheunemann und Thomas Dekker noch hier an der Nordsee dabei, die dann nach dieser Rundfahrt wieder abreisen werden, einen Start von ihnen bei den großen Klassikern ist nämlich nicht eingeplant.


1. Etappe
Auf dem ersten Teilstück von Middelkerke nach Zottegem mussten 189 km bewältigt werden, auf denen noch relativ wenige Pflaster-Passagen auf die Fahrer warteten – drei mal musste der unbeliebte Straßenuntergrund auf den letzten 75 km überfahren werden.

Zwar ging es heute noch nicht um alles, doch als eine gefährliche Etappe für die Gesamtwertung konnte man den Tagesabschnitt schon bezeichnen – wie jeden hier bei dieser Rundfahrt. So wollten wir vorne mit Roger dabei sein, sodass er sich für die morgige und übermorgige, weit aus schwereren Etappen, eine tolle Ausgangsposition verschaffen konnte und um den Rundfahrt-Sieg mitkämpfen kann.

Aufgrund von vielen gescheiterten Ausreißversuchen blieb das Tempo im Laufe des Rennens immer hoch, denn immer wieder versuchten Fahrer zu entkommen – aber ohne Glück. Mit einem für diese Rundfahrt unbekannt hohen Stundenmittel wurden die ersten 60 km bewältigt, ehe eine erste Attacke gelang. Rolf Aldag zog bei der ersten Pflaster-Passage 75 km vor dem Ziel an und konnte ohne Begleitung entfliehen. Und da sich im Feld ein Massensturz ereignete, bei dem knapp 50 Fahrer vom verbleibenden 95 Kopf großen Peloton getrennt wurden, konnte er seinen Vorsprung schnell auf eine hohe Zeit ausbauen, zumal kein Team hinten im Feld arbeitete. Denn bei dem Massensturz waren unter anderem Museeuw und Wauters aus dem Feld isoliert worden und folglich daher, dachten ihre Mannschaften nicht an eine Verfolgung Aldags.

So nahmen wir das Heft in die Hand und konnten das Feld im Laufe der Pflaster-Passagen und ansteigender Kilometeranzahl um weitere 40 Fahrer reduzieren, sodass nur noch 50 Mann hinter Aldag lagen. Auf den letzten 10 km musste allerdings auch Thomas Dekker vorne abreißen lassen und so hatten wir nun auch keinen weiteren Fahrer – neben Roger – in der Verfolgergruppe, aber dafür machte Fassa Bortolo mit Dampf.

Auf der Zielgeraden war Aldag dann gestellt – aber er rettete den Sieg noch ganz knapp vor dem Feld ins Ziel und konnte sich freuen. Aus der Verfolgergruppe konnte sich noch eine Fünfergruppe auf den letzten Metern absetzen und noch 59 Sekunden vor dem Rest ins Ziel einlaufen. Roger (zweiter), Chicci (dritter) und auch Eisel (sechster) gehörten dazu. Museeuw und Wauters verloren heute schon mehr als fünf Minuten und ein Rundfahrtsieg kann man bei ihnen schon ausschließen.

Bild
Rolf Aldag gewann den Auftakt der Rundfahrt in de Panne, hinten die sprintenden Verfolger.

Ergebnis:
1 Rolf Aldag (MOB) 4:56:12
2 Roger Hammond (ALT) s.t.
3 Francesco Chicci (FAS) s.t.
4 Carlos da Cruz (FDJ) s.t.
5 Geoffroy Lequatre (C. A.) s.t.

Gesamtwertung:
1 Rolf Aldag (MOB) 4:55:58
2 Roger Hammond (ALT) + 0:14
3 Francesco Chicci (FAS) + 0:20
4 Carlos da Cruz (FDJ) + 0:24
5 Geoffroy Lequatre (C. A.) s.t.

Die Ausgangslage für die beiden kommenden Tage ist nun äußerst günstig – günstiger als wir erwartet hatten. Einen derartig großen Vorsprung vor Museeuw und Wauters mit in die entscheidenden Etappen zu nehmen, ist meines Erachtens schon überraschend, kam jedoch nur durch Pech der beiden Top-Favoriten zustande, was die Leistung Rogers aber nicht schmälern soll.
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Beitrag: # 128898Beitrag Hoffi
12.5.2004 - 9:31

Drei Tage von de Panne
2. Etappe
Die heutigen 200 km von Zottegem nach Koksijde kann man ruhig als Königsetappe der Rundfahrt sehen. Haufenweise Kopfsteinpflasterpassagen mussten überfahren werden, darunter auch ein paar der bei der Flandern-Rundfahrt zu fahrenden giftigen Hellingen.

Unser Motto war auch heute wieder: Alles für Roger, denn ein Rundfahrtsieg scheint mir nun wahrscheinlicher als einen Gewinn irgendeines anderen. Doch heute morgen gab’s auch schlechte Nachrichten: Die Untersuchungsergebnisse vom am gestrigen Tage gestürzten Thomas Liese waren da und ergaben einen Bruch der Kniescheibe, der nur operativ behandelt werden kann. Thomas flog sofort zurück nach Deutschland und kommt morgen in Dortmund unter das Messer. Erste Prognosen der Ärzte bescheinigtem ihm eine zweimonatige Pause.

Als erster Ausreißer machte sich Bobby Traksel (RAB) auf den Weg, doch er fuhr nicht sonderlich lange vorne an der Spitze, sondern wurde nach 40 km wieder vom noch fast kompletten Peloton eingeholt. Nach 120 km zogen dann Eisel und Guesdon, beide vom FDJ-Team, an einer Pflasterpassage an und zogen dem Feld davon. Eine Warnung für uns, denn Eisel war gestern stark und ihm ist durchaus einiges zuzutrauen – auch für das Zeitfahren.

So ging Roger persönlich hinterher – Museeuw folgte ihm und da wohl auch Wauters und de Jongh selbiges vorhatten, wurde das Feld nun total gesprengt und bis auf 52 Fahrer reduziert, denen von uns auch noch Thomas Dekker angehörte. Roger und Museeuw konnten nach einigen Kilometern zu den beiden Spitzenreitern vorne aufschließen, während sich auch weiter hinten die beiden Rabobankler Wauters und de Jongh zusammentaten, vorne aber nicht mehr eingreifen konnten.

Und ähnlich wie das Feld hinten fiel im Laufe des Rennens auch die Spitzengruppe auseinander. 40 km vor dem Ziel attackierte Museeuw und ließ seine drei Kontrahenten wie Schnecken aussehen. Vielleicht hätten die drei den König von Flandern noch stellen können, wenn sie zusammengearbeitet hätten, doch für die drei hieß es jetzt nur noch: Fahren, was die Beine hergeben. Und Rogers gaben offensichtlich am meisten her, denn er löste sich von den beiden FDJ’s, von denen Eisel auch nicht einmal Guesdon folgen konnte. Eine Panne von Roger und ein Sturz von Guesdon ließ Eisel noch einmal an Guesdon vorbei und an Roger herankommen, doch wurde er wenig später von Roger erneut abgehängt – kam jedoch noch vor seinem Teamkollegen ins Ziel.

Ganz vorne hingegen holte sich Museeuw den Sieg vor Roger, der noch beachtlich nah an den Oldie herangefahren war. Dritter wurde dann Eisel. Nach Wauters und de Jongh kam mit zwölf Minuten Rückstand eine knapp 20 Fahrer große Verfolgergruppe ins Ziel, in der auch Thomas Dekker dabei war und 13. wurde.

Bild
Museeuw holt sich den Sieg, im Hintergrund kämpft Roger noch um Sekunden.

Ergebnis:
1 Johan Museeuw (QSD) 5:16:29
2 Roger Hammond (ALT) + 1:04
3 Bernhard Eisel (FDJ) + 5:06
4 Frédéric Guesdon (FDJ) + 5:52
5 Steven De Jongh (RAB) + 6:51
6 Marc Wauters (RAB) s.t.
7 Hans Dekkers (RAB) + 12:18
8 Andreas Klier (MOB) s.t.
9 Guido Trenti (FAS) s.t.
10 Michael Skelde (ALB) s.t.

Gesamtwertung:
1 Roger Hammond (ALT) 9:42:33
2 Bernhard Eisel (FDJ) + 4:14
3 Johan Museeuw (QSD) + 5:49
4 Frédéric Guesdon (FDJ) + 9:07
5 Marc Wauters (RAB) + 10:01
6 Francesco Chicchi (FAS) + 11:30
7 Steven De Jongh (RAB) + 11:55
8 Guido Trenti (FAS) + 12:37
9 Salvatore Commesso (SAE) s.t.
10 Andreas Klier (MOB) s.t.

Aufgrund der größeren Konstanz konnte Roger die Gesamtführung übernehmen. Er war zweimal zweiter, der gestrige Sieger Aldag heute schwach, der heutige Sieger Museeuw gestern schwach. Und auch der Vorsprung ist schon beachtlich groß, als ärgster Konkurrent ist nun Eisel anzusehen, da er auch im Kampf gegen die Uhr einiges reißen könnte, Wauters ist schon zu weit weg. Doch sollte man den Vormittag nicht unterschätzen, denn es sind zwar nicht so viele wie heute, aber dafür mehr als gestern zu überfahrende Pflaster-Passagen zu überwinden. Neben Roger ist aber nun auch Thomas Dekker eine Kandidat für die Gesamtwertung. Derzeit ist er 23. und wenn er am Morgen nicht all zu viel Zeit verliert, muss man ihn für das Zeitfahren auf der Rechnung haben.
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Beitrag: # 129045Beitrag Hoffi
12.5.2004 - 21:45

Drei Tage von de Panne
3. Etappe, Teil eins
Auch auf den 201 km rund um den Start- und Zielort dieser Rundfahrt, de Panne, mussten einige Kopfsteinpflasterpassagen überfahren werden und stellten – natürlich – erneut die Schwierigkeit des Rennens da.

Die Verteidigung des gelben Trikots von Roger Hammond ist heute unser Hauptziel, aber wir wollten auch versuchen, Thomas Dekker vorne zu platzieren, damit er vielleicht im Zeitfahren noch ein paar Plätze gutmachen kann und somit im Endklassement vorne dabei ist.

Nach einem unruhigen Start, fiel das Tempo im Laufe des Rennens immer weiter ab, ehe nach 80 km Johan Museeuw attackierte und Eisel, Aldag, Engoulvent sowie White mit sich zog. Roger hatte nicht aufgepasst und da jeder Versuch an der selbigen Pflasterpassage hinterher zu gehen, scheiterte, musste er die Gruppe zunächst einmal ziehen lassen. Logischerweise übernahmen wir danach das Tempo im Feld – doch trotzdem stieg der Vorsprung der Spitzengruppe, denn das Tempo eines Aldag oder Museeuw kann keiner unserer Fahrer in der Ebene treten, Roger ausgenommen.

So versuchten wir, den Rückstand in Grenzen zu halten, was uns dann auch gelang, als die Entkommenen knapp 3:30 weggefahren waren. Nach 150 km dann ein weiterer Schock für uns: Panne bei Thomas Dekker. Er fiel aus dem noch 100 Fahrer starken Feld zurück und da wir trotzt seiner Ambitionen heute aufgrund der Tempoarbeit vorne keinen Fahrer zurückbeordern konnten, der ihm hilft, ins Feld zurückzukehren, musste er sich in die nächste Gruppe zurückfallen lassen und dort fast mit gebundenen Händen mit ansehen, wie es vorne um die Top-Platzierungen ging.

An der letzten Kopfsteinpflasterpassage 20 km vor dem Ziel nahm Roger die Sache dann selbst in die Hand und erhöhte das Tempo, woraus eine Dreiergruppe entstand; Guesdon und Eeckhout waren seine Begleiter. Aufgrund des Nichtstuns von Guesdon (sein Teamkollege Eisel war ja vorne mit in der Spitzengruppe) konnten die drei den Rückstand auf die Spitzenreiter nur langsam schrumpfen – aber immerhin. Vorne waren Museeuw und Co auch mit den Kräften am Ende und versuchten nur noch, so viel Vorsprung wie möglich ins Ziel zu retten, Engoulvent und Aldag konnten dem meist vom König Flanderns angeschlagenen Tempo nach einer Zeit nicht mehr folgen und fielen ab – am Ende verloren sie 40 Sekunden. Für Eisel, sich hinter Museeuw herquälend, ging es um die Gesamtwertung (hatte ein wenig mehr als vier Minuten Rückstand auf Roger), ebenso wie für unseren Briten.

Im Ziel war Eisel der erwartet Sprintstärkste und sicherte sich den Etappensieg vor Museeuw. Schlecht für uns, da der Österreicher so auch noch Zeitgutschriften bekommt. Roger und seine Gruppen kam knapp dreieinhalb Minuten später ins Ziel. Thomas Dekker wurde übrigens 64. und traf mit fast elf Minuten Verspätung in de Panne ein.

Bild
Bernhard Eisel schob sich durch seinen Etappensieg vor Museeuw näher an den Gesamtführenden Roger heran.

Ergebnis:
1 Bernhard Eisel (FDJ) 5:28:49
2 Johan Museeuw (QSD) s.t.
3 Marc Wauters (RAB) s.t.
4 Rolf Aldag (MOB) + 0:44
5 Jimmy Engoulvent (COF) s.t.
6 Roger Hammond (ALT) + 3:26
7 Frédéric Guesdon (FDJ) s.t.
8 Nico Eeckhout (LOT) s.t.
9 Andrej Hauptman (LAM) + 6:55
10 Andreas Klier (MOB) s.t.

Gesamtwertung:
1 Roger Hammond (ALT) 15:14:48
2 Bernhard Eisel (FDJ) + 0:28
3 Johan Museeuw (QSD) + 2:11
4 Marc Wauters (RAB) + 6:27
5 Frédéric Guesdon (FDJ) + 9:07
6 Jimmy Engoulvent (COF) + 9:55
7 Rolf Aldag (MOB) + 12:08
8 Francesco Chicchi (FAS) s.t.
9 Andreas Klier (MOB) + 16:07
10 Guido Trenti (FAS) s.t.

Der Rückstand von Roger schrumpfte auf 28 Sekunden – wahrscheinlich zu wenig um diesen durch das heute Nachmittag anstehende Zeitfahren zu bekommen, da Eisel ein deutlich besserer Zeitfahrer als Roger ist. Doch weiter zurückfallen wird er nicht mehr; Wauters ist zu weit weg, die restlichen, in der Gesamtwertung gut platzieren Fahrer haben erstens nicht viel bessere Qualitäten im Kampf gegen die Uhr als Roger und zweitens ebenfalls schon zu viel Rückstand. Trotz der etwas ungünstigen Lage der Tatsachen wird Roger natürlich um den Rundfahrtsieg kämpfen – auch wenn die Chancen sehr gering sind. Unsere größten Hoffnungen haben wir deshalb in Thomas Dekker und Niels Scheunemann gesetzt. Für die Gesamtwertung sind beide zwar uninteressant, aber für eine gute Tagesplatzierung sind beide zu haben.


3. Etappe, Teil zwei
Das Zeitfahren rund um de Panne war 23 km lang und weißte nicht eine einzige, auch nur im Ansatz zu erahnende Steigung auf.

Zu unserem Vorhaben ist alles gesagt: Mit Thomas und Niels auf ein gutes Tagesergebnis, Roger sollte sich noch gut aus der Affäre ziehen.

Michael Rogers, Aitor Gonzalez, Dario Frigo und Igor Gonzalez de Galdeano waren im Vorfeld des Zeitfahrens bei der Tour de Panne die Favoriten. Die vier Favoriten bei einem Zeitfahren? Klar sind sie ja so gut wie immer. Aber bei den Drei Tagen von de Panne? Große Verwunderung hatte sich breit gemacht, als das Quartett vorgestern an den Start gegangen war und man hatte schon geflachst, wer wohl am frühesten aufgeben würde, dass es die vier bis zum Zeitfahren – wegen dem sie ja eigentlich auch starteten – schaffen, hatte niemand zu irgendeinem Zeitpunkt bis zur Zielankunft der dritten Etappe in Erwägung gezogen. Nun waren sie zusammen mit den beiden Gerolsteinern Peschel und Rich die haushohen Favoriten.

Dass unsere beiden Youngstern Thomas Dekker und Niels Scheunemann mit einem derartigen Kaliber nicht mithalten konnten, war klar. Jedoch nicht, dass die beiden am Ende ein so unterschiedliches Resultat hinlegten. Niels, von den beiden als durchaus schwächer eingeschätzt (auch von mir) ging als erster auf die Strecke und nach einer guten Zwischenzeit war er auch im Ziel vorne mit dabei – am Ende Rang zehn mit einer halben Minute Rückstand. Ganz anders lief es bei Thomas Dekker. Er ging das Rennen zu schnell an und musste am Ende dafür Tribut zollen. Und zwar 48 Sekunden, die ihn auf den 19. Platz brachten.

Der Kampf um den Gesamtsieg war bereits bei der Zwischenzeit nach 11 Kilometern entschieden, bei der Roger schon 30 Sekunden Rückstand auf Eisel hatte, die im Laufe des Rennens auf 42 Sekunden anwuchsen – die Rundfahrt womit zu Gunsten von Bernhard Eisel (am Ende 20.) entschieden. Roger hatte ein 52. Platz nicht gereicht.

Den Tagessieg machte dann ein Teil der sechs genannten Favoriten unter sich aus. Wobei Aitor Gonzalez vor den beiden Gerolsteinern triumphieren konnte, Wauters wurde vierter, Frigo fünfter. Überraschend konnten sich auch noch Scholz und Creed vor Galdeano und Rogers platzieren.

Ergebnis:
1 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) 30:55
2 Michael Rich (GST) + 0:15
3 Uwe Peschel (GST) + 0:19
4 Marc Wauters (RAB) + 0:23
5 Dario Frigo (FAS) + 0:26
6 Ronny Scholz (GST) s.t.
7 Michael Creed (USP) s.t.
8 Michael Rogers (QSD) + 0:30
9 Igor González de Galdeano (LIB) s.t.
10 Niels Scheuneman (ALT) s.t.

Gesamtwertung:
1 Bernhard Eisel (FDJ) 15:47:01
2 Roger Hammond (ALT) + 0:15
3 Johan Museeuw (QSD) + 2:04
4 Marc Wauters (RAB) + 5:31
5 Frédéric Guesdon (FDJ) + 9:51
6 Jimmy Engoulvent (COF) + 10:40
7 Rolf Aldag (MOB) + 11:56
8 Francesco Chicchi (FAS) + 15:45
9 Guido Trenti (FAS) + 16:20
10 Thomas Voeckler (BLB) + 16:45

Fazit: 15 Sekunden zu langsam hatte Roger die letzten 23 km der Rundfahrt zurückgelegt, den Gesamtsieg so knapp verfehlt. Doch sollte man nicht vergessen, dass er sich hier nur den letzten Feinschliff für eine Top-Form bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix holen wollte, was er zweifelsohne getan hat. Er ist Top drauf und für mich am Sonntag einer der Favoriten auf den Sieg. Aber auch die Konkurrent präsentierte sich stark – allen voran natürlich Museeuw und Eisel. Am Sonntag erwarte ich ein hartes und spannendes Rennen. Thomas Dekker hat insgesamt ein gutes Gesicht abgegeben, beim Zeitfahren, wo er eigentlich glänzen wollte, aber zu viel Zeit und Plätze verloren. Niels Scheunemann war insgesamt nicht so gut – was wir aber auch nicht vom ihn erwartet hatten – und beim Zeitfahren dann stark – was wir erhofft und erwartet hatten. Dumm natürlich auch die Verletzung von Thomas Liese, wir hoffen aber, dass er zur Deutschland-Tour wieder in einer guten Verfassung ist und so an den Start gehen kann.
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Hoffi
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Beitrag: # 129085Beitrag Hoffi
13.5.2004 - 10:27

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Am heutigen 6. April 2004 stand das zweite Weltcuprennen der Saison auf dem Programm. Die Flandern-Rundfahrt über 253 km von Brügge nach Meerbeke. Die Schwierigkeit dieses Rennens stellen die vielen Kopfsteinpflasterpassagen da, die meist bergauf zu fahren sind – diese kleinen Pflaster-Anstiege werden Hellingen genannt, 16 Stück müssen von ihnen überfahren werden:
Ort (Länge in m/ø-Steigung in %/Max.-Steigung in %)
Kopfsteinpflasteranstiege sind rot markiert.
  • 138 km Grotenberg (875/3,8/7,0)
    150 km Rekelberg (600/4,0/9,0)
    154 km Molenberg (325/9,8/17,0)
    163 km Wolvenberg (800/6.3/19.0)
    182 km Oude Kwaremont (2200/4,2/11)
    186 km Paterberg (450/12,5/20,0)
    192 km Koppenberg (550/11,6/22,0)
    197 km Steenbergdries (700/5,3/6,7)
    200 km Taaeinberg (475/9,5/18,0)
    205 km Eikenberg (1175/5,5/11,0)
    208 km Boigneberg (100/5,8/15,0)
    215 km Foreest (950/6,8/10,0)
    217 km Steenberg (825/7,3/17,0)
    223 km Leberg (850/4,6/16,0)
    227 km Berendries (900/7,2/14,0)
    232 km Tenbosse (250/11,0/14,0)
    243 km Muur (825/9,3/20,0)
    246 km Bosberg (475/8,4/11,0)
An diesen giftigen kleinen Anstiegen fiel immer die Entscheidung und sie werden auch immer entscheidend sein. Besonders die letzten beiden sind legendär geworden. Die Muur von Geerardsbergen, die Mauer. Und der Bosberg zum Abschluss, nachdem nur noch ein paar Kilometer bis ins Ziel gefahren werden müssen.
Bei der Nennung der Favoriten fällt eines auf: Johan Museeuw und Peter van Petegem fehlen. Beide fühlen sich nach einem grippalen Infekt unter der Woche noch zu geschwächt und wollen sich auf Paris-Roubaix am kommenden Sonntag vorbereiten. Dies macht natürlich den Weg für andere frei. Für den jungen Tom Boonen oder seine Teamkollegen Servais Knaven und Stefano Zanini. Für Gianluca Bortolami, für Viatcheslav Ekimov, für Steffen Wesemann, für Serguei Ivanov und für viele andere mehr.

Xavier Florencio, Roger Hammond und Giuliano Figueras; das ist unser hoffnungsvolles Trio in Flandern. Giuliano soll versuchen, ein paar Punkte zu holen, um das Gesamtweltcuptrikot zu verteidigen. Xavier soll hauptsächlich Roger unterstützen, damit der eine Top-Platzierung herausfahren kann, auch für uns ist so ein Starverzicht van Petegems und Museeuws von Vorteil. Doch ist für Roger die Flandern-Rundfahrt nur ein großes Vorspiel für den kommenden Sonntag, wenn Paris-Roubaix steigt. Denn er liebt mehr die ganz flachen Strecken, wie die durch die Hölle des Nordens. Die kleinen giftigen Anstiege werden Roger mehr zu schaffen machen und vielleicht um eine Top-Platzierung bringen. Er liebt diese Hellingen nicht so sehr wie Wesemann oder Ivanov.

Das Rennen wurde pünktlich unter strömendem Regen, der über ganz Flandern am heutigen hergezogen war, in Brügge gestartet und erstmals in dieser Saison war das Blitzlichtgewitter mit auf einen unserer Fahrer fokussiert: Giuliano Figueras. Jeder Fotograf wollte das Weltcupleadertrikot am Anfang vor seiner Linse haben. Doch als das Rennen gestartet wurde, legte sich alles wieder

Bild
Auch mein Freund hatte Giuliano einmal am Start drauf bekommen.

Eine Dreiergruppe versuchte sich nach wenigen Kilometern: Roy Sentjens (RAB), Leif Hoste (LOT) und Yuri Krivtsov, der damit seine Aufgabe perfekt erfüllte, die da lautete: Allen möglichen Gruppen nachgehen – es sei denn, es geht um die Wurst. Doch eine lange Flucht wurde es von den dreien nicht, denn nach 30 km hatte sie das Feld wieder eingeholt. Und schon jetzt begann das beäugen der Favoriten, deren Teams das Tempo immer hoch hielten und so schon früh für große Verkleinerungen des Feldes sorgten.

Nach 75 km an einer flachen Kopfsteinpflasterpassage dann großer Schock für uns: Zu Beginn rutscht Xavier aus, kommt aber schnell wieder auf das Rad und an das Feld heran, bei Ausgang der Passage rutscht Ekimov aus und zieht die sich gerade mit einander unterhaltenden Roger und Giuliano mit, insgesamt stürzen 20 Fahrer. Und aufgrund der Tatsache, dass Ekimov aufgeben musste, sich aber sonst niemand für Tempoarbeit interessierte, um ins Feld zurückzukehren, da außer unseren beiden niemand ambitioniertes unter den Gestürzten war, mussten sich Roger und Giuliano höchstpersönlich um das Tempo kümmern. Alleine, ohne Unterstützung. Sie kamen nach 30 km intensivster Arbeit jedoch wieder heran. Glück im Unglück, könnte man sagen, aber diese Abriet kostete schon ungemein viel Kraft, aber nun waren sie wieder im noch knapp 110 Fahrer großen Feld.

T-Mobile und Quick Step, die beiden großen Favoritenteams nahmen nun das Zepter in die Hand und sorgten für ein hohes Tempo, das gerade an den Kopfsteinpflasterpassagen und vor allem nach 138 gefahrenen Kilometern an den Hellingen den Hals kostete und sie reißen lassen mussten. Roger, Xavier und Giuliano blieben jedoch dabei. Am Oude Kwaremont nach 182 km kam dann der Generalangriff von Quick Step. Zanini zog für Boonen an und Ivanov sprang mit, die drei konnten sich absetzen. Jeder Versuch Rogers, hinterher zu gehen, scheiterte an unkooperativen und sturen Mitfahrern. Als am Paterberg (186 km) dann auch noch Knaven wegfuhr, hängte sich überraschend Erik Zabel hintendran und versuchte dem Quick Stepler zu folgen – diesmal waren Rogers Verfolgungsversuche erfolgreich. Zusammen mit acht weiteren Fahrer hatte er sich vom noch 75 Fahrer großen Feld (mit Giuliano und Xavier) abgesetzt. Wesemann, van Heeswijk, Hayman, Bortolami und Hoffmann, Sentjens waren unter ihnen.

Doch die Gruppe sollte nicht lange bestand haben, entscheidend dafür war der Berendries nach 227 km: Das Feld war gerade wieder an die neun herangefahren, als Wesemann ging und Bortolami, Sentjens, Hayman, van Heeswijk und Hoffmann mitgehen konnten, Roger musste reißen lassen und sich mit Giuliano und Xavier in dem noch 40 Fahrer großen Feld zunächst einmal abfinden. Für Xavier hieß es nun arbeiten. Während Bortolami zu Knaven aufschloss, von dem Zabel angefallen war und von Wesemann eingeholt wurde, hatte sich dahinter noch eine Gruppe mit Sentjens Hoffmann, van Heeswijk und Hayman gebildet, zu der Xavier den Abstand konstant bei ein paar Sekunden halten konnten.

Die Vorentscheidung sollte dann wieder einmal die Mauer von Geerardsbergen bringen. Vorne trat Ivanov an und ließ seine beiden Mitstreiter stehen, Boonen versuchte zu folgen – aber ohne Erfolg. Hinten attackierte Roger und schloss zu der nächsten Gruppe auf, mit der er nun versuchte, Wesemann und Zabel zu stellen. Was am Bosberg gelang. Sentjens und Hayman mussten reißen lassen, während von hinten noch van Heeswijks Teamkollege Benoit Joachim aufschließen konnte und sich so eine 6er-Gruppe formierte. Auch das Feld, wo sich noch Xavier und Giuliano befanden, flog nun völlig auseinander, als die Muur und er Bosberg angefahren wurden. Doch beide waren völlig am Ende und mussten eher weiter über die Gipfel gehen, eine gute Platzierung war somit futsch.

Ganz vorne hingegen ließ sich Ivanov nicht mehr einholen und gewann nach seinem siebten Rang im Vorjahr das Rennen vor dem jungen Tom Boonen und dem Oldie Stefano Zanini.

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Sergei Ivanov holte sich den Sieg bei der Ronde van Vlaanderen.

In der Gruppe von Roger ging es nachdem auch Bortolami und Knaven im Ziel waren, noch um den sechsten Rang, den sich im Spurt Wesemann vor Roger und dem entkräfteten Zabel holte.

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Roger wird bei der Flandern-Rundfahrt sechster.

Xavier und Giuliano kamen als 30. und 32. im Ziel an, keine erhofften Weltcuppunkte für Giuliano also.

Ergebnis:
1 Sergei Ivanov (MOB) 6:43:30
2 Tom Boonen (QSD) + 0:07
3 Stefano Zanini (QSD) + 0:14
4 Servais Knaven (QSD) + 0:32
5 Gianluca Bortolami (LAM) s.t.
6 Steffen Wesemann (MOB) + 0:48
7 Roger Hammond (ALT) s.t.
8 Erik Zabel (MOB) s.t.
9 Max Van Heeswijk (USP) s.t.
10 Tristan Hoffman (CSC) s.t.
11 Benoit Joachim (USP) s.t.
12 Matthew Hayman (RAB) + 1:04
13 Kevin Hulsmans (QSD) + 1:09
14 Hans De Clercq (LOT) + 1 :17
15 Roy Sentjens (RAB) s.t.
16 Robert Hunter (RAB) s.t.
17 Alberto Ongarato (FAS) s.t.
18 Aart Vierhouten (LOT) s.t.
19 Andrea Peron (CSC) s.t.
20 Staf Scheirlinckx (COF) s.t.
21 Marco Serpellini (GST) + 1:34
22 Koos Moerenhout (LOT) + 1:58
23 Robbie McEwen (LOT) + 2:09
24 David Etxebarria (EUS) s.t.
25 Oscar Camenzind (PHO) + 2:13

Weltcupstand:
1 Sergei Ivanov (MOB) 100
1 Giuliano Figueraas (ALT) 100
3 Tom Boonen (QSD) 70
3 Igor Astarloa (COF) 70
5 Stefano Zanini (QSD) 50
5 Cristian Moreni (ALB) 50
7 Servais Knaven (QSD) 40
7 Angel Vicioso (LIB) 40
9 Gianluca Bortolami (LAM) 36
9 Filippo Pozzato (FAS) 36

Der sechste Rang bei der Flandern-Rundfahrt ist sehr gut für uns, unser Ziel waren die Top Ten für Roger. Bei Giuliano und Xavier hatten wir uns aber wenigsten Weltcuppunkte erhofft, doch nach ihren frühen Stürzen war nicht mehr möglich. Gerade Giuliano hat die Rückkehr in das Hauptfeld enorm viel Kraft gekostet und da er nicht die Fähigkeiten eines Roger Hammond besitzt, war auch nicht mehr für ihn drin. Bei Paris-Roubaix, wo er definitiv nicht gestartet wäre, wird nun Ivanov das vertikal gestreifte Führungstrikot tragen, was er sich beim Amstel Gold Race in zwei Wochen zurückerobern soll.
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Beitrag: # 129614Beitrag Hoffi
14.5.2004 - 21:11

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Das zweitgrößte Rennen Flanderns hat einen der denkbar ungünstigsten Austragungszeitpunkte – denn der Klassiker der Hors Category wird am Mittwoch zwischen der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix gefahren. So hatten sich einige Favoriten gegen einen Start ausgesprochen und bereiten sich eher durch Training auf die Königin der Klassiker vor, als dass sie sich auf die 202 km mit vielen Kopfsteinpflasterpassagen (von denen auch ein paar der gefürchteten Hellingen sind) machen.
So fehlen Museeuw und van Petegem weiterhin – doch trotzdem ist Quick Step das Favoritenteam. Zwar fehlt auch Tom Boonen, doch sind Stefano Zanini und Servais Knaven zusammen mit Wauters, Aldag, Guesdon, Pieri oder auch Vorjahressieger Andreas Klier die Top-Favoriten auf den Sieg.

Wir hingegen treten mit unserem kompletten Flandern-Team an: Roger Hammond, Xavier Florencio, Yuri Krivtsov, Juan Jose Cobo, Klaus Mutschler, Julen Fernandez Bijandi und Markus Knöpfle. Roger sollte vor allem die Rennhärte beibehalten, um am Sonntag bei Paris-Roubaix um den Sieg mitzufahren. So wollte er heute nicht 100 Prozent geben und so den Weg für Xavier frei machen, der sich heute um eine absolute Top-Platzierung konzentrieren soll – genau wie auch Yuri.

Flandern-Wetter war wohl diese Woche wieder über Westbelgien herangebrochen. Wie auch schon bei der Ronde, regnete es zwischen Deinze (dem eigentlichen Startort dieses Rennens) und Wevelgem wieder wie aus einem Guss. Und so kam es auch, dass es schon an der ersten Pflaster-Passage – schon nach 25 km – zu einer großen Spaltung des Feldes kam, denn schon 70 Fahrer wurden durch viele Ausrutscher verschiedenster Fahrer vom restlichen – 90 Mann – großen Teil abgetrennt. Für sie war das Rennen schon jetzt gelaufen, glücklicherweise hatten wir noch alle sieben Fahrer vorne im Peloton.

104 km waren gefahren, da wartete die zweite Pavé auf die Fahrer, auch noch relativ unscheinbar, allerdings bei Regen und einem Höllentempo, das von Quick Step in den ersten beiden Rennstunden angeschlagen wurde, schon der Tod für viele weitere Fahrer. 45 Mann hatten abreißen lassen müssen – wozu natürlich auch Stürze beitrugen (Julen Fernandez, Markus Knöpfle und Klaus Mutschler gehörten von unserem Team zu den Abgehängten).

Und kaum ging es auf das nächste Pflasterstück, da kam ein erneuter Generalangriff der Männer von der Quick-Step-Equipe. Nur war Zaninis Partner nicht Boonen (wie nach bei der Flandern-Rundfahrt), sondern Servais Knaven, einzig Rolf Aldag konnte hinterhergehen. Dieser Angriff hatte das komplette Feld auseinandergerissen und in einer nächsten Gruppe folgten nun Pieri, Guesdon, Wauters und Devolder, zusammen mit 23 weiteren Fahrern waren Xavier und Juri in einer nächsten Gruppe, Roger fuhr in der darauffolgenden.

Aldag konnte dem Tempo seiner beiden Mitstreiter nach einer Zeit nicht mehr folgen und fiel in die nächste Gruppe zurück, aus der sich Wauters und Guesdon lösen konnten. Die Gruppe von Xavier hatte sich in der Zwischenzeit auf 12 Mann verkleinert (auch Juri musste reißen lassen) und dort wurde nun richtig Tempo gemacht und so wurden im Laufe des Rennens weitere fünf Fahrer abgehängt, bis einzig nur noch neben Xavier Sacchi, Kroon, Klier, O’Grady und Traksel in der Gruppe fuhren. Roger ließ das Rennen nun aufgrund seiner Chancenlosigkeit etwas gemächlicher angehen und sollte das Rennen am Ende als 18. beenden.

Vorne verschob sich jedoch noch einiges: So wurden Guesdon und Wauters wieder eingefangen, letzterer sogar bis zum bereits vorher angehangenen Stijn Devolder durchgereicht. Die Verbliebenen drei kamen aber gemeinsam im Ziel an, während zuvor Stefano Zanini in einem unerwarteten, aber hart umkämpften Finale den Sieg davontrug. Auf dem letzten Kilometer wirkten die beiden nicht unbedingt wie Teamkollegen – im Gegensatz: Eher wie die härtesten Konkurrenten. Im Sprint der Verfolger war Guesdon der Schnellste.

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Bild
Stefano Zanini gewann Gent-Wevelgem vor Teamkollege Servais Knaven (oben), während Frédéric Guesdon den Kampf um den dritten Rang für sich entschied.

Ergebnis:
1 Stefano Zanini (QSD) 5:16:07
2 Servais Knaven (QSD) s.t.
3 Frédéric Guesdon (FDJ) + 0:32
4 Dario Pieri (SAE) s.t.
5 Rolf Aldag (MOB) s.t.
6 Marc Wauters (RAB) + 0:42
7 Stijn Devolder (USP) s.t.
8 Fabio Sacchi (FAS) + 0:54
9 Stuart O'Grady (COF) s.t.
10 Xavier Florencio (ALT) s.t.
11 Andreas Klier (MOB) s.t.
12 Bobbie Traksel (RAB) s.t.
13 Kevin De Weert (RAB) + 1:19
14 Peter Wrolich )GST) + 1:23
15 Juri Krivtsov (ALT) s.t.

Drei Fahrer unter den ersten 18 – ein ordentliches Ergebnis. Die Reihenfolge hatte so erwartet, denn – wie gesagt – wollte Roger die alles geben, sondern wollten wir Xavier und Juri vorne platzieren, was uns auch gelungen ist. Der zehnte Rang unseres jungen Spaniers ist angesichts der vor ihm platzierten Konkurrenz ein sehr gutes Ergebnis, das uns zufrieden stellt – wie auch der 15. Platz von Juri. Für die Pavés in der Hölle des Nordens sind wir bestens gerüstet und strahlen Optimismus aus.

Aber es gibt auch schlechte Nachrichten zu vermelden: Am Montag wollte Klaus-Peter Thaler eigentlich mit einem Teil der Mannschaft im Baskenland an den Start gehen, wir mussten jedoch absagen. Eine kleine Erkältung hatte sich in das Hotel, in dem die Mannschaft bereits am Freitag verweilte, eingeschlichen und so vier Fahrer (Valverde, Dekker, Fothen, Podgornik) zu Bettruhe gezwungen. Alejandros Vorbereitungsplan müssen wir nun ein wenig umstellen und neben dem Dauphine Libere wird er nun bei der Clasica Alcobendas Anfang Mai an den Start gehen – gegebenenfalls auch bei der Deutschland-Tour. Lüttich-Bastogne-Lüttich war sowieso schon vorher im Kalender enthalten.
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Beitrag: # 129618Beitrag Bemez
14.5.2004 - 21:19

Eine Frage vorweg macht es dir eigentlich spass soviel text zu schreiben?

also hoffi ich muss dich mal wieder loben ich finde dein aar klasse.
kleiner tipp ich neige da ich meist abends dein aar lese immer dazu einzunicken, obwohl er gut. mach doch bitte mehr screens wenn es geht.

noch ein tipp fürs leben weder sportreporter oder irgendwas wo du viel schreiben musst.
schreib ein eigenes radsportbuch oder so.
Gruß, Bemez/Blueberry
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Beitrag: # 129742Beitrag Hoffi
15.5.2004 - 17:08

GP Cerami (1.3)

Das Rennen um Wasmuel ist die zweite Veranstaltung, an der wir zwischen der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix teilnahmen (neben Gent-Wevelgem). Auf der 201 km langen Strecke mussten ebenfalls wieder ein paar der gefürchteten Pflasterpassagen überfahren werden, also noch eine kleine Vorbereitung für die Königin der Klassiker.
Auch die Favoriten für heute waren dieselben, wie schon die letzten Wochen auch. Pieri, Wauters, Aldag, Guesdon, Eisel waren zu nennen, aber auch Johan Museeuw, der nach seiner Erkältung unter der Woche, die einen Start bei der Flandern-Rundfahrt zunichte machte, wieder fit ist und sich vor Paris-Roubaix noch ein wenig Rennhärte holen wollte – anders als Peter van Petegem, der sich lieber über Training vorbereit.

Unser Team war bis auf zwei Änderungen dieselbe, mit dem wir in den letzten Tagen auch gefahren sind. Roger Hammond soll sich ganz auf Paris-Roubaix konzentrieren und startet deshalb ebenso nicht, wie auch Markus Knöpfle, der sich eine komplizierte Ellenbogenverletzung zuzog und so knapp vier Wochen pausieren muss. Da wir einzig Thomas Dekker noch nach Flandern lotsten, umfasste unser Team bei diesem Rennen nur sechs Fahrer – mit den Kapitänen Xavier Florencio und Juri Krivtsov, also denselben wie schon bei Gent-Wevelgem.

Die erste Überraschung wartete schon beim Start auf das Peloton: Kein Regen! Erstmals in diesem Jahr bei Rennen in Flandern war dies der Fall. Und anscheinend wollten die Fahrer das schöne Wetter genießen und schlugen so nach anfänglich gescheiterten Ausreißversuchen ein sehr gemäßlichtes Tempo an. An der zweiten der insgesamt sieben Kopfsteinpflasterpassagen nach 50 km machte sich dieses niedrige Tempo dann Frédéric Guesdon zugute und zog an – überraschend, und so konnte ihm auch niemand folgen.

Da sich wohl alle dachten, dass man noch nicht so früh hinterhergehen muss, da noch 150 km zu fahren waren, ließ man ihn gewähren. Erst nach 120 km kam wieder Bewegung in das gesamte Geschehen: Tristan Hoffmann schloss zum führenden Franzosen auf, worauf die erneut favorisierte Quick-Step-Mannschaft das Heft in die Hand nahm und mit Cretskens Tempo machte, ehe nach 130 km an einer Pflasterpassage Davide Bramati für seinen Kapitän Johan Museeuw das Tempo erhöhte und sich eine 16köpfige Verfolgergruppe bildete. Alle Favoriten waren darunter. Von Aldag über Eisel und Pieri bis Wauters, aber auch nicht so hoch eingeschätzte Fahrer wie Farazijn, Dekkers, Eeckhout oder Voeckler. Nur niemand von uns. Xavier klagte schon jetzt über schwere Beine und Juri hatte keine Chance mitzugehen, so mussten wir uns nun im noch knapp 100 Mann großen Hauptfeld um das Tempo kümmern.

Aber die Mannen vorne waren einfach zu stark, als das wir mit unserer Mannschaft ohne Hilfe anderer Teams wieder hätten an die Ausreißer herankommen können. So gaben wir uns 30 km vor dem Ziel geschlagen (als die Gruppe noch 90 Fahrer umfasste, die zusammen bis ins Ziel kommen sollten), während es vorne noch einmal richtig zur Sache ging und nach einer Attacke Museeuws an der letzten Pavé, 8 km vor dem Ziel, die gesamte Gruppe auseinander flog. Mit Museeuw konnte einzig Pieri mitgehen und auf den letzten Kilometern wurde das Duo von Guesdon, sowie Bramati gejagt, auf deren Verfolgung eine neunköpfige Gruppe war, in der auch Aldag, Wauters und Hoffmann fuhren.

An diesem Stand sollte sich bis ins Ziel auch nichts mehr ändern. Den Sprint der beiden Spitzenreiter konnte dann erwartungsgemäß Dario Pieri für sich entscheiden, Guesdon landete auf dem dritten Rang. Knapp eineinhalb Minuten nach dem Einlauf des Siegers kam auch das Feld mit unseren Jungs ins Ziel. Xavier konnte 22. und Juri 25. werden.

Ergebnis:
1 Dario Pieri (SAE) 5:01:50
2 Johan Museeuw (QSD) s.t.
3 Frédéric Guesdon (FDJ) + 0:12
4 Davide Bramati (QSD) s.t.
5 Peter Farazijn (COF) + 0:26
6 Tristan Hoffman (CSC) s.t.
7 Stijn Devolder (USP) s.t.
8 Marc Wauters (RAB) s.t.
9 Thomas Voeckler (BLB) s.t.
10 Nico Eeckhout (LOT) s.t.
11 Wilfried Cretskens (QSD) s.t.
12 Leon van Bon (LOT) s.t.
13 Rolf Aldag (MOB) s.t.
14 Andrej Hauptman (LAM) + 0:34
15 Hans Dekkers (RAB) s.t.

Das Rennen lief sicher nicht so, wir es uns gewünscht hatten. Einen Fehler haben wir gemacht – und der war, nicht mitzugehen, als Bramati anzog und sich so die große Gruppe bildete. Dass wir keine Chance hatten, die noch wieder einzufangen, war dann klar. Sicherlich ist das ein wenig ärgerlich, doch passiert und so eine Sache lieber heute als am Sonntag, auf den wir uns nun komplett konzentrieren. Wir wollen die Truppe noch einmal richtig heiß machen.


@ Bemez:
1. Ja, ich habe Spaß am Schreiben.
2. Mehr Screens, gut werde ich mir vornehmen.
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Beitrag: # 130066Beitrag Hoffi
16.5.2004 - 19:20

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Paris-Roubaix 2004 war nicht ein normales Paris-Roubaix. 26 Sektionen umfasst das Rennen, das sind Kopfsteinpflasterpassagen, die das Rennen zu einem der härtesten überhaupt machten und der Veranstaltung dem Beinamen „Königin der Klassiker“ gaben. Doch in diesem Jahr waren von den größten Schwierigkeiten nur noch ein paar übergeblieben. Denn zwischen der Sektion 19 (Maing) und 5 (Cysoing) waren die Straßen in diesem Jahr unbefahrbar. Zig Tausende hatten sich als Demonstranten in vielen großen Gruppen auf die Straßen zwischen den beiden angesprochenen Pavés gestellt und protestierten gegen alles, was in der Welt und dem Radsport derzeit nicht in Ordnung war. Gegen die Irak-Politik, gegen Fehler der französischen Regierung und gegen Doping im Radsport riefen die meisten der vielen Menschen auf, die sich demonstrativ auf die Straße stellten und setzten. Die Polizei war machtlos und so musste die Rennleitung die Strecke umleiten – und auf diesen Wegen waren Kopfsteinpflasterpassagen nicht zu finden. Somit mussten in diesem Jahr 15 Sektionen und 17 Passagen insgesamt weniger befahren werden als geplant. Aus dem Programm mussten unter anderem auch der nach 166 km zu durchquerende gefürchtete Wald von Arensberg, von vielen als schwerste Pavé des gesamten Rennens bezeichnet oder auch die neu im Programm aufgenommene Passage Mons en Pevele nach 213 km genommen werden. Auf den 262 km mussten als „nur“ noch folgende Pavés überfahren werden:
Sektion / Ort / Name / Länge
26 Km 99,8 TROISVILLE 2200 m
25 Km 106,3 VIESLY 1800 m
24 Km 108,5 QUIEVY 3700 m
23 Km 113,7 QUIEVY à SAINT-PYTHON 1500 m
22 Km 121,9 HAUSSY 900 m
21 Km 128,6 SAULZOIR 1200 m
20 Km 132,9 VERCHAIN-MAUGRE à QUERENAING 1600 m
- Km 237,1 BOURGHELLES 400 m
4 Km 242,0 CAMPHIN-EN-PEVELE 1800 m
3 Km 244,8 LE CARREFOUR DE L'ARBRE 2100 m
- Km 247,0 GRUSON 1100 m
2 Km 253,6 HEM 1400 m
1 Km 260,0 ROUBAIX - Espace Charles Crupelandt 300 m
130 km normaler Untergrund, 30 km Pavés, 100 km normaler Untergrund und zum Schluss noch einmal 20 km Pavés. So könnte man das Rennen beschreiben.
Die Chance der Top-Favoriten war somit gemindert, die der Sprinter stark gestiegen. Trotzdem wurden immer noch Museeuw, Aldag, Wauters, Pieri, Eisel, Guesdon und Co genannt, wenn es um die Frage nach dem Sieg ging. Einer, der sich eigentlich auf einen Start hier sehr intensiv vorbereitet hatte, ist Peter van Petegem. Doch nach einem Trainingsturz am Donnerstag musste er nach der Flandern-Rundfahrt auch Paris-Roubaix sausen lassen. Neben ihm musste mit Tom Boonen ein weiterer ambitionierter Fahrer absagen, genau wie auch Sergei Ivanov, der eigentlich das Weltcupspitzenreitertrikot getragen hätte.

Durch die Herausnahme der vielen Pavés ist die Chance unseres Kapitäns Roger Hammond auf den Sieg durchaus gestiegen, denn er kommt nicht so gut wie die allerbesten Spezialisten über die Passagen, doch hat er klare Sprintvorteile, die ihm im Falle einer Ankunft einer größeren Gruppe weiterhelfen könnten. Des weiteren waren natürlich noch Xavier Florencio und Juri Krivtsov weitere Eckpfeiler der Mannschaft, die zunächst Roger helfen und dann auch so weit wie möglich vorne ankommen sollten.

Mit Regen ging es in Compiégne, einem Pariser Stadtteil, los – wie erwartet. Unerwartet war jedoch, dass sich keine Fahrer um einen Ausreißversuch scherten, sondern das Peloton die ersten 50 km geschlossen in einem relativ langsamen Tempo absolvierte. Dann nahm die Quick.Step-Mannschaft das Heft in die Hand und machten für ihren Kapitän Johan Museeuw Tempo. Und das mit einem Affenzahn, ich vermute, dass sie angesichts der deutlichen Erleichterung der Strecke schon früh versuchen wollten, das Feld auseinander zu fahren.

Dies gelang ihnen jedoch nur bedingt. Nach sieben Sektionen und 130 km war das Feld immer noch 130 Mann groß, die belgische Equipe hatte also „nur“ 30 Fahrer abhängen können. Von uns noch keinen, was sehr positiv zu bewerten war – wie auch das Verhalten Rogers, der mir gute Beine versicherte und sich immer vorne bei den Quick.Steplern aufhielt, um einen möglichen Generalangriff, wie sie ihn bei den bisherigen Kopfsteinpflasterrennen schon des öfteren geritten hatten.

Nach den ersten Pavés stand jedoch aufgrund der Demonstrationen erst mal wieder 100 km Flachstück – was nicht bedeutete, dass das Tempo verringert wurde. Nach 152 km hatten wir dann Riesenpech: Auf einmal kam ein Fahrer aus dem Feld zurückgerollt, der unseres Trikot trug und den Arm in die Luft gestreckt hatte – Defekt also. Doch es war Roger. Und zu allem weiteren Pech dauerte es vergleichsweise lange, bis der neutrale Materialwagen da war und ihm einen neuen Vorderreifen verpassen konnte. Zwei Minute dauerte das ganze. Und nach wenigen Kilometern war klar: Er war absolut chancenlos, noch einmal in das Peloton zurückzukehren, dafür war das Tempo zu hoch. Paris-Roubaix war für ihn also gelaufen, unsere vollste Konzentration galt nun Xavier und Juri, die beide noch im Feld waren.

Aber Roger war nicht der einzige ambitionierte Fahrer, der Pech hatte. Auch Frédéric Guesdon, Dario Pieri und Rolf Aldag fielen wegen Schadens zurück und hatten keine Chance mehr, wieder vorne aufzuschließen.

Nach dem 100 km langen Teil mit normalem Untergrund, den die Organisation kurzfristig hinzuziehen musste, ging es auf die letzten 20 km mit noch ausstehenden vier Sektionen. Auf diesen versuchte es immer wieder Johan Museeuw, der Bernhard Eisel immer wieder im Schlepptau hatte. Doch die Konkurrenz war noch nicht so sehr geschwächt, als das sie sich so leicht abhängen oder geschlagen geben würden. Einzig konnte Museeuw das Feld auf 70 Mann reduzieren, die auch gemeinsam im Radstadion von Roubaix ankommen sollten. Und nach seinem Sieg bei der Tour de Panne konnte Bernhard Eisel auch Paris-Roubaix im Sprint vor Julian Dean und Andreas Klier gewinnen. Unsere beiden Mannen landeten auf den Rängen zehn und elf.

Bild
Eisel gewann die Königen der Klassiker im Sprint einer 70köpfigen Gruppe.

Ergebnis:
1 Bernhard Eisel (FDJ) 6:22:06
2 Julian Dean (C. A.) s.t.
3 Andreas Klier (MOB) s.t.
4 Erik Dekker (RAB) s.t.
5 Gorik Gardeyn (LOT) s.t.
6 Tristan Hoffman (CSC) s.t.
7 Stijn Devolder (USP) s.t.
8 Gerrit Glomser (SAE) s.t.
9 Marc Wauters (RAB) s.t.
10 Johan Museeuw (QSD) s.t.
11 Xavier Florencio (ALT) s.t.
12 Juri Krivtsov (ALT) s.t.
13 André Korff (MOB) s.t.
14 Médéric Clain (COF) s.t.
15 David Etxebarria (EUS) s.t.
16 Christophe Mengin (FDJ) s.t.
17 Peter Farazijn (COF) s.t.
18 Joseba Zubeldia (EUS) s.t.
19 Jan Schaffrath (MOB) s.t.
20 Frédéric Amorison (QSD) s.t.
21 Jimmy Engoulvent (COF) s.t.
22 Kevin de Weert (RAB) s.t.
23 Glenn d'Hollander (LOT) s.t.
24 Rafaele Ferrara (ALB) s.t.
25 José Vicente Garcia Acosta (IBB) s.t.

Weltcupgesamtstand:
1 Bernhard Eisel (FDJ) 100
1 Sergei Ivanov (MOB) 100
1 Giuliano Fgueras (ALT) 100
4 Julian Dean (C. A.) 70
4 Tom Boonen (QSD) 70
4 Igor Astarloa (LAM) 70
7 Stefano Zanini (QSD) 50
7 Andreas Klier (MOB) 50
7 Cristian Moreni (ALB) 50
10 Tristan Hoffmann (CSC) 48

Zwar sind die Ränge zehn und elf nicht schlecht, doch überwiegt bei uns der Ärger über Rogers Defekt als die Freude über das durchaus gute Ergebnis. Er hätte im Sprint der 70 sicher ganz weit vorne landen oder zusammen mit Museeuw und Eisel wegkommen können – so blieb nur der 77. Rang. Enttäuschung pur herrscht nun bei ihm. Doch das ganze Rennen war so gelaufen, wie es sich niemand auch nur ansatzweise gedacht hatte – wie auch der Weltcup nun. Denn die Ergebnisse bei den Rennen des „Coupé du Monde“ waren so differenziert wie lange nicht. Neun unterschiedliche Fahrer auf dem Podium und nur zwei Fahrer dei im relativ großen Rahmen doppelt punkten konnte: Tristan Hoffmann, zehnter in Flandern, sechster in Roubaix und Xavier Florencio, sechster in San Remo, elfter in Roubaix und somit Inhaber des 11. Platzes im Gesamtweltcup; Roger ist 21.
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Hoffi
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17.5.2004 - 14:22

Flandern-Scheldepreis (1.1)

Zum Abschluss der Kopfsteinpflasterrennen wurde am heutigen Mittwoch (zwischen Paris-Roubaix und dem Amstel Gold Race) noch der Scheldepreis mit 200 km Länge zwischen Anvers und Schoten mit der ein oder anderen Pavés ausgetragen. Doch aufgrund er nicht all zu häufig auftreten Passagen auf dem Pflaster war – auch aus den letzten Jahren bekannt – eher die Ankunft einer größeren Gruppe zu erwarten.
Die Favoriten sind dieselben, wie auch schon bei den letzten Rennen, der Top-Favorit ist aber Johan Museeuw, dessen Wille bei seinem Abschiedsrennen, noch ganz vorne zu landen, überdimensionale Formen anzunehmen schien, wie aus seinen Äußerungen zu entnehmen gewesen war.

Wir hatten unser Pflasterteam, das in den Grundzügen ja seit der Tour de Panne zusammen war, dabei – außer Xavier Florencio, der nach Paris-Roubaix schon abgereist war, um sich für das Amstel Gold Race vorzubereiten. So waren Juri Krivtsov und vor allem Roger Hammond, der sich mit einer guten Platzierung aus einem insgesamt durchschnittlich verlaufenden Saisonhöhepunkt verabschieden wollte.

Wie erwartet entwickelte sich das Rennen zu einem Ausscheidungsfahren, bei immer mal der ein oder andere Fahrer abfiel. So kam es, dass an der zweiten Pavé schon knapp 30 Fahrer abgehängt und so noch 130 im Feld waren. Dieses wollte das zweite Pflasterstück gerade eben verlassen, als Geert Verheyen von der Lotto-Mannschaft ausrutschte und fast 25 Fahrer mit sich nach unten zog – auch Roger war dabei. Doch zusammen mit Gregory Rast konnte er sich wieder nach kurzer Zeit zurück ins Feld kämpfen und auch ein Großteil der anderen Gestürzten konnte aufschließen, sodass das Peloton fast wieder auf die vor dem Sturz ursprüngliche Größe von 130 Mann anwuchs.

Doch wie gesagt: Es fielen immer ein paar Mann ab, jedoch nicht so viele, wie erwartet wurden, da sich die Quick.Step-Mannschaft entgegen Erwartungen Vieler nicht um das Tempo kümmerte, sondern eher versuchte, Museeuw in Szene zu setzen. An der letzten Pavé attackierte der König von Flandern jedoch selbst, die beiden italienischen Saeco-Männer Balducci und Pieri gingen mit, wie auch Rolf Aldag. Der ideale Zeitpunkt auch für Roger, dem Feld zu entfliehen und so sprang er dem vieren nach und vergrößerte die um ein paar Sekunden entkommene Spitzengruppe zu einem Quintett, das nach wenigen Kilometern wieder verkleinert wurde. Der Grund: Roger hatte erneut Pech und musste das komplette Rad wechseln, was ihn nicht nur einen Rückfall aus der Spitzengruppe, sondern auch einen selbigen hinter das immer noch 100 Fahrer große Feld kostete.

Jedoch betrug sein Rückstand nur ein paar Sekunden, sodass es nur wenige Kilometer dauerte, dafür aber harte Arbeit und viel Kraft kostete, sich wieder an die große Gruppe heranzukämpfen. Juri und Julen Fernandez, beide noch im Feld drin, hatten versucht, das Tempo herauszunehmen, ehe sie nach Rogers Aufschluss zusammen mit ihm Tempo machten. Auch die Jungs von Fdjeux.com waren fleißig am mitmachen, denn mit Bernhard Eisel hatten sie einen der potentiell schnellsten Fahrer im Feld, doch versuchten die verbliebenen Fahrer der Saeco-Equipe immer wieder Die Tempoarbeit zu stören – verständlich bei zwei Mann vorne in der vierköpfigen Spitzengruppe

Doch die Arbeit auf den letzten 35 km war ein hartes und schweres Unterfangen, da durch den Versuch der Tempoverringerung unsererseits der Vorsprung der Ausreißer natürlich stark gestiegen war – zumal diese sich auch noch einig waren. Doch als es auf den letzten Kilometer ging, waren die vier schon in Sichtweite und weitere 500 Meter später war nur noch ein kleiner Teil vom Vorsprung über geblieben, vielleicht noch 80 Meter. Mit ein wenig Vorsprung ging es für die Vorderen dann in den Sprint, bei dem einzig die beiden Italiener Gabriele Balducci und Dario Pieri den schnellen Beinen der Verfolger standhielt und somit einen Doppelerfolg feierten. Roger konnte durch einen ordentlichen Sprint Museeuw (10.) und Aldag (4.) noch überholen und landete auf Rang drei.

Bild
Dario Pieri gewann nach dem GP Cerami auch sein zweites Kopfsteinpflasterrennen.

Ergebnis:
1 Dario Pieri (SAE) 4:42:44
2 Gabriele Balducci (SAE) s.t.
3 Roger Hammond (ALT) s.t.
4 Rolf Aldag (MOB) s.t.
5 Bernhard Eisel (FDJ) s.t.
6 Steven De Jongh (RAB) s.t.
7 Lars Michaelsen (CSC) s.t.
8 Gerrit Glomser (SAE) s.t.
9 Andrej Hauptman (LAM) s.t.
10 Johan Museeuw (QSD) s.t.
11 Gorik Gardeyn (LOT) s.t.
12 Juan Antonio Flecha (FAS) s.t.
13 Bradley McGee (FDJ) s.t.
14 Andreas Klier (MOB) s.t.
15 Jimmy Engoulvent (COF) s.t.

Das waren sie also, die Saisonhöhepunkte von Roger. Zwar wurde er zweimal dritter (E3 Preis, Scheldepreis), zweimal siebter (Het Volk, Flandern-Rundfahrt) und fuhr er tolle Tour de Panne (Gesamtzweiter, zweimal Etappenzweiter), doch kann man aus seinem Gesicht nicht wirklich Zufriedenheit entnehmen – trotz dieser durchaus akzeptablen und ordentlichen Ergebnisse. Denn bei Paris-Roubaix hat er nicht das erreicht, was er sich vorgenommen hatte und vom Pech verfolgt kam er nur auf eine hintere Platzierung. Stichwort Pech: Das hat ihn die letzten zwei Wochen verfolgt und nahm ihm immer wieder die Chance auf eine ganz vordere Platzierung. Nicht nur bei Paris-Roubaix, wo das Fass überlief, auch bei der Flandern-Rundfahrt und dem heutigen Scheldepreis hatte er Pannen. Insgesamt mehr als jeder andere favorisierte Fahrer. Doch wie heißt es so schön: „Life goes on“. Nach einer Wettkampfpause soll er den Rest der Saison bei kleineren Rundfahrten auf seine Sprintfähigkeiten vertrauen und noch ein paar gute Resultate herausfahren – vielleicht ja auch noch einen ersten Saisonsieg, der ihm bisher aus genannten Gründen erspart bleiben musste.
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Hoffi
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Beitrag: # 130817Beitrag Hoffi
19.5.2004 - 14:19

Die Aufgabenverteilung unter uns drei Teamchefs bleibt auch noch während dieser Woche mit den Ardennenklassikern, dem Amstel Gold und dem Giro del Trentino dieselbe: Didi Thurau und ich verweilen bei den Klassikern, jedoch mit einen größtenteils völlig veränderten Mannschaft, während Klaus-Peter Thaler am Montag zu Rund um Köln fährt (unter anderem mit Markus Fothen, José Ivan Gutierrez Palacios und Francisco Gutierrez Alvarez) und am Donnerstag mit einem Teil der Mannschaft in die italienischen Alpen reist, um vor allem Joaquin Rodriguez und Fabian Jeker für den Giro d’Italia bzw. bei Fabian auch noch die Tour de Romandie vorzubereiten.

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Bild

Am heutigen Sonntag stand das vierte Weltcuprennen der diesjährigen Saison an. Von Maastricht aus mussten durch den äußersten Süden der Niederlande – und auch durch Deutschland – ein knapp 250 km langer Parcours bewältigt werden, auf dem die vielen kleinen, aber steilen Anstiege die größte Schwierigkeit darstellten. Gerade auf den letzten 40 km mussten viele dieser Anstiege befahren, darunter auch die legendären Kruisberg, Eyserbosweg, Fromberg, Keulenberg und zum Schluss hinauf auf den Cauberg nahe Valkenburg. Aber auch die ersten 200 km waren nicht ohne, sondern auch dort warteten eine Menge dieser kleinen Anstiege.
Die Favoriten für dieses Rennen waren aufgrund der Ankunft auf dem Cauberg leicht auszumachen und beschränkten sich auf die üblichen Verdächtigen – mit ein paar Ausnahmen. So waren Bettini und Boogerd (beide verletzt) wie auch Lance Armstrong und Matthias Kessler nicht am Start. Auch Alexandre Vinokourov sollte aus dem Favoritenkreis genommen werden, denn trotz Starts wollte er sich nur vorbereiten. Überblieben Rebellin, di Luca, Astarloa, Frigo, Casagrande oder auch die beiden CSC-Italiener Basso und Bartoli.

Aufgrund der Abwesenheit von Flandern-Rundfahrt-Sieger Sergei Ivanov und er von Paris-Roubaix-Sieger Bernhard Eisel durfte Giuliano Figueras das Trikot in den Süd-Niederlanden tragen. Die Verteidigung des Jerseys war unser Hauptziel und um dieses Vorhaben zu schaffen, sollte Xavier Florencio, Andy Flickinger, Gerhard Trampusch und Juri Krivtsov als Edelhelfer versuchen, Giuliano so gut wie möglich zu unterstützen und ihn auf eine Top-Platzierung bringen.

Nach 12 km folgten einer Attacke von Tom Danielson Salvatore Commesso, Marc Wauters, Wladimir Belli, Sylvain Chavanel und aufgrund der großen Namen auch Andy Flickinger als Absicherung. Doch weder waren sich die sechs Mann einig, noch ließ man sie hinten – wohl aufgrund der Gefährlichkeit – fahren, sondern holte sich nach wenigen Kilometern wieder ein. In der Folgezeit passierte zunächst einmal nichts, selbst kleinere Teams, die so einen Anlass immer gerne zur Präsentation ihrer Sponsoren nutzten, zuckten nicht einmal, sondern fuhren ruhig im Feld.

Erst nach 90 km kam wieder Stimmung in die Bude, als sich Guido Trenti von Fassa Bortolo allein auf weite Flur machte, ihn man jedoch wieder nicht wirklich wegkommen ließ; der Italiener hielt sich aber immer vor dem Feld – mit knapp 50 Sekunden Vorsprung. Erst als 60 km später McGee und Barbero aufschließen konnten, vergrößerte sich die Abstand zwischen Peloton und Tete de la Cours. Derartige Rennsituation mit höchstens 2:30 Minuten Vorsprung hielt sich lange – bis 205 km gefahren und der Ortsausgang von Aachen erreicht war. Dort wurden die drei gestellt und es ging auf die letzten, entscheidenden 45 km mit acht kleinen Anstiegen.

Den Beginn dieser Hügelchen machte der Wolfsberg 39 km vor dem Ziel, an dem französische Meister Didier Rous attackierte und schon ein Großteil der Favoriten mitging: Bartoli, Basso, Frigo, Casagrande und auch überraschend Vinokourov. Aber bis auf Rous wollte niemand fahren, man sah sich an und so hatten wir alles richtig gemacht, indem wir niemanden hinterhergeschickt hatten. Schon auf der Abfahrt war die Gruppe wieder eingeholt – unter Führung die Phonak-Mannschaft um ihren Kapitän, aber nicht haushohen Favoriten ein sehr aufmerksames Rennen fuhr und zunächst auch an der Spitze blieb, das Tempo allerdings nicht all zu hoch gestaltete.

So kam es auch, dass das Feld entgegen Erwartungen vieler Experten nicht auseinander fiel, sondern ein großer Haufen blieb – selbst die vier nächsten kleinen Anstiege konnten keine größeren Fahrergruppe abhängen. Weder am Kruisberg, noch am gefürchteten Eyserbosweg (21 km vor dem Ziel) wurde ein zu hohes Tempo angeschlagen. Und als das Peloton auch gemeinsam über den Fromberg ging, witterten die Sprinter Morgenluft und schoben sich an die Spitze. Erst am vorletzten Anstieg, dem Keulenberg, versuchte Francesco Casagrande das Feld zu sprengen. Aufgrund von mangelnder Unterstützung wurde seine Solofahrt jedoch nach wenigen Metern wieder beendet. Die gesamte Konkurrenz beäugte sich und konzentrierte sich voll auf den Cauberg.

Bild
Bis zum Fuße des Caubergs fuhr das gesamte Feld insgesamt sehr geschlossen.

Am Fuße dieser letzten Steigung kam die eine Attacke von Davide Rebellin, die eine Kettenreaktion mit sich führte, denn aufgrund der zu diesem Zeitpunkt nur noch wenigen zurückzulegenden Meter, war die Konkurrenz zum Handeln gezwungen. So wurden die letzten 2000 Meter in einem einzigen Bergaufsprint absolviert, den Rebellin fast die ganze Zeit über anführte. Überraschend lag an seinem Hinterrad Stuart O’Grady, der sich blendend mit der Steigung zu verstehen und hinter dem noch di Luca und Pereiro fuhren. Danach folgte ein Loch – denn Giuliano konnte den vieren nicht folgen und führte so die nächste Gruppe an, die sich nun auch aufgrund Giulianos Tempo immerweiter verkleinerte.

Ganz vorne hingegen fiel die Entscheidung über den Tagessieg und wurde 350 Meter vor dem Ziel gefällt, als Pereiro, aus dem Windschatten O’Gradys kommend, antrat und ein 10 Meter großes Loch riss, das er bis ins Ziel vor O’Grady rettete.

Bild
Oscar Pereiro gewann durch einer Attacke 200 Meter vor dem Ziel das Amstel Gold.

Acht Sekunden später kam die Gruppe mit Giuliano, der seine Mitstreiter bis auf vier weitere reduzieren konnte. Einzig Frigo, Casagrande, Laiseka und Halgand konnten mitgehen. Umso höher ist auch zu bewerten, dass Giuliano trotz der gesamten Führungsarbeit – im Gegensatz zu Rebellin, der ja auch die ganze Zeit über an der Spitze seiner Gruppe lag, am Ende jedoch noch überspurtet wurde – noch als Gesamtfünfter und erster seiner Gruppe im Ziel ankam – vor Daniele Bennati. Der Italiener kam auf den letzten 200 Meter noch einmal richtig auf und flog an allen Verfolgern vorbei – bis auf Giuliano.

Bild
Giuliano rettete sich noch ganz knapp vor dem stark aufkommenden Bennati ins Ziel und wurde fünfter.
(Leider konnte ich keine Bilder von der Strecke präsentieren, da unser Fotoreporter sich im Ziel postieren musste und nur dort seine Schnappschüsse schießen konnte).


Als nächstes kam eine kleine Gruppe mit Bartoli, Basso, Belli und M. Zberg ins Ziel, ehe auch der Weltmeister folgte. Von unseren Jungs hatte weder Xavier noch Andy die Kraft, am Ende unter die besten 25 zu kommen.

Ergebnis:
1 Oscar Pereiro (PHO) 6:50:55
2 Stuart O'Grady (COF) s.t.
3 Danilo di Luca (SAE) s.t.
4 Davide Rebellin (GST) s.t.
5 Giuliano Figueras (ALT) + 0:08
6 Daniele Bennati (PHO) s.t.
7 Francesco Casagrande (LAM) s.t.
8 Patrice Halgand (C. A.) s.t.
9 Roberto Laiseka (EUS) s.t.
10 Dario Frigo (FAS) s.t.
11 Wladimir Belli (LAM) + 0:15
12 Beat Zberg (GST) s.t.
13 Ivan Basso (CSC) s.t.
14 Igor Astarloa (COF) + 0:22
15 Steffen Wesemann (MOB) s.t.
16 Joan Horrach (IBB) s.t.
17 Tom Danielson (FAS) s.t.
18 Salvatore Commesso (SAE) s.t.
19 Wilfried Cretskens (QSD) s.t.
20 Dariusz Baranowski (LIB) s.t.
21 Erik Dekker (RAB) s.t.
22 Leonardo Bertagnolli (SAE) s.t.
23 Didier Rous (BLB) s.t.
24 Benoit Joachim (USP) s.t.
25 Magnus Bäckstedt (ALB) s.t.

Gesamtweltcupstand:
1 Giuliano Figueras (ALT) 136
2 Oscar Pereiro (PHO) 110
3 Sergei Ivanov (MOB) 100
3 Bernhard Eisel (FDJ) 100
5 Igor Astarloa (COF) 82
6 Stuart O’Grady (COF) 70
6 Julian Dean (C. A.) 70
6 Tom Boonen (QSD) 70
9 Davide Rebellin (GST) 64
10 Danilo di Luca (SAE) 58

Zwar hat es für Giuliano nicht zum Sieg gereicht, doch konnte er sein Trikot vor Pereiro verteidigen, der mir nun als wohl der ärgste Konkurrent im Kampf um den Gesamtweltcup erscheint, aber auch Astarloa, Rebellin und di Luca sehe ich noch als sehr gefährlich an. Bei Bettini und Boogerd hängt viel von Lüttich-Bastogne-Lüttich ab, denn mit einem fast 200 Punkte großen Rückstand in die zweite Weltcupsaisonhälfte zu gehen halte ich selbst für einen Bettini zu viel. Dass wir heute nicht mehr Mann unter die Besten gebracht haben, lag vor allem daran, dass für Xavier die letzten Wochen einfach zu hart waren – wie auch für Juri – und Andy mehr oder weniger als Helfer eingeplant war. Die beiden werden deshalb am Montag beim Fleche Wallone pausieren und Giuliano so ohne Edelhelfer dabei sein – ein Sieg ist aber dennoch nicht auszuschließen, da er derzeit eine Traumform hat und wir diese bei den Ardennenklassikern nutzen wollen. Außerdem traue ich ihm dort auch mehr zu, als hier in den Niederlanden, da die Steigungen ein wenig länger sind – was ihm zweifelsohne liegt.


So, Problem behoben, Bilder ab sofort wieder sichtbar. An dieser Stelle auch nochmal einen Dank an directeur.
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Zeitfahrgott Rich
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Beitrag: # 131091Beitrag Zeitfahrgott Rich
20.5.2004 - 18:49

ganz große klasse für mich jetzt schon der aar des jahres. obwohl...
Nie darfst du so tief sinken, dass du von dem Kakao, durch den man dich zieht, auch noch trinkst.

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Hoffi
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Beitrag: # 131149Beitrag Hoffi
20.5.2004 - 23:19

Am Montag wollte Klaus-Peter Thaler ursprünglich mit einem Teil der Mannschaft – José Ivan Gutierrez Palacios, Francisco Gutierrez Alvarez, Markus Fothen und Thomas Dekker darunter – an den Rhein zum traditionsreichsten deutschen Radklassiker „Rund um Köln“ reisen, für uns als von der Weltrangliste her besten deutschen Teams eigentlich eine Pflichtveranstaltung, die wir leider jedoch nicht wahrnehmen konnten. Erst am frühen Montagmorgen, es war ungefähr 6:00 Uhr (knapp 4:30 Stunden vor Rennstart), fuhr die Truppe aus Lippstadt, etwa 2:30 Busstunden von Köln entfernt, in Lippstadt los – entgegen der ursprünglichen Planungen, die den vorigen Sonntagabend besagten. Doch waren Räder etc. soweit präpariert, als das in der Rhein-Metropole einzig noch Feinheiten abgestimmt werden sollten. Doch es geschah das, was alle befürchteten, aber nicht hofften: Erst ein Stau und dann ein Schaden am Bus, die Mannschaft musste Rund um Köln absagen und Gerüchte kursierten, vor allem in die Kölner Boulevardpresse, die uns nun auf dem Kieker hatte. So bleiben uns nach der Absage bei „Rund um den Henninger Turm“ nur noch die Deutschland-Tour und die HEW Cyclassics, um etwas für unser Images in Deutschland zu tun, denn bei denjenigen, die sich nicht speziell für Radsport interessieren, sondern nur nebenbei sind dies die wichtigsten Rennen.

=============================================================

Bild

Heute ging es über 199 km von Charleroi über viele Anstiege, die meist klein, aber extrem steil waren nach Huy durch Wallonien. Gerade diese vielen kleinen Steigungen machen die Schwierigkeit des Parcours aus, vor allem die letzten drei Anstiege auf den letzten 30 km hatten es ins sich: Der Côte de Bohisseau, der Côte de Ahin und der Schlussanstieg, die Mur de Huy (musste auch schon vorher zweimal überfahren werden) sollten die Entscheidung bringen, in dieser Hinsicht waren sich schon im Vorfeld alle einig.
Uneinig hingegen war man sich, was die Favoriten anging. Sicher, Oscar Pereiro, Davide Rebellin, Danilo di Luca, Dario Frigo und Giuliano Figueras, auch schon beim Amstel Gold Race stark, zählte jeder dazu. Doch beim Flèche waren auch erstmals Michael Boogerd und Lance Armstrong zum Favoritenkreis zu zählen, doch der Formstand bei den beiden war äußerst. Boogerd wollte sich wohl allem Anschein nach für Lüttich-Bastogne-Lüttich am Sonntag und Armstrong für die Tour de France vorbereiten.

Wie bereits erwähnt, hatten wir Xavier Florencio und Andy Flickinger nicht an Bord, beide sollten sich auf Lüttich vorbereiten. Giuliano Figueras sollte heute also ohne echten Edelhelfer die Kohlen aus dem Feuer holen. Christian Werner (jedoch mehr zum Formaufbau hier) und erneut Gerhard Trampusch waren an seiner Seite.

Kurz nach dem Start attackierte plötzlich Sylvain Chavanel, ein durchaus nicht zu unterschätzender Bursche der aufstrebenden französischen Jung-Fahrer. Folglich schickte fast jedes Team seine Jungs hinterher, wir Christian Werner. Das Ergebnis war eine 20-köpfige Spitzengruppe, die sich nach wenigen Kilometern herauskristallisierte. Neben Chavanel und Christian waren mit Evans, Gonzalez Jimenez, van Bon, Wegmann, Laiseka, Fertonani, Landis, Caucchioli und Spezialetti weitere, ernst zu nehmende Fahrer dabei. Da so gut wie jedes Team einen Mann, teils sogar zwei, was die Arbeit vorne erleichterte, dabei hatte und sich der Großteil vorne einig war – Christian arbeitete beispielsweise nicht mit, da wir uns eigentlich auf Giuliano beschränken wollten und die Konkurrenz vorne extrem stark war –, wuchs der Vorsprung immer weiter. Nach 90 km war er bereits auf 10 Minuten angewachsen – doch nun begannen die kleinen Anstiege. Bisher war es flach gewesen.

In der Zwischenzeit hatten sich auch Virenque und Baldato auf die Verfolgung gemacht und im Gegensatz zum großen Feld nur noch wenig Rückstand auf die Spitzengruppe. Doch ähnlich wie die 20 vorne fielen auch die beiden Verfolger auseinander. Virenque war in den Bergen einfach stärker und schaffte es sogar noch an die Spitzengruppe heran, die sich im Laufe des Rennens immer wieder reduzierte (an den Steigungen) und auf den Abfahrten immer wieder um ein paar Fahrer anstieg. Was jedoch konstant steigend blieb, war jedoch der Abstand auf das große Feld, in dem sich immer noch keine Mannschaft zur Nachführarbeit durchgerungen hatte und so nach 130 km der Rückstand auf die mittlerweile 15 Spitzenreiter auf über eine Viertelstunde gewachsen war – so war es auch zu spät für jeglichen Verfolgungsversuch, denn 15 willige, teils auf diesem Terrain starke Fahrer holt man auf 70 km nicht so leicht ein.

Auch Giuliano musste sich damit abfinden, dass kein Herankommen an die Gruppe mehr möglich war. Das große Plus der Mannen vorne war neben ihrer Einigkeit auch die Tatsache, dass sie zusammen blieben und nun auch alle mitarbeiteten – auch Christian, der nun unser Mann auf den Sieg war, denn nach den ersten 100 km hatte er definitiv noch mehr Kraft als so gut wie alle anderen seiner Mitstreiter.

Am Côte de Bohisseau, 30 km vor dem Ziel attackierte dann Davide Rebellin und zog so viele der eigentlich auf den Sieg erwarteten Fahrer mit. Giuliano nicht, er war sauer um die verpasste Chance, den Sieg einzufahren. So ließ er auch die Gruppe ziehen. Die Spitzenreiter blieben immer noch zusammen – über den Bohisseau, wie auch über den nächsten Anstieg, den Côte de Ahin. Zusammen ging es in die letzte Steigung, die Mur du Huy. Schon früh in der Steigung trat – wie schon fast 190 km zuvor – Sylvain Chavanel an, was eine Kettenreaktion auslöste. Nun galt es nicht mehr „Einer für alle, alle für einen“ – nur war die Gewissheit des Durchkommens da und es ging nur noch um den Sieg im Kampf Mann gegen Mann. Christian war noch gut drauf und ging an das Hinterrad des Franzosen. Viele versuchten mitzugehen, manche fielen jetzt schon weit zurück. Hinter Christian und Chavanel konnte sich einzig noch Virenaue als ernsthafter Konkurrent herausstellen, denn hinter diesem riss schon nach wenigen Metern ein Loch, das niemand mehr füllen konnte.

Christian hatte nun, am Hinterrad von Chavanel (Virenque fünf Meter zurück), die besten Karten. Er hielt sich den ganzen Anstieg über dort, bis es in den Sprint ging und er ein paar Meter vor der Zielgeraden an Chavanel vorbeigehen und das Rennen gewinnen konnte.

Bild
Christian gewann den Flèche Wallone aus einer Spitzengruppe heraus.

Hinter dem drittplatzierten Virenque kam Aitor Gonzalez als vierter ins Ziel. Als 16. und damit letzter der in den Anstieg gegangenen Spitzengruppe trudelte Marco Fertonani an der Mauer ein – knapp zwei Minuten hinter dem Sieger. Erst kurz danach kam als 17. Lance Armstrong als Anführer der Favoritengruppe ins Ziel, in der auch di Luca, Rebellin und Basso waren.

Bild
Armstrong führte die designierte Favoritengruppe als 17. über den Zielstrich.

Ergebnis:
1 Christian Werner (ALT) 4:51:39
2 Sylvain Chavanel (BLB) s.t.
3 Richard Virenque (QSD) + 0:06
4 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) + 0:19
5 Pietro Caucchioli (ALB) + 0:23
6 Fabian Wegmann (GST) + 0:26
7 Cadel Evans (MOB) + 0:31
8 Floyd Landis (USP) + 0:39
9 Roberto Laiseka (EUS) + 1:02
10 Frédéric Bessy (COF) s.t.
11 Vicente Reynès (IBB) + 1:13
12 Alessandro Spezialetti (SAE) + 1:19
13 Leon Van Bon (LOT) + 1:24
14 José Antonio Garrido (QSD) + 1:27
15 Roy Sentjens (RAB) + 1:31

Ein ähnliches Rennen wie 2003 war es. Aus einer großen Spitzengruppe, die an der Mauer von Huy auseinander fiel, kam er letztendliche Sieger – diesmal war es Christian. Obwohl ich zugeben muss, dass er auf den ersten 100 km am wenigstens gearbeitet hat, da wir noch für Giuliano fuhren und erst danach einsehen mussten: Die Gruppe kommt durch. Am Ende super für uns – für Giuliano anscheinend nicht. Er war angefressen und sauer, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt habe. Viel hatte er sich vorgenommen, doch dann haben wir mit Christian einen Mann vorne in der Spitzengruppe und ihm sind die Hände gebunden. Ärgerlich für ihn, doch so hat er sich vielleicht wertvolle Kräfte für Lüttich gespart – doch muss seine Laune deutlich besser werden. Morgen sieht die Sache aber wahrscheinlich schon wieder anders aus.
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Beitrag: # 131183Beitrag Hoffi
21.5.2004 - 11:30

Fabian Rolff hat geschrieben:(Nach dem Flèche Wallone)

Giuliano war angefressen und sauer, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt habe. Viel hatte er sich vorgenommen, doch dann haben wir mit Christian einen Mann vorne in der Spitzengruppe und ihm sind die Hände gebunden. Ärgerlich für ihn, doch so hat er sich vielleicht wertvolle Kräfte für Lüttich gespart – doch muss seine Laune deutlich besser werden. Morgen sieht die Sache aber wahrscheinlich schon wieder anders aus.
Denkste! War nichts mit wieder einkriegen am nächsten Morgen. Giuliano war immer noch genauso sauer wie am vorigen Abend - und das lag eindeutig immer noch an den Geschehnisse in Wallonien, wo er trotz vieler Vornahmen und auch Vorgaben die Erwartungen aufgrund von gebundenen Händen nicht erfüllen konnte. Als sich seine Laune und Einstellung auch über den gesamten Mittag und die nachmittägliche Trainingsfahrt - wo auch Xavier Florencio und Andy Flickinger wieder dabei waren und sich über Giuliano wunderten - hinauszog, war es Zeit für ein Vier-Augen-Gespräch mit ihm.

Er sollte mir erklären, wo genau seine Probleme liegen, warum er trotz dieses Erfolges so sauer war. Was natürlich als erstes von ihm kam, war völlige Abstreitung jeglicher schlechten Laune. Mann musste ihn erst ein paar male böse ansehen, bis bei ihm der "Na-gut-Effekt" eintrat, doch dann sprudelte er los. Was falle Werner eigentlich ein, da vorne mitzufahren, wo er doch hinten der Kapitän war, wieso haben wir hinten im Feld nicht gearbeitet, wo wir die Ausreißer doch ganz sicher bekommen hätten. Das waren seine haltlosen Vorwürfe gegenüber mir und gegenüber Christian. Erklärungsbedarf war nun vonnöten: "Giuliano, hör mir nun einmal bitte zu", sagte ich zu ihm. "Christian ist vorne nicht mitgefahren, er hat sich wegen dir die ersten 100 km nur drangehangen, doch dann war der Vorsprung mit der Zeit so groß, dass er mitfahren konnte, da du im Feld schon zu weit zurück warst. Und genau wusstest du auch, genau wie du auch wusstest, dass wir keine Chance hatten, ohne Mitarbeit von irgendwelchen anderen Teams, die Ausreißer einzuholen. Wir wären sieben gewesen - die fünfzehn, die gearbeitet hätten. Und du weißt auch genau, dass unsere Helfer nicht die Klasse von den Fahrern vorne gehabt hätten und ein Kampf aussichtslos gewesen wäre." Ich hörte auf zu reden und ließ Giuliano erst einmal ein wenig über das Gesagte nachdenken.

"Giuliano", machte ich dann weiter. "Das eigentliche Problem, das du hast, ist das Team. Du musstest dich dem Team beugen und das konntest du nicht, weil du unbedingt gewinnen wolltest. Du hast aber immer noch nicht gelernt, dass es nicht auf einzelne Fahrer, sondern auf das Team ankommt. Es ist doch egal, ob du gewinnst oder irgendwer anderes. Du warst unser Kapitän, du warst es aber nicht, weil wir alle wollten, dass du gewinnst. Nein, der Kapitän ist immer derjenige, der für die Truppe die besten Chancen hat, zu gewinnen. Wenn dann ein anderer triumphiert, dann ist dies genauso schön für das Team und dann muss sich der Kapitän auch dem beugen und sich freuen, dass die Mannschaft gewonnen hat. Giuliano, es dreht sich nicht um einzelne Personen in dieser Mannschaft, es dreht sich um das Team, dass das Erfolge feiert - und welche das schon waren, beweist dir ein Blick auf die Weltrangliste, wo wir ganz vorne liegen. Und dazu hast auch du einen Teil beigetragen." Wir schwiegen. Nach einer Zeit nickte er leicht und bestätigte dies mit leichtem bejahen. "Merke dir das bitte für die Zukunft.", sagte ich zum Abschluss. "Und merke dir noch etwas: Du bist einer der wichtigsten Fahrer in unserer Mannschaft - einer der Wichtigsten, der zu Erfolgen der Mannschaft beitragen kann."
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Hoffi
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22.5.2004 - 14:28

Wenigstens einigermaßen hatte Giuliano die Botschaft verstanden. Er versuchte seine schlechte Laune zu verdrängen und sich zusammen mit dem restlichen (euphorischen) Teil der Mannschaft – immerhin haben wir hinter Mailand–San Remo den zweitgrößten Erfolg eingefahren – zu freuen und optimistisch Richtung Lüttich–Bastogne–Lüttich zu blicken. Doch Versuch blieb eben Versuch. Zwar ließ er sich äußerlich kaum noch etwas an seinen Gedanken anmerken, doch wenn man ihn ein wenig länger beobachten oder mit ich sprechen würde, wäre ganz schnell klar: Wirklich Happy ist er nicht – da hilft einzig ein großes Rennen in Lüttich.

Doch was ich ganz vergessen hatte: Vor dem Gespräch mit Giuliano (am 23. April) und den Beobachtung seiner Person fanden auch schon die ersten beiden Etappen der Trentino-Rundfahrt statt.

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Giro del Trentino (2.3)

Als Vorbereitungsfahrt für wenige Wochen später startenden Giro d’Italia ist die Rundfahrt in den Dolomiten rund um die Alpenstadt Trient (auf italienischen Trento) gedacht. Dem entsprechend werden hier gerade die potentiellen Giro-Protagonisten angesprochen, sich hier die Form für die drei Wochen Giro zu holen. Auf den vier Tagesabschnitten müssen zwei Hochgebirgs- und zwei Mittelgebirgsetappen absolviert – ganz nach dem Wunsch eines Simoni oder Garzelli.
Doch weder Der eine, noch der andere hatte sich die Rundfahrt in Südtirol für die Vorbereitung ausgeguckt. Garzellis Vini-Caldirola-Mannschaft war erst gar nicht angereist, während Simoni wenigstens ein paar andere Fahrer nach Trient schickte. Die Favoriten waren aber trotzdem besser als erwartet. Iban Mayo und – man höre und staune – Jan Ullrich, nach einer Erkältung verpasste Rennkilometer nachholend, hatten sich einen Sieg in Norditalien vorgenommen, aber nicht nur die beiden, sondern auch Francesco Casagrande, der ebenfalls im Mai bei der Italien-Rundfahrt glänzen will, der Deutsche Jörg Jaksche, Didier Rous, Joan Horrach oder auch Richard Virenque wurden zum engeren Kreis der Siegesanwärter gezählt. Doch halb Italien blickte trotz einem derartig starken Feld mehr auf ihre Landsleute – Casagrande ausgenommen –, die ihre Kräfte für den Giro sparen und in den Dolomiten so nur mitfahren wollten. Die beiden Alessios Franco Pellizotti und Andrea Noé, sowie der Routinier Vladimir Belli waren zu diesen zu zählen.

Auch unser Team war voll auf den Giro bzw. auf die Tour de Romandie – die nächstgelegenen großen Rundfahrt also – ausgerichtet. Joaquin Rodriguez (Giro) und Fabian Jeker (beide genannten Rennen) sollten noch einmal die Form aufbessern und sich Selbstbewusstsein holen. Zudem war auch noch Roger Hammond mit in den Süden gereist, den es nach einer einwöchigen Rennpause schon wieder in den Beinen kribbelte und für die beiden Mittelgebirgsetappen im Falle eines Massensprintes vorgesehen war.

1. Etappe
Zum Auftakt ging es über 170 km von Arco nach Moena. Nach 120 flachen – mit nur zwei kleineren Anstiegen versehene – Kilometern ging es hinauf auf den Passo di Pramachiccio, nach dessen Abfahrt noch 15 km ins Ziel mit einer Durchschnittssteigung von knapp 3 % zu fahren waren.

Angesichts der Schwierigkeit des Profils auf den letzten Kilometer war diese Etappe schon eine kleine Vorentscheidung, es galt, sich für morgen eine gute Ausgangsposition zu verschaffen, so wollten Fabian und Joaquin heute keine Zeit verlieren, wenn möglich selbige gewinnen.

Nach wenigen Kilometern hatten sich fünf Fahrer abgesetzt: Landis, Tauler, Robin, Hruska – und Joaquin, den wir aufgrund von Floyd Landis, einem passablen Kletterer und als Mitfavoriten anzusehenden Amerikaner mitschickten. Nachdem auch noch Viatcheslav Ekimov zu der Spitzengruppe aufgefahren war, trat das ein, was wir erwartet und teils auch befürchtet hatten: der Vorsprung der Spitzenreiter stieg stark an, nach 100 km war er über 10 Minuten groß.

Das Feld schien sich nicht zu scheren. Euskaltel um Mayo und T-Mobile um Ullrich taten nichts – da halfen nicht einmal Verfolgungsversuche von Vicioso und Irizar, um das Tempo einigermaßen zu erhören. Mit fast 12 Minuten ging das Quintett in den Pramachiccio. Und auch aufgrund der Tatsache, dass einzig Ekimov abfiel, verringerte sich der Vorsprung nur geringfügig – trotz etwas höheren Tempos im Hauptfeld. Bis auf 45 Fahrer hatte sich die Verfolgergruppe – nun auch wieder mit Vicioso und Irizar verkleinert –, ehe drei Kilometer vor dem Gipfel Fabian Jeker antrat. Und keine Reaktion der Konkurrenz kam. So konnte er mit fast einer Minute Vorsprung nach der abfahrt auf die letzten 15 km gehen.

Vorne arbeitete die Gruppe immer noch zusammen, ehe Joaquin fünf Kilometer vor Moena antrat, da er merkte, dass seine Konkurrent schlapp machten. So konnte auch niemand folgen und er gewann am Ende mit fast einer halben Minute Vorsprung auf Floyd Landis. Tauler und Hruska verloren gar noch fast zwei Minuten.

Bild
Joaquin gewann den ersten Tagesabschnitt der Giro-Vorbereitungsfahrt in den Dolomiten.

Fabian konnte sich noch mit 40 Sekunden vor dem wieder auf fast die Komplette Größe angewachsenem Feld ins Ziel retten – und hatte trotzdem fast acht Minuten Rückstand. So sehr hatte die große Gruppe im Laufe des Rennens getrödelt.

Ergebnis:
1 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) 4:41:31
2 Floyd Landis (USP) + 0:25
3 Jean-Cyril Robin (FDJ) s.t.
4 Antonio Tauler (IBB) + 1:47
5 Jan Hruska (LIB) + 1:58
6 Fabian Jeker (ALT) + 7:49
7 Viatcheslav Ekimov (USP) + 8:31
8 Tom Boonen (QSD) s.t.
9 Francesco Casagrande (LAM) s.t.
10 Sergio Barbero (LAM) s.t.

Gesamtwertung:
1 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) 4:41:11
2 Floyd Landis (USP) + 0:31
3 Jean-Cyril Robin (FDJ) + 0:37
4 Antonio Tauler (IBB) + 2:01
5 Jan Hruska (LIB) + 2:14
6 Fabian Jeker (ALT) + 8:09
7 Viatcheslav Ekimov (USP) + 8:51
8 Tom Boonen (QSD) s.t.
9 Francesco Casagrande (LAM) s.t.
10 Sergio Barbero (LAM) s.t.

So gut hatten wir uns den ersten Tagesabschnitt dann doch nicht vorgestellt. Dass sowohl Joaquin als auch Fabian Zeit auf die größte Konkurrenz gutmachen, hatten wir dann nicht erwartet. So werden Landis und Joaquin nun morgen den Rundfahrtsieg unter sich ausmachen, aber im Grunde ist dies auch nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, dass unsere beiden Bergziegen mit guter Form und ohne Verletzung aus dieser Trentino-Rundfahrt gehen – ob wir nun den Sieg holen oder nur den dritten Rang ist dabei nebensächlich.


2. Etappe
Die Königsetappe der Tour. Über 166 km und drei hohe Bergpässe ging es heute von Moena hinauf nach Ronzone. Neben dem zunächst flachen, auf den letzten 1500 Metern jedoch bis zu 13 und im Durchschnitt über 10 Prozent steilen Anstieg mussten auch der Mendola-Pass (nach 75 km) – wohl die schwerste Prüfung des Tages –, der Falla di Ruez (nach 95 km) und dem Predaia-Pass nach 138 km überfahren werden.

Unser Ziel war natürlich, das Leadertrikot zu behalten, jedoch war es wichtiger, dass sich Fabian und Joaquin gut fühlen und Form haben, als dass wir hier ein besonders gutes Ergebnis erzielen – aber das habe ich ja öfters gesagt.

Am Mendola kam erstmals ein wenig Hektik ins Renngeschehen, als sich Gianluca Bortolami und Laurent Lefévre auf den Weg machten – doch schon am Gipfel war das Duo bereits wieder eingeholt. Die Euskaltel-Mannschaft um Iban Mayo hatte für Tempo gesorgt und das Feld bereits auf unter 80 Fahrer dezimiert. Der Baske schien heute viel vorgehabt zu haben.

Unter Kontrolle die spanischen Equipe wurde auch die nächste Berg überfahren, ohne dass diese irgendwelche weiteren Attacken entschärfen mussten – im Gegenteil: außer, dass sich immer mal ein paar Fahrer verabschieden mussten, geschah nichts sonderliches. Erst am Predaia wurde es wieder hektisch, als der Kapitän selbst das Kommando übernahm: Mayo trat ein paar Kilometer vor dem Gipfel an und riss die komplette immer noch 50 Kopf große Gruppe auseinander. Wir hatten abgesprochen, dass sich Fabian noch zurückhalten und Joaquin ernsthaften Angriffen mitgehen sollte – doch von mitgehen konnte nicht die Rede sein, Mayo fuhr allein der Passhöhe entgegen und auch dahinter wurde nur noch für sich und nicht mehr in Gruppe gestrampelt.

Erst auf Abfahrt fand sich eine sechsköpfige Spitzengruppe: Mayo, Ullrich, Jaksche, Rous, Landis und Casagrande. Joaquin hatte sich wieder in die Gruppe um Fabian, die sich in der Abfahrt auf knapp 20 Mann vergrößert hatte, zurückfallen lassen müssen. Nun waren wir gefordert und im Schlussanstieg mussten Fabian und Joaquin aufgrund mangelnder Helfer nun für Tempo sorgen, um die Gruppe wieder an die Spitzenreiter heranzuführen. 2 km vor dem Ziel waren sie fast dran, doch nun begann der härteste Teil der gesamten Rundfahrt: 1500 Meter mit über 10 Prozent Durchschnitt. Klar nur, dass dort noch einmal alles auseinander bröckelte, als Iban Mayo erneut antrat. Doch diesmal konnte ihm Ullrich und teils auch Casagrande folgen. Doch schon dahinter riss ein Loch zu Jaksche. Im Ziel gewann dann Ullrich vor Mayo und Casagrande, Fabian wurde mit mehr als zwei Minuten Rückstand guter siebter, Joaquin zehnter.

Bild
Ullrich gewann die Königsetappe der Trentino-Rundfahrt

Ergebnis:
1 Jan Ullrich (MOB) 4:35:39
2 Iban Mayo (EUS) s.t.
3 Francesco Casagrande (LAM) + 0:09
4 Jörg Jaksche (CSC) + 1:03
5 Floyd Landis (USP) + 1:53
6 Didier Rous (BLB) s.t.
7 Fabian Jeker (ALT) + 2:10
8 Richard Virenque (QSD) + 2:37
9 David Moncoutie (COF) s.t.
10 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) s.t.

Gesamtwertung:
1 Floyd Landis (USP) 9:19:14
2 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) + 0:13
3 Jan Hruska (LIB) + 2:52
4 Jean-Cyril Robin (FDJ) + 5:05
5 Jan Ullrich (MOB) + 6:07
6 Iban Mayo (EUS) + 6:15
7 Francesco Casagrande (LAM) + 6:28
8 Antonio Tauler (IBB) s.t.
9 Jörg Jaksche (CSC) + 7:30
10 Fabian Jeker (ALT) + 7:55

Schade! 13 Sekunden fehlen Joaquin nun zu Rang eins. Auch bei den Vornahmen, einzig in Form kommen zu wollen, ist ein derartig kleiner Rückstand zum Gesamtsieg dann doch ärgerlich. Doch werden wir die Gesamtsieg-Geschichte trotz einiger kleinerer, für eine Attacke aber durchaus lukrative Anstiege auf den beiden Schlussabschnitten wohl aber auf sich beruhen lassen, um nicht unnötig Kräfte für den sicherlich noch sehr hart werdenden Giro zu verschleudern. Joaquin als auch Fabian haben ihre Form bewiesen – und das war unser Hauptziel, das wir erreicht haben und somit durchaus Zufriedenheit zeigen können.
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Beitrag: # 131606Beitrag Hoffi
23.5.2004 - 13:51

Giro del Trentino
3. Etappe
Auf dem 166 km langen Tagesabschnitt von Fondo nach Levico Terme waren erneut ein paar Steigungen zu überwinden, die jedoch in ihrer Schwierigkeit – vor allem was die Länge angeht – nicht mit den Bergriesen auf den ersten beiden Etappen nicht zu vergleichen und so für die Gesamtwertung auch relativ uninteressant waren.

Für die heutige und morgige Etappen hatten wir Roger Hammond dabei, denn dieser sollte im möglichen Massensprint sehe, vorne dabei zu sein. Für Joaquin Rodriguez und Fabian Jeker galt es, ihre Positionen zu halten und sich für die nächsten großen Rundfahrt weiter in Form zu rollen.

Zu Beginn des Rennens machte sich eine neunköpfige Spitzengruppe auf den Weg: S. Perez Fernandez, Joachim, Caucchioli, Martinez de Esteban, Contador, Wrolich, Lövkist, der junge Sanchez Pimienta – und Fabian Jeker. Von ihm, so teilte er es Klaus-Peter Thaler noch während des Rennens per Funk mit, war es eine spontane, im Vorfeld nicht abgesprochene Aktion, da er sich erstens gut fühle, zweitens die Gruppe durch ihre Fahrer schon fast zum Durchkommen verdammt war und er drittens dem Team so Arbeit vom Hals halten würde.

Hinten hielt US Postal das Tempo wahrscheinlich aufgrund von Fabian relativ hoch und ließ die Spitzenreiter nicht mehr als drei Minuten wegkommen. Doch nach 100 km hatten die Amerikaner wohl den Geist aufgegeben und ließen die Entkommenen ein wenig fahren – mit der Folge, dass sich der Vorsprung auf mehr als vier Minuten erhöhte. Doch dann kam die Rabobank-Mannschaft um Oscar Freire und verringerte Kilometer um Kilometer den Rückstand.

Doch zu spät. Hinten und vorne wurde nun voll auf Anschlag gefahren, Wrolich und Sanchez mussten so abreißen lassen – doch der Rest rettete sich mit einer dreiviertel Minute nach Levico Terme. Den Sieg sicherte sich letztendlich Benoit Joachim vor Caucchioli. Fabian ging im Sprint unter und wurde nur siebter.

Bild
Joachim sicherte US Postal nach einem zweiten und fünften Etappenrang nun endlich den ersten Sieg.

Im Sprint des Hauptfeldes war überraschend Roger der schnellste – er schlug Freire und Paolini im Kampf um Rang acht.

Ergebnis:
1 Benoit Joachim (USP) 4:01:29
2 Pietro Caucchioli (ALB) s.t.
3 Egoi Martinez de Esteban (EUS) s.t.
4 Santiago Perez Fernandez (PHO) s.t.
5 Alberto Contador (LIB) s.t.
6 Fabian Jeker (ALT) s.t.
7 Thomas Lövkvist (FDJ) s.t.
8 Roger Hammond (ALT) + 0:44
9 Oscar Freire (RAB) s.t.
10 Luca Paolini (QSD) s.t.

Gesamtwertung:
1 Floyd Landis (USP) 13:21:27
2 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) + 0:13
3 Jan Hruska (LIB) + 2:52
4 Jean-Cyril Robin (FDJ) + 5:05
5 Jan Ullrich (MOB) + 6:07
6 Iban Mayo (EUS) + 6:15
7 Francesco Casagrande (LAM) + 6:28
8 Antonio Tauler (IBB) s.t.
9 Fabian Jeker (ALT) + 7:04
10 Jörg Jaksche (CSC) + 7:30

Durch diesen Ausritt an die Spitze machte Fabian einen Platz in der Gesamtwertung gut und rutschte auf den achten Platz vor. Für uns nichts wichtiges, es war egal, ob er nun achter oder fünfzehnter wird, wichtig war die Form. Doch das habe ich ja jetzt schon öfters wiederholt. Erfreulich auch, dass Roger schnellster der Hauptgruppe war. Einen Mann mit der Klasse eines Oscar Freire zu schlagen hätte ich ihm jetzt nicht unbedingt zugetraut. Nun macht das natürlich Mut für Morgen – den dann könnte ein Etappensieg folgen.


4. Etappe
Zum Abschluss ging es über 158 km von Coldonazza zurück zum Start- und Zielort dieser Rundfahrt: nach Arco, fünf Kilometer vom nördlichen Zipfel des Gardasee und 25 km von Trient, dem Namensgeber dieser Rundfahrt, entfernt. Ähnlich wie gestern waren einige kleinere, für Ausreißer interessante, für das Gesamtklassement jedoch unwichtige Anstiege zu überwinden.

Heute wollten wir dann den zweiten Etappensieg feiern – doch wie erwähnt diesmal durch Roger. Wir hofften auf einen Massensprint und erwarteten eine ähnliche Etappe wie gestern, einzig wollten heute keinen Fahrer hinterherschicken.

Und wir lagen richtig: eine Dreiergruppe setze sich zu Rennbeginn ab: Trentin, erneut Joachim und Elmiger waren weggefahren und bekamen nach ein paar Kilometer Gesellschaft von zwei weiteren Fahrern: Gustov und Fernandez Larrea waren hinzu gekommen. Lange blieb das Quintett jedoch nicht zusammen, denn an einem kleinen Hügel nach 50 km fuhren Gustov und Trentin ihren drei Mitstreitern uneinholbar davon.

Um die drei Verfolger war es daraufhin geschehen. Ohne Motivation, zu dem Spitzenduo noch aufschließen zu können, ließen sie sich einholen – die beiden vorne hatten jedoch noch 3:30 Minuten Vorsprung. Sicher hätte das Feld die beiden auch noch stellen können – doch übernahm erst spät Lotto um ihren auf den ersten drei Tagesabschnitten unauffälligen Sprintstar Robbie McEwen das Ruder. Zu spät. Sicher auch ein Fehler unsererseits, wir hätten und schließlich auch einschalten können, doch das haben wir verpasst.

So schafften es die Belgier noch, den Rückstand auf knapp unter eine Minuten zu verringern, aber mehr auch nicht – und dabei brauchten sie auch noch Hilfe von Saeco, deren Sylvester Szmyd an der letzten Bergwertung, einer etwas längeren, dafür aber nicht so steilen Steigung, attackierte und somit das Tempo noch einmal arg erhöhte. Doch alles war vergebens. Im Sprint der beiden vorne war Guido Trentin schneller als Vladimir Gustov und feierte so den Sieg. Aus dem Hauptfeld heraus konnte sich Magnus Backstedt den dritten Rang sichern; Roger wurde fünfter, McEwen nur sechster.

Bild
Trentin gewann den Schlussabschnitt der Trentino-Rundfahrt.

Ergebnis:
1 Guido Trentin (COF) 4:12:53
2 Vladimir Gustov (FAS) s.t.
3 Magnus Backstedt (ALB) + 0:55
4 Allan Davis (LIB) s.t.
5 Roger Hammond (ALT) s.t.
6 Robbie McEwen (LOT) s.t.
7 Luciano Pagliarini (LAM) s.t.
8 Julian Dean (C. A.) s.t.

Gesamtwertung:
1 Floyd Landis (USP) 17:35:16
2 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) + 0:13
3 Jan Hruska (LIB) + 2:52
4 Jean-Cyril Robin (FDJ) + 5:05
5 Jan Ullrich (MOB) + 6:07
6 Iban Mayo (EUS) + 6:15
7 Francesco Casagrande (LAM) + 6:28
8 Antonio Tauler (IBB) s.t.
9 Fabian Jeker (ALT) + 7:04
10 Jörg Jaksche (CSC) + 7:30

In der Gesamtwertung änderte sich nichts mehr, ein Teil der Ausreißer der ersten Etappe liegt weiterhin vorne, gefolgt von den drei großen Favoriten der Rundfahrt – Ullrich, Mayo und Casagrande. Fabian behielt den neunten Platz hinter Toni Tauler, ebenfalls Mitglied der Ausreißergruppe von Tagesabschnitt eins.

Fazit: Eine zufriedenstellende Rundfahrt war es, keine perfekte Tour. Mit Joaquin und Fabian lief alles glatt, sie holten sich ihre Form. Fabian sollte jetzt ungefähr auf 80 % sein, was perfekt wäre. Bei der Tour de Romandie wollen wir seine Form dann auf 90 % bringen und während der ersten Giro-Woche die hundert voll machen, sodass er am Terminillo Höchstform hat – so zumindest unser Vorhaben. Bei Joaquin kann man das ganze schon etwas entspannter sehen: er soll im September Topform haben, zum Giro so gut drauf sein, dass er Fabian in den Bergen eine echte Stütze sein kann. Ich denke, dass wird der Fall sein. Dass wir hier nicht vollste Zufriedenheit erreicht haben, liegt schlicht und ergreifend daran, dass es auf den letzten beiden Etappen nicht zu einem erhofften Massensprint kam und Roger so ein Sieg und oder eine Topplatzierung verwehrt blieb.
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