5. Etappe
Der Schlussabschnitt der Woche in Katalonien von Baga nach Vic über 175 km wartet noch einmal mit gefährlichen und harten Bergen. Nachdem zu Beginn eine 10 km lange Bergwertung zu überfahren ist, müssen die Fahrer auf den letzten 30 km noch einmal zwei harte Anstiege überklettert werden.
Und auf diese beiden Anstiege spekulierten wir schon im Vorfeld des Rennens. Die 30 Sekunden, die Joaquin Rodriguez noch von Rang fünf trennen, wollen wir dort herausfahren. Das ist das klare Ziel des heutigen Tages. Dean Podgornik muss sich zunächst noch im Schatten wahren und soll nur bei Scheitern des Joaquinschen Angriffes im Spurt auf den Plan treten.
Mario Aerts (MOB), Pietro Caucchioli (ALB), Sebastien Chavanel (BLB), Carlos da Cruz (FDJ), Christophe Monier (COF) – und Christian Werner, der sich heute, so hatte er es nach wenigen Kilometern geäußert, „fabelhaft” gefühlt haben soll (und seine Aufgabe, die er dann auch gleich erfüllte, automatisch feststand) hatten sich nach einer halben Rennstunde auf den Weg gemacht. Doch fuhren die sechs Mann nur bis zur ersten Bergwertung zusammen an der Spitze. An dem 10 km langen Anstieg stellen Caucchioli und Aerts noch ganz klar heraus, wer die Elite ist. Christian konnte nicht folgen.
Im Laufe des Rennens wuchs der Vorsprung der beiden Führenden auf über zehn Minuten an – die Verfolgergruppe immer stabil zwischen diesen und dem Hauptfeld, das sich angesichts des Rückstandes der beiden Spitzenreiter (bei waren über zwanzig Minuten zurück) keine Sorgen über größere Veränderungen im Gesamtklassement machen musste.
Und so kam es, dass sich diese Situation bis zum vorletzten, bereits angesprochenen Anstieg, auch nicht veränderte. Erst in der Steigung machte das Feld in Person des Teams Gerolsteiner um Marcus Zberg, aufgrund eines Angriffes von Unai Osa, der erfolgreich war, richtig Dampf. Die Vorsprünge der beiden Gruppen vorne schmolzen so langsam aber sicher dahin.
Am letzten Anstieg kam dann der perfekt inszenierte Antritt von Joaquin. Aus dreierlei Gründen war dieser so gut gelaufen, wie wir es uns nie hätten erträumen lassen: Erstens gingen mit Laiseka (EUS), Rincon (USP) und Edaleine (COF) Fahrer mit, die noch um Tempoarbeit bemüht waren; zweitens hatte die Gerolsteiner-Mannschaft damit überhaupt nicht gerechnet, da sich Joaquin die gesamte Distanz über komplett unauffällig gezeigt hatte; und drittens überholten die vier Am Anstieg Osa (der später noch Gesellschaft von Lefevre erhalten sollte) und schlossen zur Verfolgergruppe mit Christian Werner auf, an der sie vorbeizogen – und einzig Christian mitgehen konnte.
Eine perfekte Ausgangslage also für uns. Mit zwei Mann konnten wir uns also nun auf den letzten 12 km um Tempo bemühen, folglich daher, dass das Feld nicht herankam. Vorne holte sich hingegen Caucchioli den Sieg und im Sprint der Verfolger konnte sich Rincon die beste Platzierung sichern – was uns aber auch relativ egal war, denn wichtiger war die Zeit, die das Feld um den Rest der Favoriten Rückstand hatte. Und das waren mehr als drei Minuten. Wieder eine Sache, die wir nicht für möglich gehalten hatten.
![Bild](http://www.meinspace.net/hoffi/katwoche5.jpg)
Rincon gewann den Spurt um Rang drei, Christian und Joaquin machten aber in der Gesamtwertung mächtig Plätze gut und platzierten sich beide unter den Top Ten (dass ich kein Siegerfoto habe, lag daran, dass man Freund sich eben um die Verfolger kümmern musste).
Ergebnis:
1 Pietro Caucchioli (ALB) 4:12:08
2 Mario Aerts (MOB) s.t.
3 Daniel Rincon (USP) + 7:44
4 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) s.t.
5 Christophe Edaleine (COF) s.t.
6 Christian Werner (ALT) s.t.
7 Roberto Laiseka (EUS) s.t.
8 Carlos Da Cruz (FDJ) s.t.
9 Laurent Lefèvre (BLB) + 9:47
10 Unai Osa (IBB) s.t.
11 Danilo Hondo (GST) + 10:46
12 Francesco Chicchi (FAS) s.t.
13 Angel Vicioso (LIB) s.t.
14 Thor Hushovd (C. A.) s.t.
15 Erik Zabel (MOB) s.t.
Gesamtwertung:
1 Beat Zberg (GST) 20:52:09
2 Andreas Klöden (MOB) s.t.
3 Marco Serpellini (GST) + 3:27
4 Joaquin Rodriguez Oliver (ALT) + 3:53
5 Sergio Barbero (LAM) + 4:03
6 Christian Werner (ALT) + 6:07
7 Iban Mayo (EUS) + 6:27
8 Tyler Hamilton (PHO) s.t.
9 Unai Osa (IBB) + 8:10
10 Axel Merckx (LOT) + 8:15
11 Richard Virenque (QSD) s.t.
12 Christophe Moreau (C. A.) s.t.
13 Francesco Casagrande (LAM) s.t.
14 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) s.t.
15 Isidro Nozal (LIB) s.t.
Und nach dem sehr guten Rennen von uns, wurden wir, als wir auf das Klassement blickten, auch noch ganz dick überrascht – denn Sergio Barbero hatte an den letzten beiden Anstiegen noch eine Menge Zeit liegen lassen und so konnte Joaquin nicht nur an Mayo und Hamilton, sondern auch am Tirrreno-Sieger vorbeiziehen und Rang vier einheimsen. Christian Werner konnte gar 19 Ränge (von 25 auf sechs) gutmachen – eine Wahnsinns-Leistung von ihm heute. Er hat sich den ganzen Tag über in den Dienst der Mannschaft gestellt und schaffte es, noch ein derart geniales Ergebnis herauszuholen. Respekt!
Fazit: Am Ende mutierte die Rundfahrt doch noch zu einem schönen Ereignis für uns. Die Plätze vier und sechs stellten uns sehr zufrieden. Vor allem Christian Werners Leistung macht uns extrem glücklich, denn nach der gestrigen Königsetappe noch auf Platz 25 liegend, präsentierte er sich heute ganz stark und konnte noch unter die Top Ten kommen. Die Vermutung bei ihm – er könne mehr – hat sich somit ganz klar bestätigt und in Richtung Deutschland-Tour, die er als unser Kapitän bestreiten soll, schaut es bei ihm auf jeden Fall wieder rosiger aus. Bei Joaquin Rodriguez sagt man, wenn man auf das Ergebnis guckt: „Ja und? Vierter, nichts besonderes von ihm bei einer derartigen Rundfahrt in seinem Heimatland“. Diesmal kann ich jedoch eindeutig widersprechen. Denke man sich die Ausreißer weg und stelle man sich einen normalen, da erwarteten, Ablauf der Rundfahrt vor, wäre er nun Gesamtsieger. Denn einzig Klöden, Serpellini und Barbero – alle Mitglieder der Aisreißergruppe – waren am Ende noch vor ihm. Mayo, Hamilton und Moreau hinter ihm. Eine gute Form für den Giro, den er als Fabian Jekers Helfer bestreiten soll, ist so vorprogrammiert – so denke ich zumindest. Und das ist nicht einmal extrem optimistisch, sondern, wie ich ehrlicherweise sagen muss, realistisch gedacht. Auch bei Dean Podgornik stehen die Flaggen auf Sturm. Ein Etappensieg und viele gute Etappenplatzierungen, wie das Sprintertrikot beweist, versprechen uns weitere gute Platzierungen und eine tolle Entwicklung von ihm.