Doping im Radsport

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

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jonas
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Beitrag: # 6903678Beitrag jonas
9.1.2013 - 13:38

Bin sehr gespannt was uns Lance da erzählen will. Wenn er will kann er die UCI zu Fall bringen. Oder bleibt er weiterhin bei seiner Geschichte? Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen. Die Indizien-/Beweis-Last ist mittlerweile so erdrückend.
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José Miguel
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Beitrag: # 6904038Beitrag José Miguel
14.1.2013 - 22:49

Es scheint tatsächlich so zu kommen. Vor der Aufzeichnung bei Oprah Winfrey hat Armstrong wohl zuerst die Leute von Livestrong informiert. Damit läuft alles auf ein Geständnis am Donnerstag hinaus. Marcel Kittel und John Degenkolb hoffen jedenfalls darauf, dass er auspacken wird: http://www.youtube.com/watch?v=HN39z4Cdlb4
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Escartin
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Beitrag: # 6904237Beitrag Escartin
18.1.2013 - 4:49

Tja, das war dann wohl der für Radsportfans interessante Teil des Interviews. Morgen gibt es dann noch die große Herzschmerzoper für das amerikanische Durchschnittspublikum.

Ich war von dem Interview insgesamt positiv überrascht - hatte aber auch sehr niedrige Erwartungen. Man muss bedenken, dass Radsport in den USA keine Tradition hat, hier vor allem die ur-amerikanische Wiederauferstehungsgeschichte interessiert, Armstrong also vor allem eine gesellschaftliche Figur ist, und dass die Moderatorin und ihr Standardpublikum mit Sport eigentlich nichts zu tun haben. Das war kein Sportlerinterview. Dafür hat Oprah sich und ihrem Publikum doch einen erstaunlich detaillierten Einstieg in die Welt des Radsports zugemutet. Wenn Jan Ullrich mal dieses Interview gegeben hätte, wäre es von Reinhold Beckmann geführt worden, das wäre wahrscheinlich nicht viel tiefschürfender gewesen.

Zum Inhalt: Ich finde es ausgesprochen schwer zu verstehen, warum Armstrong in dieser Situation noch auf feinsinnigen Differenzierungen besteht, die ihm eh niemand abnimmt und bei denen auch völlig unklar ist, was sie bringen sollen. Ständig behauptet, diese und jene Teile der Aussagen von Hamilton, Landis&Co. seien nicht richtig, auch wenn er ihre Hauptanschuldigung zugibt. Wirkt ein bisschen wie ein Mörder, der die Tat gesteht, aber darauf besteht, die Tatwaffe sei doch legal in seinem Besitz gewesen. Wozu? Ich könnte ja noch nachvollziehen, dass er seine Worte wägt um strafrechtlichen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen, aber zum Teil ging es ja um Trivia und längst verjährte Dinge.

Rhetorisch interessant fand ich, dass er sich nicht so richtig zwischen Zerknirschung und Rechtfertigung als Leitstrategie entscheiden konnte. Mal waren die Dinge, die er so gemacht hat, unverzeihlich, für ihn selbst nicht mehr nachvollziehbar, er wünschte er könne sie rückgängig machen. Dann wieder mussten harte Kindheit und tödliche Krankheit herhalten, um seine Charakterbildung zu erklären. Ich glaube, beide Wege könnten beim amerikanischen Publikum zum Erfolg führen (und im Rest der Welt hat er eh verschissen), aber er müsste sich halt entscheiden.

Beim Liveticker der New York Times ist er jedenfalls schonmal durchgefallen.
"Wittgenstein pondered what time it could be on the sun (it was a nonsensical question, he concluded)." - The Economist

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jonas
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Beitrag: # 6904249Beitrag jonas
18.1.2013 - 11:20

Er hat gleich zu Beginn klar gemacht, dass er nicht über andere Leute spricht. Ferrari sei ein guter Mann hat er gesagt. Naja.

Aber alles in allem sicherlich innerhalb der Erwartungen. Er hat gesagt was er gemacht hat. Mehr wollte er wohl zurzeit nicht riskieren, muss er dann aber vielleicht unter Eid tun. Ich hoffe es.

Oprah hat das nicht schlecht gemacht, finde ich. Ein Radsportexperte hätte wohl in der einen oder anderen Situation anders nachgefragt, aber sie hat stets ihr Unverständniss über alles ausgedrückt und das konnte man wohl nicht erwarten.
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Jonas

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José Miguel
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Beitrag: # 6904263Beitrag José Miguel
18.1.2013 - 13:57

Ohne das Interview gesehen zu haben (das tue ich mir dann nächste Woche in Gänze vielleicht mit deutschen Untertiteln an) und nur unter dem Eindruck der Presseartikel von heute, finde ich diese Beichte etwas enttäuschend. Die Person Lance Armstrong mit den Details zu seinen Dopingpraktiken und den Fragen nach "wann", "wie viel" und "wie oft" interessiert mich ehrlich gesagt relativ wenig. Mich ärgert die vermutlich vertane Chance (Der zweite Teil kommt ja noch, aber wie Escartin sagte, kann man davon wohl nicht allzu viel erwarten) endlich die Machenschaften der entsprechenden UCI-Funktionäre aufzudecken und den Weg für einen echten Wandel zu bereiten. Dem Radsport hilft es relativ wenig, noch mehr über das Dopingsystem bei US Postal zu erfahren, das ist etwas für die amerikanischen Gerichte. Der Weltverband muss in Zukunft einen glaubwürdigen Anti-Dopingkampf führen können und das geht nicht ohne personelle Konsequenzen. Lance Armstrong hätte mit seinem Wissen die Möglichkeit gehabt, diese Leute zu Fall zu bringen und dem Radsport den Weg zu einer sauberen Zukunft frei zu machen. Nach Lage der Dinge wird dies nicht geschehen, was aus meiner Sicht die eigentliche Tragödie ist.
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Penny
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Beitrag: # 6904358Beitrag Penny
19.1.2013 - 16:06

zwar hat Armstrong nicht alles auf den Tisch gelegt, dafür hat Thomas Dekker im Interview mit einer holländischen Zeitung erklärt dass bei Rabobank systematisches Doping betrieben wird/wurde!

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jonas
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Beitrag: # 6904360Beitrag jonas
19.1.2013 - 17:15

Das bekommt man irgendwie gar nicht so mit ausserhalb von den Niederlanden aber dort ist wohl auch gerade ein intensiver Aufarbeitunsprozess im Gange. Gewusst hatte man es ja eigentlich schon lange, gut wenn jetzt wirklich alles auf den Tisch kommt.

Dazu auch ein paar interessante Tweets einer niederländischen Journalistin (die u.a. für velonews, velonation und ESP kommentiert/schreibt). Stammen aus einer niederländischen Tageszeitung:
Big article in Dutch NRC paper today. Geert Leinders thought EPO was no doping because it didn't test positive
Anonymous rider: "We didn't have to buy the EPO ourselves. Ten procent of our prize money went to the team and paid for the drugs"
Bjarne Riis sent an email to Jan Raas in 2003 telling him Michael Rasmussen was a danger. #NRC (only in print, not online)
Michael Rasmussen allegedly rode TDF 2007 on five bloodbags, 100.000 unities op EPO, cortisones and human growth hormones
https://twitter.com/TourDeJose
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sciby
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Beitrag: # 6904415Beitrag sciby
20.1.2013 - 12:46

Bin enttäuscht von Armstrongs "Geständnis". Er hat nicht mehr gesagt, als dass er gedopt hat. Dinge, die jeder bereits wusste. Wieso er aber jahrelang unentdeckt dopen konnte, wird nicht genannt. Armstrong bleibt für mich der Beste, aber er hätte aufräumen können und dem Radsport helfen können ohne dabei seinen Heldenstatus zu verlieren.

Dann lieber Ulle's Weg:
„Ich werde sicherlich nicht Armstrongs Weg gehen und vor einem Millionenpublikum sprechen, auch wenn einige das von mir immer wieder fordern und vielleicht auch erwarten", sagte der 39-jährige Ullrich dem Magazin Focus.
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

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Hermi
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Beitrag: # 6904425Beitrag Hermi
20.1.2013 - 13:29

sciby hat geschrieben:Bin enttäuscht von Armstrongs "Geständnis". Er hat nicht mehr gesagt, als dass er gedopt hat. Dinge, die jeder bereits wusste. Wieso er aber jahrelang unentdeckt dopen konnte, wird nicht genannt. Armstrong bleibt für mich der Beste, aber er hätte aufräumen können und dem Radsport helfen können ohne dabei seinen Heldenstatus zu verlieren.

Dann lieber Ulle's Weg:
„Ich werde sicherlich nicht Armstrongs Weg gehen und vor einem Millionenpublikum sprechen, auch wenn einige das von mir immer wieder fordern und vielleicht auch erwarten", sagte der 39-jährige Ullrich dem Magazin Focus.
Sowas, also Komplizen, korrupte Funktionäre etc. gehört für mich aber auch eher vor ein Gericht. Natürlich hat Armstrong nur das zugegeben, was alle wussten. Bzw. hätte er gesagt, er hat nicht gedopt, hätte es ihm eh niemand geglaubt, jetzt hat er halt etwas gestanden, was eh schon alle mehr oder weniger vermutet hatten.

Auf keinen Fall sollte man die Sache jetzt im Sande verlaufen lassen. Armstrong hat Doping zugegeben und damit war's das, so kann das nicht laufen. Die Sache muss weiter aufgearbeitet werden, denn es sind ja noch einige Sachen unklar, diese Spenden an die UCI, die angebliche positive Probe bei der Tour de Suisse 2001 usw.
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jonas
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Beitrag: # 6904930Beitrag jonas
28.1.2013 - 15:57

Auch Grischa Niermann hat jetzt zugegeben zwischen 2000 und 2003 EPO genommen zu haben. Wenn man sich seine Resultate anschaut ist das durchaus glaubhaft.
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Steini
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Beitrag: # 6904989Beitrag Steini
29.1.2013 - 18:32

Gibt es eigentlich wirkliche keine Instanz, die Spanien die Fuentes-Unterlagen abnehmen könnte oder werden wir nicht nur von der spanischen Regierung sondern auch von WADA und co. beschissen?

Schön - wenn auch völlig unmöglich - fände ich ein internationales Wettbewerbsverbot für spanische Sportler, um mal ein wenig Druck zu machen.

ulle91
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Beitrag: # 6904990Beitrag ulle91
29.1.2013 - 18:35

Damit Bayern auch mal die CL gewinnt?
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Steini
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Beitrag: # 6904992Beitrag Steini
29.1.2013 - 18:43

Da spricht natürlich wieder der Fußball-Fachmann aus dir: ich habe in diesem Zusammenhang nie etwas von englischen oder italienischen Mannschaften gelesen.

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lachi
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Beitrag: # 6904997Beitrag lachi
29.1.2013 - 19:11

Es wäre theoretisch schon möglich, eine Nation aus internationalen Wettkämpfen auszuschliessen, z.B. wären gewisse arabische Länder fast aus den Olympischen Spielen ausgeschlossen worden, weil sie keine Frauen selektioniert hatten, trotz sportlicher Qualifikation.

Allerdings wird Spanien wohl schon dafür sorgen, dass sie sich innerhalb der Regularien bewegen.

Den Fall kann man aber kaum der spanischen Justiz wegnehmen, auch nicht die WADA. Einzelne Länder könnten aber Rechtshilfe-Gesuche stellen, z.B. um Einsicht in die Akten zu bekommen. Wurde das nicht bei Valvelde und Ulrich gemacht?

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PepsiLight
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Beitrag: # 6905000Beitrag PepsiLight
29.1.2013 - 19:32

Steini hat geschrieben:Da spricht natürlich wieder der Fußball-Fachmann aus dir: ich habe in diesem Zusammenhang nie etwas von englischen oder italienischen Mannschaften gelesen.
:D
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wassertraeger29
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Beitrag: # 6905003Beitrag wassertraeger29
29.1.2013 - 20:03

lachi hat geschrieben:Einzelne Länder könnten aber Rechtshilfe-Gesuche stellen, z.B. um Einsicht in die Akten zu bekommen. Wurde das nicht bei Valverde gemacht?
Ja, das CONI hat damals angefragt nachdem sie sein Blut auf einer italienischen Tour-Etappe entnommen hatten. Der Antrag wurde vom Hauptverantwortlichen Serrano (?) abgelehnt, erst als der im Urlaub war kamen die Italiener trickreich an die Probe von Fuentes und sperrten Valverde daraufhin zunächst national.
Eines von vielen Beispielen dafür, dass in Spanien die Dopingbekämpfung zumindest von Teilen der Adminstrative blockiert wird.

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jonas
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Beitrag: # 6905031Beitrag jonas
30.1.2013 - 19:10

Fränck Schleck für ein Jahr gesperrt, ab Datum der positiven Probe. Also keine Tour de France 2013.
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Jonas

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jonas
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Beitrag: # 6905047Beitrag jonas
31.1.2013 - 17:18

Und Michael Rasmussen mit einem umfassenden Geständniss. Er habe zwischen 1998 und 2010 gedopt und werde umfassend mit der dänischen Anti-Doping-Behörde zusammenarbeiten. Erste Gespräche hat es wohl bereits gegeben.

Vielleicht bringt er auch endlich einmal Bjarne Riis zu Fall.
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Beitrag: # 6905051Beitrag ulle91
31.1.2013 - 19:05

Schön war's.

Steini und ich (mehrheitlich ich) hatten auch überlegt, den Michael in der TC dieses Jahr noch mal zu holen. Muss ich mich wenigstens nicht ärgern.


Der letzte Kilometer war auch schön.

Und für die ganz hartgesottenen noch ein Spoiler-Bild.
Spoiler!
Bild
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Steini
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Beitrag: # 6908697Beitrag Steini
21.3.2013 - 1:03

Das wäre doch mal schön und würde richtig Bewegung in die Sportwelt bringen. Recht dran glauben mag ich nicht. Am Schluss stehen dann 25 Radsportler drauf und gut ist...


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