Doping im Radsport

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

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Daniano
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Beitrag: # 6881235Beitrag Daniano
9.2.2012 - 14:59

Solange er im August bei Jedermannrennen starten darf, ....

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wassertraeger29
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Beitrag: # 6881236Beitrag wassertraeger29
9.2.2012 - 15:00

Ich glaube dazu fällt jedem normal denkenden Menschen einfach nichts mehr ein.
Das Verfahren hat 2088 Tage gedauert, Ullrich erhält fünf Jahre nach seinem Rücktritt rückwirkend vom 22. August 2011 eine Sperre und die neuen Sieger/Podiumsplatzierten der von Ullrich in der entsprechenden Zeit (2005-2006) gewonnenen Rundfahrten heißen Basso, Gil, Vicioso und Jaksche und waren allesamt ebenso bei Fuentes. Endlich Gerechtigkeit! :roll:

Wenn ihr den Anti-Doping-Kampf so führen wollt wie bei Ullrich und Contador lasst es bitte, bitte bleiben!

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Stephen Roche
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Beitrag: # 6881237Beitrag Stephen Roche
9.2.2012 - 15:11

Ich nehme den Ball mal auf:

Was ist der Vorwurf: Dass Ullrich und Contador bestraft wurden? Oder dass andere, die möglicherwiese/wahrscheinlich/sicher auch gedopt waren, ihre Plätze einnehmen?
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wassertraeger29
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Beitrag: # 6881243Beitrag wassertraeger29
9.2.2012 - 17:38

Es geht weniger um das heutige Urteil, das ist isoliert betrachtet richtig, kommt allerdings fünf Jahre zu spät. Das Absurde ist doch die Art und Weise wie man den Anti-Doping-Kampf betreibt, die Ungleichbehandlung gleicher Sachverhalte, ewig dauernde Verfahren, ein Sport der unter Vorbehalt abläuft und das Verhängen von rückwirkenden Sperren, als ob es Zeitmaschinen gäbe.
Welche Funktion haben denn Sportgerichte und entsprechende Strafen? Egal welche Strafzwecktheorien man aufruft, keine wird durch diesen Umgang mit Doping erfüllt, eigentlich ja nichtmal die Strafe. Dazu kommen die Urteile zu spät, sie greifen ins Leere und erfassen nur Einzelfälle.
Beispiel: Ullrich muss nun sechs Jahre später seine TdS-Prämien an Koldo Gil zahlen, dem er bei Fuentes die Hand geschüttelt hat.
Das Einzige was definitiv erreicht wird, ist den Radsport ins Lächerliche zu ziehen und den Sport weiter zu beschädigen.

Körnchen
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Beitrag: # 6881245Beitrag Körnchen
9.2.2012 - 18:26

Also ich persönlich finde es vorallem unfair, das ein Contador z.B. weiter fahren durfte und ein Ullrich gleich aus dem rennbetrieb entfernt wurde. Da muss man eine reglung finden, wie z.B. im Wintersport. Wenn dort eine positive Probe auftaucht ist der Sportler erstmal gesperrt bis seine unschuld bewiesen ist. Man nennt das dort eine schutzsperre.

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Stephen Roche
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Beitrag: # 6881247Beitrag Stephen Roche
9.2.2012 - 18:34

Ich sehe und teile Deinen (@ wassi) Punkt. Die Schuld trägt aber m.E. nicht das Gericht. Der Radsport hat einen entscheidenden Systemfehler:

1. Doping ist verboten.
2. Dennoch wird und wurde gedopt. Doping wird gefördert, geduldet oder ignoriert. Und allenfalls punktuell bekämpft. Und jeder im Betrieb weiß das.

Beschädigt wird der Sport durch die Fahrer, Teamchefs, Trainer, Soigneur, Ärzte, Rennleiter, Funktionäre ... Das Gericht spricht nur das aus, was die Regularien vorsehen. Würde es das nicht tun, würde es sich selbst faktisch aufheben. Und dass die Urteile so spät kommen, daran haben die Verurteilten ja oftmals einen guten Anteil.

Klar ist das Ganze absurd. Darauf gibt es aber nur zwei vernünftige Reaktionen:

1. Man ignoriert den Radsport.
2. Man ignoriert das Doping. Als Fan und als Verband.

An die Möglichkeit, dass das mit dem Doping aufhört, dürfte hier ja niemand mehr ernstlich glauben.
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Penny
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Beitrag: # 6881250Beitrag Penny
9.2.2012 - 19:02

es sollte auch nationenübergreifend sanktioniert werden, damit solche Dinge wie dass die neuen Sieger ebenfalls Fuenteskunden waren nicht passieren kann...

wiseguy
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Beitrag: # 6881252Beitrag wiseguy
9.2.2012 - 19:18

Dass dieses Urteil überhaupt Beachtung findet ist doch lächerlich. Bereits vorher war doch jedem klar dass Ulrich Fuentes Kunde war und gedopt hat. Seit ca. 6 Jahren war er jetzt nicht mehr als Profi aktiv, eine Sperre, egal ob rückwirkend oder vorwirkend ist einfach nur überflüssig. Der CAS hat den Fall jetzt halt endlich abgeschlossen.
Das einzige, was ich überhaupt nicht verstehe, ist das Verhalten von Jan Ulrich. Warum hat der sich über Jahre diese Geschichte angetan? Andere Fahrer, wie zB Zabel, Aldag oder Riis haben auch einfach zugegeben, dass sie gedopt hatten und gut war. Die hat danach niemand mehr behelligt.

ulle91
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Beitrag: # 6881253Beitrag ulle91
9.2.2012 - 19:41

Stephen Roche hat geschrieben:Der Radsport hat einen entscheidenden Systemfehler:

1. Doping ist verboten.
2. Dennoch wird und wurde gedopt. Doping wird gefördert, geduldet oder ignoriert. Und allenfalls punktuell bekämpft. Und jeder im Betrieb weiß das.
Und worin unterscheidet sich das von anderen Sportarten? Allenfalls in einem Zuviel an punktueller Bekämpfung.
BBC!

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Timisonfire
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Beitrag: # 6881254Beitrag Timisonfire
9.2.2012 - 19:43

Ich habe folgende Frage dazu:
Warum wurde Ullrich rückwirkend zum August 2011 gesperrt? Warum nicht rückwirkend von 2006 an? Und wieso werden ihm dann die Ergebnisse ab 2005 aberkannt?

Das würde ja bedeuten, wenn er weitergemacht hätte, dass ihm 7 Jahre Ergebnisse aberkannt worden wären.
Ähnlich bei Contador: Er wurde ab August 2 Jahre gesperrt aber die Ergebnisse werden ihm schon ab Juni/Juli aberkannt.

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Daniano
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Beitrag: # 6881255Beitrag Daniano
9.2.2012 - 20:30

Sperre ab Start des Verfahrens, Ergebnisaberkennung ab Tag des Verbrechens

sciby
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Beitrag: # 6881256Beitrag sciby
9.2.2012 - 20:48

Wieso wird er überhaupt nicht lebenslänglich gesperrt? Hieß es nicht mal, dass Wiederholungstäter lebenslang gesperrt werden?
Und wie sieht es mit zukünftigen Arbeiten im Radsport aus (Sportdirektor etc)?
Und Jedermannrennen?
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

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Stephen Roche
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Beitrag: # 6881257Beitrag Stephen Roche
9.2.2012 - 21:32

ulle91 hat geschrieben:
Stephen Roche hat geschrieben:Der Radsport hat einen entscheidenden Systemfehler:

1. Doping ist verboten.
2. Dennoch wird und wurde gedopt. Doping wird gefördert, geduldet oder ignoriert. Und allenfalls punktuell bekämpft. Und jeder im Betrieb weiß das.
Und worin unterscheidet sich das von anderen Sportarten? Allenfalls in einem Zuviel an punktueller Bekämpfung.
Ich sage ja: Die Alternative ist Gleichgültigkeit - und sei es gegenüber dem Doping.

Der Radsport scheitert an der Wunschvorstellung, dass alle mit richten Dingen, mit lauteren Mitteln zu geht. Es wurde über Jahrzehnte hinweg die Fassade aufgebaut, dass man derartige individuelle Höchstleistung durch gute Ernährung, legale medizinische Unterstützung und viel Willenskraft erbringen kann. Und dieses Bild wurde nach außen getragen. Stichwort: Uniklinik Freiburg. Stichwort: Dopingtests nach jeder Etappe (und immer mit dem Führenden). Dabei wussten alle, dass diese ganze Testerei nichts bringen konnte, weil die Musik ganz woanders spielte. Und dann das kollektive Unschuldsgelämmere.

Ich denke übrigens, das Publikum kann mit Doping umgehen. Und damit meine ich nicht, dass Doping gut geheißen wird. Man versteht aber, warum es gemacht wird. Weil es (fast) alle machen. Deshalb hat die öffentliche Meinung Zabel recht schnell verziehen. Deshalb überträgt die ARD wieder die Tour. Deshalb freuen wir Älteren aus bestimmten Bundesländern uns heute noch über Olaf Ludwigs Olympiasieg.

Was das Publikum nicht will: für dumm verkauft werden. Siehe Ullrich.
IONO1

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lachi
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Beitrag: # 6881258Beitrag lachi
9.2.2012 - 21:34

Daniano hat geschrieben:Sperre ab Start des Verfahrens, Ergebnisaberkennung ab Tag des Vergehens
Korrigiert, denn Doping ist in den meisten Ländern kein Verbrechen.

ein_auto
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Beitrag: # 6881263Beitrag ein_auto
10.2.2012 - 0:28

sciby hat geschrieben:Wieso wird er überhaupt nicht lebenslänglich gesperrt? Hieß es nicht mal, dass Wiederholungstäter lebenslang gesperrt werden?
Und wie sieht es mit zukünftigen Arbeiten im Radsport aus (Sportdirektor etc)?
Und Jedermannrennen?
Wenn ich das heute im Radio richtig gehört habe befand der CAS den ersten Fall (2002?) für ein minderschweres Vergehen, weil es sich nicht um eine Wettkampfkontrolle handelte. Deshalb keine lebenslange Sperre, deshalb kann er auch (nach Ablauf der jetzigen Zweijahressperre) im Radsport arbeiten.

Steini
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Beitrag: # 6881265Beitrag Steini
10.2.2012 - 1:17

Ullrich hat den Kontakt zu Fuentes nun mehr oder weniger zugegeben. Was ich bedauerlich finde: er macht nicht wirklich reinen Tisch. Ich kreide ihm das nicht an, aber ich hätte ihn bejubelt, wenn er sich hingestellt und zugegeben hätte, dass er seit 1990 sternhagelvoll durch die Gegend geradelt ist.

EDIT: Der Link zum Interview (unten der Wortlaut zum Durchklicken):
http://www.bild.de/sport/mehr-sport/jan ... .bild.html
Ich finde da sind einige ganz nette Passagen dabei, gerade seine Aussagen zum leidigen Winter-Speck-Thema finde ich sympathisch.
Und wenn ich mir das so durchlese, möchte ich "meinen" Ulle fast wieder mit der Naivität von früher betrachten und ihm glauben, dass er erst so spät zu Dopingmitteln gegriffen hat. Auch im Sinne des Radsport - es wäre doch schön glauben zu können, dass auch große Erfolge ohne Hilfsmittel möglich sind. Ich kann es aber nicht, fürchte ich.

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Timisonfire
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Beitrag: # 6881267Beitrag Timisonfire
10.2.2012 - 8:12

hach ja, unser Ulle. Er wird für immer DAS Idol meines bisherigen Lebens bleiben! Ohne ihn hätte ich vermutlich nie meine größte Liebe gefunden: den Radsport. Danke dafür und für all die tollen Stunden vorm TV.

Tobinho
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Beitrag: # 6881268Beitrag Tobinho
10.2.2012 - 9:41

Timisonfire hat geschrieben:hach ja, unser Ulle. Er wird für immer DAS Idol meines bisherigen Lebens bleiben! Ohne ihn hätte ich vermutlich nie meine größte Liebe gefunden: den Radsport. Danke dafür und für all die tollen Stunden vorm TV.
Das kann ich genauso unterschreiben! Allerdings ist mir wie auch vielen anderen das Interesse etwas vergangen, da es leider keinen deutschen siegfahrer für die tdf gibt.
19.07.2011

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Beitrag: # 6881271Beitrag <~Bace~>
10.2.2012 - 11:10

Und jetzt lasst euch auf der Zunge zergehen wie denn ein "gedopter Fahrer" dennoch 7 Jahre hintereinander nur (maxmal) Zweiter der Tour werden konnte.. ;)

Und schauen wir uns mal an, was das deutsche Sportgericht und die deutsche Presse mit so einem ehemals Weltklassesportler und Idol vieler Kinder und Männer gemacht hat und wie sie mit ihm umgegangen sind.
ihn für's "Jedermann-Rennen" zu sperren ist echt die Kirsche auf der Kirsche auf der Sahnetorte dieser Geschichte, lächerlich eh.

Im Vergleich dazu war das italienische Sportgericht beim Fall 'Basso' die kuscheligste Krabbelecke im Kindergarten.
Das geht über eure Vorstellungskraft: Jamaica hat'ne Skimannschaft!
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<~Bace~>
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Beitrag: # 6881272Beitrag <~Bace~>
10.2.2012 - 11:14

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lachi
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Beitrag: # 6881277Beitrag lachi
10.2.2012 - 14:03

<Bace> hat geschrieben:Und jetzt lasst euch auf der Zunge zergehen wie denn ein "gedopter Fahrer" dennoch 7 Jahre hintereinander nur (maximal) Zweiter der Tour werden konnte.. ;)
Wieso gedopt? Er hat doch erst 2006 Fuentes kontaktiert...

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