Die Sattlerei

Heute Abend die Eröffnungsfeier in Rio, morgen gibt es dann bereits das olympische Straßenrennen der Männer:



Noch mehr als bei einer Weltmeisterschaft ist ein Rennverlauf kaum vorhersehbar, da selbst die großen Nationen maximal 5 Fahrer am Start haben: http://www.procyclingstats.com/race/Oly ... _Startlist
Ich habe ja irgendwie im Gefühl, dass Philippe Gilbert das Ding morgen holt, aber mehr als Bauchgefühl ist das nicht.

Das ist schon arg schwer, Gilbert in Topform, ok, aber ich glaube die hat er nicht.

Die Spanier mit Valverde und Purito sicher ganz heiss, Wout Poels in der Tourform sicher ein beachtenswerter Name, Pantano kann so was (und ist auch endschnell), Alaphilippe kann das sicher wenn er die Tour gut verdaut hat. Die Italiener müssen solo ankommen. Aus deutschsprachiger Sicht traue ich am ehesten Reichenbach zu da noch in der Entscheidung mit dabei zu sein. Wäre sicher was für Albasini, aber der hat mich an der Tour nicht wirklich überzeugt und hat kaum mehr die Form von Lüttich. Deutschland hat für solche Rennen im Moment niemand, bei den Ösis traue ich Preidler noch ein ordentliches Resultat zu, auch wenn der mit Giro und Tour viel in den Beinen hat.

Edit: Aber sehr schön, dass wir noch ein anständiges "Nationen-Rennen" haben dieses Jahr. Die WM ist ja unter aller Kanone.

Ja das stimmt, ich freue mich auch auf das Rennen Morgen, meist sind die olympischen Rennen ja sehr abwechslungsreich. Die Favoriten hat jonas glaube ich ganz gut umrissen, aber da die Teamstärke halt relativ klein ist, sind Außenseitersiege auch nie auszuschließen. Ich würde allen deutschsprachigen Nationen bei halbwegs normalem Rennverlauf keine Medaillenchancen einräumen.

Cancellara kündigt an, dass er auf dem ersten, leichteren Streckenteil versuchen wird etwas zu veranstalten (ähnlich wie in London). Wenn das stimmt könnte das ein cooles Rennen werden und (im Gegensatz zu der WM) könnte es sich lohnen das ganze Rennen zu schauen.

Oh, danke für die Info Jonas! Eine mittelgroße Gruppe, die sich mit einigen guten Rollern auf den ersten 100 Kilometern absetzen kann, wäre eine sehr interessante Konstellation.

Gebe ja zu, dass ich nicht unbedingt ein Cancellara-Fan bin, aber so ein Kunststück würde ich ihm zum Abschluss der Karriere von Herzen gönnen.

Ich werde nicht warten und Tee trinken, am Anfang hat es dem Wind ausgesetzte Pavé-Passagen. Die Bergfahrer werden auf diesen drei Kilometern Mühe haben. Michi Albasini und ich müssen schauen, dass wir auf dem ersten Abschnitt etwas Zeit herausholen können. Danach ist es möglich, dass sich hinten die Nationen nicht einig sind und keine Führungsarbeit leisten wollen. Bietet sich diese Möglichkeit, werde ich ohne Rücksicht auf Kräfteverluste fahren, auch wenn das Zeitfahren am Mittwoch für mich der Höhepunkt meiner letzten Olympischen Spielen bilden soll.

Hier noch das Zitat.

Man muss auch sagen, dass die Schweizer in der Vergangenheit die olympischen Spiele auch immer sehr belebt haben. Da darf man angesichts der Ankündigung von Cancellara auf einiges gespannt sein.

Ein Teil der Taktik ist für die Schweiz schon mal aufgegangen: Albasini ist in der Spitzengruppe, zusammen mit starken Leuten wie Geschke, Pantano und Kwiatkowski. Mal sehen, wie weit man sie weglässt.

Schon eine starke Gruppe, leider ohne Spanier, Italiener und Franzosen.

Zeits. Na klar.

ulle91 hat geschrieben:Zeits. Na klar.

Hehe, habe mich auch gefragt, wieviele sinnlose Reifezeitetappen der schon für mich fahren durfte...

Nunja: Ein bittersüßes Rennen, bei dem Italien als Mannschaft den Sieg verdient hätte und GvA als kämpferischster Fahrer nicht weniger.

Für Nibali tut es mir furchtbar leid (mehr als für Henao, sorry), für Belgien freut es mich riesig. Auch Dänemark und Polen gefallen mir gut als medaillierte Nationen.

Dass kleine Teams den Rennen generell gut tun würden, wussten wir in der Sattlerei ja eh schon immer.

Henao (Beckenbruch), Nibali (doppelter Schlüsselbeinbruch) und Porte (Bruch des Schulterblattes) hat es auch noch richtig heftig erwischt, was das ganze Rennen schon noch etwas trübt. Ansonsten eines der besten Rennen, das ich je gesehen habe. Und GvA hat alles richtig gemacht, er war nicht der Stärkste, aber immer am richtigen Ort.

Beim Zeitfahren ist die Ausgangslage auch spannend. Martin und Dumoulin haben sich geschont, Dumoulin ist nur 10km gefahren, Martin etwas über 100. Für Froome ist das sicher ganz anders gelaufen als er sich das erhofft hat, positive Eindrücke sind anders. Und Cancellara war sicher besser als erwartet, das hat auch er selbst gemerkt, er hat aber sicher viele Kräfte verbraucht. 4 verschiedene Ausgangslagen. Nach dem Auftritt von gestern hätte sich Cancellara aber noch Edelmetall zum Abschluss verdient.

Wirklich bitter für Italien bzw. Nibali: ein perfekter Saisonaufbau für dieses eine Rennen und eine perfekte Taktik im Rennverlauf, nur um dann ausgerechnet in einer Abfahrt alles zu verlieren. Die können einem schon wirklich leid tun. Wobei es vermutlich nur wenige Fahrer gibt, die einen solchen Triumph mehr verdient haben wie Van Avermaet.

Ich denke, man hat den vielseitigsten Kurs geschaffen, den es in den letzten Jahren gab. Kopfsteinpflaster, kurze Anstiege, längere Anstiege, diverse Kilometer an der Küste. Das war ein sehr spannendes Rennen. GvA hat in dieser Saison bereits gezeigt, dass er auf jedem Terrain zuhause ist.

Von der WM ist in diesem Jahr nicht so ein Spektakel zu erwarten.

Zum Zeitfahren noch ein Wort: das sollte in Anbetracht der Schwäche von Froome doch ein klares Ding für Dumoulin werden. Cancellara kann ich trotz seiner Präsenz gestern noch nicht richtig einschätzen.

Wahrscheinlich würde ich Dumoulin wie ulle auch die 5 Sterne für das Zeitfahren geben, aber Froome würde ich nach gestern nicht abschließend beurteilen.
Er hat ja auch zuvor nie bewiesen, dass er ein Mann für auf Sieg gefahrene 240 km mit kleinen Teams ist.

Seine Zeitfahrqualitäten jedenfalls sind erst einmal unbenommen.

Ich mache das auch eher daran fest, dass diejenigen, die die Tour bis zu Ende durchziehen mussten, gestern nichts gerissen haben. Ich glaube, da ist die Form einfach nicht mehr so da.

Weiß man eigentlich weshalb Sagan auf das Straßenrennen verzichtet bzw. das Rad gewechselt hat? Ich möchte GvA nicht zu nahe treten, aber wenn er über die Berge kommt und gewinnen kann, dann wäre das für Sagan auch nicht aussichtslos gewesen.

Steini hat geschrieben:Ich möchte GvA nicht zu nahe treten, aber wenn er über die Berge kommt und gewinnen kann, dann wäre das für Sagan auch nicht aussichtslos gewesen.

Aussichtslos vielleicht nicht, aber ich schätze Van Avermaet an den Anstiegen doch ein paar Prozent besser als Sagan ein. Erst recht in diesem Jahr, wo Sagan in Sachen Sprintfähigkeit wieder etwas zugelegt hat (sein Oberschenkelumfang ist deutlich größer als letztes Jahr finde ich).

Wie das dann im MTB aussehen wird, bin ich auch echt mal gespannt. Kann Sagan diesbezüglich auch gar nicht einschätzen.

Immerhin war Sagan früher Junioren-WM im MTB. Ich denke, dass er da gute Chancen hat.

Es ist halt schon ein anderes Training und eine Umstellung. Hätte er die gesamte Saison nur MTB trainiert und gefahren, wäre er sicher fähig ganz vorne mitzufahren. Experten sehen ihn sicher gut mit dabei, Schurter, Absalon und Co zu schlagen dürfte dann aber schon eher schwierig werden.

Oberschenkel wie Michael Rasmussen + Fahrstil wie Chris Horner = Mara Abbott.