Die Sattlerei

Während es hier endlich winterlich ist, scheint in Australien die Sommersonne auf die Radprofis, die dort zu den ersten Rennen angereist sind, hinab. Morgen beginnt dort die Tour Down Under und traditionell gab es zwei Tage vorher bereits ein Auftaktkriterium, bei dem sich die Sprinter einen ersten Schlagabtausch liefern konnten. Letztes Jahr holte dort Marcel Kittel einen seiner wenigen Siege und dieses Mal konnte Caleb Ewan für Orica einen ersten Heimsieg einfahren: https://www.youtube.com/watch?v=g19hRIIESRw

Gespannt bin ich mal auf den ersten Auftritt von Richie Porte im BMC-Trikot. Gemeinsam mit Rohan Dennis (dem frisch gebackenen australischen Zeitfahrmeister) kann er sicherlich eine gute Doppelspitze bilden.

Und Caleb Ewan holt sich auch gleich die erste Etappe: https://www.youtube.com/watch?v=pIK2tFZzp-4

Sein Stil mit dem extrem über den Vorbei gelehnten Oberkörper erscheint mir fast noch extremer als der von Mark Cavendish in jungen Jahren. Ist einerseits sicherlich effektiv, doch auch sicherlich etwas gefährlicher als normale Sprints ohnehin sind.

Wenn er allerdings so viel Platz wie heute hat und die Straße auch geradeaus führt, sehe ich da kein Problem. Da war ja wirklich praktisch heute keine Konkurrenz zu sehen, der setzt seinen Antritt und hat sofort eine Lücke. Sieht wirklich ein wenig wie Cavendish früher aus, wobei die direkte Konkurrenz ja nun auch nicht die allerstärkste ist.

Parallel zeigt in Argentinien bei der Tour de San Luis auch ein anderes Sprinttalent auf: Fernando Gaviria (der an gleicher Stelle letztes Jahr unter anderem Cavendish bezwang) hat im Massensprint Peter Sagan und Elia Viviani geschlagen: https://www.youtube.com/watch?v=wwhV1qGgnGE

Sieht sogar extrem locker aus, wie er das Ding abschießt. Der kann mehr als nur ein Anfahrer für Marcel Kittel werden.

Schöner Sekundenkrimi auf der Königsetappe hoch zum Willunga Hill: Richie Porte holt sich den Sieg, doch Simon Gerrans verteidigt um 9 Sekunden das Führungstrikot Video

Jetzt muss Gerrans nur noch den Rundkurs in Adelaide morgen überleben, dann hat er den Rundfahrtssieg in der Tasche.

Ist das schon wieder der alte Kittel: https://www.youtube.com/watch?v=P0Ciz75lab8


Sieht jedenfalls schon wieder sehr kraftvoll aus, da war die Vorbereitung wohl nicht so schlecht.

So, ab heute also Paris-Nizza. Für mich nach wie vor der "richtige" Start in die Radsport-Saison, trotz der aufgewerteten Tour Down Under oder der stärkeren Präsenz von Top-Fahrern bei kleineren Rennen in Januar und Februar.

Einen wirklichen Top-Favoriten sehe ich für die kommende Woche übrigens nicht. Mit Contador, Dumoulin und Porte vielleicht eine erste Riege, dahinter dann einen Haufen Leute wie Thomas, Bardet, Spilak, Rui Costa und vielen mehr. Dumoulin hat ja heute im Prolog schon mal ein kleines Ausrufezeichen gesetzt, wobei er hier im Vergleich zu den anderen Siegfahrern sicherlich auch die größten Fähigkeiten hat. Contador dafür schon fast etwas schwach, war ja auch kein ganz flaches Rennen, da hätte ich ihm mehr zugetraut. Vielleicht fehlt ihm die Form, vielleicht die Klasse vergangener Jahre, vielleicht beides. Richie Porte und Geraint Thomas im Soll, Costa auch ein bisschen hinter den Erwartungen.

Dazu für mich heute zwei Überraschungen: Zum einen natürlich Bevin, den vermutlich die wenigsten auf der Rechnung hatten. Starke Leistung heute, ich hätte ihm dafür auch den Sieg gegönnt, zumal es gerade in so einem Prolog ja durchaus mal vorkommt, dass da einer ganz überraschend gewinnt. Dazu muss ich zugeben, dass ich bei Cannondale im Team keine wirklichen Siegfahrer sehe, da hätte so ein Erfolg sicherlich gut getan.
Die zweite Überraschung ist für mich ganz klar Matthews. Bisher als bergfester Sprinter bekannt, jetzt gewinnt er auch noch so einen Prolog und das an seinem ersten Renntag in 2016. Ich sehe nicht, wo er in den nächsten Tagen Zeit verlieren sollte (es sei denn durch Defekt oder Sturz), er dürfte Gelb nun also ein paar Tage tragen.

Mit den Naturstraßen morgen hat sich die ASO zudem wieder etwas Neues einfallen lassen, um die doch recht langweiligen Flachetappen, die man aus den letzten Jahren kennt, ein wenig attraktiver zu gestalten. An das ganz große Spektakel glaube ich zwar nicht, aber ich glaube, das soll auch nicht Ziel der ganzen Aktion sein. Einfach ein bisschen ein Spielfeld schaffen, wo auch mal andere als die gewohnten Fahrer vorne sein können. Hoffentlich spielt das Wetter mit.