Hotel "Op de blijvende weide" - Aktivenversammlung

Ein kleines Rollenspiel

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sys
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Hotel "Op de blijvende weide" - Aktivenversammlung

Beitrag: # 231505Beitrag sys
15.4.2005 - 15:20

Ein kleiner, rustikal eingerichteter Frühstücksraum eines niederländischen Zwei-Sterne-Hotels. Kurzfristig zum Konferenzraum umfunktioniert. Die Tische in Hufeisen, auch U-Form genannt, aufgestellt. Stühle an den Flanken der Tische, sodass die Platznehmenden sich jederzeit gegenseitig im Blick haben. Der Saal noch menschenleer - fast, bis auf...

...eine kleine Gruppe von unschwer als Italiener auszumachenden Personen rückt weitere Tische und Stühle heran.


«Luigi, Paolo, Beppe...noch je einen Tisch auf jeder Seite. Das sollte reichen.» Einer der Italiener schien sichtlich gestresst und ließ sich auf den mittleren Stuhl am Kopfende des Tisches sacken.

«Was für ein Stress - nur weil die französische Gendarmerie lieber in der Nase popelt als ihre Aufgaben zu erledigen», dachte Daniele. Er ließ sich auf dem Stuhl hängen. Noch war niemand erschienen, er hoffte darauf, dass noch möglichst viele Fahrer erscheinen würden. «Wo ist Gigí», fiel es ihm ein. «Verdammt! Wo ist Gigí mit den Kopien?», schrie er durch den Raum. Gigí sollte ein schnell zusammengeschriebenes Papier mit den Tagesordnungspunkten kopieren und vorbeibringen - er ließ sich wie immer sehr sehr viel Zeit...
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Igor
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Beitrag: # 231518Beitrag Igor
15.4.2005 - 15:40

Dariusz betrat das Zwei-Sterne-Hotel, wo die Aktivenversammlung stattfinden sollte. Er war zu früh da, hatte er doch mit einem Stau gerechnet. Da der jedoch ausgeblieben war, hatte er bei der Ankunft der Örtlichkeiten mit einem Blick auf die Uhr festgestellt, dass er gut eine halbe Stunde zu früh dran war. Ein kleines Schild wies darauf hin, wo die Versammlung stattfinden sollte. Der Pole folgte dem Pfeil und geriet in einen kleinen Raum, wo sich schon vier Leute befanden. Drei davon kannte er nicht, der Vierte war jedoch Daniele Nardello, der Aktivensprecher, der mit hochrotem Gesicht wild herumgestikulierte und auf etwas auf italienisch brüllte. Um ihn nicht zu unterbrechen und zu stören nahm Dariusz in einer hinteren Ecke der hufeisenförmig ausgerichteten Tische Platz. Er war gespannt, was die Versammlung bringen würde. Er sah auf die Uhr. Noch fast 20 Minuten bis zum Beginn der Versammlung.

Artifex
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Beitrag: # 231521Beitrag Artifex
15.4.2005 - 15:58

Jens war zwar auch weiterhin der Meinung, dass die Entscheidung der UCI bei Paris-Roubaix die richtige und unanfechtbar war, doch die jüngsten Ereignisse von Gent-Welvegem, wo Luca einen mehr als zufriedenstellenden dritten Platz eingefahren hatte, brachten Jens schließlich zu der Entscheidung, doch ins "Hotel op de blijvende Weide" zu fahren, um dort an der Aktivenversammlung teilzunehmen.

Das Hotel war recht klein und überdies gut ausgeschildert, sodass es ein Leichtes war den Frühstücksraum zu finden. Die rustikale Einrichtung sprang Jens sofort ins Auge. Er sah sich um und suchte ein Weilchen nach ausgestopften Hirschgeweihen an den Wänden, doch er fand nichts. Stattdessen blickte er eine Gruppe von Italienern an der Kopfseite des Tisches, darunter auch Daniele Nardello, der vielbeschäftigt aussah. Ganz im Gegenteil dazu Dariusz Baranowski, der sich einen der hinteren Plätze gesetzt hatte. Jens grüßte kurz in die Runde, ohne dass jedoch jemand den Kob hob, und gesellte sich dann zu Baranowski. Die beiden redeten kurz über die Geschehnisse, dann war die Luft raus. Wie Baranowski wohl zu dem Thema steht, fragte sich Jens im Stillen und zückte sein Handy. Er hatte eine SMS von Etxebarria erhalten, eine Einladung zur UDKKV-Sitzung. Jens seufzte. Seine Ferien bis zur Tour de Suisse wurden langsam aber sicher zunichte gemacht, aber was solls. Zum Wohle des Sports tu ich alles, dachte Jens und schrieb Etxebarria zurück, dass er sich schon auf ein Wiedersehen freue und sicher kommen würde.

*Mik* [EISEL-FAN]
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Beitrag: # 231528Beitrag *Mik* [EISEL-FAN]
15.4.2005 - 16:21

Auch wenn Berni Magenprobleme hatte, wollte er an der Aktivenversammlung telnehmen. Sowohl das Hotel als auch, der zum Konferenzraum umgebaute, Frühstücksraum war schnell gefunden.
Er grüßte kurz in die vorhande Fahrerrunde und setzte sich dann, unter Schmerzen, auf einen Stuhl in einer der hinteren Reihen. Während er dort wartete, bis es anfing, schluckte er nochmal Tabletten gegen sein Schmerzen.

doubleM
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Beitrag: # 231529Beitrag doubleM
15.4.2005 - 16:24

Ziemlich entkräftet erreiche George das Hotel in Maastricht. Er und sein sportlicher Leiter hatte sich von Gent aus mit einem Teamfahrzeug auf den Weg gemacht und George und war innerlich immer noch ziemlich aufgewühlt: endlich hatte er Gent-Wevelgem gewonnen, eins der Drei großen KSP-Rennen. Sein Traum war in Erfüllung gegangen. Aber jetzt ging es darum, dass man ihn die Erfüllung eines anderen Traumes verwehrt hatte: Paris-Roubaix, die Hölle des Nordens, der Mythos in seiner absoluten Reinheit, und er hätte der Sieger sein können. Und auch die neuerliche Absage von Eisel war nicht gut, aber all dies würde man heute besprechen. George war sich sicher, dass sie mit Danielle einen fähigen Mann an die Spitze der Gewerkschaft gewählt hatten und so erhoffte er sich viel von diesem Treffen.
Als er den etwas verkommenen Raum betrat stieg ihm sofort der Geruch von altem Holz in die Nase. Das müssen die Möbel sein, dachte George bei sich. Zusammen mit seinem sportlichen Leiter nahm er an eienm Ende des U's platz, grüßte kurz in die Runde und bereitet sich auf eine lange Diskussion vor...
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Igor
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Beitrag: # 231530Beitrag Igor
15.4.2005 - 16:25

Inzwischen war Jens Voigt eingetroffen, der sich neben ihn setzte und einen kurzen Smalltalk über die Ereignisse mit dem Polen führte. Als das Gespräch schon zu Ende war, fügte Dariusz noch hinzu: "Ich denke, wir sollten nicht nur das Negative aus dieser Aktion sehen. Ich glaube, die Bauern wollten einmal ihre Meinung "groß rausbringen". Und wenn das beim Radsport geschieht, sprich dass doch immer noch (oder wieder?) für die Bekanntheit dieses Sportes. Nicht, dass ich solche Aktionen gut finde. Mich beschäftigt eher das Fehlen des Siegers in Roubaix, Eisel, bei der Dopingprobe. Solches Verhalten zieht den Radsport nur in den Dreck." Keine Antwort erwartend wandte sich Dariusz wieder den Italienern zu.

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sys
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Beitrag: # 231534Beitrag sys
15.4.2005 - 16:37

Lefevere kam in den Raum geeilt. «Ah Daniele! Dich suche ich.» Der Mapei-Teamchef hielt einen großen, quadratischen, braunen Karton in seinen Händen, den er sogleich auf den Tisch vor Daniele abstellte. «Schau! Die Trikots!» Daniele brauchte einen Moment, um zu realisieren, was Patrick ihm mitteilen wollte - dann ging ihm ein Licht auf. Ein freudiger Gedanke schoß ihm durch den Kopf, ein verschmitztes Lächeln ward auf sein Gesicht gezaubert. «Hier, sieh!» Lefevere zog ein Stoffstück aus dem Karton heraus. Es war unschwer als Radsportbekleidung, genauer: Radtrikot, zu identifizieren. Es war in grau-weißen Tönen gehalten; das Muster des Trikots war den traditionellen Pflastersteinen, den pavés des Nordens wie man sie bei Paris-Roubaix und Flandernrundfahrt antraf, nachempfunden. Auf dem Rücken war ein schwarzes Kreuz aufgemalt, auf der Vorderseite stand in großen Lettern "Paris-Roubaix 2005 - crucifixus, mortuus, et sepultus - requiescat in pace, L'Enfer" geschrieben.

Gigí ließ sich derweil immer noch Zeit mit der Erledigung des ihm Aufgetragenen - ein Süditaliener, bzw. genauer: Sizilianer, eben, das Leben von der schönen, süßen Seite genießend, aber dennoch ein in seiner Persönlichkeit von Grund auf liebenswerter Mensch, dem man einfach nicht böse sein konnte, wenn er wieder einmal zu spät kam. Daniele stand auf, schickte ein kurzes "entschuldigt mich gerade" in Richtung der bereits Anwesenden und ging nocheinmal die Treppe hinauf zum Kopierraum - irgendwo musste der alte Sizilianer ja stecken...
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Hoffi
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Beitrag: # 231536Beitrag Hoffi
15.4.2005 - 16:39

Wenngleich Iban in der "Hölle des Nordens" nicht selbst gestartet war, entschied er sich nach Nardellos Rundbrief relativ schnell zu einem Erscheinen bei der Sitzung, schließlich hatte er bislang noch keine ihm Zugängliche ausgelassen, und überdies waren derlei Zusammenkommen stets informativ und interessant verlaufen. Hinzu kam, dass er sich - bedingt durch den Start beim Amstel Gold Race - sowieso in der Stadt befand und es daher kein logistischer Aufwand war, das Treffen zu besuchen.

Nachdem er problemlos den gut ausgeschilderten Raum, dessen Tür mit einem Schild versehen war und offen stand, gefunden hatte, nickte er kurz in die noch spärlich besetzte Runde und gesellte sich neben Jens, der soeben einen Smalltalk mit Baranowski beendet zu haben schien.
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virtualprofit
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Beitrag: # 231546Beitrag virtualprofit
15.4.2005 - 17:05

Roberto ließ sich bei seinem Teamkollegen entschuldigen:

Hola Daniele,
da ich derzeit mitten in den Vorbereitungen auf den Giro stecke, wird es mir kaum möglich sein, pünktlich eurer Versammlung beizuwohnen. Ich werde meinen Teil bei der vermutlich bald stattfindenden Sitzung der UKDVV leisten, für die bisher jedoch noch kein Treffpunkt festgelegt wurde. Natürlich bitte ich euch darum, mich über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.

Gruß Roberto


Schon wieder einer dieser leidlichen Dopingdiskussionen, zu deren Verschärfung nun auch noch die peinlichen Geschehnisse vor dem Velodrome von Roubaix beitrugen, es war genau das, was Roberto nun gar nicht gebrauchen konnte. Insgeheim hoffte er noch, dass die Sitzung der UKDVV nicht in Belgien oder Holland, sondern in der Schweiz nahe dem Sitz der UCI gelegen stattfinden würde. Denn auch eine lange Reise kam ihm jetzt überhaupt nicht gelegen.

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sys
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Beitrag: # 231552Beitrag sys
15.4.2005 - 17:33

Endlich hatte er ihn gefunden. Gigí stand an der Rezeption und trank mit der mindestens halb so alten Hotelbediensteten einen Capucchino. «Oh Gigí, immer das gleiche mit dir», grinste Daniele ihm entgegen. Er konnte sich das breite Grinsen nicht verkneifen, als er die beiden dort beisammen stehen sah. Immerhin hatte er die Blätter kopiert, Daniele verzieh dem alten Mann seine Schludrigkeit ein weiteres Mal. «Gib' mir die Blätter. Danke nochmal Gigí, das war's auch schon, aber denk dran: zu viel "Koffein" ist nicht gesund in deinem Alter!» Einen dummen Spruch musste er dem herzlichen Sizilianer dann einfach doch reindeuen, ehe er wieder in Richtung des Frühstückszimmers fortging.

Als er den Raum wieder betrat, hatte sich dieser inzwischen reichlich gefüllt (Anm.: ich setze hiermit einfach mal alle, die noch kommen werden, schonmal an ihren Platz, damit wir anfangen können. Also an alle, die hier noch nichts geschrieben haben, aber später noch was schreiben: ihr seid damit jetzt körperlich anwesend ;) ).

Daniele nahm wieder auf seinem Stuhl am Kopfende Platz.

«So», begann er. «Ich denke, wir sollten beginnen. Also, zunächst möchte ich euch kurz diese Blätter mit den Tagesordnungspunkten austeilen.» Daniele teilte den Stoß der Blätter in zwei kleinere Stapel auf und reichte sie jeweils zu seiner Rechten und Linken weiter.
Aktivenversammlung - Maastricht, 15.05.2005

Betrifft: Geschehnisse bei Paris-Roubaix und Gent-Wevelgem

Tagesordnungspunkte:

I. Rennverkürzung und Juryentscheid bei Paris-Roubaix
- Was ist geschehen? Aufstand der Bauern. Zusammenfassung des Juryentscheids und der offiziellen Aussagen der UCI.
- Warum kam es zu dieser Entscheidung? Diskussion und Stellungnahmen zum Protest der Bauern
- Welche Folgen hat der Juryentscheid? Diskussion und Stellungnahmen zur Wertung des Rennens.
- weitere Aktionen: Protest gegen die Wertung? Symbolische Protestaktionen? Organisation der weiterreichenden Aktionen der einzelnen Teams und Fahrer

II. Gent-Wevelgem
- Was ist passiert? Durchführung einer Massendopingprobe bei allen Teilnehmern. Kurzfristiger Ausstieg Eisels. Androhung von "schonungsloser Aufklärung" durch Stephen Roche
- Diskussion des Geschehen. Ist Reaktion unsererseits in diesem Fall generell erwünscht? Wenn ja, in welcher Form?

«Wie ihr sehen könnt, widmen wir uns zunächst allem, was mit dem Roubaix-Skandal zusammenhängt. Später werden wir noch über die Gent-Wevelgem-Ereignisse reden.»

«Nun, wie wir alle wissen blockierten einige französische Bauern den Einlauf zum Velodrome von Roubaix. Genauere Informationen über diesen Bauernaufstand liegen derzeit nicht vor. Es handelte sich dabei allerdings wohl um eine Protestaktion, um auf den desolaten Zustand der lokalen Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Näheres zu diesem Politikum weiß ich allerdings nicht. Wenn jemand mehr weiß, möchte er dies bitte gleich kundtun.»

«Nungut, in jedem Fall...Auf Grund der Tatsache, dass das Velodrome für die Spitzenreiter nicht zu erreichen war, wurde Bernhard Eisel zum Sieger des Rennens erklärt. Peter Van Petegem, George Hincapie und Steffen Wesemann...»
Daniele blickte jeden der genannten Fahrer an, sofern diese anwesend waren und fuhr dann fort. «...werden als gemeinsame Zweitplatzierte des Rennens gewertet. Diese Entscheidung wurde von den Offiziellen unter Berufung auf die 1000m-Regel getroffen, indem die Flamme Rouge als neuer Zieleinlauf deklariert wurde. Man könnte dies also eine kurzfristige Verkürzung des Rennens um einen Kilometer bezeichnen. In der offiziellen Erklärung der Jury heißt es dazu:»

Daniele laß die Erklärung des UCI-Offiziellen Bellis vor: «Wir sind uns bewusst, das Eisel auf dem letzten Kilomter möglicherweise noch gestellt worden wäre, die Hochrechnung seiner Zeitverluste mag dafür sprechen, aber mit Hochrechnungen kann die Jury nicht agieren. Eisel ist als erster Fahrer zum Stadion gekommen und ist daher der Sieger. Peter van Petegems erreichen der Ziellinie ist nicht von belang, zumal es nicht Regelkonform zustande kam.»

«Nun, dies sollte uns erst einmal als Diskussionsgrundlage genügen. Ich würde als erstes bitte zuerst Meinungen zu dem eigentlichen Grund des Skandals, also dem Bauernaufstand, hören. Wie seht ihr diese Protestaktion der Franzosen? Ich für meinen Teil muss dazu direkt einmal vorwegschicken, dass die für mich einzig realistisch klingende Erklärung ist, dass diese lokalen Bauern die pavés Roubaixs mit den Autobahnen Frankreichs verwechselt haben müssen - vom Straßenzustand her geben sich diese ja jedenfalls nichts...»

«Aber bitte, eure Meinungen. Bitte der Reihe nach, eine gepflegte Diskussion, wir sind erwachsene Menschen.»
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Marco Pantani
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Beitrag: # 231590Beitrag Marco Pantani
15.4.2005 - 19:30

Thomas nahm neben Jens Platz. Nardellos Instruktionen waren schwer in Ordnung, nun galt es den Aktiven, den Rest zu machen. Thomas wollte sich ersteinmal in Zurückhaltung üben. Er lehnte sich zurück und wartete. Besonders gespannt war er über die Sache mit Eisel, schon letzte Saison gab es Dopingvorwürfe gegen die Fahrer des Team Pepsi. Jetzt wieder.
Scheinbar war da wirklich was dran, doch ob das stimmte sollte Thomas ja zum Glück nicht entscheiden. Thomas nahm sich erstaml ein Glas Wasser und musterte die Anwesenden...
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Kim Kirchen
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Beitrag: # 231618Beitrag Kim Kirchen
15.4.2005 - 21:06

JJ nahm neben Hincapie Platz und ließ die anderen mal reden...

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Hoffi
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Beitrag: # 231623Beitrag Hoffi
15.4.2005 - 21:24

Nach Nardellos Worten trat Stille ein, Iban wartete einstweilen auf erste Reaktionen der direkt Beteiligten, Eisel, van Petegem, Wesemann und Hincapie. Weil diese sich jedoch anscheinend noch nicht äußern wollten, begann Iban: »Nun gut, wenn niemand möchte ...« - er warf noch einmal drei kontrollierende Blicke in die Runde - »meiner Auffassung nach ist der Radsport Opfer politischer Diskrepanzen geworden, einen direkten Bezug zum Sport konnte ich, der während der tragischen Geschehnisse nicht in Roubaix anwesend war, nicht herausfiltern. Und auch der UCI würde ich keine massiveren Vorwürfe machen, denn eine derartige Blockade zu verhindern scheint mir schier unmöglich, gegen 30 bis 40 rabiat für ihre eigenen Bedürfnisse kämpfende Demonstranten sind wir, die Fahrer, die Jury, die Organisation und auch der Weltverband unterlegen.

Es ist nicht realisierbar, weitaus mehr als 200 Kilometer Straßen vollkommen abzusichern, ich glaube, da sind wir uns einig, und die letzten, meist entscheidenden Kilometer sind durch Banden und Gitter weitgehend geschützt; wolle man etwaige Sicherheitsvorkehrungen verbessern, bewegt man sich auf einem äußerst heiklen Territorium - denn der Radsport war schon immer ein Sport der Menschen, ein Sport, den man hautnah miterleben kann, bei dem man seine Stars gar "anfassen" konnte. Auch das ist es, was die Massen fasziniert, was sie an die Straßen treibt, um brüllend und klatschend die Pedaleure anzupeitschen. Und ehedem dem Radsport dieser Aspekt, den ich für höchst relevant ansehe, verloren geht, muss man derlei Risiken in leider Gottes in Kauf nehmen, wir können lediglich versuchen, die Chancen für das Eintreten selbiger zu dezimieren - auch wenn dies nur schwer machbar ist.«
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zabelchen
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Beitrag: # 231640Beitrag zabelchen
15.4.2005 - 22:35

Peter ließ Mayo ausreden...schaute ihn an, sich um und ergriff dann ebenfalls das Wort.
Ist das nicht jeder Sport, der in der Öffentlichkeit steht? Ein Opfer politischer Diskrepanzen? Überall werden durch Protestaktionen Mitteilungen von irgendwelchen Randgruppen an die Politik gemacht. Und das bei einem, wenn nicht sogar das zweitgrößte Radrennen in Frankreich, so etwas passsiert, war von vorne herein nicht auszuschliessen gewesen.

Wo jedoch der Knackpunkt der Sache ist, sind die Sicherheitvorkehrungen. Und hier muss man zumindestens den Verantwortlichen vor Ort und auch ein Stückweit der UCI den schwarzen Peter zuschieben. Ich hab den ganzen Anfang nicht mitbekommen, nur das Endresultat, und das sah alles andere aus, aber nicht wie ungeplant. Gerade in Roubaix halte ich es noch für möglich die letzten 2000 Meter + Stadion abzusperren. Immerhin ist das Ziel da doch etwas begrenzter und sollte auch nur die Vermutung aufkeimen, das so etwas stattfinden würde, dann muss die Gendarmerie auch dementsprechend handeln. Plakate und Transparente versteckt man nicht einfach so in den Handtaschen. Nach Getränken wird, der Marktwirtschaftshalber, auch kontrolliert. Dann muss an den Eingängen, soweit das möglich ist, und das ist es in Roubaix, jetzt auch die Parolen der Transparente kontrolliert werden. Bei den meisten Ankünften sind die Bereiche abgesteckt, aufgrund dessen, das zuviel Technik im Spiel ist und dort etwas zu schaden kommen kann. Ein sicherer Rennablauf muss einfach von der UCI gewährleistet werden können. Sollte dies bei einem Rennen nicht der Fall sein, dann ist das Rennen, zumindestens für den Rönschweiser Cup, nicht tragbar. Wenn dies auch Paris-Roubaix betrifft, dann muss auch dieses Rennen aus dem Kalender genommen werden und ich glaube jeder andere hier im Saal weiß, wie sehr mir diese Worte im Herz bluten

Peter schaute kurz nach unten, schluckte und schaute dann wieder entschlossen in die Runde.
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doubleM
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Beitrag: # 231642Beitrag doubleM
15.4.2005 - 22:52

Nun ergriff George das Wort:
Klar ist doch, dass die UCI Fehler bei den Sicherheitsvorkehrungen gemacht hat. Das ist unabänderbar, kann aber passieren. Wie ich das mitbekommen habe, war diese aktion auch sher gut geplant und ein paar Chaoten gibt es immer. Nur, wie Peter schon richtig sagte, sind die Konsequenzen, die die UCI daraus zieht, vollkommen falsch. Sie haben deutlich ihre Pflicht vernachläsicht, ein regelkonformes und faires Rennen zu gewährleisten, das ist ein Fakt. Eben der falsche Weg ist es, dieses Rennen sich nun durch irgendwelche Hintertürchen regelkonform zu reden und genau das ist in Roubaix passiert. Dass dürfen wir uns als Aktive nicht gefallen lassen, weil durch solch einen Präzedenzfall die Jury wesentlich mehr Macht erhält und am Ende unter Umständen nicht mehr der Sport, sondern die Regeln im Mittelpunkt stehen.
Mit diesen Worten hatte er sein Plädoyer beendet.
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*Mik* [EISEL-FAN]
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Beitrag: # 231712Beitrag *Mik* [EISEL-FAN]
16.4.2005 - 11:06

Nachdem Hincapie fertig war, fing Berni, unter Schmerzen, an zu sprechen:

"Der Fehler hierbei ist klar bei UCI zu suchen, wie ihr bereits angesprochen habt. So ein Rennen muss einfach besser beschützt sein. Vorallem auch die letzten Meter. Doch die Entscheidung der Jury und der UCI war meiner Meinung nach die einzig richtige, die zu fällen war. Nicht weil ich gewonnen habe, sondern weil es, finde ich, das fairste war. Aber was die Bauern hier veranstaltet haben ist auf keinen Fall Rechtens. Ich finde es zwar gut, wenn man für sowas eintritt. Aber wieso denn gleich so heftig? Von mir aus hätten sie jede andere Straße belagern können. Dadurch haben sie nur unser schönes Rennen zerstört. Doch ich möchte nochmals unter Nachdruck sagen, dass die UCI und die Rennjury hier die einzig richtige Entscheidung getroffen haben mit der 1000-Meter-Regel."

Dann lehnte sich Berni unter Schmerzen wieder in seinen Stuhl zurück.

Igor
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Beitrag: # 231717Beitrag Igor
16.4.2005 - 11:29

Der Österreicher schien seine Rolle bis zum Schluss weiter zu spielen.

"Das würden Sie nicht sagen, wenn Sie in der Verfolgergruppe gewesen wären.

Außerdem finde ich, dass wir nicht nur das Negative aus der Blockade ziehen sollten, auch wenn eine solche Aktion zweifelsohne nicht besonders förderlich für den Radsport ist. Wenn eine solche Aktion im Radsport genutzt wird, heißt das doch, dass dieser immer noch (oder wieder?) einen großen Andrang hat, was nach den Ereignissen des letzten Jahres vielleicht nicht mehr so war.

Desweiteren gibt es aus meiner Sicht nur zwei Möglichkeiten, auf den Juryentscheid zu reagieren: Entweder man akzeptiert ihn, oder man fordert eine Anullierung des Rennens. Eine Neuansetzung ist unmöglich in den Kalender unterzubringen. Die UCI würde wohl sowieso nicht mitspielen."
Oder es stellt sich heraus, dass Eisel Doping genommen hat, dann sieht die Sache ganz anders aus, dachte sich Dariusz.

"Und da bin ich auch schon an dem wunden Punkt angelangt: Die UCI. Ich denke, wir sollten die Protestkation der französischen Bauern abhaken - so etwas passiert. Die Sicherheitsvorkehrungen werden (hoffentlich) verstärkt, was eine weitere Protestaktion (hoffentlich) unmöglich macht. Was mich stört, ist das Umgehen der UCI in Sachen Dopingkontrollen, aber darauf kommen wir ja später zu sprechen."

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CristianoRonaldo7
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Beitrag: # 231719Beitrag CristianoRonaldo7
16.4.2005 - 11:33

Steffen traf mit etwas Verspätung während der Rede von Eisel ein. Zunächst wollte er deshalb sich hinsetzen und das Geschehen verfolgen. Als er aber mitbekam, dass van Petegem und Hincapie auch schon ihr Statement abgegeben hatten, wollte er auch sein Gedanken zudem Thema preisgeben, aber vorher fing Dariusz an. Also wartete er bis sein Teamkollegen seine Rede beendete. Jetzt nahm er Stellung zu den Geschehnissen des Rennens.

Erstmal ist dieser Aufstand der Bauern ein vorher nicht bzw. nur schwer ein zu kalkulierendes Risiko. Wer kann damit schon rechnen? Daher könnte man meinen der Organisation sei nichts vorzuwerfen. Doch jemand muss die Konsequenzen tragen. Da dies die Organisation des Rennens bzw. des Verbandes nicht tut, müssen wir, die Fahrer, es tun. Das kann nicht sein. Letztendlich fahren, schupften und leiden wir, die vorgehenden 250 km, niemand anders. Wir machen das doch aber nicht, um dann einen KM vor dem Ziel festzustellen, die gesamte Taktik des Rennens ist hin, die ganze Vorbereitung umsonst, all die schweren Meter auf dem Kopfsteinpflaster vorher für die Katz, weil ein paar Bauern auf sich aufmerksam machen wollen und niemand das verhindern kann. Also muss jetzt jemand mannsgenug sein seine Fehler zuzugeben und dieses Alibiergebnis zu streichen. Denn wer will schon einen geschenkten Sieg? Wer kann sich darüber freuen? Ich könnte das nicht.

Steffen nahm wieder platz und wartete auf weitere Reaktionen.

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Beitrag: # 231726Beitrag RotRigo
16.4.2005 - 12:04

Auch Richard Virenque war anwesend. Allerdings hielt er sich bisher noch etwas zurück. Er war in Roubaix schließlich nicht dabei und hatte die Geschehnisse nur im TV verfolgen können.
Als alten Hasen beunruhigte ihn die Situation nicht sonderlich.
Wie oft hatte man solche Situationen bei französischen Rennen schon erlebt? Hundertmal? Das gehörte halt dazu, dachte er. Das ist Radsport. Natürlich musste man so etwas versuchen zu verhindern, aber das ist sehr schwer...

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zabelchen
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Beitrag: # 231731Beitrag zabelchen
16.4.2005 - 12:17

Ich muss Darius Baranowski da recht geben, sie würden nicht so reden wenn sie einer von uns dreien wären. Zudem, schauen wir uns doch mal an, für was diese 1000 Meter Regel eigentlich gedacht ist. Eigentlich doch dafür, das, sollte in einem Feld ein schwerer Sturz passieren, alle beteiligten mit der gleichen Zeit zu werten. Trotz alledem geht der Etappe ein Sieger hervor, vllt nur aus 2 von Favoriten oder ähnliches. Aber dort gibt es einen Zielleinlauf und genau das ist in Roubaix nicht geschehen. Alle beteiligten, und ich meine wirklich alle beteiligten hatten nicht die Chance die Ziellinie ordnungsgemäß aus dem Rennen heraus zu überqueren. Wofür für mich kein Sieger feststeht.

Was ich damit sagen will, wenn die Jury, und damit die UCI jetzt festlegen kann, das Rennen aufgrund unwiderer Ereignisse um 1000 Meter zu verkürzen, im nachhinein. Wer sagt denn das ihnen nicht irgendwann andere Gründe einfallen. Es könnten sich andere "Fans" an den Streckenrand stellen, und wenn sie sehen das ihr Liebling geschnappt wird, 500m vor Schluss, blockieren sie die Strasse, und dann? "Gewinnt" er doch, am grünen Tisch, und genau diese Grundlage, darf man der UCI nicht geben, woraus eine eindeutige Annulierung des Rennens hervorgeht, was als einzige akzeptable Lösung anzusehen ist
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Beitrag: # 231767Beitrag sys
16.4.2005 - 14:06

«Nun Jungs», Daniele war bemüht die Diskussion wieder voranzutreiben und sich nicht ewig am selben Punkt aufzuhängen. «Die Frage ist, wie wir jetzt darauf reagieren. Es gibt die Möglichkeit eines Protestes gegen die Wertung und die Forderung zu annulieren. Möglichkeit zwei ist, die Wertung als Faktum hinzunehmen und einen...hm, lasst es mich "inoffiziellen Protest" nennen...einzulegen. Ich erkläre euch, was ich damit meine.»

Er griff den Karton, den Lefevere unter dem Tisch abgestellt hatte und gemeinsam stellten sie ihn auf den Tisch vor sich. Sie öffneten, Lefevere zog eines der Trikots daraus hervor. «Schaut her, Jungs. Mit diesen Trikots werden wir, d.h. das Mapei-Team die kommenden Rennen der Ardennenwoche bestreiten.» Lefevere hielt das Trikot hoch und zeigte es allen. Er zeigte die Vorderseite. «Ihr seht hier, dass dieses grau-weiße Muster den traditionellen pavés nachempfunden ist. Die Aufschrift "Paris - Roubaix 2005 - crucifixus, mortuus et sepultus - requiescat in pace, L'Enfer" ist denke ich selbstredend; Paris - Roubaix 2005 - gekreuzigt, gestorben und begraben - Ruhe in Frieden, Hölle. Auf der Rückseite...hm, Patrick könntest du es gerade drehen? Danke...auf der Rückseite seht ihr ein großes schwarzes Kreuz in dem das Datum, also der 10.04.2005, als Todesdatum notiert ist. Jedenfalls, wir werden in diesen Trikots als Zeichen unseres Protestes starten.»

«Die Frage, die sich nun stellt ist jedenfalls, ob wir es bei solchen symbolischen Protestaktionen belaßen und damit in der Öffentlichkeit, das Handeln der Offiziellen moralisch anklagen oder ob es erwünscht ist, dass weitreichendere Maßnahmen getroffen werden. D.h. konkret, dass eine von allen Teams unterzeichnete Bitte um Annulierung des Rennens an die UCI gesand wird. Diese Bitte würden wir dann auch sicherlich durch die Fahrergewerkschaft unterstützen. Für diesen Fall müssten dem nun allerdings alle anwesenden Teams zustimmen. Wenn einzelne Teams sich diesem Vorschlag nicht anschließen wollen, dann...ja, dann wird es keine gemeinsame Forderung nach Annulierung des Rennens geben. Es ist jedem Team freigestellt, ob sie einzeln offiziell protestieren wollen, jedoch wird dies dann nicht durch die Gewerkschaft unterstützt werden können.»

«Ich frage hiermit also konkret die anwesenden Teams: soll ein offizieller Protest gegen die Werung, d.h. Annulierungs-Forderung, im Namen des gesamten Fahrerlegers und der Gewerkschaft verfasst werden oder sollen sich unsere Reaktionen auf symbolische Protestaktionen in der Öffentlichkeit beschränken? Ich gebe jedem Team jetzt...sagen wir 10 Minuten...Zeit um sich untereinander abzusprechen und dann mit einer Stimme pro Team abzustimmen.»
there is a light that never goes out

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