L'Equipe Fossier - "Pecunia non olet"

Ein kleines Rollenspiel

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Hoffi
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Beitrag: # 386944Beitrag Hoffi
25.9.2006 - 14:35

Jene Hektik, welche Pereira so hasste, hatte ihn ausgerechnet vor der Tour de France heimgesucht. Die Vorberichte waren zwar in Arbeit, aber längst noch nicht fertiggestellt, überdies hatte dieser verdammte Zabel, Fossier-Teamchef, als einziger noch immer nicht auf seine Mail mit einigen Fragen geantwortet. Als ob die Tour erst in einer Woche startete!

Er entschied sich, die Teamzentrale anzuschreiben, vielleicht würde ja ein Fahrer auf seine Fragen antworten:
Welche Ambitionen hegt das Team, welche Zielen sollen erreicht werden?

Welche Fahrer gehen mit welchen Zielsetzungen ins Rennen?

Was erwartet der Teamchef von den einzelnen Fahrern?

Welche grundsätzliche Taktik verfolgt das Team?

Welche Teams/Fahrer stellen die größte Konkurrenz dar?
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Igor
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Beitrag: # 386988Beitrag Igor
25.9.2006 - 16:22

Christophe lauschte. Freire war anscheinend schon angekommen und hatte sich Valverde vorgenommen. Der glatzköpfige Franzose stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Damit war alles geklärt. Er kehrte wieder in sein Zimmer zurück und bemerkte gerade noch, wie eine zweite E-Mail in seinem Postfach landete. Beide von Fossier. Die erste betreffend Valverde und den Anordnungen für die Tour. Die zweite, ebenfalls von Fossier, war aber im Ursprung von einer Zeitung, die Fossier mit "Bitte nehmen Sie sich diese Fragen vor" kommentierte. Das war um einiges schöner, als Valverde zu interviewen.

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Mangahn
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Beitrag: # 390355Beitrag Mangahn
10.10.2006 - 19:42

Zwischen Heimat und Leidenschaft war das Motto meines Rennstalls und dafür - und natürlich für Rennen - war das Team auch da.
Und genau hier schien es zu hacken. Ich war zwar erst seit wenigen Tagen dabei und natürlich hatte die späte Verpflichtung direkt vor der Tour es sehr schwer gemacht groß Freunde zu finden, aber das die Stimmung im Team nicht die Beste war, war leicht zu spüren.

Den Abend nach dem Zeitfahren blies ich noch drübsal, fasste jedoch auch einen Entschluß. Morgen früh würde ich die Mitglieder der L'Equipe Fossier an einem Rennfreien Tag zu einer netten Runde Tee Einladen und meinen Einstand feiern. Es mußte ja nicht lang sein, einfach nur, daß mann sich auch einmal privat begegnen würde.

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virtualprofit
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Beitrag: # 396922Beitrag virtualprofit
11.11.2006 - 18:21

Es waren herrliche Tage, die Oscar abseits der Tour de France verlebte. Während sich alles auf das angeblich größte Rennen der Welt konzentrierte, konnte er mit seiner Frau, ohne dass von ihm Notiz genommen wurde, einige erholsame Tage an der Biskaya verleben.

Nicht umsonst war man vorher im heimischen Torrelavega gewesen. Denn neben der Begutachtung der Zielankünfte und entscheidenden Streckenpassagen der Vuelta-Etappen nach Leon, Santillana del Mar und Burgos, die er ohnehin aus dem Effeff konnte, nutzte er die Gelegenheit, seinen kleinen Marcos mal für ein paar Tage bei der Familie zu "parken". Er wusste ihn in guten Händen, so dass einem Kurzurlaub frei von Sorgen nichts mehr im Wege stand.

Frei von Qualen war dieser indes nicht. Nicht einmal das intensive Einschreiten seiner besseren Hälfte konnte ihn davon abhalten, zumindest hin und wieder seine Rennmaschine, ohne die er kaum abgereist wäre, mit ein paar Sonnenstrahlen zu beglücken. Ganz einrosten wollte er schließlich nicht, und da war immer noch dieses eine Rennen, das es ihm angetan hatte. Donostia! Allein der Name klang wie Musik in seinen Ohren, doch so oft er es versucht hatte, es war immer wieder zum Scheitern verurteilt. Nun wollte er endlich vor eigenem Publikum jubeln, auch wenn man einem kantabrischen Sieger dort vielleicht weniger euphorisch als einem Basken entgegentreten würde. Wieder und wieder hatte er sich über die Scharfrichter des Rennens gequält, wollte nichts dem Zufall überlassen. Schien die Motivation einmal flöten zu gehen, erinnerte er sich daran, welche Bergriesen ihn noch bei der Tour erwartet hätten. Da war dies bei weitem das kleinere Übel, auch wenn die Temperaturen im Hochsommer Oscar das Leben erheblich schwerer machten.

Doch an Tagen wie diesem, an dem man begleitet vom Meeresrauschen die Seele baumeln lassen konnte, hatte die sonst so unbarmherzige Sonne auch ihre guten Seiten. Während Laura an seiner Seite es vorzog, eine kleine Siesta zu halten - offensichtlich war die vergangene Nacht an ihr nicht spurlos vorübergegangen -, blätterte Oscar ein wenig in der AS, die er aus der Empfangshalle des Hotels hatte mitgehen lassen. Nicht ohne Hintergedanken, schließlich hatte der Journalist, den er einige Tage vorher beim Training getroffen hatte, ihm für heute die Veröffentlichung seines Interviews angekündigt. Und er hatte nicht zu viel versprochen, sogar überraschend wenige Änderungen vorgenommen...
Ganz Spanien fragt sich derzeit, was mit seinem Rad-Idol Oscar Freire los ist. Wir haben den dreimaligen Weltmeister auf einer seiner Trainingsfahrten nahe seiner Heimat Torrelavega aufgespürt und ihn zu dessen Saison, seinen weiteren Zielen und zur Tour de France befragt.

AS: Señor Freire, Spaniens Radsport-Fans sind derzeit in großer Sorge. Nach einer durchwachsenen Saison haben sie sich kürzlich mit einer durchaus zweifelhaften Geste von der Tour de France verabschiedet? Geht da eine große Karriere zuende?

Freire: Natürlich ist es euer Job, diese provokanten Fragen zu stellen. Läuft es gut, seid ihr die ersten, die auf der Welle des Erfolges mitschwimmen wollen, im Gegenzug stürzt ihr euch aber auch wie Geier auf ein gefundenes Fressen, wenn mal der Wurm drin ist. Fakt ist, dass ich mir wohl im April zu viel zugemutet habe. Die harten Rennen in Limburg und den Ardennen, dazu die kräftezehrenden Kopfsteinpflasterklassiker, das konnte mein Körper nicht verarbeiten. Zwar lief es in Katalonien noch ganz passabel (Freire holte hier seinen ersten und bisher einzigen Saisonsieg, d.Red.), aber bei der Tour de Suisse musste ich dem harten Programm dann erstmals Tribut zollen.

AS: Man sagt, es wäre wieder ihre alte Verletzung aufgebrochen, die ihnen schon so viele Probleme in ihrer Karriere bereitet hat.

Freire: Nun, ich habe mir die Rückenschmerzen nicht ausgesucht. Aber ich kann Entwarnung geben, es sieht nicht so schlimm aus wie noch in vergangenen Jahren, bereits jetzt kann ich wieder beschwerdefrei trainieren. Es hat halt nur nicht gereicht, um nach so kurzer Zeit bereits wieder auf höchstem Niveau mitzuhalten, bei der Tour ist ja immer die komplette Weltelite am Start...

AS: ...gegen die sie auch ziemlich alt ausgesehen haben. War ihr Ausstieg begleitet von dieser unschönen Geste auch ein Ventil für den Frust, den sie in der ersten Tour-Woche aufgebaut haben?

Freire: Ja ja, diese Geste, die ist hängen geblieben, oder? Sicher gab es bei einigen Zielankünften Momente, wo ich gewissen Kollegen für ihre Fahrweise gerne die Meinung gegeigt hätte, aber das ist ja Alltag in unserem Sport. Man muss schon ein Schlitzohr sein, wenn man es weit bringen will. Aber letzten Endes war es nicht Frust, sondern Kalkül. Was wäre das denn für ein Bild, wenn ein Oscar Freire auf einer Bergetappe fernab vom Geschehen unter Schmerzen ins Teamauto steigt? So bleibe ich im Gespräch, und jeder weiß, dass man mich in diesem Jahr noch nicht abschreiben darf.

AS: Sie sprechen bereits die kommenden Monate an. Dürfen wir davon ausgehen, dass Oscar Freire sich für die verkorkste erste Saisonhälfte revanchieren wird?

Freire: Verkorkst ist in meinen Augen zu hart, andere würden sich nach meinen Ergebnissen die Finger lecken. In gewisser Weise haben sie aber natürlich recht, gemessen an den Ansprüchen ist das bisher eindeutig zu wenig. Versprechen kann ich auch nichts, aber dass ich mir viel vorgenommen habe, steht außer Frage.

AS: Sehen wir wieder einen spanischen Weltmeister?

Freire: Wenn die Mannschaft sich ohne zu murren in meinen Dienst stellt (lacht)...ein WM-Titel ist nicht planbar. An so einem Tag muss alles passen, es wird so viele Anwärter geben, dass man ohne das entsprechende Quäntchen Glück chancenlos ist. Aber da ich weiß, wie es sich anfühlt, gehe ich ohne jeglichen Druck an die Sache heran. Alles andere abgesehen von einer gewissenhafte Vorbereitung liegt nicht in meinem Einflussbereich.

AS: Welche weiteren Ziele haben sie sich für den Rest der Saison gesteckt?

Freire: Da hält der Kalender noch so einige Leckerbissen bereit, unter anderem ein paar hübsche Eintagesrennen, die mir in meinen Palmares noch fehlen. Nicht zu vergessen die Vuelta, die in diesem Jahr auch in meiner Heimat Station machen wird. Dass ich da nicht fehlen darf und natürlich auch meinen Fans etwas bieten will, ist selbstverständlich. Ich habe ja auch gerade einmal knappe 30 Renntage in den Beinen, da sind noch einige Reserven vorhanden. Ich darf nur nicht wieder den Fehler des April haben, muss meine Einsätze besser dosieren. Dann kommt der Rest auch von selbst...

AS: Bei so viel Optimismus: Warum haben sie dann die Tour de France vorzeitig beendet? Vielleicht hätten sich die Schmerzen noch rechtzeitig für einen Sieg in Paris in Luft aufgelöst.

Freire: Das glaube ich kaum. Und selbst wenn...die Atmosphäre bei dieser Tour ging mir gehörig gegen den Strich. Da kommt ein aufgeblasener Cowboy aus Übersee, spielt sich einmal im Jahr wie der Allergrößte auf, und alle kuschen vor ihm. Und das schlimmste: Er wird von Jahr zu Jahr arroganter. Da freut es mich natürlich, dass unsere Franzosen ihn in den letzten Tagen immer mal wieder ärgern konnten. Wirklich in Gefahr bringen kann ihn aber wohl nur Alejandro (Valverde, d.Red.), doch der ist offenkundig ein ganzes Stück von seiner Bestform entfernt. So befürchte ich, dass der Ami auch dieses Jahr im Gelben Trikot nach Paris fahren und einmal mehr dem Irrtum aufsitzen wird, der beste Rennfahrer der Welt zu sein...

AS: Señor Freire, vielen Dank, dass sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Wir möchten sie dann auch nicht weiter bei ihrem Vorhaben stören.

Freire: Gerne wieder. Bei diesen Temperaturen kam mir eine kleine Trainingsunterbrechung auch ganz gelegen.
Kurz warf er noch einen Blick auf die Ergebnisse der letzten Tour-Etappe und vernahm mit Genugtuung die Plazierungen von Totschnig, der bisher sehr unauffällig agierte, Chavanel, dem mit seinem Etappensieg der große Wurf gelungen war, Rinero, der einen großen Kampf um das Bergtrikot lieferte, sowie Valverde, der nach anfänglichen Problemen auch langsam in Fahrt zu kommen schien. Mit der Zeitung über dem Kopf verlor schließlich auch er den Kampf gegen die Müdigkeit, die nun auch ihn langsam heimsuchte.

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José Miguel
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Beitrag: # 399145Beitrag José Miguel
27.11.2006 - 18:40

Brief von Laurent Prétou (LePeloton)

Guten Tag,

wie sie vielleicht dem Kalender entnommen haben, wird bald der 1. Grand Prix de la ville Grenoble ausgetragen. Wir als Veranstalter würden daher gerne mehrere Fahrer ihres Tourteams dort starten sehen. Besonderes Augemerk würden wir dabei auf die Fahrer Alejandro Valverde und Sylvain Chavanel legen. Wir hoffen auf baldige Antwort und verbleiben mit sportlichen Grüßen.

Laurent Prétou
Leiter Organisationskomitee
RZ: Punktewertung Vuelta 2006 und 2008, Etappensieg TdF 2010, 2011 und Giro 2012&2014, Berg Giro 2012, 2013, 2014 / Rad-Tipp: Giro dell'Emilia, Paris-Tours 2008, Tour de Romandie 2011, Eneco-Tour 2011, WM-Zeitfahren 2011 / Frauenfussball-Weltmeisterschaft 2007 / Fussball-Bundesliga 11-12
SKI: Whitney Houston Award 10/11, 11/12, 12/13, 13/14

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virtualprofit
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Beitrag: # 403865Beitrag virtualprofit
6.1.2007 - 16:40

Das Ergebnis bei der Deutschland-Tour trug seinen Teil dazu bei, dass es eine feuchtfröhliche Nacht in Karlsruhe wurde. Für Zabel und Totschnig war die Saison von der WM und sonstigen vereinzelten Auftritten einmal abgesehen sowieso quasi beendet. Die Aussicht auf die Rückkehr zu ihren Familien passte da natürlich hervorragend in die ungetrübte Freude. Auch Chavanel ließ sich angesichts seiner Spitzen-Leistung nicht lumpen, auch wenn ihm der Rückstand auf die Topleute im Einzelzeitfahren sicher einiges Kopfzerbrechen bereitete. Für den Moment zählte aber nur der Gesamtsieg.

Und auf das spanische Quartett wartete das Flugzeug nach San Sebastian erst am nächsten Donnerstag Morgen. Schlaf nachholen konnte man da also auch noch, auf Alkohol verzichtete Oscar allerdings beim Anstoßen, wofür Chavanel und Zabel aber auch Verständnis zeigten.

Gemeinsam mit Valverde warf er einen Blick auf die anstehenden Rennen: Ich denke, die Vuelta kann kommen. San Sebastian wird noch mal ein netter Aufgalopp, bevor es dann so richtig ernst wird.

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Mangahn
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Beitrag: # 403926Beitrag Mangahn
6.1.2007 - 22:11

Ja, die Führung in der Pro Tour Mannschaftswertung haben wir uns schon jetzt verdient. Schön auch, dass wir so ausgeglichen sind. Jeder trägt irgendwie zum Mannschaftsergebnis bei.

San Sebastian sollte uns beiden ja wohl liegen. Und da Du inzwischen ja auch wieder Rennen gewinnst, sollte da doch was drinn sein!

Wirklich freuen tue ich mich natürlich auf die Vuelta. Durch die neuen Trainer weiß ich endlich, wie man auf den Punkt trainiert. Diesmal werde ich euch nicht enttäuschen und meiner Kapitänsrolle gerecht werden. Mal sehen, wer sich uns entgegenstellt. Vielleicht können wir schon bald einen weiteren GT-Pokal in unsere Vitrinen stellen.

Wenn hälst Du eigentlich für den stärksten Gegner bei den nächsten beiden Rennen?

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virtualprofit
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Beitrag: # 403942Beitrag virtualprofit
6.1.2007 - 23:25

Unsere stärksten Gegner in den nächsten beiden Rennen, setzte Oscar an, naja, ich glaube, in San Sebastian fährt wieder unser junger Däne mit? Oscar lachte. Wenn wir den im Griff haben, ist das doch schon die halbe Miete.

An dieser Stelle sprang er zur Spanien-Rundfahrt: Bei der Vuelta wird es nicht schwer vorherzusehen sein, wer deine Gegner sein werden. Sastre, Menchov, Vinokourov. Dazu vielleicht Pereiro, Mayo, Sanchez. Niemand, vor dem man sich verstecken muss...und du weißt ein bärenstarkes Team hinter dir. Für mich wird es da schon schwieriger, ich vermute, dass von Petacchi und Bettini über Hushovd und Boonen bis hin zu Bennati und O'Grady alles am Start ist, was Rang und Namen hat. Aber ich hoffe auch auf meinen Joker aus Hamburg, Isasi, am Start. Ich mache mir da aber auch keinen Druck, was einen Etappensieg betrifft.

Einmal im Redeschwall kam er wieder auf San Sebastian zurück: In Donostia gehe ich auch nicht mit großen Erwartungen an den Start. Das vermeidet von vornherein jegliche Enttäuschung. Sicher habe ich mir den Jaizkibel immer und immer wieder angeschaut, während ihr euch durch Alpen und Pyrenäen gequält habt. Aber genau das hat doch schon zum Sieg in Hamburg gereicht. Und wenn die Kletterasse, die unmittelbar aus der Tour kommen, so richtig ernst machen, werde ich ordentlich leiden. Eigentlich ist Fahrertypen wie dir das Profil doch um einiges eher auf den Leib geschnitten. Cunego und Garzelli halte ich auch für sehr gefährlich. Bei mir hängt dann doch zuviel vom Rennverlauf ab.

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Mangahn
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Beitrag: # 403956Beitrag Mangahn
7.1.2007 - 5:32

Mensch, wer hätte gedacht, das Freire auch nett sein kann?
Das war doch mal ein Gespräch, so langsam fühlte ich mich im Team angekommen.

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hertha_andre
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Beitrag: # 404109Beitrag hertha_andre
7.1.2007 - 21:22

Auch Martin war auf der Feier zugegen. Nachdem er vor der Schlussetappe aus Dänemark hier runter nach Deutschland gekommen war, wollte er dann gemeinsam mit Oscar und dem restlichen San-Sebastian-Team nach Spanien fliegen.
Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Oscar aber, der, soweit Martin das mitbekam, den Alkohol nur spärlich bis gar nicht anrührte, konnte er selbst die Finger einfach nicht vom Wein lassen. Nach den ersten 2 Gläsern mangels Gewohnheit bereits angetrunken, ging der Rest der Flasche erstaunlich schnell die Kehle runter. So konnte er auch nicht ganz ausmachen, worüber sich Valverde und Freire am Nachbartisch unterhielten. Lediglich die Worte Däne und Donostia konnte er ausmachen.
Diese reichten jedoch. Einem plötzlichen inneren Trieb folgend ging bzw. torkelte Pedersen zu seinen beiden Teamkameraden und nickte wissend während des Gesprächs, ehe er selbst das Wort erhob:

Osgar, schön disch zu sehen. Wir schschaffen das in San Sebasdian. Du wirscht gewinnen! *hicks*

Dann verpasste er dem irgendwie verduzt wirkenden Spanier noch eine Umarmung, grüßte Valverde und verschwand aus dem Raum, um sich auf sein Zimmer zu begeben. Wenn er sich doch nur an die Zimmernummer erinnern könnte...
#87
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virtualprofit
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Beitrag: # 404233Beitrag virtualprofit
8.1.2007 - 16:44

Oscar blickte verwirrt zu Valverde, dessen Gesichtsausdruck nicht minder ratlos erschien. Mit einem gleichgültigen Schulterzucken quittierte er den Auftritt des Dänen: Wie ich schon sagte...

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es auch langsam Zeit wurde das Zimmer aufzusuchen. Von Totschnig, Zabel und Chavanel verabschiedete er sich ausführlich und wünschte ihnen alles Gute bis zur WM. Den anderen schenkte er nur ein Kopfnicken, da man sich ohnehin am nächsten Morgen im Flugzeug wieder sah.

Lediglich an Valverde richtete er die Bitte, doch am nächsten Tag im Flugzeug neben ihm Platz zu nehmen. Keinesfalls wollte er einen noch nicht vollkommen ausgenüchterten Pedersen neben sich sehen. Eigentlich hätte man ihn ohnehin besser als Gepäck aufgeben sollen...

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wassertraeger29
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Beitrag: # 404900Beitrag wassertraeger29
12.1.2007 - 16:22

Natürlich wusste Toni das es nicht die feine englische Art war, aber was würde ihm selbige bringen, wenn er nächstes Jahr ohne Job auf der Straße stünde. Der Sponsor machte Druck, man wollte mehr Siegfahrer sehen, einen jungen und aufstrebenden Fahrer, mit dem sich das Team, die Fans, der Konzern identifizeren könnte. Toni hatte lange geblockt, auf eine langfristige Strategie verwiesen, doch spätestens jetzt gingen ihm die Argumente aus. Man hatte nun immer seltener einen Siegfahrer bei einem Rennen dabei. Nun stand das Saisonende knapp bevor und Toni blieb kaum noch eine andere Wahl, der Sponsor wollte Schlagzeilen...
Sehr geehrter Herr Pedersen,

das Team Mr. Wooper - Peppo Cycling verfolgt Ihre Karriere seit Jahren mit wachsendem Interesse, sie sind aus unserer Sicht ein absoluter Siegfahrer, der zudem auch noch reichlich Potential hat. Deshalb möchten wir Sie gerne als neuen Top-Fahrer in unserem Team sehen. Seien sie gewiss, dass sie als einer der Klassiker-Kapitäne auch bei den großen Rundfahrten ihre Chancen nutzen könnten, in einem Spitzenteam mit viel Unterstützung, welche sie in ihrem derzeitigen Team bisweilen sicher vermisst haben werden.
Zudem erwartet sie bei Mr. Wooper - Peppo Cycling ein absolutes Spitzengehalt und dank unserer zukunftsorientierter Strategie, eine langfristige finanzielle Absicherung.
Wir würden gerne mit ihnen in Verhandlungen kommen, und wären bereit sie mittels Ablösesumme direkt und sofortig in unser Team zu holen. Wir würden uns freuen, wenn wir Ihr Interesse geweckt haben.

Mit sportlichen Grüßen.
A. Rodrigues
Teamleitung Mr. Wooper - Peppo Cycling

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Igor
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Beitrag: # 406269Beitrag Igor
21.1.2007 - 21:59

Ohne Neid blickte Christophe in sein Fernsehgerät; wieder einmal hatte Freire gewonnen und seine Klasse unter Beweis gestellt. Er gönnte es dem Spanier, auch wenn er dessen arrogante Art nicht vermisste. Es war gut für das Team und ließ auf die Vuelta hoffen (ebenso wie Valverdes Auftritt). Er selber hatte Anderes, Besseres, in seinen Augen, zu tun. Die letzten drei Wochen hatte er friedlich mit seiner Familie verbracht, in aller Ruhe, um sich von dem Rennstress der letzten Monate zu erholen. Über ein halber Giro und eine ganze Tour schlauchten, vor allem im Alter. So kamen ihm die Absagen von unter anderem der Polen-Rundfahrt sehr gelegen und als Ausklang sollten nur noch Eintagesrennen kommen. Und da wollte Christophe noch einmal ordentlich auftrumpfen, oder besser gesagt, nicht kläglich untergehen. Und dafür stand einen Monat vor dem ersten Rennen nach der Sommerpause auch das Training auf dem Programm. Die Familie hatte er für zwei Monate vertröstet, er wollte sich noch einmal ganz auf den Radsport konzentrieren.

Für Paris-Tours fuhr Christophe einmal fast die gesamte Strecke ab, um die alten Streckenkenntnisse aufzufrischen, lediglich die letzten 50 Kilometer schaute er sich noch einmal genauer an, allein schon, um mit der für ihn eigentlich unliebsamen Ebene vertraut zu werden. Ein paar Tage Plackerei (eigentlich waren mehr vorgesehen, aber Christophe wollte Berge sehen, und so waren die 3, 4 Tage nur zur Beruhigung seines Gewissens) später ging es an den Zürichersee, wo er tagelang den Pfannenstiel abfuhr (und den Berg davor, aber den Namen kannte er nicht). Und dort, am Zürichersee, saß Christophe jetzt in einem Hotel, geplagt von Kopfschmerzen (dem Schwyzerdütsch geschuldet) und total k.o. (dem Pfannenstiel geschuldet). Eine Packung Aspirin lag auf dem Tisch vor dem Sofa, wo sich Christophe breit gemacht hatte und schlief. Eine Ausgabe der "L'Equipe", wo er auf einer der hinteren Seiten auf einen kleinen Artikel aufmerksam geworden war:
Pedersen zur "Wooper-Truppe"?
San Sebastian. Die Gerüchteküche um Martin Pedersen (Den), der schon unlängst durch Disco-Besuche und "undiszplinierten Verhalten" (O-Ton Rinero) in die Schlagzeilen geraten war, kocht erneut über. Laut jüngsten Informationen soll das Mr.Wopper - Team Interesse an dem jungen Dänen bekundet haben, allerdings nicht, wie auf dem sonst üblichen Wege, bei der Teamleitung, sondern direkt bei dem Fahrer. Weder Teamleitung noch die Fahrer der L'Equipe Fossier gaben eine Stellungnahme ab, jedoch darf man die weiteren Entwicklungen gespannt verfolgen. Pedersen hatte desöfteren durchblicken lassen, dass er mit seiner Rolle im Team nicht ganz zufrieden sei, und war immer mal wieder durch eigeninitiierte Husarenritte aufgefallen. Auch das Verhältnis zu Teamkollege Óscar Freire Gómez (Esp) soll nicht das beste sein, denn Beobachter werten die herzliche Umarmung des Siegers von San Sebastian eher als PR-Auftritt denn als ehrliche Geste. Das Angebot könnte also nicht ganz ungelegen kommen...
Christophe hatte nicht gewusst, wie er die Sache sehen sollte. Froh sein, endlich diese Skandalnudel los zu werden, oder traurig, einen talentierten Fahrer zu verlieren? Unentschlossen schlief Christophe also ein.

Morgen ging es nach Como, dem Zielort der Lombardei-Rundfahrt, wo er sich zunächst zwei Tage entspannen wollte, bevor er auch dort die Anstiege durchging - wenn auch nicht so intensiv wie den Pfannenstiel, den er froh war los zu sein. Ende der Woche würde es, wenn alles nach Plan verlief, Richtung Toulouse gehen, wo er die restliche Zeit sein normales Trainingsprogramm absolvieren wollte. Und noch einmal seine Familie sehen wollte, bevor es wieder auf Reisen ging. Bald würde er mehr Zeit für sie haben...

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wassertraeger29
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Beitrag: # 406558Beitrag wassertraeger29
23.1.2007 - 22:54

-Radsport-

Vertragspoker um jungen Dänen geht weiter
-Experten vermuten Machtkampf zwischen Fossier und Mr. Wooper-

Bregenz. "Es liegt etwas in der Luft", so konnte man gestern den langjährigen Radsportexperten Olaf Ludwig zitieren. Und in der Tat, seitdem in der renomierten französischen Zeitung "L'Equipe" ein Bericht über einen angeblichen Vertragspoker um den dänischen Jungstar Pedersen aufgetaucht ist, steht die halbe Radsportwelt Kopf.
Der Teamchef der Mr. Wooper-Equipe Antonio Rodrigues bestätigte indes ein "unverbindliches Angebot" gemacht zu haben. "Er habe aber noch keine Antwort erhalten", so Rodrigues weiter, als er nach seiner eigenen Einschätzung zur Sachlage gefragt wurde, antwortete Rodrigues dann: "Ich denke das Fossier absichtlich versucht, den Kontakt von Pedersen zu unserem Team zu unterdrücken. Wir werden rechtliche Schritte prüfen."
Vom Team Fossier war bisher hingegen keine Stellungnahme zu vernehmen.
Wir bleiben für sie am Ball.

Lesen Sie in Ausgabe 9 dann einen Vorbericht zur Radsport-WM in Salzburg mit allen Stars und Infos zur Strecke.

Igor
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Beitrag: # 410837Beitrag Igor
15.2.2007 - 21:24

Wieder daheim! Was für ein Gefühl! Endlich wieder unter Menschen, die sich gut artikulieren konnten. Drei volle Tage lang verbrachte er nur ein paar Minuten auf dem Heimtrainer, den Rest jedoch seiner Familie. Von Radsport wollte er erstmal nichts hören und erst Recht nicht von spanischen Kirmesrennen. Knapp zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft schaltete Christophe den Fernseher mit der Absicht ein, doch mal zu schauen, was seine Teamkollegen da leisteten. Den Ton schaltete er ab. 15.Etappe oder so. Fossier nicht ganz vorne. Das Goldene Trikot in der ersten Verfolgergruppe. Moment, war das nicht Valverde? Tatsächlich! Konnte das denn sein? Christophe schaltete den Videotext ein - war das vielleicht ein Best of? Oder eine Wiederholung vergangener Etappen? Hm. Ne. Das konnte doch nicht sein! Christophe war baff. Er schaltete sich nochmal durch den Videotext. Die 16.Etappe war heute. Und gestern die 15.! Und Valverde hatte gewonnen! Was hatte den gestochen? Freire jedenfalls hatte mal wieder aufgegeben, wenigstens nicht ohne Tagessieg. Und das Punktetrikot hatten sie auch noch, noch.

Was für eine Truppe! Christophe konnte nicht umhin, ihre Leistungen ein wenig zu bewundern. Das sollte gefeiert werden, wie Christophe schon vor längerer Zeit beschlossen hatte. Er schrieb dem gesamten Team, auch den Mechanikern und sonstigen Helfern, die selbe Mail.
Bonjour liebe L'Equipe Fossier!
Erstmal Glückwünsche zu den jüngsten Erfolgen während meiner Abstinenz! Es scheint ja auch ohne mich zu klappen. Und das wird es auch müssen, wenn das Team im nächsten Jahr bestehen bleibt. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, werde ich meine Karriere als aktiver Radsportler mit der Weltmeisterschaft im Bergzeitfahren beenden. Zum Abschied und um auf eine großartige, erfolgreiche Saison zurückblicken zu können schlage ich vor, dass wir direkt nach dem Bergzeitfahren eine kleine Feier veranstalten, für die gesamte L'Equipe. Ehefrauen und -männer, Freundin bzw. Freund sind natürlich auch herzlich eingeladen (Kinder wegen geplanten Alkoholgenuss besser daheim lassen!). Bis dahin wird sich auch die Zukunft unseres Teams geklärt haben, ich werde bis dahin auch überlegt haben, ob ich dem Team in irgendeiner Funktion erhalten bleibe.

Ich hoffe, dass wir die Saison erfolgreich abschließen können (wie Alejandro es gerade in Spanien versucht). Bei der Weltmeisterschaft sehen wir uns ja alle, auch wenn nicht alle in demselben Team, denke ich.

Bis dahin, au revoir,
Christophe Rinero

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Beitrag: # 411014Beitrag virtualprofit
17.2.2007 - 1:43

Es war einer der schönen Spätsommertage im Tessin. Lange nicht so heiß wie in der einsamen Steppe Spaniens und dementsprechend wesentlich angenehmer für ein paar Trainingsrunden.

Gemächlich ließ Oscar es angehen, am Comer See entlang ging es zur Madonna del Ghisallo. Nicht, dass er abergläubisch war, aber ein wenig Beistand von oben konnte in den letzten Wochen des Jahres nicht schaden. Für den Rückweg in Richtung Mendrisio hatte er sich Como und da speziell Civiglio und San Fermo della Battaglia vorgenommen. Eine leichte Tempoverschärfung sollte den doppelten Anstieg simulieren, der in Salzburg jede Runde wieder auf die Fahrer wartete. Die Aussicht auf zuhause war natürlich ein zusätzlicher Ansporn.

Wieder zurück bemerkte er die Mail, die Teamkollege Rinero an die komplette Fossier-Mannschaft verschickt hatte. Schon die ersten Worte ließen ihn ahnen, was der Franzose verkünden wollte. Und es fiel ihm schwer, die Entscheidung nachzuvollziehen. Seine erste Reaktion ließ ihn seine Frau an den PC rufen, um ihr die Mail zu präsentieren. Nachdem sie den Text ebenfalls gelesen hatte und fragend zu Oscar hinüberschaute, durchbrach er das Schweigen: Siehst du, Laura, das ist es, was einen guten Rennfahrer von einem wahren Champion unterscheidet. Eine gute Saison, und schon ist Rinero satt! Ich möchte nicht wissen, was unser Sponsor macht, wenn die Franzosen der Reihe nach wegbrechen. Am Ende stehen wir alle noch ohne Team da...

Laura indes machte keinen Hehl daraus, dass sie sich durchaus mehr Zeit mit der Familie wünschte, aber dennoch immer hinter Oscars Entscheidungen stehen würde. Was immer in diesem Jahr noch passieren mag, die werden mich so schnell nicht los, versprach Oscar beinahe trotzig. Die letzten Argumente für meine Person werde ich auch noch sammeln...

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Beitrag: # 413280Beitrag Igor
27.2.2007 - 22:29

La vie en rose - Klassenfahrt nach Salzburg
(zeitlich begrenzt auf die Weltmeisterschaften)

Es war eine Chaotentruppe. Es gab einfach keine andere Beschreibung. Wie die Kleinen. Völlig aufgedreht. Aber kein Wunder, bei der Unterkunft. Der Französische Verband hatte die Mittel gekürzt, den Betreuerstab reduziert und die Konsequenzen aus der anhalten Erfolglosigkeit gezogen - so hieß es offiziell. Erfolglosigkeit? Christophe hatte sich die Haare gerauft; wofür hatten er und Sylvain sich ein Jahr lang den Allerwertesten aufgerissen? Nun waren sie in einer Art Jugendherberge gelandet - das bedeutete Viererzimmer. Und der sogenannte Nationaltrainer hatte sich die Zimmeraufteilung vorgenommen - der größte Fehler, den er begehen konnte. Christophe wurde in eins mit Le Mevel, Hartmann und Voeckler gesteckt. Wie er diese aufgedrehten Grünschnäbel nicht leiden konnte! Die ganze Zeit turnten sie im Zimmer herum, nie hatte man seine Ruhe. Hartmann hatte auch noch ganz Stolz von der kleinen Rauferei am gestrigen Abend erzählt.

Gestern hatte das Team Ausgang bekommen (wie bei den Kleinen, dachte er bei sich) und prompt waren sie auffällig geworden. Christophe ertappte sich bei den Gedanken, dass die "Schläger" allesamt rausgeworden worden und Jérôme (Pineau) als Nachrücker mitfahren konnte. Sein Teamkollege war als Ersatzmann mitgereist und ließ keine Gelegenheit aus, den Verband sowie den Nationaltrainer wegen ihrer Entscheidungen zu kritisieren und seinen Unmut über die Nominierungen der Menge kund zu tun.

Sylvain, von dem er dachte, dass er mit ihm noch am besten zurechtkäme, war seltsam abwesend und schien auch nicht mehr den jungen Mädchen hinterherzuschauen. Genervt setzte sich Christophe am zweiten Abend nach der Ankunft von seinen Landsmännern ab und suchte eine Kneipe, zufällig dieselbe, die David am Abend zuvor demoliert hatte, auf, um seinen Frust zu vergessen und sich auf die kommenden Rennen mit Fossier zu freuen. Diese Weltmeisterschaft würde, aus französischer Sicht, chaotischer ablaufen denn je, ohne Taktik, ohne Kapitän, ohne einen Anwärter auf den Sieg.

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Beitrag: # 413444Beitrag Newbie
1.3.2007 - 0:17

Sylvain, lag in seinem Zimmer und blätterte die Zeitungen und Magazine durch die er im laufe des tages gefunden hat. Auf dem Bauch eine Famillienpackung Schokoriegel, rund um ihn die einzelnen Verpackungshüllen.

Er lag schon den zweiten Abend faul im Bett herum. Den gestrigen Abend verbrachte er genauso wie den jetzigen. Jedoch wäre er zugerne dabei gewesen als Nic, David und Casper in Salzburg einen bleibenden Eindruck hinterliesen. Es übermannte ihn ein Gefühl des Tatendranges. Er beseitigte Brösel und Verpackung in Richtung Jimmy's Matraze und erhob sich aus dem Doppelbett.

Frisch geduscht und die Haare bereits in die perfekte Position gebracht, zog er sich an, und machte sich in Richtung Zentrum auf. Von Zapfenstreich war keine rede gewesen, also hatte Sylvain viel Spielraum.
In einem Wirtshaus angekommen, war der erste Weg in Richtung Theke. Das erste was Sylvain ins Auge stach war die Kellnerin. Dunkelblaue Augen, leicht gewelltes dunkelblondes Haar, ein sündiger Körper......

Sylvain zauberte sich sein charmvollstes Lächeln auf die Lippen, und probierte mit gebrochenem Deutsch und viel franzöischem Akzent, ein Bier und etwas zu Essen zu bestellen.

Hübsch, hübsch......warum bin erst heute ausser Haus gegangen.
RPG - Sylvain Chavanel/ L'Equipe Fossier

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hertha_andre
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Beitrag: # 413526Beitrag hertha_andre
1.3.2007 - 20:32

Salzburg - die Perle Österreichs. Oder zumindest so ähnlich. Auf jeden Fall der Ort, an dem in diesem Jahr die Weltmeisterschaften stattfinden sollten. Zuerst das Zeitfahren, dann das Straßenrennen. Eben jenes Straßenrennen, bei dem Martin noch einmal alles geben wollte.

Bei der Classica San Sebastian hatte er sich noch für Oscar Freire zerrissen; ihn zum Sieg gefahren. Eben jenen Fahrer zum Sieg gefahren, mit dem er Anfang mehr als nur kleine Probleme hatte. Allein dies zeigte schon ein wenig, dass sich Martin nicht nur fahrerisch weiter entwickelt hatte in der vergangenen Saison. Auch charakterlich war er gereift; hatte gelernt, Zwistigkeiten zum Wohle des Teams zu vergessen.

Und jetzt galt es also, bei der WM wiederum das fahrerische Können unter Beweis zu stellen. Im Straßenrennen. Als vermeintlicher Kapitän einer kleinen dänischen Auswahl, die in der Breite ganz klar nicht mit den starken Spaniern und Italienern mithalten konnte. Dennoch wollte er alles versuchen. In Lüttich hatte er gezeigt, was in ihm steckt - und trotzdem hatte es "nur" zu Rang 2 gereicht. Dieses Mal wollte er es besser machen.

Noch hatte sich Martin aber keine Taktik zurecht gelegt. Er wollte erst einmal abwarten, wie das Zeitfahren ablief. Jakob Storm Piil, eines seiner Vorbilder, vertrat die dänischen Farben dort. Im Straßenrennen würde Martin dann auf dessen und auch Lars Michaelsens Unterstützung bauen. Wie genau er die verwendete, würde er wie gesagt noch sehen.

Zunächst aber galt es, noch ein wenig auszuspannen. Den Druck zu vergessen, den er sich selber aufgebaut hatte. Und was eignete sich dafür besser als ein kleiner Ausflug in die Innenstadt. Eigentlich wollte er ja nur spazieren gehen, doch dann sah Martin plötzlich das Gesicht seines Teamkollegen Chavanel im Fenster eines Wirtshauses. Er tat scheinbar das, was er am besten konnte - flirten mit einer Kellnerin.

Da wollte sich Martin einen kleinen Scherz erlauben. Er zückte sein Handy, wählte Sylvains Nummer und wartete. Just in dem Moment, in dem die Verbindung hergestellt wurde, brüllte er in ruppigem Deutsch (er hatte es einst in der Schule gelernt) mit voller Kraft in das Telefon:

"Schatz, wo bleibst du? Die Kinder warten schon auf ihren Vater!"

Er hoffte, dass die Kellnerin dies ebenfalls hörte und ging - an ihn komisch ansehenden Passanten vorbei - lachend in das Wirtshaus, um dem verdatterten Chavanel ein Bier auszugeben...
#87
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Igor
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Beitrag: # 413529Beitrag Igor
1.3.2007 - 21:03

Es war schon mindestens über eine Stunde vergangen; Christophe hatte in Bier - ja, er trank Bier, auch wenn es ihm nicht schmeckte, es passte einfach besser zur Situation - gestarrt, die anderen Gäste angestarrt und in den Ausschnitt der Kellnerin gestarrt. Doch bis auf letzteres hatte er nichts wirklich genau wahrgenommen. Erst, als jemand vor dem Wirtshaus etwas brüllte, auf Deutsch wohl, und dann in gackerndes Lachen ausbrach, erwachte Christophe aus der Nostalgie. Und versank in Überraschung (ob angenehm oder nicht, das vermochte er nicht zu sagen). Martin Pedersen betrat den Schankraum, den Blick auf einen bestimmten Punkt im Wirtshaus gerichtet, nur nicht auf ihn. Christophe blickte um sich und erkannte - Sylvain. Himmel, war das hier der Treff der Fossier-Truppe? Hatte er irgendetwas verpasst?

Schon leicht angetrunken stand Christophe auf und ging leicht wankend hinter den Rücken von Pedersen, der jetzt auf Chavanel zuging. "Martin?", rief, ja schrie er fast, Christophe ihm zu. Mit der Einsamkeit war es vorbei. Und mit der schlechten Laune garantiert auch, denn keiner von den beiden Teamkollegen schien sich zufällig hier aufzuhalten und nicht vorzuhaben, etwas zu trinken.

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Beitrag: # 413662Beitrag Newbie
2.3.2007 - 19:32

Sylvain entfernte gerade mit dem Zahnstocher die Essensreste aus seinen Zähnen, nahm einen Schluck von seinem kühlem Bier und wollte gerade mit seiner Charmoffensive beginnen, als sein Handy zu vibrieren begann.

Och nein, er sucht sich immer wieder die perfekten Zeitpunkte aus, wo er eindeutig fehl am Platz ist. war sein kurzer Gedanken. Sylvain's Palast der Liebe, was kann ich für Sie tun? hauchte er in sein Mobiltelefon. Nachdem Martin seinen Scherz losgeworden war, schüttelte Sylvain seinen Kopf und legte mit einem leichten Grinsen auf. Kindskopf...

Mit Yvonne, der blonden blauäugigen Schönheit, suchte er noch einmal kurz Augenkontakt. Als sich ihre Blicke berührten, hatte es jeder im Raum spüren müssen, wie elektrisierend und welche Spannung in der kurzen Begegnung ihrer Augen war. Er lächelte...sie lächelte zurück und warf dabei ihre dunkelblonden Haare in den Nacken. Ich habe hoffentlich nachher noch die Möglichkeit, mich intensiver mit ihr zu beschäftigen...
RPG - Sylvain Chavanel/ L'Equipe Fossier

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