L'Equipe Fossier - "Pecunia non olet"

Ein kleines Rollenspiel

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Igor
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L'Equipe Fossier - "Pecunia non olet"

Beitrag: # 328413Beitrag Igor
27.1.2006 - 15:34

Titel während der Weltmeisterschaft geändert und zum Mannschaftsthread der französischen Nationalmannschaft umfunktioniert

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Ein Doppelbett im Zentrum, scheinbar begehbare Wandschränke dahinter, eine Kommode gegenüber und viel Platz. Auf der Kommode drei Bilder: Eine Frau mit Kind, ein älteres (Ehe-?) Paar und ein glatzköpfiger Mann mit Rad. Einiges wies auf Familienfotos hin, nicht zuletzt die Ähnlichkeit zwischen dem Mann des Paares und dem Glatzkopf.
An der Wand zeugt ein rot-gepunktetes Trikot von längst vergangenem Ruhm. Auf dem Boden liegen verteilt Kleidungsstücke, die fast Zeugen einer langen Nacht geworden wären. Auf einer Seite ein breites, großes Fenster mit Blick auf einen kleinen Canal und einen ebenso kleinen Häuserblock: Toulouse, zwischen Heimat und Leidenschaft!

Die Uhrzeiger eines tickenden Weckers stehen kurz vor 8 Uhr, morgens wohl, denn wäre es Abend gewesen, wäre der Lärmpegel erheblich höher, wie Christophe wüsste, wenn er nicht, einen Arm um den wichtigsten Menschen in seinem Leben gelegt, schliefe und in tiefe Träume versunken wäre. Der Wecker steht auf 8 Uhr, die Zeiger lassen Übles erahnen.

Piep.

Nichts.

Piep-piep.

Ein Grunzen.

Piep-piep-piep.

Unverständlich gebrummte Worte, Christophe schickt sich an, sich in Kürze zu strecken und gegebenenfalls später aufzustehen.

Piep-piep-piep.

Mit rhytmischem Piepen versucht der Wecker, auf sich aufmerksam zu machen. Mit der flachen Hand bringt Christophe ihn zum Schweigen. Ein unterdrücktes Stöhnen. Christophe richtet sich auf, nicht imstande, ein Wort herauszubringen. Wer hatte den Wecker angemacht? Er ist sich sicher, ihn gestern ausgeschaltet zu haben. Oder hat er ihn womöglich doch eingeschaltet? Seit mehreren Monaten ist er es nicht gewohnt, so früh aufzustehen. Eine Bewegung hinter ihm bringt Christophe aus seinem morgendlichen, der Tageszeit entsprechend unkomplizierten, Gedankengang. Nein, jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um über solche Dinge nachzudenken.
Zuletzt geändert von Igor am 25.4.2007 - 21:18, insgesamt 6-mal geändert.

Igor
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Beitrag: # 328606Beitrag Igor
28.1.2006 - 15:04

Toulouse, es ist später Nachmittag. Christophe sitzt mit einem Glas Rotwein, in Gedanken versunken, auf der Terrasse, es ist angenehm warm. Er hatte ruhige, angenehme Monate mit seiner Familie hinter sich. Nachdem er dem Radsport nicht mehr nachgehen konnte, widmete er seine gesamte Zeit der Familie und dem ausgelassenen, glamourösen Leben, nicht ohne seinem Hobby, dem Radsport, weiterhin zu frönen.

Toulouse war ein optimaler Standort: Nahe seiner Heimat, Moissac, und den Pyrenäen, den Bergen, denen er regelmäßig einen Besuch abstattete, oft am Tag nach den Partys, die er mit seiner Freundin genauso regelmäßig besuchte wie diverse andere öffentliche Veranstaltungen. Kurzum: Er hatte in Saus und Braus gelebt, ohne die Hoffnung aufzugeben, wieder in den aktiven Profi-Radsport einzusteigen.

Doch es gibt ein Problem: Ein solches Leben kostet Geld - und das geht ihm gerade aus. Sein Cabrio, die Partys, der aufwendige Lebensstil; das alles will er auf keinen Fall aufgeben, er genießt das Leben der High Society, zu der er sich zweifelsohne zählt. Und seiner Freundin möchte er das Problem erst recht nicht beichten, das würde nur zu unnötigem Krach führen. Schon jetzt bereut er, das Angebot des Boutique-Ladens "Fossier" abgeschlagen zu haben, welches besagte, um ihn, Christophe Rinero, ein kleines Radsport-Team aufzubauen. Das war jetzt schon zwei Monate her. Und bei der Art und Weise, wie er das Angebot abgeschlagen hatte, zweifelte er stark daran, dass selbiges noch stand. Dennoch: Eine Nachfrage kostet nichts.

Mit dem Haustelefon kontaktiert er seinen ehemaligen Manager - würde er ihm noch einmal einen Gefallen tun? Natürlich. Unkraut vergeht nicht, und der Garten des Managers wuchert nur so davon.

"Bonjour, Büro von Maxime Bossier, Stephane Hughes am Apparat, was kann ich für Sie tun?"
"Einen wunderschönen Guten Tag, Stephane!"
Stille.
"Kennst du mich noch?"
"Ich stelle Sie durch."
Christophe kichert. Bei dem kleinen Geheimnis, das zwischen Bossier und seinem Sekretär besteht, sind beide höchst sensibel.
"Christophe, komm´ zur Sache."
Die Stimme des schwergewichtigen Mannes unterbricht seinen Gedankengang.
"Maxime, Maxime. Du klingst immer älter. Was ist los mit dir?"
"Red´nicht um den heißen Brei herum, ich habe nicht viel Zeit!"
"Ooh, ein Treffen nach Dienstschluss? Wer ist denn der Glückliche?"
Christophe hätte sich gekugelt vor Lachen, doch die Sache erforderte etwas mehr Ernst. Man darf Bossier nicht unterschätzen.
"Gut, genug der Scherze. Ich habe eine Bitte..."
"Was auch sonst..."
"Hast du was gesagt?"
"Ähem."
"Wie auch immer: Der Boutique-Laden 'Fossier' hat mir vor einem Monat ein Angebot gemacht. Ich habe es unglücklicherweise ausgeschlagen, denn neueste Fügungen des Schicksals haben ergeben, dass sich dieses Angebot trotzdem rentieren könnte. Hättest du die Güte, dort anzufragen, ob das Angebot noch steht? Das wäre sehr freundlich von dir..."
(hoffnungsvoll):"Finanzielle Schwierigkeiten?"
"Mäßige deinen Ton. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen."
"Wer anderen eine Grube gräbt fällt selbst hinein."
Seit wann war Bossier so frech? Diese Äußerung beunruhigt Christophe. Zögernd antwortet er.
"Ich erwarte in den nächsten 24 Stunden eine Antwort. Auf Wiedersehen."
"Lieber nicht."


Was, zum Teufel, hat Bossier vor? Sind das wieder die üblichen leeren Drohungen? Oder hatte Christophe sich nicht getäuscht und einen Anflug von Schadenfreude aus der Stimme Bossiers herausgehört? Nachdenklich legt Christophe den Hörer auf den Tisch. Jetzt hieß es Warten.

Igor
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Beitrag: # 329215Beitrag Igor
1.2.2006 - 21:53

Plötzlich ging alles sehr schnell. Am nächsten Tag der Anruf von Bossier, er schien sich der Macht, die Christophe über ihn hatte, endlich bewusst geworden, keine weiteren Anspielungen. Noch am selben Tag hatte der Boutiqueladen "Fossier" seinen ersten Fahrer unter Vertrag genommen, der besagte, dass man zumindest schon einen Fahrer verpflichten konnte. Der Name war...nun...überwältigend, um es so auszudrücken. Ein wichtiger Punkt im Vertrag war auch: Geheimhaltung, bis der Sponsor sich entschließt, die Information freizugeben. Christophe war das nur Recht.

Jetzt sitzt er gemütlich auf der Terrasse, allerdings ohne Wein. In den nächsten Tagen sollte sein künftiger Teamkamerad in Toulouse ankommen. Bis es soweit sein würde, trainierte Christophe wieder auf altem Niveau, soweit das noch möglich ist. Die UCI ließ die letzten Tage verlauten, dass der Rennkalender die Tour de France beinhalten würde. Welche Rolle wird Christophe dort spielen? Sein Erfahrungsschatz war sicher gefragt. Erstmal war jedoch etwas anderes gefragt: Wer waren die anderen Teamkameraden von ihm, wer würde mit ihm die L'Equipe Fossier anführen? Der Hauptsponsor schien vorerst keine Anstalten zu machen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Denn die wichtigste Klausel des Vertrages war: Formen Sie ein Team, das ungefähr ihren und unseren Vorstellungen entspricht! Noch wusste niemand vom Team Fossier, aber Christophe würde sowieso behutsam vorgehen, ohne groß Wirbel zu verursachen...


Der Boutique-Laden "Fossier" aus Toulouse sowie alle bisher handelnden Personen sind frei erfunden...

Igor
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Beitrag: # 329789Beitrag Igor
5.2.2006 - 18:00

Mehr als zufrieden betrachtet Christophe das Rotweinglas in seiner Hand. Ja, so lebt es sich gut. In den letzten drei Tagen hatte er viel telefoniert, verhandelt, diskutiert, und jetzt endlich hat er sein Team vorerst zusammen. Einmal war da Oscar Freire Gomez, den die Boutique Fossier schon unter ihre Fittiche genommen hatte. Ein Weltmeister in der L'Equipe Fossier! Das ist ein Hammer, wenn das die Zeitungen erfahren!
Gesucht und gefunden hatten sich auch Martin Pedersen und er, Christophe. Jung, grünschäblig, keinen blassen Schimmer, was ein guter Vertrag ist. Perfekt. Außerdem geeignet für Freire.
Und dann ist da noch Sylvain Chavanel, der sich hilfesuchend an ihn, den routinierten, gewendet hatte. Christophe, ob der Star-Allüren, die der junge Franzose zu haben schien, zunächst abgeneigt, ließ sich von ihm und Fossier überzeugen, dass er eine gute Wahl war.
Damit waren sie schon einmal zu viert - eine optimale Zahl, wie Christophe fand, weitere Verpflichtungen würden sich von selbst ergeben, Angebote würden sicherlich zahlreich kommen, bei einem Team, das er und Freire anführten. Nun ist es an der Zeit, der UCI (oder wie sie sich auch immer nennen mochte) einen Wink zu geben.

Seinen drei - höchstwahrscheinlich, alle Formalitäten waren noch nicht geklärt - künftigen Teamkameraden hatte Christophe eine Einladung in ein nobles, Restaurant am Stadtrand von Toulouse geschickt. Dort würden sich auch die Kleinigkeiten klären, man würde sich näher kennenlernen. Das Übliche eben. Dennoch war er sich nicht sicher, ob die beiden Jungspunde, ob Chavanel und Pedersen, den Weg finden würden, ob unabsichtlich oder nicht. Ansonsten ginge die Suche weiter... Aber was mache ich mir hier eigentlich Sorgen?! Rinero und Freire sind weltbekannte Namen, die locken Fahrer an wie den Wein ihn.

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hertha_andre
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Beitrag: # 329936Beitrag hertha_andre
6.2.2006 - 16:21

„Irgendwie ging alles ganz schön schnell,“ dachte Martin, als er noch einmal über den heutigen Tag nachdachte: Kam er doch gerade erst aus dem Höhentrainingslager im sonnigen Val Thorens, überraschte ihn doch das Interesse an seiner Person. 2 Teams hatten ihn in seiner Abwesenheit auf ein mögliches Engagement seinerseits angesprochen und eins davon sagte ihm so zu, dass er es sofort akzeptierte.
Christophe Rineiro hatte ihn angeschrieben, für die französische „Fossier“-Equipe zu starten. Lockte ihn dieser Name zwar noch nicht so ganz hinter dem Ofen hervor, tat ein anderer dies umso mehr. In dem Moment, wo Christophe erwähnte, dass Oscar Freire im Team angeheuert hätte, war für Martin alles klar.
Freire war von jeher eine Art Idol für ihn. Auch wenn sich Martin eher als einen guten Hügelfahrer mit Sprinterqualitäten sah, war Freire als exzellenter Sprinter mit Qualitäten an den kurzen Anstiegen ein ähnlicher Fahrertyp. Und von einem Weltmeister kann man immer etwas lernen!
Dazu hatte Martin mit Sylvain Chavanel einen weiteren Fahrer im Team, an dem er sich orientieren könnte – wenn auch nicht ganz so, wie dieser sich das eventuell vorstellte. Nach Martins Ansicht hatte „Chava“ sein Talent bisher nicht so ausgeschöpft, wie man es hätte erwarten können. Allein seine Präsenz im Team sollte also als tägliche Erinnerung dafür sorgen, dass er das Training nicht schleifen ließ.
Alles in allem kam das Angebot aus Frankreich also gerade zum richtigen Zeitpunkt. Leicht benebelt vom Alkohol der Heimreise telefonierte er mit Rineiro und sagte zu.

Sofort danach machte er sich auf den Weg zum Flughafen, wo er gerade noch rechtzeitig die Maschine in Richtung Toulouse erwischte. Und hier saß er nun, im Flugzeug, auf dem Weg in eine fremde Stadt in einem komplett fremden Land, einzig und allein auf Basis einer mündlichen Vereinbarung mit einem Fahrer, der genau einmal in seinem Leben auf sich aufmerksam gemacht hatte und nun drauf und dran war, ein neues Team auf die Beine zu stellen, welches im Profiradsport um Siege mitfahren könnte. „Irgendwie ging das alles ganz schön schnell,“ schloss Martin Pedersen und machte die Augen zu, um noch ein wenig zu schlafen, bevor er Toulouse erreichte.
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Beitrag: # 330026Beitrag Newbie
6.2.2006 - 22:30

Tief in Gedanken versunken saß Sylvain, im bequemen Ledersessels seines Appartments. Er hatte eine Einladung von Christophe Rinero erhalten für sein neues Team zu fahren. L'Equipe Fossier.
Sylvain sollte nach Toulouse kommen und sich mit ihm in einem Restauraunt treffen.

Er schaltete den Fernseher aus, erhob sich von seinem Thron und warf einen Blick auf sein Ergometer. Es stand in der Ecke und eine dicke Schicht aus Staub lag drauf. Dieses verstaubte Gerät, verdeutlichte Sylvain die letzten zwei jahre. Als riesiges Talent wechselte er damals zu Cofidis, wo er nie allzuhoch hinaus wollte, ein schleißiges Leben begann.
Eine Party hier, dafür einmal Training auslassen dort und diverse andere Eskapdaen.

Zu schnell mit zu wenig zufrieden, obwohl mehr drinnen gewesen wäre. In den letzten zwei Jahren verschwand das Riesentalent Sylvain Chavanel, so hart es klingen mag, im Bedeutungslosen niemandsland des Peleton's.

Kurz verfiel er in Selbstmitleid. Zu gerne tat er das und viel zu oft. Doch die Einladung die er in der Hand hielt, war für ihn vielleicht die letzte Chance es ihnen allen zu zeigen. Den Kritikern die ihn kritisierten, den Medien die ihn vergassen und den Kollegen die den Kopf schüttelten wenns sie seinen Namen hörten.

Im Handumdrehen saß er im Flieger nach Toulouse, wo er sich seine zwei verlorenen Jahre wiederholen wollte.
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Igor
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Beitrag: # 330370Beitrag Igor
9.2.2006 - 15:49

Christophe sah auf die Uhr. Noch 10 Minuten. Bestens. Er bog mit seinem Cabrio auf den Stammparkplatz vor dem Restaurant. Selbstbewusst schritt er kurz darauf hinein, dem Portier, Phillipe, zunickend. "Bonjour, Herr Rinero" - "Ja, das ist er in der Tat." Gleich würde Phillipe einen 5-Euro-Schein auf dem Beifahrersitz vorfinden - wie immer. Im Restaurant erkannte man ihn sofort, einer der besten Tische stand bereit. Hoffentlich wissen die Jungspunde das zu schätzen, dachte Christophe ärgerlich. Im Kopf ging er noch einmal den vorgesehenen Ablauf durch: Essen, kleine Ansprache, Verträge, erste kleine Teambesprechung und das Bonbon zum Schluss. Das war wirklich ein Ding, das er vor kurzem erfahren hatte. Noch 7 Minuten. Ein Gang auf die Toilette wäre vorher sicherlich angebracht...

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hertha_andre
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Beitrag: # 330381Beitrag hertha_andre
9.2.2006 - 16:11

Martin war natürlich viel zu früh da. Bereits eine Stunde vor dem eigentlichen Treffen stand er erstmals vor dem Lokal. Irgendwie war er doch zu sehr auf die Sicherheit bedacht gewesen, pünktlich zu sein. Na ja, was solls.
So hatte er wenigstens noch Zeit für einen kleinen Spaziergang. Er ging ein bisschen in der Gegend herum, fand eine kleine Würstchenbude und kaufte sich ein Getränk. Dann begab er sich auf den Rückweg und stand pünktlich 5 Minuten vor der vereinbarten Zeit in der Tür.
Er suchte und suchte. Wo mochten seine zukünftigen Teamkollegen denn bloß sein? Er hatte sich doch extra vorher im Internet Fotos von Teamchef Rineiro angesehen, um ihn auch ja zu erkennen. Wo war er jetzt? Und wo waren Freire und Chavanel?
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Igor
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Beitrag: # 330385Beitrag Igor
9.2.2006 - 16:18

Das Geschäft hatte länger gedauert als erwartet. Sei´s drum, war wenigstens schon volles Haus. Doch statt zwei miteinander quatschende Teenager vorzufinden sah er nur einen verwirrt dreinblickenden, bleichgesichtigen Mann. Das musste Pedersen sein. Chavanel genoss die französische Sonne, auch wenn es mehr war, als ihm gut tat. Pedersen dagegen war käsebleich und musste also der Däne sein. Mit einem gewinnenden Lächeln schritt er auf den Dänen zu und streckte die Hand zum Gruß aus. "Herr Pedersen, nehme ich an? Willkommen in Frankreich!" Als der Däne seinen Mund zur Antwort öffnete, schwallte Rinero eine kleine Alkoholfahne entgegen. Betrunken zur ersten Teambesprechung? Von einem guten ersten Eindruck hatte der Däne wohl noch nie etwas gehört. Aber unter seiner und Freires Rute würde sich das schon ändern.

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Beitrag: # 330416Beitrag Newbie
9.2.2006 - 17:53

Sylvain blickte in den Rückspiegel des am Airport gemieteten Autos.
Er rückte seine Sonnenbrille zurecht, fuhr sich noch einmal sanft über seine Frisur und stieg dann aus.

Am Eingang erblickte er in einer spiegelnden Scheibe sich selbst wieder. Prüfend betrachtete er sich.

Er war vollends zufrieden. Seine heutige Kleidungswahl ergänzte sich perfekt mit seinem dunklem Teint und seinem drahtigen Körper. Er lächelte. Wenn er eins konnte, dann war es gut auszusehen. Egal ob auf dem Rad, in Privat oder am Abend neben einem hübschen Mädchen.

In der Tür stehend suchte er das Restaurant nach seinem neuem Chef und seinen neuen Mitfahrern ab, bis sein Blick jedoch an einer Kellnerin hängen blieb.
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hertha_andre
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Beitrag: # 330420Beitrag hertha_andre
9.2.2006 - 18:10

"Wieso fällt mir immer erst zu spät auf, was für Mist ich gebaut habe?" fragte sich Martin kurz nachdem er von Rineiro begrüßt wurde. Warum musste er auch noch unbedingt ein Bier auf dem Spaziergang trinken?
Rineiro hat zurecht seine Nase gerümpft, als sie voreinander standen. Er hatte eine Fahne, und dass es nur ein Bier war, musste er Rineiro nicht erklären. Der würde das eh nicht glauben.

"Na ja, bleibt zu hoffen, dass er irgendwann den richtigen Eindruck von mir bekommt. Den, dass ich durchaus ein professioneller Rennfahrer und kein Schluckspecht bin."
Irgendwie war es schon komisch. All die Mühe und jetzt hatte Martin den schlechten Eindruck trotzdem nicht vermeiden können.

Plötzlich heiterte sich seine Miene aber auf. Er selber mochte vielleicht nach Alkohol riechen, aber er starrte wenigstens nicht beim Eintritt ins Lokal alle weiblichen Besucher und Kellner an, wie Chavanel es grad tat. Er winkte ihm trotzdem zu...
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Beitrag: # 330430Beitrag Newbie
9.2.2006 - 18:56

Sylvain's Blicke, auf der suche nach hübschen und sinnlichen Damen, blieb an der Bar hängen. Es fiel ihm nachdem sofort ein wegen was er denn hier war. Er wollte hier eine zweite Chance für seine Karriere bekommen.

Für Frauen war keine Zeit. Noch nicht.

Er erkannte an der Theke Monsieur Rinero seinen neuen Arbeitgeber, und einen zweiten jüngerern. Er war etwas bleich doch Sylvain kannte das gesicht.

"Der Typ muss was drauf haben wenn ihn Rinero für sein Team haben will. Schaun wir was uns erwartet." Mit diesem Gedanken machte er sich auf in Richtung der zwei Herren.
RPG - Sylvain Chavanel/ L'Equipe Fossier

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Beitrag: # 330434Beitrag Igor
9.2.2006 - 19:36

Was hatte er sich da schon wieder eingebrockt? Einer scharf auf Frauen, der andere auf Bier, jetzt fehlte nur noch einer, der scharf auf sich selbst war. Egal. Jetzt hieß es Haltung bewahren und den Grünschnäbeln ein Vorbild sein. "Dann sind wir ja vorerst komplett. Monsieur Freire teilte mir mit, dass es bei ihm etwas später werden könne, also denke ich, dass wir uns erstmal die Karte zu Gemüte führen und bestellen?" Einladend winkte er seine wohl zukünftigen Teamkollegen zu Tisch. Was sie wohl essen würden? "Vorstellen müssen wir uns wohl nicht? Ich denke, Monsieur Pedersen kennt Monsieur Chavanel bereits?" Wann würde Freire kommen? Ein bisschen mehr Disziplin am Tisch wäre um einiges besser.

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virtualprofit
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Beitrag: # 330610Beitrag virtualprofit
10.2.2006 - 19:22

"Endlich im Flieger", dachte sich Oscar. Die Sonnenbrille tief ins Gesicht gezogen ließ er sich erschöpft auf seinen Sitz fallen. Die umständliche Abfertigung auf den Terminals ging ihm jedesmal gegen den Strich, und wenn dann auch noch hartnäckige Fans den direkten Kontakt suchten, war er vollkommen bedient.

Aber das war nun einmal der Preis des Erfolges, niemand hatte ihn zu seinen drei Weltmeister-Titeln gezwungen. Eigentlich hatte er auch nichts gegen das Interesse an seiner Person, nur wünschte er sich zeitweise ein bisschen weniger Rummel. "Vielleicht würde sich das in Frankreich ein wenig abschwächen", versuchte er sich seinen Wechsel zum Team Fossier schönzureden. Toulouse war also sein Ziel, im Grunde genommen nur einen Katzensprung von seiner Heimat Torrelavega entfernt. Und doch kam er dem Angebot seines neuen Sponsors gerne nach und entschied sich für den kurzen Flug von Santander aus.

Gespannt war er auf das, was ihn in Toulouse erwartete. Auf das Umfeld, auf die Ausrüstung, vor allem aber auf seine neuen Kollegen. Rinero war ihm durchaus ein Begriff, sie hatten schon ab und zu ein paar Worte gewechselt und auch gemeinsam den Wechsel zu Fossier eingefädelt. Auch Chavanel war für ihn kein unbeschriebenes Blatt, ganz im Gegensatz zum jungen Dänen Pedersen. Mehr Informationen hatte er bei seiner Internet-Recherche noch nicht zu neuen Arbeitskollegen rausfinden können.

So nutzte Oscar die Zeit im Flieger für eine kurze SMS an Rinero:
Hola Christophe, befinde mich quasi im Anflug auf Toulouse. Warte auf deine Rückmeldung, wo wir uns treffen sollen. OFG

Dann vertiefte er sich in seine Zeitung hoffte, dass ihn bis zur Landung niemand entdecken würde...

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Beitrag: # 330774Beitrag Igor
11.2.2006 - 22:08

Kurze Planänderung. Nachdem Freire doch etwas länger warten ließ beschloss Christophe, erstmal die Verträge der beiden Fahrer vorzulegen. "Ich denke, bevor wir zum angenehmen Teil kommen, wäre es besser, wenn wir zumindest ihre Mitgliedschaft in der L'Equipe Fossier unter Dach und Fach bringen. Hier habe ich zwei..." Christophe kramte in seiner Tasche "...Vertragsentwürfe für Sie." Er reichte Pedersen und Chavanel die beiden Formulare. Dort würden sie unter anderem ihre finanziellen und sportlichen Möglichkeiten vorfinden, jeder seinen Fähigkeiten entsprechend. "Unter den sportlichen Aspekten werden Sie einen Punkt vorfinden...'Kapitänsrecht bei zwei Rennen'. Genaueres darüber werden wir klären, allerdings möchten wir, dass Sie sich schon einmal sicher sein können, dass wir ihre Vorstellungen berücksichtigen werden." Sein Handy vibrierte. Die beste Gelegenheit, um die beiden mit ihren Verträgen allein zu lassen. "Sie entschuldigen mich kurz, dass wir Monsieur Freire sein."

Christophe stand auf und entfernte sich Richtung Bar. Das Handy hatte aufgehört zu vibrieren - also nur eine SMS. Schnell tippte er die Antwort ein, in der er seine Vorfreude zum Ausdruck brachte und die Adresse des Restaurants angab. Freire würde also bald eintreffen.

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Beitrag: # 330775Beitrag hertha_andre
11.2.2006 - 22:11

Der Chef war weg... das gab Martin Gelegenheit, sich mal ein wenig ungestört mit Sylvain unterhalten zu können... Wobei, noch war es vermutlich Monsieur Chavanel... man will ja höflich sein.

"Monsieur Chavanel, was hat Sie eigentlich dazu bewogen, hier bei Foussier anzufangen? Und welche Rennen wollen Sie eigentlich als Kapitän bestreiten?"
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Beitrag: # 330892Beitrag Newbie
12.2.2006 - 20:05

Sylvain studierte den ihm gegebenen Zettel, als er von Pedersen angesprochen wurde. Er war kurz schockiert, als ihm eine Alkoholfahne entgegen schlug.
"So lang er gut fahrt, kann es mir doch egal sein. Er ist erwachsen und kann machen was er will."

" Sylvain....., nenn mich Sylvain. Wenn man mich mit Monsieur anredete komme ich mir alt vor. Fossier ist wahrscheinlich meine letzte Chance um es allen im Peleton zu zeigen, dass ich es doch drauf habe und über die Kapitänsrolle habe ich mir noch keine ernsthaften gedanken gemacht.", sagte er dem jungen Dänen und hielt ihm die Hand hin.

"Er macht einen recht sympathischen Eindruck,....ich glaube ich werde mit ihm auskommen." waren seine Gedanken als er den jungen Nordmann näher betrachtete.
RPG - Sylvain Chavanel/ L'Equipe Fossier

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Beitrag: # 331098Beitrag virtualprofit
13.2.2006 - 19:29

Christophe hatte schnell reagiert und Oscar noch vor der Landung die Adresse des Restaurants samt leicht nachzuvollziehender Wegbeschreibung zukommen lassen.

Am Terminal war Oscar überrascht, wie schnell und unkompliziert die Abwicklung vonstatten ging. Kein Vergleich zu dem, was er noch kurz zuvor in Santander erlebt hatte. Und selbst ohne Sonnenbrille nahm hier kaum einer Notiz von ihm, auch wenn er ab und zu ein Tuscheln vernahm. Rasch hatte er auch den Taxi-Stand ausfindig gemacht und feststellen dürfen, dass die Beschreibung von Rinero ziemlich überflüssig gewesen war. Einen redseligen, aber äußerst kompetenten und freundlichen Fahrer, der ihn in wenigen Minuten zum gewünschten Ort kutschierte, hatte er da erwischt.

Im Restaurant angekommen ließ er sich vom Personal zu seinem neuen Teamkollegen geleiten. Kaum hatte er diesen erblickt, wies er sogleich die nette Dame an, sein spärliches Gepäck auf eines der wenigen zu vermietenden Zimmer zu bringen, da er wohl doch erstmal ein paar Tage in Toulouse verweilen würde. Dann begrüßte er Rinero mit einem breiten Grinsen und klopfte ihm auf die Schulter: Hola Christophe! Wie geht es dir? Bin ich der erste? Er wusste genau, dass er reichlich spät war, und erkundigte sich, wo der Rest wartete. Habe ich schon etwas Wichtiges verpasst? Ich habe mein Gepäck erstmal dem Personal hier anvertraut, ist das in Ordnung? Oder spendiert der Sponsor uns eine bessere Unterkunft? Du musst wissen, dass ich von Mapei hohen Standard gewohnt bin.

Oscar grinste weiter, und nach einem Moment kurzer Verblüffung reagierte auch der Franzose mit einem Lachen. Nun zeig mir aber mal meine neuen Kollegen, ich bin schon ganz neugierig...

Igor
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Beitrag: # 331106Beitrag Igor
13.2.2006 - 20:09

Zufrieden stellte Christophe fest, dass Chavanel und Pedersen auf Anhieb gut zusammen auskamen - wenigstens ein Pluspunkt für die beiden, die sich jetzt wieder in ihre Verträge vertieft hatten und daran hoffentlich nichts auszusetzen hatten. Plötzlich spürte er eine Hand auf seine Schulter klopfen und schrak zusammen.

Es war Oscar, wie Christophe nach einem Moment der Verwirrung, der ihn sogleich grinsend ansprach. "Bonjour Oscar", begrüßte er seinen Teamkollegen lachend, " Willkommen in Frankreich! Ich hoffe, die gefällt das Wetter hier? Pedersen und Chavanel sind kurz davor auf Brüderschaft zu trinken, ich habe den beiden erst einmal ihre Verträge vorgelegt, damit das schon einmal unter Dach und Fach ist, alles weitere dann nach dem Essen." Christophe holt kurz Luft und führte den Spanier kurzerhand zum Tisch, während er ihm noch erzählte, dass er dem Personal hier vertrauen könne und der Service und der Wein hier vorzüglich seien. An die beiden Grünschnäbel gewandt fuhr Christophe fort. "Ich denke, ich muss Ihnen Monsieur Freire nicht vorstellen? Monsieur Pedersen, Monsieur Chavanel", stellte Christophe die beiden dem Spanier vor.

"Wie ich gerade schon zu Oscar sagte...", er beobachtete die Reaktion der beiden anderen ob der vertraulichen Ansprache, "...würde ich vorschlagen, dass Geschäftliche nach dem Essen zu besprechen." Christophe winkte die Bedienung heran, bei der sie bestellen konnten. Jetzt konnte der Spaß beginnen...

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Dani
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Beitrag: # 331175Beitrag Dani
14.2.2006 - 8:26

off: @Igor check doch bitte mal deine PNs und antworte mir bald.
Danke
R.I.P. Andi Matzbacher

Igor
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Beitrag: # 331576Beitrag Igor
15.2.2006 - 21:49

Das Essen war eine unterhaltsame Angelegenheit, bei der sich die Vier etwas näher kennenlernten. Doch Christophe hatte das Gefühl, dass man nur an der Oberfläche kratzte. Trotzdem glaubte, dass das Treffen eine konstruktive Richtung einschlug. Nachdem jeder sein Menü gegessen und der Tisch von der Bedienung freigeräumt war, räusperte sich Christophe.

"Ähem. Gut, ich möchte mich erst einmal bedanken, dass ihr den Weg hierher gefunden habt. Ich freue mich auch darüber, dass sich mit dir, Sylvain, und dir, Martin,", Christophe wählte bewusst die vertrauliche Anrede, es war an der Zeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen, "zwei weitere Fahrer für die L'Equipe Fossier gefunden haben. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit." So weit, so gut. Wie sollte er fortfahren? "Die Teamleitung hat mit den provisorischen Rennkalender für diese Saison zugeschickt." Mist, das war der falsche Anfang. Jetzt musste er noch irgendwie die Kurve kriegen. "Natürlich sollten alle französischen Rennen, mal abgesehen von Paris-Roubaix, zu unseren Saisonhöhepunkten zählen. Der Hauptsponsor möchte auch aufgrund der geographischen Nähe sowie der Verpflichtung von Óscar auf einige spanische Rennen setzen. Das sind die Baskenland-Rundfahrt und der Klassiker von San Sebastian." Gerade noch die Kurve gekriegt. Vielsagend blickte er Oscar an. "Ich denke, dass ist kein Problem." Jetzt schaute er zu den beiden anderen hinüber. "Wie im Vertrag geschrieben, habt ihr das Recht, bei zwei Rennen, bei Rundfahrten auch einer oder mehren Etappen, als Kapitäne zu starten. Es wäre schön, wenn ich eure Wünsche in Bälde erfahren würde, damit wir sie mit dem Teamkonzept abstimmen können." Das klang jetzt etwas wichtigtuerisch, aber Großkotzigkeit gehörte dazu.

Jetzt gönnte sich Christophe erst einmal einen Schluck Rotwein, damit seine künftigen Teamkollegen die Chance hatten, um sich zu äußern.

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