Der Kontrast

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

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Alejandro V.
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Beitrag: # 300931Beitrag Alejandro V.
1.9.2005 - 15:34

[color=white][b][size=100]AUSGABE 6, MONTAG, 14. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 6: REPORTAGE

Radsport-Politik
Die großen drei wollen den König stürzen
Die drei größten Rennveranstalter im Radsport, ASO, RCS und Unipublic lehnen die ProTour ab – aber wie sind die Organisatoren strukturiert? Welche Rennen gehören ihnen? Ein Blick hinter die Kulissen.

Issy les Moulineaux, ein kleiner Vorort im Südwesten von Paris. Alljährlich kommt die große, bunte Radsportwelt hierher, dann herrscht Leben im kleinen Städtchen. Jedes Jahr findet der Prolog von dem ersten großen Etappenrennen des Jahres, Paris-Nizza, in Issy les Moulineaux statt. Kein Wunder, werden die einen sagen, das Rennen heißt ja auch Paris-Nizza und daher ist es nur logisch, das Rennen dort zu starten. Der Grund ist aber ein ganz anderer: In diesem kleinen Städtchen resistiert der weltweit größte Rennveranstalter, die Amaury Sports Organisation, kurz ASO. Welche Macht sie besitzt, wird gleich deutlich, wenn man vom Hauptsitz der ASO 20 Meter die Straße runterschländert: Dann steht man vor dem Gebäude der größten europäischen Sportzeitung „L'Equipe“. Rein zufällig ist auch das nicht, denn die L'Equipe gehört, wie sollte es auch anders sein, der ASO. Mit der L'Equipe kaufte Emilien Amaury 1965 auch die Rechte an der Tour de France ein, sie gehörte ihm fortan. Der Beginn einer damals nicht absehbaren Erfolgsgeschichte, wie sich später herausstellen sollte. Das Geld, um die L'Equipe zu kaufen, verdiente Amaury mit seiner eigenen Zeitung, „Le Parisien Libéré“, Gründungsjahr 1944. Bis heute sind diese beiden Zeitungen wichtiger Bestandteil des Medienimperiums, dass aus der ASO und eben jenen beiden Sportzeitungen besteht. Heute gehhört die ASO zur französischen Pressegruppe EPA (Editions Philippe Amaury), der neben der L'Equipe und Le Parisien, wie die Zeitung heute heißt, France Football, das Velo Magazine und Ajourd'hui en France gehören.

Mit dem Erwerb der Dakar-Rally 1992 gründete Philippe Amaury, Sohn von Emilien und seit 1977 Besitzer des Medienimperiums seines Vaters, die Amaury Sports Organisation. Seither expandiert das Unternehmen unaufhörlich, so dass 2005 18 Veranstaltungen unter Obhut der ASO stattfinden. Schön und gut, werden Sie jetzt denken, aber was hat das mit Radsport zu tun? Ganz einfach: 12 (!) der 18 Veranstaltungen sind Radrennen. Angefangen im Februar mit der Tour of Quatar, über Paris-Nizza, Lüttich-Bastogne-Lüttich, die Tour de France bis hin zum Herbstklassiker Paris-Tours: Alles Veranstaltungen, die von der ASO ausgerichtet werden.

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2002 fand die erste Austragung der Quatar-Rundfahrt statt. Im Scheichtum, das ansonsten nur als El Dorado für ausgediente Fußballstars galt, hatte man reichlich wenig Erfahrung mit der Veranstaltung eines Radrennens. Bescheiden, wie man in Quatar nun einmal ist, konnte man keinen geringeren als Eddy Merckx als Berater verpflichten. Merckx, der nach wie vor hervorragende Kontakte in der Szene hat, „vermittelte den Kontakt zur ASO“, wie der Verbandspräsident Scheich Khaled al Thane erklärt. Die ASO sei „eine große Hilfe für uns“, wie Al Thane berichtet. „Sie kümmert sich um die Zeitpläne, misst Etappen ab und legt Start- sowie Zielort fest“. Um die Teams kümmert sich die ASO zusammen mit Eddy Merckx. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass prominente Namen wie Tom Boonen, Robert Hunter, Fabian Cancellara oder Ivan Quaranta zu Etappensiegen im Scheichtum fuhren.

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ASO-Präsident Patrice Clerc

Ähnliche Aufgaben wie die bei der Tour of Quatar nimmt die ASO bei der Tour du Faso, ein Etappenrennen in Burkina Faso, wahr, nachdem die Rennveranstalter auf die ASO zugingen. „Wir haben nicht die Tour du Faso übernommen, um Profit zu machen. Wir haben sie übernommen, um sie am Leben zu halten. Das ist uns gelungen, denn heute ist die Tour du Faso das zweit wichtigste Ereignis in Burkina Faso nach dem Fußball“, sagt der jetzige ASO-Präsident Patrice Clerc.

Paris-Nizza wurde 2002 von der ASO übernommen, seitdem hat es seinen Start eben in Issy les Moulineaux. Inzwischen hat sich das Rennen wieder mehr als rehabilitiert im Radsport, es gehört zu den großen Ereignissen. Laurent Fignon, der die „Fahrt zur Sonne“ erst 2000 gekauft hatte, geriet in arge finanzielle Nöte und einigte sich daher schnell mit der ASO. Clerc dazu: „Es war relativ simpel. Entweder es würde eine Einigung mit Fignon geben, das Rennen zu kaufen – oder es hätte kein Rennen mehr gegeben.“

Neben den zahlreichen Expansionen, die die ASO betreibt, werden aber auch still und heimlich andere Organisationen geschlossen oder Rennen aufgegeben. So existiert zum Beispiel die „Société du Tour de France“ nicht mehr, unter deren Obhut lange Zeit die Tour de France ausgerichtet wurde. Auch wenn ihr Traditionalisten nachtrauerten, ASO-Präsident Patrice Clerc liefert eine nachvollziehbare Begründung: „In den 90er Jahren blieb die Société als Tochterunternehmen der ASO zunächst noch bestehen, ähnlich wie der Veranstalter von Paris-Dakar und ein Unternehmen namens Athlétisme Organisation, das den Marathon ausrichtete. Immer, wenn die ASO einen neuen Sport beziehungsweise einen neues Sportereignis erwarb, wurde eine Tochtergesellschaft gegründet. Das wurde alles ziemlich kompliziert, schwierig zu managen und ein bisschen zusammenhangslos.“ Also löste man diese Tochtergesellschaften auf und versammelte sie unter dem Dach der ASO, die daraufhin neu strukturiert werden musste. Jetzt hat jede Sportart ihren eigenen Direktor in der ASO, für den Radsport ist dies Christian Prudhomme, der 2006 das Erbe als Tour-Chef von Jean-Marie Leblanc übernehmen wird.

Schwerwiegend hingegen war das Ausscheiden des traditionellen Zeitfahrens GP des Nations oder des Classique des Alpes, der demnächst aus dem Radsportkalender verschwinden wird. Der GP des Nations galt früher gemeinhin als inoffizielle Zeitfahrweltmeisterschaft, wurde aber ab „1994 als überflüssig empfunden“, so Prudhomme. „Zwar kamen noch immer einige starke Fahrer, aber das Rennen hatte etwas von seiner Anziehungskraft verloren.“ Im angesprochenen Jahr 1994 wurde von der UCI erstmals eine offizielle Weltmeisterschaft im Zeitfahren ausgetragen.
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Alejandro V.
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Beitrag: # 301304Beitrag Alejandro V.
2.9.2005 - 14:50

Fortsetzung
Szenenwechsel: Via Solferino, 20121 Milano. Im Herzen der Hauptstadt der Lombardei, der zweitgrößten Stadt Italiens, hat die RCS Quotidiani, eine Tochtergesellschaft der RCS Media Group, ihren Sitz. Die RCS wurde von Angelo Rizzoli gegründet. Rozzoli, begeistert von journalistischen Publikationen, gab schon vor dem zweiten Weltkrieg unter der Gesellschaft „A.Rizzoli & C.“ vier italienische Magazine heraus. Nach dem Krieg und einigen Umstrukturierungen benannte er sie 1952 in „Rizzoli Editore“ um und akquirierte die Konkurrenzgesellschaft „Carteria di Marzabotto“. 1970 verstarb Angelo Rizzoli, die Gesellschaft blien jedoch weiter bestehen und fädelte 1974 einen ganz großen Coup ein: Man übernahm die Gesellschaft „Editoriale Corriere della Sera S.a.s.“ und mit ihr Italiens größte Tageszeitung, den Corriere della Sera, sowie die täglich erscheinende „La Gazetta dello Sport“. Zufälligerweise hielt die Gazzetta dello Sport die Rechte am Girod'Italia, der zwei-Meere-Rundfahrt Tirreno-Adriatico, der Lombardei-Rundfahrt und der „Primavera“, Mailand-San Remo. Urplötzlich war man also im Besitz der in Italien wichtigsten Radrennen und schnell gründete man eine weitere Gesellschaft: RCS Sport Events, deren Präsident heute Flavio Biondi ist. Ähnlich wie bei der ASO ist auch RCS Sports in kleinere Unternehmen aufgeteilt, da man neben dem Radsport weitere Sportarten wie zum Beispiel den Mailänder Marathon oder den italienischen Supercup im Fußball organisiert. Chef der Radsportabteilung ist Giacamo Catano, der damit der mächtigste Mann im italienischen Radsport sein dürfte. Anders als bei der ASO hat Catano aber die einzelnen Unterorganisationen, wie Organizzazione Giro d'Italia, bestehen lassen, da „wir nicht so viele Radrennen im Programm haben, als dass wir die Gesellschaft umstrukturieren müssten.“

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Beide Gesellschaften, die ASO und die RCS Sport, haben also über Zeitungen ihre Rechte an den großen Rennen erhalten. Anders hingegen der dritte große Veranstalter, Unipublic aus Spanien. Der gesamte Konzern war von Anfang an daraus ausgerichtet, die Organisation großer Sportevents zu übernehmen. Im Vergleich zur ASO und RCS gründete man erst sehr spät Unipublic, nämlich 1975. Der Erfolgsstory des spanischen Veranstalters tat dies aber keinen Abbruch, im Gegenteil: Innerhalb kürzester Zeit hatte man die Rechte an fast allen wichtigen Sportevents in Spanien. 1979 stieß die Vuelta in diese Reihe hinzu.Ähnlich wie bei der RCS gründete man diverse Abteilungen, um nicht die Übersicht zu verlieren. Wie lange die Unipublic noch ein eigenständiges Unternehmen bleibt, ist ungewiss: Laut Gerüchten soll es Ende Mai zu einer Übernahme durch Antena 3 kommen. Schon jetzt gilt ein Vorstandsmitglied von Antena 3, Ignacio Ayuso, als potenzieller neuer Generaldirektor von Unipublic. Noch ist Victor Cordero, der Direktor der Vuelta a Espana, einflussreichster Angestellter der Unipublic.
Aber was eint diese drei Organisationenneben der Vorliebe der Ausrichtung für Radrennen? Die Abneigung gegenüber „König“ Hein Verbruggen und seinem Lieblingsprojekt, der UCI ProTour, die sie am liebsten beide stürzen würden. Der Streit entflammte am 24.09.2004, als Patrice Clerc die proTour als „unfair und nicht akzeptabel“ geißelte. Kurz darauf schloss sich Cordero der Anklage Clercs an: „Bei diesem Projekt steht nicht der Sportler im Vordergrund, sondern der Sponsor.“ Zu diesem Zeitpunkt hatten die drei Veranstalter bereits einen Brief an die UCI geschrieben, wonach man „nach gegenwärtigem Stand nicht an der ProTour teilnehmen werde“. Die Lage für Verbruggen war also hochbrisant: War die prOTour schon gescheitert, ehe sie überhaupt begonnen hatte? Trotzig entgegnete der UCI-Präsident all denjenigen, die das Ende bereits gekommen sahen: „Die ProTour kommt - ob mit oder ohne Tour de France.“ Enttäuscht zeigte sich Verbruggen über die RCS und Unipublic, aber besonders über die ASO. Noch vier beziehungsweise drei Tage, bevor der Eklat an die Öffentlichkeit gelangte, führte Verbruggen Gespräche mit den Veranstaltern. Laut denen mache sich der Belgier „keine Sorgen“ um die Teilnahme der RCS und Unipublic an der ProTour. Mit dem größten Störenfried, der ASO, hätte man sich auf eine Teilnahme verständigt, nachdem die UCI gewisse Eingeständnisse gemacht habe.

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Die Fronten verhärteten sich in jenem Herbst weiter. Die offizielle ProTour-Konferenz, die am 1.10. abgehalten werden sollte, wurde verschoben, was selbstverständlich neue Nahrung für Spekulationen gab. Am 10.10. meldete sich wieder die ASO zu Wort: Man „habe auch bei den Sportgruppen Skepsis festgestellt. Sie dachten, das Projekt sei sicher, und jetzt sehen sie, dass dies nicht der Fall ist. Sowas macht nachdenklich“, ließ Clerc auf einer offiziellen Pressekonferenz verlauten. Die Kritikpunkte der drei Veranstalter waren weiterhin dieselben: Der Sportler rücke in den Hintergrund, die UCI wäre Veranstalter und keine Kontrollorganisation mehr und man könne sich das Recht, zu den Besten zu gehören, erkaufen und das auch noch für vier Jahre. Zumindest der letzte Punkt mutet komisch an, da gerade die Tour-Organisatoren für eine teils merkwürdige, teils offenkundig patriotische, aber in keinem Fall sportliche Einladungspolitik standen.

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Er musste sich dem Druck der Veranstalter
beugen: UCI-Präsident Hein Verbruggen


Erste Annäherungen gab es am 14.10. zu verzeichnen, als sich die UCI, ASO, RCS und Unipublic zu einem Dialog in Genf trafen. Dort war man nach „konstruktiven Gesprächen“ optimistischer, eine Einigung zu erzielen. Eine neue Forderung der Veranstalter war eine Auf- und Abstiegregelung, um den sportlichen Wettbewerb zu gewährleisten. Nach weiteren zwei Wochen voller Verhandlungen vermeldete Hein Verbruggen am 1. Dezember die erlösende Nachricht, dass man „eine Einigung erzielt habe“. Jedoch, so musste er einräumen, sähen die Veranstalter weiterhin „viele, ahnhaltende Differenzen“. Möglich geworden war der Konsens durch die UCI, die eine von den Veranstaltern geforderte Ethik-Charta zum Thema Doping akzeptierte und die von allen ProTour-Teams unterschrieben werden musste. Erst später drang ans Tageslicht, dass die Zusage der drei Veranstalter nur für das Jahr 2005 gilt. Was danach passiert, steht noch in den Sternen, aber eines scheint sicher: In dieser Sache sind die Veranstalter mächtiger, mächtiger als je zuvor. Ob in Issy-les-Moulineaux, Milano oder Madrid.

Alejandro V.

Der Autor bedankt sich bei seinen Korrespondenten SantiPerezFernandez und ETXE für die freundliche Mithilfe.
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juan antonio flecha
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Beitrag: # 301316Beitrag juan antonio flecha
2.9.2005 - 15:04

Unbelievable :D
Viva Italia

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Hoffi
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Beitrag: # 301972Beitrag Hoffi
4.9.2005 - 0:15

[color=white][b][size=100]AUSGABE 6, MONTAG, 14. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 8: HINTERGRUND

T-MOBILE
„Unnötige Unruhe gestiftet“

Team-Manager Walter Godefroot verblüfft die Fachwelt mit kontroversen Aussagen über seinen Abtritt und die Nachfolge von Olaf Ludwig – mit Pevenage-Sticheleien als Folge.

Vor 13 Jahren begann in Bonn beim deutschen Team Telekom eine Ära, die Ära Walter Godefroot. Seit 1992 arbeitet Godefroot bei Telekom respektive dessen Nachfolger T-Mobile, zuletzt amtierte der 61-jährige Belgier als Team-Manager jener Mannschaft, die den modernen Radsport in Deutschland populär gemacht hatte. Nach der nun anstehenden Saison 2005, so teilte die T-Mobile-Mannschaft schon vor Monaten mit, werde das Bonner Urgestein seine Karriere beenden, mit einem, so schien es, feststehenden Nachfolger – Olaf Ludwig, der bereits zur anstehenden Saison als Co-Manager eingeschleust werden sollte.

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Amtierender und designierter Teammanager?: Walter Godefroot (l.) und Olaf Ludwig.

Im Herbst 2004 hatte T-Mobile die Planung verkündet, Godefroot nannte Ludwig „einen exzellenten Nachfolger“, die mittelfristige Zukunft der Mannschaft, deren Existenz bis mindestens 2008 gesichert ist, war eindeutig konzipiert. Zumindest bis zum Donnerstag vergangener Woche. Die mit Godefroot ein Gespräch führende „Süddeutsche Zeitung“ zitiert den deutschsprachigen Belgier, man könne „zum gegenwärtigen noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass Olaf Ludwig in der kommenden Saison als alleiniger Manager der Mannschaft fungieren wird“.

Einige Vorverträge seien zwar unterzeichnet, rechtskräftige Kontrakte würden jedoch erst im Laufe der Saison entstehen – einen Konsens, den man in gegenseitigem Einverständnis getroffen habe, erläutert der einstige Klassikerspezialist, unter anderem Sieger von Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich, in der „SZ“. Dass man der Öffentlichkeit bislang vorgegaukelt habe, die Zukunft des Teams sei geklärt, habe er noch nicht realisieren können; er hege die Annahme, dass sich zwar ein Bild abzeichne, dessen Konturen bereits zu erkennen seien, gültige Verträge jedoch nicht vorliegen würden.

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Streitsüchtiger Ullrich-Betreuer: Rudy Pevenage (l.) mit seinem Schützling.

Der designierte Nachfolger, Olaf Ludwig, reagierte auf die Aussagen, die einen Umsturz sämtlicher Zukunftsplanungen zur Folge haben könnten, zwar gelassen, aber sichtlich verdutzt. „Walters Äußerungen scheinen mir nicht korrekt interpretiert worden zu sein, sollten sich entgegen meiner Erwartungen noch Differenzen diesbezüglich auftun, werden wir sie intern klären“, so die lakonische wie zurückhaltende Stellungnahme Ludwigs.

Während aus Fahrerkreisen keinerlei Kommentare verlauteten, formulierte Godefroot-Erzfreind Rudy Pevenage, ehemaliger Telekom-Teamchef, der vor zwei Jahren sein Amt abrupt niederwarf, Ullrich zu Bianchi folgte und seither im Clinch mit Godefroot liegt, verbale, mitunter gar scharfe Attacken gegen seinen Landsmann – ein gefundenes Fressen für den persönlichen Ullrich-Betreuer.

Mit derlei Aussagen „stiftet er unnötige Unruhe“, so Pevenage, dass er bereits signierte, zumal eindeutige Verträge in Frage stelle, sei inakzeptabel. „Ein Team-Manager mit einem solchen Verhalten ist weder tolerier-, noch tragbar.“ Pevenage fragt sich nun gar, welches Motiv sein ehemaliger Weggefährte verfolgt – seine Vermutung: „Es ist pure Dummheit.“
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JeremyAndrews
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Beitrag: # 302679Beitrag JeremyAndrews
5.9.2005 - 18:49

[color=white][b][size=100]AUSGABE 6, MONTAG, 14. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 9: HINTERGRUND

JAN ULLRICH
Streit im Paradies

Im Team T-Mobile ist zurzeit das Chaos ausgebrochen. Nun muss man sich um eine ungestörte Vorbereitung Ullrichs sorgen machen, denn der steht momentan im Clinch mit seinem Betreuer und Freund Rudy Pevenage.

Im Hause Ullrich/Pevenage hängt momentan der Haussegen schief, denn es kam zu einer Auseinandersetzung die am Ende fast nicht mehr nur mit Worten gelöst worden wäre.

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Pevenage und Ullrich zusammen lachend

Das Trainingslager auf Mallorca lief vorher wie jedes Jahr zuvor auch. Wie gewohnt war Ullrichs Gefolge mit Betreuer Rudy Pevenage, Trainingspartner Tobias Steinhauser und Trainer Peter Becker mitgereist. Doch da gab es bereits die ersten Streitigkeiten. Man war sich uneins. Becker wollte das Trainingsprogramm umgestalten, Ullrich solle früher wieder in die Schweiz zurück, eher damit anfangen am Berg zu trainieren und somit auch in kälteres Gelage, damit er im Sommer nicht so anfällig werde gegen Kälte.

Pevenage dagegen meinte das die Ausdauer ausgebauter trainiert werden solle und er nicht zu früh wieder in die Kälte zurück dürfe, da eine mögliche Erkältung Ullrich weit zurück werfen könne.

Ungewohnt schlug sich Ullrich auf die Seite Beckers, da er auch nicht zulange von seiner Tochter Sarah Maria entfernt sein wolle. Nach langen Wortgefechten wurde die Stimmung weiter gereizter, man begann sich zu beleidigen, bis Ullrich Pevenage sogar schlagen wollte. Doch Tobias Steinhauser hielt den hitzigen, sonst so ruhigen, Sportler zurück und die Lage beruhigte sich wieder.

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Ullrich und Steinhauser trainieren nun alleine auf Mallorca

Nun sieht es so aus das weder Becker noch Pevenage auf Mallorca verweilen, Ullrich selber bereitet sich nun mit seinem Trainingspartner Tobias Steinhauser alleine vor. Zumindest bis alles wieder geklärt sei.

Wenn es darum geht das Pevenage ein Problem darstellen könnte, dann ist Walter Godefroot natürlich nicht weit. Godefroot fühlte sich sehr bestätigt und meinte dass ein Betreuer nicht Tragbar für einen Fahrer sei, wenn der Fahrer sich nicht 100% wohl bei ihm fühle. So wie es Zeitlich bei Ullrich und Pevenage aussehe riet Godefroot Ullrich dass er sich von Pevenage trennen solle. Doch bei Ullrich scheint sich die Sachlage wieder etwas beruhigt. Er selber sagte er werde jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen. So geht die Vorbereitung Ullrichs wieder weiter auf die Tour de France fixiert.
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Hoffi
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Beitrag: # 303939Beitrag Hoffi
9.9.2005 - 9:08

[color=white][b][size=100]AUSGABE 6, MONTAG, 14. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 10: HINTERGRUND

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Ein siegender Davide Rebellin – auch in diesem Jahr?

INTERVIEW DER WOCHE
„Ein Einer-gegen-Alle-Rennen“

Davide Rebellin zeigt sich im Gespräch mit dem KONTRAST überrascht angesichts seiner fulminanten Frühform, spricht über sein Ardennen-Triple in der vergangenen Saison, die harte Konkurrenz in diesem Jahr sowie über weitere Ziele mit seiner Gerolsteiner-Equipe.

KONTRAST: Signore Rebellin, selbst ausgewiesene Experten staunten nicht schlecht, als sie begutachteten, was bei der Tour Méditerranéen geschah – Rebellin siegt vor Boogerd, mit imponierender Dominanz. Sind Sie jemals derart überzeugend in eine Radsportsaison gestartet wie jüngst in diesem Jahr?
Davide Rebellin: Um sogleich offen zu sein: Ich selbst war verblüfft ob meiner gegenwärtigen Konstitution, obschon ich es gewohnt bin, im Vergleich zum Gros anderer, ebenfalls ambitioniert in eine Saison startender Fahrer, sehr früh, im April, meine Leistungsgrenze zu erreichen.

KONTRAST: Ursprünglich, ließ ihr Teamchef, Hans-Michael Holczer, im Vorfeld der Tour Méditerranéen (siehe Seite 5) verlauten, gedachten Sie, am Mittelmeer Ihren gegenwärtigen Formstand zu untersuchen.
Rebellin: Das ist korrekt, aufgrund dieses Zieles bin ich nach Marseille gereist, zumal sich mir sogleich zu Saisonbeginn der direkte Vergleich mit der Konkurrenz bot. Holczer und ich hatten uns vor Rundfahrtbeginn auf ein, eventuell zwei Testtage verständigt, um die Verfassung unter Rennbedingungen zu analysieren. Der Rennverlauf der ersten Etappe erschien geradezu prädestiniert für ein solches Vorhaben – mein Abschneiden überraschte mich letztlich selbst. So konzipierten wir die restlichen vier Tagesabschnitte um, hofften unter diesen Umständen auf den Gesamtsieg, der uns glücken sollte.

KONTRAST: Auch Michael Boogerd, der sich am Mittelmeer als Ihr ärgster Konkurrent mit vermutlich analogen Plänen entpuppte, äußerte sich in einer Fülle von Interviews ähnlich wie Sie – deutet bei den Frühjahrsklassikern alles auf eine Wiederholung des packenden Vorjahresduells hin?
Rebellin: Die Ardennenklassiker halte ich momentan für nicht prognostizierbar, aber Fakt ist, dass sowohl Boogerd als auch ich unsere Saison auf die klassischen Eintagesrennen justiert haben, ebenso wie weitere Fahrer, Paolo Bettini oder Danilo di Luca etwa, die sich mit uns um die Siege balgen werden. Der engere Favoritenkreis konvergiert im Wesentlichen mit dem der letzten Jahre, und die Erfahrung zeigt, dass dieser Kreis der Favoriten nach dem Amstel Gold Race, das die „Woche der Wahrheit“, als welche ich sie seit vielen Jahren zu bezeichnen pflege, einläutet, stets etliche Zu- und Abgänge zu verzeichnen haben wird – ich hoffe, ich werde nicht zu Ersteren zählen.

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Zähe Konkurrenten (v.l.): Etxebarria, Valverde, di Luca, Freire, Boogerd.

KONTRAST: Heuer wird man Sie jedoch aus dem Favoritenkreis hervorheben, Sie sind der Gejagte, beim Amstel Gold Race wie beim Flèche Wallone und Lüttich-Bastogne-Lüttich, überdies dokumentierten Sie nun abermals, welche Ansprüche Sie auch in diesem Jahr haben.
Rebellin: Das mag sein, gleichwohl werden sich vollkommen andere Rennen entwickeln, nicht zu vergleichen mit denen aus dem Vorjahr, weshalb ich mich nicht durch die Haltungen im Vorfeld benachteiligt sehe – eine Anti-Rebellin-Allianz wird es gewiss nicht geben.

KONTRAST: Dass Sie es sind, den die Konkurrenz zunächst schlagen möchte, können Sie jedoch nicht leugnen.
Rebellin: Kein Konkurrent möchte in erster Linie mich niederzwingen, Radsport ist in den entscheidenden Situationen kein Alle-gegen-Einen-, sondern ein Einer-gegen-Alle-Rennen. Teamübergreifende Kooperationen, nur weil ich im Vorjahr gleich alle drei Rennen abgesahnt habe? Auch Lance Armstrong war in der Lage, sechsmal in Folge die Tour de France zu gewinnen, ohne dass sich seine Mannschaft jemals gegen eine Konkurrenten-Allianz behaupten musste.

KONTRAST: Wen sehen Sie neben den üblichen Verdächtigen – Rebellin, Boogerd, Bettini, di Luca – noch im engsten Kreis der Favoriten?
Rebellin: Ich fürchte die unberechenbaren Spanier, die eine handvoll potentieller Sieger ins Rennen schicken. David Etxebarria, Miguel Angel Martin Perdiguero, Angel Vicioso, Oscar Pereiro, Alejandro Valverde oder Oscar Freire, der mit Dekker und Boogerd ein immens gefährliches Rabobank-Trio bildet, stehen nur an der Spitze eines langen Reigens. Auch einige junge Fahrer, die zuletzt eine formidable Entwicklung hinter sich haben, gilt es zu berücksichtigen, Kim Kirchen oder Patrick Sinkewitz etwa. Überdies füllen alljährlich Kletterspezialisten, die eine achtbare Frühform aufzuweisen haben, den Favoritenkreis auf, wie Klöden, Basso oder Hamilton im Vorjahr. 2003 machten sie, in Person von Hamilton und Mayo, beispielsweise Lüttich-Bastogne-Lüttich, unter sich aus.

(Teil 2 folgt.)
Zuletzt geändert von Hoffi am 12.9.2005 - 13:25, insgesamt 2-mal geändert.
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Hoffi
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Beitrag: # 304244Beitrag Hoffi
10.9.2005 - 10:44

(Fortsetzung.)

KONTRAST: Und wer wird gewinnen?
Rebellin: Über den Doyenne-Sieger im Februar zu spekulieren, halte ich für absolut überflüssig, eine fundierte Prognose wird nicht vor der Itzulia möglich sein. Wir müssen die als Vorbereitungsfahrten dienenden Rennen abwarten, die dortigen Geschehnisse werden Aufschluss geben über den Formstand und mitunter gar Ambitionen der in vielerlei Augen potentiellen Sieger, der momentan noch einen enorm großen Fahrerkreis umfasst. Paris-Nizza, Tirreno-Adriatico, das Critérium International und vorrangig die Vuelta al Pais Vasco sind solche Rennen, bei denen sich die Favoriten präsentieren werden und müssen.

KONTRAST: Welchen Vorbereitungsweg werden Sie einschlagen?
Rebellin: Wie ich mich letztendlich auf die Rennen präparieren werde, ist formabhängig, auch etwaige Verletzungen spielen selbstredend eine zentrale Rolle. Einen grob konzipierten Plan zur Rate ziehend, erwäge ich Starts bei Paris-Nizza, der Itzulia und wenigen kleineren Rennen; meine Vorbereitung ist mehr auf intensives und teleologisches Training ausgerichtet.

KONTRAST: Die Frühjahrs- und Herbstklassiker stehen seit jeher auf der Liste jener Rennen, die Sie gewinnen möchten. Im Vorjahrs schafften Sie gleich das Ardennen-Triple, mit das Größte, was ein Pedaleur Ihres Typus erreichen kann – welche Rennen stehen noch auf dieser Liste?
Rebellin: Die großen Eintagesrennen im Herbst reizen mich, von diesen habe ich bis dato noch keines gewonnen, und ein Traum wäre es, Weltmeister zu werden.

KONTRAST: Ein Wunsch, der Sie gar dazu verleitete, die Staatsbürgerschaft zu wechseln und Argentinier zu werden.
Rebellin: Das ist eine sehr komplexe Problematik; ich sah mir aufgrund des gegenwärtigen Auswahltrainer der italienischen Nationalmannschaft, Franco Ballerini, jedwede Chancen geraubt, noch in meiner wohl nicht mehr lange andauernden Karriere, nur den Hauch einer gleichberechtigten Möglichkeit zu erhalten, für Italien einen großen Titel einzufahren.

KONTRAST: Trotz Ihrer großartigen Leistungen im Frühjahr 2004 wurden Sie weder als Kapitän für die Olympischen Spiele in Athen, noch als solcher für die Weltmeisterschaften im eigenen Land, in Verona, die auf einem Ihnen entgegen kommenden Parcours ausgetragen wurden, berücksichtigt.
Rebellin: Ein persönliches Problem meinerseits ist die eminent starke Breite in unserem Land an Fahrertypen wie auch ich einer bin, stark an kurzen, aber steilen und daher diffizilen Steigungen, Paolo Bettini und Danilo di Luca sind lediglich die stärksten Exempel. Signore Ballerini hat sich seit jeher dafür ausgesprochen, stets mit einem eindeutig definierten Mannschaftsführer Weltmeisterschaften wie Olympiaden zu bestreiten. Schon im Jahre 2003 habe ich diese strikte Linie zu spüren bekommen, als Paolo Bettini, zugegebenermaßen berechtigterweise, den Vorrang erhielt – doch nach meinen Leistungen im Frühjahr 2004 habe ich fest mit dem Kapitänsamt in Athen kalkuliert, das mir jedoch abermals verwehrt blieb. Und nachdem sich Signore Ballerini durch Bettinis Sieg in seinen Maßnahmen bestätigt sah, war auch mir klar, dass ich unter diesem Nationaltrainer keinerlei Chancen mehr haben würde, jemals bei Weltmeisterschaften den Titel zu ergattern – die Gleichberechtigung tendiert gen Null.

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„Raubte mir jedwede Chancen“: Italiens Auswahlcoach Franco Ballerini.

KONTRAST: Im vergangenen Jahr verhinderten bürokratische Probleme einen Start für Argentinien, heuer ist der WM-Parcours auf Sprinter zugeschnitten, beruhen Ihre Hoffnungen auf 2006, wenn die Weltmeisterschaften in Salzburg gastieren?
Rebellin: Dass etliche Probleme sich 2004 zwischen mir und einen WM-Start stellten, war eine extrem bittere Erfahrung, ich war zutiefst resigniert, zumal die WM in meinem Geburtsland stattfand. In diesem Herbst das Weltmeisterleibchen zu erringen, mutet in der Tat höchst unwahrscheinlich an, dennoch werde ich es versuchen, das steht für mich außer Frage. Doch sind meine Hoffnungen in Salzburg freilich größer, die Strecke ist selektiver und weniger sprinterfreundlich, es ist ein Fernziel, dort Weltmeister zu werden, zum Abschluss meiner Karriere.

KONTRAST: Ziehen Sie ein Karriereende 2006, mit dann 35 Jahren, in Erwägung?
Rebellin: Das hängt von meiner Konkurrenzfähigkeit ab, obwohl 35 für einen Radsportler ein übliches Alter für das Karriereende ist. Wenn ich merke, dass ich zusehends chanceloser werde gegen die nachrückende Generation, ist eine Beendigung der Karriere zumeist die bessere Schlussfolgerung, als wenn man stur versucht, die nachlassende Kondition zu ignorieren und hofft, noch an alte Zeiten anzuknüpfen zu können. Doch so viel steht fest: Werde ich 2006 Weltmeister, werde ich mein Leibchen gewiss im kommenden Jahr noch einmal präsentieren wollen, vor allem den Italienern.

KONTRAST: Sie gehen jetzt in Ihr nunmehr viertes Gerolsteiner-Jahr, einer Mannschaft, bei der anfangs der erste große Star waren, bei der Sie Ihre größten Erfolge feierten, und bei der Sie sich sichtlich wohl zu fühlen scheinen.
Rebellin: In der Tat, als ich mich vor vier Jahren dazu entschied, ab 2002 bei Hans-Michael Holczer zu fahren, waren Mannschaft und Teamleitung noch unerfahren im Profigeschäft, seither hat Gerolsteiner eine fulminante Entwicklung genommen, und ich mit ihr. Ich bin reifer geworden, und ich war froh, dass ich dem Team mit meinen Siegen voriges Jahr das zurückgeben konnte, was sie mir gegeben hatten. Die Mannschaft ist jung und hat Zukunftspotential, längerfristig erscheint es nicht mehr illusorisch, dass wir T-Mobile, dem deutschen Radsport-Primus, den Rang ablaufen.

KONTRAST: Nun aber, zuguterletzt, Butter bei die Fische: Wer gewinnt das Amstel Gold, wer den Flèche Wallone, wer die Doyenne?
Rebellin: Ginge es nach mir, der gleiche, der sie schon im Vorjahr gewonnen hat. (grinst)

KONTRAST: Signore Rebellin, wir danken Ihnen für dieses ausführliche Gespräch.
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Alejandro V.
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Beitrag: # 304667Beitrag Alejandro V.
11.9.2005 - 16:59

[color=white][b][size=100]AUSGABE 6, MONTAG, 14. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 12: MEINUNGEN

Der Radsport verliert

Nach zweieinhalb Monaten haben sich die Organisatoren und die UCI endlich einigen können. Zweieinhalb Monate, in denen der Radsport verloren hat. Beinahe skrupellos war das Verhalten beider Parteien, ließen sie doch die Teams im Ungewissen , was im nächsten Jahr kommt. Durch den Streit wurden fantastische Leistungen, wie zum Beispiel der Triumph Damiano Cunegos bei der Lombardei-Rundfahrt, fast nicht beachtet.

Freilich waren auch die Gründe der Organisatoren fadenscheinig: Sie waren lediglich ein Deckmantel, um die wahren Interessen zu verschleiern. Es ging um nichts anderes als um Macht. Bestes Beispiel dafür ist die ASO: In der Vergangenheit zeichnete man sich bei der Tour de France nicht gerade durch sportlich faire, sondern eher patriotische und finanziell motivierte Einladungen aus. So zum Beispiel 2003, als man nicht den damals amtierenden Weltmeister Mario Cipollini und sein Domina Vacanze-Team einlud, sondern dem kleinem und sportlich nicht konkurrenzfähigem Team Jean Delatour den Vorzug gab. Die Quintessenz: die Flachetappen wurden nach Belieben von Alessandro Petacchi dominiert, da ihm kein fähiger Gegner Paroli bieten konnte. Der Verlierer: Der Radsport.

Gleichzeitig hält Hein Verbruggen an den 20 ProTour-Teams fest, was die Veranstalter zu Recht monieren. Eine große Rundfahrt kostet viel Geld, so dass neben 20 garantierten Teams kaum Spielraum für WildCards bleibt. Prominente Teams wie Barloworld oder Comunidad Valenciana müssen also auf das Wohlwollen der Veranstalter hoffen und können sich nur bedingt durch sportliche Leistungen empfehlen. Im Gegenzug sind Teams wie Bouygues Telecom oder T-Mobile kaum am Giro interessiert und werden wahrscheinlich unmotivierte Leistungen abliefern.Moralisch verwerflich ist jedoch, dass die Veranstalter dieses Argument auch aus finanziellen Gründen ins Feld führen: So ist nicht ganz zufällig Comunidad Valenciana einer der Sponsoren der Vuelta. Der Verlierer bleibt leider auch hier der Radsport.

Alejandro V.
Bill Simmons über den WAS-ATL-Trade: "There's only one silver lining: the chance that Bibby and Rashard Lewis will run their high screen in Washington and immediately get attacked by cadaver-sniffing dogs."

Artifex
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Beitrag: # 304995Beitrag Artifex
12.9.2005 - 12:56

[color=white][b][size=100]AUSGABE 6, MONTAG, 14. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 10: MEINUNGEN

EIN RUNDBLICK DURCH DIE (FACH)PRESSE
Das meinen die anderen

Le Parisien bewertete den Streit um Jan Ullrich folgendermaßen:
„Krach im Hause T-Mobile. Pevenage gegen Becker, Ullrich gegen Pevenage und mittendrin Tobias Steinhauser, der eine mittelschwere Katastrophe verhindert. Psycho-Krieg mit Blick nach Texas oder einfach nur schlechte Stimmung beim Rosa Riesen? Auf jeden Fall hat Jan Ullrich im Duell gegen Armstrong das erste Ausrufezeichen gesetzt, wenn auch – zum Glück – nur verbal.

Klare Worte fand auch der Houston Observer, auch wenn diese in eine andere Richtung gingen:
„Jan Ullrich schlägt einen neuen Weg der Vorbereitung ein. Bei den amateurhaften Einschüchterungsversuchen stößt Ullrich mit seinen Helfern auf Granit, Lance Armstrong ist nicht aus der Fassung zu bringen und trainiert weiter für die Tour, wo er die Antwort auf das unprofessionelle Verhalten Ullrichs geben will.“

In Italien beschäftigte man sich derweil mehr mit dem Auftreten des Ex-Landsmann Davide Rebellin - La Gazzetta dello Sport dazu:
El Gaucho Rebellin auf Siegerstraße. Erster Sieg im ersten ernsthaften Vorbereitungsrennen – was für ein Auftakt! Di Luca und vor allem Bettini nur mittelmäßig, Rebellin furios und rigoros im Kampf um den Sieg. Erste Runde im Duell der ehemaligen Konkurrenten im italienischen Nationalteam geht an den Mann aus San Bonifacio, Bettini und di Luca angeschlagen, Nationalteamchef Franco Ballerini stehend K.O.

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Beitrag: # 305331Beitrag Artifex
13.9.2005 - 14:11

[color=white][b][size=100]AUSGABE 6, MONTAG, 14. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 11: SCHLUSSSPURT

NACHGEHAKT BEI
Andrea Moletta

Bild

„Wetterfest und mannschaftsdienstlich“ lauten die entscheidenden Qualitäten des Neuzugangs. Der KONTRAST hakte nach: Wie sieht die Aufgabe des Neuen genau aus?

KONTRAST: Herr Moletta, im Winter empfahl sie Davide Rebellin bei der Gerolsteiner-Teamführung und postwendend wurden Sie unter Vertrag genommen. Jetzt, wo die ersten Wochen der Saison 2005 vergangen sind, wie ist Ihr Eindruck?
Moletta: Der Eindruck ist sehr gut. Ich bin heilfroh, dass ich dieses Schritt machen konnte, dass ich jetzt bei einem renommierten Rennstall in der ProTour fahren kann. Das war ein wichtiger Karriereschritt für mich, jetzt möchte ich Davide etwas zurückgeben.
KONTRAST: Wie wäre es mit einem Abendessen?
Moletta: Das würde wahrscheinlicht nicht ausreichen. Außerdem wird er sicher lieber alleine mit seiner Frau Essen gehen. Nein, im Ernst, ich glaube, dass ich Davide den größten Gefallen tue, wenn ich bei den Ardennenklassikern dabei bin und dort alles für ihn gebe.
KONTRAST: Sie wurden eigens für das Unternehmen Titelverteidigung in den Ardennen verpflichtet. Macht Sie diese Reduzierung Ihrer Person auf eine von insgesamt dreiundvierzig Rennwochen im Jahr stolz oder traurig?
Moletta: Nun, für viele Leute bin ich eben Davide Rebellins neuer Edelhelfer und nicht Andrea Moletta selbst. Aber gut, das ist mein Job, dafür wurde ich bei Gerolsteiner unter Vertrag genommen und ich werde mich über diese Situation sicher nicht beklagen.
KONTRAST: Warum denken Sie, können Sie Davide Rebellin entscheidend weiterhelfen?
Moletta: Ich konzentriere meine Saisonplanung voll und ganz auf diese Rennen und werde voll und ganz mit all meiner Kraft in den Beinen hinter ihm und seinem Ziel stehen.
KONTRAST: Die da lauten?
Moletta: Wir wollen die Titel verteidigen, ganz klar!

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JeremyAndrews
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Beitrag: # 305483Beitrag JeremyAndrews
13.9.2005 - 20:04

[color=white][b][size=100]AUSGABE 6, MONTAG, 14. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]

SEITE 11: SCHLUSSSPURT

UCI Ranglisten

CONTINENTAL-TOUR

Einzelwertung
1. Moises Aldape (PAN) 150
2. Erki Putsep (A2R) 110
3. Enrico Degano (TBL) 80
4. Emanuele Sella (PAN) 78
5. Ludovic Capelle (LAN) 58
6. Jeremy Hunt (MRB) 45
7. Mikhail Khalilov (LPR) 40
8. Ruben Bongiorno (PAN) 38
9. Aleksandr Usov (A2R) 29
10. Samuel Dumoulin (A2R) 27

Teamwertung
1. Ceramica Panaria - Navigare 284
2. AG2R Prévoyance 259
3. Team Barloworld - Valsir 87
4. Team L.P.R. 82
5. Landbouwkrediet - Colnago 78
6. Mr.Bookmaker.com - Sportstech 54
7. Acqua & Sapone - Adria Mobil 15
_. Chocolade Jacques - T-Interim 15
9. Naturino - Sapore di Mare 13
10. Agritubel 7

Da die ProTour erst am 6. März mit der Fernfahrt Paris-Nizza startet, liegt bislang von der Wertung der besten 20 Radsportteams noch keine Ergebnisse vor.
"If it doesn't matter who wins or loses, then why do they keep score?" (Vince Lombardi)

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Hoffi
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Beitrag: # 306039Beitrag Hoffi
15.9.2005 - 18:50

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Kim Kirchen
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Beitrag: # 306151Beitrag Kim Kirchen
16.9.2005 - 0:36

Mit dem Design und diesen Berichten könntet ihr wirklich ein "Sattlerei-Magazin" öffentlich publizieren! Ich ziehe mir eure Berichte immer sehr gerne rein ;)

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Hoffi
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Beitrag: # 306173Beitrag Hoffi
16.9.2005 - 8:42

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 2: AUS DEM INHALT

Überblick
SEITE 2: Aus dem Inhalt
SEITE 3: Editorial – Aus dem Hause
TITEL
SEITE 4: Porträt – Tom Boonen, 24, geht in sein viertes Profijahr – als Hoffnungsträger seines Landes mit bereits hochgesteckten Erwartungen
SERIE: RADSPORT-HISTORIE
SEITE 5: KONTRAST-Gespräch – Der Franzose Gilbert Duclos-Lasalle, zweimaliger Sieger von Paris-Roubaix, über seine Karriere sowie Vergangenheit und Zukunft des Radsports, insbesondere des französischen
DIE RENNEN DER WOCHE
SEITE 6: Ruta del Sol – Italienisch-spanischer Kampf in Andalusien
SEITE 7: Tour du Haut Var – Angriffslustige Bergstars lassen aufhorchen
SEITE 8: Trofeo Laigueglia – Schwach besetztes Sprinterfeld entscheidet das Ausscheidungsrennen
SEITE 9: Trofeo Luis Puig – Die Balearen-Mannschaft und ein sicher geglaubter Sieg
SEITE 10: Clasica Haribo – Drückende Favoriten-Dominanz
SEITE 11: Volta a Algarve – Belgischer Soloritt führt Entscheidung herbei
HINTERGRUND
SEITE 12: Auszeichnung – Der Fahrer der Woche
SEITE 13: Reportage – Der in Europa zumeist unbeachtet bleibende Radsport in Südamerika – und seine Eigenarten
SEITE 14: T-Mobile – Nach paradoxen Godefroot-Aussagen ist in Bonn eine hitzige, interne Diskussion entbrannt
SEITE 15: Interview der Woche – Im KONTRAST blickt Jens Heppner, 44, auf eine lange wie erfolgreiche Karriere als Teil der populären Telekom-Mannschaft zurück und spricht über das sich nähernde Ende seiner aktiven Laufbahn
SEITE 16: Meinungen – Der Radsport in Südamerika / Das meinen die Anderen
SEITE 17: Schlussspurt – Nachgehakt bei Claudio Corti / UCI-Ranglisten
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Artifex
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Beitrag: # 306385Beitrag Artifex
16.9.2005 - 20:56

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 3: EDITORIAL

Aus dem Hause

Premiere Die siebte Ausgabe des KONTRASTs bringt eine Premiere mit sich: Zum ersten Mal gibt es keine Veränderungen in der Redaktion, alles ist beim alten, wollen wir hoffen, dass der bisher fast schon obligatorische erste Absatz fortan andere Themen umschreibt.

Mehr Inhalt Die sich nun einstellende Kontinuität in der Redaktion gibt uns die Möglichkeit, den Umfang etwas zu steigern. So umfasst diese siebte Ausgabe siebzehn Seiten, das ist bisheriger Rekord.
Zu verdanken ist das sicherlich auch den sechs Rennveranstaltungen der Woche, zu denen unsere Redakteure nach Frankreich, Spanien, Portugal und Belgien ausflogen.

Jung und Alt Für mehr Lesestoff sorgt jedoch der Neuling im KONTRAST, das Fahrerporträt, das ab sofort jede zweite Woche erscheinen wird. Für das erste Porträt reisten wir nach Belgien in das kleine Städtchen Balen und besuchten die Belgiens neue Radsporthoffnung: Tom Boonen.
Typisch für unser Magazin steht Boonen im Kontrast zu dem Interviewpartner Jens Heppner, der im Interview der Woche über seine lange Karriere und das baldige Ende spricht.

Tristesse in Frankreich? Und während Belgien einen Tom Boonen und diverse Künstler für die Kopfsteinpflasterrennen hat, steht der große Nachbar Frankreich nach den Karriereenden von Richard Virenque und Laurent Jalabert mit ziemlich leeren Händen da. Über diese Problematik äußerte sich auch Gilbert Duclos-Lasalle, einstiger französischer Nationalheld, im Gespräch mit Hans Fuchs.

Radsport in Südamerika Ein interessantes Thema, bei dem fast jeder Fan noch etwas lernen kann, ist der Radsport in Südamerika. Während die Radsport-Stars aus Europa oder Südamerika kommen, ist Südamerika immer noch von den fußballerischen Qualitäten Brasiliens und Argentinien eingenommen, dabei gibt es, vor allem in Kolumbien, auch hier gute Radprofis. Alejandro V. wird in seiner Reportage versuchen, Ihnen den Radsport aus Südamerika näher zu bringen.

Wir wünschen viel Spaß!

Artifex
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Beitrag: # 306506Beitrag Artifex
17.9.2005 - 11:05

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005 [/size][/b][/color]
SEITE 4: PORTRÄT

TOM BOONEN
Belgiens Zukunft

Tom Boonen verkörpert den Superstar schlechthin: Jung, erfolgreich, verehrt von den Fans, geschätzt von den Medien. Zudem ist Boonen die Hoffnung einer ganzen Nation. Der KONTRAST stellt ihn in einem Porträt vor.

Bild
Jungstar Tom Boonen in gewohnter Siegerpose

Wenn nächste Woche das Omloop Het Volk und Kuurne-Brüssel-Kuurne stattfindet, startet die Zeit der Frühjahrsklassiker, jener Rennen, die durch das kompromisslose Kopfsteinpflaster und das eisige flämische Frühjahrswetter schon aus etlichen Radprofis Helden machten.

Irgendwo zwischen diesen beiden Gruppen von Radfahrern – den Helden und „normalen“ Radprofis - liegt Tom Boonen, der unlängst über den Status des „jungen Talentes“ hinaus ist und nicht nur in seiner Heimat Belgien zu den beliebtesten Fahrern unter den Radprofis zählt. Beliebt ist er, keine Frage, bringt der mit 192cm Körpergröße hochgewachsene Boonen doch alles mit, was ein Publikumsliebling braucht.
Modisch gekleidet und auffällig frisiert, stets freundlich in Interviews und bei Autogrammstunden erfreut sich der gelernte Autotechniker bei Jung und Alt großer Beliebtheit, ist Liebling aller Schwiegermütter und Mädchenschwarm zugleich. Doch passt ein solcher Typ überhaupt zu Paris-Roubaix, dem härtesten Eintagesrennen der Welt?

Die Antwort gibt Boonen uns, als wir ihn in seiner Heimat im schönen Balen in Belgien besuchen: „Natürlich! Schließlich bin ich auf dem Rad und in meinem Privatleben ein anderer Mensch, als ich von den Medien dargestellt werde.“ Führt Tom Boonen also eine Art Doppelleben? „Nein, tue ich nicht“, stellt er klar. „Ich bin normalerweise ein netter Mensch und das zeige ich auch in der Öffentlichkeit. Ich kann aber auch laut und ungemütlich werden, nur lass ich das dann nicht an den Journalisten oder meinen Fans aus.“ Entsteht so also das etwas verschwommene Bild des Sonnyboys Boonen, der keiner Fliege etwas zu leide tun kann und dessen Mundwinkel stets ein Lächeln umspielt? „Gut möglich“, heißt es kurz und knapp und voller Desinteresse, dann kehrt Boonen selbst zum eigentlichen Thema, dem Sport, zurück: „Auf jeden Fall bin ich bereit für Paris-Roubaix. Ich habe mich dieses Jahr sehr konzentriert darauf vorbereitet. Vielleicht kann ich ja am Ende beweisen, dass es auch bei Paris-Roubaix zum größten Teil auf die Fähigkeiten auf dem Rad und nicht auf den Charakter ankommt!“ Der Seitenhieb auf Boonens Kritiker, die dem Belgier nicht die entscheidende Härte zutrauen, ist unverkennbar. „Ich bin kein Schönwetterfahrer und meine Rennhärte ist auch mehr als ausreichend“, stellt Boonen klar und zeigt uns wie zum Beweis einen in Klarsichtfolie aufgehobenen Zeitungsartikel über Paris-Roubaix 2002.

Bild
Boonen stand bereits 2002 bei Paris-Roubaix auf dem Podium

Damals startete Boonen als Neo-Profi von Null auf Hundert. Nachdem er in einigen Juniorenrennen – unter anderem auch auf Kopfsteinpflaster - Aufmerksamkeit erregte, wurde er von dem amerikanischen Rennstall US Postal unter Vertrag genommen, erhielt bei Paris-Roubaix freie Fahrt als Ausreißer und fuhr „das Rennen seines Lebens “, so Boonen heute. Recht hat er auch in dieser Hinsicht, es war das Rennen seines Lebens, sowohl in sportlicher Hinsicht, denn der 220 Kilometer lange Ritt, den Boonen auf einem famosen dritten Platz belegte, bescherte dem jungen Belgier einen Vertrag bei Quick Step, wo man in Boonen den Nachfolger von Johan Museeuw sah.


To be continued

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Ludewig
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Beitrag: # 306677Beitrag Ludewig
17.9.2005 - 17:20

Für das Boonen-Portait gibts eine 1+ mit Sternchen.
(nicht nur wegen des Fotos von 2002)
Dafür ist Ludewig menschlich groß.

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Beitrag: # 306752Beitrag Artifex
17.9.2005 - 20:31

Teil 2

Und schon im nächsten Jahr erreichte Boonen das Velodrom von Paris-Roubaix vor dem Altmeister, auch wenn er mit dem dreiundzwanzigsten Platz sicher nicht alle Erwartungen an sich selbst, an „Belgiens neue Radsporthoffung“, erfüllen konnte. Couragierte Auftritte bei der Vuelta a Espana nährten jedoch die Hoffnungen, dass Boonen sich auch in seiner Endschnelligkeit noch weiter entwickeln könnte.
„Ich erinnere mich noch sehr gut an das Ende des Jahres von 2003. Ich war mit meiner Leistung trotz der ordentlichen Vuelta nicht sehr zufrieden und das Team auch nicht“, schwelgt Boonen in Erinnerungen. Die Vertragsverlängerung stand in den Sternen, letztendlich entschied sich Teamchef Patrick Lefévre für eine Verlängerung um ein weiteres Jahr. „Der Winter war die reinste Hölle. Ich bin hierher nach Balen gezogen und habe sehr viel alleine trainiert, ich wollte unbedingt zeigen, was in mir steckt. Eine solch ungewisse Situation wie 2003 wollte ich nie wieder erleben, deshalb trainierte ich fast den ganzen Winter durch“, erklärt Boonen seinen Trainingsfleiß, der sich schon früh in der Saison 2004 bezahlt machte.

Bild
Erleichterung am Ende der Saison 2003

Schon bei dem Saisonauftakt, der Tour Down Under 2004, konnte Boonen durch den Gewinn der Nachwuchswertung überzeugen. Und auch bei der Tour du Katar und der Ruta del Sol errang er Etappensiege und präsentierte sich fast das gesamte Frühjahr über in Topform. Ende März errang er dann endlich seine ersten Siege: Der E3 Prijs Vlaandern, der Grote Scheldeprijs und auch das renommierte Rennen von Gent bis Welvegem wurden innerhalb von drei Wochen gewonnen. Bei Paris-Roubaix wurde er schließlich – wie auch alle anderen Favoriten – vom Schweden Magnus Backstedt überrascht, doch auch das konnte der Form und der Mal Tom Boonens nichts anhaben. Ganz im Gegenteil: Nachdem er die Tour de Picardie nach Belieben dominierte und auch bei anderen Etappenrennen Tagessiege gesammelt hatte, feierte er bei der Tour de France den größten Erfolg seiner Karriere. Er erfüllte sich einen Kindheitstraum: den Etappensieg auf der Champs-Elysées.


Bild
Sieg auf der Champs-Elysées – Boonen bei der Tour 2004

„Das war wirklichst das Größte, der helle Wahnsinn“, sagt Boonen und findet auch hier in einer Schublade in einem rustikalen Sekretär einen Zeitungsausschnitt, der belgischen Tageszeitung „La dernière heure“, die Boonen als „neuen Helden der Nation“ umschreibt. Wir haken nach, was es mit dem Sammeln der Zeitungsartikel auf sich hat. Boonens Antwort: „Ein Laster, das ich mir von meiner Mutter angewöhnt habe. Früher hat sie immer Zeitungsartikel von historischen Ereignissen ausgeschnitten und aufbewahrt“, beginnt er zu erzählen. „Und ich hielt meine Unterschrift bei US Postal für ein historisches Ereignis und habe die Kurzmeldung damals aufbewahrt. Heute ist es für mich eine große Freude, mir die ganzen Artikel durchzulesen“, erklärt Boonen und zeigt uns mit vor Stolz glänzenden Augen auch seinen Trophäenschrank. Als ob er unsere Gedanken erraten könnte, fügt er sogleich hinzu: „Man könnte meinen, dass ich arrogant bin, wenn man all diese Erinnerungen an frühere Erfolge sieht, aber das ist einfach mein Stolz. Ich versuche die schönen Momente in meiner Laufbahn aufrecht zu erhalten“, sagt Boonen und erklärt auf die Schublade deutend, dass er bereits weitere Klarsichtfolien aufbewahrt habe, für „hoffentlich viele schöne Siege in der neuen Saison“. Auf die Frage hin, ob es für Paris-Roubaix eine besondere Folie gäbe, schüttelt Boonen lachend den Kopf. Verwunderlich wäre es nicht gewesen, denn Tom Boonen ist überraschender und facettenreicher, als man es sich vorstellt.

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Hoffi
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Beitrag: # 306872Beitrag Hoffi
18.9.2005 - 11:22

[color=white][b][size=100]AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 4: RADSPORT-HISTORIE

GILBERT DUCLOS-LASSALLE – WIE EIN GUTER WEIN
„Ich wusste, dass Paris-Roubaix mein Rennen ist“

Der KONTRAST sprach mit dem zweimaligen Sieger der Hölle des Nordens über seine Erinnerungen bei der Königin der Klassiker.

Von HansFuchs

KONTRAST: Herr Duclos-Lassalle, vor 12 Jahren gelang Ihnen ihr größter Karriereerfolg, der Sieg bei Paris – Roubaix. Welche Erinnerungen haben Sie noch daran?
Duclos-Lassalle: Das war damals ein Biegen und Brechen mit Franco Ballerini und mir. Wir fuhren zu zweit ins Velodrom ein und lieferten uns ein packendes Duell auf der Zielgeraden. Schließlich hatte ich um ein paar Millimeter die Nase vorn. Es war ein erstaunliches Gefühl ein zweites Mal bei Paris-Roubaix zu triumphieren. Ich habe diesen Erfolg erst Jahre später realisieren können, als die französische Presse mich als letzten Helden der feierte.
KONTRAST: Sie gelten damit zweifelsohne als einer der Legenden der Hölle des Nordens.
Duclos-Lassalle: Nun ja, Merckx war eine Legende. de Vlaeminck, Moser und Museeuw, aber ich mit meinen zwei Erfolgen sehe mich da eher als ein Nebendarsteller.

Bild
Laurent und Gilbert - die große Vergangenheit in Frankreich

KONTRAST: Aber Sie haben als einziger Franzose Paris-Roubaix zweimal gewinnen können.
Duclos-Lassalle: Das liegt vielleicht daran, dass die meisten Franzosen zu meiner Zeit lieber bei den Rennen im Süden an den Start gingen. Da hatte ich sicher einen kleinen Vorteil. Nichts desto trotz bin ich stolz, dass mir diese Ehre zu Teil wird.
KONTRAST: Um dieses Rennen zu gewinnen benötigt man einiges an Härte, Cleverniss und in erster Linie Erfahrung. Alles das erreichte bei Ihnen erst am Ende ihrer Karriere den Höhepunkt.
Duclos-Lassalle: Ja, bei mir war es wie bei einem guten Wein. Je älter, desto besser. Gerade bei solchen klassischen Rennen sind diese Fähigkeiten unerlässlich und spielen eine große Rolle. Auch eine gute Streckenkenntnis, die ich mir im Laufe der Jahre angeignet habe, half mir ebenfalls.

KONTRAST: Bei ihrem ersten Auftritt 1980 in Roubaix zerstörte ein Sturz aufgrund eines platten Reifen alle Sieghoffnungen.
Duclos-Lassalle: Ich wurde ja noch Zweiter. Das war mein drittes Profijahr, als ich auch bei Paris-Nizza erfolgreich war. Ich sollte bei Paris-Roubaix damals Francesco Moser, der zweimal in Folge gewonnen hatte, bewachen und einen Sieg dritten Sieg des Italieners verhindern. Das Rennen verlief für mich so gut, dass wir beide allein an der Spitze lagen. Kurz vor dem Ziel stürzte ich und Moser gewann das Rennen ungefährdet. Für mich war das natürlich ärgerlich, aber ab diesem Moment wusste ich, dass Paris-Roubaix einmal mein Rennen werden sollte.
KONTRAST: Das wurde es, ohne Frage. Neben Paris-Roubaix und Paris-Nizza waren sie auch bei Bordeaux-Paris 1983, damals genau 588 km lang, erfolgreich. Sie gewann das Rennen im Stile eines „Baroudeurs“, als Solist nach kilometerlanger Flucht. Stellt die Streckenlänge eine zusätzliche Schwierigkeit dar?
Duclos-Lassalle: Natürlich. Das Rennen ist fast doppelt so lang wie andere Klassiker gewesen. So war es immer eine besondere Herausforderung für mich. Der Sieg bei diesem Rennen war ein großer Kampf gegen den eigenen Körper, entschädigte aber für sehr vieles. Dieses Rennen war ein Mythos und brachte alle Fahrer an den Rand der totalen körperlichen Erschöpfung. Ein Erlebnis, allemal.
KONTRAST: Neben diesen Erfolgen bei kleineren Rennen in Frankreich, blieb ihn jedoch immer ein Erfolg bei der Tour de France verwehrt.

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Sauber kommt man nicht durch die Hölle - Gilbert Duclos-Lassalle

Duclos-Lassalle: Das ist richtig. Meine Priorität lag fast jedes Jahr auf den Rennen im Frühjahr mit Paris-Roubaix und der Flandern Rundfahrt. Die Auftritte in Frankreich waren selten von Erfolg gekrönt. Meine beste Platzierung war der 28. Platz, aber ich habe auch oft aufgeben müssen.
KONTRAST: Wenn Sie auf ihre Karriere zurückblicken, mit welchen drei Worten würde Sie ihre Laufbahn zusammenfassen?
Duclos-Lassalle: Fleißig, ehrgeizig, schwerfällig.
KONTRAST: Der französische Radsport steckt in einer Krise. Der vielversprechende Nachwuchs fehlt. Welche Perspektiven sehen Sie?
Duclos-Lassalle: Viele Experten betreiben zuviel Schwarzmalerei. Es gibt einige Talente in Frankreich, die den Sprung schaffen können einmal große Rennen zu gewinnen. Man sollte den jungen Leuten mehr Zeit geben und Sie ihn Ruhe entwickeln. Rom hat man schließlich auch nicht in einem Tag gebaut.
KONTRAST: Ihr Sohn Hervé wäre das ein möglicher Kandidat?
Duclos-Lassalle: Potential hat er allemal und bei Cofidis hat er einen kompetenten sportlichen Leiter an seiner Seite, der ihm genügend Zeit geben wird, um sein Talent zu entfalten.
KONTRAST: Welche Chance geben Sie dem Radsport in seiner Entwicklung in den nächsten 20 Jahren?
Duclos-Lassalle:Das Modellbild eines mit Mikrochips ausgerüsteten Radprofi mit Navigationssystem und Düsenantrieb wird es hoffentlich nicht geben.
KONTRAST: Vielen Dank für dieses Gespräch.
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Hoffi
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Beitrag: # 307322Beitrag Hoffi
19.9.2005 - 22:01

[color=white][b][size=100] AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 6: DIE RENNEN DER WOCHE

RUTA DEL SOL
Das Ende einer Serie

Während ein Italiener die seit 1998 lediglich einmal unterbrochene spanische Siegesserie beendet, präsentieren sich die zwei Jungstars Valverde und Boonen in starker Verfassung.

Sämtliche Experten und Favoriten, darunter auch Paolo Bettini und Alejandro Valverde, hatten es im Vorfeld der Ruta del Sol einhellig prognostiziert, und es sollte sich bewahrheiten: Das Klassement der Rundfahrt wird auf der dritten Etappe konstruiert, wenn nicht gar gänzlich entschieden, einer Bergankunft auf dem 1185 Meter hoch gelegenen Alto Virgen de la Sierra, dem einzigen ausreichend schweren Tagesabschnitt der Rundfahrt, um eine Selektion herbeizuführen. Die restlichen vier Etappen, so die weit verbreitete Meinung, würden die bergfesten Sprinter unter sich aus machen.

Doch wer der Rundfahrt seinen Stempel aufdrücken sollte, waren weder die Sprinter noch die Klassement-Favoriten, sondern die Ausreißer – denn sie entschieden nicht nur zwei Etappen, darunter die Königsetappe, sondern auch die Gesamtwertung. Eine fünfköpfige Fluchtgruppe war dem Feld auf der 3. Etappe, jener entscheidenden, die auf dem Alto Virgen de la Sierra endete, dem Peloton entronnen; Daniele Nardello (T-Mobile), Jens Renders (Mr. Bookmaker), Raul Garcia (Relax), Marco Pinotti (Saunier Duval) und Antonio Berasategui (Kaiku) sollten sich am Schlussanstieg als die stärksten Akteure dieser Kopfgruppe entpuppen – mit Renders als Tagessieger und Nardello als neuen Gesamtführenden.

Bild
Geschlagener, aber kämpfender Favorit: Alejandro Valverde.

Die Gruppe profitierte jedoch vom Unglück und Missgeschick des bis dahin erfolgreich verfolgenden Feldes, in dem sich unmittelbar vor der Schlussansteigung ein böser Massensturz ereignete, der mehr als 50 Fahrer zu Boden riss – und durch den der zuvor von Valverdes Illes-Balears-Mannschaft kontinuierlich dezimierte Rückstand prompt auf mehr als acht Minuten anwuchs. Obschon sich die Favoritenschar im letzten Anstieg redlich mühte, die Ausgerissenen erreichten sie nicht mehr, 52 Sekunden später trudelte eine 14-köpfige, von Valverde und Bettini angeführte Gruppe im Ziel ein. Die Favoriten schienen geschlagen.

Aufgegeben hatte Valverde dennoch nicht, für die Niederlage am wohl entscheidenden Tag wollte er sich auf der Schlussetappe revanchieren, und so mutierten drei Bergwertungen, denen manch Fahrer wohl zum Opfer gefallen, für eine große Selektion jedoch nicht schwer genug gewesen wären, zu astronomischen Hürden. Der scharfen Tempoarbeit der Balearen konnten lediglich 33 Fahrer widerstehen, die das Ziel in Almería mit der Kopfgruppe erreichten. Und zumindest einen Teilerfolg hatten Valverde und Co. erzielt: Renders, Garcia, Pinotti und Berasategui wurden um Minuten distanziert und fielen aus den vorderen Sphären des Klassements heraus – einzig Nardello, offenbar beflügelt durch sein Leaderjersey, kämpfte sich im Feld ins Ziel und wurde mit dem Gesamtsieg prämiert, 1:09 Minuten vor den zeitgleichen Valverde, Bettini und Horner.

Bild
Strahlender Sieger: Daniele Nardello.

Zuvor hatte sich den Tagessieg auf der letzten Etappe im Sprint der 33-köpfigen Gruppe Javier Benitez aus der Relax-Mannschaft gesichert, der sich auf dem 1. und 4. Tagesabschnitt, als die Etappe im Massensprint mündete, als ärgster Konkurrent des dominierenden Tom Boonen herausstellte. Der Belgier gewann die 1. wie die 4. Etappe im Massenspurt und feierte einen durchweg überzeugenden Saisonauftakt – im Gegensatz zu einem weiteren Top-Sprinter, Weltmeister Oscar Freire, der meistenteils blass wie stumm blieb –, der seine Miene sogleich erhellen ließ.

„Nach einem harten Winter bin ich erleichtert, dass sich meine Arbeit im Rennen widerspiegelt“, sagte Boonen, der ebenso wie Valverde vor einer Saison steht, in der die Erwartungen hoch gesteckt, die Erfahrungen aber noch gering sind. Ein allerdings kaum relevanter Faktor, wie auch Valverde findet, „denn wichtiger sind gute Beine sowie Form, und dass die Voraussetzungen heuer für beides bei mir stimmen, habe ich in Andalusien nachgewiesen“.

Resultate
Gesamtwertung
1 Daniele Nardello (TMO) 18:18:09
2 Alejandro Valverde (IBA) + 1:09
3 Paolo Bettini (QST) gl. Zeit
4 Chris Horner (SDV) gl. Zeit
5 Javier Pascual Rodriguez (ECV) gl. Zeit
6 Pablo Lastras (IBA) gl. Zeit
7 Matthias Kessler (TMO) gl. Zeit
8 Samuel Sanchez Gonzalez (EUS) gl. Zeit
9 Pieter Weening (RAB) gl. Zeit
10 Cadel Evans (DVL) gl. Zeit

1. Etappe
1 Tom Boonen (QST) 3:41:59
2 Javier Benítez (REF) gl. Zeit
3 Oscar Freire (RAB) gl. Zeit
4 Wouter Van Mechelen (JAC) gl. Zeit
5 Wesley Van Speybroeck (JAC) gl. Zeit

2. Etappe
1 Julien Laidoun (MRB) 4:04:04
2 Viatcheslav Ekimov (DSC) gl. Zeit
3 Gustav Larsson (FAS) gl. Zeit
4 Frederik Willems (JAC) gl. Zeit
5 Tom Boonen (QST) + 1:35

3. Etappe
1 Jens Renders (MRB) 3:11:28
2 Daniele Nardello (TMO) gl. Zeit
3 Raul Garcia (REF) gl. Zeit
4 Marco Pinotti (SDV) gl. Zeit
5 Antonio Berasategui (KAI) gl. Zeit

4. Etappe
1 Tom Boonen (QST) 3:20:53
2 Wouter Van Mechelen (JAC) gl. Zeit
3 Javier Benítez (REF) gl. Zeit
4 Pedro Horrillo (RAB) gl. Zeit
5 Oscar Freire (RAB) gl. Zeit

5. Etappe
1 Javier Benítez (REF) 3:58:25
2 Oscar Freire (RAB) gl. Zeit
3 Steffen Wesemann (TMO) gl. Zeit
4 Cristian Moreni (QST) gl. Zeit
5 Leon Van Bon (DVL) gl. Zeit
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Hoffi
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Beitrag: # 307667Beitrag Hoffi
21.9.2005 - 15:13

[color=white][b][size=100] AUSGABE 7, MONTAG, 21. FEBRUAR 2005[/size][/b][/color]
SEITE 7: DIE RENNEN DER WOCHE

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Giuliano Figueras war nicht nur Stärkster der italienischen Fraktion.

TOUR DU HAUT VAR
Italienische Qualität

Die Italiener ragen aus einem für französische Verhältnisse erneut unüblich starken Starterfeld heraus und diktieren, ähnlich wie bei heimischen Rennen, das Geschehen in Südfrankreich.

In Draguignan hatten die Organisatoren der 38. Version der Tour du Haut Var, einem hügeligen Eintagesrennen über in diesem Jahr 181 Kilometer, mit dem Schlimmstern rechnen müssen. Schon Anfang Januar hatten Davide Rebellin und Paolo Bettini, die beiden großen Stars des Halbklassiker der letzten beiden Jahre, der Organisation abgesagt, da beide das Rennen nicht in die Saisonplanung integrieren könnten. Auch die Tour du Haut Var, die sich jüngst stets aus der breiten Masse französischer Eintagesrennen aufgrund ihres international hochkarätig besetzten Starterfeldes hatte hervorheben können, drohte, zu einem alltäglichen Klassiker degradiert zu werden.

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Agierte ebenfalls offensiv: Santiago Botero.

Erst als anstelle von Bettini und Rebellin andere Italiener die Qualität des Feldes aufwerteten, konnten auch die Organisatoren wieder Optimismus versprühen: Dario Frigo (Fassa Bortolo), Stefano Garzelli (Vini Caldirola), Giuliano Figueras (Lampre) oder auch Santiago Botero (Phonak) entschieden sich kurzfristig zu einem Start in Südfrankreich – und diktierten wenig später das Geschehen auf dem hügeligen Parcours rund um Draguignan.

Dabei war es in Frankreichs neuer Hoffnung Thomas Voeckler (Bouygues Telecom), Landesmeister, ein Lokalmatador, der die Phase der Entscheidung mit einer beherzten Attacke am Côte des Tuilières, einer kurzen, steilen Steigung, der drittletzten des Tages, 35 Kilometer vor dem Ziel, offiziell eröffnete. Und weil eine stark wirkende Liquigas-Mannschaft um Kapitän Garzelli prompt nachsetzte, wurde das Peloton ruckartig auseinander gerissen.

Am kurz darauf folgenden, nicht minder steilen Anstieg war es denn auch die italienische Fraktion, die etliche Angriffe platzierte, woraus eine dreiköpfige Spitzengruppe um Frigo, Garzelli und Nocentini resultierte, die sich mit wenigen Sekunden Vorsprung über die letzte Kuppe, 17 Kilometer vor dem Ziel, vor einer fünf Fahrer umfassenden Verfolgergruppe retten konnte – die mit den Spitzenreiter jedoch noch auf der Abfahrt wieder verschmolz.

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Bestplatzierter Lokalmatador: Thomas Voeckler.

Mangels Attacken auf dem kurzen Flachstück nach der Abfahrt folgte in Draguignan ein Sprint, den Giuliano Figueras mit hauchdünnem Vorsprung auf Santiago Botero gewann, und sich somit auf dem Podest, dessen dritten freien Platz der Südafrikaner David George von Barloworld belegte, feiern lassen konnte. „Dieser Sieg war ein Sieg für die Moral und das Selbstbewusstsein, in Italien ist es ungemein schwer, sich als Klassikerspezialist in der absoluten Elite zu behaupten. Triumphe gegen populäre Fahrer wie Garzelli oder Frigo tun mithin gut“, sagte Figueras zufrieden.

Auch Santiago Botero sprach von „einem guten Weg, den eine solche Leistung im Hinblick auf die großen Saisonhöhepunkte ebnet“, während Thomas Voeckler, als Sechster ebenfalls Mitglied der Spitzengruppe, sein Rennen lakonisch kommentierte: „Zumindest habe ich es versucht.“ Aber dennoch nicht gewonnen; anders die Tour du Haut Var selbst, wegen des Starterfeldes.

Resultate
1 Giuliano Figueras (LAM) 4:25:04
2 Santiago Botero (PHO) gl. Zeit
3 David George (TBL) gl. Zeit
4 Jure Zrimsek (ASA) gl. Zeit
5 Rubens Bertogliati (SDV) gl. Zeit
6 Thomas Voeckler (BTL) gl. Zeit
7 Rinaldo Nocentini (ASA) gl. Zeit
8 Dario Frigo (FAS) gl. Zeit
9 Stefano Garzelli (LIQ) gl. Zeit
10 Juan Miguel Mercado (QST) + 0:31
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